Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik 5V Regelung von ATX Netzteil defekt


von Oliver S. (os252)


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Hallo,

ich habe ein BeQuit Dark Power Pro 550W ATX Netzteil.
Dieses hat leider einen defekt, den ich beheben möchte.
Die 5V Spannungsversorgung weisst eine ungewöhnlich hohe Störung auf. 
Diese Spannung habe ich bereits mit einem Oszilloksop aufgenommen. Die 
Störung hat eine Spitze-Spitze-Spannung von ca 1,2V und tritt periodisch 
ca alle 600ns auf.
Da das Netzteil relativ teuer war und die restlichen Spannungen noch 
sehr gut geregelt werden, wollte ich das Netzteil reparieren.

Wenn das Netzteil eingeschaltet wird, hört man für eine kurze Zeit ein 
knistern, welches wahrscheinlich aus einer der Spulen kommt. Nach einer 
kurzen Zeit ist aber davon nichts mehr zu hören.

Ich hoffe mir kann jemand einen Tipp geben, nach was für einem Fehler 
ich suchen soll, oder wo ich anfangen sollte zu suchen.

Vielen Dank!

MFG Olli

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Es klingt nach ausgetrockneten Elkos im 5 Volt Zweig ( wahrscheinlich 
sind die im 12 Volt Zweig auch bald fällig ) .Oft verbreiten die 
kaputten Elkos eine Elektrolyt 'Suppe' um sich oder haben aufgeblähte 
Gehäuse. Wechsele diese schon mal aus. Die Störung wird durch den 
Versuch des Netzteiles, die Spitzen auszugleichen auch noch zu einer 
Schwingung . Falls du dem Netzteil dann noch was gutes tun willst, löte 
auf der Unterseite noch ein paar 100nF Kondensatoren parallel zu den 
Elkos, um die Schaltspitzen von den Elkos fernzuhalten.
Leider verbauen die meisten Hersteller nur 85°C feste Elkos, wenn du 
105°C Typen bekommst, gib diesen den Vorzug.

Die Temperaturen beziehen sich auf die garantierte Lebensdauer. Bei 85°C 
halten die Kondis so-und-so-viel Jahre ...

von (prx) A. K. (prx)


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Obacht - das ist eine ~25MHz Oszillation und die Peaks erfolgen mit 
1,5MHz. Die Regelung dürfte bei dieser Frequenz kaum daran beteiligt 
sein und dicke Elkos sind bei dieser Frequenz auch wenn noch nass nicht 
so ganz das was man sich drunter vorstellt. Das wird eher eine durch die 
Peaks angeregte parasitäre Oszillation sein.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Es wäre interessant zu wissen, ob die Schwingung auch auf dem 12 Volt 
und dem 3,3 Volt Zweig auftritt. Wenn nein, sinds garantiert die Elkos, 
wenn ja, liegts mögl. auch auf der Primärseite. In dem Falle ist das NT 
für jemanden ohne die richtigen Kenntnisse und/oder Werkstattausrüstung 
wohl nicht zu retten.

von Oliver S. (os252)


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Hallo,

auf Anregung von Matthias Sch. habe ich alle anderen Spannungen noch 
einmal genau nachgemessen. Leider habe ich auf allen anderen Spannungen 
die gleichen Störungen feststellen müssen.
Dann werde ich mich wohl langsam durch die Schaltung durchtasten müssen, 
da es nun ja wahrscheinlich an der Primärseite.
(Die Ausrüstung ist kein Problem, ich bin hier in einer Hochschule mit 
Leistungselektronik Labor, allerdings sind die Kenntnisse bei der 
Reparatur von Netzteilen noch begrenzt)

Wenn also jemand noch einen Vorschlag machen kann, woran es bei so einem 
Fehler liegen könnte, wäre ich sehr dankbar.

MFG Olli

von (prx) A. K. (prx)


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Oliver S. schrieb:

> Leider habe ich auf allen anderen Spannungen
> die gleichen Störungen feststellen müssen.

Hast du diese Peaks auch, wenn du eine völlig andere Spannung misst?

Ich hatte nämlich mal einen hartnäckigem Peak bei einem Oszi, alle paar 
Sekunden. Erst nach längerer verblüffter Suche fiel der Groschen: In der 
Nähe lag ein Flughafen mitsamt Radar.

Soll heissen: Das kommt vielleicht von anderswo. Von aussen.

von oszi40 (Gast)


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1. Frage: Hat das Netzteil schon mal richtig funktioniert oder ist der 
Fehler erst seit ein paar Tagen?

2.Bevor ich groß suchen würde, wäre ein Test mit 100nF Keramik mit 
kurzen Anschlüssen am 5V-Ausgang ein erster Versuch den Fall 
einzukreisen. In ungünstigen Fällen könnte auch der unvorteilhafte 
Aufbau oder die Verlegung der Drähte eine Schwingung verursachen. Eine 
UKW-Spule braucht nur 3 Windungen.



