Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Temperaturmessung Messbrücke PT1000


von Jan (Gast)


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Hallo liebes Forum,

ich beschäftige mich schon seit längerer Zeit mit dem Thema 
Temperaturmessung mit PT1000 Sensoren.
Nach einigen Überlegungn bin ich nun zum Schluss gekommen, für die 
Auswertung eine Wheatstonesche Messbrücke aufzubauen.
Die entsprechende Schaltung habe ich mal schnell in Paint gezeichnet, 
daher siehts vielleicht etwas unbeholfen aus, aber an und für sich 
taugts...hoffe ich.


Ein paar Worte zur Schaltung:

Die zwei Operationsverstärker sind als Impedanzwandler geschaltet und 
sollen die Widerstände der Zuleitungen ausregeln.
Für die Rückleitung des PT1000 ist mir leider nicht wirklich ne Lösung 
eingefallen (Leitungslänge ca 2-3m), da hatte ich vor, die ganze 
Messbrücke bei 0°C über das Poti abzugleichen (Messung der 
Brückenspannung verstärkt über Instrumentenverstärker ---> 0,000V)
Kann ich dabei auch gleich den Offset des Instrumentenverstärkers mit 
korrigieren? Wollte einen nehmen mit einem Offset von ca 20µV...oder 
tuts da auch ein etwas "schlechterer", weil ich ja eh über das Poti die 
Brücke bei 0°C auf Null abgleiche?

Zum Schluss noch ne Frage zum AD-Wandler der das ganze digitalisiert:
10 Bit (Atmel-Controller) ergeben ja 1024 Stufen...dabei möchte ich von 
0-180°C messen und in 0,2°C - Schritten auflösen. Das wären also 900 
Stufen...ist da genug "Luft" zu den 1024? Zwecks Unlinearitäten und co?!

Vielen Dank,

Gruß Jan

von Ulrich (Gast)


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Die Schaltung mit den OPs korrigiert nur den einen Leitungswiderstand 
"oben" der Widerstand unten bleibt als Fehlerquelle. Dafür kommt der 
Offset des OPs mit als Fehler rein. Beim PT1000 geht es zur not auch 
noch ohne, aber dann kann man sich die OPs eigentlich auch fast ganz 
sparen.

Schon die Verwendung des Poties zum Abgleich der Brücke ist so keine so 
gute Idee, denn viele Poties haben eher schlechte Temperaturstabilität. 
Wenn überhaupt sollte der Poti nur für einen kleinen Rest da sein.
Eine guten Instrumentenvertärker braucht man da nicht, denn es gibt 
schon reichlich Fehlerquellen. Einen kleinen Offset von vielleicht 500 
µV kann man weitgehend mit Abgleichen, ggf. auch in Software. 
Entsprechend wird man eher mehr als 10% des Bereichs nicht nutzen 
können.

Für eine genau Messung wäre die direkte ratiometirsche Messung mit einem 
AD-Wandler mit hoher Auflösung und idealerweise externer Differentieller 
Referenz eher geeignet. Gut wäre z.B. so etwas wie LTC2440, wenn es sein 
muss ginge auch ein ICL7135.

von ... (Gast)


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Ein PT1000 darf nur 300mV drueber haben. Wegen Selbsterwaermung. Dah es 
wird schwierig mit einem 1k:1k Teiler. Ich verwend ueblicherweise einen 
10k in Serie zum PT1000. An einer 2.5V Referenz. Ein 10Bit ADC wird 
schwierig. Aber moeglicherweise machbar. Rechne's doch einfach durch.

von Jan (Gast)


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@ Ulrich:

Kannst du mal "direkte ratiometrische Messung" genauer erläutern? Also 
ohne OPV und die Brückenspannung direkt auf den 16 Bit ADC geben?


@...:


300mV über was? Und wenn er 300mV über "was auch immer" liegt, dann sagt 
das noch nichts über die Eigenerwärmung aus. Es kommt ja auf die 
Verlustleistung an...und die hängt ja auch von der Speißespannung ab!
Bei deinen 2,5V Referenz haut das mit so nem 1K : 1K Teiler grad hin, 
dass nicht viel mehr als 1mA fließen (was in der Spez. vom PT1000 als 
Maximalstrom angegeben ist)...

von Ulrich (Gast)


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Zum Pt1000 gab es gerade einen anderen Thread, unter
Beitrag "AD7793 Vref von Rref?"

Da ging es um die Messung direkt am AD Wandler. Ein Vorteil ist das vor 
allem wenn man 4 Leiter Technik nutzen will/muss und ein hohe 
Genauigkeit/Auflösung braucht.

