Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Feedback-Widerstände / Johnson-Noise


von Glotzer (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe die Verstärkerschaltung im Anhang als 5.1 Verstärker für meinen 
PC aufgebaut und sie funktioniert soweit zufriedenstellend. Allerdings 
glaube ich dass man die Widerstände im Feedback-Netzwerk verringern 
könnte um so das Rauschen zu verringern (Johnson-Noise). Ich wüßte gerne 
ob meine Überlegungen soweit korrekt sind:

-Betriebsspannung ist +/-21V
-Last ist ein 8R-Lautsprecher, ich rechne zur Sicherheit mal mit 6R
-der TIP142/147 hat bei IC=5A einen minimalen hFe von 1000, also hat der 
Emitterfolger eine Eingangsimpedanz von 1000*6 = 6K
-Gesamtwiderstand der Feedback-R 58K die der Op-Amp parallel zu den 6K 
treiben muss, also ~5K, das wären wenn der Op-Amp volle 21V ausgeben 
könnte nur 4.2mA

Der NE5534 kann 26mA (16V in 600R), also könnte man die 
Feedback-Widerstände z.B. auf 4.7K und 100R reduzieren, das wären 2.6K 
die der Op-Amp treiben muss also <8mA. Oder 2.2K und 50R, das wären dann 
1.6K also <13mA.

Ist das soweit richtig gedacht?

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Dein Feedback-Netzwerk liegt parallel zum Lautsprecher. Aus Sicht des 
OPs ist es deshalb egal, ab man 47 kOhm oder 4,7 kOhm oder 1 kOhm als 
Feedback einbaut; das ist im Vergleich zum Lautsprecher immer noch sehr 
hochohmig und wirkt sich deshalb auf den OP-Ausgangsstrom nicht aus.

Wenn du Probeleme mit Rauschen hast, dann ist vermutlich nicht das 
Feedback-Netzwerk die Ursache; da würde ich eher die Signalquelle, also 
den PC verdächtigen. Das kannst du leicht überprüfen, indem du den 
Eingang des Verstärkers kurzschließt. Wenn damit das Rauschen 
verschwindet, kommt es nicht aus dem Verstärker.

von mhh (Gast)


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Die 2 LM334 finde ich nicht gut...

Anders lösen und aus den 47 kOhm 22 kOhm machen.
Boucherotglied vorsehen gegen Schwingneigung + paar pF über den neuen 22 
kOhm in der Rückkopplung.

von Glotzer (Gast)


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Oh noch jemand wach ;)

Danke für die Antworten!

>Dein Feedback-Netzwerk liegt parallel zum Lautsprecher. Aus Sicht des
>OPs ist es deshalb egal, ab man 47 kOhm oder 4,7 kOhm oder 1 kOhm als
>Feedback einbaut; das ist im Vergleich zum Lautsprecher immer noch sehr
>hochohmig und wirkt sich deshalb auf den OP-Ausgangsstrom nicht aus.

Der OP "sieht" doch gar nicht den Lautsprecher sondern die 
Gegentaktstufe, also schaut er über das beta des Emitterfolgers in den 
Lautsprecher. Da hatte ich 6K ausgerechnet für einen 6Ohm-Lautsprecher. 
Ob parallel zu den 6K des Lautsprechers dann 47K+1K oder 2.2K+50R liegen 
macht schon einen Unterschied:

6K || 58K = 5.4K
6K || 2.25K = 1.6K

>Wenn du Probeleme mit Rauschen hast, dann ist vermutlich nicht das
>Feedback-Netzwerk die Ursache; da würde ich eher die Signalquelle, also
>den PC verdächtigen. Das kannst du leicht überprüfen, indem du den
>Eingang des Verstärkers kurzschließt. Wenn damit das Rauschen
>verschwindet, kommt es nicht aus dem Verstärker.

