Forum: Offtopic Wie funktioniert Handyortung?


von Thomas M. (thomaswm)


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Hallo,

in den Medien wird ja immer wieder über Tools gesprochen, über die man 
den Standort eines Handys lokalisieren kann. Allein eine SMS mit der 
Einverständliserklärung zur Ortung reicht und jedermann kann den 
Standort übers Internet abfragen.

1. Wie funktioniert das? Ich habe gehört, dass das Handy eine "stille" 
SMS verschickt von der der Besitzer nichts mitbekommt und darin 
Standortinformationen übermittelt.

2. Kann ich irgendwie herausfinden, ob MEIN Handy für solch einen Dienst 
angemeldet ist?

3. Kann ich das wieder deaktivieren?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Zumindest die Funkzelle, in die du eingebucht bist, kann dein Provider
problemlos herausfinden.  Wenn du irgendwo in dicht besiedeltem Gebiet
bist, sind die Funkzellen vergleichsweise klein, nur in der Pampa
werden riesige Flächen abgedeckt.

von (prx) A. K. (prx)


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Thomas M. schrieb:

> 1. Wie funktioniert das? Ich habe gehört, dass das Handy eine "stille"
> SMS verschickt von der der Besitzer nichts mitbekommt und darin
> Standortinformationen übermittelt.

taz: <Mit "stillen SMS" können Handynutzer bis auf wenige hundert Meter 
genau lokalisiert werden. Über eine Software funkt die Polizei 
Mobiltelefone an, ohne dass deren Besitzer es mitbekommen. Das Handy 
meldet den Kontakt an die Telefonfirma, die die Koordinaten der 
entsprechenden Funkzelle an die Ermittlungsbehörden weitergibt.>

Vermutlich werden die Standortdaten nur protokolliert, wenn eine 
Kontaktaufnahme erfolgt ist, nicht aber im Rahmen der normalen Bewegung 
durch die Funkzellen. Also muss man irgendwie Kontakt mit dem Handy 
aufnehmen. An Stelle der stillen SMS könnten die dich auch direkt 
anrufen und nach einmal klingeln auflegen. Wäre allerdings etwas 
auffälliger.

> 2. Kann ich irgendwie herausfinden, ob MEIN Handy für solch einen Dienst
> angemeldet ist?

Sobald du angerufen werden kannst...

von Thomas M. (thomaswm)


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Ich spreche jetzt nichtmal von Ortungen der Behörden wie Polizei usw...

Sondern davon, dass eine Privatperson im Internet (es gibt da wohl 
verschiedene Seiten) ein Handy für diesen Dienst anmeldet.
Dieses Handy bekommt dann eine SMS, welche bestätigt werden muss um die 
(heimliche) Standortbestimmung zu aktivieren.

von Thomas F. (thf)


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Dein Provider weiß nicht zu jeder Zeit in welcher Zelle Du bist, nur das 
Gebiet. Erst mit einem Verbindugnsaufbau redziert sich das Gebiet auf 
eine bestimmte Zelle. Eine Möglichkeit für diese Verbindung ist eine 
stille SMS, die aber vom Provider zum Telefon geht, nicht umgekehrt. Die 
Positionsbestimmung basiert dann auf einer Feldstärkemessung 
verschiedener Zellen und Triangulation. Viele baseband Chips haben die 
Möglichkeit (durch SDR Funktionen) auch GPS-Signale zu aufzunehmen und 
zur Auswertung zu versenden, d.h. GPS-Signalprocessing erfolgt dann 
nicht im Telefon.

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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Thomas M. schrieb:
> 1. Wie funktioniert das? Ich habe gehört, dass das Handy eine "stille"
> SMS verschickt von der der Besitzer nichts mitbekommt und darin
> Standortinformationen übermittelt.

Solange das Mobiltelefon keinen GPS-Empfänger enthält, braucht es keine 
Info vom Telefon zur Standortbestimmung.

Die reine Positionsbestimmung können die umliegenden Basis-Stationen 
durchführen

von Rick M. (rick-nrw)


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Es gibt Anbieter, die orten das eigene oder auch fremde Handys über die 
Funkzelle.
Dazu muss der Besitzer des zun ortenden Handys das freischalten.

