Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Nichts zu tun im neuen Job


von honk1 (Gast)


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Kennt hier einer das Problem, dass man seine eigentliche Arbeit die 
offiziell eine Woche dauern darf in wenigen Stunden erledigt ist und der 
Rest der Zeit nichts zu tun ist?

Ein Bekannter den ich gestern traf hat genau das Problem und er ist 
nicht der Einzige, sondern die ganze Abteilung simuliert mehr oder 
weniger Geschäftigkeit und schlägt den Rest der Zeit mit Surfen, 
Spielen, ... tot. Der Witz ist, er wurde neu eingestellt, also 
eigentlich eine überflüssige Stelle und es sieht auch nicht so aus, dass 
sich das ändert. Die ganze Abteilung scheint überflüssig zu sein, jeder 
weiss es, auch der Chef. Damit das so bleibt und jeder seinen Job 
behält, simuliert man Geschäftigkeit und stellt sogar neue Leute ein um 
die Wichtigkeit zu unterstreichen.

Erst dachte ich er will mich verarschen, das scheint aber wirklich so zu 
sein. Am Anfang fand er es noch lustig, er wird sogar zu Überstunden 
'genötigt', weil das alle machen. Jetzt ist er knapp vier Wochen dort 
und dreht so langsam am Rad, weil nicht weiss wie er die Zeit jeden Tag 
totschlagen soll.

So stelle ich mir immer die Arbeit in einer früheren staatlichen Behörde 
vor aber nicht in einem Weltkonzern der am Markt bestehen muss.

von Kommentator (Gast)


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Desto größer die Firma, desto größer der Ballast. Auf der anderen Seite 
hat man auch kein Problem damit, diesen in Größenordnungen wieder 
loszuwerden. Letztlich ein Problem, was sich durch alle Ebenen der 
Gesellschaft zieht - Führungsversagen.

von Test (Gast)


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Meinst Du, wenn der Chef der Konzernleitung mitteilt, seine Abteilung 
sei überflüssig, würde er dafür irgendwie "belohnt"? Wahrscheinlich 
könnte er dann, wie alle anderen auch, einfach gehen.

Dein Bekannter ;-) sollte einfach froh sein, während seiner Suche nach 
einem ordentlichen Job wenigstens finanziell versorgt zu sein.

von Ich (Gast)


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Neu eingestellt (Probezeit?) und kaum was zu tun.
Das ist schlecht, auch wenn es zur Zeit angenehm ist.

Mal wenig zu tun zu haben kann ab und zu mal vorkommen, der Zustand 
sollte aber nicht all zu lange dauern, sonst ist man ganz schnell ganz 
draussen und dann hat man noch mehr Zeit.

Ich kenne das aus einer Erzählung, da wurde jemand neu eingestellt 
(großes Bauunternehmen), nach 2 Monaten war der Chef weg, nach 3 Monaten 
gab's die Kündigung.

Test schrieb:
> Dein Bekannter ;-) sollte einfach froh sein, während seiner Suche nach
> einem ordentlichen Job wenigstens finanziell versorgt zu sein.

Stimmt, dazu muss er sich aber nach einem ordentlichen Job umschauen und 
nicht alles laufen lassen.

von Beispiel (Gast)


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Habe mal in einer Firma gearbeitet, in der 2 Entwickler, 1 
Kundendienstler, 3 Vertriebler, 2 Sekräterinnen und 2 Chefs am 
rumwurschteln waren. Wenn sich das, was man "produziert" so "vergolden" 
läßt, ist doch alles in Butter. Also nicht weiter drüber nachdenken und 
die schöne Zeit genießen...

von Wilhelm F. (Gast)


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Welcher Art und Größe ist denn die Firma?

Das kann viele Gründe haben. Vielleicht war die Firma schon mal 
insolvent, und bekommt jetzt staatliche Zuschüsse, bzw. Zuschüsse vom 
Amt für eingestellte Personen.

Auch ist es denkbar, daß man kurz vor Jahresende die Geschäftsbilanzen 
noch herunter rechnen will.

Gesund sieht das auf jeden Fall nicht aus.

von iaoffline (Gast)


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honk1 schrieb:
> Kennt hier einer das Problem, dass man seine eigentliche Arbeit die
> offiziell eine Woche dauern darf in wenigen Stunden erledigt ist und der
> Rest der Zeit nichts zu tun ist?

