Forum: Platinen Was für eine Entlötlize, welches Flußmittel und welches bleifreie Lot soll man sich kaufen?


von Entlötlitze (Gast)


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Ich bin gerade dabei mir eine Grundausstattung in Sachen Lötbedarf für 
mein Elektronik Hobby zuzulegen.
Erfahrungen mit Steckboards & Co habe ich schon gemacht, aber nun möchte 
ich auch mal mit dem Lötkolben fertige Platinen machen und brauche dazu 
natürlich auch die Möglichkeit, die Bauteile wieder runterzulöten.

Daher brauche ich eine Entlötlitze, aber die gibt es in verschiedener 
Breite und Länge.

Mangels Erfahrung würde ich nun von euch gerne wissen, was für eine 
Entlötlize sich für die Grundausstattung so anbietet.

Es gibt z.B. 0,8 mm, 1,5 mm, 2 mm usw..
Bei der Länge sind es meist 1,5 m bis 3 m, wobei ich hier die 3 m 
Variante vorziehen würde, denn das hält dann auch länger und da ich 
fürchte, daß die Kupferpreise eh noch weitersteigen maht die längere 
Reserve mehr Sinn.


Mangels Reflow-Station würde ich für den Anfang maximal nur mit ICs in 
bestenfalls Very Thin/Thin Quad Flat Package (QFP) und DIP Gehäusen 
arbeiten, sowie natürlich einfache diskrete Standard SMD Bauteile 
(Widerstände, Kondensator) und normale Elektronikbauteile mit 
Durchkontaktierung.*

Was für eine Entötlitze bietet sich da an?



Da ich gleich von Beginn an bleifrei löten möchte, würde ich noch gerne 
ein bleifreies Lot kaufen, aber welches ist da gut?
Flußmittel brauche ich ebenfalls.

Eine Lötstation habe ich schon ausgesucht und eine SMD Pinzette und 
Entlötpumpe habe ich schon, wobei die Entlötpumpe mehr so ein 
Federdinges ist, von Pumpe ist da keine Spur.


* Ich beabsichtige auch mit dem MSP430 µC zu arbeiten, da ich den schon 
kenne, allerdings ist bei dem die Auswahl an DIP Gehäusen nicht 
besonders groß, daher werde ich wohl gleich hier mit QFP Bauteilen 
arbeiten müssen.

: Verschoben durch Moderator
von Manuel (Gast)


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Entlötlitze schrieb:
> Daher brauche ich eine Entlötlitze, aber die gibt es in verschiedener
> Breite und Länge.
Eine schmale und eine breite. Von der breiten brauche ich tendenziell 
mehr. Ich glaube das sind bei mir 1mm und 2,5mm. Ist aber nicht so 
wichtig. 1,5m reicht schon eine ganze Weile aus, aber kauf ruhig mehr. 
Die wird ja nicht schlecht ;-)

Entlötlitze schrieb:
> Da ich gleich von Beginn an bleifrei löten möchte, würde ich noch gerne
> ein bleifreies Lot kaufen, aber welches ist da gut?
Davon rate ich dir dringend ab. Bleifrei löte ich nur wenn man mich dazu 
mit Gewalt zwingt ;-) Bei uns in R&D macht das auch keiner.

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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Entlötlitze schrieb:
> Da ich gleich von Beginn an bleifrei löten möchte, würde ich noch gerne
> ein bleifreies Lot kaufen, aber welches ist da gut?

hm, ich denke, daß man als "Hobby-Bastler ohne Löterfahrung" mit 
bleihaltigem Lot bessere erste Ergebnisse erzielt.

Meine Entlötlitze ist 25 Füße lang und 1/10 Daumen breit (für diejenigen 
die mit den Körpermaßeinheiten nicht so vertraut sind: 7,5 m / 2,5 mm).

Hersteller/Produktmarke ist wohl "chem-wik rosin", mit gegurgele bekommt 
man da auch entsprechende Produkt-Datenblätter. Woher ich die hatte weiß 
ich grad nicht mehr, aber sie funktioniert ganz gut.

