Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Wieder mal die Quarz-Frage


von Christian O. (derbrain)


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Hallo,

ich möchte für ein Projekt ATmega16M1-Microcontroller verwenden, die mit 
eingebautem CAN-Controller. Fürs CAN werde ich mit dem RC-Oszillator 
nicht auskommen, daher bin ich auf der Suche nach einem KLEINEN Quarz, 
da die Platzverhältnisse äußerst beengt sind. Außerdem muss ich Strom 
sparen. CAN selbst kann eigentlich sehr langsam laufen, unter 100 KHz. 
Aber von der Baugröße her habe ich keinen Quarz unter 10 MHz gefunden, 
der passen würde. Diesen hier finde ich von der Größe her OK: 
http://search.digikey.com/scripts/DkSearch/dksus.dll?Detail&name=535-10261-1-ND

Jetzt habe ich hier im Forum allerdings Horrorgeschichten gehört von 
wegen so ein Quarz kann nicht genug Leistung ab (in diesem Fall 100µW 
max, 10µW typical), und bei der Dimensionierung der Kondensatoren kenn 
ich mich überhaupt nicht mehr aus. Das Datenblatt des ATmega nennt 22 pF 
als Obergrenze, die Application Note AVR042 spricht von 22 - 30 pF. Laut 
der Formel aus der AN sollten an diesen Quarz (CL 18 pF) doch
C = 2*CL - CS = 2 * 18 - 10 = 26 pF dran, oder?

Soll ich den Quarz (CL 18 pF) nehmen und 22 pF dranhängen, oder lieber 
27 pF, oder einen ganz anderen Quarz? Eine niedrigere Frequenz wäre 
zwecks Strom sparen durchaus wünschenswert.

von ttl (Gast)


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nimm einfach nen Quarzoszilator, die gibts auch in der Größe, da 
brauchst du dich auch nicht um die Kondensatoren kümmern

von Läubi .. (laeubi) Benutzerseite


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Sein Ziel war jetzt aber doch irgendwie Strom zu sparen....
Die Kondensatorangaben sind Richtwerte, im Zweifle muss man probieren, 
habe aber festgestellt das der genaue Wert nun auch nicht so kritisch 
ist,

von Peter R. (pnu)


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Die Belastung des Quarzes ist sehr von der Betriebsart abhängig. bei 
gegebener Oszillatorspannung ist die Belastung bei Serienresonanz am 
höchsten. Da kann man einen Stimmgabelquarz (32kHz) bei 12V 
Betriebsspannung killen.
Je kleiner man die Lastkapazität aber macht, desto geringer wird die 
Quarzbelastung, also einen Quarz wählen, der für kleines Last-C 
abgeglichen ist, oder bei Mikrokontrollerbetrieb, wo Abweichungen von 
100ppm nichts ausmachen, einfach mit relativ kleinem Last-C arbeiten.

Gehe also mit der Kapazität in der Oszillatorschaltung so weit wie 
möglich in Richtung kleineres C. Oder schalte den Oszillator (fuses) auf 
möglichst niedrige Arbeitsfrequenz (da hat der Oszi weniger power) und 
verzichte auf full swing.

Dann wächst allerdings das Risiko, dass der Oszi an der Grenze des 
Arbeitsbereiches (Temperatur, Spannung, Streuexemplar) Probleme macht.

von Martin (Gast)


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Und vergiß bei den Kondensatoren nicht die Leiterbahnkapazitäten 
abzuziehen ...

von Christian O. (derbrain)


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Hm, also der µC arbeitet mit 3,3 V, ich denke der interne Oszillator 
arbeitet mit dieser Spannung?
Was meinst du mit kleineres C? Also eher 22 pF als 27?

Tja, die Leiterbahnkapazitäten... Wie schätze ich die denn ab? Ich häng 
mal einen Ausschnitt der Platine an, damit man sieht wie eng es zugeht. 
Auf TOP habe ich eine Massefläche, auf BOTTOM 3,3V.

von Peter R. (pnu)


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Bei 3,3 V hätte ich keine Angst, wenn eine Lastkapazität von 22pF 
wirksam ist.

Die entsteht aber erst aus der Reihenschaltung von C3 und C5, die 
dürften also zusammen mit der Zuleitungskapazität je 44pF betragen. (C3 
und C5 liegen ja, vom Quarz her gesehen, in Reihe).

also mit C3 = C5 = 22pF oder gar 18pF ist man auf der sicheren Seite.

Wenn der Quarz für ein CLast von 22 pF hergestellt ist, hat er dann zwar 
einen Frequenzfehler von ca. 100ppm, aber für Mikrokontroller macht das 
Nichts aus.

Die Zuleitungen des Quarzes dürften zwar hinreichend kurz sein, ganz 
optimal sind sie aber nicht.

