Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Werkverträge: neue Form der Leiharbeit


von Alter Sack (Gast)


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mal sehen wann das bei den Ingenieuren einzug hält ! Die Lohnspirale 
dreht sich immer weiter nach unten, bald knallts gewaltig !

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-08/lohndumping-leiharbeit/seite-1

von Der Experte (Gast)


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Gibt es doch schon. Abgebot ausschreiben, wer die Arbeit am meisten 
unterschätzt und am Billigsten bietet, bekommt den Job. Ich kenne einige 
Selbständige, die etwas Liefern mussten, dann wegen der erhöhten Kosten 
mit Minus aus dem Projekt gegangen sind. Die Arbeitszeit finanziert das 
teilweise noch gegen. Da bleiben dann weniger als 6,- die Stunde.

von Marx W. (Gast)


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a) Die "Zeit" ist doch auch nur ein "rot-grünes" papperle-papp 
Blättchen!
b) Werkverträge sind ein altes Vertragswerk, das im BGB schon seit min. 
120 Jahren behandelt wird!
c) Die Sub-Sub-Sub-Unternehmerristis ist auf dem Bau sei Anfang der 
90`er bekannt! In der Instandhaltung und EDV-Branche auch!
Die "Zeit" hat halt ein Problem damit, auch zuzugeben, das Rot-Grün die 
Zustände gefördert hat!

von Mark B. (markbrandis)


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Alter Sack schrieb:
> Die Lohnspirale dreht sich immer weiter nach unten, bald knallts gewaltig !

In Deutschland? Dem Land, in dem die Menschen dauernd so richtig auf die 
Straße gehen und demonstrieren, wenn ihnen was nicht passt? Ach halt, 
das tun sie ja gar nicht.

von Alex (Gast)


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> Ach halt,
> das tun sie ja gar nicht.

LEIDER NICHT!

Zumal muss man noch anmerken, dass der Mensch so ziemlich hirnamputiert 
sein muss, wenn sich dieser bei aktueller Wirtschaftslage in Deutschland 
für 6 Euro/Std. beschäfftigen lässt.

von os (Gast)


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Marx W. (Gast) schrieb:

> a) Die "Zeit" ist doch auch nur ein "rot-grünes" papperle-papp
> Blättchen!

Die Zeit ist alles andere als "rot-grün" lastig.

"Erscheinungsort ist seit jeher Hamburg. Die Zeitung wendet sich an 
Zielgruppen mit gehobenem Bildungsstandard,[2] traditionell vor allem 
Akademiker bzw. Bildungsbürger. Ihre politische Haltung gilt als 
liberal."

Die Zeit ist viel eher fdp geneigt, als auf der linken oder grünen 
Seite. Wenn du die Reden eines Josef Joffe kennst (du kennt sie 
anscheinend nicht, ich habe ihn schon oft in langen Gesprächen mit 
Dilogpartnern gehört) dann weißt du das auch. Einzige SPD-nähe sind die 
Artikel von Altkanzler Helmut Schmidt, aber die haben wenigstens 
Qualität, da könnte sich die Bundesregierung eine Scheibe von 
abschneiden.

> b) Werkverträge sind ein altes Vertragswerk, das im BGB schon seit min.
> 120 Jahren behandelt wird!

Wir reden hier vom Missbrauch oder hast du da was nicht verstanden?! 
Dieser Missbrauch treibt seit der Liberalisierung der Wirtschaft seine 
Blüten und diese Liberalisierung gibt es erst seit einigen Jahren 
(relativ gesehen zu deiner Behauptung von 120 Jahren).

> Die "Zeit" hat halt ein Problem damit, auch zuzugeben, das Rot-Grün die
> Zustände gefördert hat!

Und du hast anscheinend ein Wahrnehmungsproblem oder warum beschäftigst 
du dich nicht mal mit der ANFRAGE an die AKTUELLE BUNDESREGIERUNG, die 
ja wohl keine Rot-Grüne Regierung ist oder?!