Für den normalen Bedarf reicht mir die 2.5 mm Litze gut aus, die nutze 
ich auch für SMD-Bauteile. Für ganz kniffelige Sachen habe ich noch 
schmalere Litze (1/20 Daumen breit)

von Johannes G. (gutenberg)


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Entlötlitze schrieb:
> Da ich gleich von Beginn an bleifrei löten möchte, würde ich noch gerne
> ein bleifreies Lot kaufen, aber welches ist da gut?
> Flußmittel brauche ich ebenfalls.

Bin auch der Meinung, dass mit Blei löten zu Hause das Leben deutlich 
einfacher macht (Lot mit integriertem Flussmittel kaufen). Flussmittel 
ist oft unverzichtbar. Ich brauce meistens so einen Stift (wie ein 
fetter Filz-Marker) wo man die Spitze eindrücken kann. Manchmal ist auch 
"Löthonig" hilfreich.

von Cyblord -. (cyblord)


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Johannes G. schrieb:
> Entlötlitze schrieb:
> Flussmittel
> ist oft unverzichtbar. Ich brauce meistens so einen Stift (wie ein
> fetter Filz-Marker) wo man die Spitze eindrücken kann. Manchmal ist auch
> "Löthonig" hilfreich.

Wofür soll man denn son Quatsch brauchen? Ich löte SMD bis 604 und habe 
noch nie extra Flussmittel oder Löthonig benutzt. Und gerade als 
Anfänger sollte man davon die Finger lassen.

gruß cyblord

von Winfried (Gast)


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Die meisten Lötdrähte von Stannol lassen sich gut löten, z.B. Stannol 
Lötdraht ECOLOY Kristall 400 TSC, Sn95,5Ag3,8Cu0,7

Bekommst du z.B. bei pkelektronik.com

0,7mm ist recht universell, ich nutze aber auch 0,5 oder 1mm, je nach 
Situation. Wenn du nur eine Rolle kaufen willst, besser etwas dünner, 
als zu dick.

Leider sind die Preise für Lote in letzter Zeit stark angestiegen.

von Johannes G. (gutenberg)


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cyblord ---- schrieb:
> Wofür soll man denn son Quatsch brauchen? Ich löte SMD bis 604 und habe
> noch nie extra Flussmittel oder Löthonig benutzt. Und gerade als
> Anfänger sollte man davon die Finger lassen.

Aha.
Dann danke für die Warnung.

von Purzel H. (hacky)


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>Entlötlitze schrieb:
>> Da ich gleich von Beginn an bleifrei löten möchte, würde ich noch gerne
>> ein bleifreies Lot kaufen, aber welches ist da gut?
>Davon rate ich dir dringend ab. Bleifrei löte ich nur wenn man mich dazu
>mit Gewalt zwingt ;-) Bei uns in R&D macht das auch keiner.

Das sind dann die, die sich taeglich ihre Dosis Bleidampf reinziehen 
muessen... mit 50 fallen dann die Zaehne raus und mit 60 verklumpt das 
Hirn... :-)
Ich loete ausschliesslich bleifrei. Das geht sehr gut, allerdings sollte 
man das Lot mit 3.5% Flussmittel verwenden. Die mit Weniger fuehlen sich 
trocken an.

von Hanni (Gast)


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Nano Oschi schrieb:
> Das sind dann die, die sich taeglich ihre Dosis Bleidampf reinziehen
> muessen...

Angesichts einer Verdampfungstemperatur von über 1700 Grad dürfte es 
schwierig sein, sich beim Löten Bleidämpfe reinzuziehen...

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Nano Oschi schrieb:
> Ich loete ausschliesslich bleifrei.

