Forum: Ausbildung, Studium & Beruf "Wird nach Tarif bezahlt"- wo kann man die einsehen ?


von Neugier genügt (Gast)


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Hallo,

wenn für mich zum Glück nicht aktuell, habe ich trozdem mal folgende 
Frage:

In einigen Stellenanzeigen wird ja bezahlung nach Tarif versprochen.

Aber wie bekomme ich als Ausstehender heraus was nun der Tarif (und 
Sonderzahlungen) für einie bestimmte Firma ist, gibt es wowas wie eine 
Liste Betrieb => Tarif, teilweise soll es ja auch Firmen mit mehreren 
Tarifen geben ?
Desweiteren gibt es ja verschiedene Lohngruppen (teilweise auch anders 
bezeichnet)-wie kriegt man als Aussenstehender dazu Infos ohne 
Beschäftigte aus den entsprechenden Betrieb zu kennen oder persöhnlich 
dort anzurufen ?

Es wird ja viel gejammert (in den Medien)über unfaire Bezahlung, ich 
würde das gerne mal selbst einschätzen können, da ja gerade die privaten 
Medien mehr an Quote als an echter ,fairer und unabhängiger Information 
interessiert sind.

Also zum Beispiel: werden die Mercedes (Benz) Mitarbeiter wirklich so 
"verwöhnt" wie es manchmal dargestellt wird und sind dafür die 
Mitarbeiter im Wach- und Pflegedienst die "Slaven" der Nation. ?

Gerade was die wirklichen Bezüge angeht wir ja meist ungerne Info nach 
"Draußen" gegeben, ehr erzählt dir einer seine sexualpraktiken oder 
krankengeschichte als er mal die Hose in Sachen Einkommen herunter 
lässt.

mfg

"Neugier genügt"

von Mark B. (markbrandis)


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Neugier genügt schrieb:
> Also zum Beispiel: werden die Mercedes (Benz)

Vorsicht: Die Daimler AG zahlt nach Tarif (IG Metall und Elektro), die 
Mercedes-Benz technology GmbH und EvoBus nicht.

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Neugier,

> In einigen Stellenanzeigen wird ja bezahlung nach Tarif versprochen.
Das wird dann wohl der IG Metall Tarif sein.
>
> Aber wie bekomme ich als Ausstehender heraus was nun der Tarif (und
> Sonderzahlungen) für einie bestimmte Firma

Die Gewerkschaft wird Dir gern die Tabelle geben über Tarifstufen und 
Tariflohn.
Wenn in der Stellenanzeige keine Tarifstufe angegeben ist, dann darfst 
Du das erfragen. Seriöse Arbeitgeber verkaufen keine Katzen im Sack.


> werden die Mercedes (Benz) Mitarbeiter wirklich so
> "verwöhnt" wie es manchmal dargestellt wird
Mit Sicherheit ist auch MB kein Ferienclub.
Vernünftige und glaubhafte Aussagen bekommst du nur von Freunden und 
Bekannten, die selber im Betrieb arbeiten.

Ciao
Wolfgang Horn

von Michael S. (technicans)


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Neugier genügt schrieb:
> Gerade was die wirklichen Bezüge angeht wir ja meist ungerne Info nach
> "Draußen" gegeben, ehr erzählt dir einer seine sexualpraktiken oder
> krankengeschichte als er mal die Hose in Sachen Einkommen herunter
> lässt.

Wenn du die Tarifliste und die Tarifgruppe nicht kennst wird dir das
wenig bis gar nichts nutzen. Die spielen dann nur mit Kandidaten.
Wenn überhaupt, dann suchen die Ideen, keine Leute. Solchen
Spielchen hasse ich persönlich wie die Pest, weil man da ganz
gezielt in eine Situation manövriert wird wo eine Entscheidung
nicht so wohlüberlegt ist wie das auch sinnvoll und zeitgemäß
wäre. Leider ist es nicht illegal. Überrumpeln würde der Normalo
sagen.

von MaWin (Gast)


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> In einigen Stellenanzeigen wird ja bezahlung nach Tarif versprochen.

Meistens bei Zeitarbeitern,
dort gilt dann der geizige Zeitarbeitstarif der zum halben Geld
führt wie ein Festangestellter auf derselben Position.

Denn ohne eigenen Tarifvertrag mit einer bestochenen Lobbygewerkschaft
wie dem Christlichen Gewerkschaftsbund oder der FAU Berlin
müssten sie genau so viel bezahlen :-))

von 45455 (Gast)


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Ich hab noch keine Firma gesehen, die mit "Bezahlung nach IGM-Tarif" in 
ihren Stellenanzeigen wirbt, obwohl das wohl die beste Möglichkeit wäre, 
neue Mitarbeiter anzulocken.

Da wär viel effektiver als "wir sind ein innovatives, 
blablabla-Unternehmen".

Der IGM-Tarif ist halt inzwischen die absolute Oberliga, was Bezahlung 
angeht. Und das schon bei 35-h-Woche. Bei 40 h gibts nochmal rund 14% 
oben drauf.

