Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Ostdeutschland : Den Ingenieur braucht keiner mehr


von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


Lesenswert?

Im Osten der Republik jammern Unternehmen besonders laut über den Mangel 
an Fachkräften - sie suchen sogar in den Nachbarländern nach ihnen. 
Dabei sind viele frühere DDR-Ingenieure arbeitslos. Ihre Ausbildung gilt 
als mustergültig. Dennoch hatten viele von ihnen nach der Wende nie eine 
Chance.

http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/0,1518,791675,00.html

SPON wird ja immer widersprüchlicher , hier kritisch , da das jammern 
der VDI , aber unisono BITTE keine Leute über 30 ..

von Lars Samström (Gast)


Lesenswert?

Dipl Ing ( FH ) schrieb:
> SPON wird ja immer widersprüchlicher , hier kritisch , da das jammern
> der VDI , aber unisono BITTE keine Leute über 30 ..
Das ist doch gut für die Quote :-)

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Es ist ein Zeichen von Qualität, wenn in demselben Medium verschiedene 
Ansichten über den gleichen Sachverhalt zum Ausdruck gebracht werden 
können.

Wenn es anders wäre, würden die gleichen Leute jammern: "Ach, die 
bringen eh immer die gleiche Ansicht, sind wohl doch nur das Sprachrohr 
von XYZ..."

von Mine Fields (Gast)


Lesenswert?

Wenn man mal die Meinung der Autorin ausblendet, finden sich doch schon 
einige interessanten Fakten in dem Artikel:

- Nur 6700 Ingenieure (damit sind wohl sowohl Fachschule als auch 
Hochschule gemeint) im Osten arbeitslos. Nach dem Artikel sind es in 
ganz Deutschland dann das doppelte. Also eine extrem niedrige Zahl.

- Im Osten wurden extrem viele Menschen zu Ingenieuren. Da waren also 
sicher viele dabei, die nicht wirklich viel Interesse an diesem Beruf 
hatten.

- Die Leute sind lieber in Weiterbildungsmaßnahmen geblieben als sich 
einen echten Job zu suchen.

- "In der Studie antworteten fünf von 16 Unternehmen, sie hätten einen 
Bewerber nicht eingestellt, weil er zu lange fachfremd gearbeitet 
hatte."
Das lässt zwei mögliche Rückschlüsse offen: Es gibt nicht viele 
Ingenieure, die tatsächlich fachfremd waren und sich wieder für einen 
Ingenieursjob interessiert haben und/oder für viele Firmen ist 
fachfremde Tätigkeit kein Ausschlusskriterium. In dem Artikel wurde 
dieser Fakt nur so hingebogen, dass er negativ klingt.

- Dann wird im Artikel zwar die Ausbildung der Fachschulingenieure 
hochgelobt, aber dann kommt so ein Satz: "Doch im Gegenteil: Viele 
verloren ihre Stelle, weil plötzlich Meister und Facharbeiter ihre 
Arbeit machten." Ja, wenn die Ingenieursausbildung so toll war, wieso 
kann ein Meister oder Facharbeiter dann ihre Arbeit machen? Sie haben 
also nie wirklich als Ingenieure gearbeitet (selbst wenn es ihre 
Ausbildung vielleicht hergeben würde).

von Ich (Gast)


Lesenswert?

Unter arbeitsloser Ingenieur zählt man NICHT, einen Ingenieur der:

- in einer Fortbildung / Bewerbertraining durch das Arbeitsamt ist

- seinen Lebensunterhalt mit einem Job (weit) unter seinen Fähigkeiten 
verdient, aber weiter nach einer passenden Stelle sucht.

- eine gewisse Altergrenze (58?) überschritten hat

Ich suche einen Job als Ingenieur, arbeite derzeit über einen großen 
Dienstleister im Westen.
Das Angebot besteht zum großen teil ebenfalls aus Dienstleistern, da 
macht ein Wechsel wenig Sinn.



Dipl Ing ( FH ) schrieb:
> m Osten der Republik jammern Unternehmen besonders laut über den Mangel
> an Fachkräften - sie suchen sogar in den Nachbarländern nach ihnen.

Es ist doch OK, wenn Firmen ihre Ingenieure in Ländern der EU suchen.

Wo sind die Firmen, egal wo in Deutschland, die Ingenieure suchen, aber 
keine finden (auch nicht im EU-Ausland)?

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Dipl Ing ( FH ) schrieb:

> Im Osten der Republik jammern Unternehmen besonders laut über den Mangel
> an Fachkräften - sie suchen sogar in den Nachbarländern nach ihnen.

Sie suchen sogar im Westen:

Vor 2 Jahren hatte ich mal ein Angebot aus dem Osten, Thüringen. Ich 
hätte es mir meinerseits sogar gerade eben noch vorstellen können, denn 
von meinem Vater, der im WW2 dort hin evakuiert wurde, weiß ich, daß es 
sogar landschaftlich ähnlich wie meine Heimat Eifel ist.

Nur lag das Gehaltsangebot eben bei etwa 30k€/p.a. brutto. Und ich bin 
ja kein Absolvent, sondern habe etwa 25 Jahre BE in der Elektrobranche, 
davon 4 Jahre Engineering.

Und man mag es kaum glauben, aber die Firma sprach mich dazu von selbst 
an, daß ich 400km weit her käme, das sei ungewöhnlich, und wie das für 
mich überhaupt stemmbar wäre. An Umzugskostenhilfe und Zweitwohnung 
hätte sich übrigens niemand beteiligt.

Über diese Frage verliefen die Dinge dann auch im Sande. Denn die wissen 
auch ganz gut, daß ein Ingenieur mit mittelfristig nur 5€ Notgroschen in 
der Tasche da auf Dauer nicht glücklich werden kann. Geschweige denn 
motiviert.

von Ich (Gast)


Lesenswert?

Wilhelm Ferkes schrieb:
> Sie suchen sogar im Westen:
> Vor 2 Jahren hatte ich mal ein Angebot aus dem Osten, Thüringen.

Hatte ich auch, zum Teil auch in Bereichen, in denen ich noch nicht 
gearbeitet habe.

Einmal über Personalvermittler (Direktvermittlung).
Habe dann auch mal vorsichtig angefragt, sagt mal, habt ihr nicht 
haufenweise eigene Ingenieure vor Ort bzw. die wieder in ihre alte 
Heimat wollen?
Das war bei einer Stelle da stimmte nur das Elektrotechnik mit meinem 
Profil überein.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Ich schrieb:

> Unter arbeitsloser Ingenieur zählt man NICHT, einen Ingenieur der:
>
> - in einer Fortbildung / Bewerbertraining durch das Arbeitsamt ist
>
> - seinen Lebensunterhalt mit einem Job (weit) unter seinen Fähigkeiten
> verdient, aber weiter nach einer passenden Stelle sucht.
>
> - eine gewisse Altergrenze (58?) überschritten hat

Es gibt noch ein paar Randbedingungen mehr, als die genannten 3 Punkte. 
Hatte mich kürzlich noch mal ein wenig damit beschäftigt, wie die 
Statistik zustande kommt. Fakt ist da auf jeden Fall, daß eine Menge 
arbeitsloser Ingenieure unter den Teppich gefegt werden, die zahlenmäßig 
offiziell nicht auftauchen.

Ich weiß ja noch nicht mal, ob ich selbst gezählt werde.

> Ich suche einen Job als Ingenieur, arbeite derzeit über einen großen
> Dienstleister im Westen.
> Das Angebot besteht zum großen teil ebenfalls aus Dienstleistern, da
> macht ein Wechsel wenig Sinn.

Bei dir ist ja noch halbwegs was im Lot, wohnst am Ballungsgebiet, wenn 
leider auch nur mit Dienstleisterjob. Ins Blaue hinein in ein 
Ballungsgebiet ziehen, geht für mich leider auch nicht. Leier mal einem 
Arbeitslosen komplette Umzugskosten aus der Tasche! Mit 200€ ist das 
nicht getan.

von Ich (Gast)


Lesenswert?

Wilhelm Ferkes schrieb:
> Ins Blaue hinein in ein
> Ballungsgebiet ziehen, geht für mich leider auch nicht. Leier mal einem
> Arbeitslosen komplette Umzugskosten aus der Tasche! Mit 200€ ist das
> nicht getan.

Ins Blaue hinein eh nicht.
Aber das mit den Umzugskosten ist doch ein guter Ansatz, die Frage nach 
den Umzugskosten etc.
Einem Kollegen hat dei Firma vor XX Jahren während der Probezeit eine 
möblierte Wohnung gestellt (Mittelfranken) und sich nach der Probezeit 
an den Umzugskosten beteiligt. Ist aber schon was her.

Das mit der möblierten Wohnung sollte in Thüringen (zumindest teilweise) 
kein Problem sein. Die Kosten lassen sich bestimmt steuerlich gut 
absetzen.

Wenn die Firmen schon innerhalb Deutschlands oder sogar regional 
Probleme haben den potentiellen Fachkräften/ Ingenieuren oder sonstigen 
Spezialisten die Bahnfahrkarte zum Vorstellungsgespräch zu zahlen, wie 
soll das mit Bewerbern aus dem EU-Ausland aussehen, geschweige denn, bei 
Bewerbern aus aller Welt?

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Ich schrieb:

> Ins Blaue hinein eh nicht.
> Aber das mit den Umzugskosten ist doch ein guter Ansatz, die Frage nach
> den Umzugskosten etc.
> Einem Kollegen hat dei Firma vor XX Jahren während der Probezeit eine
> möblierte Wohnung gestellt (Mittelfranken) und sich nach der Probezeit
> an den Umzugskosten beteiligt. Ist aber schon was her.

Ja selbstverständlich. Heutzutage, mit etwas mehr Erfahrung, spreche ich 
solche Dinge sowieso immer an.



> Wenn die Firmen schon innerhalb Deutschlands oder sogar regional
> Probleme haben den potentiellen Fachkräften/ Ingenieuren oder sonstigen
> Spezialisten die Bahnfahrkarte zum Vorstellungsgespräch zu zahlen, wie
> soll das mit Bewerbern aus dem EU-Ausland aussehen, geschweige denn, bei
> Bewerbern aus aller Welt?

Ein Inder macht dann mit seinem in Indien typischen finanziellen Budget 
eine halbe Weltreise. Dazu muß er aber noch Haus und Hof für das 
Flugticket verkaufen, auch Frau und Kinder. Daran sieht man aber schon, 
daß so einiges gar nicht erst geht. ;-)

Das ist wirtschaftlich noch mal eine Nummer extremer, als meine nur 
bundesweite Verfügbarkeit.

von Ich (Gast)


Lesenswert?

Aber selbst der Inder verkauft nicht Haus und Hof für ein Flugticket 
nach Good Old Germany, für irgendeinen Job.

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


Lesenswert?

> - Nur 6700 Ingenieure (damit sind wohl sowohl Fachschule als auch
> Hochschule gemeint) im Osten arbeitslos. Nach dem Artikel sind es in
> ganz Deutschland dann das doppelte. Also eine extrem niedrige Zahl.

Die realistische Zahl liegt MINDESTENS um den Faktor 10 höher ..

Möchte nicht wissen aus wie vielen Ingenieuren über 30 Taxifahrer 
geworden ist ..

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Ich schrieb:

> Aber selbst der Inder verkauft nicht Haus und Hof für ein Flugticket
> nach Good Old Germany, für irgendeinen Job.

Selbst die Post in Deutschland bezahlte den aus dem Ausland rekrutierten 
Spaniern und Portugiesen 1964 die Reise, und errichtete selbst 
bezahlbare Wohnheime, die weitab der Ortsmieten waren. Sonst geht das 
nicht. Wie will ein Spanier hier mit einer typischen Kölner 
Wohnungsmiete leben, der noch Geld nach Hause schicken muß, für die 
Familie dort? Viele lebten 30 Jahre hier spartanisch, aßen mittags eine 
Dose Ölsardinen mit einer Scheibe Brot, ich kannte sie ja. Ich kenne 
sowas auch noch von mir selbst, wohnte auch gut 5 Jahre in Wohnheimen, 
wo ich nicht einheimisch war. Es gab damals auch noch keine 
Vorstellungsgespräche mit dem Nachwort: Wir melden uns wieder. Keine 
Reisen umsonst. Die Spanier und Portugiesen waren damals meine Gehilfen 
als zweiten Mann im Kundendienst. Oder sie waren im Kabellager ganz fern 
von Publikumsbetrieb, oder gute Kabellöter an Straßenbaustellen. Ich 
kenne den Anteil ausländischer Kollegen in meiner Zeit damals nicht 
genau, aber es war gefühlt einer von drei.

Der Millionste Gastarbeiter bekam 1964 vom Münchener Oberbürgermeister 
persönlich eine nagelneue Zündapp als Begrüßungsgeschenk überreicht. Was 
waren das noch Zeiten, und ein wenig Wertschätzung.

von Tippgeber (Gast)


Lesenswert?

Im Osten gibt es in der Tat zu wenige Leute! Offenbar! Denn die 
Sklaventreiber (in der Fachsprache "Projektvermittler") durchforsten 
auch immer mehr den Westen.

Die Firma TOP-IT Services z.B. sucht einen Ingenieur für die Carl-Zeiss 
in Jena und bietet 65,- die Stunde. Es geht um die Entwicklung eines 
neuen Refraktiometers. Allerdings habe ich von TOP-IT Services in den 
letzen Jahren noch NIE ein einziges Projekt bekommen, obwohl ich schon 
x-mal hingeschrieben habe und Vorverträge unterzeichnet habe. 
Letztenendes kam nichts bei raus. Reine Zeitverschwendung. Daher darf 
die Carl Zeiss AG in Jena ihre Refraktiometer alleine basteln, oder muss 
sich einen anderen holen, oder sollte ihre eigenen Leute besser 
bezahlen, dass sie nicht nach Westdeutschland abhauen.

So geht das Jahr um Tag, egal ob Dresden, Berlin, MAgdeburg oder 
Chemnitz: Im Osten wollen die Firmen einfach nix bezahlen, obwohl sie 
auch am Weltmarkt entlang verkaufen, wie die Westfirmen. Das ist einfach 
eine Einstellungssache! In vielen Fällen wird mein Gehalt oder 
Stundensatz als zu hoch bewertet, im Vergleich zu den eigenen Leuten. Na 
gut, für Ost-Tarife arbeite ich eben nicht. Die Firma Signalion z.B. 
lamentierte mal "dafür bekomme ich ja zwei". Aber eingestellt haben sie 
diese "zwei" nicht, wie ich aus interner Quelle weiss.

Die OStfirmen sitzen auf dem Geld, machen Gewinne und jammern, weil 
Jammern Mode geworden ist, obwohl sie einen Standortvorteil haben.

Daher, liebe Ost-Ingenieure: Kommt nach München und Stuttgart. Dort gibt 
es gute Bezahlung und gute Jobs.

Ein Tipp an alle Dienstleister: Hochqualifierte West-Ingenieure sind 
selbstbewusst und kennen ihren Marktwert. Wenn ihr schon unter den 
Ostingenieuren keinen findet, dann braucht ihr im Westen auch nicht 
Fische zu gehen.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Ich schrieb:

> Die Kosten lassen sich bestimmt steuerlich gut
> absetzen.

Mal so ne Frage ganz am Rande: Wie krank kann es denn eigentlich sein, 
daß ich heute ein privates Schuldenloch graben muß, und mit einer 
Steuererstattung im kommenden Jahr rechnen kann, oder besser, muß?

von Thomas1 (Gast)


Lesenswert?

Da wollen wieder welche billige Leihgurken haben. Doch das klappt nicht 
mehr so leicht.

von yellowstone (Gast)


Lesenswert?

Tippgeber schrieb:
> Daher, liebe Ost-Ingenieure: Kommt nach München und Stuttgart. Dort gibt
> es gute Bezahlung und gute Jobs.

Kann mich dem nur anschliessen!
Ich bin vor knapp einem Jahr nach München gezogen. Hier sind sehr viele 
Unternehmen, vor allem im Embedded-Bereich. Wenn man einen neuen 
Arbeitgeber sucht hat man hier viel Auswahl. Selbst wenn man die 
schlechten Angebote aussortiert bleibt noch einiges übrig.
Die Stadt ist schön, nur die Mieten sind unverschämt. :D
Und gegen die "Münchner" kann man auch schlecht was sagen, die sind 
gegenüber den "Zugezogenen" in der Unterzahl.
Aber ich glaube ehemalige Berliner würden sich hier nicht wohl fühlen. 
:)

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


Lesenswert?

> Da wollen wieder welche billige Leihgurken haben. Doch das klappt nicht
> mehr so leicht.

Leider doch ..

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

yellowstone schrieb:
> Aber ich glaube ehemalige Berliner würden sich hier nicht wohl fühlen.
> :)

Saupreißn sans! ;)

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Tippgeber schrieb:
> Im Osten wollen die Firmen einfach nix bezahlen, obwohl sie
> auch am Weltmarkt entlang verkaufen, wie die Westfirmen. Das ist einfach
> eine Einstellungssache!

Genau. So wie die Ost-Firma Opel in Eisenach nicht so viel bezahlt wie 
die West-Firma Opel. Und die Ost Firma Bayer in Bitterfeld nicht so viel 
bezahlt wie die West-Firma Bayer. Und und und...

Hallo! Mal was gemerkt? Viele der Ost-Firmen sind Niederlassungen aus 
dem Westen, die mit Fördermitteln hochgezogen wurden, oder die 
aufgekauft wurden und deren Mitarbeiter unter Lohndruck und Androhung 
von H4 Gewinne erwirtschaften, die dann wieder an die Mutterunternehmen 
in den Westen abfließen. Warum glaubst Du denn, dass die Produktivität 
im Osten immer noch deutlich geringer ist als im Westen? Weil die Leute 
so faul sind? Oder eher, weil erwirtschaftete Gewinne abgezogen werden?