Ich mittlerweile auch.  Mein Favorit ist dabei mittlerweile Sn 100 Ni+
von Felder, vergleichbare Lote (teilweise auch als "Germanium" pder so
bezeichnet) gibt's auch von anderen Herstellern.  Die Legierung ist
laut Aufdruck Sn99,3CuNiGe.  3,5 % Flussmittel, Typ "EL" (das ist ein
"no-clean" Flussmittel).  Den Draht habe ich in 0,5 mm Durchmesser,
die Rolle ist auch nach mehr als zwei Jahren noch so voll, dass die
äußeren Windungen runterrutschen. :)

No-clean ist zwar nicht so aktiv wie die Alternativen, dafür kann man
es in den meisten Fällen (alles außer Betrieb im Außenbereich)
wirklich drauf lassen.  Dafür habe ich dann noch einen
Flussmittelstift und für ganz hartnäckige Fälle (uralte, stark
oxidierte Drähte oder so) Löthonig.  Separates Flussmittel braucht man
beim bleifreien Löten häufiger als beim Löten mit bleihaltigen Loten,
da durch die um 30 K erhöhte Lötkolbentemperatur das Flussmittel viel
schneller verdampft.

Ich habe auch noch eine Zinn-Silber-Kupfer-Legierung (sogenanntes
SAC-Lot, für Sn-Ag-Cu) als dickeren Draht da, wenn man mal
Klempnerlötungen machen muss. ;-)  Den hatte ich vor dem Tipp mit dem
Sn100Ni+ gekauft, auch diese Rolle ist noch ziemlich voll.  Man kann
also wohl mit mindestens 10 Jahren Lebensdauer im Bastlerbetrieb
rechnen.

Wichtig fürs bleifreie Löten ist es, dass die Wärme vom Heizelement
gut zur Spitze weitergeleitet wird.  Ich habe hier einen
Weller-Lötkolben WSP80, das Konzept der kurzen, gedrungenen Spitzen
und der Spitzenhülsen zum schnellen Wechseln gefällt mir.  Ein
No-Name-Lötkolben mit gleichen Wärmeeigenschaften wird sicher genauso
gut gehen.

Löttemperatur für bleifrei ist typisch 350 °C (bleihaltig 320 °C).

von Uranhexafluorid (Gast)


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Hanni schrieb:
> Angesichts einer Verdampfungstemperatur von über 1700 Grad dürfte es
> schwierig sein, sich beim Löten Bleidämpfe reinzuziehen...

Wenn das Blei Molekühlbindungen mit dem Rest eingeht, dann kann es auch 
weit unter 1700 °C in gebundener Form als Molekühl verdampfen und 
eingeatmet werden.

Man mag es bei solchen schweren Elementen kaum glauben, aber selbst Uran 
existiert in gasförmigem Zustand bei Zimmertemperatur als 
Uranhexafluorid und das obwohl Uran einen Schmelzpunkt von 1133 °C und 
einen Siedepunkt von 3930 °C besitzt.

von Uranhexafluorid (Gast)


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Uranhexafluorid schrieb:
> aber selbst Uran
> existiert in gasförmigem Zustand bei Zimmertemperatur als
> Uranhexafluorid

Korrektur, ich habe das Wort "fast" beim Abschnitt "bei 
Zimmertemperatur" vergessen.
Ich meine natürlich ab 56,5 °C.

von Purzel H. (hacky)


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Und dann gibt's auch noch den Dampfdruck ueber der Fluessigkeit. Auch 
wenn bei 230 Grad nur ppm verdampfen, kommt man uber das Jahr integriert 
dann eben schon auf mg Mengen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Nano Oschi schrieb:
> kommt man uber das Jahr integriert
> dann eben schon auf mg Mengen.

Wobei zu bezweifeln ist, dass die einen nennenswerten Einfluss haben.

Es ist noch gar nicht so lange her, da war es völlig selbstverständlich
und galt als unvermeidlich, dass wir den Krempel fein verteilt mit dem
Auto-Abgas in die Umwelt abgelassen haben.

Trotzdem mag ich die Idee schon, dass man damit insgesamt auch für
sich selbst weniger Belastungspotenzial erzeugt.  Gerade bei der
Hobbyarbeit ist man ja auch schnell mal dabei, zwischendurch was zu
essen oder zu trinken, und wer wäscht sich dafür wirklich jedesmal
gründlichst die Hände, durch die er vorher das bleihaltige Lot
gezogen hat?  Die heutigen bleifreien Lote sind brauchbar, sofern man
das richtige Werkzeug (für die höhere Temperatur und Wärmeleitung)
hat.

von Carsten W. (eagle38106)


Angehängte Dateien:

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Moin!