Die Zeitarbeits- und Verleihfirmen werben rotzfrech mit "Tarifgehalt" 
oder "Bezahlung nach Tarif" oder sogar "Übertarifliche Bezahlung". Rein 
rechtlich ist das korrekt, schließlich hat die Zeitarbeitsbranche einen 
Tarifvertrag mit dem DGB abgeschlossen.

Dass ein Ing. lt. diesem Vertrag 14 - 17 €/Std. verdient, wird natürlich 
verschwiegen.

Mit "Tarif" verbindet man im allg. Sprachgebrauch eine Bezahlung auf 
hohem Niveau, mit geregelter Arbeitszeit, Urlaubs-/Weihnachtsgeld, etc.

Die Verleihfirmen nutzen diesen Umstand gnadenlos aus u. locken so 
Unbedarfte in die Falle.

von sdssdsd (Gast)


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Hast recht, gerade Ferchau wirbt mit IG Metall Tarifgehalt, stimmt sie 
haben einen mit denen ausgehandelt, aber wie die Löhne aussehen kann 
sich jeder denken.

von Michael S. (technicans)


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45455 schrieb:
> Die Verleihfirmen nutzen diesen Umstand gnadenlos aus u. locken so
> Unbedarfte in die Falle.

Du kannst ja in aller Regel ablehnen.

Ich hab mal Dutzende Leihbuden angeschrieben und die haben sich
zum Gehalt natürlich aus geschwiegen und plausible Fragen überhaupt
nicht beantwortet. Die wollen nur Bewerbungen. Da fragt man sich
natürlich, was das soll? Deutschland wird schon sehen wie weit
es mit solchen Machenschaften kommt. Meiner Ansicht ist das reiner 
Kontrollwahn-Aktionismus. Daher wohl auch der Schrei nach
naiven Fachkräften die da mit spielen. Bewerbt euch lieber
bei den Firmen die euch respektvoll und fast fair behandeln
und trocknet diesen Sumpf der Dienstleister aus.

von QWERTZ (Gast)


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45455 schrieb:
> Die Verleihfirmen nutzen diesen Umstand gnadenlos aus u. locken so
> Unbedarfte in die Falle.

In die Falle gelockt wird, damit keiner. Die Falle hatte schon 
zugeschnappt, als sich die Unbedarften für ein (Ingenieur)studium 
eingeschrieben haben. Am Ende kommen halt maximal 40 Prozent der 
Ingenieurabgänger als Festangestellte in der IGM-Oberliga an. Der große 
Rest schafft es nicht und auch meistens nicht später im Verlauf der 
Karriere.
Die Zeitbuden zahlen meist etwas mehr, als der Zeitarbeitstarifvertrag 
vorsieht. Aber man sollte sich nichts vormachen, in den meisten 
mittelständischen Betrieben sieht es bezahlungstechnisch auch nicht 
besser aus, oft sogar noch schlechter und der Chef hat seine Augen und 
Ohren überall.

von 45455 (Gast)


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QWERTZ schrieb:
> Aber man sollte sich nichts vormachen, in den meisten
> mittelständischen Betrieben sieht es bezahlungstechnisch auch nicht
> besser aus, oft sogar noch schlechter und der Chef hat seine Augen und
> Ohren überall.

Mir hätte der Dienstleister auch mehr gezahlt als der Mittelständler. 
Bin trotzdem zum Mittelständler, da besseres Arbeitsklima und 
interessantere Aufgaben.

Ich versteh nur nicht, warum man sich überhaupt eine Zeitarbeits- und 
Dienstleisterbranche herangezüchtet hat. Für mich sind Dienstleister 
Parasiten, die absolut unnötig am Faktor Gehalt mitverdienen.

Ja, der Kündigungsschutz wird damit ausgehebelt. Das bezahlen die AG, 
also die Kunden der Dienstleister, aber mit deutlich höheren Ausgaben 
für Personal. Vom Verlust von Know-How ganz zu schweigen. Die 
Automobilhersteller können z. T. nicht mal mehr ihr Tagesgeschäft ohne 
Dienstleister abwickeln.

Warum macht man es nicht wie in der Schweiz, Dänemark, Norwegen oder 
ähnlichen Ländern und versucht, eine konstruktive Lösung für 
Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu finden. Das Lohndumping schädigt nur 
unsere Sozialversicherungen. Keine Partei macht Anstalten, daran was zu 
ändern. Der Mindestlohn ist zwar nötig, greift aber bei weitem zu kurz.

Wir müssen weg von der Arbeitnehmerüberlassung. Stattdessen sollte man 
den Kündigungsschutz lockern. Das wäre besser für beide Seiten und würde 
den Dienstleister-Sumpf austrocknen.

von Mark B. (markbrandis)


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45455 schrieb:
> Wir müssen weg von der Arbeitnehmerüberlassung. Stattdessen sollte man
> den Kündigungsschutz lockern. Das wäre besser für beide Seiten und würde
> den Dienstleister-Sumpf austrocknen.

