Forum: PC Hard- und Software Darf ich mit Linux Geld verdienen?


von Viktor S. (Gast)


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Hallo liebe Leute!

Da ich vorhabe, ein Kassensystem unter einem Linux-Derivat (Ubuntu) in C 
(mit diversen mySQL-DBs) zu programmieren, wollte ich fragen, ob ich das 
fertige Programm oder komplett mit der speziell auf das Kassensystem 
abgestimmten Linux-Distri (modifiziertes Ubuntu) verkaufen kann ?

Vielen Dank für die Hilfe.

: Verschoben durch Admin
von sd-fritze (Gast)


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Klar, wenn du dich an die GPL hälst und die Sourcen des Ubuntu lieferst.
Ausserdem darfst du es nicht mehr Ubuntu nennen, ist AFAIK ein 
Markenname.

von Viktor S. (Gast)


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Klar würde ich die Sources mitliefern, allerdings den Kernel und/oder 
die ganze Plattform etwas abspecken und auf das nötigste beschränken um 
beispielsweise ein schnelleres Starten oder gewisse Sicherheitskriterien 
zu optimieren.

Danke!

von Viktor S. (Gast)


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Muss ich auch die Sourcen meines Gedankenguts mitliefern?

von (prx) A. K. (prx)


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Du musst überhaupt keine Sourcen mitliefern, wenn es sich um eine 
Anwendung handelt, die unter Linux läuft, aber selbst keinen Quellcode 
mit GPL-Bindung verwendet.

von Viktor S. (Gast)


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>Du musst überhaupt keine Sourcen mitliefern, wenn es sich um eine
>Anwendung handelt, die unter Linux läuft, aber selbst keinen Quellcode
>mit GPL-Bindung verwendet.

Das würde aber bedeuten, dass ich sehr wohl den Code meines Programms 
mitliefern müsste, da ich es mit dem GCC kompiliert habe, richtig?

von Andreas S. (andreas) (Admin) Benutzerseite


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Nein, nur wenn du GPL-Bibliotheken dazugelinkt hast. Die meisten 
Bibliotheken sind aber aus diesem Grund nicht GPL sondern z.B. LGPL.

von benwilliam (Gast)


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klar darfst du das.
du darfst auch einfach ein Ubuntu runterladen es brennen und für teuer 
Geld verkaufen wenn du willst, nur wer soll sie dir abkaufen? wenn er 
die kostenlos bekommt :)

wenn du vorhandene Module/Programme etc. d.h. vorhanden Quellcode für 
deine Bedürfnisse anpasst und veränderst so MUSST du diese Änderungen 
wieder unter der GPL veröffentlichen.

Entwickelst du aber ein komplett eigenständiges Programm das lediglich 
vorhandene Module und Bibliotheken verwendet dann musst du nichts 
veröffentlichen, wäre aber eine nette Geste :)

von Jürgen (Gast)


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>du darfst auch einfach ein Ubuntu runterladen es brennen und für teuer Geld 
verkaufen

Du meinst, so wie pearl.de, die 2010 das 2008er Ubuntu für 5€ anstatt 
bisher für 40€ verkauft haben ? Suuuperschnäppchen ....

von Läubi .. (laeubi) Benutzerseite


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benwilliam schrieb:
> du darfst auch einfach ein Ubuntu runterladen es brennen und für teuer
> Geld verkaufen wenn du willst

jain... die GPL spricht von einem angemessenem Entgelt welches die 
Herstellungskosten (Datenträger) und einen gewissen Unkostenbeitrag 
enthält.

von (prx) A. K. (prx)


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Läubi .. schrieb:

> jain... die GPL spricht von einem angemessenem Entgelt welches die
> Herstellungskosten (Datenträger) und einen gewissen Unkostenbeitrag
> enthält.

Dieser Passus bezieht sich m.W. ausschliesslich auf den Zugang zum 
Quellcode deiner der GPL unterliegenden Anwendung.

Die als Basis einer Appliance verwendeten Ubuntu-Medien sind aber kein 
Quellcode und sind sowieso schon öffentlich verfügbar.

von Rolf Magnus (Gast)


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benwilliam schrieb:
> klar darfst du das.
> du darfst auch einfach ein Ubuntu runterladen es brennen und für teuer
> Geld verkaufen wenn du willst, nur wer soll sie dir abkaufen? wenn er
> die kostenlos bekommt :)
>
> wenn du vorhandene Module/Programme etc. d.h. vorhanden Quellcode für
> deine Bedürfnisse anpasst und veränderst so MUSST du diese Änderungen
> wieder unter der GPL veröffentlichen.

Sofern diese Module/Programme denn unter der GPL stehen. In einer 
Linux-Distribution steht bei weitem nicht alles nicht unter GPL oder 
LGPL.

