Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Auflösung Netzteil für Temperaturregelung mit Peltier


von Benjamin (Gast)


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Guten Abend,
ich möchte mit einem Peltier-Element eine ca. 600 cm^3 Aluminium-Platte 
auf 16 °C kühlen. Die Temperatur darf um 5 mK nach oben und unten 
schwanken, mehr nicht.

Es kommt ein PID-Regler zum Einsatz dem ich mit Labview realisiere.
Das Peltier-Element incl. Kühlkörper und Lüfter, sowie Temperatursensor 
+ Messgerät habe ich schon, ist auch alles ausreichend dimensioniert.

Ich bin mir nun unsicher, wenn es um die Auswahl des Netzteils für die 
Peltierspannung geht.
Ich habe mal einen Typ rausgesucht, welchen ich bequem per USB ansteuern 
kann:

http://datasheet.octopart.com/EA-PSI-6032-06-EA-Elektro-Automatik-datasheet-8398415.pdf

Alle da aufgeführten Netzteile besitzen eine Auflösung von 10 mV. Hat 
jemand Erfahrung in dem Bereich und kann mir sagen, ob ich damit 
theoretisch auskomme für die Genauigkeit meiner Temperaturregelung?

Ich bin zuversichtlich, dass ich meinen Regelalgorithmus schon gut genug 
hinbekomme. Nutzt mir aber leider nichts wenn die Auflösung des 
Netzteils zu gering ist. Die Temperaturmessung ist ausreichend genau.

Über Anregungen würde ich mich freuen!

von Floh (Gast)


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Benjamin schrieb:
> ich möchte mit einem Peltier-Element eine ca. 600 cm^3 Aluminium-Platte
> auf 16 °C kühlen. Die Temperatur darf um 5 mK nach oben und unten
> schwanken, mehr nicht.

600 cm^3 ?
Länge, Breite, Höhe?
Wie stellst du sicher, dass im Material überall dieselbe (5mK ist nicht 
viel Unterschied) Temperatur vorherrscht mit nur einem Peltier?
Die Wärme von der anderen Peltierseite schaffst du wie weg, damit da 
nichts deine Aluplatte beeinflusst?

Kannst du das Vorhaben mal näher beschreiben?
:-)

von Purzel H. (hacky)


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Ein ambitioeses Vorhaben. Vor allem bei diesen Abmessungen. 600cm^2 
bedeutet eine gewisse Schwierigkeit schon mal ueber dem Alukoerper diese 
5mK zu erzielen. Dazu ist noch zu erwaehnen, dass der Koerper auf der 
anderen Seite des Peltier groesser sein muss, wenn die Regelung stabil 
sein soll. Oder man kuehlt gegen Wasser.
Wenn die Dosierung der Leistung grobkoerniger ist, muss der Regler ein 
wenig mehr hin und herspringen. Im Prinzip kann man ein Netzteil mit nur 
on/off verwenden, und der Regler macht daraus dann einen PWM, oder 
aehnlich.
Sollte man nicht, denn die Lebensdauer bei PWM Ansteuerung leidet.

von Benjamin (Gast)


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Die Abmessungen der Platte sind 200*200*15mm :)

Das Peltier hat eine Fläche von ca. 50x50mm und ist schon so eine 
Komplettlösung, wo auf der Warmseite ein Kühlkörper+Lüfter angebracht 
ist.
Eines von denen hier, falls von Interesse:
http://www.telemeter.info/documents/air-to-air.pdf

Die 5 mK Genauigkeit sind erstmal ein Richtwert, den ich sowieso nur 
über meinen Temperatursensor überprüfen kann. Dort soll es halt so genau 
sein.
Die Alu Platte wird nach außen Isoliert und ich gehe mal davon aus, dass 
aufgrund der Recht guten Wärmeleiteigenschaften von Aluminium keine 
allzugroßen Temperaturgradienten auftreten werden, die muss ich dann 
halt in Kauf nehmen.

