Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Sinn von GoldCaps


von Johann (Gast)


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Hallo Forum,

eine Frage, die ich mir gerade stelle ist die nach dem Sinn von 
GoldCaps. Verwendung finden sie ja gerne als Puffer bei eher niedrigen 
Strömen. Panasonic z.B. garantiert eine Lebenszeit bei 30° von gerade 
mal 16000h, das sind 2 Jahre! Ist es nicht besser, stattdessen 
Lithium-Batterien zu nehmen?

von Harald Wilhelms (Gast)


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Johann schrieb:
> Hallo Forum,
>
> eine Frage, die ich mir gerade stelle ist die nach dem Sinn von
> GoldCaps. Verwendung finden sie ja gerne als Puffer bei eher niedrigen
> Strömen. Panasonic z.B. garantiert eine Lebenszeit bei 30° von gerade
> mal 16000h, das sind 2 Jahre! Ist es nicht besser, stattdessen
> Lithium-Batterien zu nehmen?

Es kommt, wie fast immer, auf die Anwendung an. Ich würde hier auch
eher von Doppelschichtkondensatoren sprechen, die von unterschied-
lichen Herstellern mit unterschiedlichen Daten angeboten werden.
Gruss
Harald

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Johann schrieb:
> Panasonic z.B. garantiert eine Lebenszeit bei 30° von gerade
> mal 16000h, das sind 2 Jahre! Ist es nicht besser, stattdessen
> Lithium-Batterien zu nehmen?

Das mit der extrem kurzen Lebensdauer ist mir auch mal aufgefallen. Mit 
den Verbräuchen aktueller Mikrocontroller im 500µA-Bereich und 
zusätzlich den tollen Stromsparmodi kann man auf diese GoldCaps wohl 
ganz verzichten. Mit einer Lithiumzelle im Mignonformat kann man oft 10 
Jahre überbrücken.

von Andreas K. (derandi)


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Die Lebensdauer dürfte sehr stark von der Bauart abhängen, und vom Alter 
(sind ja noch ne recht neue Erfindung)

Panasonic gibt für deren Cold-Caps im Coin-Format (ähnlich einer 
Knopfzelle) 2000h bei 85°C an.
Wenn man (Analog zu Elkos) von der doppelten Lebensdauer pro 10°C 
weniger ausgeht komm ich auf 64000 Stunden bei 35°C.

Die Radial bedrahteten Varianten, ebenfalls von Panasonic, schaffen nur 
1000h bei 60°C,
bei 30° also grade mal 8000h.

Wobei man da aber auch noch nicht von Defekt spricht sondern von einem 
zu diesem Zeitpunkt maximal 4x erhöhten Widerstand und maximal 30% 
Kapazitätsverlust gegenüber dem Neuteil.



Ich sehe da einen gewissen Vorteil bei Geräten, die oft aber nur kurze 
Zeit ausfallen und dabei verhältnismäßig viel Strom verbrauchen, dafür 
waren die wohl gedacht, vor allem im Hinblick darauf, das sie keine 
extra Ladeelektronik benötigen und viele Ladezyklen aushalten.

von Johann (Gast)


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Nun, ich habe hier gerade den Timer aus einer etwa 5 Jahre alten 
Heizungssteuerung ausgebaut - und da ist der GoldCap mausetot ;-(

von MaWin (Gast)


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> Ist es nicht besser, stattdessen Lithium-Batterien zu nehmen?

Ja, wird ja auch gemacht.

Doppelschichtkondensatoren sind halt einfach eine (damals neue) 
Technologie.

Es gibt Hersteller, die sie anbieten, und Entwickler, die sie nutzen 
können. Nun müssen halt die Entwickler rausfinden, wozu die Dinger 
sinnvoll einsetzbar sind.

Als Rekuperationsspeicher in Elektroautos und als Stützkondensator für 
Speicher haben sie schon mal nicht getaugt.

Aber vielleicht fällt dir ja ein, wozu sie einsetzbar sind.

Panasonic würde sich freuen.

Die
http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.14
sagt schon immer, daß sie ein Zuverlässigkeitproblem haben.

von Alex W. (a20q90)


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MaWin schrieb:

> Aber vielleicht fällt dir ja ein, wozu sie einsetzbar sind.

5Volt GoldCap mit Solarzelle an Aussentemperaturfühler bzw Kombisensor 
der Wetterstation.

von Johann (Gast)


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MaWin schrieb:

> Aber vielleicht fällt dir ja ein, wozu sie einsetzbar sind.

