Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Was ist nur los?


von Holger M. (holgi77)


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Hallo zusammen!

Irgendwie komme ich (Baujahr 77) immer mehr ins grübeln, was ich machen 
soll.

Ich bin in meinem Job absolut unglücklich.
Jetzt werden viele denken: "normal", aber ich kann und will es einfach 
nicht hinnehmen. Wenn es mal eine Gehaltserhöhung gibt ist man 1 Woche 
glücklich, aber langfristig glücklich macht mich das nicht (Gehalt 
kompensiert nicht einen schlechten Job).

Oberflächlich betrachtet geht es mir gut: Ich habe ein Frau, Kind und 
Haus, und ein Einkommen von dem ich nicht am Existenzminimum leben muss. 
Meine Sorgen sind wahrscheinlich für viele hier Luxussorgen, darüber bin 
ich mir bewußt.

Nachdem ich einen anspruchsvollen Job im Ausland mit sehr viel 
Perspektive hatte und ihn aus familiären Gründen mit 1-2 tränenden Augen 
aufgeben musste, arbeite ich wieder in Deutschland als 
Entwicklungsingenieur in einem Industrieunternehmen. Dort hat man einen 
sehr sicheren Job, aber keinerlei "technische" Aufstiegschancen. Das 
Arbeitsumfeld ist grau und konservativ und viele machen absolut nur 
Dienst nach Vorschrift.

Als "Sicherheitsliebender Deutscher" ist es auf der einen Seite ideal, 
aber ich kann mir nicht vorstellen in einem Innovationsfeindlichen 
Umfeld alt zu werden, da ich selber nicht so werden will.

Ich frage mich aber, ob es den Job, den ich suche überhaupt gibt.

Zu meiner Person:
"Meine Arbeit ist mein Hobby". Neben meiner mir aufgetragener Arbeit 
liebe ich es Dinge zu verbessern und innovativ zu arbeiten. Das hat mir 
in meinem Firmenumfeld schon einige Patent eingebracht (echt neuartige, 
keinen Schrott) und ich konnte einige Produkte (trotz Gegenwind) schon 
oft deutlich verbessern.
Teils habe ich mit neuen technischen Ansätzen Jahrelang bestehende 
grundlegende Probleme mit relativ einfachen (aber kreativen) technischen 
Ansätzen beseitigt.
Ich bekomme auch oft von meinem direkten Vorgesetzten und Kollegen 
Anerkennung zu spüren.

Oft arbeite ich übrigens auch noch abends zuhause an meinen Ideen und 
technischen Problemen, bringe mir autodidaktisch neue Sachen bei, die 
mich wieder weiterbringen, simuliere noch mal eben etwas, programmiere 
was, baue ne Testschaltung auf, ... (und das unglaublicherweise auf eine 
Art und Weise, das ich meine Tochter aufwachsen sehe und an ihrem Leben 
aktiv teilhabe).

Aber prinzipiell habe ich den Eindruck, dass ich in dem momentanen 
Unternehmen mein Leben lang als Entwicklungsingenieur arbeiten würde, 
weil ich einfach ein "zu guter Entwickler" bin... So etwas hat mein Chef 
mir auch schonmal angedeutet (aber nicht explizit ausgesprochen).
Ja, das mag jetzt überheblich klingen und normalerweise stelle ich mein 
Licht SEHR TIEF unter den Scheffel, das machen aber sowieso zu viele 
technisch begabte Leute...

Ich werde auch oft zugemüllt mit Arbeit, weil ich sie gerne und gut 
erledige, kein Nein-Sager bin und oft, weil ich der einzige bin, der in 
gewissen technischen Bereichen etwas gemacht hat, oder tools entwickelt 
hat die kein anderer hat, oder testaufbauten, oder ...
Irgendwie schön auf der einen Seite (Anerkennung), aber auf der anderen 
kein Zustand den man dauerhaft haben will (fühl mich oft kurz vor dem 
burnout syndrom und sitz auch sehr selten mal zitternd morgens am 
Schreibtisch wenn mir bewußt wird was ich noch alles zu tun hab).

Ich werde auch oft wütend, wenn ich mitbekomme wie Kollegen, die einfach 
nur gut quatschen können, aber sonst nichts drauf haben sich 
ungerechtigt in den Vordergrund drängen -oft mit Erfolg-.

Warum schreib ich hier überhaupt so einen komischen Mist....

...weil ich mich gerade beschissen fühle!!

