Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Akku-Selbstentladung schnell messen


von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Hallo,

gibt es eine Methode um die Selbstentladerate eines Akkus schnell (10 
min.) zu messen. Also ich denke: Spannung pro Zelle mittels 
Kelvin-Messleitungen auf 1 µV genau halten. Strom messen. Aber klappt 
das?

Wie könnte man das machen?

von Ulrich (Gast)


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Einfach über die Spannung kann man die Ladung in der Zelle nicht messen. 
Gerade bei der Alterung kann die Struktur in der Zelle ändern, und damit 
auch die Spannung. Mit Selbstentladung hat das aber Erstmal nichts zu 
tun.
Um die Selbstentladung zu messen muss da schon eine nennenswerte Ladung 
in der Messzeit verloren gehen. Wenn es einiger maßen genau werden soll 
- wird man schon wenigstens 10 % der  Ladung verlieren müssen - denn so 
genau und reproduzierbar lässt sich die nutzbare Ladung auch nicht 
messen.
Je nach Akku ist man da eher bei Monaten oder wenigstens Tage Messzeit, 
nicht Minuten.

von MaWin (Gast)


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> Wie könnte man das machen?

Hängt von der Chemie des Akkus ab,
die du uns lieber verschweigst.

von Peter R. (gelb)


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So ein 2Ah-Mignon-Akku beispielsweise ist grob geschätzt nach 1 Jahr 
leer. Das entspricht einer Selbstentladung von 200µA.

Mit einer Konstantspannung am Akku würde man diese inneren Entladung 
durch einen externen Strom kompensieren. Diesen externen Strom kann man 
ja messen.

Allerdings schwankt die Spannung an einem Akku sehr stark. Nach dem 
Laden stundenlang, bei Temperaturwechsel auch.

Ein zuverlässiges Ergebnis würde ich mir nicht erwarten, aber vielleicht 
findet man damit leichter defekte Akkus.

Einen Versuch mit einem (guten) Labornetzgerät wäre es schon wert.

Grüße, Peter

von oszi40 (Gast)


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Peter Roth schrieb:
> 2Ah-Mignon-Akku beispielsweise ist grob geschätzt nach 1 Jahr

Deine Schätzung hängt sehr vom Typ ab! Einige Billig-R6-Akkus 2500mAh 
sind nach wenigen Tagen leer durch Selbstentladung und bessere "eneloop" 
oder "infinium" halten Mooonate.

Bei Blei-Akku rechnete man mit 20% pro Monat.

Besser wäre einen definierten Entlade-Ladezyklus nach einiger Zeit 
durchzuführen und dabei die Rest-Kapazität zu messen (z.B.mit ELV 
ALC1000). Das dauert leider länger als die gewünschten 10 Minuten.

von Anja (Gast)


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oszi40 schrieb:
> und bessere "eneloop"
> oder "infinium" halten Mooonate.

wobei die angeben daß die Selbstentladung innerhalb der ersten Tage am 
größten ist.

Gruß Anja

von oha (Gast)


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Es gibt auch Akkus die konditionieren sich, dh merken sich die 
Vorgeschichte. Dh die Messung der Kapazitaet fliesst in den Zustand des 
Akkus ein, wie auch immer diese Messung erfolgt. Da kommt dann die 
Statistik rein. Erst muesst man zeigen, dass man als Hersteller die 
Produktin im Griff hat, dh die Eigenschaften in einem hinreichend 
kleinen Streubereich liegen. Dann entlaedt man die Einen so, die Anderen 
so, und misst jeweils mit verschiedenen Methoden die Kapazitaet.

von Soetwa (Gast)


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> Akku-Selbstentladung schnell messen

Nö, weil:
Heute mißt du die Ausgangsspannung mit einem besonders guten DMM 
innerhalb 20 Sekunden.
In einer Woche wieder so.
In einem Monat abermals so und
in 10 Monaten innerhalb 10 Sekunden.
Das dauert also naturbedingt fast ein ganzes Jahr.

von Jonathan S. (joni-st) Benutzerseite


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Soetwa schrieb:
> Das dauert also naturbedingt fast ein ganzes Jahr.

Nein, er misst doch bloß 20 Sekunden mal 12 = 240 Sekunden = 3 Minuten 
;P

Jetzt mal im Ernst: Probier' es doch einfach, ob sich mit 
Konstantspannung der Selbstentladestrom messen lässt. Theoretisch müsste 
es gehen...



duckundweg
Jonathan

von Ulrich (Gast)


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Die Spannung hängt nicht nur von der Ladung im Akku ab, sondern u.A. 
auch von der Mirkostruktur der Elektronden und ggf. 
Konzentrationsgrdienten im Elektrolyten (vor allem direkt nach dem 
Laden). Eine konstante Spannung heißt also nicht das die Ladung gleich 
bleibt.

Näher dran wäre es da schon den Akku sehr gut thermisch zu isolieren und 
die Temperatur mit sehr hoher Auflösung zu messen, denn die 
Selbstentladung führt auch dazu das der Akku Wärme abgibt.  Selbst hier 
kann es noch ein paar andere Wärmequellen geben.

Wirklich groß ist aber die Leistung nicht:  200 µA mal 1,2 V sind auch 
nur 240 µW was dann wohl auf eine Temperaturerhöhung so im 10 mK Bereich 
hinausläuft. Wegen der Trägheit wird man auch hier eher etwas länger 
warten müssen. Man muss da auch schon auf die Eigenerwärmung des 
Thermometers achten - die liegt gelegentlich schon mal höher. Damit der 
Effekt etwas größer wird würde ich da eher 10 Zellen einplanen, das 
macht das Verhältnis Leistung zu Oberfläche besser.

von Michael Altmann (Gast)


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Es gibt mit entsprechendem Equipment eine Methode:

1. Leerlaufspannung des Akkus genau (auf 1 mV) messen.
2. Digitales Labornetzgerät mit mV-genauer Eingabe auf genau diese 
Spannung programmieren und mit dem Akku verbinden.
3. Warten, bis sich der Strom stabilisiert hat, und dann die 
Selbstentladung ablesen.
4. Wenn man längere Zeit messen will, den akkuspezifischen TK (z. B. -3 
mV/K für Blei-Gel-Akkus) in das Labornetzgerät programmieren, damit die 
Spannung mit der wechselnden Umgebungstemperatur "mitgeht".

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