Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Hauptstudienrichtung


von Student (Gast)


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Hallo,

das neue Semester geht bald los und ich muss mich noch für die 
Studienrichtung entscheiden. Ich habe in die engere Auswahl gefasst:

Automatisierungstechnik
Energietechnik
Nachrichtentechnik

Kurzum ich könnte mir vorstellen alle 3 zu studieren, finde alle gleich 
interessant. Auch notenmäsig war ich in allen ganz gut (Prüfung AT 1.0, 
2 Prüfungen mit ET 1.0, Prüfung NT 2.0). Und nur damit ihr nicht denkt, 
ich mache nur Theorie und habe von der Praxis keine Ahnung. Ich betreibe 
auch Privat und mit Freunden mehrere Bastelprojekte Roboter etc. und 
betreibe auch Amateurfunk.

Da ich also nicht nach dem Kriterium gehen kann, was mir am besten 
liegt, bzw. am meisten Spaß macht bleibt eigentlich nur der Punkt der 
beruflichen Perspektive.

Also ganz direkt gefragt in welcher dieser Branchen gibt es die besten 
Jobchancen bzw. das meiste Gehalt.

Ich bitte darum Antworten zu unterlassen, dass die Aussichten in allen 
schlecht wären etc.

Vielen Dank schon mal für eure Hilfe und einen schönen Abend allen.

von Rudi Radlos (Gast)


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Gegenfrage welche Praktika hast Du schon gemacht? Oft zeigt erst ein 
Praktikum ob der Beruf Deiner Träume wirklich so toll ist. Überlege auch 
welche Arbeiten in Zukunft ins Ausland verlagert werden könnten.

> Also ganz direkt gefragt in welcher dieser Branchen gibt es die besten
> Jobchancen bzw. das meiste Gehalt.

Dort wo der Wohnraum am teuersten ist. Fragt sich nur, was von dem Geld 
dort übrig bleibt. z.B.München ....

von hans (Gast)


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Student schrieb:
> Hallo,
>
> das neue Semester geht bald los und ich muss mich noch für die
> Studienrichtung entscheiden. Ich habe in die engere Auswahl gefasst:
>
> Automatisierungstechnik
> Energietechnik
> Nachrichtentechnik
>


Automatisierungstechnik und Energietechnik ist meiner Meinung nach eher 
was für FH-Absolventen und Leute, die eine Ausbildung gemacht haben. 
Dementsprechend sind die Jobs bezahlt, verteilt und ausgelegt. Daher 
bleibt ja nur noch die Nachrichtentechnik über!

von Chris (Gast)


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Hallo,

hans schrieb:
> Automatisierungstechnik und Energietechnik ist meiner Meinung nach eher
> was für FH-Absolventen und Leute, die eine Ausbildung gemacht haben.
> Dementsprechend sind die Jobs bezahlt, verteilt und ausgelegt. Daher
> bleibt ja nur noch die Nachrichtentechnik über!

Totaler Quatsch.

Die Entscheidung musst du schon selbst treffen. Ich bin jetzt im letzten 
Semester im Master Elektrotechnik mit dem Schwerpunkt 
Nachrichtentechnik. Zurvor hab ich in der Industrie Mechatroniker 
gelernt demnach müsste ich ja laut dem Thread oben 
Automatisierungstechnik machen....
Nachrichtentechnik ist halt vom der Mathe her umfangreicher als 
Energietechnik. Sprich die ganzen Transformationen, viel Matritzen- und 
Vektorrechnung aber ich finde das auch um einiges interessanter als nen 
Trafo oder so. Ist halt alles Geschmackssache. Den beruflichen Werdegang 
würde ich nicht mit in die Entscheidung nehmen. Die wenigsten arbeiten 
später in der Fachrichtung, die sie auch studiert haben.

von Studiosus (Gast)


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Die Entscheidung der Fachrichtung an die Berufsaussichten
zu knüpfen halte ich für falssch. Heute kann man nicht sagen
ob überhaupt und wenn ja welche Ings gefragt sind.

Ich würde die Fachrichtung wählen, die die breiteste Ausbildung
beinhaltet. Zu meiner Zeit (30 Jahre zurück) war das Meß- und
Regelungstechnik, auch (leider) die Anspruchsvollste Wahl.

Du bekommst sicher eine Menge beigebracht, nur was dann im
Berufsleben zur Anwendung kommt, steht auf einem ganz anderen
Blatt.

