Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik 10baseT Ethernet - Polarität der Aderpärchen?


von Bert 0. (maschinist)


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Hallo zusammen,

wir vertreiben ein Gerät, das eine Ethernetschnittstelle auf Basis eines 
Socket-Modems LAN-G3

http://www.telecom-design.com/acrobat/td_socket_final_070108.pdf

Einer unserer Kunden baut damit eine End-to-End LAN-Verbindung (ohne 
Switch) auf sein Endgerät, ebenfalls seine Eigenentwicklung, auf, jedoch 
leuchtet die Link-LED nicht, trotz Verwendung eines Crossover-Kabels. 
Dadurch ist auch keine Kommunikation der beiden Geräte möglich.

Unser Zulieferer hat nun festgestellt, daß der Kunde in seinem Produkt 
offenbar eine Drehung der Polarität in den Aderpaaren hat. Daher kommt 
kein L1-Link zustande. Ein probehalber selbst gepresstes Kabel, das 
diese Drehung kompensiert, bewirkt tatsächlich, daß der Link 
funktioniert, sowohl auf L1 wie auch auf darüberliegenden Schichten.

Der Kunde behauptet jedoch, dies sei kein Fehler bei ihm, jede 
Gegenstelle müsse in der Lage sein, mit einer solchen Polaritätsdrehung 
innerhalb der Aderpaare zurecht zu kommen.

Ich habe jetzt leider keinen Zugriff auf die IEEE802.3, kann vielleicht 
jemand spontan sagen, ob eine Ethernet Endstelle tatsächlich mit einer 
gedrehten Polarität zurecht kommen muß oder ist das nur eine 
Schutzbehauptung des Kunden?


Gruß...Maschinist

von Nico S. (nico22)


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Ich kann da leider nicht viel Handfestes zu beitragen, aber ich erinnere 
mich an Switches, die speziell angepriesen wurden, dass sie eine 
Verpolung erkennen und ausbügeln können - das konnten Geräte davor wohl 
nicht.

Und hier noch einmal die Belegung:
Pin1 – Transmit+;   Pin2 – Transmit−;   Pin3 – Receive+;   Pin6 – 
Receive−.

(von: 
http://de.wikipedia.org/wiki/10BASE-T#10-Mbit.2Fs-Ethernet_mit_Twisted-Pair-Kabel 
)

von Falk B. (falk)


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@  Bert Braun (maschinist)

>Der Kunde behauptet jedoch, dies sei kein Fehler bei ihm,

Das behaupten ALLE Kunden ;-)

>jede
>Gegenstelle müsse in der Lage sein, mit einer solchen Polaritätsdrehung
>innerhalb der Aderpaare zurecht zu kommen.

Jain. Es gibt solche Gegenstellen. Z.B der ARM9 von ATMEL kann sowohl 
TX+/- als auch RX+/- als auch RX-TX Verdrehung automatisch ausgleichen! 
WOW!

Mfg
Falk

P S Trotzdem würde ich ein Gerät 100% standardkonform bauen, ist ja nun 
nicht wirklich schwer.

von Bert 0. (maschinist)


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@Falk:

Nein, schwer ist das nicht, hier hat der Kunde irgendwann mal einen 
Designfehler gemacht, irgendwo in seiner Schaltung die +/- Polung 
vertauscht, bisher kam er an anderen Endgeräten damit durch, an Hubs und 
Switches sowieso, nur an unserer Endstelle nun nicht.

Er behauptet nun frech, daß unsere Seite die Verpolung nicht beheben 
könne, andere hingegen schon, und wir sollen doch dafür sorgen, daß die 
FW des LAN G3 ebenso eine Verpolung kompensieren kann.

Ist zwar hanebüchen, läuft aber in die Richtung "Haben wir schon immer 
so gemacht, Ihr seid die ersten, mit denen es nicht klappt..."


Gruß...Maschinist

von Reinhard Kern (Gast)


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Bert Braun schrieb:
> Ist zwar hanebüchen, läuft aber in die Richtung "Haben wir schon immer
> so gemacht, Ihr seid die ersten, mit denen es nicht klappt..."

Es bringt nichts, darüber zu diskutieren, du bist dann im Recht und den 
Kunden los. Ich habe schon Aufträge verloren, weil ich einen Kunden 
darauf aufmerksam gemacht habe, dass sein Stromlaufplan nicht 
funktionieren kann. Das Schlimme daran war, dass ich völlig recht hatte, 
daher habe ich von dieser Abteilung nie mehr einen Auftrag bekommen. War 
ein grosser deutscher Konzern, der durch meinen Tipp eine Menge Geld 
gespart hat, aber der Entwickler war von da an mein Todfeind.

Das Leben ist eben hart aber ungerecht.

Gruss Reinhard

von Dieter W. (dds5)


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Wenn eine Verbindung sowohl mit gekreuztzen als auch mit 1:1 Kabeln 
möglich ist, dann beherrscht mindestens einer der Teilnehmer das Feature
Auto MDI-X oder so ähnlich.

Das ist nicht zwingend erforderlich, erspart aber das Nachdenken über 
die Art des Patchkabels.

von Joerg L. (Firma: 100nF 0603 X7R) (joergl)


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Dieter Werner schrieb:
> Auto MDI-X

Auto-MDIX ist imho das automatische Vertauschen der TX/RX Pärchen.

von Falk B. (falk)


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@  Joerg L. (joergl)

>Auto-MDIX ist imho das automatische Vertauschen der TX/RX Pärchen.

Sicher.

http://de.wikipedia.org/wiki/MDIX

Wikipedia. Ich liebe es!

Aber Polaritätsvertauschung könne auch einige Empfänger kompensieren.

von Klaus (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
> Aber Polaritätsvertauschung könne auch einige Empfänger kompensieren.

IMHO sollte eine Vertauschung bei der Datenübertragung immer möglich 
sein. Es könnte aber sein, daß der Link Beat und die automatische 
Geschwindigkeitseinstellung nicht geht. Das ist dann genauso gut (oder 
besser schlecht) wie geht nicht.

MfG Klaus

von Bert 0. (maschinist)


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Genau,
der Link kommt erst gar nicht zustande, wenn das Kabel keinen Adertausch 
vornimmt.

Ich dachte, ich hätte es klar ausgedrückt: Es handelt sich eben nicht um 
einen Pärchentausch RX/TX, der mit einem Crossover-Kabel oder Auto-MDI-X 
behoben werden könnte, sondern um einen Polaritätstausch innerhalb der 
Pärchen, also RX+/RX- und TX+/TX- respektive.


Gruß...Bert

von Dieter W. (dds5)


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Sorry, A gelesen aber B verstanden.

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