Forum: Offtopic Glasblasen - welcher Brenner?


von Jens B. (nixiefreak)


Lesenswert?

Hallo Leute,

ich möchte mir gerne ein bisschen die Glasbearbeitung mit Hilfe von 
kleinen Röhrchen und Reagenzgläsern aus dem Laborbedarf beibringen, die 
gibt es ja in rauen Mengen zu erwerben.

Die Frage ist nun, welchen Brenner man dafür verwendet. Reicht ein 
normaler "Chemie-Unterricht"-Bunsenbrenner mit Schlitzaufsatz, oder 
sollte ich was Anderes nehmen? Die benötigte Temperatur zum Schmelzen 
von Borosilikatglas sind ja knapp 800°C.

Als Gas verwende ich eine Propan-Kartusche, die ich mir wohl noch kaufen 
muss.

Sonst noch Tipps oder Anregungen?

Gruß
Jens

von Michael H. (michael_h45)


Lesenswert?

Du brauchst neben einer stehenden Flamme sicher noch einen Ofen.
Zum einen, um das Glas auch wirklich großflächig verformbar zu machen, 
aber zum anderen und wesentlich wichtigeren, um das Glas nach der 
Verformung zu tempern.
Nach dem Blasen/Formen hast du im Glas unweigerlich Bezirke 
verschiedener (chemischer) Struktur und damit Spannungen im Material.
An den Übergangsstellen wirkt es dann sehr spröde und bricht leicht.

von Jens B. (nixiefreak)


Lesenswert?

Das glaube ich so erst Mal nicht, denn Laborbedarf kann man sich 
problemlos selber zusammenbauen, und der hält dann, wenn man es gut 
macht, sogar Fast-Vakuum aus ;-)

Gruß
Jens

von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

Nein, ein Propan reicht nicht. Es sollte Propan-Sauerstoff sein.

von Jens B. (nixiefreak)


Lesenswert?

Was macht den Propa-Sauerstoff-Brenner geeigneter? Wird er wesentlich 
heißer?

Gruß
Jens

von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

ja. Und mehr Leistung.

von Andreas H. (kupferblau)


Lesenswert?

Borosilikatglas (Markenamen "Duran", Simax", "Pyrex") kannst du NUR mit 
Sauerstoffzusatz bearbeiten, ein normaler Bunsenbrenner oder 
Hartlötbrenner ist nicht heiss genug. Du brauchst dann aber auch eine 
Spezialbrille, um die sehr helle gelbe Flammenfärbung herauszufiltern.

Ich würde zuerst mal die Seite vom "Verband Deutscher Glasbläser E.V." 
besuchen:

http://www.vdg-ev.org/

Dort gibt es auch ein Forum, wo du Fragen stellen kannst (bitte mit 
Realnamen und gültiger E-Mail-Adresse posten, der Webmaster will keine 
anonymen Postings).

Es wäre zu empfehlen, dort nach einer Glasbläserei zu fragen, bei der du 
mal zusehen kannst. Glasbläser an Universitätsinstituten sind da 
möglicherweise etwas lockerer als kommerzielle Glasbläsereien. An 
Universitäten gibt es auch manchmal Glasbläserkurse, bei denen die 
elementarsten Grundkenntnisse vermittelt werden.

Eine Übersicht kommerziell erhältlicher Brenner für die Glasbearbeitung 
findest du hier:

http://www.arnold-gruppe.de/glas-quarzglas/brenner.html

Spezialbrillen für die Borosilikatglasverarbeitung findest du hier:

http://www.arnold-gruppe.de/glas-quarzglas/werkzeuge-arbeitsplatz/mess-pruef-und-schutzeinrichtungen.html

Grüße, Andreas

von Jens B. (nixiefreak)


Lesenswert?

Danke für die ausführliche Antwort, die Links habe ich mir gespeichert.

Ich habe mich schlau gemacht, und ich werde wohl besser Bleiglas 
verwenden; das sollte nun auch mit einem normaleren Brenner 
funktionieren, oder? Sind ja etwa 450°C Schmelztemperatur.

Gruß
Jens

von Andreas H. (kupferblau)


Lesenswert?

Bleiglas wird nur in der Elektrotechnik verwendet. Für das Verarbeiten 
in der Flamme ist das bei weitem am schlechtesten von allen Gläsern 
geeignet.