Das Ganze soll, wenn es fertig ist zu Kalibrierung von Wärmeflussmessern 
dienen :)

von Benjamin (Gast)


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Das mit der PWM habe ich auch schon überlegt und mich da auch schon 
etwas eingelesen :)

Ja da leidet die Lebensdauer des Peltiers drunter und der Wirkungsgrad 
wird schlechter... Um das zu vermeiden müsste ich die PWM glätten was 
wieder ziemlich aufwändig wäre, ist sozusagen die Notlösung.

Schöner wäre es wenn ich mit diesem ca.350€ Netzteil auskäme.

von Benjamin (Gast)


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Sorry hier das richtige Datenblatt zum Peltier:

http://www.telemeter.info/documents/direct-to-air.pdf

(Ich sollte mich mal registrieren, ich kann meine Beiträge nicht 
editieren)

von Purzel H. (hacky)


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20x20cm Alu auf einem 5x5cm Peltier ... sportlich. Wenn der 
Temperaturgradient ueber das Alu so klein waere, wuerde die Position des 
Regelsensors ja egal sein ... ist sie aber nicht. Mach diesen Sensor so 
nahe am Peltier wie moeglich. zB mit einem 2.5mm Loch grad neben dem 
Peltier. Wenn der Sensor weiter weg, gar peripher ist, schwingt der 
Regler.

von Ulrich (Gast)


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Schon das kleinset 12 W Peltierelement aus dem Datenblatt sollte 
reichen, wenn die Isolierung stimmt. Man hat da ggf. auch noch Reserve 
um noch eine 2. Platte zur Wärmeverteilung darunter zu haben, und erst 
dann schwach an die große Platte zu gehen. Das macht auch gleich den 
Regler schneller.

Mit 10 mV Auflösung bei der Spannung und vielleicht 5 V am 
Peltierelement (die vollen 10-12 V wird man kaum brauchen) ist das ein 
Auflösung die etwa 0,2% der Leistung entspricht (die Leistung ist nicht 
linear von Spannung / Strom abhängig, aber in dem Bereich schon 
näherungsweise)
 Wenn die Leistung für etwa 10 K Temperaturhub reicht sind, entsprechend 
die 0,2% dann etwa 20 mK. Mit etwas hin und her schalten also eine Art 
schwaches PWM sollte das noch gehen.

Wenn man wirklich +-5 mK haben will, wäre ggf. schon eine 2 stufige 
Regelung angesagt. Also erstmal auf konstant z.B. 14° +-0,1 C mit einem 
Pletierelement und dann per Heizung mit wenig Leistung von da aus auf 
die gewollten 15°C.  Das geht aber nur wenn da die Wärmestromsensoren 
nicht zu viel Wärme reinbringen.

Es gibt für die Präzise Regelung per Peltierelement auch fertige Regler 
zu kaufen. Ich hab mal so einen Regler benutzt, und so weit ich mich 
noch erinnere waren da die Schwankungen mehr so bei +-1 mK.

von Benjamin (Gast)


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@ Oschi:
Danke für den Tip mit der Sensor Platzierung, wird umgesetzt!


Ulrich schrieb:

> Mit 10 mV Auflösung bei der Spannung und vielleicht 5 V am
> Peltierelement (die vollen 10-12 V wird man kaum brauchen) ist das ein
> Auflösung die etwa 0,2% der Leistung entspricht (die Leistung ist nicht
> linear von Spannung / Strom abhängig, aber in dem Bereich schon
> näherungsweise)
>  Wenn die Leistung für etwa 10 K Temperaturhub reicht sind, entsprechend
> die 0,2% dann etwa 20 mK. Mit etwas hin und her schalten also eine Art
> schwaches PWM sollte das noch gehen.

Danke erstmal für diese Überschlagsrechnung :)
Ich würde gern die 12 V voll ausnutzen, da ich so schneller die 
Temperatur einregeln kann und somit auf Dauer viel Arbeitszeit spare.

