Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Doktorarbeit: online oder offline?


von minna (Gast)


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Hallo,

Bei uns gibt es die Möglichkeit, Doktorarbeiten entweder nach der 
Verteidigung auf dem Server der Uni zu veröffentlichen und ca. 1 Dutzend 
Papierexemplare abzugeben. Dann kann jeder die Arbeit kostenlos laden. 
Alternativ kann man der Bibo 4 Dutzend Exemplare aushändigen und auf die 
Onlineveröffentlichung verzichten.

Ich frage mich jetzt was geschickter ist: Lösung 2 kostet natürlich 
mehr, da die Exemplare hardcover gebunden sein müssen. Andererseits habe 
ich ein mulmiges Gefühl die Arbeit für die nächsten Jahrzehnte online zu 
haben. Jeder der mich googled wird sie finden. Jeder Arbeitgeber drin 
lesen. Auf der einen Seite ist das natürlich cool, aber auf der anderen 
Seite habe ich viel Geld investiert sie zu schreiben und kostenlos für 
alle widerstrebt mir. Zudem sind in Zeiten von Guttenberg Neider 
vielleicht nich weit, die dann irgendeinen Skandal vom Zaun brechen 
wollen. Neulich gab es schon einen Fall, wo jemand die Seitenzahlen im 
Literaturverzeichnis nicht korrekt hatte. Da ich ein automatisches 
Referenzverwaltungsprogramm verwendet habe (Zotero), kann ich natürlich 
unmöglich die 100% Richtigkeit der Seitenzahlen garantieren! Wie auch, 
bei 200 Referenzen.
Plagiiert habe ich nix und auch schon die Arbeit mal durch einen 
Plagiatfinder gejagt, um zu sehen ob ich unabsichtlich plagiiert habe. 
War sauber...
Mich würde einfach mal Eure Meinung interessieren!

Minna

von M. K. (sylaina)


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minna schrieb:
> Zudem sind in Zeiten von Guttenberg Neider
> vielleicht nich weit, die dann irgendeinen Skandal vom Zaun brechen
> wollen.

wenn

minna schrieb:
> Plagiiert habe ich nix

stimmt hast du doch nichts zu befürchten. Ich denke, da machst du dir 
mehr Stress als nötig.

Und dass

minna schrieb:
> Jeder Arbeitgeber drin
> lesen

kann ist doch auch super. Ich mein, mit deiner Bewerbung prahlst du doch 
schließlich auch mit deiner Arbeit und wie toll die war, so kann der AG 
sich auch selbst davon überzeugen. Also: Where is the problem? ;)

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Die Promotion soll den Nachweis erbringen, dass du wissenschaftlich 
arbeiten kannst. Zur wissenschaftlichen Arbeit gehören 
Veröffentlichungen, der wissenschaftliche Austausch und der 
wissenschaftliche Disput. Basis dazu ist natürlich u.a. deine Arbeit. 
Wenn du sie jedoch versteckst, ist dieses Diskussion nicht möglich.
Schlussfolgerung: Ein Teil deiner wissenschaftlichen Arbeit wird nur 
ungenügend praktiziert. Damit leben muss letztlich jeder selber. Wem nur 
der „Dr.“ wichtig ist und sonst nichts, der darf seine Arbeit auch in 
der Versenkung verschwinden lassen.

von Marcus B. (raketenfred)


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[Ironie] Oh wie schlimm, ggf. ist eine Seitenzahl falsch- kann mal wer 
helfen den Galgen aufzubauen?!
[/Ironie]

Naja Abschreiber nerven in jedem Fall- ABER, wenn deine Arbeit online 
ist, dann wird die auch in die Plagiatsfinder aufgenommen, und dann wird 
Abschreiben schwer.

Wenn deine Arbeit sauber und gewissenhaft ist, dann ist das auch ehr ein 
Pluspunkt bei der Bewerbung- 1/2 OT: Dürfen die Bewerber überhaupt noch 
googlen?!

Ob man jetzt seine Arbeit, jetzt lieber im stillen Kämmerlein behalten 
möchte oder einer Öffentlichkeit zur Verfügung stellen möchte ist eine 
Gewissensfrage.

Dein Werk sollte urheberrechtlich geschützt sein- keine Sorge 
Urheberrecht ist automatisch mit der Schaffung des Werkes da(Für 
genauere Dinge, ggf. Patent aber Anwalt fragen!).

von minna (Gast)


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Publiziert habe ich den Inhalt der Arbeit in 2 bereits erschienenen 
Papern und einem was gerade im Review steckt. Die Doktorarbeit ist daher 
eh nur ein Wiederkäuen von Publiziertem. Das erlaubt die 
Promotionsordnung, aber so ganz geheuer ist mir das alles nicht...

von bingo (Gast)


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Ich würde das so halten: wenn Du weiter wissenschaftlich tätig sein 
willst, kommst Du um eine online-Publikation auf keinen Fall herum. 
jeder der Dich zitieren will, wird sich wundern, warum es von Dir die 
Promotionsarbeit nicht online gibt.

