Um extrem kurze Belichtungszeiten mit einer handelsüblichen
Digitalkamera zu erreichen, soll folgendermassen vorgegangen werden: Der
Raum mit dem Objekt ist dunkel, die Kamera wird auf eine lange
Belichtungszeit eingestellt und ein extrem leistungsfähiger Blitz
beleuchtet das Objekt dann für eine Zeitspanne, die (weit) unterhalb der
normal möglichen Verschlusszeiten liegt.
Wie könnte man so ein Blitzgerät bauen? Ist da mit Hochleistungs-LEDs
noch etwas zu machen?
Mit Elektronik kenne ich mich gut aus, aber für so ein Blitzgerät fehlt
mir der Einstiegspunkt.
Suche mal im Netz nach Kurzzeit-Blitz. Es gibt einige Ansätze und
Bauanleitungen.
Ein Prinzip ist eine normale Blitzröhre über eine getriggerte
Funkenstrecke mit einer höheren Spannung als die Selbstzündspannung zu
betreiben.
Als einen relativ kleinen Blitzkondensator (einige 10..100nF) mit
Hochspannung (über 700V) laden und über die Funkenstrecke in Reihe mit
der Röhre entladen.
Die Funkenstrecke (oder mehrere) dürfen mit der Röhre nicht selbst
durchbrechen. Mit der Zündsspule kann jetzt eine Funkenstrecke gezündet
werden (Zusatzelektrode).
So werden kurze helle Blitze erzeugt. Die Belastung der Röhre sollte
überprüft werden.
Ein Induktivitätsarmer Aufbau ist sehr wichtig. Also alles eng an der
Röhre mit dicken Leitungen anordnen.
Was genua stört dich denn an den "normalen" Blitzgeräten von Canon,
Nikon, LumoPro? Der Preis, Helligkeit, Geschwindigkeit, Größe?
Einen Faktor zu verbessern sollte nicht schwierig sein, aber
normalerweise muss man dann halt Abstriche bei einem oder mehreren
anderen Faktoren machen.
Bisher hat mir immer mein Canon Blitz gereicht, der sollte bis in den
Bereich 1/10.000 sec. gehen, so genau hab ich das aber noch nie
getestet.
Udo Schmitt schrieb:> Wie wärs damit:> http://www.gsi.de/forschung/pp/phelix/index.html> Impulsdauern von 0,5 bis 20ps bei 120J
Impulsdauer und Stärke sehen zwar gut aus, aber ich glaube da braucht
man noch extra optic, um die Szene gleichmässig auszuleuchten. Ich hab
beim Überfliegen die Wellenlänge nicht gefunden, aber ich könnte mir
vorstellen, dass man damit nen üblen Farbstich im Bild hat.
Verwirrter Anfänger schrieb:> Was genua stört dich denn an den "normalen" Blitzgeräten von Canon,> Nikon, LumoPro?
Eigentlich stört mich nichts. Aber sind die vernünftig und schnell mit
Eigenbau-Elektronik auszulösen?
blubb schrieb:> Eigentlich stört mich nichts. Aber sind die vernünftig und schnell mit>> Eigenbau-Elektronik auszulösen?
ja, und zwar innerhalb 3 bis 8 Mikrosekunden.
Die konventionellen Blitzgeräte brennen einfach zu lange! Eine kurze
Blitzdauer ist nur mit den oben genannten Tricks zu machen.
Hier eine schöne Eigenbau-Lösung:
http://www.rapp-instruments.de/index6.htm
blubb schrieb:> (...) ein extrem leistungsfähiger Blitz> beleuchtet das Objekt dann für eine Zeitspanne, die (weit) unterhalb der> normal möglichen Verschlusszeiten liegt.
Definiere "extrem leistungsfähig", und beschreibe, welche
Belichtungsdauer Du erzielen willst, und beschreibe die Größe des
Objekts und den Abstand zur Kamera.
Bei Blitzgeräten wird die Leistungsfähigkeit durch die sogenannte
"Leitzahl*" ausgedrückt, je höher, desto mehr "Wums".
