Forum: Offtopic reverse engineering Sicherungen (japanisches Beispiel)


von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Hallo Leute -

Ich halte es für angebracht über Sicherungen gegen reverse engineering 
zu diskutieren.

Als Beispiel hab ich bei einer kaputten Induktionsheizplatte aus Japan 
etwas reverse engineering betrieben (den Schaltplan kann ich posten, 
wenn gewünscht).

Nun haben die Japaner einfach auf die Chips (sind nur 4 insgesamt) eine 
Art Lack aufgetragen der beim Versuch ihn zu entfernen auch die 
Beschriftung zerstört. Bei dem Beispiel U2 konnte ich über den 
Schaltplan noch herausfinden das es ein 3-fach Komperator sein muss - 
aber bei den beiden anderen hab ich keine Ahnung (der 4. steuert nur das 
Display an).

Kriegt man das irgendwie raus bei einem 20-beinigem?

Das zur Eröffnung - was kennt ihr als soche Sicherungen gegen Nachbau?

Grüße

M.

von voodoofrei (Gast)


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gängig ist auch das abschleifen der Beschriftung...

von Philipp (Gast)


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Beschriftungen werden auch abgeschliffen oder Fusebits gesetzt, oder 
auch das ganze fertige modul in irgend einem lacksiff versenkt. in 
mikrocontrolerschaltungen wird man auf falsche fährten gelockt, weil 
statt hardwareschnittstellen einfach eigene protokolle in software 
benutzt werden, die aber über die glecihen pins laufen. verschlüsselung 
bei funk und trickschaltungen machen es den reversern auch nicht 
einfacher.

von Andreas D. (rackandboneman)


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Evtl den Lack GANZ langsam und gleichmässig abschleifen.

...


Bei grossen Serien gibts auch mitunter schlicht Haus-Teilenummern die 
man statt der normalen Bezeichnung draufstempeln lässt.
Oder man schleift ab, dreht die Pins auf links, und stempelt die 
vormalige Unterseite.
Von falsch codierten THT-Widerständen wurde hier auch schon berichtet 
(was weniger ein RE zum Nachbau vereitelt als vielmehr eine Reparatur 
wenn der fragliche Widerstand kaputt gegangen ist).


Bei der abgebildeten Platine frage ich mich allerdings warum der 
Hersteller (wie so viele) dann Geld für einen Bestückungsdruck 
ausgegeben hat wenn eine Reparatur nicht geplant ist?


...


Ceterum Censeo: Führt endlich WEEE-Rabatte für reparaturfreundliche (gut 
zerlegbare, mit guter Dokumentation ausgelieferte und mit 
Industriestandardkomponenten aufgebaute) Geräte ein!

von Johannes O. (jojo_2)


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Was auch noch üblich ist:
Z.B. bei Microchip kann man, wenn man SEHR viele Chips bestellt gleich 
ab Werk eine eigene Bezeichnung aufdrucken lassen.
Wurde bei den Wetterstationen (Siehe Meteocrypt) so gemacht, obwohl da 
drin ein normaler 8-pin PIC war, stand irgendwas mit HKW... (<- 
hersteller) drauf.

Man kann diese Chips dann aber aufschleifen und sieht auf dem Die ein 
Microchip Logo.

Bei einfacheren(?) Chips wie die vom OP könnte man ebenfalls 
aufschleifen und dann den Die betrachten. Man kann dann evtl. mit etwas 
Übung abschätzen obs ein Mikrocontroller ist (=> nicht möglich zu 
reparieren) oder nur ein einfacher TTL-Schaltkreis ist.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Andy D. schrieb:
> Evtl den Lack GANZ langsam und gleichmässig abschleifen.

Das sollte theoretisch machbar sein, nur praktisch kriegt man das kaum 
hin.

