Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Anreisekosten


von 50€ (Gast)


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hallo,

bei mir hat die Firma für zwei Vorstellungsgespräche nur die Kosten nach 
der Entfernung übernommen (etwa 30€ pro km), ich bin jedoch mit der Dt. 
Bahn 2.Klasse gereist (2x Zugtickets und 2x Nahverkehr), die tatsächlich 
entstandenen Kosten für mich waren etwa 50€ mehr, als die Erstattung 
durch die Firma.

muss eine Firma die für die Bewerbungsgespräch entstandene Kosten für 
die Anreise komplett zahlen oder nur teilweise? Was soll ich nun tun? 
Darauf bestehen, dass die Firma die volle Summe erstattet?

von Marcus B. (raketenfred)


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Also ich hatte mal einen Zettel von Schaeffler mit Fahrtkostenerstattung 
in der Hand, wo entweder die 30ct für Auto ausgewählt weerden konnten 
oder halt die Ticketpreise, wenn man die Tickets beigelegt hat.

Soweit ich weiß muss die Firma, wenn sie dich eingeladen haben, die 
Kosten für die Anreise übernehmen

von Hans Wurst (Gast)


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Paragraph 670 BGB...sinngemäß: Ein Unternehmen, das einen Bewerber 
einlädt, muss notwendige Ausgaben ersetzen, die im Zusammenhang mit 
einem Vorstellungsgespräch anfallen.

Besser ist es jedoch solche Sachen im VORFELD zu klären und notfalls bei 
der AfA Kostenerstattung beantragen...

Die 50€ wirst Du nicht wiedersehen, außer die Firma ist sehr 
kulant...und klagen wirst Du wegen solch einer Summe auch nicht...von 
daher: Wieder was gelernt!

von Marx W. (Gast)


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50€ schrieb:
> muss eine Firma die für die Bewerbungsgespräch entstandene Kosten für
>
> die Anreise komplett zahlen
Ja, es sind Aufwendungen die der Einladende zu zahlen hat!
aber die Aufwendungen müssen immer angemessen sein! Also nix mit First 
Class fliegen, oder sich ne dicke Limo mieten und dann Vorfahren!
>
> oder nur teilweise? Was soll ich nun tun?
Lies im Einladungsschreiben, was da zu den Fahrtkosten steht!
Steht da nix, so haben die die Reisekosten in angemessener Weise zu 
erstatten!
> Darauf bestehen, dass die Firma die volle Summe erstattet?
Wenn die nicht auf die Reisekostenerstattung in der von mir genannten 
Weise hingewiesen haben, kannste das machen!

von Marx W. (Gast)


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Hans Wurst schrieb:
> Besser ist es jedoch solche Sachen im VORFELD zu klären und notfalls bei
>
> der AfA Kostenerstattung beantragen...

Dazu muß man aber auch Arbeitssuchend bei der AfA gemeldet sein!

von 50€ (Gast)


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in der Einladung steht nix und es handelt sich um eine große 
LKW-Herstellung, daher dachte ich, die würde auf jedem Fall ihre 
Richtlinien haben und selbstständig die Reisekosten übernehmen und nicht 
wegen 50€ einen schlechten Ruf riskieren ...aber anscheinend doch.

Ich in ja ganz gewöhnlich 2. Klasse mit der Bahn gefahren, auch die 
Tickets hatte ich denen zu geschickt, trotzdem habe ich nur eine 
Erstattung nach Entfernung und nicht die tatsächliche Reise kosten 
zurückerhalten.

kann ich das Geld bei Arbeitsamt nachträglich zurückbekommen? ich bin 
Uni Absolventen, da sind die 50€ nicht gerade wenig.

von Tilo (Gast)


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Du kannst sie bei deiner Steuererklärung geltend machen.

von Condi (Gast)


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Klingt komisch, seit wann ist die Bahn teurer als ein Auto?

von Marx W. (Gast)


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Tilo Lutz schrieb:
> Du kannst sie bei deiner Steuererklärung geltend machen.