Ein besseres Blitzgerät mit einer Leitzahl > 40 kann zwar den Kölner Dom
nicht ausleuchten, genügt aber völlig, um übliche Wohnräume zu
beleuchten.
Wenn mehr Leistung erforderlich ist, hilft ein sogenannter
"Studioblitz", bei dem wird die Blitzleistung direkt in Wattsekunden
angegeben. So etwas ist dann wirklich verdammt hell.
http://www.walimex.com/nc/studio/produkt/15204
Im Nahbereich kannst Du mit so einem Gerät schon ernsthafte Schäden
anrichten.
Das Auslösen üblicher Blitze ist einfach, am Stecker des Blitzgerätes
(der Teil, der in den Blitzschuh der Kamera geschoben wird) befindet
sich in der Mitte ein Kontakt, und an der Seite gibt es noch eine
Kontaktfeder, die den metallischen Teil des Blitzschuhs berührt. Diese
beiden Kontakte müssen miteinander verbunden werden. Weitere Kontakte am
Blitzgerät dienen der Steuerung weiterer Parameter des Blitzes durch die
Kamera (Brennweite, Helligkeit etc.) und sind für Deine Aufgabenstellung
nicht relevant.
*) http://de.wikipedia.org/wiki/Leitzahl
Moin,
wenn man schon Bedenken hat, einen handelsüblichen Blitz auszulösen,
sind die "echten" High-Speed Teile für den Eigenbau vielleich etwas zu
elaboriert...
Wie schnell soll es denn werden? Wie lang darf/soll/muss der Blitz
leuchten und wieviel Licht brauchst du?
Generell kann man Systemblitze und Studioblitze unterscheiden.
Systemblitze haben meistens eher etwas kleinere Leistungen zu bieten,
funktionieren dafür aber besser für kurze Belichtungszeiten.
Reduziert man die Leistung eines Systemblitzes, wir der Blitz nach einer
gewissen Zeit abeschaltet => die Zeit wird kürzer. Damit erreicht man
einige 10µs kurze Blitze bei stark gedrosselter Einstellung.
Studioblitze funktionieren anders, die werden langsamer, wenn die
Leistung reduziert wird. Interessanter Weise sind die stärkeren Geräte
meistens diejenigen mit der kürzeren Brennzeit, liegt im Bereich
50-400µs und hat dann richtig Feuer.
Beide werden ausgelöst in dem man zwei Kontakte kurzschließt (Transistor
reicht meistens.) Bei eigentlich allen Systemblitzen liegen am
Mittelkontakt einige Volt an die gegen den Metalfuß geschaltet werden =>
instant Blitz.
Typische, große Systemblitz setzen Energien im Bereich von 120-140Ws um,
Studioblitze fangen typisch ab 200Ws an, die stärksten Geräte die man
ohne Verrenkungen bekommt, liegen bei 3000Ws.
LED brauchen da nicht im Ansatz antreten, es sein denn, du willst HP-LED
kiloweise verbauen.
--
SJ
Sepp schrieb:> Die konventionellen Blitzgeräte brennen einfach zu lange! Eine kurze> Blitzdauer ist nur mit den oben genannten Tricks zu machen.
Das ist alles relativ zu sehen. Für Photos von Geschossen mag es nicht
reichen, aber für "normale" Hochgeschwindigkeitsbilder ist das ganz
okay.
Ohne mehr Infos, können wir da nur rumstochern.
Sven Johannes schrieb:> Reduziert man die Leistung eines Systemblitzes, wir der Blitz nach einer> gewissen Zeit abeschaltet => die Zeit wird kürzer. Damit erreicht man> einige 10µs kurze Blitze bei stark gedrosselter Einstellung.
Hier mal examplarische Zahlen für einen gängigen Blitz (Nikon SB-800):
http://www.scantips.com/speed2.html> 1/1050 sec. at M1/1 (full) output> 1/1100 sec. at M1/2 output> 1/2700 sec. at M1/4 output> 1/5900 sec. at M1/8 output> 1/10900 sec. at M1/16 output> 1/17800 sec. at M1/32 output> 1/32300 sec. at M1/64 output> 1/41600 sec. at M1/128 outputblubb schrieb:> Eigentlich stört mich nichts. Aber sind die vernünftig und schnell mit> Eigenbau-Elektronik auszulösen?
