Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik stromdurchflossene Spule


von Michael K. (charles_b)


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Aussage aus einem Physikbuch:

"Trennt man eine stromdurchflossene Spule von der Spannungsquelle, geht 
die Stromstärke nicht sofort auf null zurück, sondern der Strom fließt 
noch eine Weile in derselben Richtung weiter."

Dazu ein Bild, in dem die Leistung an einem Verbraucher nach dem 
Ausschalten exponentiell abklingt - wohlgemerkt bei nicht geschlossenem 
Stromkreis.

Ist es nicht so, dass es beim Abschalten eine gehörige 
Induktionsspannung gibt, aber wie ist es mit dem Strom? Fließt der 
wirklich weiter?

von Falk B. (falk)


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@  Michael K-punkt (charles_b)

>"Trennt man eine stromdurchflossene Spule von der Spannungsquelle, geht
>die Stromstärke nicht sofort auf null zurück, sondern der Strom fließt
>noch eine Weile in derselben Richtung weiter."

Jo.

>Dazu ein Bild, in dem die Leistung an einem Verbraucher nach dem
>Ausschalten exponentiell abklingt - wohlgemerkt bei nicht geschlossenem
>Stromkreis.

Doch, der ist schon geschlossen . . .

>Ist es nicht so, dass es beim Abschalten eine gehörige
>Induktionsspannung gibt,

Ja.

> aber wie ist es mit dem Strom?

Der fließt weiter, wie oben beschrieben.

> Fließt der wirklich weiter?

Sicher, über den Lichtbogen im Schalter.

MFG
Falk

von Michael K. (charles_b)


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Falk Brunner schrieb:

>
>> Fließt der wirklich weiter?
>
> Sicher, über den Lichtbogen im Schalter.
>
> MFG
> Falk

Ok, wenn es den Lichtbogen gibt, zieh ich mit!

Aber Strom mit unterbrochener Leitung? Wo fließt er denn hin? Müsste 
sich nicht durch die Induktionsspannung ein starkes el. Feld aufbauen, 
welches tatsächlich ein paar Elektronen in die eine Richtung verfrachtet 
und Elektronenmangel auf der anderen Seite erzeugt. (Draht sozusagen als 
Mini-Kondensator). Aber sobald hier genug Gegenspannung da ist, sollte 
das doch zum erliegen kommen. Der "Strom" wäre dann ein wenig hin und 
her im Spulendraht, der zur Erwärmung desselben führt.

von Tom (Gast)


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Tja, die Spule versucht den Strom weiters zu leiten, bei offenem 
Schalter(ziemlich großer Widerstand) entsteht dadurch eine sehr große 
Spannung

von Klaus (Gast)


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Michael K-punkt schrieb:
> Ist es nicht so, dass es beim Abschalten eine gehörige
> Induktionsspannung gibt, aber wie ist es mit dem Strom? Fließt der
> wirklich weiter?

Entweder, er fließt weiter, oder es gibt eine Induktionsspannung.

MfG Klaus

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Klaus schrieb:
> Entweder, er fließt weiter, oder es gibt eine Induktionsspannung.

Fließt ein Strom OHNE Spannung wäre die Leistung Null. Entsteht eine 
Spannung OHNE Strom wäre die Leistung Null. Damit würde die Energie in 
der Spule in beiden Fällen erhalten bleiben. Da das nicht so ist, treten 
IMMER Strom und Spannung paarweise auf.

von Clair Grube (Gast)


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Ja, immer der gleiche Kinderkram.

Erst mal ideale Bauelemente annehmen und dann damit versuchen, 
physikalische Regeln zu falsifizieren.

Die Spule hat eine Kapazität und einen Widerstand.
Der Schalter hat eine Kapazität zwischen den Kontakten

Das reicht aus, um erstmal eine hohe Spannung zu erzeugen, mit schnellem 
Anstieg. Dadurch sind die Kapazitäten ausreichend niederohmig.
Und schwupps haben wir einen Schwingkreis mit Verlusten, der die 
gespeicherte magnetische Energie in Wärme umsetzt.

von Michael K. (charles_b)


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Clair Grube schrieb:
> Ja, immer der gleiche Kinderkram.
>
> Erst mal ideale Bauelemente annehmen und dann damit versuchen,
> physikalische Regeln zu falsifizieren.

Es ist so ein Schulbuch-Spagat: zum einen gilt "ohne Verbindung kein 
Stromkreis und kein Strom" aus den unteren Klassen, zum anderen kommt 
das Induktionskapitel VOR dem Schwingkreiskapitel. Und da wird dann halt 
irgendwie durchgeeiert.

> Die Spule hat eine Kapazität und einen Widerstand.
> Der Schalter hat eine Kapazität zwischen den Kontakten
>
> Das reicht aus, um erstmal eine hohe Spannung zu erzeugen, mit schnellem
> Anstieg. Dadurch sind die Kapazitäten ausreichend niederohmig.
> Und schwupps haben wir einen Schwingkreis mit Verlusten, der die
> gespeicherte magnetische Energie in Wärme umsetzt.