Lies:  "... erklärte das Arbeitsministerium Ende Juli auf eine Anfrage 
der Linkspartei, denn: "Hinweise oder Informationen über eine weit 
verbreitete, systematisierte missbräuchliche Nutzung von Werkverträgen 
zur Umgehung von tariflichen oder arbeitsrechtlichen Standards liegen 
nicht vor""

Wer also lässt wie immer alle bestehenden Probleme an sich abtropfen? 
Richtig, Ursula von der Leyen, denn das ist IHR Ressort und IHRE 
Verantwortung!! Davon abgesehen, wenn überhaupt dann ist das ein 
Problem, dass die Gelb-Liberalen zu verantworten haben, denn die 
blockieren mit ihrer liberalen Haltung gegenüber Teilen der Wirtschaft 
IMMER WIEDER die Unterwanderung von Arbeitnehmerrechten (hör dir mal 
deren Äußerungen zu Themen wie Leiharbeit an). Selbst wenn Ursel von der 
Leyen mal das richtige möchte (kommt schon mal vor), sie scheitert 
garantiert am GELBEN Koalitionspartner, der NIET zu allem sagt, was 
Teilen der Wirtschaft strengere Kontrolle auferlegen würde.

Das Problem hat einen Namen und heißt FDP!

von Ich (Gast)


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Es geht um die Umgehung des Leiharbeit-Mindestlohn, indem man die Leute 
eben über Werkverträge.

Werkverträge sind sonst ein alter Hut.

Die Frage ist doch, brauchen wir einen Mindestlohn, eine unterste Grenze 
für alle Branchen und Vertragsarten?

Dann gäbe es immer noch die freiberuflichen Regaleinräumer, der bei 
mehreren Kunden seine Dienste anbietet und ausführt.

von Rico (Gast)


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Ich schrieb:
> Es geht um die Umgehung des Leiharbeit-Mindestlohn, indem man die Leute
> eben über Werkverträge.
>
> Werkverträge sind sonst ein alter Hut.
>
> Die Frage ist doch, brauchen wir einen Mindestlohn, eine unterste Grenze
> für alle Branchen und Vertragsarten?
>
> Dann gäbe es immer noch die freiberuflichen Regaleinräumer, der bei
> mehreren Kunden seine Dienste anbietet und ausführt.

Da wird noch viel mehr gespart. Die Sozialversicherungen sind plötzlich 
alleinige Sache des Arbeitnehmers. Arbeitnehmerrechtliche Sachen wie 
Betriebsrat, Mitbestimmung, Urlaubsanspruch und Kündigungsschutz fallen 
weg. Und letztendlich trägt der unfreiwillige Selbständige das 
unternehmerische Risiko für eine Teilaufgabe, wobei wir beim 
Regaleinräumer davon ausgehen können, daß dieser im Gegenzug aber nicht 
am Gewinn beteiligt wird.

von Marx W. (Gast)


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Ich schrieb:
> Dann gäbe es immer noch die freiberuflichen Regaleinräumer, der bei
>
> mehreren Kunden seine Dienste anbietet und ausführt.

Na, wo ist der Unterschied zur Putzfrau, die ihre Dienste für mehrere 
Firmen anbietet. Oder den Hausmeisterdienst, der für mehrere Objekte 
tätig ist.
Alles 1-Mann/Frau Unternehmen!

von Ich (Gast)


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Marx W. schrieb:
> Na, wo ist der Unterschied zur Putzfrau, die ihre Dienste für mehrere
> Firmen anbietet. Oder den Hausmeisterdienst, der für mehrere Objekte
> tätig ist.

Kaum eineUnterschied, nur das diese Art der Beschäftigung sich auf immer 
mehr Bereiche ausdehnt.

Ein freiberuflichen Regaleinräumer (nur Reale einräumen, keine weitere 
Aquise der Waren) ist mir bisher noch nicht bekannt.

1-Mann/Frau Sekretär/in, 1-Mann-Gabelstapler-Fahrerdienst, 
1-Mann-Universal-Sklave, sozialversichungspflichtige Jobs Ade.
Naja, dann haben die Leihsklavenfirmen ausgedient, wir können das selbst 
besser.

von Wilhelm F. (Gast)


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Ich schrieb:

> Es geht um die Umgehung des Leiharbeit-Mindestlohn, indem man die Leute
> eben über Werkverträge.

