Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Wie USB-Gerät bauen?


von Thorsten K. (thomerow)


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Hallo!

Ich habe vor, ein USB-Gerät zu bauen, das keiner gängigen 
USB-Geräteklasse zuzuordnen ist. Es sollen in erster Linie Audiodaten 
sowohl vom PC zum Gerät als auch in die andere Richtung übertragen 
werden, allerdings soll das ganze kein Audiointerface sein. Zusätzlich 
sollen nicht ganz so datenintensive Steuerinformationen vom PC an das 
Gerät übertragen werden können. Das Gerät soll sowohl einen A/D-Wandler 
als auch einen D/A-Wandler enthalten.

Meine Frage als ziemlicher Anfänger auf diesem Gebiet ist: Wie ist solch 
ein Gerät in groben Zügen aufgebaut? Ich bin bei meinen bisherigen 
Recherchen auf den FX2 von Cypress und den ISP1581 von NXP gestoßen. Wie 
würde ein A/D-Wandler mit solch einem Baustein verbunden werden? Oder 
gibt es vielleicht sogar Microcontroller mit integriertem USB-Anschluss, 
die leistungsfähig genug sind, um zwei Audio-Datenströme zu handhaben 
und gleichzeitig noch andere Aufgaben erledigen können?

Werde ich mir einen eigenen Treiber für so was schreiben müssen, oder 
gibt es für USB-Geräte, die beliebige Daten hin und her-transferieren, 
eventuell Standardtreiber?

Eine grobe Skizze des Aufbaus einer solchen Hardware würde mir schon 
sehr weiterhelfen. Vielleicht hat jemand hier im Forum ja schon etwas 
ähnliches gemacht (es muss ja nicht audiospezifisch sein - prinzipiell 
geht es dabei ja einfach um die übertragung von Datenströmen) und kann 
mir die richtige Richtung, in die ich weiterforschen sollte, aufzeigen 
(oder kennt vielleicht sogar ein im Netz beschriebenes Projekt, das 
ähnlichkeit mit meinem Vorhaben hat).

Gruß Thorsten

von Max (Gast)


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Warum willst du kein audio-interface für den Audio teil nehmen?
Du müsstets dann nurnoch in dein gerät nen Hub (als chip oder gerät, is 
eratmal wurst) stopfen und die steuerungssignale mit nem einfach µC (AVR 
+ V-USB?) empfangen und ausführen....

von Peter D. (pdiener) Benutzerseite


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Die meisten AD- und DA-Wandler für Audio werden mit I²S oder TDM 
angeschlossen. Das sollte der Prozessor nach Möglichkeit in Hardware 
können, sonst wirds unangenehm.

Ich würde mal die dsPIC33 genauer ansehen.

Grüße,

Peter

von Peter D. (pdiener) Benutzerseite


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Ich würde den vorschlagen:

dsPIC33EP256MU806

von Christian R. (supachris)


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Kannst dir auch mal den neuen Cypress FX3 anschauen. Hat gleich USB 3.0 
und I2S Hardware Interface für Audio. Standard-Treiber gibts dann 
entweder von Cypress direkt, da kannst du einfach Daten zu/von den 
Endpoints übertragen oder wie ich finde wesentlich eleganter über 
WinUSB. Das ist ein generischer USB Treiber der in Windows integriert 
ist. Geht für alle Geräte, außer isochrones Streaming. Aber eventuell 
wäre genau das für dich interessant, isochroner Datentransfer erlaubt 
garantierte Bandbreite, ideal für Audio/Video.

von Purzel H. (hacky)


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>Ich habe vor, ein USB-Gerät zu bauen, das keiner gängigen
USB-Geräteklasse zuzuordnen ist.
>Meine Frage als ziemlicher Anfänger auf diesem Gebiet ist:


Vergiss es. Sowas ist fuer Experten schon eine grosse Herausforderung. 
Du hast leider absolute Null Chance.

von Lehrmann M. (ubimbo)


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Poly Oschi schrieb:
>>Ich habe vor, ein USB-Gerät zu bauen, das keiner gängigen
>> USB-Geräteklasse zuzuordnen ist.
>>Meine Frage als ziemlicher Anfänger auf diesem Gebiet ist:
>
>
> Vergiss es. Sowas ist fuer Experten schon eine grosse Herausforderung.
> Du hast leider absolute Null Chance.