Wird sehr oft verwendet. Einfach mal nach "Flash trigger" suchen.
Beispiele:
http://www.diyphotography.net/universal_sound_and_optical_slave_flash_triggerhttp://www.doc-diy.net/photo/smatrig/
Hi, in dem Clip wird "Nigari" gesagt, das ist Magnesiumchlorid (bekommt
man als pulver schon sehr günstig unter 10€)!!! Funktioniert, 100%!!
Gruß Ben
Quelle von Video Clip:
Anime "Dr. Stone" Staffel 2, Folge 2
Hi,
einen ZEHN JAHRE alten Thread ausgraben um dann noch eine falsche
Antwort zu geben...
Ben schrieb:> Hi, in dem Clip wird "Nigari" gesagt, das ist Magnesiumchlorid (bekommt> man als pulver schon sehr günstig unter 10€)!!! Funktioniert, 100%!!
Sämtliche Varianten der chemischen Fotoblitze brennen LÄNGER als alles
mit einer noch so konventionellen Blitzröhre.
Davon abgesehen kann man fertige Blitzbirnen/Würfel/Bars problemlos
fertig kaufen. Mindestens als alte Fundstücke billigst über Ebay & Co.
Vermutlich auch noch für Spezialzwecke neu. Da muss man nicht mit
Pulverchen hantieren.
Und mit Magnesiumchlorid wird das sowieso nichts. Das ist alles andere
als Brennbar. Abgesehen davon das man nach dem geschilderten Vorgehen
sicher kein Magnesiumchlorid erhält. Wo sollte das Magnesium denn auch
herkommen...
Das was da sehr vereinfacht beschrieben wird ist Natriumchlorat. Erst
Natriumchlorit durch Eindampfen von Meerwasser gewinnen (=Meersalz),
dann aus dem Meersalz (oder beliebiges andere Speisesalz) in der
Chloratzelle durch Elektrolyse Natriumchlorat (in den 60ern bis frühen
90ern als Unkraut-Ex bei den Pyrokiddies beliebt) erzeugen.
Allerdings das ist in der Realität schon etwas komplizierter...
Gruß
Carsten
Carsten S. schrieb:> Natriumchlorat (in den 60ern bis frühen> 90ern als Unkraut-Ex bei den Pyrokiddies beliebt) erzeugen.
War's nicht Kaliumchlorat? Ich glaube ja. Macht aber wenig Unterschied.
Wir fühlten uns schon stark wenn man so ein kleines Sprengtrichterchen
ausheben konnte - die Faszination war schon gewaltig.
Fast ein Wunder dass bei uns nie einer verletzt wurde.
edit: hast Recht, Natriumchlorat. "Wegerein-K", damals schwer zu
bekommen, aber dennoch immer vorhanden gewesen :-)
Das was in den Blitzlichtbeutelchan war, war Magnesium in Pulverform
und "etwas" was die Temperatur entwickelt hat, um das Magnesium
zu zuenden und verbrennen zu lassen. Explodiert ist dabei nichts.
Also nichts mit Kaliumchlorat oder Kaliumdichromat...
Hi
>..Explodiert ist dabei nichts.>Also nichts mit Kaliumchlorat oder Kaliumdichromat...
Ach.
ich wollte mal mit einem Blitzlichtbeutel (entsprechend verpackt) eine
Fontaine in einem mit 60l Wasser gefüllten Tonfass erzeugen. Die
Fontaine blieb aus, statt dessen verwandelte sich das Fass in einen
Haufen Scherben und eine große Pfütze. Da ist wirklich etwas explodiert.
Vor dem Krieg bestanden die Blitzlichtbeutel aus einer Mischung aus
Magnesiumpulver und Natriumperchlorat (lt. meinem Brockhaus von 1936).
Die DDR-Blitzlichtbeutel , die bis Anfang der 70ger Jahre erhältlich
waren, dürften ähnlich gestrickt gewesen sein.
MfG Spess
Spess53 schrieb:> Die DDR-Blitzlichtbeutel , die bis Anfang der 70ger Jahre erhältlich> waren, dürften ähnlich gestrickt gewesen sein.