Oft ist es schon schwer darüber klar zu werden, was man will, aber ich 
denke ich habe es nach einigen Monaten nachdenken für mich schon 
definieren können:

- Freiraum: Ich möchte eigene Ideen verwirklichen können. Das geht in 
meinem momentanen Job nur parallel zur Projektarbeit. Für eine solche 
bin ich aber echt nicht wirklich geschaffen. Wie gesagt: Ich arbeite 
innovativ, aber dennoch zielstrebig und ergebnisorientiert! Schön 
wäre es auch Unterstützung zu erfahren in Form von Mitarbeitern die man 
selbst lenken kann, o.ä.. Achja, ganz wichtig: Ich bin übrigens kein 
"Entwicklungsautist", ich spreche mit anderen Leuten :-)

- Eine PERSPEKTIVE. Als guter Ingenieur müssen mir Aufstiegschancen 
geboten werden. Das muss keine perfekte und von Anfang an geplante 
Laufbahn sein. Ich möchte kein Abteilungsleiter werden. Ich möchte kein 
CTO einer großen Firma werden (der einer kleinen aber hingegen schon). 
Ich möchte nur nicht das Gefühl haben als kleines Blatt in der 
Firmenhierachie zu verkümmern bis ich alt bin. Ich liebe es technisch zu 
arbeiten und deswegen habe ich überhaupt studiert. Ich liebe es 
FORDERNDE und neuartige Aufgaben zu bekommen oder mir diese selbst zu 
suchen und zu definieren.

- Ich möchte "etwas reißen können". Evtl. muss ich einfach in einer 
Jungen Firma anfangen? Ich stelle es mir z.B. traumhaft vor in einem 
Startupunternehmen zu arbeiten. Ich bin noch relativ jung, bringe sehr 
viel Enthusiasmus mit, habe aber auch schon jahrelange Erfahrung auf die 
ich zurückgereifen kann. Zudem ein SEHR breites Erfahrungsgebiet in fast 
allem was E-Technik und Informatik so mit sich bringt (sogar noch "old 
school Analogelektronik").

- UMFELD: Ich brauche ein stimulierendes Umfeld. Kein grauer Altag. 
Motivierte Arbeitskollegen. Eine Firma die den Mitarbeitern das Gefühl 
gibt wichtig zu sein. Keine Stempeluhren  die einem das Gefühl von 
drückender Kontrolle geben (Ich mache eh immer Überstunden).

- Eine angemessene Bezahlung. Wie ich anfangs erwähnte. Geld kompensiert 
keinen scheiss job. Aber ein guter Job muss natürlich nicht unbedingt 
auch gleichzeitig verdammt gut bezahlt sein. Ein Bonusmodell mit 
personenbezogenen Zielen und mit festem Basisgehalt o.ä. wäre ok und 
-zumindest für mich- anspornend.

- Am liebsten das ganze noch im Semiconductorbereich.

Gibt es überhaupt soetwas?
Bin ich zu Anspruchsvoll? (jaja, ich weiß: sagt schon ja)

Wie auch immer: Was kann ich nur machen?
Mir die Illusionen rauben und gleich den Lemming machen (Keine Sorge, 
bin nicht wirklich suizidgefährdet)?

Muss ich evtl. einfach nur lernen mich besser zu verkaufen?

Sorry fürs Abladen von meinem Seelenmüll.

Bitte trollt nicht rum, das sind für mich wirklich ernsthafte Probleme.

Ein gefrusteter Mensch.

von hbl (Gast)


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Bist Du der Zuckerle?

von Holger M. (holgi77)


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hbl schrieb:
> Bist Du der Zuckerle?

Ähm. Nö. Musste erstmal suchen um zu gucken was das für einer ist. Wenn 
ich wie so ein Troll klinge löscht mich einfach und ich versuche alleine 
mit meinen Gedanken weiter zu kommen.
Es war ein durchaus ernst gemeinter Beitrag.

von Christian W. (chrisw84)


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Wie viele Leute seid ihr momentan in der Firma?

von Holger M. (holgi77)


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Christian W. schrieb:
> Wie viele Leute seid ihr momentan in der Firma?

ca. 500. Davon ca. 60 Entwickler.

von patrifizius (Gast)


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Schon mal an Selbständigkeit gedacht?

Denn, das ist nunmal so, ein guter Entwicklingsingenieur wird nicht 
aufsteigen. Warum sollte ein produktiver Mitarbeiter von seinem besten 
Posten abgezogen werden?