Wenn die Firmen im Osten nix bezahlen wollen, dann sind das Westfirmen, 
die den Osten als verlängerte Werkbank und Billiglohnland betrachten, 
und dabei zweimal abkassieren: Die Subventionen und die Gewinne.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


Lesenswert?

yellowstone schrieb:
> Aber ich glaube ehemalige Berliner würden sich hier nicht wohl fühlen.
> :)

Wieso nicht - erklär das bitte mal?

von Michael_ (Gast)


Lesenswert?

Weil sie in der Mehrheit nicht katholisch sind.

von Nichtossi (Gast)


Lesenswert?

Timm Thaler schrieb:
> Wenn die Firmen im Osten nix bezahlen wollen, dann sind das Westfirmen,
> die den Osten als verlängerte Werkbank und Billiglohnland betrachten,
> und dabei zweimal abkassieren: Die Subventionen und die Gewinne.

und solange die Ostigenieure und Ostpolitiker da mitmachen, wird sich 
auch nichts dran ändern. Viele Firmen sehen den wilden Osten als 
Probierstube und Selbstbedienungsladen. Sie gehen auch nach Tcheschien, 
weil sie dort 15% Steuerbefreiung in den ersten 3 Jahren bekommen und 
dann geht es in die noch billigere Slkowakei.

Die Ossis müssen sich eben dagegen wehren, dass ihre kargen Steuern auch 
noch für Westfirmen ausgegeben werden.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


Lesenswert?

Nichtossi schrieb:
> Die Ossis müssen sich eben dagegen wehren, dass ihre kargen Steuern auch
> noch für Westfirmen ausgegeben werden.

Und wie sollen sie das machen. Ja-nee- ich nehme den Job als Ingenieur 
für 2.2k nicht an, sondern mache H4. Meine Frau und die Familie macht da 
auch mit - besser Protest H4 als arbeiten.

Einfach nicht mitmachen bei der Finanzkrise - wir machen einfach nicht 
mit.

Ich sage dann einfach beim Bäcker - Janee, ich kaufe das Brot für 50 ct 
und nicht für 5 EUR -  so einfach ist das?

von Marx W. (Gast)


Lesenswert?

Michael_ schrieb:
> Weil sie in der Mehrheit nicht katholisch sind.

Arm!

von Gästchen (Gast)


Lesenswert?

Mine Fields schrieb:
> - Dann wird im Artikel zwar die Ausbildung der Fachschulingenieure
> hochgelobt, aber dann kommt so ein Satz: "Doch im Gegenteil: Viele
> verloren ihre Stelle, weil plötzlich Meister und Facharbeiter ihre
> Arbeit machten." Ja, wenn die Ingenieursausbildung so toll war, wieso
> kann ein Meister oder Facharbeiter dann ihre Arbeit machen? Sie haben
> also nie wirklich als Ingenieure gearbeitet (selbst wenn es ihre
> Ausbildung vielleicht hergeben würde).

Heute arbeiten nur sehr wenige Ingenieure wirklich wissenschaftlich und 
die meisten Jobs können durch Geringqualifizierte gemacht werden. Das 
ist die übliche Folge von Überangebot der Studierten. Die Arbeitsplätze 
in der Forschung/Wissenschaft sind eh rar. Nehmen wir z.B. Firma 
Siemens. Da gibt es jemanden der neue Bauteile anlegt, nennt sich 
"Component Ingenieur". Für den Job braucht man aber nicht studiert zu 
haben.

Wie gesagt: die Lobbyidioten haben jahrelang gepredigt: Bildung, 
Bildung, Bildung und haben ihr Ziel erreicht. Ingenieure verdienen heute 
schlecht, machen oft schlechte Jobs und fühlen erfolgreich die 
Zeitarbeitsfirmen weil sie sonst nichts finden.

von Bürovorsteher (Gast)


Lesenswert?

Doch, doch, der Ingenieur in Ostdeutschland wird schon noch gebraucht.
Als Billigheimer.
Ich bin selbständig (GmbH) und entwickle für Hinz und Kunz. Außerdem 
verkaufe ich OEM-Erzeugnisse. Ich habe die kompletten Voraussetzungen 
für die Entwicklung: Fachwissen, mehr als ausreichende Berufserfahrung, 
ein professionelles CAD-System für die Leiterplattenkonstruktion, einen 
umfangreichen und modernen Meßgerätepark inklusive EMV-Precompliance, 
eine komplette Löteinrichtung (Reflow-Ofen, Reworkstation, 
Schablonendrucker) für die Prototypen und Kleinserienfertigung, diverse 
Programmiereinrichtungen und ICE.
Ach ja, die dazu passenden CPLD und FPGA entwerfe ich selbstredend auch.

Meine Preise für die Entwicklung, sei es eine poplige Leiterplatte, eine 
Baugruppe, ein komplettes Gerät sind einfach nicht durchsetzbar.
Niemand will für sein neues Erzeugnis die realen Entwicklungskosten 
bezahlen. An Gewinn wage ich dabei gar nicht zu denken.
Ich rede hier nicht von irgendwelchen Krautern, sondern von großen 
Mittelständlern, namhaften Konzernen, sogenannten Weltfirmen.

Bei den meisten dieser Firmen bekäme ich den Auftrag erst, wenn ich auf 
einen Stundensatz von etwa 10 - 20 € heruntergehen würde.
Alle diese Firmen kommen übrigens aus dem Westen. Im Osten geht hier gar 
nichts ab. Ich kenne in der Elektronikbranche als reine Ostfirmen, d.h. 
ohne Westkapital oder als Westfirma, nur Klitschen

von Bürovorsteher (Gast)


Lesenswert?

Nicht, dass es in den falschen Hals kommt - ich beklage mich nicht, ich 
beschreibe nur. Ich bin an meiner Misere selbst schuld, ich wollte es 
so.

von Paul (Gast)


Lesenswert?

>Mine Fields schrieb:
>> - Dann wird im Artikel zwar die Ausbildung der Fachschulingenieure
>> hochgelobt, aber dann kommt so ein Satz: "Doch im Gegenteil: Viele
>> verloren ihre Stelle, weil plötzlich Meister und Facharbeiter ihre
>> Arbeit machten." Ja, wenn die Ingenieursausbildung so toll war, wieso
>> kann ein Meister oder Facharbeiter dann ihre Arbeit machen? Sie haben
>> also nie wirklich als Ingenieure gearbeitet (selbst wenn es ihre
>> Ausbildung vielleicht hergeben würde).

>Heute arbeiten nur sehr wenige Ingenieure wirklich wissenschaftlich und
>die meisten Jobs können durch Geringqualifizierte gemacht werden. Das
>ist die übliche Folge von Überangebot der Studierten.

Naja so 1:1 kann man die Karriere zum Ingenieur in der DDR mit heute 
nicht vergleichen. Heute hast Du sicher Recht, entscheidet jeder selber 
Ingenieur zu werden. Gibt es viele Interessenten, gibt es nach 
Schweinezyklus viele Absolventen, die unter der Quali arbeiten müssen.

In der DDR jedoch wurden Studienplätze an Fachschulen gelenkt. Die 
Studenten an Fachschulen wurden fast ausnahmslos von Betrieben aus der 
Facharbeiterschaft delegiert. Aus Eigeninitiative kamen nur wenige 
dorthin. Wer gute Leistung im Betrieb zeigte, schwupps, war an der 
Ingenieurschule. Erst später wurde nachgedacht, wozu man ihn den 
einsetzten wolle. Also setzte man ihn auf eine Meisterstelle. Die Ebene 
der Techniker gab es nicht, auch dort wurden Ingenieure der Fachschulen 
eingesetzt. Hinzu kommt, daß etliche der Delegierten gar kein ernstes 
Interesse am Beruf des Ingenieurs zeigten, sie wurden praktisch vom 
Betrieb zur Ing.-Schule weggelobt, um die vorgegebenen Planzahlen an 
Fachschulstudenten zu erfüllen. Das sieht man allein an Frauenanteilen 
von teilweise 100% an den Ingenieurschulen (Frauensonderstudium) in 
Männderdomänen wie ET. Heute interessieren sich auf freiwilliger Basis 
gerade mal 5% der Frauen für ein ET-Studium.

von Axel (Gast)


Lesenswert?

Paul schrieb:
> Heute interessieren sich auf freiwilliger Basis
> gerade mal 5% der Frauen für ein ET-Studium.


Warum eigentlich? Das Thema ist doch interessant, die Elektrotechnik 
umgibt uns im Alltag überall, auch Frauen wollen doch verstehen, wie 
Dinge funktionieren (z.B. ihr Handy), oder nicht? An der Intelligenz 
kann es ja nicht liegen. Da frage ich mich schon, warum nicht mehr 
Frauen ET studieren.

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Axel schrieb:
> Warum eigentlich? Das Thema ist doch interessant, die Elektrotechnik
> umgibt uns im Alltag überall, auch Frauen wollen doch verstehen, wie
> Dinge funktionieren (z.B. ihr Handy), oder nicht?

Nein, anscheinend eben nicht. Der Mensch hat ja seinerzeit auch das 
Feuer benutzt um lecker Mammutfleisch zu braten, ohne zu wissen wie die 
chemische Reaktion dabei abläuft. ;-)

Frauen scheinen da sehr pragmatisch zu sein. Nach meiner persönlichen 
Lebenserfahrung sind sie auch vielseitiger interessiert und nicht so 
sehr auf eine einzelne Sache fixiert, wie Männer es oft sind. Gerade 
diese "männliche" Eigenschaft ist aber hilfreich, wenn man einer Sache 
bis ins letzte Detail auf den Grund gehen will.

Die Kehrseite der Medaille ist dann zum Beispiel die, wenn ein Mann kaum 
Freundschaften pflegt vor lauter Fixierung auf den Beruf. Oder wenn er 
bei Renteneintritt in ein schwarzes Loch fällt, weil er mit seinem Leben 
nicht mehr so recht etwas anzufangen weiß. Sowas passiert bei Frauen 
eher selten.

von Heiner (Gast)


Lesenswert?

Wilhelm Ferkes schrieb:
> Nur lag das Gehaltsangebot eben bei etwa 30k€/p.a. brutto. Und ich bin
> ja kein Absolvent, sondern habe etwa 25 Jahre BE in der Elektrobranche,
> davon 4 Jahre Engineering.

ok, 30 k ist nicht viel, vllt auf 35 k hoch handeln. Wenn das ländliches 
Gebiet in Tühringen ist, ist das Geld kaufkraftbereinigt gar nicht mal 
so wenig ! gibt dort ländliche Gebiete, da gibts ne unrenovierte Wohnung 
für 3 - 4 Euro kalt pro qm, wenn man selbst renoviert, kriegt man die 
ersten Monatsmieten sogar geschenkt. Renovierte Wohnungen gibt es für 5 
Euro kalt pro qm. In Stuttgart wo ich wohne bekomme ich für den Preis 
nicht mal was unrenoviertes in schlechter Lage.

Selbst außerhalb gibt es nichts für den Preis, ausser ich ziehe 50 km 
oder noch weiter aus der Stadt raus und habe hohe Pendelkosten. Daher 
hätte ich über das Angebot, gerade als Ing über 40 der länger einen Job 
schon sucht, sicher mal drüber nach gedacht ! weil besser als ewig 
arbeitslos, damit ist man nach einer Weile ganz unattraktiv für die 
Arbeitgeber

von Erneut Zittermann (Gast)


Lesenswert?

Heiner schrob:
>Renovierte Wohnungen gibt es für 5
>Euro kalt pro qm. In Stuttgart wo ich wohne bekomme ich für den Preis
>nicht mal was unrenoviertes in schlechter Lage.

Das war einmal. Jetzt ist man dazu übergegangen, zu DDR-Zeiten mit DDR-
Steuergeldern gebaute Wohngebäude abzureißen, um den Wohnungsbestand
künstlich zu verknappen und damit höhere Mieten zu erzielen.
Der Abriß wird natürlich wieder aus Steuergeldern bezahlt, unter der
schönen ´Bezeichnung "Stadtumbau Ost".

Die Leute habe keine Wahl, -sie müssen zahlen oder auf der Piste hausen.
:-(

Nachdem die Industrie gerade auch in Thüringen von der sog. Treuhand 
erfolg-
reich kurz und klein gedroschen wurde, ziehen die jüngeren Leute der 
Arbeit
zwangsweise hinterher und bis auf ein paar Vorzeigestädte wie 
bleistiftsweise Jena oder Eisenach ist alles im Eimer.

gez. Zittermann

von Heiner (Gast)


Lesenswert?

schau bei immoscout oder so, da gibt es noch genügend günstige Wohnungen 
im Osten. Teilweise ist der Leerstand so arg, dass Vermieter die 
Maklergebühr übernehmen und auf Kaution verzichten.

In einer Westdeutschen Großstadt dagegen konkurierst Du mit mindestens 
10 anderen um eine passable Wohnung, zahlt hohe Maklergebühr und hast 
Null Bedenkzeit.

Ich möchte den Osten nicht schön reden, aber zumindest hätte ich, wenn 
ich in Wilhelms Lage wäre, mal über das Angebot nachgedacht.

von Franz (Gast)


Lesenswert?

Heiner , du meisnt also Wohnungsvermieter sind in den NBL wahre 
Samariter? Wo hast du diese Ansicht nur her?
Solche wie von dir beschriebenen Typen würden nicht mal die Grundsteuer 
für das Haus zusammen bekommen, geschweige denn die Unterhaltskosten.
Also laß lieber mal soche Fantasien ruhen, die Mieten im Osten werden 
auch nur von Geschäftsleuten gemacht, und die kennen den Wert ihrer 
Immobilie und die Kosten die damit verbunden sind.
Und leben wollen, oder besser müssen, dürfen die ja auch noch davon.
Bitte nicht solche Hirngespinste verbreiten.
Bezügl. deiner Imobörsen, was wurde nicht alles schon getürkt, online 
ist das ja wohl kein Problem.
Bei den Nebenkosten wirste dann aber schon richtig wach, wenn man die 
mal vergleicht.

von Schiller72 (Gast)


Lesenswert?

Ich hatte das schon mal im Thread „Embedded Firmen Sachsen-Anhalt 
gesucht“ geschrieben, aber hier passt es fasst noch besser.

IMO braucht man in den neuen Ländern nichts mehr schön oder nicht schön 
reden bzw.denken. Die Würfel sind nun mal gefallen und dies bereits in 
den Jahren 1989/90. Was mit Ländern passiert, denen man eine für ihre 
Wirtschaftsleistung zu harte Währung aufzwingt sieht man ja gerade in 
Griechenland. In der DDR war dies in Bezug auf die DM eben ein 
fundamentales Problem für alle export-orientierten Betriebe. Hinzu kamen 
dann noch "Machenschaften" einer gewissen "Treuhand" und 
Konkurrenzeliminierungen. In Summe ergab das quasi eine Demontage 
sämtlicher industrieller Kerne samt angekoppelter F&E in der ehemaligen
DDR.

Ein paar Zahlen:

F&E-Personal Wirtschaft - Erwerbspersonen in Prozent (2007)
Sachsen-Anhalt:  0,17
NRW: 0,54
Bayern: 1,10
Baden-Württemberg: 1,57
[http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD...]

Ich glaube auch mal irgendwo gelesen zu haben, dass der
Volkswagenkonzern alleine eine höhere Wirtschaftskraft besitzt als ALLE
Firmen auf dem Gebiet der neuen Bundesländer zusammen.

Sicher die "blühenden Landschaften" in Form von Infrastruktur (neue
Straßen, neue Schienen, sanierte Gebäude, tolle Gewerbeparks) gibt es in
der Tat, nur was nützt dies in Summe. Wenn man z.B. nach Leipzig oder 
Erfurt zum Flughafen fährt, sind die neu errichten 
"Geister"-Bürokomplexe leicht erkennbar, wo mind. 70% der Büros leer 
stehen.
Es war halt bereits zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung so, dass die
produzierende Wirtschaft BRD die neuen Länder der DDR "locker"
mitversorgen konnte. Es war also nicht nötig und auch nicht erwünscht
Konkurrenz in den neuen Ländern zu erhalten oder neu anzusiedeln.

Das Resultat sieht man nun. Es gibt quasi nur verlängerte Werkbänke in
den neuen Ländern, unzählige Förderprojekte und Ansiedlungsbestrebungen
mit "vergrabenen Millionen" der Politik haben daran nichts Wesentliches
geändert.
Einzige mir bekannte Ausnahmen sind Dresden (AMD) und Jena (Zeiss,
JenOptic). Wobei man bei der Carl Zeiss AG auch wissen muss, dass der
Stammsitz der Hauptgesellschaft Oberkochen ist und nicht (mehr) Jena.
Lediglich die Carl Zeiss Meditec AG hat ihren Stammsitz in Jena.

Die traurige Realität ist, dass im Osten Einstiegsgehälter von 28k/anno 
die Regel sind, in überwiegend inhabergeführten KMU (Klitschen). Die 
Arbeitsbedingungen sind geprägt von Überstunden, „Gutsherren-Manier“ und 
„Druck“ (man solle „froh ein überhaupt Arbeit zu haben“, wenn du es 
nicht so mit dir machen lässt – „es stehen noch 1000 andere, die froh 
wären“ ... etc.). Menschen, die dann aus irgendwelchen Gründen (Familie, 
etc) nicht weg können, lassen es dann mit sich machen. Auf solch einer 
Basis lässt sich natürlich hervorragend ausbeuten. Arbeitnehmerrechte 
sind ein Fremdwort. Ein Wandel quasi vom Sozialismus zum 
Frühkapitalismus.
Hinzu kommt ja auch, dass eine ganze Reihe von Fachleuten schon direkt 
nach der Wiedervereinigung abgewandert sind und bis heute wandern junge 
gut ausgebildete Menschen in die alten Länder. Zurück bleiben alte 
Menschen oder jene, die nirgends eine Chance auf einen Arbeitsplatz 
haben. Das spiegelt sich auch schon im Stadtbild vieler Städte in den 
neuen Ländern wider.