Ja, ein Bekannter von mir hat 4 Jahre nur Solitaire gespielt, leitende 
Position bei besten Bezügen. Klingt unglaublich, ist aber so. Ist ein 
Konzern der mehr als ausreichend Gewinne macht, hat keinen Interessiert 
weil keiner Verantwortlich war. Nach 4 Jahren ist das dann einer 
Unternehmensberatung aufgefallen und jetzt macht er einen anderen 
Leitenden Job mit ein bisschen mehr "Führungsverantwortung".

von Jim Panse (Gast)


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Naja, das ist dann auch bescheuert, seine Zeit mit Solitaire zu 
verplempern. Da kann man ja wenigstens Aktienhandel treiben oder einen 
Nebenjob als Entwickler, Programmierer, ... machen oder eigene Sachen 
entwickeln.

Ich persönlich würde aber alles protokollieren und dann einen Bericht 
ganz weit nach oben schicken und mich gleichzeitig für eine höhere 
Position anbieten.

von honk1 (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Welcher Art und Größe ist denn die Firma?
Es ist eine recht kleine und neue Tochtergesellschaft einer sehr grossen 
Firmengruppe.

von Wilhelm F. (Gast)


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honk1 schrieb:

> Wilhelm Ferkes schrieb:
>> Welcher Art und Größe ist denn die Firma?
>
> Es ist eine recht kleine und neue Tochtergesellschaft einer sehr grossen
> Firmengruppe.

Findet sich da nichts im Elektronischen Bundesanzeiger? Einfach mal die 
Suchmaschine betätigen.

Denn dort findet man oft Jahresberichte von Unternehmen, mit Zahlen.

Zu meiner Ex-Firma fand ich da auch mal was. Und zwar, daß ein Jahr nach 
meiner Entlassung die Belegschaft etwas reduziert war. Das war in der 
Bankenkrise. Später fand ich da aber auch wiederum nichts, weil die 
Firma gelegentlich mal umbenannt wurde. Die Firma war mal eigenständig, 
dann wieder Tochter von verschiedenen anderen, das Geflecht änderte sich 
von Zeit zu Zeit.

von honk1 (Gast)


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Test schrieb:
> Dein Bekannter ;-) sollte einfach froh sein, während seiner Suche nach
> einem ordentlichen Job wenigstens finanziell versorgt zu sein.
Ist wirklich mein Bekannter, nicht ich.

Eine leitende Position hat er dort auch nicht, er ist Techniker und 
hockt mit anderen Technikern + Ing. im Büro und langweilt sich, 
Bezahlung ist auch ok, knapp 40k (mehr als er vorher hatte, war knapp 
1Jahr arbeitslos) wobei ich die Details nicht kenne. Sozusagen bezahlter 
Neun-Stunden-Knast. ;)

Der Einzige der dort noch regelmässig was zu tun hat, ist der Chef, 
wobei davon Grösstenteils die Tätigkeit des 'Schein wahrens' ist, also 
neues Personal anfordern, Berichte verfassen,... Ab und an müssen auch 
mal einige ein bis zwei Wochen raus zum Kunden, darum reissen sich alle, 
damit sie aus dem "Edelknast" mal zur Abwechslung rauskommen.
Z.T. werden auch Aufträge verspätet abgeliefert bzw. erst nach mehreren 
Anfragen/Mahnungen, damit es so aussieht, dass dort viel zu tun ist, 
wäre auch verdächtig, wenn die immer pünktlich Aufträge und Anfragen 
erledigen. ;)

Wenn das mal rauskommt, dann rollen aber die Köpfe. Ich werde deshalb 
keine Details zur Firma geben. Nur soviel: Ist in Süddeutschland, 
ziemlich in der Pampa. Diese Tochtergesellschaft ist sehr klein 
verglichen mit den anderen Tochtergesellschaften und noch recht neu in 
der Firmengruppe aber nicht so neu, dass man auf Vorrat Personal 
einstellt weil man im Aufbau ist, ein paar Jahre gibts den Laden schon 
und die Situation ist dort bis heute so.