Nun ist es aber mit der Selbständigkeit so eine Sache, insbesondere wenn 
noch andere sachen wie Familie miteinbezogen werden.
Aber in dir sehe ich eigentlichen die besten Voraussetzungen für eine 
Selbständigkeit.
Du erarbeitest vieles selbst, bist fleissig und das auch neben der 
Arbeit und scheinst über ein solides Wissen zu verfügen.

Natürlich bringt es einige Risiken mit sich, aber überleg es dir 
zumindest einmal. Und selbst wenn du zum schluss kommst dass das nichts 
für dich währe, so hast du schon einmal etwas auschliessen können und 
kannst dich mehr darauf konzentrieren in welcher Art von Arbeitnehmer du 
arbeiten möchtest.

Viel Glück, ich weiss dass es nicht einfach ist!

von Andre (Gast)


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Selbständigkeit ist bei sovielen selbstzweifeln das Falsche. Ich bin zur 
Zeit selbständig und will das aus ähnlichen Gründen aufgeben. Man reist 
nur rum, kriecht den anderen in den Arsch und hat nichts zu sagen. 
Kreativ sein ist nicht angesagt, sondern Standard machen und Müll von 
anderen gerade biegen.

von Holger M. (holgi77)


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> Schon mal an Selbständigkeit gedacht?

Ja, natürlich. Aber der Einstieg in die Selbständigkeit wäre vermutlich 
langwierig und schwer in meiner Situation. Ich denke aber fast täglich 
drüber nach...

> Denn, das ist nunmal so, ein guter Entwicklingsingenieur wird nicht
> aufsteigen. Warum sollte ein produktiver Mitarbeiter von seinem besten
> Posten abgezogen werden?

Genau!

> Viel Glück, ich weiss dass es nicht einfach ist!

Danke!!!!!

von Mine Fields (Gast)


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Es gibt Firmen, die genau dein Problem erkannt haben und inzwischen auch 
Fachkarrieren anbieten. Aber leider ist die Idee noch nicht sehr weit 
verbreitet.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Holger,

ich konzentriere mich auf das, was mir wichtig zu sein scheint.

> aber ich kann mir nicht vorstellen in einem Innovationsfeindlichen
> Umfeld alt zu werden..
Das ist auch unvorstellbar, weil solche Unternehmen selber nicht alt 
werden können. Weil sie den Wettbewerb schon aufgegeben haben.
Deine Worte machen aber den Eindruck, als ob Deine Firma das noch gar 
nicht realisiert hat.

> Irgendwie komme ich (Baujahr 77) immer mehr ins grübeln, was ich machen
> soll.
Gesund. Ich empfehle, darüber jede Woche nachzudenken.

> Ich bin in meinem Job absolut unglücklich.
> Jetzt werden viele denken: "normal",
Viele ja. Die Hölle sollte aber für die Zeit nach dem Tode reserviert 
bleiben. Und dann auch nicht für alle braven Wertschaffenden.

> nicht hinnehmen. Wenn es mal eine Gehaltserhöhung gibt ist man 1 Woche
> glücklich...
Das Streben nach Glück steht nicht in der amerikanischen 
Unabhängigkeitserklärung an vorderster Stelle ("Pursuit for happiness").
Es taugt als Ziel aber nicht so recht. Es ist dafür nicht konkret genug.
Als Coach würde ich mit Dir jetzt die Kriterien für gute, mitreißende 
Ziele durchgehen, aber nur mit Augenkontakt, und Dich dann bitten, ein 
besseres Ziel zu wählen, eines, das handhabbarer ist.

> Dort hat man einen sehr sicheren Job
Aus den anfangs genannten Gründern kann dieser Job nicht besonders 
sicher sein. Oder ich habe Deine Worte falsch gedeutet.


> ...aber keinerlei "technische" Aufstiegschancen.
Und wie wäre es mit der Führungslaufbahn?


> ...viele machen absolut nur Dienst nach Vorschrift.
Das ist ein Symptom für schwerste Führungsfehler. Klingt auch noch so, 
als wären die zur Gewohnheit geworden.

> Ich frage mich aber, ob es den Job, den ich suche überhaupt gibt.
(Beschreibung nicht kopiert) Ich hatte so einen. Andere behaupten, sie 
wären recht zufrieden.

