Forum: Offtopic Elektronik-Selbstbau als Hobby, ein paar Gedanken


von Alexander E. (menschlein)


Lesenswert?

Hallo Leute,

seit einiger Zeit mache ich mir folgende Gedanken über mein Hobby, dem 
ich inzwischen seit Jahren nachgehe, zwar nicht jeden Tag, aber recht 
oft.
Ich habe inzwischen einige Schaltungen nachgebaut, gebastelt, im Prinzip 
nichts besonderes, neulich im Keller aufgeräumt und weil mein alter PC 
kaputtgegangen ist, habe ich viel davon zusammen mit dem PC zum 
Wertstoffhof gebracht. PC ist weg und ich habe keine parallele 
Schnittstelle mehr, mit der ich mal die ATmegas und CPLDs von Altera und 
Xilinx programmiert habe.
Nun schaue ich z.B. auf meinen funktionierenden Frequenzzähler, der im 
wesentlichen aus einem Altera CPLD und einem ATmega besteht. Zum einen, 
ich kann das Ding nicht mehr programmieren, weil PC ist weg und ich 
erstmal den Quellcode für das CPLD und ATmega suchen müsste - irgendwo 
habe ich eine Sicherung davon, weiß nicht mehr, wo. Schaltplan habe ich 
auch keinen, vielleicht irgendwo eine Skizze. Das Ganze ist auf einer 
Lochrasterplatine aufgebaut - alle meine Selbstbau-Projekte sind auf 
Lochrasteplatinen - d.h. kein Layout o.ä. sprich: Reproduzierbarkeit - 
Null.
Vielleicht durchlebe ich gerade eine Phase der Sinnlosigkeit, wünsche 
mir, ich hätte das Ganze besser dokumentiert, Schaltpläne gezeichnet, 
vielleicht sogar ein Layout gemacht und Platinen selber geätzt. Was mir 
aber momentan von meinem Hobby bleibt ist ein Haufen gefrickelter 
Lochrasterplatinen, Spass, den ich beim Basteln hatte, und der Genuss 
der intellektuellen Herausforderung... :(
Frage jetzt einfach mal in die Runde: Wie zieht Ihr Eure privaten 
Projekte durch, wie macht Ihr den Schaltplan, mit welchem Programm, wie 
dokummentiert Ihr das Ganze? Wie sieht es aus mit der 
Reproduzierbarkeit, sind alles nur einmalige Prototypen oder lassen sich 
die Schaltungen nachbauen? Macht ihr Layout, ätzt selber Platinen oder 
bestellt welche? Interessiert mich jetzt einfach :)

Grüße,
menschlein

von Christian B. (luckyfu)


Lesenswert?

tja, ich hab auch so angefangen, zuerst auf Streifenraster, aber bei 
etwas komplexeren Schaltungen (eng gepackt und mehr als 5 BE) wirds 
schnell zur Katastrophe, besonders, wenn man mit dem Löten noch nicht so 
viel Erfahrung hat.
Später hab ich Schaltpläne auf Papier gezeichnet und das Layout ebenso. 
Dieses hab ich dann auf eine Kupferkaschierte Platte übertragen, dazu 
eine Lochrasterplatte als Lochabstandshalter genutzt, die Löcher alle 
angezeichnet und gebohrt, danach dann mit Edding die Leiterbahnen und 
Lötaugen aufgemalt und das Ganze mit Eisen 3 Chlorid geätzt.
Noch später dann hab ich mir Eagle heruntergeladen und damit gearbeitet, 
mir einlagige Layouts entflochten und diese dann auf Folie gedruckt, 
belichtet, entwickelt u.s.w. (Die einschränkung auf eine bestimmte Größe 
hat mich dabei nie gestört

Seit ich nun beruhflich Schaltungen entwickle / entflechte nutze ich die 
Programme die ich beim Arbeitgeber gestellt bekomme, (Nat. mit dessen 
Einwilligung)
Dies war zuerst Mentor Graphics Pads und ist nun Altium.

Mit dem Sprung in diese Programme hörte das selbst Ätzen auf, auch weil 
man für komplexere Projekte schnell bei 4 Lagen ankommt die man dann 
sowieso nicht mehr händisch bauen kann. (ja, ich weiß, man kann aber 
wirklich Sinn macht es nicht, da der Aufwand in keinem Verhältnis mehr 
zum Nutzen steht: Ergo: ich sende die Gerberdaten an passende 
Leiterplattenfirmen und bestelle die Platinen dort.
Was die Reproduzierbarkeit angeht gibt es keinen besseren weg.


Was deinen Druckerport angeht: haben aktuelle Rechner den nicht mehr? 
Wenn nicht gibt es auch solche ports für USB, wobei die (jedenfalls kenn 
ichs von den Seriellen) nciht immer Mitarbeiten wollen wie sie sollen

von Johnny B. (johnnyb)


Lesenswert?

