Es begab sich zur Weihnachtszeit in einer hell erleuchteten Kellerwerkstatt irgendwo in einem verschneiten Wald mitten in Deutschland. Ein kleiner Bastler hatte auf dem Weihnachtsmarkt so viele blinkende Lichter gesehen. Für ihn stand fest: Das möchte ich zu Hause auch haben. Er stülpte seine Bastekiste um und siehe da: Es fanden sich viele bunte LED, ein Trafo, ein dicker Elko, ein Quarz und ein Kontroller und noch einige andere kleine Teilchen, die er neben sich auf dem Tisch gruppierte. Nein, das waren keine toten Gegenstände und er ahnte nicht, daß sie ein Eigenleben führten und sich sogar miteinander unterhalten konnten. Doch, sie konnten es -in ihrer eigenen Sprache, die kein Lautsprecher der Welt wiederzugeben vermochte. Schon ging es los: Der dicke Trafo brummte etwas wie "Was das wieder werden soll..." HEy! brüllte der Elko, DICH Kenne ich doch! Schwerfällig und unwillig drehte sich der Trafo nach ihm um. Ach DU bist das, Du hast doch vor 2 Jahren in einem Satelittenempfäger neben mir gestanden. Na, guck mal, wer da liegt! Die Herren Gleichrichterdioden sind auch wieder mit von der Partie! Erschrocken stellten sich die 4 Dioden nebeneinander und schmiegten sich mit ihren Kennungsringen eng ananeinander. Ha, ha, lachte der Regler, Ihr wollt Euch doch wohl nicht parallelschalten? Warum eigentlich nicht, schlug eine der Dioden vor. Das ist doch nicht Euer Ernst, sagte der Elko. Wenn ich wieder der Ladekondensator werde, dann will ich, daß ihr eine Brücke bildet. Es ist so schon schwer genug, die Spannung zu glätten.... Ist ja gut, sagte eine der Dioden, aber dann mußt Du auch die 1 1/2 fache Spannung aushalten! Wurzel aus 2, Wurzel aus 2 schrie da der Kontroller, der bisher geschwiegen hatte. Ja, ja -unser Superhirn; wir wissen ja, daß Du rechnen kannst, sagte eine schöne rote LED. Beleidigt ging der Kontroller sofort in den Sleep-Modus und der Quarz funkelte die LED böse an. Der Elko dachte bei sich: Diese kleine LED würde ich auch gerne mal wobbeln -und der Elektrolyt in seinem Inneren geriet in Wallung. Der Kontroller indes erriet dessen Gedanken und sagte: Die LED steht unter meinem Schutz, -ich bestimme, wann sie leuchtet. Der Elko fühlte sich ertappt und wechselte seine Schriftfarbe von weiß auf rot. Da ließ sich wieder der Regler vernehmen: Hey Elko, Du dickes Ding, roll mal nach vorne zum Monitor und guck nach, was der Bastler da macht! Der Elko tat, wie ihm geheißen und berichtete, was er sah: Der Bastler zeichnete gerade mit Eagle einen Schaltplan, in dem sie sich alle wiederfanden. Er erschrak: Bis auf einen einsamen 240 Ohm-Widerstand war nichts Resistives zu entdecken. Sollte der Bastler die Begrenzungswiderstände der LEDs vergessen haben?! Geschockt ließ sich der Elko vom Tisch fallen und landete sanft auf "Watchdog", dem Hund des Bastlers. Die Mitteilungen des Kondensators ließen dem Spannungsregler das Blut in seinen Anschlüssen gefrieren. Sollte das denn wahr sein und der Bastler hatte selbst für ihn keine Stützkondensatoren eingeplant? Er würde elendig schwingen müssen und Frequenzen bis in den Megahertzbereich erzeugen, die selbst den Quarz erstaunen lassen würden. Beschwere Dich nicht, sagte der Quarz, -dafür werde ich NiCHT schwingen. Ohne Lastkapazität mache ich hier garnichts. Du kannst mich mal, Deine Unlust beim Anschwingen ärgert mich schon lange. Ich nehme meinen internen RC-Generator, auf den kann ich mich verlassen! Bleib ruhig, sagte ein Spannungsregler, der auf den schönen Namen LM317 hörte. Wenn es soweit ist, dann wird mir so warm, daß meine Übertemperatursicherung auslöst und dann reduziere ich den Strom durch Euch. Ha, sagte der Trafo -für Dich hat der Bastler einen Kühlkörper