> Aber prinzipiell habe ich den Eindruck, dass ich in dem momentanen
> Unternehmen mein Leben lang als Entwicklungsingenieur arbeiten würde...
In meinen jungen und naiven Jahren habe ich die Trennung von Fach- und 
Führungslaufbahn mal für gut gehalten. Damals habe ich auch meinen 
Trainern geglaubt, die mir erzählt haben, eine Führungskraft brauche 
keine Fachkenntnisse, Kenntnisse von Menschen und Administration 
reichten völlig aus.
Heute ist mir klar, dass diese Meinung unzweckmäßig war und ist.
"Erfolgreich ist der Mensch, wenn er bei 100 Entscheidungen 51mal das 
Richtige trifft." (John Pierpont Morgan, der Banker)
Denn wo das auch für Unternehmen gilt, da fördert Fachdilettantismus in 
der Managerausbildung auch fachdilettantische Entscheidungen.
Deshalb bevorzuge ich: Führungskräfte sollten bevorzugt aus erfahrenen 
FAchkräften rekrutiert werden.

Ich will Dir durchaus Mut machen dazu.


> weil...ich .... Nein-Sager bin
Die kann auch keiner brauchen. Aber sehr wohl Mitarbeiter, die ihre 
Interessen sehr klar vertreten. Die auch ihre Arbeitsfähigkeit erhalten, 
indem sie sich vor Überlastung schützen.
Deine Worte erinnern mich an einen armen Projektmanager, der bei seinen 
Mitarbeitern gern beliebt sein wollte. Der hat sogar deren Protokolle 
geschrieben, damit er diese rechtzeitig abliefern konnte.
Natürlich wurde das voll ausgenutzt, und ich wüsste nicht, dass ihm 
irgendwer das gedankt hat.

Holger, eine Kunst ist, den Pfad zu treffen, der zwar nicht alle 
glücklich macht, aber die Mehrheit, den Boss, und sich selbst positiv 
über sich denken läßt. Die Fähigkeit, diesen Pfad zu finden, würde ich 
Dir gern vermitteln - aber der ist zu kompliziert für jedes 
Internetforum, weil er nur im Dialog gefunden werden kann.


> fühl mich oft kurz vor dem  burnout syndrom
Mancher Therapeut erkennt es schon bei Dir und setzt seine 
Gewinnprognose nach oben.

> Ich werde auch oft wütend, wenn ich mitbekomme wie Kollegen...sich
> ungerechtigt in den Vordergrund drängen.
Ärgerlich. Klingt nach
a) Führungsfehler - eine Führungskraft sollte nicht nur antreiben, 
sondern auf Fairness in ihrem Verantwortungsbereich achten, denn solche 
unfairen Praktiken demotivieren und schaden den Ergebnissen.
b) Nachholbedarf. Eine Mitschülerin vor dem Abi war mir Vorbild, wie sie 
mit trockenen, kurzen, aber krachend treffenden Bemerkungen Sprechblasen 
zum Platzen brachte. Ich mag sie immer noch. Später habe ich diese Kunst 
explizit gelernt. Genau genommen, die Kunst, zwischen den Worten und 
Buchstaben zu hören, Denkfehler des Redners sofort zu erkennen und 
taktisch auszunutzen. Aber wieder - nicht in der Öffentlichkeit.


> ...weil ich mich gerade beschissen fühle!!
Ja, und? Die Natur hat uns den Frust geschenkt als eine Art mentalen 
Fußtritt ins eigene Gesäß. Höchst nützlich.


> - Freiraum:...- Eine PERSPEKTIVE...
Klingt logisch und plausibel.
Deine Sammlung von Kriterien ist aber noch nicht harmonisch - und noch 
nicht umsetzbar.
Das macht auch Frust - einerseits sich hohe Ziele setzen, diese wegen 
Lücken aber nicht erreichen können. Auch eine Baustelle.


> Gibt es überhaupt soetwas?
In der Fülle dieser Kriterien? Keine Ahnung.
Aber Deine Lage klingt so, als könnte sie verbessert werden.

> Wie auch immer: Was kann ich nur machen?
In einer ähnlichen Situation - da ging es nicht um den Beruf, sondern um 
die geradene verflossene Liebe - habe ich reagiert mit der besten 
nebenberuflichen Weiterbildung meines Lebens: Neurolinguistische 
Programmierung (Bandler, Grinder, Dilts). Ich betrachte die NLP als die 
Naturwissenschaft von der Funktionsweise unseres Gehirns. Ich wende die 
NLP an als eine Art "Prozessmanagement mentaler Prozesse".
Wohl alle Mitseminaristen sind aufgeblüht, wurden stärker, geschickter, 
souveräner, selbstbewusster - und mächtiger.

Das empfehle ich Dir auch. Es gibt aber auch andere Richtungen, in denen 
man wohl ähnliche Erfolge erreichen kann.