Anderes Beispiel:

Man kauft eine 20fach höhere Stückzahl eines Präzisionswiderstandes der 
eine Spannung einstellt. Die Toleranzen sind Gaußverteilt oder so 
ähnlich.
Jetzt sortiert man 5% aus und verwendet nur die.

Derjenige welcher ein Gerät kauft, es zerlegt und nachbauen will, hat 
aber nur ein Gerät und weiß das nicht. Damit kann er ein Duplikat 
erstellen, aber in der Serie werden nur 5% der Geräte die 
Spezifikationen erfüllen - und die kommen nie darauf warum das so ist.

Und selbst wenn man es weiß, ist es unmöglich herauszufinden welches 
Bauteil hochtoleriert ist - denn alle liegen innerhalb der Toleranzen.

Los Leute, mehr Ideen - wir müssen den Standort Deutschland sichern...

von Oliver S. (phetty)


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voodoofrei schrieb:
> gängig ist auch das abschleifen der Beschriftung...

Die Un-firma ELV macht das gerne um simpelste Schaltungen zu 
verschleiern.
Absolut unakzeptables Verhalten.
Pfeif drauf, mit einem uC und ein paar Ideen kann man die gewünschte 
Funktion und vieles mehr besser als das Original nachbauen.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Oliver Stellebaum schrieb:
> Pfeif drauf, mit einem uC und ein paar Ideen kann man die gewünschte
> Funktion und vieles mehr besser als das Original nachbauen.

Du hast sowas noch nie real gemacht?

Du hast die Schaltung, komplett die SW und HW, alle Pläne - zu baust es 
zusammen und es funktioniert nicht. Warum?

Weil es eine (oder mehrere) hochfeinabgestimmte 
Komponennten/Technologieen gibt die genau nur ein Mensch in seinem 
Gehirn gespeichert hat.

Das kriegst du in 10 Jahren nicht raus.

von Björn W. (bwieck)


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Michael Lieter schrieb:
> Weil es eine (oder mehrere) hochfeinabgestimmte
> Komponennten/Technologieen gibt die genau nur ein Mensch in seinem
> Gehirn gespeichert hat


Sowas ist Blödsinn weil ein derartig konstruiertes Gerät in 90%
aller Fälle dann nicht funktionieren wird.
Alleine schon weil die Umgebungsbedingungen nicht berechenbar sind.

Oder willst du etwas kaufen das nur im hochgenauen Klimaschrank 
funktioniert?

von Ich b. (ein_troll)


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So wie das auf dem Bild aussieht ist die Beschritftung nicht 
abgeschliffen.
Also falls das mein IC wäre, würd ich mal versuchen mit nem Messer und 
einen Heissluftföhn den IC warmzumachen und versuchen den Lack vom IC 
abzuschälen.

Mit ein wenig Wärme oder falls gummiartiger Lack, mit Trockeneiskühlung, 
kann man meist die Eigenschaften der Lacke/Kleber so hinbiegen, das 
diese sich vom Untergrund ablösen lassen.

von Dirk J. (dirk-cebu)


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Kann man das IC nicht mit Roentgenstrahlen durchleuchten, vielleicht ist 
die Aufschrift dann erkennbar, falls überhaupt eine drauf ist?

von Johnny B. (johnnyb)


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Statt gegen Reverse-Engineering vorzugehen und viel Arbeit da 
reinzustecken, würde ich diese Resourcen und Hirnschmalz lieber in 
innovativere Produkte reinstecken.
Vielfach ist es so, dass die Grundidee entscheidend ist und die 
Umsetzung dann eher Fleissarbeit und weniger schützernswert ist.