Das finde ich jetzt eine wirklich überzeugende Antwort. Und viel besser 
als die lapidare Erklärung der Strom flösse einfach "weiter".

von Klaus (Gast)


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Michael K-punkt schrieb:
> Das finde ich jetzt eine wirklich überzeugende Antwort. Und viel besser
> als die lapidare Erklärung der Strom flösse einfach "weiter".

Na ja: er will weiter fließen.

Ich habe das immer so verstanden: entweder man gibt dem Strom die 
Möglichkeit, weiter zu fließen, z.B. über eine Freilaufdiode, oder es 
entsteht eine Induktionsspannung, die höher als die bisherige Spannung 
ist. Manchmal ist eine solche Spannung auch erwünscht, z.B. Step-Up 
Wandler oder Zündspule.

MfG Klaus

von Michael K. (charles_b)


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Klaus schrieb:
> Michael K-punkt schrieb:
>> Das finde ich jetzt eine wirklich überzeugende Antwort. Und viel besser
>> als die lapidare Erklärung der Strom flösse einfach "weiter".
>
> Na ja: er will weiter fließen.
>
> Ich habe das immer so verstanden: entweder man gibt dem Strom die
> Möglichkeit, weiter zu fließen, z.B. über eine Freilaufdiode, oder es
> entsteht eine Induktionsspannung, die höher als die bisherige Spannung
> ist. Manchmal ist eine solche Spannung auch erwünscht, z.B. Step-Up
> Wandler oder Zündspule.
>
> MfG Klaus

Man hat es halt beim Trennen der Zuleitungen mit einem Schwingkreis zu 
tun, in dem die Energie des magn. Feldes dann nach und nach in den 
resistiven Leitungen steckenbleibt als Wärme. Der Schulbuch-Punkt ist 
nur der, dass der Schwingkreis erst später drankommt.

von Fralla (Gast)


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Nach dem Ausschalten fließt der Strom auch weiter, denn es hängt immer 
eine noch so kleine Kapazität an der Spule welche auf 0V (oder dem 
ohmschen Verlusten entprechend) geladen ist. Ob dies in folge die kleine 
Kapazität auf hohe Spannug lädt und daraus ein Schwingkreis entsteht 
welcher schwingt oder Asymtotisch abklingt ist eine andere Sache bzw vom 
Model abhängig. Das öffnen einer Spule macht eben mit ideal modelierten 
Bauelementen keinen Sinn mehr...

von MaWin (Gast)


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> Fließt der wirklich weiter?

Ja, zwangsweise, garantiert, es ist eben eine Induktivität, er lädt die 
Streukapazität auf (Kapazität zwischen den Windungen, zwischen den 
Anschlüssen, nach aussen, der sich gegenüberligenden Kontakte des 
Schalters etc.) und wenn die Spannung dabei hoch genug steigen kann ist 
um eine Isolierung (Lichtbogen im Schalter, Wicklungsisoliierung der 
Spule) zu überwinden, dann fliesst sie eben dort lang.

von Michael O. (mischu)


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Vergesst nicht den parasitären Widerstand der Spule, der ermöglicht 
ebenfalls ein Weiterfließen des Stromes.
Bei einer Spule mit Kern entstehen beim Abmagnetisieren auch Verluste im 
Kern, die den Spannungsanstieg ebenfalls begrenzen.

Vielleicht ein wenig zu allgemein:
Letztlich wird beim Abschalten die gespeicherte magnetische Energie 
freigesetzt. Alle Effekte, die in der Lage sind einen Strom aufrecht zu 
erhalten begrenzen die Spannungsanstiegsgeschwindigkeit.
Gehen wir von einem mechanischen Schalter aus, so hat dieser eine 
endliche Öffnungsgeschwindigkeit. Beim Öffnen entsteht ein Kontaktfunke 
in dem der Strom zunächst in gleicher Höhe weiter fließen kann und setzt 
dabei massiv Energie in Wärme um (ionisierte Luftstrecke ist recht 
niederohmig). Gleichzeitig nimmt die in der Spule gespeicherte Energie 
ab und damit auch der Strom.
Ab einer bestimmten Luftstrecke / Restenergie kann der Funke nicht mehr 
aufrecht erhalten bleiben und wird erlöschen. Die Spannung wird dann nur 
noch kleiner oder gleich der Durchbruchspannung der Funkenstrecke 
bleiben.

Die paar pF parasitäre Kapazität am Schalter werden dort trotz hoher 
Spannung nicht wirklich Energie speichern. Dominanter ist da schon die 
Inter-Winding Kapazität. Allerdings sehe ich nicht so richtig, warum der 
Schwingkreis massiv die Energie vernichten soll.

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