Ciao

Wolfgang Horn

P.S. Ach ja - sollte Stuttgart-Vaihingen in Deinem Einzugsbereich 
liegen, lade ich Dich zum zweiten Mittwoch im September in die 
Arbeitsgruppe Teambau ein. VDI-Haus, Hamletstr. 11., 17:00. Wir 
untersuchen die Anwendbarkeit von Ingenieurdenkweisen außerhalb der 
Technik. "Konstruktive Frustbewältigung durch Anwendung von 
Ingenieurdenkweisen auf sich selbst" könnte ein Thema werden. Das ist 
gewiß besser als irgendeine 08/15 Lebenshilfe-Beratung mit Bachblüten 
oder so.
W.H.

von Markus G. (Gast)


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Holger M. schrieb im Beitrag #2305467:
> Es gibt eben Leute die denken nicht nur mit dem was sie zwischen den
> Beinen haben.

Dann würde ich an deiner Stelle mal über das Thema Kommasetzung 
nachdenken. Damit dürftest du eine Weile beschäftigt sein.

von Arno Nyhm (Gast)


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Hallo Horst - NLP - jawoll, supa! Wenn Du jetzt noch ein 
'Kommunikationstraining' bei Scientology empfielst habe ich 'ne Reihe 
voll uns schreie laut 'BULLSHIT'!

von Martin H. (Gast)


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Holger,
falls du dich nicht selbstständig machen möchtest, dann mach mir ein 
gefallen...
Schlage eine Führungslaufbahn (Projektmanager, etc.) ein.
Ich stelle leider immer wieder fest, dass gerade in solchen Positionen 
nur "Idioten" sitzen.
Viele machen auf dicke Hose und haben dabei keine Ahnung von der 
Materie.
Ich kann mir nicht vorstellen einen Vorgesetzten zu haben, der keine 
Ahnung von der Technik hat.
Falls das mal so eintreffen sollte, werde ich stark über einen 
Firmenwechsel nachdenken.

Sei gegrüßt.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Holger,

Stellungnahme zum überaus kompetenten Beitrag von "Arno Nyhm" (wie 
einfallsreich):

> NLP - jawoll, supa! Wenn Du jetzt noch ein 'Kommunikationstraining' bei
> Scientology empfielst habe ich 'ne Reihe > voll uns schreie laut
> 'BULLSHIT'!

Arno Nyhm hat Recht, Scientology bietet "Kommunikationstrainings" oder 
Trainings unter anderem Namen an. Zielgruppe sind frustrierte Personen, 
aber weniger, um denen wirklich zu helfen.
Sondern auf wikipedia "Scientology": "Die deutsche Bundesregierung 
schloss sich 1998 der Ansicht des Bundesarbeitsgerichtes von 1995[135] 
an, dass Scientology weder Religions- noch Weltanschauungsgemeinschaft 
sei. Ziel der Organisation sei vielmehr Gewinnerzielung, was mit dem 
Status einer Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft unvereinbar 
sei."
Mich stört an Scientology vor allem die Herrenmenschenideologie nach dem 
Muster der Nationalsozialisten, wobei die Spitzenfunktionäre der 
Scientology sich "Titanen" nennen, == Herrenmensch.

Der Inhalt des wikipedia-Artikels über "Neurolinguistische 
Programmierung" enthält aus meiner Sicht viele Fehler, bietet aber einen 
guten Kontrast zum vorigen Artikel.

Beides sind zwei Angebote aus einer großen Palette von Angeboten, wie 
eine frustrierte Person die Probleme in ihrem Leben einzeln nacheinander 
lösen und an den Lösungen wachsen kann.
Einer meiner Kommilitonen ist zum Vorstand aufgestiegen, empfand sich 
von Aufsichtsräten gemobbt, zog eine Heilpraktikerausbildung durch und 
hat nun seine Praxis. Geht auch, ist aber ein teures Wagnis.
Ein früherer Chef lernte das Segelfliegen und hat seinen Spaß in der 
Ausbildung junger Segelflieger. Aber das halte ich eher für eine Flucht.

Falls Dir das Konzept "Lernen aus der Krise" zusagt, dann kann die Wahl 
der Richtung nur Deiner sein - in Absprache Deiner Herzallerliebsten. 
Denn die wird unter Deinem Frust auch nicht froh sein können.

Ciao
Wolfgang Horn

von Rosa-Kleidchen (Gast)


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>Sind hier nur eigentlich noch Vollpfosten unterwegs? Warum sucht ihr
>euch eigentlich keine Alte zum Vögeln? Da kommt man echt auf andere
>Gedanken.
Was meinst Du, wer könnte diesen Text verfasst haben?