Bleiglas hat sehr schlechte Temperaturwechselbeständigkeit, es wird in 
der Flamme sehr leicht schwarz, weil das enthaltene Bleisilikat zu Blei 
reduziert wird. Es hat sehr schlechte chemische Beständigkeit und wird 
schon von kochendem Wasser merklich angegriffen. Kein Glasbläser 
verarbeitet freiwillig Bleiglas, wenn er was anderes nehmen kann.

Besorge dir normales Kalknatronglas, z.B. das "AR-Glas" von Schott, das 
kann man mit einem normalen Propangasbrenner ohne Sauerstoff zumindest 
biegen und kleinere Glasröhrchen zu Kugeln aufblasen.

von Andreas H. (kupferblau)


Lesenswert?

Ach ja, Nachtrag:

Deine "Schmelztemperatur" stimmt bei weitem nicht. Ich vermute, du hast 
irgendwo was von "Transformationstemperatur" gelesen und das für die 
Schmelztemperatur gehalten. Das ist aber nicht so.

Die Transformationstemperatur ist die Temperatur, bei der das 
entsprechende Glas im Ofen getempert wird, um Spannungen zu entfernen.

Die wichtigsten Temperaturwerte von diversen Gläsern:

Bleiglas:
Transformationstemperatur ca. 450°C
Biegen 600-700°C, Verformen 800°C, Verschmelzen ca. 900-1000°C

Kalknatronglas:
Transformationstemperatur ca. 500°C
Biegen 700-800 °C, Verformen ca. 900°C, Verschmelzen ca. 1100°C

Borosilikatglas:
Transformationstemperatur ca. 550°C
Biegen 800-900°C, Verformen ca. 1200°C, Verschmelzen ca. 1300-1400°C

von Jens B. (nixiefreak)


Lesenswert?

Naja, da ich aber langfristig auch Nixieröhren selber herstellen will, 
und ich schon diese aus Bleiglas gefertigten Röhrenfüße geordert habe:

http://www.vitriol.com/images/tech/nixies/stems.jpg

werde ich wohl oder übel mit Bleiglas arbeiten müssen, da alles andere 
nicht dicht damit abschließen wird, oder?

Gruß
Jens

von Andreas H. (kupferblau)


Lesenswert?

Bei Röhren ist normalerweise nur der Fuß aus Bleiglas, der Röhrenkörper 
wird üblicherweise aus Kalknatronglas gefertigt.

Abgesehen davon, wenn du Nixie-Röhren selber herstellen willst, bist du 
sehr optimistisch. Abgesehen von der rein handwerklichen Fähigkeiten der 
Glasbläserei benötigt man dazu eine Reihe von Geräten.

Die Elektroden müssen aus geeignetem Material bestehen, die Elektroden 
müssen punktgeschweißt werden.

Alle Röhrenteile müssen sorgfältig entgast werden (Hochfrequenzheizung 
der Röhrenteile im Hochvakuum). Um das notwendige Hochvakuum zu 
erreichen benötigt man eine Drehschieberpumpe für das Vorvakuum und eine 
Diffusionspumpe oder besser Turbomolekularpumpe für das Endvakuum.

Die Röhre muss mit Edelgas in der geforderten Reinheit und mit dem 
geforderten Druck gefüllt werden zu könnnen, dazu braucht man einen 
passenden Pumpstand.

Ein Getter muss in die Röhre eingebaut und in der Röhre aktiviert werden 
und und und.

Welche Erfahrungen und welche Ausrüstung hast du?

von Jens B. (nixiefreak)


Lesenswert?

Das Projekt werde ich an der Universität durchführen, daher wird die 
Ausrüstung nicht das Problem sein. Ein Punktschweißgerät baue ich mir 
selber. Das Gas (2% Ar in Ne) steht zur Verfügung.

Mit Röhrenbau habe ich bisher nichts am Hut gehabt, aber ich möchte mal 
meine ersten Schritte wagen.

Ich möchte ja auch keine Ultra-Longlife-Nixies bauen. Einfache 
Exemplare, die wenige hundert Stunden Lebensdauer haben, sind für den 
Anfang schon mehr als genug.

Andreas H. schrieb:
> Bei Röhren ist normalerweise nur der Fuß aus Bleiglas, der Röhrenkörper
> wird üblicherweise aus Kalknatronglas gefertigt.