vorgesehen, und dann bist Du fast so groß wie ich! Alle lachten, bis ihnen der Ernst der Lage bewußt wurde: Es ging um ihr Leben! Watchdog schlug unter dem Tisch an und der Bastler sagte: Gib Ruhe, sonst schalte ich Dich ab. Aber der Wachhund ließ sich nicht beruhigen, sprang auf den Tisch, nahm den einzigen Widerstand in sein Maul und deutetet auf- geregt auf den Monitor. Endlich begriff der Bastler, was er vergessen hatte einzuzeichnen. Die Bauelemente atmeten auf. Es würde doch noch etwas Vernünftiges werden, dachte der Kontroller und fiel in einen tiefen Schlaf, aus dem ihn nur noch ein Interrupt wecken würde. ...Und wenn der Bastler nicht beim Programmieren wahnsinnig wurde, dann wäre morgen auch die Platine fertig, auf der sie alle glücklich und zufrieden vom zufrieden brummenden Trafo versorgt würden. Koppi Reit 2011 by Paul Baumann
Sollte das der Anfang von einem schönen Buch sein - dann kauf ich es!! Danke für die schöne Geschichte!
Paul Baumann schrieb: > Koppi Reit 2011 by Paul Baumann Paul, wirklich erstklassig, an dir geht ein guter Literat verloren. Sowas gehört in die Dezemberausgabe eines jeden Elektronikmagazines, oder als Vorwort in Lehrlingszeitschriften. Ich habe von 1965 noch hier ein paar Monatsheftchen "Das junge Elektrohandwerk" liegen. Die vererbte mir ein Berufsschullehrer mal 1976, weil er die bei mir in guten Händen wußte. Da standen immer so passende Vorwort-Texte drin.
Danke für die "Blumen"!
Thomas schrob:
>Sollte das der Anfang von einem schönen Buch sein - dann kauf ich es!!
Nein, ich bin doch in der Tat
gar kein richt'jer Literat.
Das schrieb ich nur aus einer Laune
und hoffte, daß so Mancher staune,
was auf der Werkbank für'n Betrieb
und auch im Amplitudensieb...
;-)
MfG Paul
YAY, nice! Schöne Geschichte, Dankeschön! Weihnachtliche Grüsse, Microwave
Paul, Ei wisch ju a Mary Christ-Maß. Danke für das schöne Märchen.
Dieter schrob:
>Paul, Ei wisch ju a Mary Christ-Maß.
Männi Senks vor jur gut Wisches!
;-)
MfG Paul
Hi Paul, ich habe mir erlaubt Deine Geschichte ins Englische zu übertragen damit meine Freunde hier auch was davon haben. Ich hoffe Du nimmst mir das nicht übel und es lässt sich einigermaßen lesen. Viel Spass damit wenn es gelungen sein sollte. Gruß, Gerhard
@Gerhard Na freilich nehme ich Dir das nicht übel. Schon allein, daß Du die Nerven hast, den Text um 3 Uhr in der Nacht zu übersetzen -oder bist Du in Kanada? Ich wollte es ja erst in mongolischer Sprache verfassen, aber dann fiel mir ein, daß es da ja nur wenige Bäume gibt und die Athmosphäre dann leiden würde. ;-) MfG Paul
Hallo Paul, deine Geschichte ist wirklich erstklassig. Und was Wilhelm schreibt, kann ich nur sagen, genau das muesste sein. Wenn ich im Januar wieder einmal die Systemelektroniker prüfe, werde ich bestimmt wieder an Deine Geschichte erinnert. Frohe Weihnachten Dir und allen Lesern Bernd
Paul Baumann schrieb: > @Gerhard > Na freilich nehme ich Dir das nicht übel. Schon allein, daß Du die > Nerven hast, den Text um 3 Uhr in der Nacht zu übersetzen -oder *bist* > Du in Kanada? Nein, eine Nachteule bin ich ja eigentlich nicht, bei mir war es nur früher Abend (-8 Hrs). Das letztere aber stimmt. > > Ich wollte es ja erst in mongolischer Sprache verfassen, aber dann fiel > mir > ein, daß es da ja nur wenige Bäume gibt und die Athmosphäre dann leiden > würde. Die armen Hunde... Gruß, Gerhard > ;-) > > MfG Paul
Gerhard O. schrieb: >> ein, daß es da ja nur wenige Bäume gibt und die Athmosphäre dann leiden >> würde. > Die armen Hunde... Nicht so wild. Da haben da eher Kamele, die können auch ohne Bäume. "Die Geschichte vom weinenden Kamel", kann man sich mal ansehen, ist schon ein sehr anderes Leben...