@Holger M.
wie Wolfgang Horn schon vorgeschlagen hat, würde ich mal neben den 
Tellerrand schauen, ob sich das eine oder andere sehr interessante Thema 
für eine Weiterbildung eignet.
Ich mache im Moment eine Pädagogische Ausbildung, um dann u.U. in den 
Schuldienst zu wechseln. Ja, jetzt kommen wieder alle an und sagen: 
"Will'ste dich mit den Assis rumschlagen?", Ja, will ich. Warum? Ein 
anderes Thema. Ich habe in der Ausbildung einen grundlegenden Einblick 
in Psychologie und Soziologie bekommen. Und ich muss sagen, super 
interessant und vor allen Dingen sehr hilfreich. Man sieht seine 
Mitmenschen aus einer anderen Sicht und schon funktionierts mit dem 
"Nein"-Sagen. Ich war auch so ein Fall.
Schau nach alternativen, die nicht unbedingt etwas mit Technik zutun 
haben und komm aus den Trott heraus..
Rosa

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Wolfgang Horn schrieb:
> wobei die Spitzenfunktionäre der
> Scientology sich "Titanen" nennen, == Herrenmensch.

Nein, die nennen sich Thetanen was von Theo, also göttlich herrührt und 
nichts mit Titan (dem einen Gott) zu tun hat.
Ich hab das Buch von Hubbard gelesen, da wird das ausführlich erklärt.

Aber NLP - jetzt ist mir auch klar was du in den anderen Treads 
schreibst...von den Artisten hast du auch schon was gehört? - die haben 
das noch mehr perfektioniert und gleich dazu noch eine Geheimsprache 
erfunden.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Michael,

> Nein, die nennen sich Thetanen was von Theo, also göttlich herrührt und
> nichts mit Titan (dem einen Gott) zu tun hat.
> Ich hab das Buch von Hubbard gelesen, da wird das ausführlich erklärt.
Ach ja, genau. Ändert aber nix an der Abscheu gegenüber 
Herrenmenschen-Ideologien. Ich habe sein Buch auch gelesen, wie auch den 
Koran und sogar H..lers M..n K..pf, gemäß dem Motto: "„Wenn du den Feind 
und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten 
nicht zu fürchten..." (Sun Tsu).

> Aber NLP - jetzt ist mir auch klar was du in den anderen Treads
> schreibst...von den Artisten hast du auch schon was gehört?
Ich habe sogar den Trainerlehrgang durchgezogen. Aber zu einer Zeit, als 
Wildwuchs in der NLP und ihre Psychologisierung noch im Anfangsstadium 
waren. Meine Meinung über "die NLP" ist "durchwachsen", den Grundideen 
von Bandler, Grinder und Dilts stimme ich zu, aber weniger dem, was 
entstand, als der Kommerz wichtiger wurde als die Stimmigkeit der Lehre.

Jetzt mache ich mein "eigenes Ding" auf naturwissenschaftlicher 
Grundlage unter Anerkennung dieser Regel:
„Von zwei Thesen, die dasselbe Phänomen hinreichend erklären, möge 
diejenige als eher wahr gelten, die mit weniger Unbekannten auskommt 
oder bei gleicher Anzahl Unbekannter schlichter ist.“ (Wilhelm von 
Ockham)

Der Vorteil: Einfachheit, Klarheit, Transparenz, Plausibilität, 
Nachprüfbarkeit durch Facharbeiter.
Das ist notwendig, wo Führungskräfte qualifizierter Mitarbeiter deren 
engagiertes Mitdenken brauchen. Geheime Führungslehren von irgendeiner 
Eliteakademie sind dafür untauglich. Wo die Mitarbeiter qualifiziert 
sind, da braucht es Managementlehren, die auch ein Facharbeiter 
nachvollziehen kann.

> ...und gleich dazu noch eine Geheimsprache erfunden.
Oh? Da höre ich zum ersten Mal von.
Gerade mal im Internet gesucht, aber kein Indiz gefunden für eine 
geheime Sprache.
Es sei denn, Du meintest damit:
a) Die Sprache der Augenbewegungen, die wird tatsächlich im Basiskurs 
gelernt, ist aber nicht geheim.
b) Die Sprache der Intuition. Die lehre sogar ich, ist völlig andere als 
die unseres Intellekts, deswegen "reden" die beiden so häufig aneinander 
vorbei. Aber geheim ist sie auch nicht. Dazu gehört auch Grinders 
"Psycholinguistik", die Sprache der Gedanken. Übrigens auch die 
Pferdesprache, die der richtige Pferdeflüsterer publik gemacht hat.
c) Die hypnotischen Sprachmuster des Milton H. Erickson, des genialen 
Hypnosetherapeuten. Die sind im Klett-Verlag veröffentlicht.

