Hallo, ich habe mal eine prinzipielle Frage was Firmengründungen bzw. rechtliche Angelegenheiten betrifft: Ich habe einen Abschluss als Dipl.-Ing. (FH) Elektrotechnik - Automatisierungstechnik und arbeite als Elektro-Konstrukteur in einer Maschinen-/Anlagenbaufirma. Nehmen wir an, ich verfüge über mehrjährige Berufserfahrung in dieser Branche (inkl. elektrische / mechanische Inbetriebnahme, "Schraubarbeiten" etc.) und habe mir privat in Sachen Maschinenbau alle notwendigen Kenntnisse angeeignet, um Maschinen auch mechanisch konstruieren zu können, jedoch ohne jegliche Zertifikate/Abschlüsse. Dürfte ich rechtlich gesehen auf selbstständiger Basis oder als Geschäftsführer einer selbst gegründeten Firma Maschinen vollständig konstruieren oder benötige ich zwingend einen Maschinenbauer hierfür? Vielen Dank im voraus! LG eskr
Du kannst irgendeine Firma gruenden. Wissen und Koennen braucht man dazu nicht. Bei der Geschaeftsausuebung hat man sinnvollerweise etwas Wissen und Koennen. Irgendwas kommt dann die Haftung, und dann sollte man schon etwas koennen, sonst lehnt jede Versicherung die Haftung ab.
Es gibt Existenzgründerlehrgänge. Da werden Dir einige Sachen beigebracht, die Du nötig brauchen wirst. Rechtsberatung wird HIER aus gutem Grund keiner machen. Man könnte aber mal fragen ob einer einen analogen Fall kennt...
Hallo miteinander, also meiner Meinung nach benötigst Du einen Mechanikermeister. Sonst darfst Du keine Maschine herstellen. Ich persönlich kenne einen altgedienten Maschinenbau-Ingenieur der dies mißachtet hat und deswegen einen riesen Ärger hatte. Er hat einfach gegründet(in den 70igern) und Anlagen gebaut. Es gibt aber einige Scheinkonstrukte um dies zu umgehen. Näheres dazu weiß ich aber nicht. Gruß, Johannes
Ich würde bei der IHK nachfragen. Oder bei einem Anwalt, der sich mit dem Themengebiet auskennt.
Hi, Mark, > Ich würde bei der IHK nachfragen. Oder bei einem Anwalt, der sich mit > dem Themengebiet auskennt. Bei der IHK. Die haben den Auftrag der Wirtschaftsförderung, die fassen auch mehrere Möchtegern-Gründer zusammen. Das ist effizienter. Der Anwalt wird hinterher auch gebraucht, aber der dürfte für den Einzelfall zu viel kosten pro Stunde. Ciao Wolfgang Horn
eskr schrieb: > Nehmen wir an, ich verfüge über mehrjährige Berufserfahrung in dieser > Branche (inkl. elektrische / mechanische Inbetriebnahme, > "Schraubarbeiten" etc.) und habe mir privat in Sachen Maschinenbau alle > notwendigen Kenntnisse angeeignet, um Maschinen auch mechanisch > konstruieren zu können, jedoch ohne jegliche Zertifikate/Abschlüsse. > > Dürfte ich rechtlich gesehen auf selbstständiger Basis oder als > Geschäftsführer einer selbst gegründeten Firma Maschinen vollständig > konstruieren oder benötige ich zwingend einen Maschinenbauer hierfür? Selbstverständlich darf jeder in diesem Lande Maschinen konstuieren, herstellen und auch verkaufen. Ich bin selbstständiger Informatiker und wir entwicklen auch elektronische Schaltungen, Geräte usw. Einen Meisterbrief benötigst Du nur, wenn es um wirklich Handwerkliches geht. Ein wichtiges Indiz dafür ist, dass es sich um auf den jeweiligen Kunden Zugeschnittenes und Angepasstes handelt, also quasi Einzelstücke; oder auch Reparaturen usw. (aber auch dann kann es sich immer noch um eine Ingenieurleistung handeln, wenn sie eine gewisse Schöpfungshöhe hat) Stellst Du Deine Maschinen bspw. in Serie her, ist das industrielle Fertigung, die jeder durchführen kann. Schreib das so auch in die Gewerbeanmeldung: "industrielle Fertigung". Aber ich würde mich auch bei der IHK beraten lassen - ist üblicherweise kostenfrei. Und da die Dich auch gerne haben wollen, werden Sie Dir auch die nötigen "Tricks" verraten, um nicht in die HWK-Zuständigkeit zu fallen ;-) Chris D.
>also meiner Meinung nach benötigst Du einen Mechanikermeister. Sonst
darfst Du keine Maschine herstellen.