Die einfache Brückenschaltung kann man gut nutzen, wenn man mit 2 oder 3 
Leiter Anschluss auskommt, und keine so hohe Genauigkeit braucht. Für 
den µC internen 10 Bit AD und einen PT1000 paßt das mit der 
Brückenschaltung eigentlich noch - nur sieht eine richtige Schaltung 
etwas anders aus, ist aber nicht aufwendiger.

von Jan (Gast)


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Hmm also ich war bisher eigentlich immer der Auffassung, dass eine 
Messbrücke so ziemlich das beste ist, um kleine Spannungsänderungen 
möglichst genau zu messen.
Ich geb dir Recht, dass meine Schaltung den unteren Leitungswiderstand 
nicht kompensieren kann, hierfür wäre eine negative Betriebsspannung 
nötig, aber ich weis nicht ob das nicht evtl zuviel Aufwand ist. 
Stichwort "Mit Kanonen auf Spatzen".

Daher wollte ich ja den unteren Leitungswiderstand einmalig beim 
Kalibrieren der Schaltung "ausgleichen". Klar hol ich mir durch die OPVs 
diverse Offsets rein, aber auch diese können ja beim Kalibrieren 
ausgeglichen werden? Oder hab ich grad nen Denkfehler?
Das mit dem Poti seh ich ein...hier wäre es wohl besser im rechten 
Brückenzweig nen Metallschichtwiderstand zu verwenden und dazu ein Poti, 
um nur nen "kleinen Rest" wegtrimmen zu können?!


Gruß Jan

von Ulrich (Gast)


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Eine Brückenschaltung ist schon sehr gut, aber nur wenn man auch im 
Vergleichszweig hochwertige Widerstände hat. Wenn man dann noch eine 
Kompensation für eine 4 Leiter Messung haben will wird es auch schon 
relativ kompliziert.  Mittlerweile ist ein passender hochauflösender 
AD-Wandler (z.B. LTC2440 oder AD7793) schon fast billiger als 2 
hochwertige Widerstände mit TK unter 10ppm/K und entsprechender 
Genauigkeit. Die Möglichkeit zur 4 -Leiter Messung bekommt man dabei 
dann auch gleich mit.

So klein sind die Spannungsänderungen auch noch gar nicht beim PT100x. 
Schon bei rund 270 C verdoppelt sich Widerstand. Für wirklich kleine 
Änderungen wie beim DMS ist die Brücke schon gut, da hat man aber gleich 
eine ganze Brücke als Sensor, und nicht nur 1 Widerstand.

Sinnvoll bleibt die Brückenschaltung weiter, wenn man mit 
Wechselspannungsanregung messen will - damit fallen dann die ganzen 
Offsets heraus, und als präzise Teiler gibt es spezielle 
Transformatoren. So kommt man dann auch auf unter mK Auflösung.

von Jan (Gast)


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Hallo Ulrich,

danke für die Infos. Ich muss sagen der AD7793 gefällt mir sehr gut. 
Möchte ja insgesamt 6 PT1000 verwenden und da komm ich mit zwei AD7793 
fast günstiger weg als wenn ich da 6 Brücken aufbaue mit 
temperaturstabilen Widerständen + OPVs...

Wenn ich das richtig versteh, dann hat der AD7793 eine 
Konstantstromquelle drin, mit der ich nen definierten Strom auf den 
PT1000 gebe und den Spannungsabfall darüber dann im AD7793 verstärke, 
messe und AD-Wandle...und per SPI auslese?
Also brauch ich quasi nur den PT1000 anschließen?


Gruß Jan

von oha (Gast)


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Ob man die Leitungen beruecksichtigen muss oder nicht zeigt eine kleine 
Fehlerrechnung. Es ist eine Frage der gewuenschten Genauigkeit und der 
benoetigten Leitungslaenge. Bei einer Verdrahtung von 1m mit 0.25mm^2 
sind die Verbindungen 70mOhm. Ein PT1000 macht 3 Ohm pro Grad. Dh ein 
nicht beruecksichtigtes Kabel ist arquivalent zu 23mK. Ob das 
vernachlaessigbar ist oder nicht kann jeder selbst entscheiden.

Einen Praezisionswiderstand braucht man auch bei der 
Spannungsteilermethode.

von Ulrich (Gast)


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Die Stromquelle im AD7793 ist nicht besonders genau. Für eine genaue 
Messung fließt der Strom durch den PT1000 und einen ref. Widerstand. Die 
Spannung am Ref. Widerstand dient dann als Ref. für den AD Wandler.  Die 
Stromquelle dient dabei nur noch dazu den Strom an und Abzuschalten und 
während einer Messung ungefähr konstant zu halten. Man braucht also 
schon noch 1 genaue Referenz-Widerstand.  Mit nur der 
Konstantstromquelle verschenkt man doch recht viel der möglichen 
Genauigkeit und könnte das ggf. billiger haben.

Je nach Aufbau kann man die PT1000 in Reihe schalten und dann ggf. auch 
mit einem IC (z.B. AD7794, als Version mit 6 Kanälen) auch bis zu 6 
Kanäle messen. Alternativ reicht auch ein relativ einfacher Multiplexer, 
wenn der AD zu wenig Kanäle hat.

Wenn man ohnehin nur einen 10 Bit AD Wandler im µC nutzen will, sind die 
23 mK durch 1 m Leitung in der Regel zu vernachlässigen. Vor allem kann 
man davon den konstanten Teil auch noch in Software berücksichtigen.

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