Alle diese Sprachen sind mehrfach veröffentlicht. Wer sie spricht, der 
kommt nicht nur mit Pferden besser klar, sondern auch mit Menschen. 
"Einfühlungsvermögen" nennen das manche.


Michael, solltest Du über Indizien von einer "Geheimsprache" in der NLP 
wissen, die ich hier nicht aufgezählt habe, dann informiere micht bitte, 
damit ich dem nachgehen kann. Meine Trainerin war aufrichtig und 
authentisch, aber ich kann das nicht für jeden garantieren, der "NLP" 
auf seiner Visitenkarte stehen hat.

Ciao
Wolfgang Horn

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Michael, solltest Du über Indizien von einer "Geheimsprache" in der NLP
> wissen, die ich hier nicht aufgezählt habe, dann informiere micht bitte,
> damit ich dem nachgehen kann. Meine Trainerin war aufrichtig und
> authentisch, aber ich kann das nicht für jeden garantieren, der "NLP"
> auf seiner Visitenkarte stehen hat.

Ich meinte die Geheimsprache der Artisten wie "inner game" oder "shit 
test" - um nur zwei zu nennen. NLP ist ja keine Geheimsprache, sondern 
das Gegenteil davon. Sagt mir ja nur das du mit den Artisten noch nichts 
zu tun hattest - somit können wir das Thema auch ausblenden, wir wollen 
die Mitleser ja nicht noch mehr verwirren. NLP dürfte für die meissten 
doch reichen.

von Arc N. (arc)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Es sei denn, Du meintest damit:
> a) Die Sprache der Augenbewegungen, die wird tatsächlich im Basiskurs
> gelernt, ist aber nicht geheim.

Unwissenschaftlich. Dazu reichen die Links auf der deutschen und 
englischen Wikipedia-Seite zu dem Thema.

> b) Die Sprache der Intuition. Die lehre sogar ich, ist völlig andere als
> die unseres Intellekts, deswegen "reden" die beiden so häufig aneinander
> vorbei. Aber geheim ist sie auch nicht. Dazu gehört auch Grinders
> "Psycholinguistik", die Sprache der Gedanken.

B&G haben mit wissenschaftlicher Psycholinguistik so gut wie nichts zu 
tun (außer dass sie Transformationsgrammatiken kennen und hin und wieder 
in einem Literaturverzeichnis auftauchen).

> Übrigens auch die
> Pferdesprache, die der richtige Pferdeflüsterer publik gemacht hat.
> c) Die hypnotischen Sprachmuster des Milton H. Erickson, des genialen
> Hypnosetherapeuten. Die sind im Klett-Verlag veröffentlicht.

http://en.wikipedia.org/wiki/Milton_H._Erickson#Controversy

Nicht umsonst heißt das "Hauptwerk" von B&G "The Structure of Magic".
Wie schreibt Witkowski dazu so schön "My analysis leads undeniably to 
the statement that NLP represents pseudoscientific rubbish, which should 
be mothballed forever"
"Thirty-Five Years of Research on Neuro-Linguistic Programming", 
Witkowski, 2010
http://www.tomaszwitkowski.pl/attachments/File/NLP.pdf

An den TO: So was hilft in dieser Situation nicht.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Arc Net,

Vorwort: Ich Ingeninieur schätze die Klarheit, Konstanz und 
Verlässlichkeit der Maxwell'schen Formeln über die Ausbreitung 
elektromagnetischer Wellen.
Seit ihm gab es wohl ein paar Leute, die meinten, mit Transversalwellen 
oder so eine bessere Erklkärung liefern zu können, aber die 
physikalischen Experimente haben bisher bestätigt, Maxwells Erklärungen 
sind immer noch die besten.
Ich schätze auch die physikalischen Experimente, mit denen jeder Kundige 
die Erklärungen eines anderen widerlegen oder bestätigen kann.
„Eine jede Lehre, wenn sie ein System, d.i. ein nach Prinzipien 
geordnetes Ganzes der Erkenntnis sein soll, heißt Wissenschaft.“ 
(Immanuel Kant)
„Von zwei Thesen, die dasselbe Phänomen hinreichend erklären, möge 
diejenige als eher wahr gelten, die mit weniger Unbekannten auskommt 
oder bei gleicher Anzahl Unbekannter schlichter ist.“ (Wilhelm von 
Ockham, um 1300-1349)
Ich schätze auch diese beiden Regeln, weil sie den den Verkauf halbgarer 
Phantasien als "Theorie" recht wirksam verhindern.