> Entwickelst du aber ein komplett eigenständiges Programm das lediglich
> vorhandene Module und Bibliotheken verwendet dann musst du nichts
> veröffentlichen, wäre aber eine nette Geste :)

Einen Zwang, überhaupt etwas zu veröffentlichen, gibt es bei der GPL 
nicht. Wenn man aber etwas, das unter GPL steht, weiterigbt, so muß man 
dies unter den Bedingungen der GPL tun.

von Malefiz (Gast)


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Mysql ist nicht gebührenfrei benutzbar für komerziele produkte

von Reinhard Kern (Gast)


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Hallo,

Geld verdienen darfst du in unserem System immer. Du kannst z.B. Ubuntu 
zum Download anbieten und dann Gebühren nicht für Ubuntu, aber für die 
Benutzung deines Downloadportals berechnen, ist derzeit ein sehr 
erfolgreiches Geschäftsmodell. Viele Freeware-Pakete darfst du auch 
direkt berechnen (Lizenz lesen, ob das explizit ausgeschlossen ist), nur 
musst du Kunden finden, die freiwillig für kostenlose Software bezahlen. 
Einige Firmen versuchen auch, mit dem Support Geld zu verdienen, da 
spielt die Lizenz überhaupt keine Rolle, denn beraten darf man immer, 
aber das klappt eher selten.

Gruss Reinhard

von Agent P (Gast)


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Das Thema habe wir gerade in der Firma. Vorsicht. Du darfst die SW nicht 
so ohne weiteres kommerziell verwenden. Und man kann auch nicht davon 
ausgehen das "UBUNTU" oder auch jede andere "Compilation" im ganzen 
irgendeine Aussage dazu macht. Du kannst Dir eine abgespeckte Version 
erstellen und dann musst Du die Lizenz jedes einzelnen SW-Pakets auf die 
kommerzielle Verwendbarkeit bzw. deren Einschränkungen prüfen. Wenn da 
also z.B. steht "Nenne den Namen des Authors", dann musst Du das für 
dieses Paket tun. Andere Pakete haben andere Lizenzbedingungen. --> Viel 
Arbeit!
Die Leute bei Ubuntu und Konsorten nehmen einem die Arbeit nicht ab! 
Nicht mal eine "kommerzielles" SLES kann man so verwenden. Deine eigene 
Software wird wohl kaum ohne Librarys auskommen -> jede gelinkte SW muss 
auf die Lizenz hin geprüft werden. Nur Deinen eigenen Code kannst Du 
wirklich kommerziell verwenden. Insgesamt keine gute Idee Linux für was 
anderes als die eigene Verwendung vorzusehen.
Wenn Du gegen eine Lizenz verstösst ist die Rechtslage wohl im 
Augenblick so, daß der Staatsanwalt sich Dich ganz persönlich vornimmt. 
Da kann man keine Firma oder so vorschieben. Die Person ist dran.

Lösung wäre die ganze SW unter GPL zu stellen und nur die Dienstleistung 
in Rechnung zu stellen.

von Rolf Magnus (Gast)


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Reinhard Kern schrieb:

> Einige Firmen versuchen auch, mit dem Support Geld zu verdienen, da
> spielt die Lizenz überhaupt keine Rolle, denn beraten darf man immer,
> aber das klappt eher selten.

Die meisten bekannten Linux-Distributoren haben das als Geschäftsmodell, 
und offensichtlich klappt das, sonst gäbe es sie schon lannge nicht 
mehr.

von Stefan Salewski (Gast)


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Autor: Läubi .. (laeubi) (Moderator) Benutzerseite
Datum: 27.11.2011 13:53

>benwilliam schrieb:
>> du darfst auch einfach ein Ubuntu runterladen es brennen und für teuer
>> Geld verkaufen wenn du willst

>jain... die GPL spricht von einem angemessenem Entgelt welches die
>Herstellungskosten (Datenträger) und einen gewissen Unkostenbeitrag
>enthält.

Wo steht das mit dem "angemessenem Entgelt"?

Ich kann mich dunkel an eine ähnliche Diskussion erinnern, da meinte 
jemand:
GPL Code kann man nehmen, verändern, und dann für sehr viel Geld 
weitergeben.
(Natürlich mit Quelltext. Und der "Käufer" kann dann alles wieder für 
Geld weitergeben, oder auch kostenlos.) Die GPL2 hatte ich mal gelesen, 
ich kann mich nicht an den Ausdruck "angemessenem Entgelt" oder 
ähnliches erinnern.

von (prx) A. K. (prx)


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Man sollte tatsächlich darauf achten, welche Distribution man verwendet. 
Manche wie Ubuntu orientieren sich bei der Auswahl der Pakete eher an 
der Benutzungsfreundlichkeit für den Endkunden und liefern auch Pakete 
mit speziellen Lizenzbedingungen mit. Andere wie Debian sind 
konsequenter und lagern diverse problematische Pakete in einen separaten 
nicht automatisch installierten Zweig aus (nonfree).

