Forum: Offtopic Standardprozedere bei Ingenieurbüros?


von Luca Vogel (Gast)


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Ich sprach mit einem Ingenieurbüro. Die sagten, die Entwicklung eines 
Gerätes koste ca. 10000E.

Um die Machbarkeit zu ermitteln würde sich angeblich ein Ingenieur an 
die Pläne setzen und - 2000E später - mir sagen, ob es machbar ist oder 
nicht. Dabei fertige er weder Skizzen noch sonstige Dokumentation an.

Ich bekomme also einen Anruf der Form "können wir machen/nicht machen" 
um dann um 2000E ärmer zu sein.

Ich finde das ist herausgeschmissenes Geld.

Ist dieses Prozedere Standard?

: Verschoben durch Moderator
von inschinör (Gast)


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Nein ist es nicht.

Ich kenn es genau umgekehrt.
Ich arbeite in so einem Ingenieurbüro. 30Ma.
Wir haben schon bei vielen Projekten einige k€ Vorarbeit geleistet, weil 
wir an den Kunden oder das Projekt geglaubt haben.

Aber in einem gewissen Rahmen gehört das dazu.

von Marian H. (atmelbastler)


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Meine Meinung: Wenn man schon sagen kann, dass die Entwicklung eines 
Gerätes 10.000€ kosten wird (das scheint eine relativ kleine Sache zu 
sein), dann weiß man auch schon, ob es machbar ist oder nicht.

Denn die Erstellung eines solchen Angebotes erfordert oft schon eine 
sehr eingehende Beschäftigung mit dem Projekt. Wobei die Erstellung 
eines Angebotes grundsätzlich kostenlos sein sollte. Die einzige 
Voraussetzung ist eine ordentliche Mitarbeit des Kunden, das heißt 
Nennung eines Ansprechpartners, der Rückfragen sofort beantworten kann, 
und natürlich die Erstellung eines detaillierten Anforderungskataloges.

Man muß als Ingenieurbüro immer in Vorleistung treten, wenn man 
interessante Projekte an Land ziehen möchte. Das gilt zumindest für die 
meistens geforderten Festpreisangebote.

Wenn ein Projekt derart zweifelhaft ist, dass man reinen Gewissens keine 
Vorleistung hineinstecken möchte oder kann, bietet man als Alternative 
einen Stundensatz an.

Zu einem solchen Auftrag gehört selbstverständlich die regelmäßige 
Präsentation von Zwischenständen vor Ort beim Kunden. Wir benutzen ein 
Online-System, um das in kleine Teilaufgaben (und deren gegenseitige 
Abhängigkeit) heruntergebrochene Projekt zu verfolgen. Der Kunde bekommt 
einen Lesezugriff und kann sich auch selbst unterrichten.

von Sven P. (Gast)


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Das fällt in der Regel unter Akquisitionskosten seitens des 
Auftragnehmers, es sollte für den Kunden also kostenlos sein.

Der Auftragnehmer ist ja normalerweise von dir abhängig und nicht 
umgekehrt.

von Purzel H. (hacky)


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Der Wunschvorstellung eines Kunden ist ein paar Wuensche zu aeussern und 
das Ing. Buero ein Pflichtenheft ausarbeiten zu lassen, zusammen mit 
einem Preis. Dieses Pflichenheft nimmt er dann und geht zur Konkurrenz, 
die's dann guenstiger macht, da sie diesen Tag sparen konnte. Sowas ist 
fuer das erste Buero natuerlich nicht lukrativ. Andere lassens sich fuer 
die Ausarbeitung des Pflichtenheftes bezahlen. 2kilo fur ein Ja/nein ist 
nicht grad kundenfreundlich. Vielleicht sind sie ausgelastet und haben's 
nicht noetig. Ich wurd's nicht nehmen. Mir scheint das Verhaeltnis nicht 
passend. Wenn ich fuer das Pflichtenheft 2k haben muss, ist die Arbeit 
nicht das fuenffache, sondern das zehnfache oder mehr.

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Normalerweise erheben solche Gebühren nur entweder besonders grosse oder 
wenig erfolgreiche Ingenieurbüros.
Die einen können es sich einfach leisten, weil sie i.a. gute Kontakte 
haben. Die anderen müssen es tun, um zu überleben.
Klar ist es Aufwand, aber ich weiss inzwischen i.a. nach 10min, ob es 
mit sinnvollem Aufwand für mich machbar ist oder nicht.
Interessanter wird es, wenn ein konkretes Angebot gemacht werden muss. 
Das ist richtig Arbeit, wenn man nicht am Ende hoffnungslos mehr Stunden 
brauchen will als veranschlagt. Und zu reichlich kalkulieren kann man 
auch nicht, sonst ist der Auftrag direkt futsch. Das ist die eigentliche 
Herausforderung, nicht die Machbarkeitsstudie.

von Thomas K. (tomk)


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Hi,

H.joachim Seifert schrieb:
> Klar ist es Aufwand, aber ich weiss inzwischen i.a. nach 10min, ob es
> mit sinnvollem Aufwand für mich machbar ist oder nicht.

kicher Na ja, ... wenn der Kunde ein sauber spezifiziertes Lastenheft 
bringt, dann stimme ich mit Dir überein, das für ein Volumen von 10T€ 
10min reichen sollten, davon wird wirklich keiner arm! (10T€ sind im 
übrigen ca. 10 Manntage Zeitvolumen, abhängig vom dafür notwendigen 
Wissen, das das IB damit ja verkauft - nur so zur Info!)

Allerdings ... es passiert recht selten, das ein Kunde ein entsprechend 
aussagekräftiges Lastenheft bringt. Und wenn das IB das Lastenheft erst 
einmal erstellen muss, dann hat es damit ja bereits eine Leistung 
erbracht, die an den Kunden zurück fließt. Und da relativieren sich die 
2T€ am Anfang schon. (auch wieder nur ca. 2 Manntage Arbeit vom 
Zeitvolumen her, ohne MwSt.!) Und der Kunde ist damit ja auch berechtigt 
- im Sinne einer Ausschreibung - andere IB's anzufragen. Was vermutlich 
aber beim erwarteten Volumen reiner Unfug ist, die Ausschreibung braucht 
ja auch Zeit und Aufwand.

Als "Studentenprojekt" (bitte jetzt nicht negativ bewerten!) sollte man 
da allerdings kein IB anfragen!

Willkommen im Business! Schönen Tag noch, Thomas

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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10.000€ sind ein Kleinprojekt. Schaltungsentwurf, Layout, ein bisschen 
Software, Funktionsmuster und EMV-Test - und schon sind die 10.000 
erreicht.
Sowas kann man nur anfassen, wenn direkt klar ist, dass ich oder mein 
Mitarbeiter das kann und keine grossen Unbekannten lauern.
Wozu brauch ich denn eine Machbarkeitsstudie??
Klar kann das nötig sein. Aber nicht bei einem Gesamtumfang von 10.000€.

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