Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Optimierung Sensorkette analog


von Bernd H. (masterz)


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Hallo Leute,

ich bin gerade dabei einen "allgemeinen" Aufbau zur Digitalisierung 
analoger Sensorwerte aufzubauen. D.h. aus einer SensorZELLE soll ein 
digitaler SENSOR werden.

Nach langer Buchrecherche bin ich zu folgender Analogkette gekommen:

Sensorzelle (z.B. pt100) -> Wheatstonsche Brücke -> Inst_Verstärker mit 
fester Verstärkung -> Filter -> PGA (programmierbarer Verstärker für 
eine spätere Autorange Funktion) -> AD-Wandler (im uC enthalten).
Aktuell interessiert mich NUR der weg von der Sensorzelle zum 
AD-Wandler.

Frage: 1. stimmt die von mir ermittelte Kette?
       2. Gibt es ein IC das diese Kette schon beinhaltet wo man quasi 
nur die Verstärkung und Filterung digital einstellt.
       3. Gibt es einen programmierbaren Inst_Verstärker, sodass ich mir 
den PGA einsparen kann.
       4. Gibt es einen prog. Filter?


Ich bin sehr neu in der Analogtechnik, und wollte vorab bei "erfahrenen 
Leuten" nachfragen ob es schon fertige variable Bausteine gibt, bevor 
ich mir die Mühe mache alles nach der Analogtheorie aufzubauen.

Hintergrundinfo zu mir: E-Technik student.

Die später digitalen Sensoren will ich benutzen um diese Werte per 
Zigbee an einen zentralen uC zu schicken und so z.B. meine 
Aquariumtemperatur online auf eine Homepage anzeigen zu lassen.


MFG

von Ulrich (Gast)


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Der Vorgeschlagene Weg geht, ist aber eher etwas veraltet, aus Zeiten 
als die Auflösung der AD Wandler gering war, bzw. noch analog angezeigt 
hat.

Heute wählt man für einen PT100 oft eher eine AD Wandler mit etwas 
höherer Auflösung und externer Referenz. Der AD kann dann oft direkt den 
PT100 messen (ggf. mit Verstärker) und der Ref. Eingang geht an einen 
Ref. Widerstand. Der große Vorteil ist hier, dass man so auch ohne 
Probleme eine 4 Leiter Messung machen kann.  Man ersetzt dabei die 
Hälfte der Brücke durch die Auflösung des AD Wandlers. Eine 
Bereichsumschaltung und ähnliches erübrigt sich dann auch gleich.

Es gibt Instr. Verstärker mit digital einstellbarer Verstärkung - die 
Kombination mit einem Filter wüsste ich jetzt nicht. Der Filter muss 
auch mehr zum AD Wandler passen. Mit einem Sigma-Delta AD entfällt die 
Filterfrage (Amti-Aliasing) auch weitgehend, und sonst macht man einen 
variablem Filter eher digital hinter dem AD Wandler.  Es gibt da gleich 
die Kombination mit Verstärker und AD Wandler. Als ein Beispiel: AD7794. 
Für eine Sensor wie PT100 braucht man da eigentlich nur noch einen Ref. 
Widerstand und ggf. 2 Dioden als Schutzschaltung dazu.

von Bernd H. (masterz)


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Hallo Ulrich,

vielen Dank für das schnelle Feedback. Dennoch kann ich mir deinen 
Ansattz nicht wirklich vorstellen. Hast du mir einige Stichworte zu 
deinem Ansatz? Ich hab auch deine anderen Beiträge gelesen, und mir ist 
nicht klar wie der Referenzwiderstand mit dem PT100 in Verbindung 
gebracht werden kann. Funktioniert dieses Prinzip auch für Druckzellen 
und andere Sensorzellen.
Leider finde ich in der Theorie immer nur die Wheatstonsche Lösung. Will 
mich aber wenn es nicht mehr "state of the Art" ist, nicht mehr darauf 
fixieren und gerne einen neuen Weg einschlagen. Präzision ist mir 
nämlich wichtig.

MFG

von Ulrich (Gast)


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Für die PT100 und ähnliche Temperatursensoren ist die Methode der Wahl 
heute vielfach ein hochauflösender AD Wandler mit differenziellen 
Eingängen für das Signal und die Referenz. Der Sensor, eine Ref. 
Widerstand und ggf. 1-2 zusätzliche Widerstände für die Anpassung des 
Stromes werden in Reihe geschaltet. Einige Wandler haben auch noch ein 
extra Stromquelle, so dass man ohne die extra Widerstände auskommt. Die 
Spannung über den Sensor geht an den Eingang - die Spannung über den 
Ref. Widerstand ist die Ref. für den AD Wandler.