Wo waren die erhältlich?
Vielleicht verwechselst du das mit den Blitzbirnen, die bis Anfang der
70' er erhältlich waren.
Spätestens als das SL-1 kaufbar war, hat keiner mehr den alten Mist
gekauft.
Hi
>Wo waren die erhältlich?
Bei mir im Fotoladen, zwei Häuser weiter.
>Vielleicht verwechselst du das mit den Blitzbirnen, die bis Anfang der>70' er erhältlich waren.
Blitzbirnen gab es nie als Papierbeutel mit Zündschnur.
>Spätestens als das SL-1 kaufbar war, hat keiner mehr den alten Mist>gekauft.
Mitglieder der "AG Junge Terroristen" bei den Pionieren schon.
MfG Spess
Spess53 schrieb:> Hi>>>Wo waren die erhältlich?>> Bei mir im Fotoladen, zwei Häuser weiter.
Eher eine Drogerie, die ihren Mist loswerden wollte.
Da gab es auch noch Nießpulver in den ovalen Spanschachteln :-)
Ich mach seit 1965 einigermaßen aktiv Fotografie, aber Blitzpulver gab
es da nicht mehr im Fotoladen zu kaufen.
Hi
>Eher eine Drogerie, die ihren Mist loswerden wollte.>Da gab es auch noch Nießpulver in den ovalen Spanschachteln :-)
Nö, keine Drogerie. War jahrelang meine bevorzugte Quelle für Filme
(auch Meterware, Fototechnische Filme bis zu IR-Filme), Fotopapiere,
Entwickler, Fxiersalz und Kamerazubehör. Die Drogerie war zwei Häuser
weiter in die andere Richtung.
MfG Spess
michael_ schrieb:> Ich mach seit 1965 einigermaßen aktiv Fotografie, aber Blitzpulver gab> es da nicht mehr im Fotoladen zu kaufen.
Genau das Gleiche wie im Westen: bei Porst und Fotoquelle gab es die
Massenware für die Urlaubsknipser, aber bei Grzybowski gab es die guten
Spezialsächelchen.
Leider scheinen derartige Läden ausgestorben zu sein.
> Als einen relativ kleinen Blitzkondensator (einige 10..100nF) mit> Hochspannung (über 700V) laden und über die Funkenstrecke in Reihe mit> der Röhre entladen.
Da hat jemand noch nie einen Blitz von innen gesehen.
Mit so "Winz"-Kondensatoren errecht man vllt eine Leitzahl von 5.
> Natriumperchlorat
Das koennte als Oxidans wohl hinkommen.
> Mitglieder der "AG Junge Terroristen" bei den Pionieren schon.
;-)
Mit 23 Pfennigen (?) war so ein Beutelchen auch recht billig.
Die eigentliche Gefahr war die wirklich hohe Temperatur die
das Magnesium beim Abbrennen entwickelt hat.
Der Inhalt eines solchen Beutelchens hat mit schon mal die
Haut vom Daumen fuer einige Tage/Wochen gut abgeledert.
> Bei mir im Fotoladen, zwei Häuser weiter.
Auch der sozialistische Konsumtempel aka "Centrum" hatte die.
Und, man konnte damit tatsaechlich im Dunklen Fotos machen!
Wenn der Fotoapparat bei seinen Belichtungszeiten auch die
Offenblende dabei hatte.
blubb schrieb:> Um extrem kurze Belichtungszeiten
Was soll das Rumgesülze, welchen konkreten Wert hat bei Dir "extrem
kurz"?
blubb schrieb:> beleuchtet das Objekt dann für eine Zeitspanne, die (weit) unterhalb der> normal möglichen Verschlusszeiten liegt.
Das ist bei jedem Blitz der Fall. Die Verschlußzeit ist immer deutlich
länger, damit er zum Zeitpunkt des Blitzes komplett offen ist. Und da es
Mechanik ist, ist sie immer deutlich träger, als der Blitz.
Früher hat man Drahtauslöser genommen, um den Verschluß für mehrer
Blitze offen zu halten.