Für manch einen ist es tatsächlich nicht so wichtig, ob er 4€/h oder 
7€/h brutto verdient/bekommt. Die jenigen müssen in dieser Gehaltsregion 
auf jeden Fall als Aufstocker zum Amt, wo sie auf Hartz-Niveau 
aufgestockt werden. Das ist ja quasi sowas wie der Mindestlohn. Der mit 
4€ bekommt mehr Zuschuß als der mit 7€, am Ende sind beide gleich.

von Ich (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Das ist ja quasi sowas wie der Mindestlohn. Der mit
> 4€ bekommt mehr Zuschuß als der mit 7€, am Ende sind beide gleich.

Jau, nur in der Zeitarbeit gilt ja ein Mindestlohn, egal ob man damit 
hinkommt, außerhalb kann man den prima umgehen.
Schlupflöcher, um bestehende gesetzliche Regelungen zu umgehen, gibt es 
reichlich.
Wenn es in der Zeitarbeit einen Mindestlohn gibt, werden die Arbeiten 
halt über Werkverträge erledigt.
Wenn Reinigungskräfte und Pflegekräfte einen Mindestlohn haben, gibt es 
eben haushaltsnahe Dienstleistungen.

von Wilhelm F. (Gast)


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Ich schrieb:

> Jau, nur in der Zeitarbeit gilt ja ein Mindestlohn, egal ob man damit
> hinkommt, außerhalb kann man den prima umgehen.
> Schlupflöcher, um bestehende gesetzliche Regelungen zu umgehen, gibt es
> reichlich.

Aah, ich verstehe so langsam. Der Mann mit Werkvertrag hat wohl keinen 
Anspruch auf Aufstockungsleistungen vom Amt, weil er kein normaler 
angestellter Arbeitnehmer ist. Auch wenn er nur 3€ die Stunde bekommt, 
und davon keinesfalls leben kann.

Frechheit, sowas.

So wird ein Schuh draus.

von Alter Sack (Gast)


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http://www.taz.de/Lohndumping-auf-dem-Arbeitsmarkt/!76587/

In der Nacht kommen die Litauer

An dieser Sichtweise kann man jedoch Zweifel hegen. Im März 
beispielsweise sendete der WDR einen Beitrag über das Ikea-Europalager 
in Dortmund. Ikea beschäftigte dort zu Tagzeiten fest angestellte 
Mitarbeiter. Nachts rückten litauische Werkvertragler an, vermittelt von 
einer litauischen Firma in Wilna.

Der Möbelkonzern zahlte eine Pauschale, sparte sich so die 
Nachtzuschläge. Die Arbeiter erhielten umgerechnet 6,50 Euro Stundenlohn 
- ausgezahlt in Wilna; Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge 
flossen so an den litauischen Staat.

Auch in der Fleischindustrie kennt man das Phänomen: Deutschland hat 
sich mithilfe des Einsatzes osteuropäischer Werkvertragsnehmer 
mittlerweile zum Billigschlachthaus Europas entwickelt:

Für 3 oder 4 Euro Stundenlohn beinen Polen oder Rumänen die toten Tiere 
aus. Das ist so unschlagbar billig, dass Betriebe in Frankreich oder 
Dänemark in die Insolvenz getrieben wurden - oder Schlachthöfe in 
Deutschland eröffneten. Denn hierzulande gibt es keinen Mindestlohn in 
der Branche.

und hier der beitrag:

http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2011/03/11/lokalzeit-dortmund-billigarbeiter.xml

von Wilhelm F. (Gast)


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Alter Sack schrieb:

> Für 3 oder 4 Euro Stundenlohn beinen Polen oder Rumänen die toten Tiere
> aus. Das ist so unschlagbar billig, dass Betriebe in Frankreich oder
> Dänemark in die Insolvenz getrieben wurden - oder Schlachthöfe in
> Deutschland eröffneten. Denn hierzulande gibt es keinen Mindestlohn in
> der Branche.

Ohne deine beiden Links verfolgt zu haben:

Ich hörte dazu vor einigen Monaten einen Beitrag auf DLF. Wie unsere 
Fleisch- und Wurstwaren immer billiger und konkurrenzfähiger werden.