Eben nicht. Das ist es ja...

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Alex W. schrieb:
>> Aber vielleicht fällt dir ja ein, wozu sie einsetzbar sind.
> 5Volt GoldCap mit Solarzelle an Aussentemperaturfühler bzw Kombisensor
> der Wetterstation.

Und nach zwei Jahren ist die Gewährleistung vorbei und musst einen neuen 
kaufen. Klingt gut, nur könnte man das günstiger mit einer fest 
eingebauten Batterie machen, die sich nicht auswechseln lässt und nach 
zwei Jahren leer ist.

von Alex W. (a20q90)


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Alexander Schmidt schrieb:
> Und nach zwei Jahren ist die Gewährleistung vorbei und musst einen neuen
> kaufen.

Meine Wetterstations ist aber schon 5 Jahre alt! Könnte ich nun Ärger 
bekommen wegen Konsumverweigerung oder so? Wusste nicht, das ich die WS 
nach zwei Jahren austauschen muss!

von Jörg S. (joerg-s)


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Johann schrieb:
> Verwendung finden sie ja gerne als Puffer bei eher niedrigen
> Strömen.
Die kleinen ja, die großen können schon ein paar hundert Ampere

> Panasonic z.B. garantiert eine Lebenszeit bei 30° von gerade
> mal 16000h, das sind 2 Jahre! Ist es nicht besser, stattdessen
> Lithium-Batterien zu nehmen?
Und wie sieht die Lebensdauer unter 0° oder die Zyklenfestigkeit aus?

von Johann (Gast)


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Jörg S. schrieb:

> Und wie sieht die Lebensdauer unter 0° oder die Zyklenfestigkeit aus?

Die Lebensdauer der GoldCaps scheint zuzunehmen je kälter sie werden: 
Panasonic gibt eine Verdoppelung je -10° an, d.h. in der Antarktis 
halten die Dinger ewig. Zyklenfestigkeit scheint mir eher unwichtig, 
hier geht's ja um kleine Ströme im µA-Bereich.

von Volker S. (volkerschulz)


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Johann schrieb:
> Jörg S. schrieb:
>
>> Und wie sieht die Lebensdauer unter 0° oder die Zyklenfestigkeit aus?
>
> Die Lebensdauer der GoldCaps scheint zuzunehmen je kälter sie werden:
> Panasonic gibt eine Verdoppelung je -10° an, d.h. in der Antarktis
> halten die Dinger ewig.

Ich glaube, es ging um den Vergleich zur Lithiumbatterie... ;)

> Zyklenfestigkeit scheint mir eher unwichtig,
> hier geht's ja um kleine Ströme im µA-Bereich.

Das duerfte auch wieder auf dem Verwendungszweck ankommen. Ein GoldCap 
koennte ja auch dazu dienen, einen Controller + Schaltung nach dem 
Abschalten der Stromversorgung noch die entscheidenden Millisekunden am 
Leben zu erhalten um irgendwas zu de-initialisieren...

Volker

von Johann (Gast)


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Volker Schulz schrieb:
> Ich glaube, es ging um den Vergleich zur Lithiumbatterie... ;)

Tja, dann hätte Jörg nicht nach der Zyklenfestigkeit fragen sollen, die 
macht bei Lithiumbatterien nämlich keinen Sinn.

> Das duerfte auch wieder auf dem Verwendungszweck ankommen. Ein GoldCap
> koennte ja auch dazu dienen, einen Controller + Schaltung nach dem
> Abschalten der Stromversorgung noch die entscheidenden Millisekunden am
> Leben zu erhalten um irgendwas zu de-initialisieren...

Wenn's nur um Millisekunden geht, dann geht ein ganz normaler Elko. 
Nein, hier geht's um die Pufferung mehrerer Stunden, wenn nicht Tage 
oder Wochen. So, und wenn ich nun einfach mal 10µA annehme, dann kann 
ein 1F ColdCap etwa 2 Tage puffern, bevor ihm die Puste ausgeht. Eine 
Lithiumbatterie hält aber mehrere Jahre locker durch, hält dabei seine 
Spannung stabil und kostet etwa genauso viel. Wie gesagt, ich kann beim 
GoldCap einfach keinen Vorteil erkennen und bis jetzt hat auch niemand 
ein Argument pro gebracht.

von Gastino G. (gastino)


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Johann schrieb:
> Eine
> Lithiumbatterie hält aber mehrere Jahre locker durch, hält dabei seine
> Spannung stabil und kostet etwa genauso viel. Wie gesagt, ich kann beim
> GoldCap einfach keinen Vorteil erkennen und bis jetzt hat auch niemand
> ein Argument pro gebracht.