Ich kann nur jedem raten, den Schritt in die alten Länder zu gehen. 
Heimatgefühle hin oder her. „Ossi-Land“ ist „abgebrannt“ und das wird 
sich aus meiner Sicht auch nicht mehr ändern, leider !

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Heiner schrieb:
> gibt dort ländliche Gebiete, da gibts ne unrenovierte Wohnung
> für 3 - 4 Euro kalt pro qm, wenn man selbst renoviert

Dafür bin ich Ing geworden, dass ich dann in nem selbstrenoviertem 
Arbeiterschließfach wohne. Bestimmt.

Nichtossi schrieb:
> solange die Ostigenieure und Ostpolitiker da mitmachen, wird sich
> auch nichts dran ändern

Bitte? Mal aufm AA gewesen? Kannst ja mal versuchen, einen Job 
abzulehnen bei dem Du Deiner Meinung nach zu wenig verdienst. Da 
arbeitet doch die Lohndrücker-Politik mit den Lohndrücker-Firmen bestens 
zusammen.

Schiller72 schrieb:
> Wobei man bei der Carl Zeiss AG auch wissen muss, dass der
> Stammsitz der Hauptgesellschaft Oberkochen ist und nicht (mehr) Jena

Was historisch gesehen eine Frechheit ist. Kann man froh sein, dass sie 
Herrn Carl Zeiss nicht noch umgebettet haben.

Schiller72 schrieb:
> „es stehen noch 1000 andere, die froh
> wären“

"Jeder ist ersetzbar" könnte ich noch bieten.

Schiller72 schrieb:
> Ich kann nur jedem raten, den Schritt in die alten Länder zu gehen.
> Heimatgefühle hin oder her.

Ist schon paar Jahre her, da hatte ich eine Bewerbung in Jena, im 
Gespräch kam dann heraus, dass ich mich 1 Jahr einarbeiten und dann 
dauerhaft in den Westen gehen sollte. Hab ich dankend abgelehnt, was mit 
einen Vortrag über die Unflexibilität der Ostdeutschen einbrachte... 
Dagegen kenne ich Leute bei Bayer, die mit der Firma quasi verheiratet 
sind, dort 30 Jahre gearbeitet haben und das auch bis zur Rente weiter 
vorhaben. Die kommen gar nicht auf die Idee, vlt woanders hinzugehen.

Es kann doch keine Lösung sein, nur der Arbeit hinterherzuziehen. Aber 
das ist symptomatisch für eine Gesellschaft, in der Arbeit nicht den 
Menschen dient, sondern der Mensch als Werkzeug betrachtet wird, das man 
sich einkauft.

von Dipl.-Gott (Gast)


Lesenswert?

Hallo.



> Mine Fields schrieb:

...viel Unsinn in dem entsprechenden Beitrag!



> - Im Osten wurden extrem viele Menschen zu Ingenieuren. Da waren also
> sicher viele dabei, die nicht wirklich viel Interesse an diesem Beruf
> hatten.

Die harten Fächer, besonders Mathematik, Chemie, Physik und Technik 
hatten in der DDR einen viel höheren Stellenwert - schulisch wie auch 
gesellscahftlich; die Zulassung zum Studium wurde streng limitiert und 
entgegen dem westdeutschen Klischee wurde niemand "einfach so" zu einer 
bestimmten Berufsausbildung verdonnert. Erst wenn mehrfache Diskussionen 
keinen Erfolg brachten, konnte es geschehen, daß der individuelle 
Berufswunsch von der Staatlichen Plankommission ignoriert wurde. 
Insgesamt zeigt die Forschungsliteratur seit 1995, daß die Motivation 
zur Aus- und Weiterbildung auf technischen Gebieten in der DDR 
außerordentlich hoch gewesen ist und die 
Demotivierten/Desinteressierten/ Stur-nach-Vorschrift-Experten eher in 
politik- und parteinahen Berufen zu finden waren.



> - Die Leute sind lieber in Weiterbildungsmaßnahmen geblieben als sich
> einen echten Job zu suchen.

In Ostdeutschland? Nach der Wende? In den 90ern?
Lustig, lustig.



> - Dann wird im Artikel zwar die Ausbildung der Fachschulingenieure
> hochgelobt, aber dann kommt so ein Satz: "Doch im Gegenteil: Viele
> verloren ihre Stelle, weil plötzlich Meister und Facharbeiter ihre
> Arbeit machten." Ja, wenn die Ingenieursausbildung so toll war, wieso
> kann ein Meister oder Facharbeiter dann ihre Arbeit machen?

Die Ausbildung der Fachschulingenieure - wie der allermeisten Berufe in 
der DDR - ist tatsächlich exzellent gewesen.

Hier ein sehr, sehr interessanter, kleiner Überblick zur beruflichen 
Entwicklung in der DDR.


http://www.isf-muenchen.de/pdf/isf-archiv/1997-drexel-giessmann-berufsgruppen.pdf

http://www.ssoar.info/ssoar/files/2011/686/drexel-giessmann-berufsgruppen_91-111.pdf


Grüße

von Mine Fields (Gast)


Lesenswert?

Timm Thaler schrieb:
> Dafür bin ich Ing geworden, dass ich dann in nem selbstrenoviertem
> Arbeiterschließfach wohne. Bestimmt.

Dann lieber arbeitlos? Tolle Einstellung.

Dipl.-Gott schrieb:
> In Ostdeutschland? Nach der Wende? In den 90ern?
> Lustig, lustig.

Für die supertoll ausgebildeten Ingenieure hätte es doch kein Problem 
sein dürfen, nach Westdeutschland zu gehen.

Dipl.-Gott schrieb:
> Die Ausbildung der Fachschulingenieure - wie der allermeisten Berufe in
> der DDR - ist tatsächlich exzellent gewesen.

Und was bringts, wenn deren Arbeiter ohne weiteres ein Facharbeiter 
genauso gut erledigen kann?

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Mine Fields schrieb:
> Für die supertoll ausgebildeten Ingenieure hätte es doch kein Problem
> sein dürfen, nach Westdeutschland zu gehen.

Haben ja manche auch gemacht, bzw. machen es auch heute: Wer in Berlin 
oder Dresden studiert hat, arbeitet nicht selten in Stuttgart, München 
oder Zürich.

von Thomas1 (Gast)


Lesenswert?

@Paul

Die Ings (FS) sind doch praktisch auf Technikerebene. Später gab es in 
der DDR auch Techniker.

von Dipl.-Gott (Gast)


Lesenswert?

Hallo.


> Dipl.-Gott schrieb:
>> In Ostdeutschland? Nach der Wende? In den 90ern?
>> Lustig, lustig.
>
> Für die supertoll ausgebildeten Ingenieure hätte es doch kein Problem
> sein dürfen, nach Westdeutschland zu gehen.

Sind sie doch. Ein signifikanter Teil der technischen Intelligenz wurde 
1990-94 regelrecht in den Westen abgeworben. (Diese Wanderbewegung ist 
nebenbei ein sehr hartes Argument in der Bildungsforschung zur These, 
daß das gegliederte Schulwesen insbesondere in der Berufsbildung 
ziemlich leistungsschwach ist. In Süddeutschland wird eben gerne ohne 
Sinn und Verstand gegen die Einheitsschule gewettert; deren 
Qualifizierungsleistungen wurden nach der Wende aber mit Kußhand 
genommen und sind auch dringend notwendig gewesen für mehr 
Wirtschaftswachstum im Westen.)

Nun gibt es im Westen auch nicht unendlich viele Arbeitsplätze und nicht 
jeder möchte die Heimat verlassen. Des weiteren geriet zur Wende die 
Generation Ende 30/Mitte 40 total unter die Räder. Ich durfte diese 
Sachen hautnah miterleben. Nicht zuletzt gab es auch Unmengen 
bürokratischer Opfer: Die importierten westdeutschen Funktionäre, z.B. 
im Arbeitsamt stuften die ostdeutschen Abschlüsse schnell, grob und stur 
nach Schema F ein. Bevor ich die BRD verließ, kam spät in der Nacht auf 
Phönix eine Dokumentation, wie eine signifikante Zahl qualifizierter 
Menschen in der Statistik des Arbeitsamtes einfach "ohne Abschluß" bzw. 
"ohne Berufsausbildung" geführt wurden, weil irgendein Paragraphenreiter 
falsche Informationen in die Akten oder ins Computersystem eingetrug.


> Und was bringts, wenn deren Arbeiter ohne weiteres ein Facharbeiter
> genauso gut erledigen kann?

Qualifikation ist niemals verkehrt. Gegenüber den Chinesen zum Beispiel 
ist Qualität in der Ausbildung sogar der einzig wirksame 
Verteidigungsmechanismus, denn quantitativ hat kein westliches Land eine 
Chance gegen den Output der Chinesen.

Das Problem war nicht die Qualifikation, sondern daß durch eine falsch 
durchgeführte Wiedervereinigung Lebensleistungen, Referenzen, Zeugnisse 
etc. entwertet wurden. Alle Bildungsstufen konkurrierten damals hart 
gegeneinander, weil jeder irgendwie zusehen mußte, wo er bleibt.
Gäbe es in Ostdeutschland genügend Arbeit, wären auch die guten 
Fachschulingenieure untergekommen, die ohnehin (siehe meine Verlinkungen 
oben) in der DDR-Wirtschaft in keiner Konkurrenz zu den Facharbeitern 
standen, da es sich um unterschiedliche Berufstypen handelte. Und gäbe 
es in Ostdeutschland genügend Arbeit, würden auch hervorragende 
Hochschulabsolventen (wie ich z.B.) im Land bleiben. Hätte, wäre, wenn: 
Der Osten ist tot bzw. wurde totgemacht - ergo: Bloß raus hier. Ich sehe 
keinen Sinn, mich in der BRD ausbeuten zu lassen, wenn mir im Ausland 
wirkliche Perspektiven im Ingenieurwesen geboten werden.

Da hilft es auch nichts, daß die ostdeutschen Unis besser sind, daß der 
Umgangston untereinander immer noch anders ist als im Westen, daß die 
reguläre Bildung mehr oder weniger in Ordnung ist, daß die 
Vorschulerziehung noch immer besser ausgebaut und professionalisiert 
ist, daß noch ein bißchen preußisch-sächsische Tugenden glänzen, daß es 
das Sandmännchen gibt.

Nein, die Speisekammer muß voll sein und der Mensch braucht irgendwie 
irgendwelche Perspektiven...



Ahoi

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Heiner schrieb:

> Ich möchte den Osten nicht schön reden, aber zumindest hätte ich, wenn
> ich in Wilhelms Lage wäre, mal über das Angebot nachgedacht.

Danke für deine Mühe, Heiner, aber ich schrieb schon weiter oben, daß 
das Angebot vor 2 Jahren war. Hattest du das übersehen? Da ist heute 
nichts mehr zu machen. Es war ne Kleinklitsche mit 20 Mann, das Angebot 
kam von der Arbeitsagentur. Und wenn, dann ist es besser, wenn jemand 
dort aus der Gegend kommt. Die Firma sagte ja schon selbst, daß das kaum 
was wird, in dieser Gehaltsklasse mit der hiesigen Mietwohnung auch noch 
umzuziehen, und in der Probezeit eine Zweitwohnung zu betreiben.

Das Amt meldete sich zu der Sache auch nicht mehr. Die sagten mir nur 
mal: Mit den Vermittlungen läuft allgemein viel mehr schief, als wir es 
uns vorgestellt hatten. Und das war schon die ZVA Bonn. Die 
Randbedingungen stimmen für viele Menschen einfach nicht.

Ein Maurer hier in der Gegend kommt auch auf seine 30k€. Sag dem mal, er 
solle für das Geld jetzt mal bundesweit umher ziehen. Ich glaube, der 
geht sich bei deiner Aussage erst mal einen halben Eimer Mörtel oder 
Kalk besorgen, und rate mal, was der damit macht. Der wird damit sicher 
nicht mit einem dicken Hals vor dir stehen bleiben, und Ruhe bewahren...

von Heiner (Gast)


Lesenswert?

Wilhelm Ferkes schrieb:
> Ein Maurer hier in der Gegend kommt auch auf seine 30k€. Sag dem mal, er
> solle für das Geld jetzt mal bundesweit umher ziehen. Ich glaube, der
> geht sich bei deiner Aussage erst mal einen halben Eimer Mörtel oder
> Kalk besorgen, und rate mal, was der damit macht. Der wird damit sicher
> nicht mit einem dicken Hals vor dir stehen bleiben, und Ruhe bewahren...

verständlich.

Mein Bruder ist KFZ Mechaniker bei einer Markenwerkstatt, der hat knapp 
40 k, wenn er gelegentlich Bereitschaftsdienst am WE macht. Ich als Jung 
Ing habe fast 50 k.

Trotzdem, kann ich mir kaum vorstellen, dass es bundesweit keinen 
halbwegs anständigen Job für dich Wilhelm geben sollte. Bzw. wie lange 
bist Du schon arbeitslos ? du schreibst das Angebot war vor 2 Jahren, 
bist du schon länger als 2 jahre arbeitslos ? dann sehe ich das durchaus 
kritisch.

Franz schrieb:
> Heiner , du meisnt also Wohnungsvermieter sind in den NBL wahre
> Samariter? Wo hast du diese Ansicht nur her?
> Solche wie von dir beschriebenen Typen würden nicht mal die Grundsteuer
> für das Haus zusammen bekommen, geschweige denn die Unterhaltskosten.
> Also laß lieber mal soche Fantasien ruhen, die Mieten im Osten werden

nein Vermieter dort sind keine Samariter. Aber dank hohem Leerstand, der 
sich statistisch nachweisen lässt, müssen Vermieter solche Abstriche 
machen.

Und zu dem oben der von "unrenoviertem Arbeiterschlließfach" redete : 5 
euro kalt pro qm gibt es schon renovierte Wohnungen ! das hast wohl 
überlesen.

In München, Stuttgart oder Hamburg kriegst dafür wirklich rein gar nix. 
Da zahlst mindestens das Doppelte

von Thomas1 (Gast)


Lesenswert?

Dipl.-Gott schrieb:
> Das Problem war nicht die Qualifikation, sondern daß durch eine falsch
> durchgeführte Wiedervereinigung Lebensleistungen, Referenzen, Zeugnisse
> etc. entwertet wurden.


Entwertet? Bei der Nachdiplomierung gab es mehr als verdient. Paul hat 
dazu einiges geschrieben.

von Robocash (Gast)


Lesenswert?

Krokodil THEOPHIL hat ein lustiges Profil...

Schau mal bei IVONA KOBAN in Dresden rein. Die Frau hat jetzt sogar 
angestellte Ingenieure als Vermittler, die natürlich nach Stuttgart 
vermitteln. Das Angebot, es auch außerhalb von Süddeutschland zu 
versuchen, dient nur der Datenerfassung. Einmal hat mir IVONA ein 
Stellenangebot vermittelt. Der Chef zeigte mir die Leute an den 
Drehmaschinen im Schichtbetrieb. Als ich nicht danach schnappte hielten 
Sie mir die Tür zum Gehen auf. Zu Hause kam dann der übliche 
Absagebrief.

Oder das Internetportal http://www.sachsekommzurueck.de/. Unter dem 
Motto "Komm zurück, aber such dir die Stelle gefälligst selbst." soll es 
auf die Massen einwirken. Ich rief bei der IHK an, und verlangte, dass 
die SITE abgeschaltet wird. Die Frau am Telefon wollte ihrem Chef diesen 
Verbesserungsvorschlag natürlich nicht ausrichten. Da käme sie in der 
Karriere nicht mehr vorwärts.

Ferchau Dresden führt einen Teil des Interviews auf lausitzer ENGLISH. 
Man darf auf eigene Kosten anreisen. Dann die Frage nach den eigenen 
Schwächen (aber komm bitte nicht mit der MILKA-Schokolade!) Absage für 
mich als Schwächling auch hier.

Die HTW Dresden (FH) hatte früher auf dem HOME im Portal den Button 
STELLENANGEBOTE. Dort suchten sie dann Laboringenieure und Vertretungen 
für die Physik-Vorlesung für 3 Monate. Heute fehlt dieser Button.

Einmal ging ich zu Pförtner von Infinion und fragte nach einem 
IC-Datenblatt. Das bekam ich nicht, aber die Pförtnerin verstand meine 
Frage als versteckte Bewerbung für einen Arbeitsplatz in der 
12-Stunden-Schicht am Automaten.

von techn123 (Gast)


Lesenswert?

Robocash schrieb:
> Oder das Internetportal http://www.sachsekommzurueck.de/. Unter dem
> Motto "Komm zurück, aber such dir die Stelle gefälligst selbst." soll es
> auf die Massen einwirken. Ich rief bei der IHK an, und verlangte, dass
> die SITE abgeschaltet wird. Die Frau am Telefon wollte ihrem Chef diesen
> Verbesserungsvorschlag natürlich nicht ausrichten. Da käme sie in der
> Karriere nicht mehr vorwärts.

Auf dieser Seite tummeln sich doch nur Ausbeuter. Wer ist denn so blöd 
und tauscht seinen IGM-bezahlten-Job und geht für 2000€ (für einige 
Regionen wie z.B. die Oberlausitz min. 10% weniger) brutto in den Osten 
(als Ing.)?
Geschweige denn von den anderen schlechteren Bedingungen (Urlaub, 
Aufsteigschancen, Arbeitsmittel, Firmenwagen...).

Es gibt auch schon wieder ein ähnliches Projekt: www.mintsax.de .

Der sächsische Arbeitsminister hat vor Kurzem auch mal auf einer 
Autobahnraststätte (A72) eine Werbeveranstaltung durchgeführt (an einem 
Freitag). Gebracht hat es nix, denn die Mehrheit sagte, sie würden wohl 
wieder kommen, aber nur zu einer ordentlichen Bezahlung. Kann leider 
keine Quelle mehr angeben.