von honk1 (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> honk1 schrieb:
>
>> Wilhelm Ferkes schrieb:
>>> Welcher Art und Größe ist denn die Firma?
>>
>> Es ist eine recht kleine und neue Tochtergesellschaft einer sehr grossen
>> Firmengruppe.
>
> Findet sich da nichts im Elektronischen Bundesanzeiger? Einfach mal die
> Suchmaschine betätigen.
Was soll ich dort suchen? Ich kenne den Namen, ich werde ihn hier nur 
nicht hinausposaunen, sonst fliegen die Leute evt. auf.

von Berufseinsteiger (Gast)


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Wenn er surfen und spielen darf, warum nutzt er die Zeit nicht für 
Weiterbildung? Nach 1-2 Jahren kann er sich dann woanders bewerben. Ein 
bißchen beneide ich ihn.

von Wilhelm F. (Gast)


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honk1 schrieb:

>> Findet sich da nichts im Elektronischen Bundesanzeiger? Einfach mal die
>> Suchmaschine betätigen.
>
> Was soll ich dort suchen? Ich kenne den Namen, ich werde ihn hier nur
> nicht hinausposaunen, sonst fliegen die Leute evt. auf.

Nein, das verlangt niemand, daß du Namen nennst. Du solltest ja dort 
selbst nach der Firma suchen, Geschäftsberichten, Auffälligkeiten. 
Registrieren mußte ich mich dort nicht, als ich selbst mal suchte. Man 
kann dort in einem Suchfenster den Firmennamen eingeben. Entweder findet 
man dann dazu was, oder auch nicht.

Es könnte doch kleine Hinweise geben. Dinge, die man nicht auf der 
Firmenhomepage findet. Ich bin mir sicher, daß auch Personaler dort mal 
stöbern, wenn sie einen Bewerber aus einer anderen Firma bekommen. Um zu 
erfahren, was da los ist. Wie gesagt, ich fand darin die 
Personalreduktion meiner Ex-Firma zu Krisenbeginn. Das sind kleine 
Hinweise auf den Unternehmenszustand, z.B. ob es mal eine 
Kündigungswelle gab. Wo erfährt man sowas sonst? Ich wollte damals 
ungefähr wissen, wer außer mir noch so raus flog, als ich kurz nach 
meiner Entlassung über Umwege von einem weiteren betroffenen Kollegen 
hörte. Denn ich war der Erste mit der Entlassung, wegen "last in first 
out". Im Bundesanzeiger fand ich dann die Mitarbeiterzahlen 
verschiedener Jahre. Das ist doch schon was!

von Zonk-8000 (Gast)


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Oh also in der Firma würde ich auch gerne arbeiten, dann könnte ich an 
all den schönen Projekten werkeln zu denen ich bisher nie gekommen, 
nebenbei all die Bücher lesen die mich noch so interessieren und bekäme 
auch noch Geld dafür :-)

Solitär spielen oder 8h lang die Decke anstarren... pffft was für 
unkreative Leute sind das denn wenn sie diese Chance nicht zu nutzen 
wissen.

von Zonk-8000 (Gast)


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> zu denen ich bisher nie gekommen  BIN
sollte das heissen.

von Robocash (Gast)


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Das gibt es auch in AMTS-Rechenzentren. Ich wollte dort kreativ werden. 
Dafür hat das Rechenzentrum aber einen aprobierten Dipl. Psychologen, 
der mich zwangsberenten wollte. Vor einer Untersuchung bei dem schienen 
alle große Angst zu haben. Denn untersucht kein Mobbing, auch nicht ob 
ein MA krank ist, sondern er untersucht immer nur DASS der MA 
erwerbsunfähig ist. Kleinere Krankschreibungen und Dienstreisen setzen 
die Leute ein, um bei unangenehmen Terminen nicht erscheinen zu müssen.

Es ist wie in dem Film: "Per Anhalter durch die Galaxis". Ein 
drohnenbrütiges  Bienenvolk.

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Ich denke es wird in Zukunft noch mehr solcher Stellen geben, wo nur 1 h 
pro Tag gearbeitet wird. Aufgaben im Bereich Entwicklung o. ä. sind nun 
mal recherchelastig. Man kann jetzt einen einstellen, der 20 h liest und 
dann 1 h programmiert. Man kann aber auch 2 Leute einstellen, wobei 
jeder auf seinem Gebiet fit ist und gleich loslegen kann, ohne viel zu 
lesen. Die Sache dauert dann nicht 20 h + 1h sondern nur noch 0,5 h + 
0,5 h. Dafür wird halt viel rumgesessen und nichts gemacht. Ist am Ende 
immer noch billiger, schneller und besser.