Ferner: Ich werfe der NLP massive Verstöße gegen diese beiden Regeln 
vor.
Ich habe auch nichts gehört von irgendeiner Person oder Gremium, das auf 
die Einhaltung dieser beiden fundamentalen Regeln achten würde.

Grundsätzliche Folgerung daraus für Deine Kritik: Mein Vergleichsmaßstab 
für eine "gute Lehre" kann keine einzige Lehre mit ähnlichen Mängeln 
sein. Sie fallen alle durch.
Sondern: Wer mit einem Gegenspieler im Sumpf steht und meint, sich über 
diesen erheben zu können, der sinkt selber umso tiefer.

>> Es sei denn, Du meintest damit:
>> a) Die Sprache der Augenbewegungen, die wird tatsächlich im Basiskurs
>> gelernt, ist aber nicht geheim.
>
> Unwissenschaftlich.
Und wieder ein differenzierendes Jain:
Ja: Im Bereich des Zwischenmenschlichen wird die "Wissenschaftlichkeit" 
eines Galilei bei seinen Experimenten zum Fallgesetz niemals erreichbar 
sein.
Weil wir Menschen als Untersuchungsobjekte lernen, selber denken, unsere 
eigenen Vorstellungen haben und oft Spiele spielen. Was wäre wohl aus 
den Anfängen des Fallgesetzes geworden, hätten Galileis Kugeln ihre 
Phantasie ausgelebt?
Folgerung: Der Vorwurf der fehlenden "Wissenschaftlichkeit" trifft 
deshalb wie eine Breitseite alle Wissenschaften von den "Soft Facts", 
die phantasievolle Menschen behandeln wie dumme Kugeln. Einschließlich 
des Vorwerfenden.

Ja zum Zweiten: Die Sprache, die im "schau mir in die Augen, Kleines" zu 
lesen ist, die ist nicht allgemeingültig über alle Menschen. Sondern 
wenn ich meinen Lötkolben beiseite lege und zum NLP-Berater werde, dann 
habe ich mich auf jeden einzelnen Klienten erst zu "kalibrieren", ich 
muss mit Fragen, deren logische Antworten ich schon kenne, seine Sprache 
der Augen "entschlüsseln".

Nein: Erfolgreiche Schauspieler, Schauspiellehrer und die Existenz von 
Schauspielschulen sind meine Kronzeugen dafür, dass ein Schüler diese 
Sprache lernen muss, wie auch die anderer Aspekte der Körpersignale, 
damit er seine Rollen auf der Bühne glaubhaft spielen kann.


>> b) Die Sprache der Intuition. Die lehre sogar ich, ist völlig andere als
>> die unseres Intellekts, deswegen "reden" die beiden so häufig aneinander
>> vorbei. Aber geheim ist sie auch nicht. Dazu gehört auch Grinders
>> "Psycholinguistik", die Sprache der Gedanken.
>
> B&G haben mit wissenschaftlicher Psycholinguistik so gut wie nichts zu
> tun
Ich meide das Chaos der unzähligen psychologischen Sekten. Denn 
Wissenschaften nach Kants Kriterien sind sie alle nicht. Deren 
Kampfgeschrei meide ich deshalb nach dem Motto:
"Streite dich nie mit einem Dummkopf; es könnte sein, dass die Zuschauer 
den Unterschied nicht bemerken."  (Mark Twain)
Ich will damit nicht sagen, dass alle Psychologen dumm sein, aber die 
Vorstellung, man könne phantasievolle Menschen als Untersuchungsobjekte 
wie dumme Kugeln behandeln, ist ein kollektiver Irrtum.


>> c) Die hypnotischen Sprachmuster des Milton H. Erickson, des genialen
>> Hypnosetherapeuten. Die sind im Klett-Verlag veröffentlicht.
>
> http://en.wikipedia.org/wiki/Milton_H._Erickson#Controversy
In dieser "Kontroverse" erkenne ich diesen kollektiven Irrtum wieder. 
Jeder, der seine WIllkür ausleben will, kann jede Lehre über den 
Menschen als unzureichend ablehnen, indem sie nur an den Idealen seines 
Irrtums misst.


> Wie schreibt Witkowski dazu so schön "My analysis leads undeniably
Ist wenigstens der frei vom kollektiven Irrtum, dass er als Referenz 
gelten könnte?


Ciao
Wolfgang Horn

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