Deswegen will ja Herr Tillich die Verdienstgrenzen für Zuwanderer 
senken. Damit man, statt den verhassten eigenen Bürgern, dankbare 
ausländische Mitarbeiter anwerben kann. Da ist Sachsen an vorderster 
Front.
Es scheint nur keiner so blöd zu sein und zu kommen.
Übersetzt heisst das doch nur: Ein Kartell aus Firmenchefs, Politikern 
und anderen Entscheidungsträgern will mit aller Macht die Gehälter 
drücken. Denn es kann schon sein, dass es durch Wegzug etc.in bestimmten 
Bereichen einen Mangel gibt. Dann gilt es Leute abzuwerben/anzulocken. 
Dies geht aber nur mit höheren Gehältern.

Robocash schrieb:
> Einmal ging ich zu Pförtner von Infinion und fragte nach einem
> IC-Datenblatt. Das bekam ich nicht, aber die Pförtnerin verstand meine
> Frage als versteckte Bewerbung für einen Arbeitsplatz in der
> 12-Stunden-Schicht am Automaten.



Es gibt Leute die das machen und sogar noch froh darüber sind. Kenne 
Meister und Techniker die das machen, obwohl es eine Frisöse auch 
kann.:-)

Robocash schrieb:
> Ferchau Dresden führt einen Teil des Interviews auf lausitzer ENGLISH.

Das finde ich irgendwie lustig. Dort arbeiten wohl welche, die aus 
dieser Hinterwäldlergegend stammen, und deswegen kein richtiges Englisch 
können? Mit guten Willen könnte man sie für Ami's halten durch das 
gerollte "R".

Glaube die Zeitarbeitsbuden suchen derzeit auch Techniker und Ingenieure 
die zu Globalfoundries gehen zum Maschinen reparieren. Natürlich über 
Zeitarbeit im rollenden Schichtsystem!
Das Schlimme ist daran eigentlich, dass gut ausgebildete Menschen das 
auch noch mitmachen.

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


Lesenswert?

>  Ein Kartell aus Firmenchefs, Politikern
> und anderen Entscheidungsträgern will mit aller Macht die Gehälter
> drücken.

GENAU darum geht es und die Arbeitsagentur spielt auch mit ..

Besonders dreist finde ich diesen Artikel hier ..

http://www.lkz.de/home/lokales/stadt-kreis_artikel,-Netzwerk-bekaempft-Fachkraeftemangel-_arid,42767.html

von Michael K. (charles_b)


Lesenswert?

Dipl Ing ( FH ) schrieb:
>>  Ein Kartell aus Firmenchefs, Politikern
>> und anderen Entscheidungsträgern will mit aller Macht die Gehälter
>> drücken.
>
> GENAU darum geht es und die Arbeitsagentur spielt auch mit ..
>
> Besonders dreist finde ich diesen Artikel hier ..
>
> 
http://www.lkz.de/home/lokales/stadt-kreis_artikel,-Netzwerk-bekaempft-Fachkraeftemangel-_arid,42767.html

Der Fachkräftemangel ist eben eher ein Mangel an korrekt dotierten 
Stellen.

von yellowstone (Gast)


Lesenswert?

Michael Lieter schrieb:
> yellowstone schrieb:
>> Aber ich glaube ehemalige Berliner würden sich hier nicht wohl fühlen.
>> :)
>
> Wieso nicht - erklär das bitte mal?

Das sagt mir so mein "Bauchgefühl", das muss ja nicht zutreffen.
München kommt mir im Vergleich mit Berlin z.B. was das kulturelle 
Angebot betrifft etwas "steriler" vor. (das ist jetzt weder positiv noch 
negativ gemeint)
Ich vermute: Wenn jemand etwas Zeit in beiden Städten verbracht hat weis 
er was ich damit meine, und kann vielleicht auch hier etwas dazu 
schreiben, mir fällt es schwer es nachvollziehbar zu beschreiben.

(Achso: Weil jemand so etwas angedeutet hat: Nein, mit Religion hat das 
nichts zu tun)

von Euro-Hasser (Gast)


Lesenswert?

Michael K-punkt schrieb:
> Der Fachkräftemangel ist eben eher ein Mangel an korrekt dotierten
> Stellen.

Sieht man auch, dass sich nur manche kleine und mittelständische 
Unternehmen dran beteiligen. Eben die, die ein  Viertel und mehr 
schlechter bezahlen als die Firmen, die im Metall- Elektroverband sind 
und trotzdem die selben hohen Anforderungen an die Bewerber und 
Mitarbeiter stellen wollen.
Man kann nur hoffen, dass sich die Schuldenkrise bald brutal auf unseren 
Billig-Export niederschlägt und diesem verlogenen Gelumpe zusammen mit 
dem Drecks-Euro endlich den Gnadenschuss versetzt.

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


Lesenswert?

> Man kann nur hoffen, dass sich die Schuldenkrise bald brutal auf unseren
> Billig-Export niederschlägt und diesem verlogenen Gelumpe zusammen mit
> dem Drecks-Euro endlich den Gnadenschuss versetzt.

Keine Bange , es dürfte in wenigen Monaten soweit sein ..

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

yellowstone schrieb:

> München kommt mir im Vergleich mit Berlin z.B. was das kulturelle
> Angebot betrifft etwas "steriler" vor. (das ist jetzt weder positiv noch
> negativ gemeint)

Wer schon mal etwas in der Gegend herum kam, der kennt ganz sicher sowas 
wie einen Kulturschock. Und zwar verschlug es mich ja beruflich selbst 
schon mal aus dem kleinen Eifeldorf nach Bonn, und dann nach Köln. Da 
ich noch jung war, erst 15 bei Ausbildungsbeginn, gab es aber sowieso 
keine Vorbehalte, der Umgang war völlig manierlich. Was sollte denn so 
ein junger Mensch schon verbrochen oder zu bieten haben. Der Kölner 
Humor gefiel mir gut, und die wenigen noch wirklich einheimischen Leute 
sind oft "echt" und nicht nachtragend. Nach 25 Jahren kam ich dann 
wieder in Heimatnähe, die Trierer Gegend. Natürlich verlernt man nach 
einer langen Verweildauer z.B. in Köln die dortigen Gepflogenheiten 
nicht so bald.

Ja, und wenn ich dann mal hier "einen vom Stapel" ließ, mann, was haben 
die geschaut, als ob sie gerade eine giftige Kröte verschluckt hätten. 
Als wenn ich einer vom anderen Planeten wäre. Der Menschenschlag ist 
ganz anders. Und das war mal meine Heimat.

In den Eifeldörfern ist es auch ganz krass, ich erlebte da oft 
Zugezogene. Und zwar begann die Zuzugswelle so allmählich ab 1970, 
Rentner und Pensionäre aus dem Raum Köln, Düsseldorf, Ruhrgebiet. Davor 
waren die Eifeler seit Urzeiten unter sich. Ein Kölner trat sofort in 
den Dorfkarnevalsverein ein, andere lebten etwas zurückgezogen, ein 
Berliner ging wenigstens in die Dorfkneipe, und ein Großkotz 
Düsseldorfer sagte den Einheimischen schon vor dem Einzug, was er von 
ihnen hält. Der war am schnellsten wieder weg. Anwalt war er sogar. Wenn 
du da nicht sofort "Freibier" rufst, und 10 Partys schmeißt, dann hast 
du da auch nicht so gute Karten. Der Neue muß erst mal anständig was 
bringen, irgend einen Vorteil. Und ein einziges nicht exakt überlegtes 
Wort, was einer in den falschen Hals bekommt, kann dazu führen, daß du 
genötigt bist, dort wieder weg zu ziehen. In z.B. den bayrischen und 
schwäbischen Dörfern stelle ich mir das ähnlich vor.

Meine Eltern zogen ja frisch verheiratet auch erst in das Eifeldorf. Sie 
wurden als Mietbewohner von allen Ereignissen ausgeschlossen. Einmal kam 
eine Nachbarin, und sammelte Geld für eine Beerdigung. Die sagte dann 
gleich, auf die Beerdigung dürfte man aber nicht kommen. Darauf meine 
Mutter: Dann gebe ich auch nichts. Sie wurden erst 20 Jahre später im 
Dorf voll anerkannt, als sie ein Haus kauften.

Meine Eltern fahren schon seit vielen Jahren in den Schwarzwald, zum 
Urlaub. Ein Ort, wo mein Vater 1965 mal zur Kur war. Immer das selbe 
Haus. Die Zimmerwirtin sagte denen aber auch schon mal: Wir sind froh 
darüber, daß die Touristen auch immer wieder abreisen, und daß hier 
keine Fremden fest her kommen, sondern nur zum Urlaub. Ein Bekannter, 
Niederrheiner, jetzt in Luxemburg, kannte das auch. Er sagte mir mal, wo 
er beruflich auf keinen Fall mehr hin möchte.

In Köln hatte ich mal einen Berliner Pauker. Der erzählte die halbe 
Unterrichtsstunde was von seinen Nachbarschaftsstreitigkeiten. Er war 
aber damit ganz etabliert, er war ein Elefant im Porzellanladen, es 
schien ihm nicht wirklich was auszumachen. Kölner und Berliner ist wohl 
ein wenig wie Feuer und Wasser.

Ein Friese fühlte sich im Raum Trier ganz wohl. Die sind beide ähnlich 
staubtrocken.

Also, die Menschen aus verschiedenen Gegenden in Deutschland haben schon 
völlig unterschiedliche Charaktere. Genau so unterschiedlich wie die 
Dialekte. Für mich ein Grund, bei Jobsuchen hauptsächlich wieder den 
Raum Köln-Bonn-Ruhrpott zu bevorzugen.

von techn123 (Gast)


Lesenswert?

Wilhelm Ferkes schrieb:
> In z.B. den bayrischen und
> schwäbischen Dörfern stelle ich mir das ähnlich vor.

Ist es auch. Dort gab es keine Vertreibungen oder bedeutende Zuzüge die 
letzten Jahrzehnte. Man ist unter sich und vertraut sich entsprechend. 
Als Außenstehender, ohne vielleicht irgendwo einzuheiraten, ist man da 
wohl zur Einsamkeit verdammt. Vielleicht kann man sich ja auch Vertrauen 
verdienen in dem man z.B. in Vereinen mitmacht. Das dauert dann aber 
wohl Jahre.
Selbst dann besteht dort wahrscheinlich noch eine gewisse "Grunddistanz" 
anderen Menschen gegenüber. Vielleicht hat dort auch Familie (durch die 
Kirche?) einen wesentlich höheren Wert als woanders.
Wenn ich in Bremen z.B. ein Bier trinken gehe, ist es durchaus möglich 
dort mit jemanden einfach so ins Gespräch zu kommen. Ich würde 
allerdings nie auf die Idee kommen allein in ein bayrisches Dorfgasthaus 
zu gehen.

Euro-Hasser schrieb:
> Man kann nur hoffen, dass sich die Schuldenkrise bald brutal auf unseren
> Billig-Export niederschlägt und diesem verlogenen Gelumpe zusammen mit
> dem Drecks-Euro endlich den Gnadenschuss versetzt.

Die exportierten Produkte sind mit Sicherheit nicht billig. Aber die 
Mitarbeiter der produzierenden Firmen schlecht bezahlt.
Wenn wir einen bedeutenden Binnenmarkt hätten, wäre dieses Lohndumping 
überhaupt nicht möglich. Es ist schon bedenkenswert wenn ein 
Massenprodukt wie der VW-Passat mittlerweile (relativ gut ausgestattet) 
35k + kostet.
Das muss erstmal von einem Bürger erwirtschaftet werden. Und der hat 
wohl in erster Linie seine Familie und in zweiter sein Haus im Kopf.
Bei den untersten Gehältern (FA bis Ing) von 1600€-2500€ brutto und 
einer Familie kann es Jahrzehnte dauern bis man so ein 08/15 Auto 
erspart hat.

Ich verstehe auch nicht warum Politik usw. da mitmachen. Denn 
schließlich führen geringe Gehälter auch zu geringen Steuereinnahmen. 
Das einzig vermeintlich Positive: Scheinbeschäftigung von 
Zeitarbeitsvermittlern.

von Paul (Gast)


Lesenswert?

>Die Ausbildung der Fachschulingenieure - wie der allermeisten Berufe in
>der DDR - ist tatsächlich exzellent gewesen.

Das bestreite ich auch nicht, nur man wähnt sich in völlig falschen 
Gefilden. Diese Ausbildung war zwar gut, aber kann mitnichten einem 
FH-Diplom gleichgestellt werden. Es ist und war ein Abschluß oberhalb 
des Technikers und unterhalb der Hochschulausbildung.

Vielen Dank übrigens für die sehr interessanten Links, die alleridngs 
vieles meiner kritischen Äußerungen bestätigen, nämlich auch, daß trotz 
kühner Nachdiplomierungen aus einem Fachschulingenieur nicht ein FH-Ing 
wird. Das ist die Ansicht ostdeutscher Betriebe und ihrer Fachschulkader 
gewesen, die zu dieser Zeit noch gar keinen echten FHler kennenlernen 
konnte. Auch darf man der Meinung eines FS.-Ing. nicht allzuviel Gewicht 
über die Eigeneinschätzung ihrer Ausbildung zutrauen. Mal ein Zitat aus 
dem Artikel S.69:

"Viertens schätzten sich Fachschulingenieure selbst und besonders ihre 
Fähigkeiten sehr hoch ein. Sie sahen sich als dem Hochschulingenieur
gleichwertig;"

Also schon zu DDR-Zeiten hatten sie etwas Höhenluft und sahen sich dem 
IHSler oder THler gleich, bei geringerer Vorbildung (klasse 8 oder 10) 
und 3/5 Ausbildungszeit!

Ein weitere Zitat S.73:
"Da jedoch die Anerkennung der Gleichwertigkeit des Abschlusses auf der 
Basis der genannten Voraussetzungen nur ein formaler Akt ist (die 
Nachdiplomierung), wird auch den dazu berechtigten Ingenieuren
empfohlen, trotzdem ein weiterführendes Studium zu absolvieren"

Das bestätigt nur, was ich sage: Sie dürfen den Titel tragen, haben aber 
nie die Leistung eines FHlers bringen müssen. Tatsächlich sind nicht die 
FS.-Ing die Verlierer der Wende auf dem ostdeutschen Markt. Es sind die 
echten FHler im Osten, die von Altkadern als lediglich 
Fachschulingenieur eingestuft werden und damit ihre Hochschulausbildung 
ganz selbstverständlich unter den Tisch fallen gelassen wird, um die 
Ex-FS.-Ing. in den FH-Status heben zu können, obwohl viele von ihnen 
noch nie eine FH aus der Nähe sahen. Weiterhin sind die Verlierer die 
Techniker, die heute wesentlich unterschätzt werden, (es ist kein 
FS.-Ing.), obwohl der Abstand Techniker - FS.-Ing. lediglich ein Jahr 
beträgt, der Abstand FS.-Ing- zum FH-Diplom aber 3 Jahre! Man bekam aber 
den Titel mit höherem Abstand zugesprochen.

Die ganze Selbstüberschätzung zeigt sich aber auf S. 72:

"1990 hatten wohl die meisten Ingenieurschulen die Illusion, sie könnten
sich zu Fachhochschulen entwickeln.  E r wurde zusätzlich gestützt durch 
das Schicksal einzelner Fachschulingenieure, die vor 1990 in die B R D 
gegangen waren und denen das Fachhochschul-Diplom relativ schnell 
zuerkannt wurde; diese Schicksale wurden sehr genau registriert. Das 
Ergebnis dieser Zielsetzungen: "Ohne hinreichende personelle und 
apparative Voraussetzungen und ohne tragfähige Studienkonzeptionen haben 
einige Fachschulen (Ingenieurschulen - B.G.) überwiegend ohne Wissen und 
Genehmigung der zuständigen Landesministerien bereits mit einer 
Fachhochschulausbildung begonnen, um damit dem Ziel der Umwandlung in 
eine Fachhochschule näher zu kommen"

Während also die "echten" FHen nach der Wende aus den THen und IHSen mit 
ihren promovierten und zum großen Teil habilitierten Profs. 
hervorgingen, versuchten sich einige Ing.-Schulen mit dem Konzept "alter 
Wein in neuen Schläuchen". Während der Abiturient an der Ex-TH für sein 
FH-Diplom rackerte und zu 30% geext wurde, bildeten die Möchtegern-FHen 
auf dem Niveau der Ingenieurschule angebliche FHler aus. All das zum 
Schaden der echten FHlerm, die im ostdeutschen Beetrieb noch als 
Hochstapler angesehen wurden, wenn sie sich als Hochschulabsolvent 
eingeordnet sehen wollten.

von techn123 (Gast)


Lesenswert?

Paul schrieb:
> Weiterhin sind die Verlierer die
> Techniker, die heute wesentlich unterschätzt werden

Das aus Deinem Munde...

Paul schrieb:
> Es sind die
> echten FHler im Osten, die von Altkadern als lediglich
> Fachschulingenieur eingestuft werden

Ich hatte manchmal den Eindruck diese Leute haben sich überhaupt nicht 
mit dem neuen Bildungssystem beschäftigt. Und viel Ahnung von den 
tatsächlichen Anforderungen des technischen Bereiches haben sie auch 
nicht.

Dank der hohen Arbeitslosigkeit können die sich aber trotzdem die Besten 
rauspicken. Gerade in Firmen die Tarif zahlen. Betriebe die nach 1990 
von einem Westkonzern geschluckt wurden, wo aber die alten Seilschaften 
bis heute existieren.

Ausserdem zählt bei denen der Abschluss höchstens als 
Einstellungskriterium um den vermeintlich Besten herauszufiltern. Mehr 
Wert ist der Mitarbeiter trotzdem nicht. Der soll gefälligst froh sein, 
dass er Arbeit hat und den Munde aufmachen nur wenn er gefragt wird.

von Thomas1 (Gast)


Lesenswert?