Hallo Paul, gibt es heuer von Dir wieder so eine schöne Weihnachtsgeschichte wie letztes Jahr? Deine Geschichte fand ich echt Klasse. mfg, Gerhard Paul Baumann schrieb: > Es begab sich zur Weihnachtszeit in einer hell erleuchteten > Kellerwerkstatt irgendwo in einem verschneiten Wald > mitten in Deutschland. Ein kleiner Bastler hatte auf dem Weihnachtsmarkt > so viele blinkende Lichter gesehen. > Für ihn stand fest: Das möchte ich zu Hause auch haben. Er stülpte seine > Bastekiste um und siehe da: > Es fanden sich viele bunte LED, ein Trafo, ein dicker Elko, ein Quarz > und ein Kontroller und noch einige andere > kleine Teilchen, die er neben sich auf dem Tisch gruppierte. de doch noch etwas Vernünftiges > werden, dachte der Kontroller und fiel in > einen tiefen Schlaf, aus dem ....
Gerhard schrabte: >gibt es heuer von Dir wieder so eine schöne Weihnachtsgeschichte wie >letztes Jahr? Das kann ich noch nicht sagen, denn: Wenn in ein paar Tagen schon untergeht die Welt, dann brauche ich kein Märchen, dann brauche ich ein Zelt! ;-) MfG Paul
Dass die Welt untergehen sollte glaube ich genauso wenig wie die heutigen Mayas;-) Dass Getue kommt doch nur von Hollywood. Vielleicht genügt ein Schirm anstatt eines Zeltes;-) Mfg, Gerhard Paul Baumann schrieb: > Gerhard schreibte: >>gibt es heuer von Dir wieder so eine schöne Weihnachtsgeschichte wie >>letztes Jahr? > > Das kann ich noch nicht sagen, > denn: Wenn in ein paar Tagen > schon untergeht die Welt, > dann brauche ich kein Märchen, > dann brauche ich ein Zelt! > > ;-) > MfG Paul
Gerhard O. schrieb: > Vielleicht genügt ein Schirm anstatt eines Zeltes;-) Auf jeden Fall das Handtuch nicht vergessen
Winfried J. schrieb: > Hier brauchts grad Schneeschaufeln um nicht unterzugehen . ;) Bei mir auch. ;-)
>Auf jeden Fall das Handtuch nicht vergessen ;-) Wenn zur Adventszeit der Bastler am Lötdraht zupft, wenn Kälte und Niesel die Nas' verschnupft, die Rs und die Cs vor dem Löten berechnet sein wollen - Ooch, da greif ich doch erst mal zum Christkindlstollen. Die Sperrschicht durchschlagen, der Transistor geplatzt, die Läden schon zu - ui, nun bin ich verratzt. Doch Baumannpaul's G'schichtl vom LED-Wunder-land ist heute meines Glückes Uh-hu-hunter-Pfand!
Joachim schrob:
>.....ist heute meines Glückes Uh-hu-hunter-Pfand!
Wu-hu-hunderba-har!
:-)
MfG Paul
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