So funktioniert halt unsere Wirtschaft. Bei automatisch generierten 
Briefen steht auch oft der Hinweis drauf, dass es billiger ist, alles 
einzeln zu versenden, als den Aufwand zu treiben, alles zusammen zu 
fassen. Bei China-Shop-Bestellungen steht auch da, dass jeder Artikel 
einzeln versendet wird, da schon in der Versandverpackung, umpacken 
lohnt halt nicht. CD-Player werden auch weggeschmissen, anstatt neu 
abgzugleichen, weil billiger.

von cq (Gast)


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Das ist exakt mein Job.
44k für ca 5h Arbeitsaufwand in der Woche, all-in-Vertrag, die meisten 
Kollegen machen "Homeoffice" (ja, klar) und ich sitze am Laptop und 
mache meinen Master nach.
Ein paar Mal im Jahr gibts ne mehrtägige Dienstreise zu einer Messe (in 
zwei Wochen wieder, freu mich drauf) und eine Weiterbildung nach eigener 
Wahl.
Es ist ein klasse Job, aber es war nicht leicht, sich daran zu gewöhnen. 
Wenn man sich selbst keine Ziele setzt und nichts tut, dann fühlen sich 
acht Stunden Internet surfen wie eine Ewigkeit an.

Wir sind ca 20 Entwickler, die meisten relativ spezialisiert und 
arbeiten an Projekten, die eigentlich trivial sind. (Aka: Die würden 
einen Elektroniker mit Jahren Erfahrung zum Aufbau einer OPV-Schaltung 
einstellen).
Aber weil unsere Bosse Schaumschläger sind und die Auftraggeber 
ebenfalls, wird Geld erzeugt.

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Das Problem habe ich nicht. Wenn ich frei habe, dann stehe ich 13:00 Uhr 
auf. Und guck nur schnell was bei google nach und gucke mal was es neues 
in den mediatheken und an Podcasts gibt. Upps, es ist ja schon wieder 
4:00 Uhr früh. Hmm und noch nichts gemacht...

von Purzel H. (hacky)


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>Nichts zu tun im neuen Job

Dann ist Weiterbildung angesagt. In dieser Reihenfolge :
1) Was koennte der Firma sofort etwas bringen
2) Was koennte der Firma laengerfristig etwas bringen
3) Was koennte dem Arbeitnehmer laengerfristig etwas bringen

von Wilhelm F. (Gast)


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In einer Abteilung, wo fast nichts zu tun war, Lagerverwaltung, machte 
ein ehemaliger Handwerkskollege mal ein Studium E-Technik mit Vertiefung 
NT. Etwa 1985. Er hatte auf dem Lager völlig ausreichend Zeit, den Stoff 
aufzuarbeiten, und für Klausuren zu lernen. Zu Klausuren war er mal "zur 
Toilette", wenn ihn jemand suchte. Betrieb und FH waren ja innerhalb der 
Stadt. Die Vorlesungsskripte und Übungen kopierte er sich von 
Kommilitonen, die in den Vorlesungen präsent waren. Pflichtlabore an der 
FH Köln gab es auch nachts, weil die total überlastet waren, und die 
Tageszeit nicht reichte. Nach dem Studium stieg er sogar im selben 
Unternehmen in die gehobene Beamtenlaufbahn ein, und zwar auf Grund 
seines Abschlusses. So kann man sich kostenlos und auch noch mit vollem 
Gehalt ganz ohne Einbußen weiter bilden, und auch noch beruflich voran 
kommen.

von martin (Gast)


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Und  hier  eine Geschichte  mit Namen :  ist schon 10 Jahre her.

Ein Bekannte von mir arbeitet(e?)  bei MTU .  Irgend so ne exotische 
Programmiersprache.

Eine Kollegin in der Abteilung sollte sie  unterstützen, patzte  aber 
immer wieder (Zitat:  dafür  bin  ich nicht eingearbeitet) . Nach jedem 
Patzer hat  sie natürlich weniger zu tun bekommen, ist ja klar.

Irgendwann hat sie dann angefangen während der Arbeitszeit 
Fernuni-Hagen Material zu lernen.