Paul schrieb:
> "Viertens schätzten sich Fachschulingenieure selbst und besonders ihre
> Fähigkeiten sehr hoch ein. Sie sahen sich als dem Hochschulingenieur
> gleichwertig;"
>
> Also schon zu DDR-Zeiten hatten sie etwas Höhenluft und sahen sich dem
> IHSler oder THler gleich, bei geringerer Vorbildung (klasse 8 oder 10)
> und 3/5 Ausbildungszeit!


Das hat sich nicht geändert. Auch heute sehen sich Techniker 
gleichwertig zum Ingenieur mit Hochschulbildung.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


Lesenswert?

Thomas1 schrieb:
> Das hat sich nicht geändert. Auch heute sehen sich Techniker
> gleichwertig zum Ingenieur mit Hochschulbildung.

Das mag in dem einem oder anderem Fall auch so sein. Was bringt mir ein 
hervorragender Analogtechniker (UNI mit Promotion) welcher sich vom 25 
Jahre jüngeren Techniker die Grundlagen der Textverarbeitung oder 
Bildverarbeitung erklären lassen muss - liefert schlicht unlesbare 
Dokumente ab.

Eine ähnliche Diskussion gab es auch bei den BAs in BW.

Aber das ist doch sicher 10 Jahre nach dem Studium alles relativ - 20 
Jahre später ohnehin.

Es gab da genug Leute die können heute nicht mehr als Ings arbeiten weil 
sie schlicht die Computerrevolution nicht mehr begriffen haben.

Was Wilhelm über die regionale Thematik "Kulturschock" geschrieben hat, 
hab ich auch erlebt - war ja über 10 Jahre in ganz Europa unterwegs - 
und das ist innerhalb Deutschlands bemerkenswerter weise schlimmer als 
im nahen Ausland. So wie als Ossi im Westen fühlt sich (oder wird 
angenommen) ein Schotte in England - umgekehrt ist das egal - der 
Schotte wird bei uns kaum vom Engländer unterschieden und der Deutsche 
ist egal woher, auf der Insel ein Deutscher.
Die echte Einheit ist uns ja auch nicht gut bekommen - wir sind immer 
noch ein Land gespalten in Fürstentümer.

Oder jetzt ja EU - welch ein Wahnsinn.
Aber besser die Griechen finanzieren als Krieg führen - der Schaden wäre 
für alle größer.

Nur noch nebenbei: Bayern als Agrarland hat über Jahrzehnte Subventionen 
kassiert - und jetzt wo sie wirtschaftlich ganz an der Spitze stehen, 
zweifeln Sie am System des Länderfinanzausgleichs.

Vielleicht ist es wirklich so wie ein Russlanddeutscher mal zu mir 
sagte: Wir sind einfach zu dumm um die Macht zu nutzen, wären wir einig.

Und wir reden noch die gleiche Sprache: Der Hesse versteht den Sachsen, 
den Preußen, den Friesen, den Schwaben, den Westfalen, den Anhalter, den 
Thüringer usw. - OK bei den Amis ist es aus Colorado in Texas auch nicht 
einfach -

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Michael Lieter schrieb:

> Nur noch nebenbei: Bayern als Agrarland hat über Jahrzehnte Subventionen
> kassiert - und jetzt wo sie wirtschaftlich ganz an der Spitze stehen,
> zweifeln Sie am System des Länderfinanzausgleichs.

Der bayrische Bauer auf dem Dorf, das ist etwa das selbe wie der Bauer 
in der Eifel. Das wird auch heute noch so sein.

Es gab doch mal eine Zeit, als die Fürstentümer in das deutsche Reich 
überführt wurden. Schon im 19. Jahrhundert wurden also innerhalb 
Deutschlands sowas wie Länderfinanzausgleiche und gleichmäßig verteilte 
Industrien und Wirtschaft beschlossen, damit alle Deutschen etwa gleich 
gut leben sollen. Heute driftet das wieder stark auseinander.

Ich bin in Geschichte nicht so detailliert genau im Bilde, man möge es 
mir verzeíhen. Die Norddeutschen bekamen die Hansen und Schiffbau, die 
Süddeutschen den Maschinenbau, und sonst wo noch was anderes, z.B. 
Handel. Es wurde jedenfalls versucht, etwas gleichmäßig im Land zu 
verteilen.

Heute konzentriert sich Hightech fast wieder einzig und alleine in 
Schwaben und Südbayern, und zwar insgesamt noch nicht mal auf allzu 
großer Fläche. Ja, da ist doch mal wieder die faule Politik gefragt, 
wegen Ausgleichen, oder??? Anreize stellen, damit sich gute Firmen auch 
mal wieder in kargen Gegenden wie der Eifel oder Friesland ansiedeln.

von Martin K. (Gast)


Lesenswert?

scheint tatsächlich so, dass immer mehr aus dem Osten hierher kommen und 
arbeiten. die Firmen freut's.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Michael Lieter schrieb:

> So wie als Ossi im Westen fühlt sich (oder wird
> angenommen) ein Schotte in England - umgekehrt ist das egal - der
> Schotte wird bei uns kaum vom Engländer unterschieden und der Deutsche
> ist egal woher, auf der Insel ein Deutscher.

Wie ist denn das bei den Briten eigentlich? Ich habe mal nur gehört, daß 
sich dort Dialekte noch stärker abgrenzen und extremer ausgeprägt sind 
als in Deutschland. In meiner Gegend Eifel, würdest du dich im Dialekt 
nicht mit mir verständigen wollen. Du würdest kein Wort verstehen. Das 
grenzt an Luxemburgisch. Und dann haben die Briten dort auch noch sowas 
wie die IRA. Kenne aber die britische Geschichte noch weniger als die 
deutsche. Oder Spanien, die ETA.

von M.K. (Gast)


Lesenswert?

Wilhelm, wenn Du von Britannien nichts weisst, macht es auch wenig Sinn, 
sich für einen Arbeitsplatz dort zu interessieren.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

M.K. schrieb:

> Wilhelm, wenn Du von Britannien nichts weisst, macht es auch wenig Sinn,
> sich für einen Arbeitsplatz dort zu interessieren.

Das tue ich auch nicht. Es ist dort augenblicklich für MINT-Absolventen 
eher schlechter als hier. Für Ärzte wohl nicht so.

Für das Gehalt des Maurers nebenan werde ich sicherlich nicht mit 
zweithöchstem Bildungsabschluß nach GB auswandern.

von Backflow (Gast)


Lesenswert?

>Schon im 19. Jahrhundert wurden also innerhalb Deutschlands sowas
>wie Länderfinanzausgleiche und gleichmäßig verteilte Industrien und >Wirtschaft 
beschlossen

Könntest Du die Organisation, die die Verteilung angeblich vorgenommen 
hat kurz nennen?
Ein konzertiertes Verteilen hat es meines Wissens nie gegeben.

Daß die Norddeutschen den Schiffbau "bekamen" könnte u.a. daran gelegen 
haben, daß dort das Meer war und auchnoch ist. Eine bedeutende 
Schiffsbauindustrie in den Alpen aufzuziehen wäre eher aufwändig. Die 
Hanse war übrigens im 19 Jahrhundert ohne Bedeutung.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


Lesenswert?

Wilhelm Ferkes schrieb:
> Wie ist denn das bei den Briten eigentlich? Ich habe mal nur gehört, daß
> sich dort Dialekte noch stärker abgrenzen und extremer ausgeprägt sind
> als in Deutschland.

Das ist nicht so wie bei uns. Richtig ist, das du je mehr in den Norden 
eine Veränderung der Sprache spürst bis hin zum Schottischen. Das 
Walisisch ist auch für Engländer kaum zu verstehen - im Nordwesten bist 
du wie bei uns im Ruhrgebiet mit entsprechend Grobsprech.
Ich hab mich in Südengland richtig wohl gefühlt - wenig Idioten.

Das aber ist wie bei uns - bei entsprechendem Bildungslevel sprichst du 
die Hochsprache und die Anderen verstehen dich, aber du verstehst Sie 
nicht.

Außer - und das hab ich z.B. gemacht: Sprich bitte Englisch mit mir! Und 
dann ging es - da ich klar gemacht habe, das ich doch nicht jeden 
Dialekt kennen kann. Das soll auch in Wien gehen, wenn man ein Taxi 
nimmt und der Typ redet "komischsprech" - REDEN SIE BITTE DEUTSCH MIT 
MIR! Dann können die das plötzlich - auch im Schwabenland übrigens - UND 
in ganz Deutschland ist das so...

von Schiller72 (Gast)


Lesenswert?

>>Michael Lieter schrieb:
>> Nur noch nebenbei: Bayern als Agrarland hat über Jahrzehnte Subventionen
>> kassiert - und jetzt wo sie wirtschaftlich ganz an der Spitze stehen,
>> zweifeln Sie am System des Länderfinanzausgleichs.

>Backflow schrieb:
>Könntest Du die Organisation, die die Verteilung angeblich vorgenommen
>hat kurz nennen?
>Ein konzertiertes Verteilen hat es meines Wissens nie gegeben.

Einfach mal Wikipedia bemühen ;-)
http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%A4nderfinanzausgleich

Da sieht man ganz gut wo die "ach so tollen" Bayern über Jahrezehnte das 
Geld für ihren Wirtschaftsaufbau her bekamen, in erster Linie aus NRW 
und Hamburg !. Von daher hat Michael Lieter schon völlig Recht. Auf 
Grund der Geschicht sollten die Bayern da mal sehr ruhig sein, und nicht 
anderen Ländern das vorwerfen, was für Bayern als ehemaliges Agrarland 
erst den Wirtschaftsaufbau ermöglichte.

von Backflow (Gast)


Lesenswert?

>Einfach mal Wikipedia bemühen ;-)
>http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%A4nderfinanzausgleich

Einfach mal Wilhelms Beitrag lesen. Es ging darum, daß nach seiner 
Ansicht schon im 19. Jahrhundert eine Art Länderfinanzausgleich und 
sogar eine zentrale Wirtschaftssteuerung bestand.

Und das ist m.E nicht richtig. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren 
belehren.

von Thomas1 (Gast)


Lesenswert?

Schiller72 schrieb:
> Da sieht man ganz gut wo die "ach so tollen" Bayern über Jahrezehnte das
> Geld für ihren Wirtschaftsaufbau her bekamen, in erster Linie aus NRW
> und Hamburg !. Von daher hat Michael Lieter schon völlig Recht. Auf
> Grund der Geschicht sollten die Bayern da mal sehr ruhig sein, und nicht
> anderen Ländern das vorwerfen, was für Bayern als ehemaliges Agrarland
> erst den Wirtschaftsaufbau ermöglichte.


F.J.Strauß hat Industrie nach Bayern geholt, die das Land reich machten. 
NRW und andere sind durch Rot-Grün regelrecht verarmt und verdummen 
durch schlechte Bildungspolitik.

von Backflow (Gast)


Lesenswert?

>NRW und andere sind durch Rot-Grün regelrecht verarmt und verdummen
>durch schlechte Bildungspolitik.

Die Strukturprobleme des Kohlebergbaus und Stahlproduktion sind 
selbstverständlich komplett allein Rot-Grün anzulasten.

So ein übersichtliches Weltbild muß irgendwie inneren Halt geben.

von Schiller72 (Gast)


Lesenswert?

Thomas1 schrieb:

>>Schiller72 schrieb:
>>Da sieht man ganz gut wo die "ach so tollen" Bayern über Jahrezehnte das
>>Geld für ihren Wirtschaftsaufbau her bekamen, in erster Linie aus NRW
>>und Hamburg !. Von daher hat Michael Lieter schon völlig Recht. Auf
>>Grund der Geschicht sollten die Bayern da mal sehr ruhig sein, und nicht
>>anderen Ländern das vorwerfen, was für Bayern als ehemaliges Agrarland
>>erst den Wirtschaftsaufbau ermöglichte.
>
> F.J.Strauß hat Industrie nach Bayern geholt, die das Land reich machten.
> NRW und andere sind durch Rot-Grün regelrecht verarmt und verdummen
> durch schlechte Bildungspolitik.

Ersters mag sein, aber die Strukturen und Anreize für die Ansiedlung von 
Industrie im Agrarland Bayern wurden mit Hilfe von erheblichen 
Finanztransfers aus NRW und Hamburg erst ermöglicht. Ohne diese 
finanziellen Anreize wäre es IMO auch einem F.J. Strauß nicht möglich 
gewesen (Welt-)Firmen in die damalige "Pampa" Bayern zu locken.

von Marx W. (Gast)


Lesenswert?

Schiller72 schrieb:
> Ersters mag sein, aber die Strukturen und Anreize für die Ansiedlung von
>
> Industrie im Agrarland Bayern wurden mit Hilfe von erheblichen
>
> Finanztransfers aus NRW und Hamburg erst ermöglicht. Ohne diese
>
> finanziellen Anreize wäre es IMO auch einem F.J. Strauß nicht möglich
>
> gewesen (Welt-)Firmen in die damalige "Pampa" Bayern zu locken.

Muß wohl Unterkurs Geschichte gewesen sein, wo du die Erkenntnis 
gewonnen hast.
Richtig ist, das Bayern konsequent auf die Ansiedlung von 
Industriefirmen gesetzt hat. Aber schon vor dem 1. Weltkrieg waren 
Nürnberg, München, Ingolstadt, Augsburg und Schweinfurt Forschungs- und 
Industriestädte.
Also mit den paar Groschen aus dem Länderfinanzausgleich der Jahre 1950 
bis 1970 wär ja noch nicht mal 150 km Autobahn finanzierbar gewesen.

Und Strauß hat garnix mit der Ansiedlungspolitik  vor 1980 zu tun 
gehabt.
Der war zu der Zeit in NRW beschäftigt.

von Franz (Gast)


Lesenswert?

Um noch mal auf so einen Link von Robocash von weiter oben 
zurückzukommen
http://www.sachsekommzurueck.de/
hat sich das mal jemand von euch etwas genauer angeschaut?,
Da graut es ja einem ja nur so.
Nicht nur der eigentliche Hintergrund dieses Portales ist leicht 
auszumachen, nein auch so zwei spezielle Fälle wo der Berufs- oder 
Studienanspruch überhaupt nicht in die logische Fachausbildung- oder 
Studienrichtung reinpasst!
Bauleiter Mobilfunk gesucht
http://www.sachsekommzurueck.de/servlet/fachkraefteboerse?angebot_id=279&knoten_id=39363&berufsgruppe=39363&ref_knoten_id=39363&ref_detail=fachkraefteboerse&ref_sprache=deu
Das fängst schon damit an > Einsatzort: D7, D8, D9 Witz laß nach,
weiter dann

benötigte Abschlüsse:
- Studiengang Bau oder Elektrotechnik bzw. gleichwertige Berufserfahrung

benötigte Berufserfahrung:
- möglichst mehrjährige Berufserfahrungen in der 
Telekommunikationsbranche bzw. Stahlgittermastbau/Hochbau oder ähnl. wir 
geben aber auch Berufsanfängern eine Chance

In dem Fall sieht man ganz klar worauf das hinausläuft, Firmen oder 
Consulter im "blühenden" Osten wollen ehemalige gute und fähige "Ossis" 
über das Portal zurückholen, um sie dann erfolgreich wieder in den 
Westen zur Ausbeutung für Billglohn/Gehalt schicken zu können.
Also praktisch um sich mit den fehlgeleiteten Kräften im Osten einen 
schönen Reibach machen zu können.
Daß dazu dann noch die ganzen Soft Facts und Skills nicht zusammenpassen 
ist wohl auch klar, deshalb steht dort auch Studium oder gleichwertige 
Berufserfahrung
Für wie blöd halten die eigentlich die erfahrenen Fachkräfte?
Wer zieht sich denn mit so plumpen Versuchen die Hose mit der Kneifzange 
an?

Oder hier der nächste Fall

Elektriker bzw. Telekomunikationstechniker für Wartungsarbeiten gesucht

Wir suchen 4 Elektriker bzw. Telekommunikationstechniker für 
Wartungsarbeiten an Mobilfunkstationen Einsatzgebiet ist der Großraum 
Frankfurt / Main Einsatz ab sofort!

von Franz (Gast)


Lesenswert?

@ Marx W. , mein Geschichtswissen über die alte BRD ist zwar auch sehr 
rot gefärbt, wegen meiner Herkunft, aber gab es da nicht nach dem WKK II 
den Marshall-Plan über den Wiederaufbau, und ab da wurde Bayern 
bevorzugt industrialisiert, mit ettlichen Mio Dollar aus Übersee?

von Schiller72 (Gast)


Lesenswert?

Marx W. schrieb:
>Muß wohl Unterkurs Geschichte gewesen sein, wo du die Erkenntnis gewonnen >hast.
>Richtig ist, das Bayern konsequent auf die Ansiedlung von
>Industriefirmen gesetzt hat. Aber schon vor dem 1. Weltkrieg waren
>Nürnberg, München, Ingolstadt, Augsburg und Schweinfurt Forschungs- und
>Industriestädte.
>Also mit den paar Groschen aus dem Länderfinanzausgleich der Jahre 1950
>bis 1970 wär ja noch nicht mal 150 km Autobahn finanzierbar gewesen.
>Und Strauß hat garnix mit der Ansiedlungspolitik  vor 1980 zu tun
>gehabt. Der war zu der Zeit in NRW beschäftigt.

Naja ich denke mal mein Geschichtsunterricht muss dann umfassender 
gewesen sein als den, den du hier als das Alleinigseelige verkaufen 
willst. ;-)
Ach und ja, es ging nicht „nur“ um den Länderfinanzausgleich sondern 
auch um Mittel aus Bonn und Mittel des Marshall-Plans der Alliierten 
Westmächte. Aber so unerheblich wie du den Anteil der anderen 
Bundesländer darstellen willst, war dieser nicht, immer die Relationen 
beachten auf die Zeit bezogen.