Da machen die Gewerkschaften nicht mit. Und wenn man ihnen im Gegenzug 
für "Kündigen wie in den USA" nichts anbietet, eigentlich auch zu Recht.

Das Problem ist ja: Wenn es leicht ist, einen neuen (und adäquaten) Job 
zu finden, dann ist es auch nicht schlimm wenn man den alten verliert. 
Aber gerade in Deutschland hat man ab einem gewissen Alter schlechte 
Karten, wieder einen Job zu finden. Was man hätte machen können ist ein 
Deal zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern à la "Okay, der 
Kündigungsschutz wird gelockert, aber dafür werden auch ältere 
Arbeitnehmer eingestellt und nicht von vornherein bei den Bewerbungen 
aussortiert."

Man hat so ein bisschen den Eindruck, dass es in Deutschland Kündigungen 
à la USA geben soll, aber Wiedereinstellungen à la Deutschland...

von 45455 (Gast)


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Jetzt hat man aber beides:

1. Einen ausgehebelten Kündigungsschutz
Die Dienstleister machen kurzen Prozess, wenn sie ihre "Mitarbeiter" 
nicht mehr verleihen können. War ja oft genug in den Medien.

2. Schlechte Bezahlung
Die Dienstl. verdienen am Gehalt mit. Selbst in einer befristeten 
Anstellung direkt beim Ausleihenden, hätte der MA 30-50% mehr Gehalt. 
Das würde zumindest einen lockeren Kündigungsschutz ein bisschen 
ausgleichen. Der Ausleihende käme auch billiger davon, weil der Dienstl. 
wegfällt, der so mitverdient.

Flexibel muss der AN beim Dienstl. sein und auch bei lockerem 
Kündigungsschutz. Bei letzterem würde wenigstens ein ordentliches Gehalt 
rausspringen. Dienstl. schicken ihre MA doch quer durch die Republik und 
zahlen auch noch schlecht.

Mit lockerem Kündigungsschutz wäre allen geholfen, außer den 
Dienstleistern. Die Firmen würden dem Befristeten das gleiche zahlen wie 
der Stammbelegschaft und hätten noch was gespart (AÜ fällt ja dann weg).

Der Staat könnte den lockeren Kündigungsschutz etwas "erträglicher" 
machen, z. B. längerer Anspruch auf Alg I. Das würde dem Staat wohl 
billiger kommen als die elende Aufstockerei. Die SV-Beiträge würden auch 
steigen, sodass man weniger aus Steuermitteln zuschießen müsste.

Ein Win-Win-Lose-Situation für AN, AG und Dienstleister, in der 
Reihenfolge.

von Michael S. (technicans)


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QWERTZ schrieb:
> und der Chef hat seine Augen und
> Ohren überall.

Seine Nase meist auch.

Mark Brandis schrieb:
> aber dafür werden auch ältere
> Arbeitnehmer eingestellt und nicht von vornherein bei den Bewerbungen
> aussortiert."
Das werden die so oder so. Da lässt sich keine Arbeitgeber rein reden.
Diskriminierungen kann man ihm eh nicht nachweisen, weil die 
Anscheinsvermutung schon fehlt.
> Man hat so ein bisschen den Eindruck, dass es in Deutschland Kündigungen
> à la USA geben soll, aber Wiedereinstellungen à la Deutschland...
Das würde nur die Sozialsysteme zusätzlich belasten und Zustände
wie vor dem zweiten Weltkrieg will doch keiner(Gott sei Dank).
Erst mal abwarten bis die nächste Rezession kommt und ob der
Euro kollabiert. Dann ist aber was los.

von QWERTZ (Gast)


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Mark Brandis schrieb:
> Man hat so ein bisschen den Eindruck, dass es in Deutschland Kündigungen
> à la USA geben soll, aber Wiedereinstellungen à la Deutschland...

Das geht aber nur, wenn wie jetzt noch ein Fachkräfteüberhang vorliegt.

Michael S. schrieb:
> Erst mal abwarten bis die nächste Rezession kommt und ob der
> Euro kollabiert. Dann ist aber was los.

Das dauert wahrscheinlich noch ein bisschen. Entweder man lässt den Yen, 
das Pfund und den Dollar zusammen mit dem Euro kollabieren bzw. 
gnadenlos abwerten oder die Eurozone zerbricht vorher auseinander, weil 
Deutschland sich für die anderen in der EU als letzter Zahlmeister total 
überschuldet hat.
Wenn die Weltwirtschaft einbrechen sollte, ist Deutschland, das am 
Exporttropf hängt wie kein anderes Land der Welt, gut evtl. noch Japan,
definitiv am Arsch.
Diesmal wird es wohl keine globale Konjunkturpakete geben, oder 
vielleicht doch? Buchgeld ist schließlich noch geduldiger als 
Papiergeld.

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