@Thomas M.
Nach einer Ortung bekommt man nach einiger Zeit eine Info-SMS über die 
Ortung.
Sinngemäß: "Ihr Handy wurde geortet, zum Deaktivieren schicken Sie eine 
SMS mit xxOFF an die yyyyy"

Habe das mal eine Zeit mal getestet (an meinem Handy).

Strafverfolgungsbehörden etc. haben da sicher andere Möglichkeiten.

von Matthias S. (da_user)


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> Strafverfolgungsbehörden etc. haben da sicher andere Möglichkeiten.

Meines Wissens wird bei der klassischen 08/15-Ortung nur die Zelle 
bekannt gegeben.

Eine genauere Ortung ist wohl nur über mehre Funkmasten möglich und 
entsprechend sehr aufwendig. Ich denke, dass die Funkmasten ja auch was 
anderes zum tun haben, als ein Handy zu orten.
Entsprechend wird diese Funktion m.W. nur bei wichtigen Ereignissen 
(Gefahr im Verzug) durchgeführt.

von Uhu U. (uhu)


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Matthias S. schrieb:
> Entsprechend wird diese Funktion m.W. nur bei wichtigen Ereignissen
> (Gefahr im Verzug) durchgeführt.

Was "Gefahr" ist, ist Interpretationssache...

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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Uhu Uhuhu schrieb:
>> Entsprechend wird diese Funktion m.W. nur bei wichtigen Ereignissen
>> (Gefahr im Verzug) durchgeführt.
>
> Was "Gefahr" ist, ist Interpretationssache...

Wenn du die Auslegung von Gesetzesvorlagen als Interpretation 
bezeichnest, dann ja.

siehe §111 und §113 TKG

google auch nach "Auskunftsersuchen Telekommunikation"

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Wegstaben Verbuchsler schrieb:
> Wenn du die Auslegung von Gesetzesvorlagen als Interpretation
> bezeichnest, dann ja.

Ich verweise nur auf Dresden.

von Matthias S. (da_user)


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> Ich verweise nur auf Dresden.

Ich denke nicht, dass man in Dresden die genaue Handyortung verwendet 
hat.

von Uhu U. (uhu)


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Matthias S. schrieb:
> Ich denke nicht, dass man in Dresden die genaue Handyortung verwendet
> hat.

Aber man hat "Interpretiert"...

von Richart B. (richart_b)


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Es ist ganz einfach. Die Sendemastenkoordinaten sind bekannt. Der 
Sendemast empfängt das Mobiltelefonsignal in einer bestimmten Stärke. 
Diese ist direkt proportional zur Entfernung. Man stelle sich einen 
Kreis um den Sendemast vor mit dem Radius der entsprechenden Entfernung.

Nun wird es weiter geometrisch.

Gegenwärtig kann das Handy überall auf diesem Kreis sein. Handys wählen 
sich aber nicht nur in einen Mast ein. Bei zwei Masten haben wir bereits 
nur noch zwei Möglichkeiten, an denen das Handy sein kann.

Das reicht oft schon.

Hat das Handy dennoch noch einen dritten Mast angewählt, so ist der Ort 
exakt definiert - auf mehr als den Meter genau.

Das ist keine Theorie, das wird seit Jahrzehnten schon so gemacht. 
Früher waren es keine Mobiltelefone sondern Amateurfunker.

Handys sind je nach Ideologie sehr gute Beispiele angewandter 
Wellenlehre oder Wanzen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Richart B. schrieb:
> Der
> Sendemast empfängt das Mobiltelefonsignal in einer bestimmten Stärke.
> Diese ist direkt proportional zur Entfernung.

Nein, ist sie nicht.  Nicht bei UHF, und nicht in der wechselnden
Umgebung, in der sich so ein Teil befindet.  Allein zwischen in der
Jackentasche und am Ohr dürfte 30 dB oder mehr liegen.

> Das ist keine Theorie, das wird seit Jahrzehnten schon so gemacht.
> Früher waren es keine Mobiltelefone sondern Amateurfunker.