Da muss ich leider zustimmen.

Als Grundlageneinstieg (!) kannst du dir mal das hier anschauen
http://www.beyondlogic.org/usbnutshell/usb1.shtml

Um genau was damit zu machen wirst du dir irgendwann mal die 700 Seiten 
USB Orginal reinziehen müssen ...

von Peter D. (pdiener) Benutzerseite


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Das würde ich jetzt nicht so sehen. Bei Microchip gibts schon ein Audio 
Example für die USB-Schnittstelle. Daraus sollte sich schon was basteln 
lassen. Vielleicht darf es ja doch ein Standard-USB-Audiodevice sein, 
das würde die Sache für den Anfang erheblich erleichtern.

von Christian R. (supachris)


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Soool wild ist das auch nicht. Für USB Audio Devices gibts jede Menge 
Code-Beispiele und wenn man eh was eigenes machen will, kann man sich an 
den Endpoints beliebig austoben. Einarbeitung ist natürlich nötig, aber 
ist keine Hexerei, wenn man einen µC mit integriertem USB nimmt. Für 
Audio und gleichzeitige Datenübertragung ist vielleicht ein Composite 
Device sinnvoll.

von Thorsten K. (thomerow)


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Danke für die schnellen Antworten! Ich hatte mir schon gedacht, dass das 
ganze kein einfaches Unterfangen sein wird. Die Flinte ins Korn werfen 
wollte ich allerdings trotzdem nicht voreilig. Zu meiner 
Selbsteinschätzung als „Anfänger“ sollte ich vielleicht noch ergänzend 
sagen, dass sich das auf den Themenbereich Hardware-Bauen und USB an 
sich bezog. Programmierkenntnisse sind berufsbedingt in recht solider 
Form vorhanden.

Der FX3 macht den Eindruck, als wäre das Projekt damit auf ziemlich 
komfortable Weise umzusetzen (sofern man jemand wäre, der wüsste, wie 
man mit sowas umgeht), allerdings geht das wiederum schon fast in 
Richtung „mit Kanonen auf Spatzen schießen“.

Ein standard Audio-Interface wäre für das, was ich vorhabe, leider nicht 
das richtige. Das Gerät soll vom Betriebssystem nicht als Soundkarte 
erkannt werden, und ich brauche die Audio-Rohdaten für die 
Weiterverarbeitung in einer proprietären Anwendung so latenzfrei wie 
möglich.

Die Seite beyondlogic.com macht einen sehr interessanten eindruck, danke 
für den Link! Werde ich mir auf jeden Fall mal zu Gemüte führen.

Da die Umsetzung des Projekts nicht sonderlich zeitkritisch ist (Es 
handelt sich um eine fixe Idee, die ein Freund und ich seit einiger Zeit 
haben), werde ich mich so nach und nach weiter an das Thema rantasten.

@Christian: Ein Composite-Device? Hast Du ein Beispiel für so was parat?

von Christian R. (supachris)


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Beispiele für Composite Devices gibts überall. Der UMTS-Stick mit 
integriertem Flash-Speicher, der Drucker mit HID für die Tasten 
usw....programmiert wird das über verschiedene Interfaces. Klar, der FX3 
ist ein Bolide, aber das HW-I2S Interface und der ARM Core ist halt 
schick. Der FX2 tuts auch, ist aber wesentlich beschränkter und ein 
oller 8051. Ansonsten tuts je nach gewünschter Datenrate auch ein 
AT90USB oder XMega mit USB.

von Thorsten K. (thomerow)


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Verstehe! Das ganze als Composite-Device zu gestalten könnte durchaus 
sinnvoll sein. Und danke auch für die Erwähnung des XMega, der scheint 
geschwindigkeitsmäßig für die Samplerate, die mir vorschwebt (24 bit, 
96khz mono) zumindest für einen Prototypen durchaus schnell genug zu 
sein (wenn man den Werten in diesem Newsletter Glauben schenken kann: 
http://www.msc-ge.com/en/news/pressroom/newsletter/atmel/nl/7105-INT.html 
).

von Achim M. (minifloat)


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Thorsten K. schrieb:
> Ich habe vor, ein USB-Gerät zu bauen,

Thorsten K. schrieb:
> so latenzfrei wie
> möglich.

