Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Mitarbeiterbudget bei Einstellungsstop


von Charly Chef (Gast)


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Hallo Leidensgefährten,


der BigBoss der Firma hat Einstellungsstop ausgerufen aber für den 
termingerechten Abschluß der Entwicklung benötige ich doppelt soviel 
MenPower wie grad im Haus. Welche Managmentkniffs neben Freiberufler auf 
Projektkosten zu buchen haben sich noch bewährt?

MfG,

von MaWin (Gast)


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Zeitarbeit und OutSourcen notfalls unter Gründung einer ausgelagerten 
Abteilung,

aber besser wäre es, die Firma zu verlassen,
denn bei so einen Chef, der gerne mehr ausgibt als nötig ist nur weil er 
einen blöden Artikel im DamagerMagazin gelesen hat man könne durch 
Einstellungsstops Lohnkosten senken, würde ich nicht länger bleiben 
wollen.

Aber: Meist ist die Theorie, man könne mit doppelt so viele Leuten das 
Tempo steigern, auch kompletter Schwachsinn. Ebensowenig wie man mit 9 
Frauen ein Kind schon in 1 Monat gebären kann statt in 9 Monaten, 
ebensowenig kann man durch doppelt so viele Mitarbeiter die halbe Zeit 
brauchen. Intelligentere Leute und Lösungen, ein eingespieltes Team 
welches einen Job "stets eine neue Herausforderung" nicht ein Mal 
sondern mehrmal nacheinander macht "Übungseffekt", helfen meist mehr, 
kosten aber weniger.

von honk1 (Gast)


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Kündigung einreichen, Chef wird in Panik ausbrechen, dann sagst du ihm 
dass du bleibst wenn mehr Personal eingestellt wird, ansonsten machst du 
den Abflug.

von Wilhelm F. (Gast)


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Ach, die gute alte Zeitarbeit. Die wird es richten. Kostenstellen nicht 
beim Personal verbuchen, sondern als sonstige steuerlich abschreibbare 
Betriebsausgaben. Laßt die Pilze weiter aus dem Boden schießen! ;-)

von robocash (Gast)


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1 + Der Mensch ändert sein Verhalten nur nach einem schmerzhaften 
Ereignis.
2 + Dein Chef muss erst mal richtig auflaufen.
3 + Wenn er scheitert versucht er es zwar wieder.
4 + Also mehrfach Dienst nach Vorschrift.
5 + Ein gewisses Maß an Verzugszinsen ist normal.
6 + Ohne Verzugsstrafe macht der Chef etwas falsch.
7 + In dicker Kundenzufriedenheit kann nie das Rendite-Optimum liegen.

von Michael S. (technicans)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Laßt die Pilze weiter aus dem Boden schießen! ;-)

Ja, Giftpilze.

von Uwe1164 (Gast)


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Der "Big Boss" -- ist das Dein direkter Vorgesetzter?

Ansonsten könnte es ja um Probleme mit Deinem Gruppenleiter gehen. Auf 
jeden Fall eine schlechte Situation. Es ist absehbar, dass es den Chefs 
sch...egal ist, ob sich das Fußvolk aufreibt, bloß damit die Kasse 
stimmt. Und wenn sie nicht stimmt (was ein Grund für den 
Einstellungsstopp wäre): bloß weg da!

Wäre also mal die Zeit ganz unverbindlich nach einem Zwischenzeugnis zu 
fragen :)

von Guest (Gast)


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Zeitplan entsprechend aktuellem Personal erstellen, alternativen 
Zeitplan mit n-mal mehr Personal, das ganze schriftlich an den 
Vorgesetzten. Verschiebung des Problems aufe eine Etage höher (nur dumm 
wenn man ganz oben steht).

von horst (Gast)


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robocash schrieb:
> Dein Chef muss erst mal richtig auflaufen.