Ich wüsste auch keines. Ich habe eine nicht mehr nutzbare Solar-Uhr, die 
auch so einen dämlichen Goldcap als Energiespeicher hat. Mit einer 
Lithium-Batterie hätte die Uhr wahrscheinlich länger gehalten und wäre 
günstiger gewesen...

von Julian R. (tuefftler)


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Und die Energiedichte ist beim LI-Ionen Akku auch noch besser!

julian

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Julian R. schrieb:
> Und die Energiedichte ist beim LI-Ionen Akku auch noch besser!

Li-Ionen Akku? Es ging um Lithium Batterie bspw. als Knopfzelle.

von Timm T. (Gast)


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LED-Fahrradrücklichter haben GoldCaps als Energiespeicher drin. Das 
reicht immerhin, um mehrere Minuten an der Ampel zu stehen. Nebst den 
nicht zu vermeidenden Kommentaren beim Abstellen vorm Einkaufszentrum: 
"Ihr Licht ist noch an, junger Mann."

Ein Elko würde nicht ausreichend lange puffern, ein Akku hätte mit der 
zyklischen, unregelmäßigen Belastung und dem Temperaturbereich (z.B. bei 
-15°C im Winter) Probleme.

Dito in diesen Taschenlampen zum Selbstaufpumpen.

von Andreas K. (derandi)


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Ich hab solche Gold-Caps in einer großen Digitaluhr (nachträglich) 
eingebaut. Darin dienen die dazu, ohne RTC oder sonstigen Schnickschnack 
die Uhr noch für etwa eine halbe Stunde (Mega32 =/= Sparsam) bei Laune 
zu halten, für kleine Ausfälle der Versorgungsspannung in etwa.
Die Innentemperatur dürfte nur selten mehr als 25°C betragen.

Andreas K. schrieb:
> Wenn man (Analog zu Elkos) von der doppelten Lebensdauer pro 10°C
> weniger ausgeht komm ich auf 64000 Stunden bei 35°C.

Bei 25°C also 128k Stunden, das sind knapp 15 Jahre. Länger hält eine 
Lithium-Batterie auch nicht...

von Mike J. (emjey)


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Timm Thaler schrieb:
> Dito in diesen Taschenlampen zum Selbstaufpumpen.

Ich habe auch zwei Kurbeltaschenlampe, der LiIon-Akku war bei der einen 
nach kurzer zeit hin und bei der anderen hat das gleich zum Anfang nicht 
funktioniert.

Da sind jetzt jeweils drei Goldcaps drin und ich kann die so liegen 
lassen bis sie ganz leer sind. (LiIon geht bei unter 3V kaputt)
Die Ladespannung habe ich auf 5V begrenzt (5.5V Caps) und ich brauch 
wirklich nur 10sek kurbeln um für 5 Minuten Licht zu haben. (danach wird 
es zu schwach)

So eine LiIon Lampe habe ich auch, aber wenn man die im Kofferraum zu 
liegen hat ist sie im Winter nutzlos, da die unter 0°C keine Energie 
mehr abgibt.
Also für alles was man am Körper tragen kann ist LiIon okay.

von Volker S. (volkerschulz)


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Johann schrieb:
> Volker Schulz schrieb:
>> Ich glaube, es ging um den Vergleich zur Lithiumbatterie... ;)
>
> Tja, dann hätte Jörg nicht nach der Zyklenfestigkeit fragen sollen, die
> macht bei Lithiumbatterien nämlich keinen Sinn.