Viel Erfolg beim Studieren!

von Random .. (thorstendb) Benutzerseite


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Hi,

bei uns gabs die Richtungen Automatisierungstechnik, Nachrichtentechnik, 
Technische Informatik.

Der grösste Teil hat sich für AT entschieden (geschätzt 80%). In 
überschneidenden Kursen (grobe Inhalte) wussten "die meissten" 
Automatisierer mit den (allgemeinen, "für alle") Themen der Technischen 
Informatik ganz und gar nix anzufangen, z.B. Labor "Microcontroller 
programmieren" (in C und ASM ein paar Lampen zum klappern bringen, DCF 
Uhr proggen, ...) Ich habe einige Kurse dieser Fachrichtung zusätzlich 
zu meinen besucht, und fand die eher einfach. AT war bei uns der 
"Mainstream"-Studiengang. Einziges wirklich komplexes Fach: 
Regelungstechnik II (I war für alle). Regelungstechnik II hab ich dann 
frweiwillig incl. Labor mitgemacht.

Weitere geschätzte 15% studierten während meiner Zeit 
Nachrichtentechnik. Habe dort nicht viel gemacht, kenne das aber aus der 
Ausbildung, und ist sehr anspruchsvoll.

Die letzten paar Leutchen (so 2-4 pro Semester) studierten Technische 
Informatik. CPU-Techniken, Microcontrollerprogrammierung, Caches, wo 
klappern die Bits etc. waren die Schwerpunkte, am Beispiel der 
Architekturen ARM und MIPS. Ich hatte mich für diese Fachrichtung 
entschieden. Sehr anspruchsvoll, wenn einem das liegt, würde ich es von 
der Schwirigkeit her parallel zur Nachrichtentechnik einordnen. Wenn es 
einem nicht liegt, sollte man die Finger davon lassen, da es doch recht 
abstrakt ist :-)


Hängt also stark von deinen Vorlieben, Kenntnissen und deinem 
Arbeitsplatzwunsch ab. Wo ich einmal landen würde/könnte, wusste ich 
damals noch nicht. Als ich das Studium begonnen habe, wusste ich gleich, 
dass es die Technische Informatik werden wird, da ich mich im Vorfeld 
stark mit dem AVR (90S8535 :-) ) auseinandergesetzt hab. Dementsprechend 
habe ich auch einige Kurse freiwillig, in meiner Freizeit, bei den 
Informatikern besucht, weil gewisse Inhalte mMn bei uns zu kurz kamen 
(Algorithmen & Datenstrukturen, Theoretische Inf. gab es bei uns ET gar 
nicht gar nicht).


Ich schliesse mich meinem Vorredner an:
Viel Erfolg beim Studieren!

von Mel-anie (Gast)


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Hi Student,

ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, dass Du Dich immer vorher so 
gut und viel informieren solltest, wie es nur geht. Wenn das Semester 
erstmal angefangen hat und Du feststellt, dass es doch nicht das 
richtige ist, hast Du gleich schon mal ein halbes Jahr verschenkt...
Du kannst Dich auf diversen Seiten vorheir informieren, zum Beispiel 
hier 
http://www.bildung.de/studium/bachelor/technik-und-it/informations-und-kommunikationstechnik/ 
aber auch auf den Seiten des Hochschulkompass 
http://www.hochschulkompass.de/studium/studieren-in-deutschland-die-fachsuche.html

Nutz das und infornmier Dich VORHER!

LG
Melanie

von Dipl.-Gott (Gast)


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Hallo!


> Student schrieb:
> Ich habe in die engere Auswahl gefasst:
>
> Automatisierungstechnik
> Energietechnik
> Nachrichtentechnik
>
> Kurzum ich könnte mir vorstellen alle 3 zu studieren, finde alle gleich
> interessant.
> Da ich also nicht nach dem Kriterium gehen kann, was mir am besten
> liegt, bzw. am meisten Spaß macht bleibt eigentlich nur der Punkt der
> beruflichen Perspektive.

Ich bin Energietechnikingenieur und mußte im Diplomstudiengang 
(Universität) einst die gleiche Entscheidung treffen. Ursprünglich 
wollte ich Mikroelektronik machen, doch zum Ende des Grundstudiums hatte 
ich darauf absolut keine Lust mehr. Uninteressant und immer rennst Du 
Deinem Job hinterher.
D.h. es blieben noch Informations- und Nachrichtentechnik, 
Mikrosystemtechnik, Energietechnik und Automatisierungstechnik.