Ja das werde ich mal ausprobieren! Mit einem Beyer Dynamic 880 hört man 
ein gewisses gaaanz dezentes Rauschen aber bei voller Lautstärke hatte 
ich das bislang bei jedem (auch gekauften) Verstärker. Der Verstärker 
klingt m.M. klasse, aber wenn man noch was optimieren kann würde ich das 
gerne noch einbauen. Der NE5534 kann bemerkenswert viel Strom liefern, 
aber mit der Darlington-Stufe wird das nicht ausgereizt, daher halt die 
Idee den zusätzlichen Saft zu verwenden um das Rauschen in den 
Feedback-Widerständen zu verkleinern. Keine Ahnung ob man den 
Unterschied jemals hören könnte...

>Die 2 LM334 finde ich nicht gut...

Du meinst weil die Stromquellen in Serie sind? Wie würdest Du das lösen?

>Boucherotglied vorsehen gegen Schwingneigung + paar pF über den neuen 22
>kOhm in der Rückkopplung.

Hatte da 22pF drin aber dann wieder rausgemacht - der Verstärker läuft 
seit Wochen täglich stundenlang und hat bislang keinerlei Instabilität 
gezeigt.

von Tipsi (Gast)


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>Ist das soweit richtig gedacht?

Theoretisch könnten die Gegenkopplungswiderstände in der Tat noch weiter 
reduziert werden. Ich glaube aber nicht, daß du das geringere Rauschen 
auch wirklich hören wirst.

Andere Frage: Stört dich denn nicht die Offsetspannung am Ausgang des 
Verstärkers?

>Hatte da 22pF drin aber dann wieder rausgemacht - der Verstärker läuft
>seit Wochen täglich stundenlang und hat bislang keinerlei Instabilität
>gezeigt.

Was leider nicht heißt, daß dein Amp wirklich garantiert stabil läuft! 
Schon ein anderes Lautsprecherkabel kann das Teil zum Schwingen bringen. 
Teste deinen Amp mal an komplexen Lasten oder laß mal eine Simulation 
drüber laufen.

Noch ein paar Tipps:

- Die Entkoppelcaps mußt du auf die Signalmasse referenzieren, nur 
zwischen den Rails bringt nicht allzuviel.

- Ein passiver Tiefpaß am Eingang gegen HF wäre noch sinnvoll.

- Und wie schon mhh meinte, das Zobelglied nicht vergessen!

von Glotzer (Gast)


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>Andere Frage: Stört dich denn nicht die Offsetspannung am Ausgang des
>Verstärkers?

Da ist noch ein Ausgangskondensator, ist nicht eingezeichnet. Hab grade 
mal gemessen, da liegen 240mV drüber, ganz schön viel.

Das ist auch noch so ein Punkt wo ich unsicher bin: Ohne den Kondensator 
sind die Lautsprecher/Kopfhörer ungeschützt und es müsste irgendeine 
Schutzschaltung rein. Da das ganze 6x aufgebaut ist als 
Surround-Verstärker ist mir der Aufwand für eine elektronische 
Schutzschaltung zu hoch. Und bei Polyswitch oder Sicherungen ist die 
Frage ob man denen seine 300€ Boxen/Kopfhörer anvertrauen will...

>Die Entkoppelcaps mußt du auf die Signalmasse referenzieren, nur
>zwischen den Rails bringt nicht allzuviel.

Irgendwo hatte ich noch genau das Gegenteil gelesen, dass dann die 
Signalmasse gestört wird.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Glotzer schrieb:
> Der OP "sieht" doch gar nicht den Lautsprecher sondern die
> Gegentaktstufe, also schaut er über das beta des Emitterfolgers in den
> Lautsprecher. Da hatte ich 6K ausgerechnet für einen 6Ohm-Lautsprecher.
> Ob parallel zu den 6K des Lautsprechers dann 47K+1K oder 2.2K+50R liegen
> macht schon einen Unterschied:

Schau dir mal deinen Schaltplan genau an. Das Feedback-Netzwerk ist am 
gleichen Punkt wie der Lautsprecher angeschlossen, nämlich an "Speaker 
Out".