Nur wenn man extrem hohe Auflösung (z.B. besser 1 mK) und sehr kleine 
Eigenerwärmung haben will, muss man auf eine Anregung mit Wechselstrom 
und dann eine Brücke zurückgreifen.

Bei den Drucksensoren oder DMS ist die Sache etwas anders: hier bilden 
die Senoren selber meist schon eine Brücke. Auch ist hier das Signal oft 
kleine, so dass der Übergang zu Wechselstrom eher in Frage kommt.

von Schlonz (Gast)


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Schau dir mal den AD7794 von Analog Devices an. Es gibt auch von anderen 
Herstellern vergleichbare Chips.

Das sind hochauflösende A/D-Wandler mit vorgeschaltetem Multiplexer und 
Instrumentenverstärker mit programmierbarer Verstärkung. Vorteil ist, 
dass eine externe Referenzspannung angelegt werden kann, so sind auch 
ratiometrische Messungen möglich, beispielsweise bei Brückenschaltungen. 
Eine schaltbare Stromquelle und ein Analogschalter sind ebenfalls 
enthalten. Damit kannst du schon eine Vielzahl verschiedener Sensoren 
ohne nennenswerten zusätzlichen Bauteilaufwand digitalisieren.

Die Schnittstelle zum µC ist ähnlich SPI oder I2C. Konfiguriert wird der 
Baustein durch das Schreiben in verschiedene Register.

Eventuell ist die Abtastrate zu niedrig, sie liegt bei voller Auflösung 
im Bereich von 10 Hz.

Aber das ist nur ein Beispiel, es gibt jede Menge Alternativen. Einen 
"diskreten" Aufbau mit Instrumentenverstärkern oder Multiplexern macht 
man eigentlich nur noch in High-End-Produkten, wo es auf äußerste 
Präzision und Rauscharmut ankommt.

Schau dich mal bei folgenden Herstellern um:
Texas Instruments
Analog Devices
Linear Technology

von Arc N. (arc)


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Ulrich schrieb:
> Nur wenn man extrem hohe Auflösung (z.B. besser 1 mK) und sehr kleine
> Eigenerwärmung haben will, muss man auf eine Anregung mit Wechselstrom
> und dann eine Brücke zurückgreifen.

Sagt auch ASL ;-)
http://www.aslltd.co.uk/information/acvdc.htm

DC-Brücke sagen dagegen Hart Scientific, Isotech und Measurement 
International
http://www.mintl.com/media/pdfs/tech/acvsdc.pdf

http://www.microk.co.uk/

ftp://ftp.hartscientific.com/data_sheets/1575A-1590_ds.pdf
http://us.flukecal.com/products/temperature-calibration/digital-thermometer-readouts/1594a1595a-super-thermometers

Die Genauigkeit, die sowohl mit AC, als auch mit den DC-Brücken erreicht 
wird ist ähnlich: Größenordnung 20 ppb - 100 ppb

Schlonz schrieb:
> Schau dir mal den AD7794 von Analog Devices an. Es gibt auch von anderen
> Herstellern vergleichbare Chips.

Mir sind zumindest keine ADCs von anderen Hersteller bekannt, die eine 
so gute interne Kalibrierung haben, um sowohl Offset-, als auch 
Verstärkungsfehler zu minimieren und so wenig rauschen wie die AD779x 
und AD7190_5 von Analog...

> Die Schnittstelle zum µC ist ähnlich SPI oder I2C. Konfiguriert wird der
> Baustein durch das Schreiben in verschiedene Register.

SPI

> Eventuell ist die Abtastrate zu niedrig, sie liegt bei voller Auflösung
> im Bereich von 10 Hz.

Je nach Konfiguration (mit/ohne Chopping) ~4 Hz bei kontinuierlicher 
Messung bzw. 2 Hz bei Einzelmessungen


> Schau dich mal bei folgenden Herstellern um:
> Texas Instruments
> Analog Devices
> Linear Technology

National (mittlerweile auch TI): LMP90100
Cirrus: CS5534

von Bernd H. (masterz)


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Hallo Leute,

vielen Dank für die vielen Anregungen! Ich werde mich mit den oben 
genannten Bauteilen beschäftigen in der hoffnung ein gutes System 
aufzubauen. Die diskret aufgebaute Methode werde ich immernoch in 
erwägung ziehen, um ein Präzisen und weniger Präzisen aufbau zu 
erhalten.

Aber auf jedenfall vielen Dank. Super Forum!!


MFG

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