Ich zitiere mal ein paar Quellen:
„…Ein Faible für Industriepolitik zeichnete die bayerischen 
Landesfürsten - seit 1962 ununterbrochen von der CSU - schon immer aus: 
Die Erdölpipelines von den italienischen Mittelmeerhäfen und die 
Kernenergie verschafften Bayern billige Energie. Wehrtechnik, Luft- und 
Raumfahrtindustrie wurden massiv gefördert. Berger: "Ohne Franz Josef 
Strauß gäbe es keinen Airbus." Dabei verstanden es die Bayern besser als 
andere Länder, sich aus fremden Kassen zu bedienen: Bonn zahlt, Bayern 
profitiert, heißt bis heute das Lieblingsarrangement der Bayern-Lobby. 
Die Olympischen Spiele 1972 nutzte die schwarze Staatsregierung in 
trautem Einvernehmen mit dem roten Oberbürgermeister Jochen Vogel dazu, 
der Landeshauptstadt zur modernen Infrastruktur zu verhelfen, nebenbei 
fiel das zugkräftige Image der "Weltstadt mit Herz" ab. Selbst 
Milliardenflops wendet Bayern zu seinem Vorteil: Den 
Rhein-Main-Donau-Kanal bezahlt der Bund, die bayerische Baubranche 
profitiert …“
„… viel Geld der Stromkonzerne und Hilfe von BMW funktionierte die 
gescheiterte Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf zum jobträchtigen 
"Innovationspark" um. …“
[http://www.zeit.de/1998/37/Bayern_leuchtet]

„ ...Wie Bayern vom Länderfinanzausgleich profitiert hat
Bayern war bis zum Zweiten Weltkrieg ein agrarisch geprägtes, 
strukturschwaches Bundesland und hat ab 1950 finanzielle Mittel aus dem 
Topf des Länderfinanzausgleichs erhalten. Ein Teil der Industrie von 
Norddeutschland und Berlin wanderte nach dem Krieg nach Bayern ab, weil 
der Standort günstig für Investitionen war. Damit verlor der Norden 
wichtige Handelsräume. Bayern wurde trotz der Standortvorteile von den 
anderen Ländern finanziell unterstützt. Gleichzeitig brachen in 
Nordrhein-Westfalen die klassischen Industrien wie Kohle und Stahl weg.
Bayern hat durch den Länderfinanzausgleich einen beispielhaften 
Strukturwandel vom Agrar- zum Industrieland erfahren - aufgebaut durch 
die Solidarität der anderen Bundesländer. …“
[http://gabriele-eckhardt.suite101.de/der-laenderfinanzausgleich-a65663]

Und auch noch was zur konsequenten Ansiedlung von Industriefirmen vor 
dem 2ten Weltkrieg … nur mal bezogen auf den Automobilbau. Die Firma 
Horch, aus der später Audi wurde, hat ihre Wurzeln in Zwickau. Die 
Automobilwerke Eisenach (AWE) wurden 1896 in Eisenach gegründet und erst 
1928 von BMW übernommen.
[http://de.wikipedia.org/wiki/Automobilwerk_Eisenach]

Und für Zwickau galt:
„… Obwohl sich die beiden Automobilwerke in Sachsen gegenüber der 
aufstrebenden Konkurrenz im übrigen Deutschland gut behaupten konnten, 
schien ein Fusion aufgrund der verheerenden Auswirkungen der 
Weltwirtschaftskrise ab dem Jahr 1929 unausweichlich. Um das 
Fortbestehen beider Betriebe sichern zu können, schlossen sich ‚Horch’ 
und ‚Audi’ am 29. Juni 1932 zur ‚Auto Union’ zusammen.
Die Standorte der Automobilindustrie in Sachsen und Thüringen zählten 
vor dem Zweiten Weltkrieg zu den technisch und technologisch am höchsten 
entwickelten und innovativsten Endfertigungswerken Deutschlands. Bis zum 
Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war der Pkw-Bau von ‚Auto Union’ 
gemeinsam mit anderen, kleineren Betrieben auf dem späteren Gebiet der 
DDR mit knapp 30 Prozent an der gesamtdeutschen Personenwagen- und mit 
etwa 70 Prozent an der Motorradproduktion beteiligt. …“
[http://projekte.geschichte.uni-freiburg.de/neutatz/automobile/Das%20Automobil%20in%20der%20DDR/html%20Texte/industrie_a.htm]

von Schiller72 (Gast)


Lesenswert?

Dazu auch noch meine Meinung zur SBZ bzw. der späteren DDR. Realistisch 
betrachtet hatte das Land von Beginn an kaum eine Chance. Wie 
angesprochen, im westlichen Teil lief der Marschall-Plan, weil 
insbesondere Amerika die Bedeutung einer gestärkten BRD und dem 
westlichen Teils Europas frühzeitig erkannte. Große Geldsummen wurden in 
den Aufbau gepumpt. Den Großteil der Reparationsleistungen des WW2 trugt 
die kleine DDR. Die UdSSR demontierte fast alles was nicht niet- und 
nagelfest war und sogar dieses wurde versucht abzubauen (Schienen, ganze 
Fabriken (die wenigen die nicht oder nur teilweise zerstört waren)). 
Dazu kam noch, dass wesentliche industrielle Kerne insbesondere der 
Schwerindustrie (Stahl) im Ruhrgebiet lagen. Schon die 
Ausgangsvoraussetzungen waren daher mehr als schlecht. Der 
Staatsmonopolismus nach sowjetischem Vorbild, insbesondere die 
Planwirtschaft in volkseigenen Betrieben und die 5 Jahrespläne taten ihr 
Übriges. Von den Kosten für Überwachungsapparate, Geheimdienste und die 
teuerste Staatsgrenze der Welt mal ganz abgesehen.

Und das was dann dennoch in den Jahren der DDR aufgebaut und geschaffen 
wurde an Industrie und auch F&E (und das ist für so ein Land und die 
Anfangsbedingungen schon eine Leistung) wurde 1990 insbesondere durch 
eine "Treuhandgesellschaft" systematisch demontiert, dies aber sicher 
auf Willen des Großteils der Bevölkerung der DDR nach der schnellen DM 
und der schnellen Eingliederung in die BRD in Form eines Beitritts (Art. 
23 Grundgesetz = Ausdehnung des GG der BRD auf das Gebiet der bisherigen 
DDR). Eine „richtige“ Wiedervereinigung mit einer neuen gesamtdeutschen 
Verfassung, die auch das GG der BRD in Art. 146 GG vorsah, wollte 
offensichtlich niemand haben, auch die DDR-Bürger nicht.

Mit dieser Situation lebt Gesamtdeutschland nun seit 1990. Und die im 
ganzen Thread hier beschriebenen fundamentalen Probleme resultieren eben 
genau aus dieser Tatsache.

Fehler 21 Jahre später zu korrigieren erscheint mir unmöglich. „Blühende 
Landschaften“ erfordern, wenn sie sich selbst tragen sollen ohne 
Finanztransfers, eine Industrie und diese gibt es eben leider dort nicht 
mehr bzw. kaum.

Daher hatte ich oben auch geraten, jedem Ingenieur, der das noch 
halbwegs kann, sein Glück in BY / BW ggf. auch NRW oder Niedersachsen 
(VW und Umfeld) zu suchen. Da spielt halt nun mal die Musik in Bereichen 
F&E + Industrie und nicht in den neuen Ländern. Von den kleinen 
Ausnahmen DD und J mal abgesehen.

von Paul (Gast)


Lesenswert?

>Können sich diese "Fachschulingenieure" jetzt wirklich als Dipl.-Ing.
>bezeichnen? Das ist doch ein Skandal allererster Güte! Wo Dipl.-Ing.
>drauf steht muß doch auch Dipl.-Ing drin sein, ansonsten wird dadurch
>der Bildungsabschluß entwertet!

Ja, sie dürfen im öffentlichen Raum den Titel Dipl.-Ing. (FH) tragen, 
obwohl sie weder eine FH-Reife/Abi gemacht haben, noch ein Studium an 
einer FH.

Dieser Titel wurde nach 3 Jahren Berufstätigkeit als Fachschulingenieur 
nach kostenpflichtigem! Antrag beim Kultusministerium verliehen. 
Allerdings handelt es sich nicht um einen akademischen Grad wie beim 
FH-Diplom der FHen, sondern um einen staatlichen Titel, da er nicht 
durch eine FH, also Hochschule, verliehen wurde. Auch sind an diesen 
Titel nicht dieselben Rechte wie am akademischen Grad Dipl.-Ing. (FH) 
gebunden. Es berechtigt nicht zur Aufnahme eines Masterstudium, die 
Renteneinstufung bleibt in der Gruppe 2 (Fachschulausbildung) und im 
öffentlichen DIenst ist bei TVÖD 9 Schluß. Das echte FH-Diplom geht von 
Stufe 9 bis 12. Reines Blendwerk und Abzocke also.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Backflow schrieb:

>>Schon im 19. Jahrhundert wurden also innerhalb Deutschlands sowas
>>wie Länderfinanzausgleiche und gleichmäßig verteilte Industrien und >>Wirtschaft 
beschlossen
>
> Könntest Du die Organisation, die die Verteilung angeblich vorgenommen
> hat kurz nennen?
>
> Ein konzertiertes Verteilen hat es meines Wissens nie gegeben.

Backflow, ich bin dir ja noch eine Antwort schuldig.

Also: Meine Geschichtskenntnisse diesbezüglich stammten aus dem 
Geschichtsunterricht der Sekundarstufe 1.

Es war dort bei der Gründung des Deutschen Reiches die Rede von 3 
Grundpfeilern. Und zwar die Hanse, Kohle und Stahl, und der 
Maschinenbau. Die beiden ersten konnte man geografisch nicht 
verschieben, das ist schon klar. Darum siedelte man letzteres etwas 
bewußt im süddeutschen Raum an, bzw. erstellte die Bedingungen dafür.

Das Schulmaterial aus der Zeit habe ich nicht mehr, aber vielleicht hat 
z.B. Wikipedia was dazu, wenn es noch weiter interessiert. Wie ich sehe, 
ging die Diskussion dazu ja schon beträchtlich weiter.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Zuckerle schrieb im Beitrag #2386144:

> Habe Grubensteiger erlebt die sich voller Stolz Dipl.-Ing.(FH) nennen.
> Da fliegt mir das Blech weg.

Wieso nicht? Im Ruhrpott gibt es an Unis und FHs sicherlich die 
Fachrichtung Bergwerksingenieur, vielleicht mit einem Schwerpunkt 
E-Technik oder Maschinenbau mit drin. Es war mal einer im Forenteil 
Elektronik, mit einem Riesen-Thyristor Format Pizzateller von einer 
Bergwerksmaschine. Die Jungs sollen ja nicht nur wissen, wie man den 
Hammer anpackt, um die Kohle abzuklopfen.

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


Lesenswert?

>> F.J.Strauß hat Industrie nach Bayern geholt, die das Land reich machten.
>> NRW und andere sind durch Rot-Grün regelrecht verarmt und verdummen
>> durch schlechte Bildungspolitik.

> Sehe ich auch so!

Jaja , weil die Bayern mental soo viel besser drauf sind ..

von xXx (Gast)


Lesenswert?

Thomas1 schrieb:

> F.J.Strauß hat Industrie nach Bayern geholt, die das Land reich machten.
> NRW und andere sind durch Rot-Grün regelrecht verarmt und verdummen
> durch schlechte Bildungspolitik.

Wie hoch ist denn das bayrische Staatsvermoegen?

von Paul (Gast)


Lesenswert?

>Wieso nicht? Im Ruhrpott gibt es an Unis und FHs sicherlich die
>Fachrichtung Bergwerksingenieur, vielleicht mit einem Schwerpunkt
>E-Technik oder Maschinenbau mit drin.

Das sind aber keine Steiger. Der angemahnte Weg geht so.
Nach dem Facharbeiter besucht man eine Technikerschule in 
Montanrichtung, Nach 2 Jahren ist man staatl. gepr. Techniker. Man 
belegt danach 10 Monate einen Oberlehrgang zum Steiger und schließt mit 
dem Ing. (FS) ab. Dann arbeitet man 3 Jahre als Steiger und beantragt 
beim Kultuslministerium gegen Geld die Berechtigung, sich Dipl.-Ing. 
(FH) nennen zu dürfen (Nachdiplomierung). Ganz legaler Beschiß. Geht 
auch heute noch, obwohl die FHen selber den Dipl.-Ing. (FH) kaum noch 
anbieten. Das Plagiat hat das Original überlebt. Die Leute, die das 
gemacht haben, glauben dann noch wirklich, sie wären Dipl.-Ing. (FH)!

von High Performer (Gast)


Lesenswert?

OT:

>Was mit Ländern passiert, denen man eine für ihre
>Wirtschaftsleistung zu harte Währung aufzwingt sieht man ja gerade in
>Griechenland.

Diese Behauptung ist Unfug, und bleibt es selbst dann, wenn es die 
Verblödungsmedien hundertfach behaupten. Die Währung eines Landes hat 
nichts, aber auch gar nichts mit der Wettbewerbsfähigkeit zu tun.
Wichtige Faktoren sind lediglich das Einkommen der Menschen, Kosten für 
Lebenshaltung wie Miete, Nahrungsmittel etc. und Preis für importierte 
Waren wie z.B. Benzin.

Denselben Effekt wie bei einem Wechsel zu einer anderen Währung erreicht 
man dann z.B. durch niedrigere Gehälter. Dadurch werden zwar inländische 
Waren und Dienstleistungen im Durchschnitt günstiger, aber importierte 
Waren, z.B. Benzin, bezogen auf das Einkommen teurer. Das ist derselbe 
Effekt wie eine Währung, die gegenüber einer anderen Währung abgewertet 
wird.
Fakt ist einfach, dass die Kaufkraft der Griechen im Verhältnis zu Ihrer 
Wettbewerbsfähigkeit einfach zu groß ist.

Es gibt finanziell sehr stabile Länder im Euro-Raum, die völlig 
unterschiedliche Kaufkraftstrukturen aufweisen. Mir konnte noch niemand 
schlüssig erklären, warum durch eine gemeinsame Währung keine 
unterschiedliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit möglich sein sollte.
Dass Griechenland finanziell aus dem letzten Loch pfeift, ist erstens 
den hohen Zinszahlungen geschuldet (ohne Zinsen wäre selbst der größte 
Schuldenberg kein echtes Problem) und zweitens dem Missverhältnis 
zwischen Effizienz der Wirtschaft und Einkommen der Menschen. Wären die 
Schulden nicht (bzw. die Zinszahlungen), würde sich das Problem alleine 
dadurch lösen, dass die Gehälter dank hoher Arbeitslosigkeit automatisch 
sinken würden. Damit wäre ein Wettbewerbsausgleich geschaffen.
Das Problem der Schuldenkrise in Europa ist außerdem nicht die 
Verschuldung der Länder (Spaniens Schuldenstand bezogen auf das BIP ist 
nicht höher als der Deutschlands) sondern die Kettenreaktion der Akteure 
an den Finanzmärkten, bestehend aus Gläubigern, also z.B. Banken und 
Versicherungen und Ratingagenturen.
Die USA haben z.B. auch ein deutliches Schuldenproblem, das dank des 
Fokusses auf die europäische Problematik aktuell völlig in den 
Hintergrund getreten ist.

Sobald da eine Entwicklung einmal losgetreten ist, lässt sich diese 
(außer durch unbeschränkten Anleihenkauf, z.B. durch die EZB oder in den 
USA die FED) kaum noch stoppen. Diese Problematik sieht man gerade in 
Italien, und auch Frankreich wird da noch stark in den Fokus gelangen. 
Das hat allerdings weniger rationale als vielmehr emotionale und 
subjektive Gründe.
Den ganzen Schmarrn sieht man z.B. an den Begründungen der 
Rating-Agenturen für Herabstufungen: Spart ein Land nicht genug, wird es 
herabgestuft, weil es zu wenig spart. Schnallt ein Land den Gürtel enger 
und spart mehr, wird es aber auch herabgestuft, da "die Wirtschaft 
daurch leidet". Also egal was das Land nun tut, die Herabstufung findet 
auf jeden Fall statt. Die Zinsen für neue Anleihen steigen dadurch, was 
dann schnell die nächste Herabstufung zur Folge hat. Eine 
Kettenreaktion. Die US-Ratingagenturen haben IMO einen extrem großen 
Anteil an der aktuellen Situation in Europa.
Immerhin ist es nicht so, wie in den Gazetten immer wieder dargestellt, 
dass der Euro-Raum ein winziger, wirtschaftlich bedeutungsloser Fleck in 
Hintertimbktu ist, sondern einer der größten und stärksten 
Wirtschaftsräume der Welt. Warum wir wegen etwas hoher Verschuldung 
einiger Euro-Länder (die zugegebenermaßen unbedingt reduziert werden 
muss)
gleich an den Weltpranger gestellt werden, ist für mich nicht 
einleuchtend.
Und warum die Schuldenproblematik in den Medien grundsätzlich mit dem 
Euro-Untergang assoziiert wird, ist mir ebenfalls nicht klar. Aber 
vielleicht fehlen mir ja die notwendigen volkswirtschaftlichen und 
finanztechnischen Kenntnisse.

Just my 2 cents.

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


Lesenswert?

> Und warum die Schuldenproblematik in den Medien grundsätzlich mit dem
> Euro-Untergang assoziiert wird, ist mir ebenfalls nicht klar. Aber
> vielleicht fehlen mir ja die notwendigen volkswirtschaftlichen und
> finanztechnischen Kenntnisse.

Nicht vielleicht , eher sicher ..

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

High Performer schrieb:
> Die Währung eines Landes hat nichts, aber auch gar nichts mit der
> Wettbewerbsfähigkeit zu tun.

Hat sie doch: Früher konnte ein Staat wie Griechenland seine Währung 
gegenüber derer der anderen Staaten abwerten. Diese Möglichkeit haben 
sie verloren, als sie von der Drachme zum Euro wechselten.

von Schiller72 (Gast)


Lesenswert?