Wenn ich merke die Peltierspannung pegelt sich bei erreichen der 
Solltemperatur z.B. irgendwo um 5V ein, könnte ich doch theoretisch die 
Isolierung verschlechtern (oder Heizen), wodurch das Peltier dann doch 
mehr Spannung benötigt.
-->Die geringe Auflösung des Netzteils fällt weniger ins Gewicht, da die 
Temperaturänderung über einen höheren Spannungsbereich stattfindet.
Oder habe ich einen Denkfehler?

> Wenn man wirklich +-5 mK haben will, wäre ggf. schon eine 2 stufige
> Regelung angesagt. Also erstmal auf konstant z.B. 14° +-0,1 C mit einem
> Pletierelement und dann per Heizung mit wenig Leistung von da aus auf
> die gewollten 15°C.  Das geht aber nur wenn da die Wärmestromsensoren
> nicht zu viel Wärme reinbringen.

Oder meinst du das damit?
Der Eintrag der Wärmestromsensoren kann vernachlässigt werden.

> Es gibt für die Präzise Regelung per Peltierelement auch fertige Regler
> zu kaufen. Ich hab mal so einen Regler benutzt, und so weit ich mich
> noch erinnere waren da die Schwankungen mehr so bei +-1 mK.

Hast du vll. einen Link? Oder zumindest ein aussagekräftiges Schlagwort 
mit dem ich danach googeln kann und schnell etwas passendes finde?

von Arc N. (arc)


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Benjamin schrieb:
>> Es gibt für die Präzise Regelung per Peltierelement auch fertige Regler
>> zu kaufen. Ich hab mal so einen Regler benutzt, und so weit ich mich
>> noch erinnere waren da die Schwankungen mehr so bei +-1 mK.
>
> Hast du vll. einen Link? Oder zumindest ein aussagekräftiges Schlagwort
> mit dem ich danach googeln kann und schnell etwas passendes finde?

Zwar keine fertigen Regler
http://datasheets.maxim-ic.com/en/ds/MAX1978-MAX1979.pdf
http://www.ti.com/lit/an/spra873/spra873.pdf

von uii (Gast)


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von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Zur Versorgung des Peltiers würde ich PWM + LC Filter (Tiefsetzsteller) 
benutzen. Also sowas, wie Class-D Verstärker.

von uii (Gast)


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Und dabei Aufpassen, dass der PWM das Messsignal nicht stoert.

von Ulrich (Gast)


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Wenn es um maximale Präzision geht, kann man ggf. auch etwas mehr an 
Stromverbrauch in kauf nehmen. So viel Leistung ist das ja nicht. 
Maximal kann das Peltierelement gut 20 W gebrauchen, am Arbeitspunkt 
sollte man eher deutlich darunter, bei vielleicht 5 W (rund 1 A) liegen. 
In dem Bereich ist eine lineare Ansteuerung noch nicht so kritisch.

Man wird auch schon die volle Leistung zum groben Abkühlen nutzen können 
- nur später am Arbeitspunkt wird man eher weniger Strom benötigen - 
dann ist die Kühlleistung auch noch annähernd linear im Strom, was auch 
die Regelung und Überschlagsrechnung vereinfacht.  Ob man da jetzt bei 3 
V oder 8 V hinkommt, hängt auch von der Raumtemperatur und der Leistung 
des Lüfters ab. Ein großer Teil des Wärmzuflusses wird auch durch das 
Peltier-element selber gehen - entsprechend wichtig ist da eine 
konstante Temperatur auf der Warmen Seite.  Über die Luft geht das 
vermutlich nicht so einfach, so dass man rein über ein Peltierelemet das 
gar nicht so einfach hat da eine gute Unterdrückung von äußeren 
Störungen zu bekommen.