Die schätzen aber nicht nach Signalstärke, sondern peilen nach
Antennenrichtung.  Das kann eine Mobilfunk-Basisstation aber nicht,
denn deren Antennen haben viel zu weite Öffnungswinkel für eine
exakte Peilung (90 ° oder gar 120 ° in der Horizontalen).

von J.-u. G. (juwe)


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Angesichts Deines ziemlich forschen Auftretens hier:
Beitrag "Wie komme ich zu den Menschen, die wirklich Ahnung haben?"
würde mich eine Quelle zu dieser Behauptung:

Richart B. schrieb:
> Das ist keine Theorie, das wird seit Jahrzehnten schon so gemacht.

doch sehr interessieren. Zumal Jörgs Argumente, dass die an der 
Basisstation detektierte Feldstärke für eine einigermaßen genaue 
Entfernungsbestimmung eines Mobiltelefons ungeeignet ist, schlüssig 
sind.

von (prx) A. K. (prx)


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Handies senden nicht mit konstanter Leistung, sondern passen sich dem 
Bedarf an, wirken also dieser Form der Distanzerkennung entgegen. Derart 
einfach über den Pegel wirds also auch deshalb nichts.

Allerdings gibts einen anderen Effekt, jedenfalls bei GSM. Da dies im 
Zeitmultiplex arbeitet müssen die Stationen ohnehin die Entfernung 
berücksichtigen, damit sich die Slots nicht aufgrund der Laufzeit 
überlappen und sich damit gegenseitig stören. Bei GSM muss also 
technisch bedingt eine grobe Entfernungsmessung durchgeführt werden.

Wirklich schwierig ist das jedoch nicht: Laufzeitmessung. Mehr als die 
Distanz ist so freilich nicht zu gewinnen. Kein Winkel.

http://de.wikipedia.org/wiki/Timing_Advance

von J.-u. G. (juwe)


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A. K. schrieb:
> Mehr als die Distanz ist so freilich nicht zu gewinnen.

Und selbst die nur mit einer Auflösung von ca. einem halben Kilometer.

von (prx) A. K. (prx)


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J.-u. G. schrieb:

>> Mehr als die Distanz ist so freilich nicht zu gewinnen.
>
> Und selbst die nur mit einer Auflösung von ca. einem halben Kilometer.

Zumindest gibt die TA Quantisierung über die Bitdauer keine bessere 
Auflösung her. Denkbar wärs aber, dass die Messung selbst etwas genauer 
ist.

von Michael K. (charles_b)


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A. K. schrieb:
> Handies senden nicht mit konstanter Leistung, sondern passen sich dem
> Bedarf an, wirken also dieser Form der Distanzerkennung entgegen. Derart
> einfach über den Pegel wirds also auch deshalb nichts.
>
> Allerdings gibts einen anderen Effekt, jedenfalls bei GSM. Da dies im
> Zeitmultiplex arbeitet müssen die Stationen ohnehin die Entfernung
> berücksichtigen, damit sich die Slots nicht aufgrund der Laufzeit
> überlappen und sich damit gegenseitig stören. Bei GSM muss also
> technisch bedingt eine grobe Entfernungsmessung durchgeführt werden.
>
> Wirklich schwierig ist das jedoch nicht: Laufzeitmessung. Mehr als die
> Distanz ist so freilich nicht zu gewinnen. Kein Winkel.
>
> http://de.wikipedia.org/wiki/Timing_Advance

Wer sein Handy z. B. neben ein Radio legt wird feststellen, dass im 
Radio so im Minutentakt oder auch nach mehreren Minuten ein tacktacktack 
zu hören ist.

Das Handy "räuspert" sich also ab und dann. Dieses kurze Sendesignal 
wird von sagen wir 2 Sendemasten empfangen. Und schon können sich die 
Masten untereinander abstimmen, wann welcher Mast das Signal von Handy 
007 erhalten hat = die jeweiligen Abstände sind bekannt.

Dann kommen in einer Ebene nur noch 2 Punkte in Frage. Mit einem dritten 
Mast gelingt es dann, die Position genau herauszubekommen.

von (prx) A. K. (prx)


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Ja klar, das setzt aber zusätzlich eingebaute Funktionalität nur für 
Ortung voraus. Die von mir beschriebene Variante basiert auf der 
normalen GSM-Funktion.

Wär jetzt halt die Frage, inwieweit welches Verfahren hierzulande in 
welchen Netzen realisiert ist.

von Hanna P. (hanna_p)


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A.K. meinte:

[quote]
Die von mir beschriebene Variante basiert auf der
normalen GSM-Funktion.
[/quote]

Genau:
Die Locationsdaten des Handys befinden sich jederzeit
in den Datenbanken HLR/VLR des Systems. Wenn das Handy
jetzt bewegt wird, macht das Handy ein sogenanntes "location Update",
was dauernd die Werte in den Registern überschreibt.