Gute Idee, gar nicht erst mit dem verbleiten Löten anzufangen.
Ich löte seit Jahren nur bleifrei und ärgere mich heute, daß ich vor der 
Umstellung noch ein Kilo verbleites Lot gekauft haben. Rausgeschmissenes 
Geld!

Ich habe nach längeren Versuchen endlich das "richtige" bleifreie 
Lötzinn gefunden, mit dem man fast so gut Löten kann wie mit 
bleihaltigem Lot: Sn99.3Cu0.7 von Elsold. Siehe auch angehängtes Bild.

Carsten

von Gerd E. (robberknight)


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> Mein Favorit ist dabei mittlerweile Sn 100 Ni+
> von Felder, vergleichbare Lote (teilweise auch als "Germanium" pder so
> bezeichnet) gibt's auch von anderen Herstellern.  Die Legierung ist
> laut Aufdruck Sn99,3CuNiGe.

Was gefällt Dir an diesem Lot besser als an anderen bleifreien? Wenn ich 
das richtig gesehen habe ist da die Schmelztemp. mit 227°C nochmal 10 
Grad höher als bei anderen Legierungen. Das klingt für mich erst mal 
nach einem Nachteil.

Wenn ich kann löte ich verbleit, wenn es bleifrei sein muß verwende ich 
bisher Stannol HS10 Sn96Ag3Cu1. Aber ich finde verbleit bequemer weil 
die Lötspitze nicht so schnell oxidiert und häufig gereinigt werden 
muss.

Gruß,

Gerd

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Gerd E. schrieb:

> Was gefällt Dir an diesem Lot besser als an anderen bleifreien?

Dass die Verarbeitung, bis auf die höhere Temperatur natürlich, sich
praktisch nicht von verbleiten Loten unterscheidet.  Im Prinzip
bekommt man damit auch wieder glänzende Lötstellen hin.

> Wenn ich
> das richtig gesehen habe ist da die Schmelztemp. mit 227°C nochmal 10
> Grad höher als bei anderen Legierungen.

Nö, die unterscheidet sich nicht von den üblichen SAC-Legierungen.

> Aber ich finde verbleit bequemer weil
> die Lötspitze nicht so schnell oxidiert und häufig gereinigt werden
> muss.

Was sich hier wirklich gut macht ist so ein Stahlwolleschwamm.  Vor
dem Löten einfach kurz die Spitze abwischen und dann löten.  (Nach
dem Löten schützt die Oxidschicht dann erstmal die Spitze ein wenig.)

von Gerd E. (robberknight)


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>> Was gefällt Dir an diesem Lot besser als an anderen bleifreien?
>
> Dass die Verarbeitung, bis auf die höhere Temperatur natürlich, sich
> praktisch nicht von verbleiten Loten unterscheidet.  Im Prinzip
> bekommt man damit auch wieder glänzende Lötstellen hin.

Ob es glänzt oder nicht ist mir nicht so wichtig wenn die Lötstelle 
ordentlich ist. Was mir bei der Verarbeitung von dem bleifreiem Lot 
bisher aufgefallen ist, ist daß man häufiger nachfluxen muss weil das 
Flux schon verdampft ist und das man bei Lötstellen mit hohem 
thermischem Abfluss (z.B. Groundplane, viele Vias,...) mehr aufpassen 
muss. Bei dem Sn96Ag3Cu1 sieht man außerdem eine schlagartige 
Farbänderung wenn das Lot erstarrt.

Was für Unterschiede meinst Du?

>> Wenn ich
>> das richtig gesehen habe ist da die Schmelztemp. mit 227°C nochmal 10
>> Grad höher als bei anderen Legierungen.
>
> Nö, die unterscheidet sich nicht von den üblichen SAC-Legierungen.

Schau mal hier:
http://www.felder.de/tl_files/felder/pdf/downloads/Produktinformation/NiGe-Elektroniklote.pdf

Danach hat das Sn100Ni+ 227°, das Sn95Ag+ dagegen 217° Schmelztemp.

