Hallo Leute, seit einiger Zeit mache ich mir folgende Gedanken über mein Hobby, dem ich inzwischen seit Jahren nachgehe, zwar nicht jeden Tag, aber recht oft. Ich habe inzwischen einige Schaltungen nachgebaut, gebastelt, im Prinzip nichts besonderes, neulich im Keller aufgeräumt und weil mein alter PC kaputtgegangen ist, habe ich viel davon zusammen mit dem PC zum Wertstoffhof gebracht. PC ist weg und ich habe keine parallele Schnittstelle mehr, mit der ich mal die ATmegas und CPLDs von Altera und Xilinx programmiert habe. Nun schaue ich z.B. auf meinen funktionierenden Frequenzzähler, der im wesentlichen aus einem Altera CPLD und einem ATmega besteht. Zum einen, ich kann das Ding nicht mehr programmieren, weil PC ist weg und ich erstmal den Quellcode für das CPLD und ATmega suchen müsste - irgendwo habe ich eine Sicherung davon, weiß nicht mehr, wo. Schaltplan habe ich auch keinen, vielleicht irgendwo eine Skizze. Das Ganze ist auf einer Lochrasterplatine aufgebaut - alle meine Selbstbau-Projekte sind auf Lochrasteplatinen - d.h. kein Layout o.ä. sprich: Reproduzierbarkeit - Null. Vielleicht durchlebe ich gerade eine Phase der Sinnlosigkeit, wünsche mir, ich hätte das Ganze besser dokumentiert, Schaltpläne gezeichnet, vielleicht sogar ein Layout gemacht und Platinen selber geätzt. Was mir aber momentan von meinem Hobby bleibt ist ein Haufen gefrickelter Lochrasterplatinen, Spass, den ich beim Basteln hatte, und der Genuss der intellektuellen Herausforderung... :( Frage jetzt einfach mal in die Runde: Wie zieht Ihr Eure privaten Projekte durch, wie macht Ihr den Schaltplan, mit welchem Programm, wie dokummentiert Ihr das Ganze? Wie sieht es aus mit der Reproduzierbarkeit, sind alles nur einmalige Prototypen oder lassen sich die Schaltungen nachbauen? Macht ihr Layout, ätzt selber Platinen oder bestellt welche? Interessiert mich jetzt einfach :) Grüße, menschlein
tja, ich hab auch so angefangen, zuerst auf Streifenraster, aber bei etwas komplexeren Schaltungen (eng gepackt und mehr als 5 BE) wirds schnell zur Katastrophe, besonders, wenn man mit dem Löten noch nicht so viel Erfahrung hat. Später hab ich Schaltpläne auf Papier gezeichnet und das Layout ebenso. Dieses hab ich dann auf eine Kupferkaschierte Platte übertragen, dazu eine Lochrasterplatte als Lochabstandshalter genutzt, die Löcher alle angezeichnet und gebohrt, danach dann mit Edding die Leiterbahnen und Lötaugen aufgemalt und das Ganze mit Eisen 3 Chlorid geätzt. Noch später dann hab ich mir Eagle heruntergeladen und damit gearbeitet, mir einlagige Layouts entflochten und diese dann auf Folie gedruckt, belichtet, entwickelt u.s.w. (Die einschränkung auf eine bestimmte Größe hat mich dabei nie gestört Seit ich nun beruhflich Schaltungen entwickle / entflechte nutze ich die Programme die ich beim Arbeitgeber gestellt bekomme, (Nat. mit dessen Einwilligung) Dies war zuerst Mentor Graphics Pads und ist nun Altium. Mit dem Sprung in diese Programme hörte das selbst Ätzen auf, auch weil man für komplexere Projekte schnell bei 4 Lagen ankommt die man dann sowieso nicht mehr händisch bauen kann. (ja, ich weiß, man kann aber wirklich Sinn macht es nicht, da der Aufwand in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen steht: Ergo: ich sende die Gerberdaten an passende Leiterplattenfirmen und bestelle die Platinen dort. Was die Reproduzierbarkeit angeht gibt es keinen besseren weg. Was deinen Druckerport angeht: haben aktuelle Rechner den nicht mehr? Wenn nicht gibt es auch solche ports für USB, wobei die (jedenfalls kenn ichs von den Seriellen) nciht immer Mitarbeiten wollen wie sie sollen
Nun ja, Du scheinst entdeckt zu haben, wie vergänglich alles ist und wie unwichtig die meisten einzelnen Menschen und deren Errungenschaften für die Menscheit sind. Ich habe auch den Keller voll mit altem Kram, an dem ich Stunden, Wochen oder gar Monatelang gearbeitet hatte. Fakt ist, das interessiert aber kaum jemanden und wenn ich mal nicht mehr da bin, wird das Zeug eh auf dem Schrott landen. Also kann ich mir die Mühe sparen, alles sauber zu dokumentieren und voll durchzuoptimieren. Man sollte solche Basteleien für sich selber auch nur als solche ansehen und der Spass für sich selbst sollte im Vordergrund stehen.