Die Rumänen werden mit dem Bus hier her gekarrt, leben wohl in 
Baucontainern unter allem da erdenklichen "Luxus", und dürfen bei weitem 
nicht jedes Wochenende nach Hause zur Familie.

Wenn sowas gute Unternehmen platt macht, wo bleibt da die Politik? Aber 
halt, nein, die Politik schrieb sich ja auf die Fahnen, daß Lebensmittel 
spottbillig werden müssen, weil der Verbraucher dann ja noch mehr Geld 
für Non-Food-Konsumprodukte übrig haben soll. Das hörte ich ebenfalls in 
einer Radiodoku. Quellen habe ich mir nicht gemerkt, weil es im 
Autoradio während der Fahrt war. Ein Teufelskreis alles.

Beim Wehrdienst 1981 lernte ich auch noch ein paar gute Fleischer 
kennen. Die hatten noch echte Illusionen, danach zu Akkordlöhnen in die 
Niederlande in Großschlachtbetriebe zu gehen. In Deutschland in 
örtlichen Fleischereien war es wohl auch nicht so rosig. Aber ich 
befürchte, die Jungs sind wohl heute eher auch Hartzer.

von Ich (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Aah, ich verstehe so langsam. Der Mann mit Werkvertrag hat wohl keinen
> Anspruch auf Aufstockungsleistungen vom Amt, weil er kein normaler
> angestellter Arbeitnehmer ist.

Nö, aber OK,einem Aufstocker kann es ja egal sein, ob er seinen Hartz 4 
von 6 Euro oder 10 Cent Stundenlohn aufstockt.

Selbst bei einem Mindestlohn von 12 Euro (fordern nicht mal die Linken), 
gibt es sicher welche, die dann immer noch Anspruch auf eine Aufstockung 
haben.

Dann kann man sich sämtliche Mindestlohndebatten sparen, "freie" 
Lohnfindung.

Ich sche noch jemanden, der sich um meinen Haushalt kümmert, bischen 
kocht, etc.
Zahle auch 4 Euro/Tag.

Falls sich keine(r) meldet trete ich in die FDP ein und klage über 
unmotivierte und unflexible Arbeitskräfte.

von Dr. Karsten Kaempf (Gast)


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Werkverträge sind keine neue Form der Leiharbeit. Hier wird einiges 
durcheinander geworfen. Mit Werkverträgen können Einzelpersonen wie auch 
Firmen zur Verrichtung eines "Werkes" gegen Entgelt verpflichtet werden. 
Wenn sich Einzelpersonen mit Preisen zur Verrichtung eines Werkes 
anbieten (siehe dazu z.B. die Webseiten zur Vermittlung von 
Handwerkern), die für die Person nicht auskömmlich sind, dann ist das 
"deren Bier" und hat mit Leiharbeit bzw. Arbeitsüberlassung nichts zu 
tun.
Hingegen sind Scheinwerkverträge eine neue Form der Umgehung des 
Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes: Wenn eine (neutral bezeichnet) 
"Personalstellungsfirma" (PSF) die von ihren eigenen Mitarbeitern bei 
einer anderen Firma zu verrichtenden Tätigkeiten vertraglich (d.h. im 
als Werkvertrag bezeichneten Vertrag mit letzterer) so ausgestalten 
kann, dass der Leiharbeitscharakter dieser Tätigkeit nicht 
offensichtlich ist und deshalb von dem betroffenen AN der PSF nicht oder 
nur mühsam (mit hohen Arbeitsgerichtsprozesskosten behaftet)nachweisen 
kann, spart die PSF zumindest den sonst gegenüber der Bundesanstalt für 
Arbeit zu erbringenden Nachweis, dass pro AN € 2.000 an liquiden Mitteln 
(mindestens € 10.000.-) zur Verfügung stehen. Und dann kommt dazu noch 
(in vereinzelten Fällen, das kann man ja nicht verallgemeinern) die 
Nichtbeachtung von Tariflöhnen der Zeitarbeitsbranche dazu, weil die 
eben für AN unter Werkverträgen nicht anwendbar sind.

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