Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Stromtragende Schraubverbindungen - Messing nötig?


von Ulrich (Gast)


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Hi,


kurze Frage an die Experten - müssen stromtragende Schraubverbindungen
(d.h. insbesondere z.B. der Schutzleteranschluss) grundsätzlich aus 
Messing gemacht werden, wenn das Gewinde selber Strom übertragen soll?

Weiß jemand, ob irgendein Industriestandard das enthält?


Gruß,
Ulrich

von Frank B. (frank501)


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Wenn es Konstruktionsverbindungen sind, also solche die auch irgend 
welche anderen Teile tragen oder befestigen, sind diese nicht als 
Schutzleiteranschlüsse zugelassen und die einzelnen (metallenen) Teile 
einer Konstruktion oder eines Gehäuses müssen mit entsprechenden 
Schutzleiterverbindungen (grün/gelber Leiter mit passendem Querschnitt) 
direkt an einem zentralen Schutzleiteranschluss angeschlossen werden.
Ansonsten trägt das Gewinde des Bolzens oder der Schraube ja keinen 
Strom, da Schutzleiterverbindungen an Konstruktionsteilen so gestaltet 
werden müssen, daß der Kabelschuh welcher am Leiterende befestigt ist 
direkten Kontakt zum Metall hat und der Gewindebolzen "nur" dazu dient, 
den Kabelschuh auf das Metall zu drücken.

Anders sieht das zum Beispiel bei Motoren aus, da wäre natürlich Kupfer 
als Material für die Gewindebolzen am Klemmbrett am besten geeignet, 
wenn es nicht zu weich wäre. Deshalb verwendet man meistens Messing, 
weil das im Verhältnis zum Leitwert die geeignetste Härte aufweist und 
ausserdem relativ preiswert ist.
Obwohl auch bei solchen Verbindungen im Idealfall nur Kabelschuh auf 
Kabelschuh gepresst wird verwendet man trotzdem meistens Messing weil 
dort oft eine Mutter mitsamt Federringen und Beilegscheiben zwischen den 
Kabelschuhen liegt.
Aber ich habe auch schon Elektromotoren gesehen, die einfache verzinkte 
Gewindebolzen am Klemmbrett haben.

Frank

von Ulrich (Gast)


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Danke für die Antwort!

Habe inzwischen herausgefunden, dass offenbar eine sog. DIN EN 60204-1 
für diese Fragen relevant ist.

Komischerweise scheint o.g. Richtlinie nur gegen Bezahlung erhältlich zu 
sein.

Das wundert mich doch sehr, wo es doch um allgemeine Bestimmungen zur 
elektrischen Sicherheit und damit um unser aller Sicherheit geht.

Dass für solch eine Norm offenbar Geld verlangt wird, finde ich seltsame 
Vorstellung, sowas. Tss.

von ... (Gast)


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Ulrich schrieb:
> Komischerweise scheint o.g. Richtlinie nur gegen Bezahlung erhältlich zu
> sein.
>
> Das wundert mich doch sehr, wo es doch um allgemeine Bestimmungen zur
> elektrischen Sicherheit und damit um unser aller Sicherheit geht.

In anderen Ländern wäre das vielleicht so. In Deutschland muß das 
Normungsgremium seine Unabhängigkeit dadurch sichern, dass es sich aus 
dem Verkauf der Normen refinanziert. Es wäre ja noch schöner, wenn sich 
der kleine Ein-Mann-Betrieb die Unterlagen genauso einfach leisten 
könnte, wie ein Großunternehmen.

von Timm T. (Gast)


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Ulrich schrieb:
> Habe inzwischen herausgefunden, dass offenbar eine sog. DIN EN 60204-1
> für diese Fragen relevant ist.

In Hochschulbibliotheken sollte die einsehbar sein, darf aber nicht 
kopiert werden.

von MaWin (Gast)


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> müssen stromtragende Schraubverbindungen grundsätzlich
> aus Messing gemacht werden

Nein.

Bestes Beispiel ist der Ramsch, der in allen Haus-
Elektroinstallationen als Stand der Technik akzeptiert wird:

Die Hutschiene als Schutzleiter-Sammelschiene zu verwenden. Dort
reicht angeblich Eisenblech mit einer verzinkten Schraube und
ein paar quadratmillimetergrossen Übergängen.

Und darüber laufen im Fehlerfall schon mal 63A oder gar
Blitzableitströme von induzierten Spannungen.