Ein extra heizen direkt am Peltierelement, nur damit das Peltierelemet 
wieder bei voller Leistung arbeitet ist eher nicht so gut. Da könnte man 
schon eher auf die Idee kommen einen Widerstand in Reihe dazu zu 
schalten um die Auflösung zu erhöhen.  Besser wäre die 2 Stufige 
Regelung (als Kaskadenregler) und kriegt so 2 Regelkreise (1 x Pletier, 
1 mal Heizung) und damit die Doppelte Dämpfung äußerer Störungen.

von Udo S. (urschmitt)


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Hmm mich würde mal interessieren mit welchem Messmittel du auf 5mK genau 
messen willst. Nur neugierdehalber.

von Ulrich (Gast)


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Bisher war von +- 5mK an Schwankungen geschrieben worden. Dafür braucht 
man nur einen Sensor mit entsprechend hoher Auflösung und ggf. auch noch 
geringer Drift über kürzere Zeiten. Das ist mit verschiedenen Sensoren, 
insbesondere NTCs, aber auch einfachen Dioden machbar - auch wenn da die 
Genauigkeit eher schlecht (z.B. +-2 K) ist.

Bei der Regelung würde ich erstmal mit der Peltier-Stufe anfangen und 
dann die zusätzliche Regelung per Heizung als Möglichkeit im Auge 
behalten, falls mit dem Peltierelement alleine nicht reicht. Dann kann 
man immer noch die Heizung, Wärmeverteilung und extra Sensoren 
nachrüsten, wenn man genug Platz lässt.

von Benjamin (Gast)


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Danke erstmal bis hierher für die kompetente Hilfe von allen Seiten!

Der Plan ist jetzt, zunächst die Temperaturregelung über eine lineare 
Ansteuerung des Netzteils mit Peltier-Element zu realisieren.
Gegebenenfalls schalte ich einen Widerstand mit dem Peltier in Reihe, um 
die Auflösung des Netzteils zu erhöhen (Danke Ulrich!).

Reicht das nicht aus kommt eine zweite Regelstufe mit Heizer hinzu.
Da muss ich mich nochmal einlesen. Ich hatte zwar Regelungstechnik im 
Studium aber Theorie und Praxis zusamenzubringen ist ja immer so eine 
Sache...

Reicht das immernoch nicht aus, muss ich auf eine 
PWM-Spannungsversorgung des Peltiers umsatteln. Damit die Lebensdauer 
und der Wirkungsgrad des Peltiers nicht in den Keller gehen, wird 
zusätzlich ein LC-Filter verwendet.
--> Der macht aus der PWM eine pulsierende Gleichspannung, wenn ich das 
richtig verstanden habe.
Die pulsierende Gleichspannung ist insofern besser als die PWM, da sie 
zwar den gleichen Effektivwert wie die PWM hat, aber nicht so hohe 
Peakströme fließen.
Hohe Peakströme sollen vermieden werden, da thermische Verluste im 
Peltier  quadratisch mit dem Strom zunehmen aber die Kühlung nur 
proportional mit I zunimmt.
Weiterhin werden durch den Filter mechanische Spannungen im Peltier 
vermieden, welche die Lebensdauer verschlechtern, da das Peltier sich 
nun nichtmehr ständig stark abkühlt, um sich dann wieder stark zu 
erwärmen.

Hoffe ich habe für spätere Leser dieses Threads nochmal alles gut 
zusammengefasst :)


Vielen Dank für die Hilfe, jetzt kann es richtig an die Arbeit gehn!

PS @ UDO:
Als Messgerät benutze ich ein ALMEMO 2690, was schonmal prinzipiell in 
der Lage ist so genau aufzulösen. Zu Testzwecken habe ich da erstmal ein 
simples Thermoelement dran. Was ich dann letztendlich für einen Sensor 
nutze überlege ich mir noch.
Denke aber da lässt sich was passendes finden, daran wird es nicht 
scheitern.

von uii (Gast)


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Eine Stabilitaet von 5mK ist zb mit einem NTC gut erreichbar. Mit einem 
Thermoelement wird's schwierig.

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