Du hast also 48k || 6 Ohm = 5,999 Ohm; mit 2,25 kOhm ändert sich der 
Wert auf 5,984 Ohm.

von Anja (Gast)


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Glotzer schrieb:
> Ob parallel zu den 6K des Lautsprechers dann 47K+1K oder 2.2K+50R liegen
> macht schon einen Unterschied:

Aber doch nicht fürs Rauschen:
Da sieht der OP am - Eingang nur die 1K Ohm (parallel zu den 47K).
Am + Eingang liegen die 100K die 10 mal mehr rauschen.

Wenn ich ins Datenblatt schaue überwiegt bis etwa 7k-Ohm 
Eingangswiderstand das Spannungsrauschen des OPs. Erst oberhalb von 7k 
das Stromrauschen.
Die 1K sind etwa gleich groß wie das Spannungsrauschen des OPs.
Die 100K rauschen 10 mal mehr und bewirken auch am OP-Eingang ein 10 
fach höheres Stromrauschen als das Spannungsrauschen.

Ich denke nicht daß Du dir zuerst um die Feedbackwiderstände Sorgen 
machen solltest.


Gruß Anja

von Kurzi (Gast)


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>Irgendwo hatte ich noch genau das Gegenteil gelesen, dass dann die
>Signalmasse gestört wird.

Das ist natürlich Unsinn. Ein Entkoppel- bzw. Stützcap muß einen Bezug 
zur Signalmasse haben, sonst ist er wertlos.

von Anja (Gast)


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Kurzi schrieb:
> Das ist natürlich Unsinn. Ein Entkoppel- bzw. Stützcap muß einen Bezug
> zur Signalmasse haben, sonst ist er wertlos.

Beide haben recht:

Allerdings: man sollte immer betrachten wie die Ströme fließen.

Der OP selbst kennt ja die Masse nicht er sieht nur seine Welt zwischen 
den beiden Versorgungspins. -> für den OP ist der Kondensator zwischen 
den Versorgungspins gut.

Für eine an Masse angeschlossene Last sieht die Welt ganz anders aus: 
Hier ist ein kurzer Induktivitätsarmer Versorgungsweg zwischen Rail und 
Masse entscheident.

Allerdings: Meistens sind die Stromänderungen in der Last größer wie die 
des OPs selbst. -> Im Regelfall sind 2 Kondensatoren gefragt.

Gruß Anja

von Ulrich (Gast)


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So wichtig ist der Bezug zur Signalmasse beim Stützkondensator nicht. Um 
zu verhindern das der OP auf Grund fehlender Entkopplung schwingt reicht 
der Kondensator ohne Bezug auf die Masse schon.

Am + Eingang ist der 100 K Widerstand nicht wesentlich für Rauschen 
verantwortlich. Bei den Signalfrequenzen wird die Impedanz von der 
Quelle bestimmt, die dann noch parallel liegt. Der Kondensator ist ja 
gerade so gewählt das da der 100 K Widerstand groß ist gegen die 
Impedanz des Kondensators und der Quelle.

Als Schutz für die Lautscprecher wäre so etwas wie eine Schmelzsicherung 
oder ein Polyswitch schon nicht so schlecht. Von der Zuverlässigkeit 
sind die eher besser als was elektronisches als Teil des Verstärkers. 
Ein Polyswitch sollte dann aber vor der Rückkopplung sein, also gleich 
Teil des Verstärkers. Das eher träge Ansprechen entspricht auch etwa der 
Zeitkonstante von Lautsprechern. Nur als Schutz für die Transistoren 
sind ist es zu langsam.

Auf zusätzliche Kondensatoren am Ausgang würde ich eher verzichten. Da 
schon lieber einen Elko in den Rückkopplungszweig, und so den Offset 
verringern.

Wenn man das Ganze 6 mal braucht würde ich mit Überlegen gleich 
Verstärker ICs zu nehmen. Das ist oft einfacher und meist auch 
zuverlässiger und hat oft auch gleich einen Kurzschlussschutz.

von Kurzi (Gast)


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>Der OP selbst kennt ja die Masse nicht er sieht nur seine Welt zwischen
>den beiden Versorgungspins.