Wenn es Dir nur um den Titel ging, dann lass die Arbeit drucken. Auch 
eine gedruckte Arbeit erscheint übrigens in den Katalogen und kann dann 
per Fernleihe bestellt werden. Manchmal wird sie dann auch eingescannt, 
das ist dann aber ein gescanntes PDF und keines, das aus einer Datei 
erzeugt wurde.

Gruss B. (vor 31 Jahren Promotion, noch auf Papier ...)

von minna (Gast)


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Zitieren sollen die Leute meine englischsprachigen Paper. Meine deutsche 
DrArbeit dagegen wird niemand lesen geschweige denn zitieren wollen. Wo 
auch?

von Floh (Gast)


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Um was für einen ungefähren Themabereich/ Fachbereich gehts hier 
überhaupt?
Im Allgemeinen bin ich für Publizieren, wofür hast du den sonst die 
Arbeit geschrieben?

von Paul (Gast)


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> Jeder Arbeitgeber drin
> lesen

2 Exemplare werden sowieso an die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig 
und Frankfurt a. M. gesandt. Spätestens dort kann man die lesen.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Dr. cand. minna,

Entweder bist Du aufrichtig stolz auf Deine Arbeit oder nicht.
Unter "aufrichtig stolz" verstehe ich das Gegenteil dessen, was die 
Adelsschande gefühl haben müsste, als er seine betrügerische Arbeit 
abgab.
Sondern Du hast beste Chancen, dass Dir Deine Professoren die Reife des 
akademischen Adels zubilligen.
Deine Arbeit ist eben nicht 08/15, sondern eine Bereicherung für 
Wissenschaft und Gesellschaft. (Zumindest zu meiner Zeit hatten 
Doktorarbeiten das zu sein.)

Natürlich sollten Autoren ihre besten Kritiker sein.
Aber: Ich hätte Zweifel an Deinem Professor und seinen Assistenten, wenn 
Deine Doktorarbeit viele Thesen enthielte, die von Kleingeistern 
verrissen werden könnte. ("Kleingeist": Geistig höchstens zweite Liga, 
meint aber, sich durch kleinkarierte Kritik in die Championsleague 
qualifizieren zu dürfen.)

Dann wäre Furcht vor Kleingeistern die frühzeitige Strafe für solche 
Schlampereien - dann aber wäre eher die Frage zu entscheiden, ob die 
Zeit noch investiert werden sollte, die Arbeit "kleingeisterfest" zu 
machen.

So aufrichtig Du stolz bist auf Deine Arbeit, so offen darfst Du sie 
auch herum zeigen.
Deine potenziellen Arbeitgeber sollen sie doch lesen und Deinen Geist 
achten dürfen! Klappern gehört nicht nur zum Handwerk, sondern ein 
dezentes Klappern auch zum akademischen Adel.

Was sollen denn spätere Chefs, Kollegen und Mitarbeiter sagen zu einer 
Kollegin, die sich ihrer Doktorarbeit schämt? Das wäre ein böser 
Charakterzug, bevor ich solch einer schwachen Person 
Führungsverantwortung gebe, müsste ich sie erst noch einige 
Herausforderungen bestehen lassen.

Welche Veröffentlichungsform dann die bessere wäre, darum habe ich mich 
jetzt nicht mehr gekümmert - aber wenn Deine Arbeit auf einem Server 
erreichbar ist, dann möchte ich das, was mit Steuern finanziert wurde, 
auch ohne weitere Kosten herunter laden dürfen.

Ciao
Wolfgang Horn

von Gastino G. (gastino)


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minna schrieb:
> Ich frage mich jetzt was geschickter ist: Lösung 2 kostet natürlich
> mehr, da die Exemplare hardcover gebunden sein müssen. Andererseits habe
> ich ein mulmiges Gefühl die Arbeit für die nächsten Jahrzehnte online zu
> haben. Jeder der mich googled wird sie finden. Jeder Arbeitgeber drin
> lesen. Auf der einen Seite ist das natürlich cool, aber auf der anderen
> Seite habe ich viel Geld investiert sie zu schreiben und kostenlos für
> alle widerstrebt mir.

Diese Denkweise halte ich für ziemlich unsinnig. Vielleicht sollte Dir 
ja die Uni mal die Rechnung für das ganze Promotionsverfahren 
präsentieren, das Du kostenlos in Anspruch genommen hast.

Eine Doktorarbeit selber ist kein Ding zum Geldverdienen. Man kann 
hoffen, dass man ein paar Exemplare verkauft und zusammen mit den 
Ausschüttungen der VG Wort seine Kosten (oder einen Teil davon) wieder 
hereinbekommt. In erster Linie ist diese Arbeit aber eine 
Informationsquelle für andere Leute in dem Fachgebiet (der eigentliche 
Sinn) und auch ein gehöriges Stück Eigenwerbung. Und für Letzteres macht 
sich ein freier Zugang immer sehr gut...

von Rudi Radlos (Gast)


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Online macht mehr Werbung und dient dem Fortschritt der Wissenschaft. 
Man sollte aber darin zusätzlich auf ein kleines Stück Papier verweisen, 
was nicht so einfach verfügbar ist (um den künftigen Guttenbergern) das 
Leben etwas schwerer zu machen.

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