>> Aber ich finde verbleit bequemer weil
>> die Lötspitze nicht so schnell oxidiert und häufig gereinigt werden
>> muss.
>
> Was sich hier wirklich gut macht ist so ein Stahlwolleschwamm.

Meinst Du wirklich Stahlwolle oder Messingwolle? Echte Stahlwolle ist 
mechanisch sehr aggressiv und kann leicht die Schutzschicht der 
Lötspitze verkratzen.

Ich hab Messingwolle. Bei Verbleitem stech ich da hin und wieder mal 
rein und gut ist. Bei Bleifrei muss ich das wirklich regelmäßig machen, 
hin und wieder auch ein Blick auf die Spitze werfen und dann evtl. mit 
der Messingbürste oder dem chemischen Verzinner Ablagerungen entfernen.

Gruß,

Gerd

von camikusch (Gast)


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vielleicht überlegst du dir das mit dem bleifreien lot im hobbybereich 
nochmal.
hier ein 3-teiler übers löten - sehen ist denk ich mal besser... im 
forum bin ich mir manchmal nicht sicher ob die schreiber ernst meinen 
was sie sagen oder nur mit exotischem zeug prahlen wollen. (nicht bös 
gemeint)

http://www.youtube.com/watch?v=J5Sb21qbpEQ
http://www.youtube.com/watch?v=fYz5nIHH0iY
http://www.youtube.com/watch?v=b9FC9fAlfQE

von Jupp (Gast)


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Meine Empfehlungen:

bleifrei: PF606-R von Shenmao Solder (Sn96.5% AG3% Cu0.5%)
bleihaltig: Fluitin 1532 von Alpha-Fry (Sn60% Pb38% Cu2%)

jeweils in den Stärken 0,3mm und 0,5mm

Wobei ich selbst ausschließlich mit dem Fluitin löte, ein geniales Zeug 
mit ordentlich Flussmittel drin.

Entlötlitze: Rosin SD von Chemtronics

von Björn G. (tueftler)


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von Carsten W. (eagle38106)


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camikusch schrieb:
> vielleicht überlegst du dir das mit dem bleifreien lot im hobbybereich
> nochmal.

Das ist nun wirklich Bullshit! Mit einem guten Lot ist das überhaupt 
kein Problem. Das kann man in ein paar Stunden lernen. Ich hatte bisher 
noch nie Probleme, in der Firma den Kids beim Praktikum das bleifreie 
Löten beizubringen. Das kann mit einem vernünftigen Zinn auch jeder 
Rookie.

Das wichtigste beim bleifreien Löten ist, daß man die Lötspitze immer 
unter Zinn hält, wenn der Kolben in der Ablage liegt. Dadurch hält die 
Galvanik auf der Spitze länger und die Standzeit erhöht sich. Anders 
herum geschrieben: Wer immer den Kolben mit einer blanken Spitze in die 
Ablage legt, der wird keine lange Freude an seiner Lötspitze haben.

Carsten

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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camikusch schrieb:
> im
> forum bin ich mir manchmal nicht sicher ob die schreiber ernst meinen
> was sie sagen

… sagt Herr Anonymous.  Schon klar.  Dem sollte man auf jeden Fall
mehr vertrauen als Leuten, deren "track record" man bei Bedarf hier
nachvollziehen kann.

> nicht bös gemeint

Ebenso.

Gerd E. schrieb:
> Danach hat das Sn100Ni+ 227°, das Sn95Ag+ dagegen 217° Schmelztemp.

Kann sein.  Da die Verarbeitungstemperatur 350 °C ist, ist das zumindest
kein Thema.

> Meinst Du wirklich Stahlwolle oder Messingwolle?

Das, was da bei mir in der Ablage der Weller-Lötstation liegt, sieht
zumindest nicht nach Messing aus. ;-)  Irgendjemand schrieb hier auch
schon mal, dass es das simple Stahlwolle-Bündel aus dem Haushalts-
bereich (Topfkratzer) genauso gut tut wie das teure Zeug von Weller.