Wenn man selber etwas kopieren will, dann würde ich schätzen, kommt man 
sogar meist auf ein besseres Resultat, wenn man es gleich neu 
programmiert oder eine neue Schaltung macht.
Bei sehr komplexen Angelegenheiten kann ich mir aber schon vorstellen, 
dass sich kopieren lohnen würde.

von Andreas D. (rackandboneman)


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Ist eben auch die Frage ob der Hersteller nicht will dass jemand ihn 
kopiert - oder nicht will dass ihn wer beim Kopieren erwischt :)

von Lord of L. (lightninglord)


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Was mir hin und wieder auffällt, das hauptsächlich dann etwas versteckt 
wird, wenn man den waren Wert der Schaltung nicht direkt erkennen soll.
Wenn man eine Schaltung (zu) teuer verkauft neigt der wissbegierige 
E-Techniker doch dazu mal seine Nase reinzustecken und zu schaun ob er 
das nicht auch billiger hin bekommt.
Im Moment bin ich dabei eine LED KSQ zu rekonstruieren, mir ist 
aufgefallen, dass diese mit steigender Leistung teurer wird, obwohl es 
immer ein und die selbe Platine ist (ok der strombestimmende Widerstand 
ist anders ;-) ). Auch hier fein säuberlich bei den Halbleitern die 
Bezeichnungen weggeschliffen. Aber an Hand des Gehäuses und der 
Beschaltung wurde dann der Typ auf 2 mögliche ICs eingegrenzt ( müssten 
beide sogar funktionieren, Test steht noch aus ). Der Wert der Bauteile 
liegt auch hier in Summe deutlich unter dem Kaufpreis, klar das der 
Händler noch was verdienen muss / darf, aber doppelt so teuer war für 
mich Anreiz zum Nachbau, gerade wenn man mehr als eine benötigt.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Björn Wieck schrieb:
> Sowas ist Blödsinn weil ein derartig konstruiertes Gerät in 90%
> aller Fälle dann nicht funktionieren wird.
> Alleine schon weil die Umgebungsbedingungen nicht berechenbar sind.
>
> Oder willst du etwas kaufen das nur im hochgenauen Klimaschrank
> funktioniert?

Luftfeuchtigkeit, Druck und Temperatur.

Druck spielt keine Rolle, gegen Luftfeuchtigkeit verwendet man einen 
Schutzlack und bei der Temperatur gibt es mehrere Möglichkeiten - die 
einfachste: ein thermischer Allpass.

von Dennis G. (stampfkartoffel)


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Lord of Lightning schrieb:

> Im Moment bin ich dabei eine LED KSQ zu rekonstruieren, mir ist
> aufgefallen, dass diese mit steigender Leistung teurer wird, obwohl es
> immer ein und die selbe Platine ist (ok der strombestimmende Widerstand
> ist anders ;-) ). Auch hier fein säuberlich bei den Halbleitern die
> Bezeichnungen weggeschliffen. Aber an Hand des Gehäuses und der
> Beschaltung wurde dann der Typ auf 2 mögliche ICs eingegrenzt ( müssten
> beide sogar funktionieren, Test steht noch aus ).
Sag mal die Bezeichnung der beiden! Ich hatte das nämlich auch vor.

von Dennis G. (stampfkartoffel)


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Michael Lieter schrieb:

> Derjenige welcher ein Gerät kauft, es zerlegt und nachbauen will, hat
> aber nur ein Gerät und weiß das nicht. Damit kann er ein Duplikat
> erstellen, aber in der Serie werden nur 5% der Geräte die
> Spezifikationen erfüllen - und die kommen nie darauf warum das so ist.
Warum sollte ein Angreifer mit kommerziellem Interesse nicht mehrere 
Geräte kaufen, zerlegen und ausmessen?
Warum sollte er nicht korrelieren, was die 5% funktionierenden Geräte 
von den restlichen 95% unterscheidet, das sie aber mit den originalen 
Geräten gemeinsam haben?
Warum sollte der Angreifer die Schaltung blind nachbauen, anstatt 
nachzuvollziehen, was sie tut?
Außerdem ist es auch schon viel einfacher, wenn man sich bei einer 
Entwicklung an einem anderen funktionsfähigen Gerät grob orientieren 
kann (allein schon zu wissen, daß etwas überhaupt möglich ist).

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