Das ist mir neu! Wie soll das denn klappen? Kalk-Natron bzw. Bleiglas 
haben doch verschiedene Ausdehnkoeffizienten (Kalknatron: 9e-6/K, Blei: 
5...7e-6/K), das würde niemals dicht, oder sehe ich da was falsch?

Gruß
Jens

von Andreas H. (kupferblau)


Lesenswert?

>Blei: 5...7e-6/K)

Das ist ganz sicher nicht korrekt. Deine Quellen dürften einige Fehler 
haben. Unter folgendem Link gibt's einen Prospekt mit allen 
Eigenschaften technischer Gläser, die bei Schott kommerziell erhältlich 
sind:

https://prof.hti.bfh.ch/fileadmin/home/mic1/schott_techn_glaeser_d.pdf

Das Glas 8095 entspricht dem üblicherweise bei Elektronenröhren 
verwendeten Bleiglas.

Das Glas 8350 ("AR-Glas") ist ein Standard Kalknatronglas.

Auf Seite 36 in diesem Dokument steht dort für die Wärmedehnung Alpha im 
Bereich von 20-300 °C:

bei 8095: 9,2e-6/K
bei 8350: 9,1e-6/K

Diese zwei Gläser lassen sich sehr gut miteinander verschmelzen.

von Andreas H. (kupferblau)


Lesenswert?

Noch ein Nachtrag:

>das würde niemals dicht

Man kann Gläser mit unterschiedlichem Ausdehnungskoeffizienten 
verschmelzen, das wäre auch dicht, solange die Teile noch heiss sind. 
Das Problem dabei ist, dass die verschmolzenen Teile durch die 
unterschiedliche Wärmedehnung unweigerlich springen, sobald sie auf 
Zimmertemperatur abgekühlt sind. Da hilft auch langsames Abkühlen 
nichts.

Siehe dazu auch das Kapitel "Übergangsgläser" in dem erwähnten 
Schott-Dokument auf Seite 28.

von Jens B. (nixiefreak)


Lesenswert?

Andreas, ich kann mich nur bedanken - das Dokument von Schott ist 
wirklich sehr wertvoll, vielen Dank!

Ich werde mich die Tage mit ein paar Chemikern aus der Glasbläserei 
unserer Universität unterhalten und besprechen, wie wir das mit der 
Glasbearbeitung des Kalknatronglases machen werden.

Gruß
Jens

von Jens B. (nixiefreak)


Lesenswert?

Wie sich herausstellt, arbeiten unsere Chemiker nur mit Laborglas und 
deren Brenner sind somit viel zu heiß für Kalknatron- und Bleiglas.

Was tun? Welcher Brenner (und welches Gas?) sind für Kalknatronglas 
geeignet?

Gruß
Jens

von Jens B. (nixiefreak)


Lesenswert?

Andreas H. schrieb:
> das "AR-Glas" von Schott, das
> kann man mit einem normalen Propangasbrenner ohne Sauerstoff zumindest
> biegen und kleinere Glasröhrchen zu Kugeln aufblasen.

Lesen hilft, sorry, hatte ich übersehen. Glaubst du, mit einem 
Propanbrenner kann ich auch einen Kalknatronzylinder auf einen Röhrenfuß 
verschmelzen und den Zylinder oben schließen?

Gruß
Jens

von Andreas H. (kupferblau)


Lesenswert?

Welche Brenner werden denn da verwendet? Selbst wenn ausschließlich 
Borosilikatglas verarbeitet wird, muss man die Glasgeräte "vorwärmen", 
"durchwärmen" und "nachwärmen", um Glasbruch zu vermeiden. Das macht man 
mit Druckluft und nur ganz wenig Sauerstoff in der Flamme.

Können denn deine Glasbläser mit Weichgläsern umgehen? Vielleicht 
liegt's ja eher daran, dass sie nur mit Borosilikatglas arbeiten 
wollen/können und weniger an den Brennern selber.

Wenn z.B. die "Zenit"-Brenner von Arnold verwendet werden, kann man mit 
diesen Brennern problemlos Weichgläser wie Kalknatron- und Bleiglas 
verarbeiten. Dann muss man halt ausschließlich mit Druckluft arbeiten, 
der Sauerstoff wird dann in nur ganz geringer Menge am äußeren 
Flammenrand zugeführt, um ein Abreissen der Flamme zu verhindern. Es 
würde mich wundern, wenn die Institutsglasbläser ausschließlich mit 
Sauerstoff arbeiten.