Nun ja, Du scheinst entdeckt zu haben, wie vergänglich alles ist und wie 
unwichtig die meisten einzelnen Menschen und deren Errungenschaften für 
die Menscheit sind.
Ich habe auch den Keller voll mit altem Kram, an dem ich Stunden, Wochen 
oder gar Monatelang gearbeitet hatte. Fakt ist, das interessiert aber 
kaum jemanden und wenn ich mal nicht mehr da bin, wird das Zeug eh auf 
dem Schrott landen. Also kann ich mir die Mühe sparen, alles sauber zu 
dokumentieren und voll durchzuoptimieren.
Man sollte solche Basteleien für sich selber auch nur als solche ansehen 
und der Spass für sich selbst sollte im Vordergrund stehen.

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Alexander E. schrieb:
> Nun schaue ich z.B. auf meinen funktionierenden Frequenzzähler, der im
> wesentlichen aus einem Altera CPLD und einem ATmega besteht. Zum einen,
> ich kann das Ding nicht mehr programmieren, weil PC ist weg und ich
> erstmal den Quellcode für das CPLD und ATmega suchen müsste - irgendwo
> habe ich eine Sicherung davon, weiß nicht mehr, wo.

Du kannst unter zwei möglichen Wegen wählen:

1. Schmeiß den Frequenzzähler auch noch weg, dann hast du damit keine
   Probleme mehr damit.
2. Mach deine Projekte so, daß sie von Anfang an einigermaßen solide
   dokumentiert sind:
   Nimm ein CAD-Programm für die Schaltpläne und wenn du Lust hast für
   das Platinenlayout - z.B. KiCad. (Das kann man notfalls auch für
   einen Rasterentwurf mißbrauchen.)
   Nimm für deine Software ein Versionskontrollsystem - z.B. git - und
   geize nicht mit Kommentaren.
   Pack das alles zusammen in einen Projektordner und sichere regelmäßg
   deine Daten.
   Kurzum: mach deine Basteleien von vorn herein so, als wolltest du
   eine Kleinserie dafür vorbereiten. Das macht deutlich mehr Spaß, als
   aus irgend welchem Schrott eine neue Eintagsfliege zusammenzu-
   frickeln.

von Erik S. (erik_s)


Lesenswert?

Für Nutzer des Durckerports bzw. der COM-Ports gibt es eine Alternative: 
Die Atom-Boards von Intel (vielleicht auch andere) haben sowohl einen 
Druckerport als auch 2 COM-Ports auf dem Mainboard in Form von 
Pinleisten ausgeführt.
Ich habe mittlerweile einige dieser Boards verbaut und bin recht 
zufrieden damit. Wenn man nicht viele Laufwerke braucht und mit mäßiger 
Rechenleistung auskommt, sind die Teile in Ordnung.

von Matthias L. (Gast)


Lesenswert?

>Wie sieht es aus mit der Reproduzierbarkeit, sind alles nur einmalige >Prototypen 
oder lassen sich die Schaltungen nachbauen? Macht ihr Layout, >ätzt selber 
Platinen oder bestellt welche?

Ja, bei mir gibts zumindest ne Ordnerstruktur, wo alles sauber abgelegt 
ist:

Doku,
   wo ich Notizen, Gedanken in Form von txt-Files ablege, um später
   einiges nachvollziehen zu können
3D_Modell
   falls sinnvoll, wegen komplizierten (mech.) Aufbau gibt es hier
   ein 3D-Modell.
Hardware
   Hier finden sich in Unterordnern die Platinen. Genutzt wird
   eagle-non-profit. Habe aber seit langem vor, die Vollversion
   zu kaufen. Die Platinen lasse ich fertigen, bei den Preisen.
   Bisher habe ich selbst geäzt mit H2O2+HCl.
Software
   Hier finden sich die Sources des/der Programme.

Solange diese Ordner nicht verschwinden (HDD-Crash), wage ich zu 
behaupten, das ich die Projekte reproduzieren kann. Auch wenn das selten 
eintritt.

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Erik S. schrieb:
> Für Nutzer des Durckerports bzw. der COM-Ports gibt es eine Alternative:

Und was spricht gegen einen USB-Parallel-Converter, z.B. sowas: 
http://www-user.tu-chemnitz.de/~heha/bastelecke/Rund%20um%20den%20PC/USB2LPT/ 
?

von Erik S. (erik_s)


Lesenswert?

@ Uhu:
Gundsätzlich spricht nichts dagegen, ich hatte allerdings schon mit 
manchen Schnittstellenkonvertern nicht gerade die reine Freude. Und da 
ich eh gerade einen neuen Rechner brauchte, kam mir der Atom mit den 
genannten Schnittstellen on Board gerade recht.

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

@Erik
Der in dem von Uhu geposteten Link geht aber gut.

MfG Paul

von Simon K. (simon) Benutzerseite


Lesenswert?

Uhu Uhuhu schrieb:
>
>    Kurzum: mach deine Basteleien von vorn herein so, als wolltest du
>    eine Kleinserie dafür vorbereiten. Das macht deutlich mehr Spaß, als
>    aus irgend welchem Schrott eine neue Eintagsfliege zusammenzu-
>    frickeln.