Das wird ja hoechstens kleines Zeug betreffen. Eine Spritzform oder so.
Bei einem Tunnelbohrgeraet hilft ein Mechanikermeister nichts.
Milli Oschi schrieb: > Das wird ja hoechstens kleines Zeug betreffen. Eine Spritzform oder so. > Bei einem Tunnelbohrgeraet hilft ein Mechanikermeister nichts. Das ist ja immer so. Das sind Regeln aus dem Mittelalter. Es ist auch überhaupt nicht so, daß ich das gut finde. Ich habe selber bei als MB.-Student bei einem kleinen Sondermaschinenbauer gearbeitet. Da war das auf jeden Fall so. Mein Chef war Mechanikermeister. Meiner Meinung nach sorgen die Handwerkskammern sehr gut für ihr Clientel. So sind dann halt diese abstrusen Regeln zu erklären. Das Beispiel mit der Tunnelbohrmaschine trifft es ja ganz gut, aber es ist nunmal so. Wie es bei einer Anmeldung als Industriebetrieb(IHK) aussieht kann ich nicht sagen. Johannes
Der TO will ja nur konstruieren, von einer Fertigung schreibt er nichts. Das darf er auch. Das mit dem Meisterzwang kommt aus dem klassischen Handwerk und gilt nur für die "gefahrgeneigten" Berufe.
Hi, ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen: wurde nicht vor einigen Jahren der Meisterzwang bei vielen Berufen rausgenommen? Ich habe in Erinnerung, dass es irgendwo eine Liste gibt, in der die ganzen "Meisterpflichtigen" Berufe/Gewerbe aufgeführt sind... Grüsse, TommyS http://www.abendblatt.de/wirtschaft/article191070/Fuer-diese-Berufe-bleibt-der-Meisterzwang.html
...'gefahrgeneigten'... jepp, wie zum Beispiel der Gebäudereinigermeister, zu Altdeutsch Fensterputzer...
Hallo, danke für die zahlreichen Antworten! Es bestehen Momentan keine konkreten Pläne, das war nur aus reinem Interesse, da ich vorhabe, in den nächsten Jahren beruflich nach und nach auf den eigenen Beinen zu stehen. Ich wollte einfach nur mal nach eurer Meinung fragen. Selbstverständlich werde ich wenn alles Ernst wird mich von entsprechenden Stellen ausführlich beraten lassen ;) In meinem Fall wäre das ganze tatsächlich zunächst reine Konstruktionsarbeit mangels passender Bearbeitungsmaschinen. Fertigung wäre also extern. (Wenn alles glatt läuft nur vorerst ;) ). Wie bereits von Rudi Radlos angesprochen, würde ich mich falls analoge Fälle bekannt sind sehr dafür interessieren ;) LG eskr
Es wird Maschinen geben, die Personenschäden verursachen können. Stichworte sind: + Dauerfestigkeit, Wöhlerkurve (wie bei der ICE Radachse). + Zug- und Scherfestigkeitsnachweis. + Schweißarbeiten. + Druckbehälter. + Gespannte Federn. Ja und da habe ich die Idee, dass der TÜV dir das vielleicht begutachten könnte. Es kann dazu kommen, dass du irgendwelche Entwicklungsprozesse, wie ISO-9001 einhalten musst, was der TÜV dann mit dir verhandelt. Angenommen du baust ein Fahrradschutzblech, das bei einem Sturz nicht nachgibt und jemanden verletzt. Dann würde der Prozess da Tests verlangen, z.B. Fehler-Bäume. Für die Selbständigen verlangt man auch verschiedenes Geld-Wissen, wie BWL und Steuern. Das kommt aber im Studium dran.
Ja. Man braucht als Selbstaendiger vieles zusaetzliches Wissen. Die Pruef- und Sicherheitsnormen muessen bekannt sein. Man muss Beziehungen zu Pruefzentren haben. Mann muss nicht nur einen Prototypen konstruieren und bauen lassen koennen, sondern auch Serien konstruieren, planen, und vergeben koennen. Es wird Kunden geben, die sind vom Fach, wissen worum's geht und haben ein Problem : Sie haben keine Kapazitaet, muessen es sofort und ultraguenstig haben. Dann gibt es fachfremde Kunden. Die haben eine loose Idee, lassen dich Ideen produzieren, und aendern die Anforderungen laufend. Sie kommen mit immer neuen Details, die man besser haette am Anfang wissen sollen. Wenn man denen einen Entwurf zu detailiert gibt und sie das Gefuehl haben der Preis sei zu hoch - er ist immer zu hoch - gehen sie damit zu einem Anderen, den den ganzen Vorlauf nicht machen muss und daher guenstiger sein kann. Dann gibt es die Schnorrer, die immer von 10000er Serien reden, aber erst mal den Prototypen zu Selbstkosten wollen - die richtige Kosten wuerden dann auf die Serie abgewaelzt. Die Serie kommt aber nicht. Sie wollten nur das eine Stueck.
robocash schrieb: > ISO-9001 Ich kenne das nur als Bestandteil/Grundlage eines Qualtätsmangementsystems, was aber freiwillig ist, sofern Kunden dies nicht verlangen. Im Maschinenbau gibts doch das Maschinenschutzgesetz, und das wird man wohl beachten müssen.