Der Chef merkt sich dann vor allem, bei wem er aufgelaufen ist.
Schuld ist nicht der Zeitplan. Schuld sind nicht die fehlenden 
Ressourcen.
Schuld ist derjenige, dem man die Schuld zuschieben kann.

von Charly Chef (Gast)


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Hallo und Danke für die Wortmeldungen.
Leider helfen diese hier nicht weiter, die Firma ist einfach zu groß das 
man jemanden mit Kündigungsdrohung zur Flexibilität bewegen kann. Hier 
sind mehrerer tausend Mitarbeiter beschäftigt und ich bin nicht mal 
sicher ob es wirklich der Chef ganz weit oben war oder nicht irgendeine 
Subroutine im SAP, die anhand irgendwelcher Kenndaten (Headcount 
projeziert auf die Mondphase) automatisiert eine Email mit 
Einstellungsstop losgeschickt hat. ;-0

Vielleicht sollte ich den administartiven Zwischenschichten im Konzern 
die Wiedereinstellung von Mitarbeitern die im laufenden Jahr gegangen 
sind, als nicht unter Neueinstellung fallend verkaufen? Erfahrung mit 
solchen Wortklaubereien?

MfG,

von Backflow (Gast)


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>Erfahrung mit solchen Wortklaubereien?

Du glaubst also ernsthaft, Du könntest als jemand, dem nicht einmal sein 
eigener Chef zuhört, in einem großen Konzern durch irgendwelche 
trickreichen Formulierungen Einstellungen auslösen?

Offenbar hast du keine ahnung, wie Personalpläne ob richtig oder falsch 
aufgestellt werden.

Da kann man ja nur beten, daß Deine persönliche Personalplanung für das 
Projekt nicht genauso fundiert ist.

Man, man, man.

von Charly Chef (Gast)


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Backflow schrieb:
>>Erfahrung mit solchen Wortklaubereien?
>
> Du glaubst also ernsthaft, Du könntest als jemand, dem nicht einmal sein
> eigener Chef zuhört, in einem großen Konzern durch irgendwelche
> trickreichen Formulierungen Einstellungen auslösen?
>
> Offenbar hast du keine ahnung, wie Personalpläne ob richtig oder falsch
> aufgestellt werden.
>
> Da kann man ja nur beten, daß Deine persönliche Personalplanung für das
> Projekt nicht genauso fundiert ist.
>
> Man, man, man.

Dont't feed the troll.

MfG,

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Verschwende keine Zeit, Charly, ( Chef schrieb:)
bis Dir Dein Zögern gar als Zustimmung gewertet wird.

Sondern wappne Dich für das mögliche Brüllgespräch mit Deinem 
Vorgesetzten, der auch die Kostenstellenverantwortung hat.

1. Dem reichst Du schriftlich Dein Antrag auf Zusatzpersonal ein. Was 
erfüllt sein muss, damit Du Deinen Auftrag so erfüllen kannst, wie Dein 
Auftraggeber das wollte.
2. Zum Anhang gehört auch das Menetekel, welche Verluste nicht zu 
vermeiden sind, wenn der grundsätzliche Einstellungsstopp wegen Deines 
Projektes keine Ausnahme erfährt.
3. Vorher erkundige Dich bei der Personalabteilung nach 
innerbetrieblichen Aushilfsmöglichkeiten. Denn wenn die meint, da sei zu 
viel Personal, dann müsste sie auch welches freischaufeln können.

Melden macht frei. Höhere Führungskräfte werden für die Leiden bezahlt, 
wenn sie die A....karte getroffen hat.

Kaspere nicht herum. Geh einfach genau den Weg, den Dein Unternehmen 
vorsieht bei Ressourcenknappheit.
Geh in unverzüglich und konsequent.

Ich bin ihn zwei, drei Mal bis zur Vertrauensfrage gegangen. Ein paar 
Mal hat die Bereitschaft, die Kündigung zu empfangen, schon Eindruck 
gemacht. Aber einmal war ich auch umgehend gekündigt. Anschließend fuhr 
der Unternehmer das Anlagenprojekt dann vollends gegen die Wand, aus 
vorgesehenen 18 Monaten Projektlaufzeit wurden 36.
Die Endkunden machten mir zur Abreise Abschiedsgeschenke und 
versicherten mir, dieser Unternehmer würde in ihrem Land, Saudi-Arabien, 
nie wieder Geschäfte machen. Das tröstete wenigstens.