Den Massebezug erhält der OPamp über die Beschaltung, also Gegenkopplung 
und Last!

von hundertohm (Gast)


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Bin ich der Einzige, der sich über die 100 Ohm neben TIP142 wundert?
Wenn ja, kann mir bitte jemand den Sinn erklären?

von Kurzi (Gast)


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>So wichtig ist der Bezug zur Signalmasse beim Stützkondensator nicht. Um
>zu verhindern das der OP auf Grund fehlender Entkopplung schwingt reicht
>der Kondensator ohne Bezug auf die Masse schon.

In den 80igern war es Mode, die Signalmasse und Entkoppelmasse getrennt 
zu verlegen und strikt zu trennen. Das habe ich dann in einer Anwendung 
mal übernommen und ist prompt schief gegangen: Ich habe einen 
LF356-Vorverstärker in eine Stratocaster gebaut und getrennte Massen für 
Signal und Betriebsspannungsentkopplung vorgesehen. Der OPamp hat dann 
irgend einen Radiosender demoduliert, jedenfalls waren klar und deutlich 
Stimmen zu hören. Erst als ich die beiden Massen beim LF356 miteinander 
verbunden habe, war der Spuk vorbei.

Auch Gerhard Haas, der für die ELRAD zahlreiche Mischpultprojekte 
entworfen hat, ist von der getrennten Verlegung von Signalmasse und 
Entkoppelmasse wieder abgekommen, weil bestimmte Treiberschaltungen für 
600R Lasten einfach nicht stabil laufen wollten.

Auch bei Profi-Mischpulten (siehe Anhang) wird immer gegen die lokale 
Signalmasse "direkt vor Ort" abgeblockt und nicht über die 
Versorgungsspannungsanschlüsse.

von Anja (Gast)


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hundertohm schrieb:
> Wenn ja, kann mir bitte jemand den Sinn erklären?

Wahrscheinlich fließt zu wenig Ruhestrom durch die Darlingtons.
-> bei kleinen Amplituden übernimmt der OP direkt die Last.

Gruß Anja

von Anja (Gast)


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Hallo,

ich sehe gerade: der LM334 wird auch außerhalb Spec betrieben.
bei maximal 10mA müßte der Widerstand >= 6,8 Ohm sein.

Gruß Anja

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Anja schrieb:
> Glotzer schrieb:
>> Ob parallel zu den 6K des Lautsprechers dann 47K+1K oder 2.2K+50R liegen
>> macht schon einen Unterschied:
>
> Aber doch nicht fürs Rauschen:
> Da sieht der OP am - Eingang nur die 1K Ohm (parallel zu den 47K).
> Am + Eingang liegen die 100K die 10 mal mehr rauschen.

Die 100k liegen parallel zum Line-In, also zum Ausgang des 
Vorverstärkers, der deutlich niederohmiger ist ( < 1 kOhm). Deshalb 
wirkt sich der 100k-Widerstand aufs Rauschen eigentlich nicht aus bzw. 
nur bei offenem Eingang.

von hundertohm (Gast)


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Anja schrieb:
> Wahrscheinlich fließt zu wenig Ruhestrom durch die Darlingtons.
> -> bei kleinen Amplituden übernimmt der OP direkt die Last.

Oh stimmt! Das sind ja Darlingtons mit Vbe so um 1.4 ... 2.0V. Falls der 
OpAmp also nahe bei Ground ist, sind beide Transistoren aus, weil der 
Spannungsabfall an der grünen LED geringer als die beiden BE-Strecken 
ist, oder? Erst ab +-Vbe über den 100 Ohm übernehmen die Transistoren.
Danke Anja!

von Ulrich (Gast)


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Der TIP142 und wohl auch der TIP147 hat Widerstände parallel zu 
Basis-Emitter. Zumindest der 1. Transistor der Darlingtons wird auch im 
Ruhezustand schon leiten und nur der 2. Transistor ist eher aus und der 
interne Widerstand von etwa 120 Ohm läßt Strom durch.

Es hängt auch noch von der Art der grünen LED ab, es gibt welche mit 
etwa 2 V und welche mit eher 3 V an Flussspannung.

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