Forum: Offtopic Mit einer Vollmaske arbeiten


von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Hallo Leute,

für ein Projekt muss ich ein sehr stark stinkendes Polymer verarbeiten. 
Trotz Arbeit im Freien zieht der Geruch von dem Zeug (Xn) in die Nase 
und Augen. Es ist einfach unterträglich damit etwas zu machen. Auch 
meine 3M Partikelmaske konnte mir da nicht wirklich weiterhelfen.

Deshalb dachte ich mal, an den Kauf einer Vollmaske mit einem 
entsprechenden Filter. Die Dräger X-plore 6300 für rund 150€ hat mir da 
ganz gut gefallen. Aber wie sieht es mit den Filtern da aus? Macht es 
sinn, einen Kombifilter zu nehmen, damit man die Maske auch mal "für 
mehr" benutzen kann? Oder wird das Atmen durch den Kombifilter sehr 
schwer (hab eine relativ frische G26/1)? Und wie ist es mit der 
Filterleistung, nimmt man durch den Filter keinen Geruch mehr wahr?

von Thilo M. (Gast)


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Dimitri Roschkowski schrieb:
> Und wie ist es mit der
> Filterleistung, nimmt man durch den Filter keinen Geruch mehr wahr?

Wenn der Filter genau für diesen Stoff ausgelegt ist, dann merkst du 
unter der Maske gar nichts. Ein Universalfilter wird u.U. nichts helfen.
Ich hatte das Problem mit Ammoniak in meiner früheren Firma.

Wie lange musst du mit dem Zeug umgehen?
Sind es weniger als ein paar Stunden, dann evtl. befreundete 
Feuerwehrleute nach Pressluftatmer fragen, oder beim 
Arbeitsschutzausrüster (z.B. Bornack) ausleihen.

Oder, wenn's länger dauert, in eine Lackierkabine einer Lackiererei 
gehen.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Ich habe mir vor Jahren eine Einweghalbmaske 3M 4255 gekauft, hat bei
Obi ca. 38 DM (also ca. 19 €) gekostet. Ich habe sie zum Lackieren und
für die Arbeit mit Kunstharzen benutzt und war erstaunt, dass nichts,
aber auch gar nicht von den Lösungsmitteldüften an meines Nase gelangte.
Seither verwende ich sie auch gerne für Arbeiten an sanitären Anlagen
(kein Gestank mehr :)), wenn ich superscharfen Backofenreiniger anwende
und für viele andere Dinge. Die Augen bleiben halt unbedeckt, ich hatte
aber bisher auch keine Probleme damit.

Ach ja: Die Lackiererei und das Kunstharzgesalbe erfolgte in einem
schlecht belüfteten Raum. Ohne das Ding wäre ich hinterher high bis
bewusstlos gewesen, so aber hatte ich scheinbar ständig frische Luft :)

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Thilo M. schrieb:
> Wie lange musst du mit dem Zeug umgehen?

Eigentlich nur so 1-2 Stunden. Aber nicht nur ein Mal. Über das THW 
hätte ich Zugriff auf Pressluftatmer, nur möchte ich da relativ spontan 
sein. Und wäre nur mit eigener Ausrüstung möglich.

Also die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass ich für das Polymer einen 
speziellen Filter kaufen kann.

http://www.draeger.com/media/10/01/08/10010890/x-plore_rd40_pi_9046751_de.pdf

Aber fällt so ein Zeugs nicht unter "Gase und Dämpfe von organischen 
Verbindungen, Siedepunkt > 65 °C" ?

von Anna N. (anna_n)


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Kann ähnliche Erfahrungen mit der 3M 4255 bestätigen. Dann noch eine 
geschlossene Schutzbrille dazu und das Preis/Leistungsverhältnis stimmt.

von Johannes G. (gutenberg)


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Klar eine Staubmaske bringt nichts. Aber Pressluft ist ja wohl Overkill 
von der Ausrüstung her. Von speziellen Filtern für irgendeinen Stoff hab 
ich noch nie was gehört. Ich kenn die Gasmasken aus dem Militär, die 
haben einen Aktivkohlefilter, sind gut gegen alles, da kommt kein 
bisschen Geruch oder Schadstoffe von was auch immer durch.