Der Abteilungsleiter wußte Bescheid, traute sich aber nicht die Gute 
rauszuschmeissen, weil  das hätte ja  ein schlechtes  Licht  auf ihn 
geworfen.  Und dann noch das deutsche Arbeitsrecht.

Es gibt  wirklich nichts wo  sich deutsche Manager mehr in die Hosen 
machen als bei dem Gedanken jemand  wegen Minderleistung entlassen zu 
müssen ... lieber erledigen  sie das selbst  mit ... ooder lassen 
miterledigen.

von Ich (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Pflichtlabore an der
> FH Köln gab es auch nachts,

Hatte da auch Samstags Vorlesung, Anfang der 90-er.

Dauerhaft nichts zu tun zu haben ist gefährlich, man verlernt zu 
arbeiten, konzentrieren, Stress auszuhalten, ... .


Die öde Zeit sinnvoll nutzen, private Projekte realisieren, private 
Weiterbilduung, etc.

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, honk1,

> Kennt hier einer das Problem, dass man seine eigentliche Arbeit die
> offiziell eine Woche dauern darf in wenigen Stunden erledigt ist und der
> Rest der Zeit nichts zu tun ist?

"Unfähigkeit des Managements" hat nicht nur ein Gesicht. In diesem Fall 
schließt sie die Unaufmerksamkeit der Controller ein, der 
Qualitätsmanager, der Linienvorgesetzten bis in den Aufsichtsrat.

Zur Erklärung verlagere ich das Geschehen in die fiktive "Nuts&Bolts 
GmbH" ("N&B").
Herr Baron sei derjenige, der in seiner Probezeit bemerkt, er stecke im 
Dilemma: Soll gerade er gemäß seines Arbeitsvertrages derjenige sein, 
der seinen Arbeitgeber vor unnötigen Kosten bewahrt? Soll gerade er der 
"Whistleblower" sein, der Petzer, der Spielverderber, die Nemesis der 
betriebsinternen Friedhofsruhe, der schlendrian-verantwortlichen Manager 
und aller Manager, deren Aufmerksamkeit versagt hat?
Oder soll er sich still verhalten und sich dem Schlendrian der Kollegen 
anschließen?

Meine Empfehlung:
1. Herr Baron, sammeln sie unauffällig gerichtsverwertbare Beweise.
2. Prüfen sie ihren Verdacht. Gelegentlich "dümpelt" eine 
Unternehmenseinheit vor sich hin, weil ihr Kunde den Auftrag noch immer 
nicht unterschrieben hat.
3. Wenn sich ihr Zweifel auf Schlendrian bestätigt, dann kündigen sie 
noch in der Probephase. Begründen sie die Kündigung mit ihren 
Beobachtungen. Dass sie den Erzengel am Ausgang des Paradieses ernst 
nähmen mit seinem grollenden "im Schweisse eures Angesichts sollt ihr 
euch euer Brot erarbeiten!"  (Oder so, bibelfeste wissen das besser.) 
Dass sie eine Gefährdung ihrer beruflichen Zukunft befürchten, würden 
sie mit dem Schlendrian mitmachen und dieser branchenweit bekannt 
werden. Sie würden sich durchaus gerne einsetzen, aber dann möge die 
Arbeit bitte auch fair verteilt sein.
Auch denkbar wäre ein Antrag auf Wechsel des Arbeitsplatzes in eine 
andere Unternehmenseinheit.
Reichen sie Kündigung / Antrag bei ihrem Personalchef ein.

Mit der Kündigung lösen sie einen Eklat aus, einen Skandal. Der 
Personalchef wird sie umgehend interviewen. Er schwankt, ob er sie als 
Petzer verachten soll, als Held feiern und beschützen oder beides.
Die Kündigung geht zu den Akten, damit ist das Debakel kaum noch zu 
kaschieren.
Natürlich haben sie sich damit Feinde geschaffen, aber auch Freunde 
unter denen, die sich für die Zukunft ihres Unternehmens wirklich 
engagieren.
Das ist bei Helden so. Chancen und Risiken sind gleichermassen 
riesengroß.