Ich habe mit dem Passus "Vertrauensfrage gestellt, darauf gekündigt" im 
Lebenslauf überwiegend gute Erfahrungen gemacht.
Ich vermute, ein Manager mit Konsequenz wird höher geschätzt als solche 
a....kriecherischer Duckmaus-Mentalität, weil letztere notwendige 
Kurskorrekturen verschlafen und damit den Schaden noch vermehren.


Ciao
Wolfgang Horn

von robocash (Gast)


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Einmal hörte ich im DDR-Radio Volksmusik von zwei Russen. Die beiden 
hatten sowas wie Ingenieur studiert, sich aber dann der Kunst 
zugewendet. Ich dachte: Wie kann man all seine Ausbildung opfern? Sind 
die blöd? Aber jetzt verstehe ich, warum. Anscheinend gibt es auch ein 
Überangebot an Technik. Theoretisch wird auch kaum noch was gemacht. Die 
ganze Technik wächst aus den Ideen, die die Berufserfahrenen bei der 
frustrierenden Arbeit haben.

von Charly Chef (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Verschwende keine Zeit, Charly, ( Chef schrieb:)
> bis Dir Dein Zögern gar als Zustimmung gewertet wird.
>
> Sondern wappne Dich für das mögliche Brüllgespräch mit Deinem
> Vorgesetzten, der auch die Kostenstellenverantwortung hat.
>
> 1. Dem reichst Du schriftlich Dein Antrag auf Zusatzpersonal ein. Was
> erfüllt sein muss, damit Du Deinen Auftrag so erfüllen kannst, wie Dein
> Auftraggeber das wollte.
> 2. Zum Anhang gehört auch das Menetekel, welche Verluste nicht zu
> vermeiden sind, wenn der grundsätzliche Einstellungsstopp wegen Deines
> Projektes keine Ausnahme erfährt.
> 3. Vorher erkundige Dich bei der Personalabteilung nach
> innerbetrieblichen Aushilfsmöglichkeiten. Denn wenn die meint, da sei zu
> viel Personal, dann müsste sie auch welches freischaufeln können.

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für die Ratschläge. Also frontal den Stier bei Hörner und 
Eier packen, statt auf dem Boden kriechend den Ausweg aus der Arena zu 
suchen?! Scheint die effektivste Vorgehensweise zu sein.

Mit 3. (innerbetriebliche Aushilfe) ist das bei Entwicklungsprojekten in 
einem internationalen Großkonzern so eine ganz spezielle Sache. Da wird 
in China oder Indien eine Abteilung  aktiviert, die ja Software 
schreiben/testen/debuggen könnte und von dort übers Firmennetz verteilt. 
Erfordert zuerst erhöhten Betreuungsaufwand und macht auf Dauer die 
Wartung schwierig/unmöglich. Geht also u.U. nach hinten los. Also genau 
formulieren, wieviel mit welchen Fähigkeiten ich wo und wann im Team 
brauche.

MfG,

von Heinz L. (ducttape)


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"more manpower makes a late project later"

Du hast verloren. Sorry es Dir so direkt zu sagen, aber es gibt keine 
Gewinnstrategie mehr. Egal was Du jetzt tun kannst, es steigert nur 
Deine Kosten ohne dabei ein Ergebnis zu bringen. Da ich in Deiner 
Situation war, lass mich erklären warum.

Du wirst keine Leute bekommen bevor es WIRKLICH viel zu spät ist. Dann 
allerdings hast Du schon gar nicht mehr die Zeit diese Leute auch noch 
ins Projekt einzuschulen, und die Wahrscheinlichkeit dass du da 
irgendwas bekommst das brauchbar ist, ist auch gegen Null. Mit etwas 
Pech drückt man Dir, allerdings wie gesagt frühestens 5 Minuten nach 12, 
Leihkräfte in die Hand, die mehr Zeit damit verbringen Stellenanzeigen 
zu lesen (und ab und an mal "krank" zu werden weil 'n 
Vorstellungsgespräch ansteht) als die (wahrscheinlich wegen Zeitmangels 
lückenhafte, so überhaupt vorhandene) Projektdoku.