Die von Dir genannten Fachrichtungen sind meiner Meinung nach sehr 
unterschiedlich. Wirf am besten einen Blick in die Studienordnung; dort 
kannst Du die Ausgestaltung jeder Richtung gut erkennen und siehst zudem 
auch, welche Vorlesungen ein hohes Notengewicht haben, welche 
Professoren lehren, ob schriftliche oder mündliche Prüfungen überwiegen, 
wie viele Laborpraktika etc. Du leisten mußt.


Automatisierungstechnik und Nachrichtentechnik fand ich bspw. nie 
interessant genug, um sie zu vertiefen, auch, weil mir die dortige 
Konzentration auf wirklich nur dieses Fachgebiet zu speziell ausfiel.
Ich persönlich halte die Jobaussichten in der Energietechnik außerdem 
für besser, da sich die Energieversorgung nicht outsourcen läßt und die 
klassische Starkstromtechnik im Gegensatz zu den sonstigen 
Vertiefungsrichtungen rückblickend immer hundertprozentig krisenfest 
gewesen ist. Die Löhne sind selbstverfreilich im Mittel genauso schlecht 
wie in den anderen Fachgebieten der Elektrotechnik - Ingenieurwesen in 
der BRD eben. Ausnahmen vorhanden. :-)



In meinem Diplomstudium setzte sich die Energietechnik aus den vier 
Teilgebieten Hochspannungsisoliertechnik, elektrische Maschinen und 
Antriebe, Leistungselektronik-Bauelementephysik und 
Systemtheorie-Regelungstechnik zusammen. Des weiteren mußten 
wahlobligatorische Lehrveranstaltungen aus einer weiteren Fächergruppe 
besucht werden, die z.B. Meßtechnik, numerische Methoden, ausgewählte 
Kapitel der Mathematik etc. enthielt. Ich wurde demzufolge umfassend und 
gründlich ausgebildet in der klassischen Starmstromtechnik und in der 
regenerativen Energietechnik.

Der Preis des Facettenreichtums ist die außerordentlich hohe 
Arbeitsbelastung gewesen. Das heißt nicht, daß die Mikroelektroniker, 
Automatisierungstechniker oder Nachrichtentechniker herumgelungert 
hätten, die hatten auch zu tun, und zwar reichlich; die Energietechniker 
mußten bloß mehr tun, insbesondere mehr Pflichtfächer absolvieren.



Dies hier

> Chris schrieb:
> Nachrichtentechnik ist halt vom der Mathe her umfangreicher als
> Energietechnik.

ist hochgradiger Unfug.

Die "Maschinenvorlesungen" z.B. - ich hörte Grundlagen elektrischer 
Maschinen, Berechnung und Auslegung elektrischer Maschinen, Theorie 
elektrischer Maschinen und Maschinendynamik, Elektrische Antriebe, 
Automatisierte Antriebe, Traktionstechnik-Magnetlagertechnik, Regelungen 
in der Energietechnik - erschlugen einen förmlich; ins Kleinste 
mathematisiert und physikalisch-ingenieurtechnisch ebenfalls fordernd 
(kein bloßes Formelkneten). Die Vorlesung 'Numerische Methoden' konnten 
einige Kommilitonen nur durch periodisch wiederkehrende Besäufnisse 
verkraften und reagierten zusehends verstört, wenn sie 
'Krylow-Unterraum-Verfahren' nur hörten, und im Teilgebiet 
Systemtheorie-Regelungstechnik mußten zwei heftige Schlachten in 
'Eingrößenregelung' und 'Mehrgrößrenregelung' gefochten werden, gekrönt 
von einem Scharmützel über einige augewählten Sonderkapitel der 
Systemtheorie.


In der Hochspannungsisoliertechnik ist die Entladungs- und Plasmaphysik 
ein schwieriges Kapitel. Ausgleichsvorgänge in Elektroenergiesystemen, 
Netzberechnung sowie Beanspruchungen von Betriebsmitteln ebenfalls 
mathmatisch-physikalisch knusprig. Und Leistungsschalter? Extrem 
kompliziert und de facto keine gute Literatur zu finden. (Ein Grund, 
warum die Schaltgerätetechnik eigentlich nirgendwo in der BRD im Studium 
vernünftig drankommt, es sei denn, es ist zufällig ein Experte in 
Reichweite.)