Begründungen:
1. Kündigung in der Probezeit: Weil eine Auflösung des 
Probeverhältnisses bei Neueinstellung weniger Zweifel aufwirft. Weil 
spätestens mit Ablauf der Probezeit gilt: "Mitgegangen, mitgefangen, 
mitgehangen."
2. Einreichung beim Personalchef: "Klotzen, nicht kleckern" (Guderian). 
Auch, weil der für die Unternehmenseinheit zuständige Personalbearbeiter 
entweder inkompetent ist oder selber "Dreck am Stecken" hat.


Ciao
Wolfgang Horn

von Mark B. (markbrandis)


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honk1 schrieb:
> Kennt hier einer das Problem, dass man seine eigentliche Arbeit die
> offiziell eine Woche dauern darf in wenigen Stunden erledigt ist und der
> Rest der Zeit nichts zu tun ist?

Die ersten 6-8 Wochen in meinem aktuellen Job waren auch so, weil der 
Input von anderen Abteilungen gefehlt hat. Dann aber ging es richtig los 
und zum Ende des Projekts hatte ich deutlich Überstunden auf dem 
Gleitzeitkonto.

von Wilhelm F. (Gast)


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Mark Brandis schrieb:

> Die ersten 6-8 Wochen in meinem aktuellen Job waren auch so, weil der
> Input von anderen Abteilungen gefehlt hat. Dann aber ging es richtig los
> und zum Ende des Projekts hatte ich deutlich Überstunden auf dem
> Gleitzeitkonto.

Schon richtig. Aber oben hört es sich so an, als wenn das Problem auch 
alte Mitarbeiter bzw. alle Mitarbeiter betrifft. Das scheint eine ganz 
andere Sache zu sein.

von Michael K. (charles_b)


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honk1 schrieb:
> Kennt hier einer das Problem, dass man seine eigentliche Arbeit die
> offiziell eine Woche dauern darf in wenigen Stunden erledigt ist und der
> Rest der Zeit nichts zu tun ist?

Hört sich stark nach Siemens an, wo ein ehemaliger Kollege hinging und 
berichtete, er sei früh fertig mit seinen Aufgaben und würde sich ein 
Buch mitbringen, welches er heimlich unter der Bank lese...

Doch dann wurde die Abteilung dichtgemacht....

Ähnliches hab ich von der Telekom gehört. Und dann wundern sie sich, 
wenn die Herren Berater das AUCH merken und den Laden gesundschrumpfen.

Oder war es doch die Firma "Potemkin Cottage Enterprise"?

von Michael K. (charles_b)


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Wolfgang Horn schrieb:


> Natürlich haben sie sich damit Feinde geschaffen,

Immerhin hat das Verfahren das Positive, dass man keinen Ausstand zu 
feieren wagen sollte...

> aber auch Freunde
> unter denen, die sich für die Zukunft ihres Unternehmens wirklich
> engagieren.

Klar, wer Messias ist wird gekreuzigt, das gehört zum Job.

Aber: Man muss wohl auch unterscheiden zwischen denen, die sich für das 
Unternehmen engagieren und jenen, die davon profitieren. Bei einem 
Familienunternehmen mag das ein und derselbe Personenkreis sein.

In einem Großunternehmen auf AG-Basis schuften sich die einen Leute ab, 
den Profit streichen die Aktionäre oder/und die Vorstände ein.

von Andreas D. (rackandboneman)


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"an all den schönen Projekten werkeln zu denen ich bisher nie gekommen"

DAS sollte er allerdings mit Vorsicht tun, wg Arbeitnehmererfinderrecht 
usw.

von Zonk-8000 (Gast)


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@Andy:


Wenn mans am Firmencomputer macht oder irgendwas mit Firmenhardware 
zusammenbastelt ... dann sicher.

Bringt er sich halt sein privates Notebook mit und bastelt da dran in 
der CAD Software oder programmiert irgendwas.
Das gehört doch dann nicht der Firma nur weil man in dem Gebäude 
gesessen hat?
Und selbst wenn, es muss ja keiner mitbekommen - wer sollte denn auch 
wenn eh immer tote Hose ist ;-)

von NichtsNutz (Gast)


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Wenn Du es in der Arbeitszeit gemacht hast...
...gehörts dem Chef !

von Informatiker (Gast)


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Das Simulieren von Arbeit kann krank machen.

von Informatiker (Gast)


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honk1 schrieb:
> Wilhelm Ferkes schrieb:
>> Welcher Art und Größe ist denn die Firma?
> Es ist eine recht kleine und neue Tochtergesellschaft einer sehr grossen
> Firmengruppe.