Was für ein Trost!

von Marx W. (Gast)


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50€ schrieb:

Also ich kenn jetzt nicht alles was so telefonisch oder im VG gesprochen 
wurde aber:
> in der Einladung steht nix und es handelt sich um eine große
>
> LKW-Herstellung,
MAN, da ist doch bekannt wie es bei denen zugeht!
> daher dachte ich,
Na, haste was dazugelernt!
> die würde auf jedem Fall ihre
> Richtlinien haben
na ob, "Nimm weg" so sind die zu übersetzen!
>
> und selbstständig die Reisekosten
Das gibt es in deutschen Unternehmen bis hinauf zu den DAX-Konzernen 
nicht mehr!
> übernehmen und nicht
> wegen 50€ einen schlechten Ruf riskieren
Rechne  doch mal 1000 Bewerber mal 50€ macht 50000€ pro anno!
Da hat die Tusie in der PA doch loker 1000 €  dafür als 
Verbesserungsvorschlag bekommen, und der Betreibsrat hat auch noch in 
der Mitarbeitzeitung dazu gratuliert!
> ...aber anscheinend doch.
Ja!
>
>
> Ich in ja ganz gewöhnlich 2. Klasse mit der Bahn gefahren, auch die
> Tickets hatte ich denen zu geschickt, trotzdem habe ich nur eine
> Erstattung nach Entfernung und nicht die tatsächliche Reise kosten
> zurückerhalten.
Dann würde ich mal "Biestig" werden!
Also, schrieb mal die PA-Abteilung an, und mahn den Diff.-Betrag an!
Wenn das nix bringt, post halt hier nochmal, dann machen wie hier 
öffentlich mal díe Verantwortlichen zur Sau!
>
>
> kann ich das Geld bei Arbeitsamt nachträglich zurückbekommen? ich bin
Nein, da du bevor du zum VG fährst die Argentur informiern  mußt.
> Uni Absolventen, da sind die 50€ nicht gerade wenig.
a) buch es als Lehrgeld ab!
b) freu dich, dass du nicht für die arbeiten "mußt" und dann mit Mitte
   40zig auf den A-Markt geworfen wirst! Hab Mitte der 95´er gesehen wie
   die MAN mit der Altersklasse umgegangen ist!

von Wilhelm F. (Gast)


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50€ schrieb:

> kann ich das Geld bei Arbeitsamt nachträglich zurückbekommen? ich bin
> Uni Absolventen, da sind die 50€ nicht gerade wenig.

Nein, du mußt dafür arbeitssuchend gemeldet sein.

Die Arbeitsagentur bezahlt nachträglich bei Rückgabe des 
Antragsformulares, was man sich von dort selbst abholen oder per Post 
ein paar Tage vor der Fahrt zusenden lassen kann.

Sie zahlen 20Ct. pro wirklich gefahrenen km, allerdings bis zur 
Höchstgrenze von 130€. Das reicht für eine Entfernung von 325km. Im 
Grunde reicht es aber wiederum nicht, denn 20Ct./km decken niemals die 
wirklichen Fahrkosten. Das Finanzamt hat immerhin einen km-Satz von 
36Ct. z.B. für Pendler. Das kommt der Sache näher. Alternativ wird eine 
Bahnreise 2. Klasse bundesweit plus eine Übernachtung von der 
Arbeitsagentur erstattet.

Schön ist es immer, die Gesichter des AG zu sehen, die nach dem 
Vorstellungsgespräch den Antrag ausfüllen und ein paar Fragen darin 
beantworten müssen. Den Antrag kann man erst aus der Tasche ziehen, wenn 
man vorher gefragt hat, ob die Reisekosten erstattet werden, und 
verneint wurde.

Mittlerweile bitte ich grundsätzlich alternativ um ein Telefoninterview, 
wenn Fahrkosten schon im Vorfeld abgelehnt werden. Die allermeisten 
spielen da auch mit.

Aber sowas im Rahmen von 50€ nahm ich gelegentlich schon mal auf die 
eigene Kappe. Richtig kratzig werde ich erst bei Reisen ab 300km 
einfache Strecke. Denn das ist richtig viel Geld, was man als Absolvent 
oder Arbeitsloser eben nicht hat.

Mit dem Antrag vom Amt kommt man sich sowohl bei der Firma als auch beim 
Amt als Bittsteller herabgesetzt vor. Ist auch so. In Zukunft versuche 
ich nur noch, auch diese Dinge tunlichst zu vermeiden.