Die Leiterkapazität hängt von der Dicke der Leiterplatte und von der 
Breite der Leiterbahn ab. Hier würde ich so 5 pF je cm schätzen. Cein 
des Kontrollers ist auch so um die 5 pF,  man könnte sich fast C3 und C5 
sparen. (deshalb auch das "ganz optimal nicht")

von Christian O. (derbrain)


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Ich habe mehrere Platinen, ich hab extra die schlimmste genommen ;)
Die Leiterbahnlänge liegt bei 11 bzw. 13 mm, Breite ist 6 mil. Wären ca. 
6 pF jeweils. Die liegen ja auch in Reihe, oder? Das wären dann ca. 3 pF 
insgesamt für die Leitungen. Was mach ich jetzt mit der Kapazität der 
Pins? 2 * 5 dazuzählen? Also zweimal 6+5 in Reihe? Wären dann insgesamt 
so 5 bis 6 pF. Da brauch ich die 2*22 pF aber schon, um auf 18 zu 
kommen?

von Peter R. (pnu)


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Also, bei einem der beiden Kondensatoren ergibt sich :  Cein + Cleitg + 
Ckond = 5pF + 6pF +22 pF = 33 pF. Der Quarz "sieht" davon nur die 
Hälfte, da beide Kondensatoren in Reihe geschaltet sind.

Die Obergrenze von C = 30 pF in der AN042 spielt aber nur bei den 
höchsten einsetzbaren Quarzfrequenzen eine Rolle, so bei 16 MHz. Je 
tiefer die Frequenz des Quarzes ist desto größer ist der Spielraum zu 
größeren C's. Ab 12MHz abwärts würde ich mir keine Sorge mehr machen, 
dass das Gesamt-C zu groß wäre.

von Christian O. (derbrain)


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Ach so, zu groß? Ich dachte eher zu klein, weil der Quarz 18pF haben 
will...

Aber gut zu wissen, ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, gleich auf 
16 statt auf 12 MHz zu gehen.

Zusammenfassung: ATmega16 + 12 MHz Quarz (18 pF) + 22 pF Kondensatoren 
sind OK?

von Peter R. (pnu)


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Ja

von Christian O. (derbrain)


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Danke :)

von Christian O. (derbrain)


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Uff, großer Fehler: ATmegas schaffen bei 3,3 V ja gar nicht mehr als 8 
MHz...
Da ist der Quarz dann gleich doppelt so groß, geht halt nicht anders. 
Aber bin ich damit wieder an der Obergrenze oder gilt deine "von 12 MHz 
abwärts" Einschränkung auch hier?

von (prx) A. K. (prx)


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Christian O. schrieb:

> Jetzt habe ich hier im Forum allerdings Horrorgeschichten gehört von
> wegen so ein Quarz kann nicht genug Leistung ab

Da der 16M1 nur einen "low power" Oszillators besitzt, nicht wie andere 
Megas auch einen "full swing" Oszillator, taucht diese Frage nicht erst 
auf.

von Achim M. (minifloat)


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Christian O. schrieb:
> Fürs CAN werde ich mit dem RC-Oszillator
> nicht auskommen, daher bin ich auf der Suche nach einem KLEINEN Quarz,
> da die Platzverhältnisse äußerst beengt sind.

Denk mal Scharf nach, wozu die "stuff bits" im CAN-Signal da sind. 
Richtig!

Resynchronisation nach gleichen Pegeln innerhalb von fünf 
aufeinanderfolgenden Bitzeiten. Auf die nun erzwungene Flanke kann man 
resynchronisieren. Der Quarz ist also unnötig.

mfg mf

von (prx) A. K. (prx)


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Mini Float schrieb:

> Resynchronisation nach gleichen Pegeln nach fünf Bitzeiten. Auf die nun
> erzwungene Flanke kann man resynchronisieren. Der Quarz ist also
> unnötig.

Für bis zu 125kb/s ist gemäss Bosch bei bestimmten Rahmenbedingungen 
(bestimmte Bitparametereinstellungen, max. 40m) eine Abweichung von 
maximal 1,58% zulässig, sonst wird i.d.R. 0,5% genannt. Für den 
R/C-Oszillator ist das zu eng. Für einen Keramikschwinger reicht es 
jedoch.

von W.S. (Gast)


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Christian O. schrieb:
> Ach so, zu groß? Ich dachte eher zu klein, weil der Quarz 18pF haben
> will...

Nee, der Quarz will garnix haben. Der nicht. Sondern der Oszillator 
braucht ein bissel C - mehr oder weniger um nicht wild zu schwingen, 
sondern brav auf der Quarzfrequenz. Wenn man das mal im 'Zeitbereich' 
sieht, dann so: Der C am Ausgang soll das dU/dT des Ausganges dezent 
reduzieren und der C am Eingang soll all das ein bissel wegdämpfen, was 
außerhalb der Resonanz des Quarzes vom Ausgang rüberkommt. Ist mal ohne 
Betrachtung der Phasendrehungen so gesagt.

Also, wenn dein Oszillator auch noch bei 10pF am Eingang bzw.Ausgang 
ordentlich schwingt und du Strom sparen willst, dann nimm auch nur 10pF. 
Einen Taktgenerator anzuschließen rate ich dir nicht, denn die kosten 
meist mehr Strom als der eingebaute Oszillator im uC.

W.S.

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