Alexander E. schrieb: > Nun schaue ich z.B. auf meinen funktionierenden Frequenzzähler, der im > wesentlichen aus einem Altera CPLD und einem ATmega besteht. Zum einen, > ich kann das Ding nicht mehr programmieren, weil PC ist weg und ich > erstmal den Quellcode für das CPLD und ATmega suchen müsste - irgendwo > habe ich eine Sicherung davon, weiß nicht mehr, wo. Du kannst unter zwei möglichen Wegen wählen: 1. Schmeiß den Frequenzzähler auch noch weg, dann hast du damit keine Probleme mehr damit. 2. Mach deine Projekte so, daß sie von Anfang an einigermaßen solide dokumentiert sind: Nimm ein CAD-Programm für die Schaltpläne und wenn du Lust hast für das Platinenlayout - z.B. KiCad. (Das kann man notfalls auch für einen Rasterentwurf mißbrauchen.) Nimm für deine Software ein Versionskontrollsystem - z.B. git - und geize nicht mit Kommentaren. Pack das alles zusammen in einen Projektordner und sichere regelmäßg deine Daten. Kurzum: mach deine Basteleien von vorn herein so, als wolltest du eine Kleinserie dafür vorbereiten. Das macht deutlich mehr Spaß, als aus irgend welchem Schrott eine neue Eintagsfliege zusammenzu- frickeln.
Für Nutzer des Durckerports bzw. der COM-Ports gibt es eine Alternative: Die Atom-Boards von Intel (vielleicht auch andere) haben sowohl einen Druckerport als auch 2 COM-Ports auf dem Mainboard in Form von Pinleisten ausgeführt. Ich habe mittlerweile einige dieser Boards verbaut und bin recht zufrieden damit. Wenn man nicht viele Laufwerke braucht und mit mäßiger Rechenleistung auskommt, sind die Teile in Ordnung.
>Wie sieht es aus mit der Reproduzierbarkeit, sind alles nur einmalige >Prototypen
oder lassen sich die Schaltungen nachbauen? Macht ihr Layout, >ätzt selber
Platinen oder bestellt welche?
Ja, bei mir gibts zumindest ne Ordnerstruktur, wo alles sauber abgelegt
ist:
Doku,
wo ich Notizen, Gedanken in Form von txt-Files ablege, um später
einiges nachvollziehen zu können
3D_Modell
falls sinnvoll, wegen komplizierten (mech.) Aufbau gibt es hier
ein 3D-Modell.
Hardware
Hier finden sich in Unterordnern die Platinen. Genutzt wird
eagle-non-profit. Habe aber seit langem vor, die Vollversion
zu kaufen. Die Platinen lasse ich fertigen, bei den Preisen.
Bisher habe ich selbst geäzt mit H2O2+HCl.
Software
Hier finden sich die Sources des/der Programme.
Solange diese Ordner nicht verschwinden (HDD-Crash), wage ich zu
behaupten, das ich die Projekte reproduzieren kann. Auch wenn das selten
eintritt.
Erik S. schrieb: > Für Nutzer des Durckerports bzw. der COM-Ports gibt es eine Alternative: Und was spricht gegen einen USB-Parallel-Converter, z.B. sowas: http://www-user.tu-chemnitz.de/~heha/bastelecke/Rund%20um%20den%20PC/USB2LPT/ ?
@ Uhu: Gundsätzlich spricht nichts dagegen, ich hatte allerdings schon mit manchen Schnittstellenkonvertern nicht gerade die reine Freude. Und da ich eh gerade einen neuen Rechner brauchte, kam mir der Atom mit den genannten Schnittstellen on Board gerade recht.