Denn ich bin ja wer, was gutes, Fachkraft, und kein Lumpenkrämer. Wenn 
dafür mal niemand 50€ übrig hat, das zeugt von echter Wertschätzung 
gegenüber dem Bewerber.

von Michael (Gast)


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Ich weiß nicht, ob es üblich ist...ich war mehr als buff. Die Firma 
zahlt mir den Flug (GermanWings) + Taxi vom Flughafen zur Firma. Ist 
sowas normal bei größeren Firmen?

von Wilhelm F. (Gast)


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Michael schrieb:

> Ich weiß nicht, ob es üblich ist...ich war mehr als buff. Die Firma
> zahlt mir den Flug (GermanWings) + Taxi vom Flughafen zur Firma. Ist
> sowas normal bei größeren Firmen?

Die Bandbreite ist groß. Ich hatte auch schon mit seriösen 
Unternehmensberatern zu tun, die mir sagten, ich solle die Rechnung 
schicken. Inclusive Speisen in der Lokalität, wo der Termin statt fand.

Gleich am nächsten Tag nach dem Gespräch hatte ich das Rechnungsformular 
in der Email.

Auf dem Rechnungsformular befanden sich auch Felder für Einträge zu 
Flugreisen und Taxi sogar für weltweite Reisen, auch Übernachtung und 
Verpflegung.

Dabei fuhr ich dort zunächst auf eigene Kosten hin, weil ich dachte, es 
wären wieder mal die üblichen Blindgänger.

Aber das ist eine seltene Ausnahme bei mir, daß welche richtig Anstand 
haben.

von Hick-Hacker (Gast)


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von Jochen R. (josch90)


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Ich habe auch schon einmal mit der Einladung zum Vorstellungsgespräch 
direkt zwei Zugtickets bekommen.

von Marx W. (Gast)


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Jochen R. schrieb:
> Ich habe auch schon einmal mit der Einladung zum Vorstellungsgespräch
>
> direkt zwei Zugtickets bekommen.


Nicht schlecht, nennst du den Firmennamen!
Ist ja schließlich auch  positiv zu bewerten!

von Hick-Hacker (Gast)


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Ferchau hat auch die Kosten problemlos übernommen. Sowohl für die 
Bewerbung bei Ferchau, als auch für die Bewerbung beim Kunden.

von Ich (Gast)


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Jochen R. schrieb:
> Ich habe auch schon einmal mit der Einladung zum Vorstellungsgespräch
> direkt zwei Zugtickets bekommen.

Gute Unternehmen bezahlen 2.Klasse Bahntickets bei 
Vorstellungsgesprächen anstandslos.

Wnn vorher 30cent pro Entfernungskilometer angeboten wird, liegt es an 
einem selbst, wie man dahinkommt und ob man das Angebot annimmt.
Was ein Bahnticket kostet ist vorher bekannt.

von Tom (Gast)


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Bei meine Gesprächen wurden auch immer alle Anreisekosten (auch per 
Flug) übernommen. In einem einzigen Fall habe ich mich mit einem Tschibo 
Bahn-Ticket zum Gespärch begeben (für 25€) und KFZ abgerechnet. Damit 
waren dann für 2h Gespräch * Bahnfahrt 200€ netto mehr an dem Tag auf 
dem Konto ;)....aber das lief nur ein einziges mal....

von zukünftiger Bahner (Gast)


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ich wurde von der Deutschen Bahn eingeladen, das Verfahren verlief 
ungefähr so:

Normale Papierbewerbungen
Kurzes Telefonat um Termin für ein Telefoninterview zu machen
Telefoninterview
Einladung zum Assessmentcenter
Telefonat/Email, von welchem DB-Bahnhof man reisen möchte und ob ein 
Hotelzimmer benötigt wird.
E-Mail erhalten mit einer Bahntixnummer(Tipp: Nummer korrekt eingeben 
;-) ^^) , sodass ich an jedem Fahrkartenautomaten eine Fahrkarte für Hin 
und Rückfahrt(2.Klasse, den ganzen Monat gültig- bis ICE hoch fahrbar)
Hotelzimmer war Halbpension, Mittagessen in der Kantine wurde 
übernommen, ganzen Tag über Kekse, Wasser, Saft, Tee und Kaffee 
angeboten bekommen

Assessmentcenter war auch sehr sehr menschlich, man bekommt zum Schluss 
ein sehr gutes Feedback

Die Sicht des Bewerbungsverfahrens bei meinem zukünftigen Brötchengebers

von Wilhelm F. (Gast)


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Gelegentlich gibt es bei der Bahn auch Schnäppchen.