Um ein Schnappschuss zu erhalten, kommt nun die "stille sms"
ins Spiel.
Diese erzwingt nämlich ein location update außer der Reihe
und befiehlt dem Billing System des Netzbetreibers einen
zeitstempelsignierten Schnappschuß der Daten zu machen,
da die versendete sms ja rechnungsrelevant ist.

hanna.

von Michael K. (charles_b)


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Hanna P. schrieb:

> Diese erzwingt nämlich ein location update außer der Reihe

Sind nicht diese leisen Störgeräusche, die das Handy z. B. in einem in 
der Nähe befindlchen Radio erzeugt, location updates? Irgendwas sendet 
das Handy ja in dieser Zeit - auch ohne mein zutun. Ich habe bisher 
vermutet, dass es sich meldet um bescheid zu sagen, dass es noch "da" 
ist, um dann wieder in den Wartezustand zu gehen.

von (prx) A. K. (prx)


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Ohne konkrete Verbindungsaufnahme, wie sie bei einer stillen SMS 
erfolgt, ist dem GSM-Netz nicht einmal die genaue Funkzelle bekannt, nur 
die "Location Area":

"Zur Verringerung des Aufwands im Kernnetz und zur Verlängerung der 
Akku-Laufzeit wird zentral nur die Location Area erfasst, in der sich 
ein eingebuchtes Mobiltelefon befindet. Wo es sich innerhalb dieses 
Gebietes befindet, ist nicht bekannt. Um Energie und 
Übertragungskapazität zu sparen, meldet sich das Mobiltelefon im 
Standby-Betrieb (idle-mode) in vom Netz vorgegebenen Abständen (zwischen 
6 Minuten und 25,5 Stunden)[13] oder beim Wechsel der Location Area beim 
Netz. Sobald das Netz mit dem Mobiltelefon eine Verbindung aufbauen 
möchte wird dieses über alle Basisstationen der Location Area gerufen 
und bei Meldung die Verbindung über die Basisstation, an der das 
Endgerät sich meldet, aufgebaut."

http://de.wikipedia.org/wiki/Global_System_for_Mobile_Communications

von Hanna P. (hanna_p)


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A.K. schrieb:

> Ohne konkrete Verbindungsaufnahme, wie sie bei einer stillen SMS
> erfolgt, ist dem GSM-Netz nicht einmal die genaue Funkzelle bekannt, nur
> die "Location Area"

Dem Netz vielleicht nicht, aber besondere Lawful Interceptios-
software bestimmt.

-------------------------
Ich bin eine Stimme, die leise erklingt,
und Glück in das Herz eines Einsamen bringt ...

***

Durch den Äther, durch die Welt,
die von Sonnenglanz erhellt,
klingt meine Stimme --
durch das Städte bunter Pracht,
durch die sternenklare Nacht,
klingt meine Stimme --
Und kommt sie in ein stilles Haus,
dann ruht sie gern ein Wenig aus.

Ich bin eine Stimme, die leise erklingt,
und Glück in das Herz eines Einsamen bringt ...

***
Ich bin eine Stimme, so tief und so rein,
ich singe von Liebe, von Sehnsucht und Pein,

Hm ...

Man sehnt sich so oft, das ein Wunder geschieht,
doch die Sehnsucht wird müd', so müd' wie mein Lied.

Ich bin eine Stimme, so Stimme die singt,
die Liebe verkündet und leise verklingt ...


Einer der Besten: http://www.tronland.org

.

von Reinhard S. (rezz)


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Hanna P. schrieb:
> A.K. schrieb:
>
>> Ohne konkrete Verbindungsaufnahme, wie sie bei einer stillen SMS
>> erfolgt, ist dem GSM-Netz nicht einmal die genaue Funkzelle bekannt, nur
>> die "Location Area"
>
> Dem Netz vielleicht nicht, aber besondere Lawful Interceptios-
> software bestimmt.

Woher will die Sachen wissen, die selbst die darunterliegende Ebene (das 
Netz) nicht weiß?

Man kann sich dann höchstens der Funktion einer stillen SMS bedienen...

Aber Profis haben eh mehrere Handys/SIM-Karten, die sie nie gleichzeitig 
nutzen.

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