Versucht man Sammelschienen aus Kupfer oder Messing zu bekommen,
ist das fast ein Ding der Unmöglichkeit, höchstens noch als 2m
Stück, aber niemals als vorkonfektionierte Hutschiene, und die
üblichen Anbieter wissen nicht mal daß es so was gibt.

Es gilt in Elektroinstallationen ausschliesslich: Egal welches
Material du verwendest, ist der Schleifenwiderstand klein genug
für die gewählte Absicherung, ist es zulässig.

von Timm T. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Die Hutschiene als Schutzleiter-Sammelschiene zu verwenden. Dort
> reicht angeblich Eisenblech mit einer verzinkten Schraube und
> ein paar quadratmillimetergrossen Übergängen.

Da bist Du wohl nicht auf dem aktuellen Stand. Das ist nicht mehr 
zulässig.

Wenn es trotzdem gemacht wird... es werden auch noch Instas mit nur 
einem FI gebaut.

von MaWin (Gast)


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> Da bist Du wohl nicht auf dem aktuellen Stand.
> Das ist nicht mehr zulässig.

a) steht wo ? Ich les nur Schleifenwiderstand.

b) Es GIBT keine passenden Hutschienen,
selbst wenn man sich viel Mühe gibt und
das ganze Internet danach absucht,
von Baumärkten und Elektroinstallationsfirmen ganz zu schweigen,
selbst Kataloge von Herstellern enthalten manchmal nur
Stahlhutschienen.

Selbst wenn man es also besseer machen wollte,
als "Stand der Techik": No chance, was nicht
dem Minimalstandard entsprich sonsdern darüber
hinaus geht wird schlicht nicht angeboten.

(Ausnahme: Die 2 Meter Hutschiene zum Selberabsägen,
die natürlich bei einer Einzelinstllation nichts nützt).

von Timm T. (Gast)


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MaWin schrieb:
> a) steht wo ? Ich les nur Schleifenwiderstand.

Sorry, ich hatte da was im Kopf: nur unter 10mm² ist PE-Führung über 
Tragschiene erlaubt. Kann ich aber gerade nicht verifizieren.

> b) Es GIBT keine passenden Hutschienen,

Dann nimm halt die 2 Meter, wird wahrscheinlich an der zu geringen 
Nachfrage liegen, dass die nicht zugeschnitten angeboten werden.

Ich halts auch nicht für sinnvoll: Bei geringen Strömen (Klemmen in 
Geräten) reicht das PE über die Stahlschiene. Bei hohen Strömen 
(Schaltschrank) wird das begrenzende Element die Kontaktstelle der 
Klemme auf der Schiene sein, da sollte man vielleicht eher direkt 
klemmen, und nicht über die Schiene.

von NorMaler (Gast)


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Ulrich schrieb:
> Komischerweise scheint o.g. Richtlinie nur gegen Bezahlung erhältlich zu
> sein.
> Das wundert mich doch sehr, wo es doch um allgemeine Bestimmungen zur
> elektrischen Sicherheit und damit um unser aller Sicherheit geht.
> Dass für solch eine Norm offenbar Geld verlangt wird, finde ich seltsame
> Vorstellung, sowas. Tss.

Hallo?! Bekommst Du Deinen Airbag auch kostenlos gewechselt und zahlst 
keine (Pflicht-)Versicherung(en)? Und schon mal was von Marktwirtschaft, 
Monopolen und Uni-/FH-Bibliotheken gehört?
PS.: Richtlinie!=Norm

von Maulwurf (Gast)


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Ihr musst Unterscheiden ob Stromfluß im normalen Betrieb oder nur im 
Fehlerfall.
Im normalen Betrieb dürfen nur Materialien eingesetzt werden, die sich 
durch Unterschiede in der Spannungsreihe nicht zersetzen.
Der Fehlerfall tritt nur selten auf, daher gibt es da eine Ausnahme.

Gruss Bernd

von oszi40 (Gast)


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Ulrich schrieb:
> Habe inzwischen herausgefunden, dass offenbar eine sog. DIN EN 60204-1

... beim Beuth-Verlag für reichlich Geld zu finden ist.
Handbücher sind wesentlich preiswerter!

Eine einfache Schraube reicht meist nicht. Es sollte eine flächige, 
leitende Verbindung sein. Eine korrodierte Schraube M3 wäre (meiner 
Meinung nach) schnell mal weggebrannt im K-Fall.

von Schweisser87 (Gast)


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Also bei Phoenix Contact findet man ohne Probleme Alu-Hutschienen..
Kein Problem also.. Die Stahl Hutschienen sind mit einem äquivalenten 
Querschnitt von 16mm2 angegeben.

Zum Thema, ich würde meinen JA.

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