> Was mir bei der Verarbeitung von dem bleifreiem Lot
> bisher aufgefallen ist, ist daß man häufiger nachfluxen muss weil das
> Flux schon verdampft ist und das man bei Lötstellen mit hohem
> thermischem Abfluss (z.B. Groundplane, viele Vias,...) mehr aufpassen
> muss.

Ja, das ist ein generelles Problem der bleifreien Lote, das durch
die höhere Verarbeitungstemperatur bedingt ist.  Die germaniumhaltigen
Lote benetzen aber insgesamt etwas besser als die SAC-Legierungen,
sodass letztere noch ein wenig mehr Flussmittel brauchen.

von camikusch (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> … sagt Herr Anonymous.  Schon klar.  Dem sollte man auf jeden Fall
> mehr vertrauen als Leuten, deren "track record" man bei Bedarf hier
> nachvollziehen kann.

ist bleifreies lot schwieriger zu verarbeiten als bleihaltiges? ja oder 
nein.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Wir nehmen hier das BF32-3 von Amasan.

Wichtig ist unserer Erfahrung nach ein hoher Silberanteil (hier 4%) - 
alles andere find ich praktisch unlötbar.

Die fertigen Lötstellen unterscheiden sich optisch nicht von 
bleihaltigen - der Glanz ist genauso schön (wenn man denn Wert darauf 
legt ...)

Fürs Ausprobieren gibt es das auch in 50g und 100g-Rollen.

Wie andere schon sagten: lieber zu dünn nehmen als zu dick.
Hier wird mit 0,5mm gearbeitet - ohne Probleme oder Lupe bis 0,5mm pitch

Chris D.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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camikusch schrieb:
> Jörg Wunsch schrieb:
>> … sagt Herr Anonymous.  Schon klar.  Dem sollte man auf jeden Fall
>> mehr vertrauen als Leuten, deren "track record" man bei Bedarf hier
>> nachvollziehen kann.
>
> ist bleifreies lot schwieriger zu verarbeiten als bleihaltiges? ja oder
> nein.

Das war früher mal so - heute kann ich das nicht mehr bestätigen. 
Wichtig ist mMn ein hoher Silberanteil.

Nicht zu vergessen ist natürlich, die Temperatur hochzudrehen (hier 
350°C mit einer WECP-20)

Dann lässt sich das Amasan wie bleihaltiges Lot verarbeiten - mit dem 
gleichen optischen Ergebnis (Glanz).

Chris D.

P.S.: Ach, noch zu den hier angesprochenen Lötspitzenproblemen: die 
haben sich bei uns erledigt, seitdem wir "Zinnfix" (ist wohl eine 
Mischung aus Salmiak und Zinn) einsetzen. Wenn Die Spitze wirklich mal 
"zu" ist (was nach ein paarmaliger Anwendung wirklich selten ist): 
einfach kurz die Spitze drin drehen und sie ist wieder wie neu und 
perfekt verzinnt. Unbezahlbar, das Döschen!

Wir löten jetzt schon drei Jahre wirklich viel mit denselben Spitzen von 
Weller.

von Carsten W. (eagle38106)


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camikusch schrieb:
> Jörg Wunsch schrieb:
>> … sagt Herr Anonymous.  Schon klar.  Dem sollte man auf jeden Fall
>> mehr vertrauen als Leuten, deren "track record" man bei Bedarf hier
>> nachvollziehen kann.
>
> ist bleifreies lot schwieriger zu verarbeiten als bleihaltiges? ja oder
> nein.

Ja: Mit guten Lot geht es genauso gut.
Nein: Mit schlechtem Lot kann man die Kriese kriegen.

von Uranhexafluorid (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Mein Favorit ist dabei mittlerweile Sn 100 Ni+
> von Felder, vergleichbare Lote (teilweise auch als "Germanium" pder so
> bezeichnet) gibt's auch von anderen Herstellern.  Die Legierung ist
> laut Aufdruck Sn99,3CuNiGe.

Ob das Nickel im bleifreien Lot so viel gesünder ist, als bleihaltige 
Lote, würde ich bezweifeln.