Ein privater Arbeitsvermittler und ich fuhren mal zu zweit mit dem 
Rheinland-Pfalz-Ticket für 26€ von Trier nach Saarbrücken zu einem 
Personaldienstleister. 100km Entfernung. Von denen gab es wie so oft und 
üblich nix. Wir teilten uns das Ticket, und die 13€ pro Person waren 
überschaubar. Es hätten beim Ticket sogar noch 3 weitere Personen 
mitfahren können. Wie früher mal beim bundesweiten Wochenendticket für 
35€ für eine Fünfergruppe. Ich weiß nicht, ob es das noch gibt.

Aber ich muß schon sagen, daß Fahrkostenerstattung von Unternehmern bei 
mir echten Seltenheitswert haben. Vielleicht 20% aller Fälle, und 
Dienstleister bis jetzt grundsätzlich nie.

Liegt vielleicht am Alter. Mit Leuten Ü50 kann man wohl die Sau machen.

Es kann aber auch sein, daß meine Gespräche nie im Nahbereich zum 
Wohnort lagen, und man bei geringeren Entfernungen eher mal zahlt.

von Martin (Gast)


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Michael schrieb:
> Ich weiß nicht, ob es üblich ist...ich war mehr als buff. Die Firma
> zahlt mir den Flug (GermanWings) + Taxi vom Flughafen zur Firma. Ist
> sowas normal bei größeren Firmen?

Hat die, wo ich jetzt bin, auch gemacht. War billiger als die Bahn. 
Letztere kam ohnehin nicht in Frage, denn dann hätte ich so viel länger 
gebraucht, daß ein zweiter Urlaubstag angesagt gewesen wäre.

von EF Klasse 3 (Gast)


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zukünftiger Bahner schrieb:
> Assessmentcenter war auch sehr sehr menschlich, man bekommt zum Schluss
> ein sehr gutes Feedback
Um was für eine Stelle ging es; war es mehr technischer Natur oder mehr 
Richtung Warmluftofen mit Schlips?

von zukünftiger Bahner (Gast)


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EF Klasse 3 schrieb:
> zukünftiger Bahner schrieb:
>> Assessmentcenter war auch sehr sehr menschlich, man bekommt zum Schluss
>> ein sehr gutes Feedback
> Um was für eine Stelle ging es; war es mehr technischer Natur oder mehr
> Richtung Warmluftofen mit Schlips?

Es ging um ein duales Studium Wirtschaftsinformatik.
An dem Tag mussten verschiedene Tests gemacht werden (Mathe, Deutsch, 
Logik, Präsentation, Gruppenarbeit, Kobination/Logistik), und in diesem 
Feedbackgespräch wurde dann detailliert aufgezählt was man an Fehlern 
gemacht hat, bzw was verbesserungswürdig war- ein Mitbewerber hat sich 
bei der Präsentation stark auf den Tisch aufgestützt um am OHP zu 
arbeiten, was dann in dem Gespräch auch auf kam.

von Marx W. (Gast)


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zukünftiger Bahner schrieb:
> Es ging um ein duales Studium Wirtschaftsinformatik.
> An dem Tag mussten verschiedene Tests gemacht werden (Mathe, Deutsch,
> Logik, Präsentation, Gruppenarbeit, Kobination/Logistik), und in diesem
> Feedbackgespräch wurde dann detailliert aufgezählt was man an Fehlern
> gemacht hat, bzw was verbesserungswürdig war- ein Mitbewerber hat sich
> bei der Präsentation stark auf den Tisch aufgestützt um am OHP zu
> arbeiten, was dann in dem Gespräch auch auf kam.

Das war kein "Assessmentcenter", dass war nur eine Dirri-Darri-Nummer 
der Personaler. Sowas macht halt auf der ABI-Feier ungemein Eindruck.
Dein Pseudo ist Bahner? Frag Ferkes, der hat sowas bei der Post vor 36 
Jahren auch schon gemacht! Also bild dir nix auf so ein 
"Assessmentcenter"
ein. Das war nur ein Einstellungstest der 80´er im Gewand des Jahres 
2011!

von Panzer H. (panzer1)


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Kurz nach dem Studium (so um 1997) konnte ich mal 3 V-Gespräche in 
München auf eine Woche verteilen. Kosten wurden jedesmal erstattet für 
PKW Berlin-Muc; ich hab es aber vorgezogen, die Stadt zu erkunden. 
Irgendwie gab es damals noch nicht so 'nen Krampf um die Reisekosten, 
die wurden halt übernommen.
Irgendwann später hatte ich mal einen Termin in der Schweiz: der 
Personalo fragte mich, welche Kosten ich hatte, zückte anschliessend den 
Taschenrechner heraus (EUR->CHF) und gab mir das Geld bar auf die Hand.
Das Geld habe ich bis heute nicht getauscht/ausgegeben, in EUR ist es 
heute deutlich mehr wert.

von Wilhelm F. (Gast)


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Marx W. schrieb:

> Frag Ferkes, der hat sowas bei der Post vor 36
> Jahren auch schon gemacht!