Die Pakete mit ihren Lizenzen zu finden ist indes nicht schwer. In 
/usr/share/doc findet sich das. MySQL wurde bereits erwähnt (gibt 
Alternativen). Es liegt nahe, dass man nicht alles aufs System kippt, 
was draufpasst, sondern inkrementell nur das, was man wirklich braucht. 
Erleichtert ebendiese Suche.

Agent P schrieb:

> Vorsicht. Du darfst die SW nicht
> so ohne weiteres kommerziell verwenden.

Hoppla - das man Linux Distros nicht kommerziell verwenden dürfe klingt 
schwer nach Panikmache oder Trollversuch. Immerhin ist die Verwendung 
von Linux als Basis eines Servers für Eigengebrauch oder Internet-Dienst 
ebenfalls eine kommerzielle Verwendung. Und das Internet besteht wohl 
überwiegend aus Linux-Servern.

von Läubi .. (laeubi) Benutzerseite


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Stefan Salewski schrieb:
> GPL Code kann man nehmen, verändern, und dann für sehr viel Geld
> weitergeben.

korrekt, das bezieht sich denke ich auf die "unveränderten Kopien" in 
Absatz 4 v3:

>> 4. Conveying Verbatim Copies.
>> You may charge any price or no price for each copy that you
>> convey, and you may offer support or warranty protection for a fee.
http://www.gnu.org/copyleft/gpl.html

Stefan Salewski schrieb:
> Wo steht das mit dem "angemessenem Entgelt"?
In Version 2 stand drinne in Absatz 3:

>> Accompany it with a written offer, valid for at least three years,
>> to give any third party, for a charge no more than your cost of
>> physically performing source distribution, a complete machine-readable
>> copy of the corresponding source code
http://www.gnu.org/licenses/old-licenses/gpl-2.0.html

In der 3er Version ist das unter "6. Conveying Non-Source Forms." 
gelandet wie es scheint.

Wenn du also eine Version baust, wo sowohl Binär als auch Source 
enthalten ist, kannst du das ganze zu einem beliebigem Preis verkaufen, 
wenn du das ganze in Binärform vertreibst darfst du dafür beliebig viel 
verlangen, musst aber den Sourcecode gegen "angemessenem Entgelt" 
bereitstellen.

Malefiz schrieb:
> Mysql ist nicht gebührenfrei benutzbar für komerziele produkte

Nur wenn es mit dem Produkt gebundelt ist wenn ich das Recht erinnere. 
Für Opensource lizenzierte Software gibt es sogar eine extra Ausnahme:
http://www.mysql.com/about/legal/licensing/foss-exception/#1

Wenn der TE also einfach seine Software ebenfalls unter GPL stellt, und 
die Sourcen seinem Kunden ausliefert besteht (fast) kein Problem, siehe 
auch A.K. 's Hinweis mit den verschiedenen Lizenzen.

von Frank K. (fchk)


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Viktor S. schrieb:

> Da ich vorhabe, ein Kassensystem unter einem Linux-Derivat (Ubuntu) in C
> (mit diversen mySQL-DBs) zu programmieren, wollte ich fragen, ob ich das
> fertige Programm oder komplett mit der speziell auf das Kassensystem
> abgestimmten Linux-Distri (modifiziertes Ubuntu) verkaufen kann ?

Lies Dir die mysql-Lizenz durch. Du wirst für Deine Zwecke eine 
kommerzielle Lizenz brauchen, wenn Du Deine eigene Applikation nicht 
auch unter die GPL stellst.

Ansonsten verwende einfach FreeBSD und PostgreSQL, dann hast Du keine 
GPL-Software mehr im Basissystem und damit auch keine Probleme mit der 
kommerziellen Vermarktung. Die BSD-Lizenz (die auch PostgreSQL 
verwendet), ist hier deutlich unproblematischer.

fchk

von Reinhard Kern (Gast)


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Rolf Magnus schrieb:
> Die meisten bekannten Linux-Distributoren haben das als Geschäftsmodell,
> und offensichtlich klappt das, sonst gäbe es sie schon lannge nicht
> mehr.

Nun, wenn man Novell (Suse) mit Apple vergleicht, Erfolg sieht anders 
aus. Ich dachte aber auch weniger an die "grossen" Distributionen, 
sondern eher daran, ob Lieschen Müller mit Linux-Support Geld verdienen 
kann. Das wird eher mühsam.

Gruss Reinhard

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