Ich würde daher eher auf Sn < 100 mit einer Ag (Silber) Verbindung 
setzen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Uranhexafluorid schrieb:
> Ob das Nickel im bleifreien Lot so viel gesünder ist, als bleihaltige
> Lote, würde ich bezweifeln.

Wieso, ist Nickel giftig?

Denk auch dran, dass das eher unter "Spuren" fällt, Kupfer, Nickel und
Germanium machen ja gemeinsam gerade mal 0,7 % noch aus.  Nickel hast
du ohnehin im System mit dabei, da es meines Wissens Bestandteil der
Lötspitzenbeschichtung ist.

von Uranhexafluorid (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Wieso, ist Nickel giftig?

Ja, siehe Gefahrenstoffkennzeichnung.
Nickel ist darüberhinaus ebenfalls ein Schwermetall, so wie auch Blei.

http://de.wikipedia.org/wiki/Nickel#Gesundheitliche_Probleme

von Gerd E. (robberknight)


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Außerdem ist das Flux eigentlich immer giftig, egal ob nun verbleit oder 
bleifrei gelötet wird.

Wenn man mit dem Lötkolben arbeitet also nie nebenher essen oder in die 
Augen fassen etc. - ganz egal ob nun verbleit oder bleifrei gelötet 
wird.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Uranhexafluorid schrieb:

>> Wieso, ist Nickel giftig?
>
> Ja, siehe Gefahrenstoffkennzeichnung.

Kontaktallergie dürfte bei diesem Anteil keine Rolle mehr spielen,
es sei denn, derjenige ist auf homöpathische Dosen bereits
allergisch. ;-)  Blieben die anorganischen Verbindungen.

Trotzdem kein Vergleich schon rein mengenmäßig zu den bleihaltigen
Loten, und auch die Giftigkeit ist zumindest ein ganzes Stück
geringer.  (Ich weiß, früher lief das Wasser auch durch Bleirohre.)

von Uranhexafluorid (Gast)


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von Ersa (Gast)


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Uranhexafluorid schrieb:

>> Wieso, ist Nickel giftig?
>
> Ja, siehe Gefahrenstoffkennzeichnung.

Mach dich mal schlau aus was dein Euromünzen in deinem Portmonee 
bestehen, insbesondere die 2-Euro-Münze!

Ring: 75 % Cu, 25 % Ni

und auch im Kern ist Nickel

Na wieviel Menschen in Deutschland (prozentual) waschen sich jedesmal 
nachdem sie kurz Geld in den Fingern hatten sofort die Griffel?

> 9x Prozent machen das wahrscheinlich NICHT.

Damit wäre dann ja wohl das Geld im allgemeinen an der Volkskrankheit 
Krebs maßgeblich schuld.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Uranhexafluorid schrieb:
> Krebserregend:
> http://en.wikipedia.org/wiki/Nickel#Toxicity

"believed to be carcinogenic", und das als Aussage auf das Sulfat
bezogen.  Bei anderen Verbindungen "möglicherweise auch".

Im Gegensatz dazu ist die Giftigkeit von Blei alles andere als nur
"believed to be", und auf das Argument, dass in diesem Lot Ni mit
vielleicht 0,3 % Anteil drin ist, während in bleihaltigen Loten
stolze 30 % Blei herumlungern, gehst du lieber auch nicht erst ein.

von Rufus (Gast)


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Mir sind Werkstattelektroniker - Serviceelektroniker - Hobbyelektroniker 
- Gas,- Wasserinstallateure bekannt die seit über 40 Jahren bis heute 
einzig mit bleihaltigem Lot löten und immer noch einzig auf bleihaltiges 
Lot schwören. Krebs hat kein einziger bis heute erlitten.
Das Blei in hoher Konzentration giftig ist und die Gesundheit schädigt 
ist unbestritten. Nur sollte man auch mal die Kirche im Dorf lassen.
Wie viele Jahrzehnte muß ein Hobbybastler - Werkstattmitarbeiter - 
Installateur bleihaltig löten bis er an tödlichem Krebs erkrankt? 100 
Jahre wurde nur bleihaltig gelötet und löteten Frauen am Fließband ihr 
ganzes Erwerbsleben lang im Akkord bleihaltig ohne an Krebs erkrankt zu 
sein.
Viel gefährlicher dürften da eher alte bleihaltige Wasserrohre sein 
denen man Jahrzehnte sein Trinkwasser - Wasser zum kochen entnehmen tut.
Bei uns jedenfalls wird weiter solange bleihaltig gelötet, wie es 
bleihaltiges Lot am Markt geben wird.