Ein "Zenit"-Brenner sieht so aus:
http://www.arnold-gruppe.de/nc/glas-quarzglas/brenner/tischbrenner/productdetail/150769.html

Die "Zenit"-Standardausführung für Gas/Luft/Sauerstoff ist für alle 
Glasarten geeignet, auch für Bleiglas und Kalknatronglas. Es gibt zwar 
Ausführungen nur für Gas und Sauerstoff, die sind aber eigentlich nur 
für Quarzglas gedacht.

Hauptsächlich für Weichgläser sind dagegen z.B. die Brenner "Thüringer 
Modell" gedacht:
http://www.arnold-gruppe.de/nc/glas-quarzglas/brenner/tischbrenner/productdetail/10007.html

Das Brenngas ist eher nebensächlich, man nimmt halt das, was sowieso 
vorhanden ist. Wenn ein Erdgasanschluss da ist, nimmt man eben Erdgas, 
ansonsten muss man eben Propangas aus der Flasche nehmen.

Propan ist heisser und rußt mehr. Bei einem brauchbaren Brenner für die 
Glasverarbeitung kann man aber in sehr weiten Grenzen unterschiedlichste 
Flammen einstellen, Propan oder Erdgas ist nicht so wichtig. Lediglich 
bei Quarzglas kommt man mit Erdgas nicht mehr weiter, da sollte es dann 
schon Propangas oder sogar Wasserstoff sein.

Gruß, Andreas

von Andreas H. (kupferblau)


Lesenswert?

Noch was zu den Propanbrennern:

Wenn du Hartlötbrenner meinst, die sind nur schlecht für die 
Glasverarbeitung geeignet. Bei diesen Brennern kann man die Flammengröße 
nicht sinnvoll verändern. Das ist aber für Glasbläserarbeiten sehr 
wichtig, dass man mit ein-zwei Handgriffen von sehr feiner Stichflamme 
zu großer "Brauseflamme" mit allen Zwischenabstufungen wechseln kann.

von Jens B. (nixiefreak)


Lesenswert?

Ich treffe mich spätestens kommende Woche mit ihnen in der Glasbläserei, 
dann werden wir das durchsprechen. Danke schon mal für die gute Hilfe!

Gruß
Jens

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

http://www.cracked.com/article_19481_the-8-most-wildly-irresponsible-vintage-toys.html
Da gabs mal Glasbläser-Experimentierkästen für Kinder
Die Kinderkreissäge ist auch hübsch...
oder das elektrische Kinder-Waffeleisen, auch für Hamster geeignet

von Jens B. (nixiefreak)


Lesenswert?

Naja, damals haben Kinder, derern Eltern sich sowas leisten konnten, 
wohl kaum alleine damit gearbeitet... Ich finde diese Seite daher 
ziemlich problematisch.

Ansonsten habe ich jetzt am Dienstag einen Termin bei unseren Chemikern, 
danach melde ich mich wieder.

Gruß & schönes Wochenende,
Jens

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

Ja so sehe ich das auch - was haben wir früher (TM) gefährlich gelebt.
Inzwischen ist alles "ad usum delphini" entschärft.
In den alten Chemie-Experimentierbüchern von Römpp, zum Teil schon aus 
den Dreißigern, stand noch wie man mittels "rauchender Salpetersäure" 
Schießbaumwolle herstellt. In der Ausgabe von 1972 fehlt dieses Kapitel 
schon. Die Chemikalien bekommt man heute quasi nur noch mit 
Waffenschein.

von Jens B. (nixiefreak)


Lesenswert?

Hallo,

heute morgen war ich in der Glasbläserei und habe mit der Kollegin dort 
vor Ort ausprobiert, einen Bleiglasröhrenfuß in einem Kalknatronglas zu 
verschmelzen. Leider ist jedoch deren Flamme viel zu heiß, und da sie 
dort auch nicht standardmäßig mit Kalknatronglas arbeiten, fehlen da 
auch Erfahrungswerte.

Sie verwenden dort einen Brenner, der dem Modell "Zenit" von oben sehr 
ähnlich sieht.

Was also tun? Ein bisschen Kalknatronglas kaufen und hoffen, dass ich 
dort ein bisschen rumspielen darf? Es muss ja irgendwie gehen.