Widerspricht sich leider.
Selbst mit Feuerdraht800, ASIO-Treibern und anderen Tricks kommt man, 
mit guter Software in professionellem Anspruch auf 4-5ms. OK, das sind 
Turnaround-Zeiten(CPU->Analogausgang->Analogeingang->CPU), aber ist 
leider so. Und die Leute die sowas entwickeln, machen das nicht erst 
seit gestern.

Thorsten K. schrieb:
> um zwei Audio-Datenströme zu handhaben
> und gleichzeitig noch andere Aufgaben erledigen können?
>
> Werde ich mir einen eigenen Treiber für so was schreiben müssen, oder
> gibt es für USB-Geräte, die beliebige Daten hin und her-transferieren,
> eventuell Standardtreiber?

Wenn Hardware-Bauen nicht so dein Ding ist, du aber mit Software "alles 
was dein Herz begehrt" hinbekommst, dann schau dir doch mal einige 
günstige USB-Audiointerfaces an. Denen einen eigenen proprietären 
Treiber zu verpassen(vid/pid in einer inf-Datei zu den eigenen Treibern 
angeben). Das geht dann so: Gerät anstecken, Gerätemanager auf und 
Betriebssystem-Treiber gegen eigenen Treiber austauschen, fertig.

Latenzfrei ist in diesem Zusammenhang auch mit Vorsicht zu erwähnen. Es 
wird immer Zeit brauchen, bis deine eingetrudelten Daten analysiert 
werden. Dann funkti auch das Betriebssystem immer wieder dazwischen.

mfg mf

von Thorsten K. (thomerow)


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Die Idee, einen neuen Treiber für ein existierendes Audiointerface zu 
entwickeln, ist mir noch gar nicht gekommen. Das ist softwareseitig 
bestimmt eine ganz schöne Herausforderung, allerdings fiele so ein 
Großer Teil des Problems Hardware (zumindest für einen "proof of 
concept") erstmal weg. Die nötigen Steuerdaten müssten dann zwar auf 
separatem Wege zum Gerät gelangen, aber zu Testzwecken finde ich den 
Ansatz sehr interessant.

Beim Überfliegen einiger Kurzeinführungen in das Thema USB ist mir 
aufgefallen, dass ich durch die "Zerstückelung" des Busses in 1000 
Frames pro Sekunde auf jeden Fall mit mindestens einer Millisekunde 
Latenz rechnen muss. Wird dann wohl nichts mit absoluter Latenzfreiheit, 
aber eine ms (wenn sie denn praktisch auch erreichbar ist) wäre für mein 
Vorhaben noch verschmerzbar.

von Christian R. (supachris)


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Wie schon gesagt, du musst keinen Treiber schreiben, dafür gibts die 
generischen Treiber samt API. Latenzfrei bekommt man mit USB gar nichts 
hin. Und bei BULK transfer kannst du dich schon mal auf einige hunter ms 
Pause zwischen Transfers einstellen, wenn du mit Windows arbeitest. Du 
müsstest dann wirklich ISO Transfer nehmen, da ist wenigstens die 
Bandbreite garantiert. USb 2.0 HighSpeed hat übrigens 125µs Raster für 
die MicroFrames. Trotzdem ist USB im OS so niedrig priorisiert, dass man 
da nicht viel machen kann. Schon gar nicht, wenn Daten rein, bearbeiten 
und Daten wieder raus. Das bekommst du auf gar keinen Fall mit 1ms 
Latenz hin.

von Thorsten K. (thomerow)


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125µS hören sich ja schon mal ganz anders an. Dass ich um isochronen 
Datentransfer nicht herumkommen werde, habe ich mir schon gedacht.

Naja, ich denke, um mehr herauszufinden, heißt es ab hier wohl erstmal: 
"Probieren geht über Studieren". Danke an Euch für die aufschlussreichen 
Tipps & Anregungen!

Sobald ich auf experimentellem Wege erste (Miss-)Erfolge verbuchen kann, 
werde ich der Vollständigkeit halber auf jeden fall hier darüber 
berichten.

Grüße,

Thorsten

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