von Andreas D. (rackandboneman)


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Wenn dein Wasserinstallateur ausschliesslich mit verbleiten Loten lötet: 
ist das (bei Trinkwasser) überhaupt zulässig?!

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Rufus schrieb:
> Bei uns jedenfalls wird weiter solange bleihaltig gelötet, wie es
> bleihaltiges Lot am Markt geben wird.

Vielleicht solltet ihr euch ja zur Sicherheit auch noch mit
Asbest-Wellpappen eindecken. ;-)

Ansonsten: Thema verfehlt, setzen.  Der TE hatte nicht danach gefragt,
ob ihr bleihaltig lötet oder nicht, sondern er wollte wissen, welches
bleifreie Lot und welches Flussmittel dazu man sich kaufen sollte.

Immerhin musstest du ja einen ganzen Monat drüber nachdenken ...

von Carsten W. (eagle38106)


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Rufus schrieb:
> Mir sind Werkstattelektroniker - Serviceelektroniker - Hobbyelektroniker
> - Gas,- Wasserinstallateure bekannt die seit über 40 Jahren bis heute
> einzig mit bleihaltigem Lot löten und immer noch einzig auf bleihaltiges
> Lot schwören.

Das zeigt doch nur, daß diese Leute auf dem Lernniveau von vor 40 Jahren 
stehengeblieben sind.

Und es sollte doch auch bekannt sein, daß nicht so sehr die (richtige) 
Verarbeitung des verbleiten Lotes Probleme macht, sondern die Entsorgung 
der damit bearbeiteten Dinge. Dann erst gelangt das Blei in den 
Nahrungsmittelkreislauf.

von Ulf (Gast)


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>Das zeigt doch nur, daß diese Leute auf dem Lernniveau von vor 40 Jahren
>stehengeblieben sind.

... oder sich nicht von jedem EU-Hirngespinst beeinflussen lassen.

Interessant wäre, wieviel mehr schädliche Gase aus den Bauteilen und 
Platinen gasen durch die höhere Löttemperatur.

>die Entsorgung der damit bearbeiteten Dinge. Dann erst gelangt das Blei in >den 
Nahrungsmittelkreislauf.

Aber nur, wenn man die "Dinge" verfüttert oder in den Wald schmeißt. Mal 
im Ernst, selbst bei richtig unsachgemäßer Entsorgung(z.B. wenn irgendwo 
in Afrika die Elektronik ins Feuer geschmissen wird, um an die Metalle 
zu kommen) ist all das Plastikzeugs problematischer.

Mich persönlich nervt es ziemlich, wenn immer alles verboten werden 
soll, was bei UNSACHGEMÄSSEM Umgang schädlich ist. Bald werden schwere 
Gegenstände, alle Arten von Fahrzeugen und sogar Abgründe und Steilhänge 
verboten sein per EU- Richtlinie;-)

ulf.

der jährlich 1/2 - 1 Tonne bleihaltige Legierungen rührt und schöpft und 
gießt und immer noch gesund ist.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Könntet ihr jetzt bitte wieder zum Originalthema zurückkehren oder
den Thread in Frieden ruhen lassen?  Danke.

Über den Sinn oder Unsinn dieser Regelung ist erstens bereits genügend
diskutiert worden, und wer das unbedingt nochmal aufrollen will, möge
bitte seinen eigenen Thread aufmachen, statt hier einen Thread mit
einer komplett anderen (und ausreichend konkreten) Fragestellung nach
über einem Monat für seine Zwecke zu missbrauchen.

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