>High Performer schrieb:
>>Schiller72 schrieb:
>>... Was mit Ländern passiert, denen man eine für ihre
>>Wirtschaftsleistung zu harte Währung aufzwingt sieht man ja gerade in
>>Griechenland. ...

>Diese Behauptung ist Unfug, und bleibt es selbst dann, wenn es die
>Verblödungsmedien hundertfach behaupten. Die Währung eines Landes hat
>nichts, aber auch gar nichts mit der Wettbewerbsfähigkeit zu tun.
>Wichtige Faktoren sind lediglich das Einkommen der Menschen, Kosten für
>Lebenshaltung wie Miete, Nahrungsmittel etc. und Preis für importierte
>Waren wie z.B. Benzin.

Wer sagt dieses ist Unfug ? Du ?

Ich gebe mal ein paar praktische exemplarische Beispiele, zunächst on 
topic.
-  VEB dkk Scharfenstein (ehemals DKW später foron) / Kühlschrankbauer 
der DDR
-  VEB SKET Magdeburg / Schwermaschinenbauer
-  VEB roboton / PC und Druckerhersteller (international 
wettbewerbsfähig war allerdings nur die Drucktechnik)
-  VEB Zekiwa / Kinderwagenhersteller

Dies waren in der DDR alles samt Betriebe, die auch in der BRD und im 
westlichen Ausland (quasi weltweit) erfolgreich ihre Produkte 
verkauften. Dkk Kühlschränke, robotron Drucker und auch 
Zekiwa-Kinderwägen gab es in jedem Katalog von Quelle/Neckermann/Otto & 
Co. Der wahre Hersteller stand freilich nie bzw. nur sehr selten direkt 
aufgedruckt.
(Für derartige Firmen ließen sich noch eine ganze Reihe weiterer 
Beispiele nennen.)

Das heißt also schon einmal: diese Produkte waren qualitativ so wertig, 
dass sie auch im Westen verkäuflich waren, dies auch in hohen 
Stückzahlen.
Solange die DDR-Mark als Binnenwährung existierte und alle Exporte über 
Valuta und entsprechenden Skalierungen verkauft bzw. gehandelt wurden 
ergab das immer noch Gewinne für die entsprechenden Betriebe und für die 
Volkswirtschaft. Mit Einführung der DM waren diese Umrechungskurse 
hinfällig und bei jedem verkauften Produkt wurden Verluste gemacht. Der 
ganze Absatzmarkt im Osten (Russland, etc.) brach fast vollständig weg, 
weil dieselben Produkte die gestern noch begehrt waren quasi über Nacht 
viel zu teuer waren.

Und nun off topic: Die Wirtschaftskraft der Griechen war und ist viel zu 
schwach als das man die Währung statisch an den Euro, der die an 
wirtschaftsstarken Staaten wie D, FR, etc. angelehnt ist, binden kann. 
Eben genau aus dem Grund den Mark Brandis nannte. Das normale 
Instrumentarium der Währungsabwertung des Drachme besteht eben nicht 
mehr.
Und speziell auf die Griechen bezogen, der Tourismus boomte doch dort zu 
Zeiten des Drachme durch eben die Währungsumrechnung. Seit dem Euro 
fahren die Touristen eben lieber in z.B. in die Türkei, weil sie da für 
ihren Euro deutlich mehr bekommen als in Griechenland, wieder wegen der 
Währungsumrechung.

Wie du es anregst, betrachtest du den reinen Binnenmarkt, was man so 
nicht tun kann.

Nach Deiner These könntest du in Deutschland ja auch den Schweizer 
Franken einführen. Dann würdet du erleben, dass ohne sonst irgendetwas 
zu ändern über Nacht es die Deutschen Maschinen- und Anlagenbauer wie 
auch sonst jegliche exportorientierte Industrien sehr schwer haben und 
sich ihr weltweiter Absatz drastisch reduzieren würde. Deutschland hat 
ja durch den Euro enorm profitiert, dies auch und das ist ein wichtiger 
Grund, weil er nicht so „hart“ wie die damalige DM war/ist (oder die 
besser: die DM wäre zum heutigen Zeitpunkt viel zu "hart" geworden") .

Und noch am Rande: Es gab auch Länder, die den Euro bewusst nicht 
eingeführt haben, eben weil sie sich der Konsequenzen für ihr Land / 
ihre Volkswirtschaft bewusst waren, bzw. ihr Volk haben entscheiden 
lassen.
[http://de.wikipedia.org/wiki/Eurozone]

>High Performer schrieb:
>„Aber vielleicht fehlen mir ja die notwendigen volkswirtschaftlichen und
>finanztechnischen Kenntnisse.“
Dem neige ich zuzustimmen, nur frage ich mich, warum du dann hier so 
weit ausholst ?!

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Zuckerle schrieb im Beitrag #2387041:

> Hallo Wilhelm.
>
> Ich spreche nicht von Absolventen einer FH mit der Studienrichtung
> Bergbau sondern von Grubensteigern welche in den 70er Jahren bestenfalls
> einen betriebsinternen Leergang, sprich Steigerschule, besuchten und als
> Trittbrettfahrer nach 74 auf Antrag nachdiplomiert wurden.
>
> Am schlimmsten ist aber die große Fresse die die haben.

Danke für die Erklärung. Auch an Paul, der es weiter oben näher 
beschrieb.

Na, das ist ja ein Ding! Nein, ich kannte das so gar nicht. Ich hätte 
mich nach fast 20 Jahren Handwerk auch mal besser nachdiplomieren 
lassen!!! ;-)

Das hätte mir doch das Studium gespart, und den damit verbundenen 
Aufwand!



In den 1970-er Jahren kannte ich nur ein paar meiner Lehrmeister, die 
graduierte Ingenieure waren. Sie sprachen von der Ingenieurschule, eine 
FH oder Uni sah von denen niemand von innen. Und die Jungs hatten alles 
auf dem Kasten, was man so braucht, nie um eine Erklärung verlegen.

Da es damals auch schon das Diplom gab, fragten wir interessehalber mal 
einen, warum er denn nur graduiert ist, und nicht diplomiert. Wir 
hielten die Graduierung gegenüber dem Diplom für abwertend.

Aber, die Jungs waren an Titeln tatsächlich überhaupt nicht 
interessiert. Wozu auch.

von techn123 (Gast)


Lesenswert?

Schiller72 schrieb:
> Das heißt also schon einmal: diese Produkte waren qualitativ so wertig,
> dass sie auch im Westen verkäuflich waren, dies auch in hohen
> Stückzahlen.
> Solange die DDR-Mark als Binnenwährung existierte und alle Exporte über
> Valuta und entsprechenden Skalierungen verkauft bzw. gehandelt wurden
> ergab das immer noch Gewinne für die entsprechenden Betriebe und für die
> Volkswirtschaft. Mit Einführung der DM waren diese Umrechungskurse
> hinfällig und bei jedem verkauften Produkt wurden Verluste gemacht. Der
> ganze Absatzmarkt im Osten (Russland, etc.) brach fast vollständig weg,
> weil dieselben Produkte die gestern noch begehrt waren quasi über Nacht
> viel zu teuer waren.

Das ist die eine Seite der Medaille. Man hätte auch Westprodukte 
importieren müssen vom Nahrungsmittel bis zum Auto. Da sich eine DDR - 
Währung auf dem freien Markt irgendwann bei ihrer wahren Kaufkraft 
eingependelt hätte sähe es hier wohl noch aus wie in Hinterpolen, da 
sich kein Mensch etwas hätte kaufen können. Ein Wohlstand wie derzeitig 
wäre niemals möglich gewesen. Schon ein Hartzer hat mehr wie ein 
DDR-Bürger. Die Innenstädte würden immer noch so aussehen, wie kurz nach 
dem Krieg. Freiheit hat ihren Preis.
Dieser Ossi-Wessi-Hass wird nur geschürt um von anderen Problemen 
abzulenken. Teile und herrsche, das klappte schon bei den Römern.


Es hätte alles schlimmer kommen können. Im Hintergrund lief übrigens 
eine ganz andere Revolution: Die Globalsierung.

von High Performer (Gast)


Lesenswert?

>Nach Deiner These könntest du in Deutschland ja auch den Schweizer
>Franken einführen.

Klar könnten wir das. Beispiel: 1,- EUR == 1,20 CHF.

Also was heute 1,- EUR ist ist morgen 1,20 CHF.

So, und jetzt sage mir bitte, was sich dann an der Wettbewerbsfähigkeit, 
den Preisen oder sonstwo ändert.

>Und nun off topic: Die Wirtschaftskraft der Griechen war und ist viel zu
>schwach als das man die Währung statisch an den Euro, der die an
>wirtschaftsstarken Staaten wie D, FR, etc. angelehnt ist, binden kann.
>Eben genau aus dem Grund den Mark Brandis nannte. Das normale
>Instrumentarium der Währungsabwertung des Drachme besteht eben nicht
>mehr.

Bitte, erkläre mir das Instrumentarium der Währungsabwertung!

>Und speziell auf die Griechen bezogen, der Tourismus boomte doch dort zu
>Zeiten des Drachme durch eben die Währungsumrechnung. Seit dem Euro
>fahren die Touristen eben lieber in z.B. in die Türkei, weil sie da für
>ihren Euro deutlich mehr bekommen als in Griechenland, wieder wegen der
>Währungsumrechung.

Nein, das hat andere Gründe! Die Kaufkraft der Griechen ist in den 
letzten zehn Jahren im Vergleich z.B. zu Deutschland dramatisch 
gestiegen. Dieser Kaufkraftgewinn ist allerdings nicht dem Euro 
geschuldet, sondern der Tatsache, dass sich das Preisniveau in 
Griechenland dank enormer Geldströme aus den EU-Fördertöpfen und enormer 
Neuverschuldung deutlich steigern konnte, und zwar, ohne dass die 
Wirtschaftsleistung diese Anhebung des Preisniveaus gerechtfertigt 
hätte. Die Strafe folgt jetzt, indem durch deutliche Korrekturmaßnahmen 
in der Fiskal- und Sozialpolitik wieder ein Niveau erreicht werden wird, 
das der Leistung des Landes entspricht. Ich bin nur gespannt, wann die 
Griechen das endlich kapieren und diese unsäglichen Streiks und Randale 
endlich aufhören.

Ich versuche es nochmal:

Nehmen wir ein kleines Entwicklungsland, irgend wo in Südafrika.
Nehmen wir weiter an, es gäbe dort die Währung Zeta.
Ein Arbeiter verdiene aktuell ca. 10000 Zeta, ein Pfund Butter koste 10 
Zeta, ein Lister Bezin 100 Zeta.
Nun führt dieses kleine, arme Land den Euro ein. Es wird ein 
Umrechnungskurs von 100:1 festgelegt. Also 100 Zeta = 1 Euro.

So, nach der Umrechnung:

Der Arbeiter bekommt 100 Euro, ein Pfund Butter kostet 0,1 Euro,
Ein Liter Benzin kostet einen Euro.

Also was genau hat sich für dieses Land nun durch die Währungsumstellung 
geändert, sowohl auf den Binnenmarktseite als auch auf der 
internationalen Seite?

Ich würde mich echt sehr freuen, wenn mir jemand den gordischen Knoten, 
den ich anscheinend mit dem Thema Währungsumstellung/Währungsabwertung 
habe, lösen könnte. Danke!

von High Performer (Gast)


Lesenswert?

>Deutschland hat ja durch den Euro enorm profitiert,

Ja ja, auch das hört man täglich in den Medien. Ich würde aber dazu 
gerne mal ein paar Fakten sehen/hören.

Zur Info: Die Kaufkraft in Deutschland ist in den letzten Zehn Jahren 
deutlich gesunken. Das hat allerdings nichts mit dem Euro zu tun, 
sondern mit der enormen Anpassung der Lohn- und Gehaltsniveaus nach 
unten, um trotz Globalisierung noch wettbewerbsfähig zu sein. Das hätte 
auch mit der D-Mark funktioniert.

Und was bedeutet "hart" oder "weich" bei einer Währung? Wenn man die 
Entwicklung des Euro seit seiner Einführung anschaut, dann kann von 
einer weichen Währung keine Rede sein. OK, die aktuelle enorme Abwertung 
gegenüber anderen Währungen ist dramatisch, aber spiegelt halt die 
aktuelle Stimmung wieder. Noch Mitte 2008, vor der Krise, als der Euro 
bei fast 1,60 USD lag, hörte man immer mal wieder die Theorie, dass der 
Euro den Dollar als Weltleitwährung wohl bald ablösen werde. Ohne das 
Totalversagen der Politik in Bezug auf die Maastrichtverträge bzw. deren 
Nichteinhaltung wäre der Euro heute wohl bei 2,00 USD. Dank der totalen 
Aufweichung der Maastrichtverträge und dank der Abermilliarden von Euro, 
die in Europa in die Bankenrettung "investiert" wurden, tendiert der 
Euro wieder zur Parität zum Dollar, wo er ja bei seiner Einführung auch 
schonmal war (bzw. sogar darunter).
Der totale Fokus auf die Finanzsituation in Europa ist eigentlich nicht 
zu rechtfertigen, denn auch in den USA und vielen weiteren 
Nicht-Euro-Ländern gibt es deutliche Verwerfungen. Aber die 
interessieren aktuell halt niemanden. Wir haben durch den enormen Druck 
der Märkte immerhin die Chance, die Haushalte der meisten Euro-Staaten 
zu konsolidieren. OK, eine etwas gemächlichere Gangart wäre wohl 
vernünftiger, aber das lässt die aktuelle Panik an den Märkten halt 
nicht zu. Andere Staaten machen dagegen weiter wie bisher (USA/Japan 
etc., OK, Japan hat eine etwas andere Situation durch die Art der 
Schuldenverteilung) bzw. stützen ihre Volkswirtschaft auf 
Blasengeschäfte aka Finanzmärkte (z.B. GB).

von Michael_ (Gast)


Lesenswert?

>Nun ja, ich habe nach der Wende eigentlich recht ordentliche DDR-Ings.
>kennengelernt, von denen meines wissens nach keiner arbeitslos war, wenn
>er es nicht sein wollte, die durchweg recht kompetent waren.
Hast Recht. Von denen die in den Westen gegangen sind.
Und im Osten hängen die Trauben sowieso nicht so hoch. Und mit jeder 
Firmenpleite und Arbeitslosigkeit geht es erst mal bergab.
Bei mir war es seit der Wende drei mal. Da fragst du bei einem neuen 
Arbeitgeber nicht mal nach der Bezahlung nach Tarif oder 
13.Monatsgehalt.
Und zur Qualifizierung von Ing. Wenn der Chef nur eine abgebrochene 
Lehrausbildung hat, läßt das Ergebnis nicht lange auf sich warten.
Und das Problem der DDR-Ing. löst sich sowieso durch die natürliche 
Auslese. Die sind mittlerweile >50 Jahre, und die braucht sowieso 
niemand mehr.

von Schiller72 (Gast)


Lesenswert?

>High Performer schrieb:
>... Klar könnten wir das. Beispiel: 1,- EUR == 1,20 CHF. ...

Naja dann würde ein VW Golf eben nicht mehr 25.000 € sondern 30.000 CHF 
kosten, also vermutlich zu teuer um erfolgreich exportiert werden zu 
können.
Fürs Inland gebe ich dir Recht, da bleibt alles beim Alten.

Oder habe ich jetzt einen "gordischen Knoten" ?, hast mich gerade ein 
wenig aus dem Konzept gebracht.

von High Performer (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

>Naja dann würde ein VW Golf eben nicht mehr 25.000 € sondern 30.000 CHF
>kosten, also vermutlich zu teuer um erfolgreich exportiert werden zu
>können.

Warum wären 30.000 CHF zu teuer, 25.000 EUR dagegen nicht?

Wo genau ist der Unterschied zum normalen Umrechnungskurs, der ja jetzt 
auch besteht? Für den Schweizer würde das Auto zumindest nicht teurer, 
warum sollte das Auto für andere Länder teurer werden?

Es ist doch völlig egal, ob ich eine einzige Weltwährung habe (wäre 
vermutlich sowieso die beste Lösung) oder die Währungen tauschen muss:
Es kann dann trotz Weltwährung sein, dass ein Auto, in Deutschland 
hergestellt, viel teurer ist als eines, das in Timbuktu gebaut wurde. 
Einfach, weil die Leute in Tibuktu arm sind und nur 20% unseres 
Einkommens haben und die Autos dort viel billiger gebaut werden können. 
Warum das dann nicht geschieht? Ganz einfach, weil man halt nicht mal 
eben im Hinterhof eine Autofabrik baut.

Und wenn auf der ganzen Welt das Benzin, dank Weltwährung, gleich teuer 
ist, dann kann sich der Mensch aus Timbuktu trotzdem von seinem 
Einkommen nur 20% der Benzinmenge kaufen im Vergleich zu uns.

Vor allem, dass es auch im Euroraum deutliche Gehalts- und 
Kaufkraftunterschiede zwischen den Ländern gibt, zeigt doch, dass es 
funktioniert. In Griechenland z.B. ist es einfach so, dass die Leute 
dort im Vergleich zur wirtschaftlichen Effizienz einfach zu viel 
verdienen.

>Fürs Inland gebe ich dir Recht, da bleibt alles beim Alten.

Das hat IMHO damit nichts zu tun.

von Ihmchen (Gast)


Lesenswert?