Milli Oschi schrieb: > Ja. Man braucht als Selbstaendiger vieles zusaetzliches Wissen. Die > Pruef- und Sicherheitsnormen muessen bekannt sein. Das brauchst du nicht nur als Selbstständiger, sondern immer als Ingenieur in Konstruktion und Entwicklung! Sollte daher mit mehrjähriger einschlägiger Berufserfahrung kein Thema sein. Und ein Meister hilft dir da auch nicht weiter, der lernt das erst recht nicht.
Ah, was ich noch vergaß :-) Als Selbstständiger benötigst Du vor allem auch kaufmännisches Wissen! Das kann man sich natürlich selbst aneignen, aber es sollte vor der Gründung passieren. Dieses Wissen ist wichtiger als Dein fachspezifisches Wissen! Merke: Ein guter Ingenieur und schlechter Kaufmann scheitert - Ein schlechter Ingenieur und guter Kaufmann nicht! Chris D.
Hi, ich kann Chris D. nur vollkommen zustimmen. Ich musste das kaufmännische Wissen auf die harte Tour lernen, weil ich auch gedacht habe, dass man als guter Techniker automatisch erfolgreich sein wird. Das war vor knapp 12 Jahren. Vor 10 Jahren kam dann die Ernüchterung. Das "auf die Schnautze fliegen" hat also nur 2 Jahre gebraucht. In dieser Zeit habe ich allerdings viel Geld in den Sand gesetzt... Ich kann daher nur empfehlen: Idee haben, Existenzgründerseminar besuchen, kaufmännische Grundlagen und Buchhaltung lernen (nicht bis ins kleinste Detail, aber ein etwas tiefergehender Überblick ist notwendig), Marketing- und Vertriebsgrundlagen lernen, Überprüfung der Idee, zuletzt: durchstarten. Grüsse, TommyS
Man muss aber aufpassen, dass man "kaufmännische Kenntnisse" nicht auf das Handwerkszeug wie Buchhaltung reduziert. Das wäre ein großer Fehler, denn die Buchhaltung ist eigentlich nur ein Randthema, das allenfalls zum Verständnis der Zusammenhänge beiträgt. Die Buchhaltung selbst kann dann in der Regel der Steuerberater erledigen. Das wichtigste Thema in diesem Bereich ist sicherlich das Marketing. Ohne Marketing verkauft sich das beste Produkt nicht. Wichtige Themen sind dann auch noch Liquidität und Kostenrechnung/Kalkulation. Wenn man das beherrscht hat man sicherlich die meisten Hürden in dem Bereich genommen. Inzwischen sollten diese Themen auch in jedem Ingenieursstudiengang behandelt werden.
Mine Fields schrieb: > Man muss aber aufpassen, dass man "kaufmännische Kenntnisse" nicht auf > das Handwerkszeug wie Buchhaltung reduziert. Das wäre ein großer Fehler, > denn die Buchhaltung ist eigentlich nur ein Randthema, das allenfalls > zum Verständnis der Zusammenhänge beiträgt. Die Buchhaltung selbst kann > dann in der Regel der Steuerberater erledigen. Volle Zustimmung. Die Buchhaltung jemand anders machen zu lassen rechnet sich auch durchaus, da man die Zeit für Projekte meist besser nutzen kann. > Das wichtigste Thema in diesem Bereich ist sicherlich das Marketing. > Ohne Marketing verkauft sich das beste Produkt nicht. Wichtige Themen > sind dann auch noch Liquidität und Kostenrechnung/Kalkulation. Wenn man > das beherrscht hat man sicherlich die meisten Hürden in dem Bereich > genommen. Ja, Marketing einerseits, Controlling andererseits. Letzteres klappt selbst in vielen größeren mittelständischen Firmen nicht wirklich, gerade wenn die Geschäftsführer nur aus dem technischen Bereich kommen. > Inzwischen sollten diese Themen auch in jedem Ingenieursstudiengang > behandelt werden. Ja, "BWL für Ingenieure" ist leider nicht ausreichend.
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