@Erik Der in dem von Uhu geposteten Link geht aber gut. MfG Paul
Uhu Uhuhu schrieb: > > Kurzum: mach deine Basteleien von vorn herein so, als wolltest du > eine Kleinserie dafür vorbereiten. Das macht deutlich mehr Spaß, als > aus irgend welchem Schrott eine neue Eintagsfliege zusammenzu- > frickeln. Stimmt, da muss ich dem ollen Vogel mal zustimmen. Auch im Hobby 'professionell' zu arbeiten macht mir mehr Spaß als was auf Lochraster zusammenzufrickeln. Dazu gehört eben mehr als 'mal eben' einen Schaltplan auf Papier zu kritzeln. - Planung - geschickte Bauteilauswahl - Rechnen - Dokumentieren - Prototypen - Versionskontrolle - etc. Man lernt einfach ordentlich zu arbeiten.
Nun, es ist eben ein Hobby. Was bleibt einem denn nach einem langen Anglerleben? Auch nur ein Häufchen Erinnerungen. Hauptsache man hatte Spaß und schon da nächste Projekt in Planung! Mit einem albernen Hobby werden wir den Tod sicher nicht austricksen.
j. c. schrieb: > Mit einem albernen Hobby werden wir den Tod sicher nicht austricksen. Mit einem nicht-albernen auch nicht ;-)
> Mit einem albernen Hobby werden wir den Tod sicher nicht austricksen.
Wir sind letztendlich alle totkrank. Wir haben alle das Leben. Daran
werden wir alle früher oder später draufgehen.
Matthias Lipinsky schrieb: > totkrank Nein, wenn man tot ist, ist man nicht mehr krank - deswegen haben die Designer der deutschen Sprache dafür das Wort todkrank kreiert. Das mag hinterhältig sein, hat aber Methode ;-) (Es kommt von krank auf den Tod - oder so ähnlich)
Sag ich schon immer: Das ganze Leben ist lebensgefährlich! Und... Hauptsache, man stirbt gesund! Aber was hat das jetzt mit dem Elektronik-Selbstbau zu tun? fragt sich Reinhard
Uhu Uhuhu schrieb: > Erik S. schrieb: >> Für Nutzer des Durckerports bzw. der COM-Ports gibt es eine Alternative: > > Und was spricht gegen einen USB-Parallel-Converter, z.B. sowas: > http://www-user.tu-chemnitz.de/~heha/bastelecke/Rund%20um%20den%20PC/USB2LPT/ > ? Für Laptops OK, für einen "richtigen" PC gibt es immer noch Einsteckkarten mit Parallel Ports als bessere alternative. Und nicht nur Atom Boards haben Parallel-Ports, auch andere. Mein PC hier hat ein neues Intel i3 Board, das hat auch Parallel-Port.
"Nun, es ist eben ein Hobby. Was bleibt einem denn nach einem langen Anglerleben?" Zumindest lässt sich Elektronik lange Aufbewahren und funktioniert dann sogar noch, und so wenig an Bastlernachlässen geht auch nicht über Ebay :) Bei einem geangelten Fisch ist das ganz anders, der lässt sich nicht lange in funktionsfähigem Zustand aufbewahren. "PC ist weg und ich habe keine parallele Schnittstelle mehr, mit der ich mal die ATmegas und CPLDs von Altera und Xilinx programmiert habe." Ja, aber ein PC mit paralleler Schnittstelle ist auch heute noch unproblematisch aufzutreiben, gebraucht oder neu. Für so etwas zu sorgen ist eben Laborpflege (wie auch Gerätewartung, Bauteilinventar, öfters mal aufräumen, Beschaffung, Demontage von Altbaugruppen), und diese kostet einen als fortgeschrittenen Bastler schnell 1/3 der Hobbyzeit - ja nu? "Nun schaue ich z.B. auf meinen funktionierenden Frequenzzähler, der im wesentlichen aus einem Altera CPLD und einem ATmega besteht. Zum einen, ich kann das Ding nicht mehr programmieren, weil PC ist weg und ich erstmal den Quellcode für das CPLD und ATmega suchen müsste - irgendwo habe ich eine Sicherung davon, weiß nicht mehr, wo. Schaltplan habe ich auch keinen, vielleicht irgendwo eine Skizze. Das Ganze ist auf einer Lochrasterplatine aufgebaut - alle meine Selbstbau-Projekte sind auf Lochrasteplatinen - d.h. kein Layout o.ä. sprich: Reproduzierbarkeit - Null." Dann zähle damit eben Frequenzen solange er funktioniert.
Hallo Leute, vielen Dank für die zahlreichen Ideen und Tipps :) Grüße, menschlein
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