Wichtig ist, dass die Maske luftdicht anliegt und eben Aktivkohlefilter 
hat. Masken mit zwei Filtern sind leichter zum atmen (man muss schon 
kräftiger saugen durch die Filter, ist nicht so angenehm).

von Thilo M. (Gast)


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Johannes G. schrieb:
> Von speziellen Filtern für irgendeinen Stoff hab
> ich noch nie was gehört.

Hier kannst du den passenden Filter wählen:
http://www.rotert-os.de/produkte/atemschutz_gas/atemschutz.htm

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Thilo M. schrieb:
> Hier kannst du den passenden Filter wählen:
> http://www.rotert-os.de/produkte/atemschutz_gas/at...

Ja, es gibt aber auch einen Kombinationsfilter, der für fast alles 
ausgelegt ist:
http://www.trebeshenning.de/detail.php?ManID=8&GroupID=3&MainID=&SubID=&StyleID=6738814

Nach der Beschreibung ist es ein Filter für:
A2B2E2K2 Hg NO CO 20 P3 R D

Also:
- Gase und Dämpfe von organischen Verbindungen, Siedepunkt > 65 °C
- Anorganische Gase und Dämpfe, z.B. Chlor, Schwefelwasserstoff,
Cyanwasserstoff (Blausäure)
- Schwefeldioxid, Chlorwasserstoff
- Ammoniak
(Mit Filterklasse II)

- Quecksilber-Dampf
- Nitrose Gase, einschließlich Stickstoffmonoxid

- Partikel
(Mit Filterklase III)


Das einzige, was laut Dräger Lieferprogramm fehlt, ist "Reaktor" 
(Radioaktives Iod einschließlich radioaktives Iodmenthan). Da ich aber 
mit radioaktiven Stoffen relativ selten in Berührung komme, kann ich 
gerne darauf verzichten.

Wenn ich es richtig verstehe, dann kann ich mit der Dräger Vollmaske und 
diesem Filter eigentlich mit allen möglichen Stoffen umgehen, ohne dass 
ich in der "sauberen Seite" etwas von dem Geruch mitbekomme.

Für mich bleiben jetzt nur noch zwei Fragen übrig.

1) Wie gut kann man mit dieser Maske und dem Kombi-Filter atmen und wie 
lange kann man mit der Maske dann unterbrechungsfrei arbeiten? Wie ich 
schon sagte, habe ich die G26/1 vor kurzem problemlos bestanden.

2) Wie lange hält so ein Filter? Auf der Dräger Seite wird die 
Haltbarkeit ab dem Herstelldatum mit 6 Jahren angegeben. Ich kann es mir 
aber irgendwie nicht vorstellen, denn so ein Filter verstopft ja auch. 
Die HEPA Filter in der Lüftungsanlage muss ich ja auch immer 
austauschen, weil die verstopfen.

von Kara B. (Firma: ...) (karabenemsi)


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>Wie lange hält so ein Filter?

Die angegebene Haltbarkeit bezieht sich auf den ungeöffneten, neuen 
Filter.
Die "Haltbarkeit" des Filters im Gebrauch, d.h. bis die Schadstoffe 
durchbrechen, läßt sich praktisch nicht vorhersagen, dieses hängt stark 
von der Belastung der eingeatmeten/ausgetauschten Luft ab.

Im professionellen Bereich werden daher entweder Masken mit 
Atemluftanschluß verwendet oder die Filter werden nach jedem Gebrauch 
ausgetauscht.

von Wilhelm F. (Gast)


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Kara Benemsi schrieb:

> Im professionellen Bereich werden daher entweder Masken mit
> Atemluftanschluß verwendet oder die Filter werden nach jedem Gebrauch
> ausgetauscht.

Was ist professioneller Bereich? Militär?

Im Wehrdienst bekamen wir natürlich gebrauchte Gasmasken und Filter. 
Keine Ahnung, wie alt die waren. Der Filter schon Monate und Jahre 
geöffnet. Aber die Übungen in der Tränengashalle überstand man damit 
ausgezeichnet gut.

von Kara B. (Firma: ...) (karabenemsi)


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>Was ist professioneller Bereich? Militär?

Du fragst wirklich, ob das in der Wehrpflicht angesiedelte Militär zum 
ernstzunehmenden professionellen Bereich gehört?

von Thilo M. (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Was ist professioneller Bereich? Militär?