In der Leistungselektronik-Bauelementephysik mußten wie zum einen die 
normale leistungselektronische Schaltungstechnik hören, d.h. 
Stromrichter und Konsorten. Hauptsächlich ging es aber um 
Bauelementephysik, d.h. Tiefschürfendes zur physikalischen Wirkungsweise 
aller aktuellen leistungselektronischen Bauelemente. Für Ingenieure 
stürzten wir hier ungewöhnlich tief in die statistische Physik und 
Quantenmechnik ab. Die Vorlesungsreihe vermittelte viel Theorie und auch 
viel Praxis einschließlich Semiconductor Power Devices Engineering. Auf 
deutsch 'Wie werden gute Bauelemente gemacht?'. (Der führende 
Bauelementemensch Deutschlands war unser Professor.)



Während mich die Energietechnik im Diplomgrundstudium noch kalt gelassen 
hatte, änderte sich dies im Diplomfachstudium völlig. Ich liebte die 
Breite und den Facettenreichtum vom ersten Moment weg. Glücklichweise 
bin ich jetzt Prüfingenieur, so daß ich den Großteil des Erlernten und 
besonders das Systemwissen weiterhin gebrauchen darf. Zumindest hat es 
bisher nur Vorteile, so sklaventreiberhaft und gründlich durch die 
verschiedenen Teilgebiete geprügelt worden zu sein. (Der Berufsalltag 
ist jedoch weniger intensiv mathematisiert. Dem Unistudenten fehlt da 
richtig etwas.)




Mach die Studienrichtung, auf die Du lustig bist. Ich kann 
Energietechnik nur empfehlen. Neben der klassischen Starkstromtechnik 
hörst Du viel zu regenerativen Energiequellen, deren Kern die klassische 
Starmstromtechnik ist (Das ergibt sich so locker und flockig). Du siehst 
und nutzt Aspekte der Automatisierungstechnik, der Meßtechnik, der 
Numerik und der  Kommunikations- und Nachrichtentechnik. Du kommst ohne 
Umwege mit Wirtschaft und Politik in Kontakt (Energiewirtschaft, 
Umweltpolitik). Du kannst Dich mit wichtigen Computerwerkzeugen des 
Ingenieurwesens und der Elektrotechnik auseinandersetzen. (Ich hasse 
Programmieren wie der Teufel das Weihwasser und beherrsche keine 
Programmiersprache; wegen C++ wäre ich sogar fast aus dem Grundstudium 
geflogen. Dennoch bin ich z.B. zum Ende des Fachstudiums hin gut 
geworden in Tools wie MATLAB, ANSYS, Simplorer und ATP/EMTP u.e.m.)


Aber wie gesagt: Automatisierungstechnik und Nachrichtentechnik sind 
genauso gut und genauso toll. Ich fand es eben langweilig und relativ 
facettenarm.




Schöne Grüße!

Gib Bescheid, auf welche Studienrichtung Deine Wahl schlußendlich fiel. 
:-)

von Ulli N. (Gast)


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Wenn ihr eure Debatten in 10 Jahren seht, werdet ihr euch totlachen.
Zum Thema: Mach das was dich jetzt interessiert. Nach deinem Diplom 
(oder wie auch immer sich das heute nennt) wird sich keine Sau mehr 
dafür interessieren, welche Vertiefungsrichtung du gemacht hast.

Gruß Ulli

von IngBerlin (Gast)


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Zuckerle schrieb im Beitrag #2372473:
> Zu uns hat ein Professor gesagt : " Meine Herren, das Geld wird mit dem
> Telefon verdient und nicht mit dem Lötkolben ". Wie wahr! Da solltest du
> dir mal Gedanken drüber machen.

Wie wahr wie wahr.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Student schrieb:
> Automatisierungstechnik
> Energietechnik
> Nachrichtentechnik

> Da ich also nicht nach dem Kriterium gehen kann, was mir am besten
> liegt, bzw. am meisten Spaß macht ...

> Also ganz direkt gefragt in welcher dieser Branchen gibt es ... das meiste 
Gehalt.

Einige Jahre später lesen wir dann Burnout, Depression sowie weitere 
psychosomatische Erkrankungen.
Höre auf deinen Bauch, mache das was dir Freude bereiten würde! Auch 
Studium ist Leben und nicht die Vorbereitung auf ein vermeintlich 
kommendes Paradies.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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