Irgend was von Siemens also.

von Unbekannter (Gast)


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Such dir ein nettes Programmierprojekt, an welchem du während der 
Arbeitszeit programmierst. Oder lies interessante (E)-Books. Hab ich 
auch schon so gemacht, hab die Zeit mit damit verbracht, diverse nicht 
alzubekannte Software zu cracken. Hat Spass gemacht, hab was gelernt, 
und ich sah beschäftigt aus. Und nun freuen sich vermutlich ein paar 
wenige Leute darüber das es diese Software gratis im Netz gibt.

von Höffi (Gast)


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Ach also kommt die ganze gecrackte Software von gelangweilten 
Mitarbeitern in deutschen Großkonzernen ;-)

Ich dachte immer das käme von irgendwelche Crackern aus Russland und 
China :-)

von Tom (Gast)


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Ein Freund war auch in der gleichen Situation, und anscheinend die ganze 
Abteilung auch, also sie simulieren alle die Vollbeschäftigung.

Bei einem Besuch von dem "Chef-Chef" hat sich mein Freund indirekt 
beschwert dass er oft nicht viel zu tun hat.

Nach 1.5 Monaten ist er gekündigt weil bei der Abteilung "nicht zu viel 
zu tun" gibt.

Das war vor 2 Jahren, bis jetzt sind alle seine Kollegen "voll 
beschäftigt".

von Michael K. (charles_b)


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Also, lieber IN als VOR der Firma arbeitslos!

von heinzhorst (Gast)


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NichtsNutz schrieb:
> Wenn Du es in der Arbeitszeit gemacht hast...
> ...gehörts dem Chef !

Nicht nur dann. Auch deine privaten Bastelschaltungen, die du in deiner 
Freizeit entwickelst sind strenggenommen geistiges Eigentum des 
Arbeitgebers, bei dem du zu dem Zeitpunkt beschäftigt bist. Zumindest 
war das die Aussage in meiner Patentrecht-Vorlesung. Aber: Was der nicht 
weiß... Und ich glaube auch, das das in den meisten Fällen für Eure 
Arbeitgeber nicht von Interesse ist, was ihr zuhause im Keller 
zusammenbrutzelt.

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

heinzhorst schrieb:
> NichtsNutz schrieb:
>> Wenn Du es in der Arbeitszeit gemacht hast...
>> ...gehörts dem Chef !
>
> Nicht nur dann. Auch deine privaten Bastelschaltungen, die du in deiner
> Freizeit entwickelst sind strenggenommen geistiges Eigentum des
> Arbeitgebers, bei dem du zu dem Zeitpunkt beschäftigt bist. Zumindest
> war das die Aussage in meiner Patentrecht-Vorlesung. Aber: Was der nicht
> weiß... Und ich glaube auch, das das in den meisten Fällen für Eure
> Arbeitgeber nicht von Interesse ist, was ihr zuhause im Keller
> zusammenbrutzelt.

NEIN!
Ganz so "schlimm" ist es dann doch nicht, da gelten schon noch ein paar 
Bedingungen mehr.

1. Was man in der Arbeitszeit erfindet IST automatisch eine 
Diensterfindung bis zu dem Zeitpunkt an dem der AG ausdrücklich auf die 
Rechte verzichtet. Aber der AG MUSS die Erfindung anmelden und dich als 
Erfinder beteiligen. In den Ländern in denen er diese Erfindung nicht 
anmeldet muss er dir die Verwertungsrechte überlassen.
Wenn eine Patentaufgabe geplant ist hast du ein "vorrecht" auf 
Übernahme.
Von der Pflicht zur Anmeldung gibt es Ausnahmen wenn die Erfindung als 
Firmengeheimniss eingestuft wird, an der Pflicht zur 
(angemessenen)Honorierung ändert sich dadurch aber nichts.

2. Eine Erfindung in der FREIZEIT KANN unter ganz bestimmten 
Vorraussetzungen eine Diensterfindung sein. Das gilt DANN wenn die 
Erfindung in wesentlichem Zusammenhang mit der Dienstlichen Tätigkeit 
steht und Kentnisse aus dem jeweiligen Betriebsablauf wesentlich zur 
Erfindung beigetragen haben.

z.B.:
Wenn eine Putzfrau die in einem Kaufhaus arbeitet privat das Perpetuum 
Mobile erfindet ist das garantiert keine Diensterfindung.