Richtig. Und deswegen macht Deine pauschale Frage:
>Ist es nicht besser, stattdessen
>Lithium-Batterien zu nehmen?
Keinen Sinn. ;)

>> Das duerfte auch wieder auf dem Verwendungszweck ankommen. Ein GoldCap
>> koennte ja auch dazu dienen, einen Controller + Schaltung nach dem
>> Abschalten der Stromversorgung noch die entscheidenden Millisekunden am
>> Leben zu erhalten um irgendwas zu de-initialisieren...
>
> Wenn's nur um Millisekunden geht, dann geht ein ganz normaler Elko.
> Nein, hier geht's um die Pufferung mehrerer Stunden, wenn nicht Tage
> oder Wochen. So, und wenn ich nun einfach mal 10µA annehme, dann kann
> ein 1F ColdCap etwa 2 Tage puffern, bevor ihm die Puste ausgeht. Eine
> Lithiumbatterie hält aber mehrere Jahre locker durch, hält dabei seine
> Spannung stabil und kostet etwa genauso viel. Wie gesagt, ich kann beim
> GoldCap einfach keinen Vorteil erkennen und bis jetzt hat auch niemand
> ein Argument pro gebracht.

Es ging mir, wie gerade schon erwaehnt, gegen Deine pauschale Idee 
"stattdessen Lithium-Betterien" zu nehmen. Es geht eben nicht nur um 
Pufferung und Abgabe von kleinen Stroemen. Die Taschenlampen waren doch 
schon mal ein gutes Beispiel... ;)

Volker

von Jörg S. (joerg-s)


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Johann schrieb:
> Volker Schulz schrieb:
>> Ich glaube, es ging um den Vergleich zur Lithiumbatterie... ;)
> Tja, dann hätte Jörg nicht nach der Zyklenfestigkeit fragen sollen, die
> macht bei Lithiumbatterien nämlich keinen Sinn.
Die Frage hatte ich im hinblick auf die Anwendungsmöglichkeiten 
gestellt. Für Solaranwendungen (ständiges Laden- entladen) sind die 
Dinger z.B. schon sehr gut geeignet.

> Wie gesagt, ich kann beim GoldCap einfach keinen Vorteil erkennen und
> bis jetzt hat auch niemand ein Argument pro gebracht.
Hohe Zyklenfestigkeit (gegenüber anderen Akkus ;) )
Halten auch Frost durch
Sehr hohe Ströme möglich (Maxwell BCAP3000: 210A, 2200A Peak)

von Johann (Gast)


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Jörg S. schrieb:

> Die Frage hatte ich im hinblick auf die Anwendungsmöglichkeiten
> gestellt. Für Solaranwendungen (ständiges Laden- entladen) sind die
> Dinger z.B. schon sehr gut geeignet.

Nach der Zyklenfestigkeit welchen Bauteils hast Du denn nun gefragt? 
GoldCaps? Da weißt Du wohl mehr als ich, also wozu fragen. Antworten 
wäre besser gewesen. Lithiumbatterien? Da gibt's keine Zyklen. Hast Du 
Batterie mit Akku verwechselt? Wie dem auch sei, ich verstehe die Frage 
nicht.

von MaWin (Gast)


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> Ich habe eine nicht mehr nutzbare Solar-Uhr, die
> auch so einen dämlichen Goldcap als Energiespeicher hat. Mit einer
> Lithium-Batterie hätte die Uhr wahrscheinlich länger gehalten und wäre
> günstiger gewesen...

Du hast meinen Link schon verfolgt ?
Ersatz erfolgt durch nicht-GC:

http://www.abcde.de/solaruhren_ersatzteile_citizen.html

von Jörg S. (joerg-s)


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>Nach der Zyklenfestigkeit welchen Bauteils hast Du denn nun gefragt?
Na Akkus natürlich. Wobei es auch wiederaufladbare Batterien gibt.

von Andreas L. (andi84)


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Moin,
Immerhin laufen die Viecher nich aus, wenn es mit ihnen zu Ende geht.
Das hatte ich schonmal mit so nem NC-Puffer-Akku auf nem Mainboard. Der 
hat mal schön die halbe RAM-Sektion vollgesifft, wodurch dann da so 
einiges oxidiert ist.  Ging dann logischerweise nimmer.

Gruß
Andreas Lang

von Timm T. (Gast)


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In ne Heizungssteuerung hatte ich nen Goldcap als Puffer. War natürlich 
entsprechend leer, wenn die Heizung länger aus war. Unpraktisch.

Meine SBR (biologische Kläranlage) piept bei Stromausfall noch ne Weile 
als Warnung. Ich nehme an, das puffert auch ein Goldcap. Praktisch.

Notleuchten, die dauernd am Netz hängen und bei Stromausfall einige Zeit 
leuchten. Eventuell Goldcap, weil Akkus müssten ja zyklisch auf Verdacht 
getauscht werden.

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