Gruß
Jens

von Andreas H. (kupferblau)


Lesenswert?

>Was also tun?

Einen Glasbläser finden, der sowohl Erfahrung mit der Verarbeitung von 
Weichgläsern als auch die passende Ausrüstung dazu hat und den um 
Unterstützung bitten.

Das ist möglicherweise etwas unbefriedigend für dich, aber Glasblasen 
lernt man nicht in fünf Minuten. Ich kann dich nur nochmals an das Forum 
vom
"Verband deutscher Glasbläser e.V." verweisen:

http://www.vdg-ev.org/

Grüße, Andreas

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Christoph Kessler (db1uq) schrieb:
> 
http://www.cracked.com/article_19481_the-8-most-wildly-irresponsible-vintage-toys.html
> Da gabs mal Glasbläser-Experimentierkästen für Kinder

Der übertreibt auch nur so extrem, weil er offenbar noch nie selbst
Glas geblasen hat.  Völliger Schwachfug, was da geschrieben steht.  Na
klar kannste das Glas (das ist ja stinknormales Kalknatronglas) bequem
in der Hand halten und dann weich machen in der Flamme.  Glas ist ein
extrem schlechter Wärmeleiter, und bevor der Stab noch an den Enden
überhaupt ansatzweise heiß würde, wäre wohl der Brennstoff dort alle
(keine Ahnung, war wahrscheinlich ein Spiritusbrenner).

Wenn er jemals den Versuch gemacht hätte, eine flüssige Glasblase zum
Platzen zu bringen, dann wäre er wohl genauso erstaunt wie ich, als
mir das das erste Mal passiert ist.  Die Glasschicht wird dabei so
dünn, dass der Wellenlängenbereich, in dem noch Reflektionen an dünnen
Schichten auftreten (dieser bunt schillernde "Ölpfützen-Effekt"), sich
ins UV verschiebt, und man im Ergebnis durch die Glasschicht
reflektionsfrei hindurch sehen kann.  Das ist einfach beeindruckend.
Wenn die Blase dann platzt, fliegen überall Glasfetzen herum :), aber
das hat nichts mehr mit dem zu tun, wie man sich Glas vorstellt: da
das Zeug ja nur noch wenige 100 nm dick ist, zerbröselt es zwischen
den Fingern einfach zu Staub.  Nein, man schneidet sich nicht daran,
und selbst, falls man davon was ins Gesicht bekommen würde (was
aufgrund der im Vergleich zu einer Seifenblase viel höheren Dichte
kaum passieren wird): das Material ist kalt, bevor es da ankommt.

Man kann einen heißen Glasstab (natürlich nicht mehr glühend heiß,
aber da würde man ja auch noch sehen, dass er heiß ist ;) auch
problemlos mit den Fingern abkühlen, wenn man das vorsichtig genug
macht.  Durch die schlechte Wärmeleitung kühlt er sich beim kurzen
Berühren der Oberfläche dort schnell ab, ohne die Wärme aus dem
Inneren "nachschieben" zu können.  Unsere Finger enthalten ja Wasser,
welches eine recht hohe spezifische Wärme hat. ;-)  Mit der Zeit kann
man dann immer fester und länger anfassen, sodass der Glasstab dann
schneller abkühlt, als wenn man nur pustet.

Wie sollten unsere Kinder nun all sowas lernen, wenn sie's nicht
ausprobieren dürfen?  Ah ja, ich weiß.  Mit 18 sind sie dann
volljährig, ab da sollen sie dann plötzlich alles können ...

von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

Mir fiel grad auf, Schott hat keinen Laborglas Vertrieb mehr. Hat 
offenbar weniger rentiert wie an der Boerse mit dem Geld zocken gehen. 
Gleichzeitig wurde der Lehrstuhl fuer Glaschemie an der Uni in Jena 
gestrichen. Ist doch besser wenn das Knowhow nur noch in den Firmen 
existiert. Die bringen als alleiniger Wissenstraeger an der Boerse einen 
besseren Preis. Resp. wenn man die Firma nach China abzuegelt.

von Jens B. (nixiefreak)


Lesenswert?

Ja, im Forum werde ich mich die Tage melden. Ich spiele momentan aber 
eher mit dem Gedanken, mir einen Brenner zu kaufen, um selbst zu Hause 
Glas bearbeiten zu können. Natürlich nur, wenn ich das vorher bei einem 
Glasbläser ein paar Mal ausprobieren konnte.