Wenn ein Chemiker von Continental dessen Aufgabe die Qualitätssicherung 
und Erprobung von Reifenmischungen ist daheim im Hobbylabor eine völlig 
neuartige vorteilhafte Reifenmischung erfindet, dann stehen die KArten 
für den Arbeitgeber gut das dies eine Diensterfindung sein könnte, 
selbst wenn die Erforschung rein in der Freizeit erfolgt ist.

Daneben gibt es noch einige Sondervorschriften für nichtdienstliche 
Erfindungen die aber den Tätigkeitsbereich des AG als Gesamtes berühren.
So muss man dem AG in einem solchen Fall unter gewissen Vorraussetzungen 
ein (Mit-)Nutzungsrecht einräumen, selbst wenn die Frage 
"Diensterfindung" gar nicht zur Debatte steht.

ALLES was für den AG irgendwie relevant sein KÖNNTE MUSS gemeldet 
werden. Unterlässt man eine solche Meldung können sowohl Zivilrechtliche 
(Schadensersatz, teil erheblich ) als auch Arbeitsrechtliche (Kündigung) 
Folgen sehr wahrscheinlich werden. Stellt sich dann gar raus dass es 
nicht nur eine für den AG "relevante" Erfindung war sondern gar eine 
Diensterfindung, dann wird es richtig teuer... Und das Patent ist 
natürlich weg!

Ist also ein heikles Feld.

Gruß
Carsten

von surfer (Gast)


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...bin zwar noch im Studium, aber das Gefühl nicht gebraucht zu werden 
hatte ich während meines Industriepraktikums auch schon erlebt und 
irgendwie auch bei den Festangestellten beobachtet.
Da ist eigentlich immer Zeit gewesen, täglich ne volle Stunde über 
Politik oder das Tagesgeschehen zu schnacken.
Die wenigen Aufgaben die dann reingekommen sind, wurden akribisch 
bearbeitet, man hätte denken können es wäre eine Amtsstube in der wir 
sitzen...

Und wenn man dann mal Vorschläge macht, bestimmte Arbeitsschritte der 
Produktion eben manuell im eigentlichenEntwiclungszentrum durchzuführen 
und somit auf eine externe Fertigung zu verzichten, dann wird man nur 
blöde angemacht, weil ja jeder Handgriff einen Euro fiktive Kosten 
verursachen würde...
Problem dabei ist nur, dass eine Stunde rumsitzen doch letztenendes noch 
ineffektiver ist...

von IngBerlin (Gast)


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Ich arbeite schon seit mindestens 2 Jahren nur noch 40% der Zeit. 60% 
mit Kollegen schnacken, Internet oder Weiterbildung. Man gewöhnt sich 
dran. :-)

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Wolfgang Horn schrieb:
> "Klotzen, nicht kleckern" (Guderian).

Ja und das ist am Nachschub gescheitert wie wir wissen - wenn du 
hundertmal schreist wir brauchen Benzin = Mittel - und man gibt sie dir 
nicht - kannst dein klotzen vergessen, dann kleckerst du nur.

Gehst dann noch in die Geschichte ein als der der kleckerte und nicht 
klotzen konnte. Huuura!

von Hick-Hacker (Gast)


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selbst wenn der AG Anspruch auf etwas von dir erfundenes erhebt, bleibst 
du der Urheber und hast entsprechende Rechte darauf.

von johnholmes (Gast)


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so geht es mir auch gerade.

Mein Projekt wird nochmal komplett auf Machbarkeit bzw. Kosten / Nutzen 
analysiert.
Der Frust trieb mich dazu, heute mittag mal frei zu machen.

Weil ewig rumgammeln is echt öde.
Was für sich machen, hmm, wenn man nich so nette Kolllegen hätte.

Glaube ich fange jetzt am Montag doch mal mit IEEE Programmierung 
diverser Messgeräte an.

Es wechselt ständig zwischen Burn-Out und Bore-Out.
Wochenlang bekommen die Herren den Finger nicht aus dem PoPo und wenn 
dann doch Fertigstellung am Besten gestern.

Wie sieht den der Arbeitsmarkt in Stuggi, KA so aus?

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