ATX-Netzteile haben meist Masse und Schutzleiter verbunden. Da könnte 
auch eine Masseschleife in selteneneren Fällen für Kuriositäten sorgen?

Aber Vorsicht! In Schaltnetzteilen treten bis zu 800V auf. Da sollte man 
wissen was man tut!!!

von mhh (Gast)


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Oliver S. schrieb:
> ich habe ein BeQuit Dark Power Pro 550W ATX Netzteil.
> Dieses hat leider einen defekt, den ich beheben möchte.

Noch aus der 6er Reihe? Dann Beileid...

Oliver S. schrieb:
> Wenn das Netzteil eingeschaltet wird, hört man für eine kurze Zeit ein
> knistern, welches wahrscheinlich aus einer der Spulen kommt.

Sekundärelkos bei 3,3 - 5 - 12 Volt wechseln.

von Harald W. (wilhelms)


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Oliver S. schrieb:

> (Die Ausrüstung ist kein Problem, ich bin hier in einer Hochschule mit
> Leistungselektronik Labor, allerdings sind die Kenntnisse bei der
> Reparatur von Netzteilen noch begrenzt)

Hoffentlich beinhaltet diese Ausrüstung auch einen entsprechend
leistungsfesten Trenntrafo. Sonst würde ich gar nicht erst mit
Messungen anfangen. Trotzdem sind Netzteile mit solchen Leistungen
bei Untersuchungen im Primärkreis lebensgefährlich.
Gruss
Harald
PS: Frage an die Gemeinde:
Wäre es eigentlich zweckmässig, bei solchen Messungen die Primär-
Minusschiene mit dem Schutzleiter zu verbinden? Das das nur hinter
einem Trenntrafo geht, ist mir klar.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Wäre es eigentlich zweckmässig, bei solchen Messungen die Primär-
> Minusschiene mit dem Schutzleiter zu verbinden? Das das nur hinter
> einem Trenntrafo geht, ist mir klar.

Sicher nicht. Wenn du mit einem geerdeten Oszi und Minus des NT als 
Bezugspunkt im Primärkreis misst, ist das eher kontraproduktiv , da es 
eine  Masseschleife bildet. Sprich, die Masseklemme des Tastkopfes 
sollte da reichen.

mhh schrieb:
>> Wenn das Netzteil eingeschaltet wird, hört man für eine kurze Zeit ein
>> knistern, welches wahrscheinlich aus einer der Spulen kommt.
>
> Sekundärelkos bei 3,3 - 5 - 12 Volt wechseln.

Aus meiner langen Praxis mit diesen Netzteilen kann ich auch nur 
wiederholen, das defekte Elkos mit Abstand Fehlerursache Nr. 1 bei den 
Dingern sind, wenn es diese Erscheinungen zeigt. Der andere häufige 
Fehler ist nicht starten, verursacht durch offene Starterwiderstände im 
100-220k Bereich. Ganz schlechte Netzteile zeigen auch gerne mal 
Windungschlüsse im Trafo, das können wir hier aber wohl ausschliessen.
Checke, ob Elkos warm werden und wechsle diese. Such nach Elektrolyt 
Klecksen um die Elkos. Auf Verdacht würde isch persönlisch alle anderen 
baugleichen Elkos auch wechseln, das tue ich aber nur weil ich auf eine 
grosse Sammlung zurückgreifen kann.

von Oliver S. (os252)


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Hallo

also solche Peaks habe ich nur bei diesem Netzteil. Ich habe zur 
Sicherheit mal ein anderes ATX Netzteil drangehängt und dort ist die 
Spannung sehr glatt und sauber. Also ist ein Fehler des Oszilloskops 
wohl ausgeschlossen.

Das Netzteil lief bis vor ein paar Tagen noch in meinem PC. Da dieser 
nicht mehr starten wollte und auch keinen Fehlercode über den 
Lautsprecher ausgab habe ich alle Komponenten getestet. Mit einem 
speziellen ATX Netzteil Tester habe ich dann das Netzteil als 
Fehlerquelle identifiziert und mir die Spannungen am Oszilloskop 
angesehen. Dort ist mir im Vergleich mit einem anderen Netzteil eben 
diese Störung der Spannungen aufgefallen. Mit einem ausgeliehenem, 
anderen Netzteil funktioniert der PC nun auch wieder. Also muss es daran 
liegen.

@oszi40: was wird mit dem Test bezweckt? Soll ich die Spannung mir 
ansehen, mit und ohne dem Test-Kondensator? Als Ersatz Puffer erscheinen 
mir 100nF recht wenig, oder?

@mhh: Nein, das Netzteil ist aus der 7-er Serie.

Ich glaube, dann werde ich wohl alle Elkos heraussuchen, die im 
Sekundärkreis eingebaut sind und diese neu bestellen.

Vielen Dank für die zahlreichen, sehr guten Antworten.

MFG Olli

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