Stimmt, da muss ich dem ollen Vogel mal zustimmen. Auch im Hobby 
'professionell' zu arbeiten macht mir mehr Spaß als was auf Lochraster 
zusammenzufrickeln.
Dazu gehört eben mehr als 'mal eben' einen Schaltplan auf Papier zu 
kritzeln.

- Planung
- geschickte Bauteilauswahl
- Rechnen
- Dokumentieren
- Prototypen
- Versionskontrolle
- etc.

Man lernt einfach ordentlich zu arbeiten.

von j. c. (jesuschristus)


Lesenswert?

Nun, es ist eben ein Hobby. Was bleibt einem denn nach einem langen 
Anglerleben? Auch nur ein Häufchen Erinnerungen. Hauptsache man hatte 
Spaß und schon da nächste Projekt in Planung!
Mit einem albernen Hobby werden wir den Tod sicher nicht austricksen.

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

j. c. schrieb:
> Mit einem albernen Hobby werden wir den Tod sicher nicht austricksen.

Mit einem nicht-albernen auch nicht ;-)

von Matthias L. (Gast)


Lesenswert?

> Mit einem albernen Hobby werden wir den Tod sicher nicht austricksen.

Wir sind letztendlich alle totkrank. Wir haben alle das Leben. Daran 
werden wir alle früher oder später draufgehen.

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Matthias Lipinsky schrieb:
> totkrank

Nein, wenn man tot ist, ist man nicht mehr krank - deswegen haben die 
Designer der deutschen Sprache dafür das Wort todkrank kreiert. Das 
mag hinterhältig sein, hat aber Methode ;-)
(Es kommt von krank auf den Tod - oder so ähnlich)

von Reinhard R. (reirawb)


Lesenswert?

Sag ich schon immer: Das ganze Leben ist lebensgefährlich!

Und...   Hauptsache, man stirbt gesund!

Aber was hat das jetzt mit dem Elektronik-Selbstbau zu tun?

fragt sich Reinhard

von Jörg S. (joerg-s)


Lesenswert?

Uhu Uhuhu schrieb:
> Erik S. schrieb:
>> Für Nutzer des Durckerports bzw. der COM-Ports gibt es eine Alternative:
>
> Und was spricht gegen einen USB-Parallel-Converter, z.B. sowas:
> http://www-user.tu-chemnitz.de/~heha/bastelecke/Rund%20um%20den%20PC/USB2LPT/
> ?
Für Laptops OK, für einen "richtigen" PC gibt es immer noch 
Einsteckkarten mit Parallel Ports als bessere alternative.

Und nicht nur Atom Boards haben Parallel-Ports, auch andere. Mein PC 
hier hat ein neues Intel i3 Board, das hat auch Parallel-Port.

von Andreas D. (rackandboneman)


Lesenswert?

"Nun, es ist eben ein Hobby. Was bleibt einem denn nach einem langen
Anglerleben?"

Zumindest lässt sich Elektronik lange Aufbewahren und funktioniert dann 
sogar noch, und so wenig an Bastlernachlässen geht auch nicht über Ebay 
:) Bei einem geangelten Fisch ist das ganz anders, der lässt sich nicht 
lange in funktionsfähigem Zustand aufbewahren.

"PC ist weg und ich habe keine parallele
Schnittstelle mehr, mit der ich mal die ATmegas und CPLDs von Altera und
Xilinx programmiert habe."

Ja, aber ein PC mit paralleler Schnittstelle ist auch heute noch 
unproblematisch aufzutreiben, gebraucht oder neu. Für so etwas zu sorgen 
ist eben Laborpflege (wie auch Gerätewartung, Bauteilinventar, öfters 
mal aufräumen, Beschaffung, Demontage von Altbaugruppen), und diese 
kostet einen als fortgeschrittenen Bastler schnell 1/3 der Hobbyzeit - 
ja nu?


"Nun schaue ich z.B. auf meinen funktionierenden Frequenzzähler, der im
wesentlichen aus einem Altera CPLD und einem ATmega besteht. Zum einen,
ich kann das Ding nicht mehr programmieren, weil PC ist weg und ich
erstmal den Quellcode für das CPLD und ATmega suchen müsste - irgendwo
habe ich eine Sicherung davon, weiß nicht mehr, wo. Schaltplan habe ich
auch keinen, vielleicht irgendwo eine Skizze. Das Ganze ist auf einer
Lochrasterplatine aufgebaut - alle meine Selbstbau-Projekte sind auf
Lochrasteplatinen - d.h. kein Layout o.ä. sprich: Reproduzierbarkeit -
Null."


Dann zähle damit eben Frequenzen solange er funktioniert.

von Alexander E. (menschlein)


Lesenswert?

Hallo Leute,

vielen Dank für die zahlreichen Ideen und Tipps :)

Grüße,
menschlein

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.