Wer heute, nach 20 Jahren, noch mit den "guten" Grundlagen der 
DDR-Ing-Ausbildung hausieren geht, der hat doch echt was verpennt. 
Weiterbilden und Spezialisieren ist die Devise, gerade im Ing Bereich. 
Wer jammert hat schon verloren. Überhaupt, DDR und "gute" Grundlagen 
immer in Verbindung zu nennen, ist doch Mumpitz.
Im Osten und im Westen und im Norden und im Süden ist die 
Gleichverteilung von Luschen und Leuten die es drauf haben 
wahrscheinlich gleich verteilt. Es ist doch ein Zeichen von 
Minderwertigkeitsgefühl nach 20 Jahren mit den "guten DDR-Grundlagen" 
rum zu eiern.
Um gleich mal den Leuten, die bei diesen Zeilen gleich wieder "Wessi" 
rufen vorzubeugen: Ich habe an der Humboldt-Uni studiert und im zwei 
Jahre WF gearbeitet. 1977 habe ich mich aus dem (DDR-)Staub gemacht und 
in "West"-Berlin an der TU noch mal studiert, das Diplom gemacht, 
gearbeitet und später promoviert. Habe immer sehr gut verdient, 
einschließlich meiner Selbständigkeit (1996-2000). Mit 50 rief mich 
Siemens an, ob ich für sie arbeiten wolle. Meine Bedingungen wurden 
erfüllt, warum nicht. Jetzt bin ich im Vorruhestand -ist doch super, 
oder? An der Tu leite ich seit 1996 bis jetzt, parallel zu meiner 
Arbeit, ehrenamtlich ein Speziallabor.
Anders, ein befreundeter Kommilitone aus Humbold-Uni Zeiten. Der hat 
nach der Wende seinen Job in einer DDR-Werkzeugmaschinenfabrik hin 
geschmissen und war dann fast 20 Jahre Arbeitslos. Meinen Tipp nach der 
Wende, er solle sich einen Rechner anschafften und Programmiersprachen 
lernen hat er nicht realisiert. Wir hatten doch beide die gleichen 
Grundlagen und vergleichbare Noten - so viel zu den Grundlagen.

von Tatsitus (Gast)


Lesenswert?

Schiller72 schrieb:
> weil sie da für
> ihren Euro deutlich mehr bekommen als in Griechenland, wieder wegen der
> Währungsumrechung.

Dabei wird aber unterstellt, dass die Griechen mehr verdienen müssten. 
In der Gastronomie und Hotelerie, wo es fast nur um Arbeitszeit geht, 
ist das aber nicht notwendigerweise so. Es ist für mich nicht einsehbar, 
warum ein Zimmermädchen in Griechenland teuerer sein muss, als in der 
Türkei oder Italien.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Tatsitus schrieb:

> Es ist für mich nicht einsehbar,
> warum ein Zimmermädchen in Griechenland teuerer sein muss, als in der
> Türkei oder Italien.

Wie entwickelten sich in diesen Staaten seit 1980 oder nach 
Euro-Einführung und EU-Mitgliedschaft eigentlich die Reallöhne bei 
Zimmermädchen, Orangen-, Zitronen-, Olivenpflückern?

Oder haben da nur die "Herren" abgesahnt?

von Tom (Gast)


Lesenswert?

Raider, Du....., nix zu tun an einem Freitag abend?

von Michael_ (Gast)


Lesenswert?

Aber was ich nicht begreife, das der EUR in den einzelnen Ländern 
unterschiedlich wert ist.
Die gleiche Zeitschrift, welche in Deutschland 3 EUR kostet, ist in der 
Slowakei für 4,50 EUR zu haben.
Warum ändert das gleiche Erzeugnis bei Grenzübertritt seinen Wert?

von Robocash (Gast)


Lesenswert?

Die DDR hatte den Holzdollar.

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Michael_ schrieb:
> Aber was ich nicht begreife, das der EUR in den einzelnen Ländern
> unterschiedlich wert ist.
> Die gleiche Zeitschrift, welche in Deutschland 3 EUR kostet, ist in der
> Slowakei für 4,50 EUR zu haben.
> Warum ändert das gleiche Erzeugnis bei Grenzübertritt seinen Wert?

Das hab ich mich auch schon gefragt. Einfuhrzoll vielleicht?

von Ingenieur (Gast)


Lesenswert?

Raider schrieb im Beitrag #2390810:
> FHler mit Minderwertigkeitskomplexen??

Ich halte es nach wie vor für einen Fehler, dass man diese FH's 
gegründet hat und sie "Ingenieure" ausbilden dürften. Man hätte einen 
anderen Titel nehmen soll und fertig. so gibt es Konkurrenz, inzwischn 
5-6 verschiedene Stufen des Ingenieurs und jeder ist bestrebt, den 
anderen niederzureden.

Ich habe versucht, den klaren Weg zu gehen: Abi, Uni, Job fertig. Wer zu 
den 1% technisch begabtesten in seinem Jahrgang gehört, der packt das 
auch. Darunter braucht man nichts, weil die anderen Luschen am Ende eh 
keine guten Ingenieure und Erfinder werden, sondern nur bessere 
Techniker bleiben, die mit ihrem Theoriewissen nix anfangen können, weil 
sie nicht die dazu passenden Aufgaben bekommen. Es gibt einfach viel zu 
wenig Denkerbedarf. Das meiste ist Umsetzung und einfaches Zeug. 
C-Programmieren, VHDL- und Perl, das alles kapiert doch jeder 3. 
Abiturient, wenn nicht jeder 2. wenn er sich damit beschäftigt.

Es ist an der Zeit, die Ansprüche zu heben: Abi für maximal 20% des 
Jahrgangs, Studium für eben diese 20%, davon 5% in die Unis und der Rest 
auf Technikerhochschulen, die einen bachelor aus ihnen machen. Das spart 
viel Geld, verkleinert die Klassen und beschleunigt die Ausbildung. Den 
Rest dürfen die Firmen selber machen. Machen sie ja schon mit der dualen 
Hochschule.

von Robocash (Gast)


Lesenswert?

+ Also das Argument: "Kollege, du bist zu dumm ..." kenne ich aus 
West-Deutschland. Jeder hütet sein Zeugnis, weil niedere Arbeit mehr 
anstrengt. Sobald alle gleich verdienen hört die Konkurrenz auf.

+ Es würde eigentlich die Grundlage des Forums sprengen, hier so zu 
diskutieren. Da gäbe es dann einen, der ist der Beste. Alle anderen sind 
logischerweise dümmer als er - und sie müssten das Forum verlassen. Das 
Forum wäre dann ein MONOLOG-BLOG. Oder ich signiere meine Beiträge immer 
als UNTER-BALLHOLER.

von cebrus (Gast)


Lesenswert?

Ingenieur schrieb:
> Es ist an der Zeit, die Ansprüche zu heben: Abi für maximal 20% des
> Jahrgangs, Studium für eben diese 20%, davon 5% in die Unis und der Rest
> auf Technikerhochschulen, die einen bachelor aus ihnen machen. Das spart
> viel Geld, verkleinert die Klassen und beschleunigt die Ausbildung. Den
> Rest dürfen die Firmen selber machen. Machen sie ja schon mit der dualen
> Hochschule.

Dazu Studiengänge, die letztendlich nicht zu einer Wertschöpfung führen, 
bedarfsgerecht verkleinern (Geisteswissenschaften etc.). Das spart noch 
mehr.

Beim Abi gebe ich dir auch recht. Auf dem Gymnasium, welches ich besucht 
habe, gab es viele, die nur aufgrund ihres Profiles (z.B. Kunst 
Leistungskurs) bestehen konnten. Besonders die, sagen wir mal "Freunde 
der weichen Fächer" waren nur aus Prestigegründen (Eltern) da, aber 
hielten sich für die Besten. Elitär ist daran nix, denn die 
Durchfallquote war weit unter 10%.
Auf Fächer, welche später in dem Umfang nicht mehr benötigt werden, 
wurde unverhältnismäßig viel Wert gelegt: z.B. Deutsch, Geschichte....
Informatik oder gar ein technisches Fach (z.B. ET) kamen zu kurz (nur 
aller zwei Wochen einmal) bzw. die gab es gar nicht. Dafür gab es Kunst 
und Religion. Und das auf einem naturwissenschaftlichen Gymnasium.
Fühlte mich da ziemlich fehl am Platz und dachte im Nachhinein eine 
technische Lehre mit Fachabi hätte mir viel nutzloses Wissen erspart 
(ist für mich Zeitverschwendung) und obendrein hätte ich noch verdient.
Aber trotz wirtschaftlicher Probleme und Globalisierung bleibt dieses 
uralte System bestehen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht sollte in den 
Abiturstufen nur naturwissenschaftliche Fächer, Englisch und ggf. eine 
andere Fremdsprache unterichtet werden. Die Auslese bzw. Abschreckung 
wäre dann wohl groß genug.

Bei Prüfungen/Klausuren sollten Projektarbeiten, welche selbstständig 
ausgearbeitet werden einen gewissen Stellenwert bekommen. Lernen kann 
jeder, aber das Wissen erfolgreich und selbstständig in die Praxis 
umzusetzen eben nicht. Zudem merkt der Einzelne schnell ob das 
angestrebte Fach wirklich etwas für ihn ist.
Die Ausbildung sollte in der Oberstufe zu einem Teil von Ingenieuren 
(idealerweise ältere mit BE) übernommen werden. Grund: Die Herren 
Pädagogen können meißt selber nicht erklären wozu man das ganze Wissen 
braucht.

Niemand sieht, dass wir im Zeitalter der Globalisierung und weltweiten 
Wettbewerbes ein ineffizientes Bildungssystem am Leben erhalten. 
Gefördert werden heir nur Arschkriecher und gehorsame (Auswendig)lerner.

von Robocash (Gast)


Lesenswert?

1)
Die Wertschöpfung in Deutschland macht zu 70% der Dienstleistungssektor 
und zu 25% das verarbeitende Gewerbe. Der Dienstleistungssektor ist 
eigentlich überflüssig. Er existiert nur, weil die echten 
Wirtschaftsgüter so reichlich vorhanden sind, dass der 
Durchschnittsbürger keine mehr kaufen will. Also müsstet Ihr alle 
eigentlich in Teilzeit arbeiten (30 Stunden / Woche). Aber das passiert 
nicht: Jeder ING schimpft seine Kollegen als DUMM und versucht selbst 
noch mehr Leistung zu bringen. Leistung von der die Hälfte überflüssig 
ist. Beispiel Auto: Wozu braucht ein durchschnittliches Auto elektrische 
Fensterheber. Sie gehen kaputt, kosten mehr Geld und sind eine 
Gefahrenquelle. Als Kunde kann man dann das Auto nicht mehr ohne die 
Fensterheber kaufen (Zwangs-Zusatzausstattung). Ein Auto, was mir Geld 
spart, weil es vielleicht weniger verbraucht, kann ich nicht bekommen 
(Mindestabnahme). Soll der Staat den Leuten das Geld geben, damit sie 
nach 30 Stunden je Woche nach Hause gehen können um dort Kreuzworträtsel 
zu lösen.

2) Zwanghafter Arbeitsdrang ist krank. Der Arzt sollte die Leute davon 
heilen.

von Backflow (Gast)


Lesenswert?

>Der Dienstleistungssektor ist eigentlich überflüssig.

Du bist ein Durchblicker allererster Klasse. Bestimmt rechnest du z.B. 
Ärzte, Krankenschwestern, Polizei etc. zum verarbeitenden Gewerbe.

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Robocash schrieb:
> Der Dienstleistungssektor ist eigentlich überflüssig.

Wie jetzt, soll ich mir selbst die Haare schneiden? Mein Auto selbst 
warten und reparieren? Die Straßenbeleuchtung vor meiner Wohnung selbst 
organisieren?

Nee... also, nee.

von Angel am Erkel (Gast)


Lesenswert?

Backflow schrieb:
>>Der Dienstleistungssektor ist eigentlich überflüssig.
Ist er nicht, solange einige Zeitgenossen der Meinung sind: "Ich lass 
mich werben" - das sind aber auch dann die Vögel, die sich hier 
ausheulen, wenn sie ihr Gehalt mit diesen Schmarotzern teilen müssen. 
Ich kann es nicht verstehen, dass es so bequeme Menschen überhaupt gibt.

von Robocash (Gast)


Lesenswert?

1)
Na schön, auch normale Leute kaufen Dienstleistungen. Aber in den 80-ger 
Jahren kam der Gedanke auf, dass die Industrie ja ein Überangebot 
erzeugen würde. Da hatte man die Idee, den Dienstleistungssektor 
auszubauen. So könnte man Leute unterbringen, die in der Industrie 
überflüssig würden. Immer mehr Zwischenhändler und Verwalter also, die 
auch ihren Anteil an einer Versorgung erhielten, die nur noch die 
Forderung erfüllen muss, dass sie den Verbrauch nicht übersteigt 
(abnehmender Grenznutzen). Überraschenderweise las ich dann in der 
Wikipedia das Zahlenverhältnis von Industrie und Dienstleistung (24% zu 
70%). Sie hatten es also verwirklicht. Und, was Wunder, ein Großteil der 
Dienstleistungen sind die Finanzdienstleistungen, die einen Berg Geld 
hin und her schieben, für den es momentan gar keinen Gegenwert an Ware 
gibt.

2)
Nimmt man wieder die Wikipedia her, dann hat der Westen von der Wende 
bis jetzt 1 Billion € in den Osten investiert und dort insgesamt auch 1 
Billion € Gewinn gemacht. Ossis haben praktisch kein Kapital, das 
Beitrittsgebiet gehört zu 95% den Wessis. BIP pro Einwohner und Jahr 
beträgt im Beitrittsgebiet 20 000,-€, in Tschechien sind es 17 000,-€. 
In Gesamtdeutschland sind es natürlich 34 000,-€, also ist es im Westen 
besonders hoch, weil dort die Kommandogewalt herkommt und man die teuren 
Sachen in der Nähe haben will. Das BIP zeigt, dass der Westen den Osten 
kaum unterstützt hat, sondern in den Nachbarstaaten ging es auch 
aufwärts.

von lustig (Gast)


Lesenswert?

Robocash schrieb:
> Beispiel Auto: Wozu braucht ein durchschnittliches Auto elektrische
> Fensterheber. Sie gehen kaputt, kosten mehr Geld und sind eine
> Gefahrenquelle.

Wozu braucht man überhaupt ein Auto? Es verschmutzt doch die Umwelt und 
ist eine noch größere Gefahrenquelle. Und mein Gott: Wieso Häuser bauen, 
wo es doch so schöne Höhlen gibt.

Robocash schrieb:
> Als Kunde kann man dann das Auto nicht mehr ohne die
> Fensterheber kaufen (Zwangs-Zusatzausstattung).

Falsch: Bei Dacia ist es z.T. Option (300€ Aufpreis). Zu Dir würde aber 
wohl eher ein Trabant 601 deluxe passen.

Robocash schrieb:
> BIP pro Einwohner und Jahr
> beträgt im Beitrittsgebiet 20 000,-€, in Tschechien sind es 17 000,-€.

Robocash schrieb:
> Das BIP zeigt, dass der Westen den Osten
> kaum unterstützt hat, sondern in den Nachbarstaaten ging es auch
> aufwärts.

Tolle Argumentation. Das eine hat mit dem anderen nix zu tun und ist 
zudem falsch. Die Innenstädte wurden restauriert, die Infrastruktur 
verbessert (Hitlers Autobahnen gabs 1990 noch im Originalzustand) und 
Millionen von Menschen mitdurchgefüttert. Wobei man sagen muss: Einem 
Hartzer geht es besser wie einem Durchschnittsarbeitnehmer der DDR.
Solchen Typen wie dir ist es zu verdanken, dass das schlechte Klischee 
der Ostdeutschen weiterhin Nahrung bekommt.
Wie hättest Du es denn gemacht???

von Michael_ (Gast)


Lesenswert?

>zudem falsch. Die Innenstädte wurden restauriert, die Infrastruktur
>verbessert (Hitlers Autobahnen gabs 1990 noch im Originalzustand) und
>Millionen von Menschen mitdurchgefüttert. Wobei man sagen muss: Einem
>Hartzer geht es besser wie einem Durchschnittsarbeitnehmer der DDR.
Davon hat der Niedrig- oder Normalverdiener überhaupt nichts. Man kann 
das an den Altstädten von Meißen oder Dresden sehen. Die eine ist mit 
Westgeld zu absoluten Touristenkitsch verkommen. Die andere ist erst 
entstanden, als sicher war, das die Frauenkirche zu einem 
Touristenmagnet wird. Aber beide und andere auch sind von den normalen 
Menschen entvölkert.
Und bitte keine Vergleiche zu Durchschnittsarbeitnehmer der DDR.
Der Bürokratenhorror bei H4 ist Weltspitze!

von Matthias L. (Gast)


Lesenswert?

>Die Innenstädte wurden restauriert, die Infrastruktur verbessert

Tip: Fahr mal nach Schlagloch City. Auch bekannt als Leipzig.

von Hotzenplotz, Räuber a.D. (Gast)


Lesenswert?

Matthias Lipinsky schrieb:
> Tip: Fahr mal nach Schlagloch City. Auch bekannt als Leipzig.
Mutti verschenkt gerade unser Tafelsilber.

von Robocash (Gast)


Lesenswert?

Besser war der Holzdollar. Das Westgeld ist allmächtig und unterwirft 
den Menschen. Er hat nicht mehr die nötige Ruhe, um geniale technische 
Dinge zu erfinden. Es ist alles nur noch optimierter und noch kleiner. 
Wie der ICE:

+ Ich hab Radachse.
+ Ich hab Schaltschrank.
+ Ich hab Entgleisung.
+ Ich hab Sauna.

von Matthias L. (Gast)


Lesenswert?

>Mutti verschenkt gerade unser Tafelsilber.

Du hast recht. Interessant ist auch, dass es dieses Jahr von denen keine 
Klimaerwärmung gab..

Wir haben ja Finanzkrise.

von Reinhard S. (rezz)


Lesenswert?

Erneut Zittermann schrieb:

> bis auf ein paar Vorzeigestädte wie
> bleistiftsweise Jena oder Eisenach ist alles im Eimer.

Würde ich so nicht sehen. Aber in Jena (und Erfurt) sind die Mieten auch 
exorbitant hoch.

von robocash (Gast)


Lesenswert?

Go West, Zoohandlungs-Junge:
============================

http://www.youtube.com/watch?v=vmZ7j2TgTYQ

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.