Deine einzige Chance ist, JETZT zu Deinem direkten Vorgesetzten zu 
pilgern und ihm zu erklären, entweder JETZT mehr Leute oder das Projekt 
geht den Bach runter. Häng ein Memo hintendran, damit nicht plötzlich 
kollektive Amnesie über Dir ausbricht sobald (nicht falls) das Projekt 
gegen die Wand geht. Dann arbeite weiter so gut es eben geht und versuch 
das Maximum zu erreichen.

Gleichzeitig würde ich aber gucken ob nicht anderorts ein Job auf Dich 
wartet. Aktuell werden Fachleute ja scheinbar angeblich gesucht...

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Charly,

> Mit 3. (innerbetriebliche Aushilfe) ist das bei Entwicklungsprojekten in
> einem internationalen Großkonzern so eine ganz spezielle Sache. Da wird
> in China oder Indien eine Abteilung  aktiviert...

Natürlich guckt der Personalmanager darauf. Der würde ja geschimpft 
bekommen, wenn er das unterlässe.

Aber Du kannst spezifizieren, was genau Du brauchst und warum Deine Wahl 
die beste ist.
Wer der anzweifelt, soll es dann auch besser machen - also mit aller 
Verantwortung.

Ich kam zur Sanierung eines 100Mio$-Anlagenprojekts wie die Jungfrau zum 
Kind.
Es war die leichteste Aufgabe - jedenfalls aus der Nachschau.
Da war mir eine Art "Siegfried-Effekt" aufgefallen - je schlimmer der 
Drache, je größer die gemeinsame Not, desto stiller die stadtbekannten 
Nörgler-Besserwisser, desto größer die Toleranz, desto stärker darfst Du 
aufschneiden.

Desto größer auch Dein Heldenruhm. Was im Falle des Scheiterns passiert, 
hängt wesentlich von den höheren Führungskräften ab. Erkennen diese die 
Qualitäten einer Person, welche die unvermeidbaren Verluste verringert, 
oder bevorzugt sie deren Sündenbockschicksal?

Ansonsten gibt's da noch die hilfreiche "Kfz-Meister-Strategie":
1. Kunde ist am Klötern seiner Kurbelwelle schon drei Straßen weiter zu 
hören.
2. Kunde steigt aus, nimmt lässig die Sonnenbrille ab: "Meister, können 
sie den bis heute abend wieder hinkriegen?"
3. Meister ganz trocken: "Machen Se mal de Motorhaube uf. Starten sie 
den Motor."
4. Meister zieht die Luft geräuschvoll durch die Zähne. Dem Kunden 
rutscht das Herz in die Hose. Hatte er doch schon gewusst, natürlich ist 
das ein fataler Motorschaden, oh weh, was wohl ein Austauschmotor 
kostet?
5. Meister: "Naja, vielleicht lässt sich ja noch was retten. Lassen sie 
den mal da, ich schau mal nach und ruf sie an mit dem 
Kostenvoranschlag."
6. Kunde ist erfreut und lässt den Wagen da. Damit ist er gefangen. Der 
Kostenvoranschlag ist natürlich etwas billiger als ein Austauschmotor.

Mär aus der Geschicht: Je dramatischer Dein Menetekel, umso schneller 
hast Du Dein Wunschpersonal. Umso eher sieht man Dich als den Held, der 
die katastrophalen Verluste mindert.

Ach ja, nicht vergessen: Aus Deiner Sicht ist der Held natürlich Dein 
Vorgesetzter. Dieser Tribut muss schon sein. Er muss glänzen gegenüber 
dem Vorstand.


Toi, toi, toi.
Wolfgang Horn

von robocash (Gast)


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Eigentlich solltet Ihr alle Leute einstellen, die jetzt noch arbeitslos 
sind. Verstehst du: Ich kaufe kein Auto von Euch, weil ich so einen 
Laden schon kenne.

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