Z.B. chemische und Petrochemie.

von Wilhelm F. (Gast)


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Kara Benemsi schrieb:
>>Was ist professioneller Bereich? Militär?
>
> Du fragst wirklich, ob das in der Wehrpflicht angesiedelte Militär zum
> ernstzunehmenden professionellen Bereich gehört?

Ja, sicher. Professionell ist, was im Notfall Menschenleben rettet. Im 
Ernstfall möchte ich mit der Maske z.B. vor Senfgas geschützt sein.

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Ja, sicher. Professionell ist, was im Notfall Menschenleben rettet. Im
> Ernstfall möchte ich mit der Maske z.B. vor Senfgas geschützt sein.

... oder nach ner Bohnensuppe in der Kaserne....

von Kara B. (Firma: ...) (karabenemsi)


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>Professionell ist, was im Notfall Menschenleben rettet.

Und warum trägt dann die Feuerwehr auch bei Chemie-Ensätzen Atemgeräte 
statt Filter?

von Thilo M. (Gast)


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Kara Benemsi schrieb:
> Und warum trägt dann die Feuerwehr auch bei Chemie-Ensätzen Atemgeräte
> statt Filter?

Wenn man nicht weiß, welche Stoffe zu erwarten sind, dann geht man mit 
Pressluftatmer auf Nummer sicher.
Dann kippt auch kein Filter um und die Einsatzzeit ist berechenbar.

Im Privatbereich kann man den Bereich ja schnell verlassen, wenn man 
merkt dass der Filter erschöpft ist, das ist was Anderes.

von Wilhelm F. (Gast)


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Kara Benemsi schrieb:

> Und warum trägt dann die Feuerwehr auch bei Chemie-Ensätzen Atemgeräte
> statt Filter?

Na, weil es etwa 70000 Chemikalien gibt. Die Zahl mag nicht genau 
stimmen, ich schnappte die mal aus dem Chemiebereich so auf. Im 
Kriegseinsatz reduziert sich deren Anzahl auf effektive Stoffe, um 
Menschen relativ schnell kampfunfähig zu machen, oder ganz 
auszuschalten. Gezielt, Lunge und Augen verätzen, oder das Blut nicht 
mehr aufnahmefähig für den Sauerstofftransport machen. Da gibt es 
spezielles verschiedenes.

von Kara B. (Firma: ...) (karabenemsi)


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Ich habe sowohl ABC-Schutzmasken als auch Atemgeräte getragen, Du 
brauchst mir nicht zu erklären, wann diese eingesetzt werden.

Möchtest Du uns jetzt deine Bundeswehrgeschichten aus der Eifel 
erzählen?

von Wilhelm F. (Gast)


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Kara Benemsi schrieb:

> Und warum trägt dann die Feuerwehr auch bei Chemie-Ensätzen Atemgeräte
> statt Filter?

Na, weil es etwa 70000 Chemikalien gibt. Die Zahl mag nicht genau 
stimmen, ich schnappte die mal aus dem Chemiebereich so auf. Im 
Kriegseinsatz reduziert sich deren Anzahl auf effektive Stoffe, um 
Menschen relativ schnell kampfunfähig zu machen, oder ganz 
auszuschalten. Wie beispielsweise das Senfgas. Gezielt, Lunge und Augen 
verätzen, oder das Blut nicht mehr aufnahmefähig für den 
Sauerstofftransport machen (Blausäure). Da gibt es spezielles 
verschiedenes.

Der Krieg findet ja nicht beim Brand im Chemiewerk statt, nicht wahr!

Ob die Gasmaske wohl funktioniert? Jedenfalls hatte ich immer ein G3 
dabei, mit 3 Magazinen zu je 20 Schuß, also 60 Schuß scharfer Munition. 
Ja, richtig echte. Keine Platzpatronen. Ist das auch nur ein 
Fantasiegebilde? Für den Notfall hätten wir in der Gasmaskentasche 3 
Atropin-Spritzen bekommen. Die lagen bereit.

von Wilhelm F. (Gast)


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Kara Benemsi schrieb:

> Möchtest Du uns jetzt deine Bundeswehrgeschichten aus der Eifel
> erzählen?

Wie seriös! Ja, so liebe ich es... ;-)

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