Was kostet so ein Brenner "Thüringer Modell"? Oder wäre es auch möglich, 
einfach mit einem Teclu- oder Bunsen-Brenner anzufangen?

Gruß
Jens

von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

Vergiss den Bunsenbrenner. Eine kleine Sauerstoffflasche zu mieten 
kostet nicht viel Geld. Die Druckreduzierarmatur muss man allerdings 
kaufen. Und dazu noch eine 25Liter Flasche Propan. Die kauft man auch.

von Jens B. (nixiefreak)


Lesenswert?

Na gut, aber welchen Brenner nehme ich dafür? Die gibt es wie Sand am 
Meer...

Auf welche Kosten muss ich mich da einstellen?

Gruß
Jens

von Andreas H. (kupferblau)


Lesenswert?

Den Preis für neue Brenner erfährst du natürlich beim Hersteller selber:
http://www.arnold-gruppe.de/kontakt.html

Dort gibt's auch Restposten mit starkem Preisnachlass:
http://www.arnold-gruppe.de/fileadmin/pdf/catalog/Werkzeuge_-_Restposten.pdf

Ich würde aber zuerst im Glasbläser-Forum nachfragen, dort werden auch 
öfter gebrauchte Brenner angeboten bzw. nachgefragt.

Bevor du dir irgendwelche Ausrüstung zulegst, würde ich allerdings 
dringend empfehlen, bei einem erfahrenen Glasbläser zuzusehen oder 
vielleicht auch unter erfahrener Anleitung erste Versuche zu machen.

Grüße, Andreas

von Jens B. (nixiefreak)


Lesenswert?

Naja, ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob ich mir einen neuen Brenner 
leisten kann, daher wollte ich hier einfach mal fragen, in welcher 
Größenordnung da so die Preise liegen. Dazu muss ich ja nicht erst die 
Firma behelligen ;-)

Ansonsten habe ich jetzt bald Gelegenheit, mit einem Neonglasbläser über 
meine Idee zu sprechen, der wird mir sicher weiterhelfen können was 
Materialien angeht.

Wie wichtig ist eigentlich eine Dunstabzugshaube über dem 
Glasarbeitsplatz?

Gruß
Jens

von Andreas H. (kupferblau)


Lesenswert?

>ob ich mir einen neuen Brenner leisten kann

Tja, vermutlich eher nicht. Ein neuer "Zenit"-Brenner für 
Propangas/Sauerstoff/Luft kostet ca. 1500,- Euro exklusive 
Mehrwertsteuer.
Der "Zenit" ist aber das Spitzenmodell für die Verarbeitung von 
Borosilikatglas. Ein Brenner "Thüringer Modell" für 
Weichglasverarbeitung wird vermutlich so ca. um die Hälfte zu haben 
sein. Dazu kommen dann noch als minimal erforderliche Grundausstattung 
ein Sauerstoffdruckregler und ein Kompressor für die Druckluft.

>Wie wichtig ist eigentlich eine Dunstabzugshaube über dem
>Glasarbeitsplatz?

Dunstabzugshauben gibt's in Küchen. Das was du meinst ist ein Abzug für 
die Verbrennungsgase. Diese Haube ist nur ein Teil eines 
Lüftungssystems, das aus Zuluft und Abluft bestehen sollte.

Wenn du länger als ein paar Minuten pro Tag mit dem Brenner arbeiten 
willst, ist eine ordentliche Lüftungsanlage zwingend erforderlich. Alle 
Brenner für die Glasverarbeitung erzeugen wegen der heissen Flamme große 
Mengen Stickoxide, die außerordentlich ungesund sind.

Ich kann mich nur widerholen:
Suche dir einen erfahrenen Glasbläser, der gewillt ist, dich in deinem 
Vorhaben zu unterstützen. Ohne Vorkenntnisse, nur mit ziellosem 
herumprobieren wird das nichts.

Grüße, Andreas

von Jens B. (nixiefreak)


Lesenswert?

Naja, so ganz ziellos würde ich das nicht unbedingt nenne, was ich hier 
tue. ;-)

Ich habe mal im VDG-Forum nachgefragt, mal schauen, was die Profis 
sagen.

Gruß
Jens

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.