Gutes Gedächtnis, der Mann!!!

Ja, 1975 und nur mit Hauptschulabschluß (9 Schuljahre) gab es 4 Tage 
Einstellungstests für die künftigen Azubis. Aber eher in Form von 
Klausuren. Bis auf das persönliche Gespräch und die medizinische 
Untersuchung nach der Vorauswahl.

Mann, da war was los. Das muß man sich vorstellen wie die Bahnhofshalle, 
worin 400 Leute einen Test schreiben. Gut 20 Leute flogen schon vor 
Testbeginn raus, weil sie begannen, am Mobiliar zu randalieren. Der 
Dienststellenleiter brauchte gutes Durchsetzungsvermögen und einen 
strengen Ton.

400 Bewerber, kunterbunt gemischt aus Hauptschülern, Realschülern und 
Abiturienten. Durchfallquote 97,5%. Komm jetzt nur niemand auf die 
glorreiche Idee, daß die Hauptschüler ausgesiebt wurden. Mitnichten!!! 
Gleiche Chance für alle. Es wurden in dem Jahr nur 10 Azubis gebraucht, 
sonst 80-100. Erste Krise nach dem WW2. Die Ölkrise mit seltsamen Blüten 
hier war 2 Jahre zuvor.

Meine Stadt war Bonn. In größeren Städten wie Köln ging es nicht 
gemütlicher zu, hatten noch mehr Bewerber.

Die Trierer wollten mich 1974 gar nicht, hatten viel zu viele Bewerber, 
und die Stadt ist so riesig ja auch nicht.

Bundesweit hatten die zentralen Ämter Einzugsbereiche bis zu 200km 
Radius.

Mit der Präsentation hatten sie es damals noch nicht so. Wir sollten ja 
später auch arbeiten, und keine Mode vorführen.

Die Tests dachte sich wohl irgendwann eine Kommission aus, und werden 
bei der Bahn ähnlich gewesen sein.

Die gehobenen und höheren Beamten (studiert) kamen wohl meistens über 
die posteigenen Hochschulen (z.B. Dieburg). Seltenst im Quereinstieg. Es 
erinnert mich etwas an das heutige duale Studium. Die Leute bekamen auch 
das Studium vom Betrieb finanziert, mußten aber dann erst mal 3 Jahre 
auf Sparflamme mit geringer Einstufung (A9 oder A10) und bei 
Gehaltsabzügen wegen teilweiser Studienrückzahlung laufen, intern noch 
die Laufbahnprüfungen schaffen, bzw. die Fachrichtung wählen. Dafür, daß 
man nicht ganz so schnell reich wurde, war der Job dann aber 
lebenslang sicher. Heute ist es natürlich ein wenig anders mit der 
Sicherheit und der Lebenslänglichkeit.

Wie es bei der Bahn da war, weiß ich nicht ganz genau. Mein kürzlich 
verstorbener Onkel wurde mit 13 ohne Schulabschluß bei der Bahn 
eingezogen, wie beim Militärdienst. Gleisbau, Heizer, er sah auch 
zuletzt noch aus wie Hulk. Das zeigte sich aber als positiv, er hatte da 
eine gute Karriere. Wurde Beamter im mittleren technischen Dienst, 
endete als Betriebsinspektor. Ich hatte mit ihm in der letzten Zeit noch 
interessante Gespräche darüber. Im Alter erzählte der Mann mir viele 
Details, die man normalerweise nicht so erzählen würde. Z.B. wie man 
ohne Schulabschluß es in den 1970-ern bis zum E-Lok-Führer schafft, daß 
sie im Krieg kaum lesen und schreiben lernten. Er hatte auch einen sehr 
guten Charme, mit den richtigen Leuten zur richtigen Zeit richtig 
umzugehen.

Ich glaube, bei der Bahn selbst wird man heute eher 
Power-Point-Minister. Für das Technische haben die doch heute auch schon 
ihre ausgegliederten bahneigenen Dienstleistungsgesellschaften.

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