Hallo Leute, für ein Projekt muss ich ein sehr stark stinkendes Polymer verarbeiten. Trotz Arbeit im Freien zieht der Geruch von dem Zeug (Xn) in die Nase und Augen. Es ist einfach unterträglich damit etwas zu machen. Auch meine 3M Partikelmaske konnte mir da nicht wirklich weiterhelfen. Deshalb dachte ich mal, an den Kauf einer Vollmaske mit einem entsprechenden Filter. Die Dräger X-plore 6300 für rund 150€ hat mir da ganz gut gefallen. Aber wie sieht es mit den Filtern da aus? Macht es sinn, einen Kombifilter zu nehmen, damit man die Maske auch mal "für mehr" benutzen kann? Oder wird das Atmen durch den Kombifilter sehr schwer (hab eine relativ frische G26/1)? Und wie ist es mit der Filterleistung, nimmt man durch den Filter keinen Geruch mehr wahr?
Dimitri Roschkowski schrieb: > Und wie ist es mit der > Filterleistung, nimmt man durch den Filter keinen Geruch mehr wahr? Wenn der Filter genau für diesen Stoff ausgelegt ist, dann merkst du unter der Maske gar nichts. Ein Universalfilter wird u.U. nichts helfen. Ich hatte das Problem mit Ammoniak in meiner früheren Firma. Wie lange musst du mit dem Zeug umgehen? Sind es weniger als ein paar Stunden, dann evtl. befreundete Feuerwehrleute nach Pressluftatmer fragen, oder beim Arbeitsschutzausrüster (z.B. Bornack) ausleihen. Oder, wenn's länger dauert, in eine Lackierkabine einer Lackiererei gehen.
Ich habe mir vor Jahren eine Einweghalbmaske 3M 4255 gekauft, hat bei Obi ca. 38 DM (also ca. 19 €) gekostet. Ich habe sie zum Lackieren und für die Arbeit mit Kunstharzen benutzt und war erstaunt, dass nichts, aber auch gar nicht von den Lösungsmitteldüften an meines Nase gelangte. Seither verwende ich sie auch gerne für Arbeiten an sanitären Anlagen (kein Gestank mehr :)), wenn ich superscharfen Backofenreiniger anwende und für viele andere Dinge. Die Augen bleiben halt unbedeckt, ich hatte aber bisher auch keine Probleme damit. Ach ja: Die Lackiererei und das Kunstharzgesalbe erfolgte in einem schlecht belüfteten Raum. Ohne das Ding wäre ich hinterher high bis bewusstlos gewesen, so aber hatte ich scheinbar ständig frische Luft :)
Thilo M. schrieb: > Wie lange musst du mit dem Zeug umgehen? Eigentlich nur so 1-2 Stunden. Aber nicht nur ein Mal. Über das THW hätte ich Zugriff auf Pressluftatmer, nur möchte ich da relativ spontan sein. Und wäre nur mit eigener Ausrüstung möglich. Also die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass ich für das Polymer einen speziellen Filter kaufen kann. http://www.draeger.com/media/10/01/08/10010890/x-plore_rd40_pi_9046751_de.pdf Aber fällt so ein Zeugs nicht unter "Gase und Dämpfe von organischen Verbindungen, Siedepunkt > 65 °C" ?
Kann ähnliche Erfahrungen mit der 3M 4255 bestätigen. Dann noch eine geschlossene Schutzbrille dazu und das Preis/Leistungsverhältnis stimmt.
Klar eine Staubmaske bringt nichts. Aber Pressluft ist ja wohl Overkill von der Ausrüstung her. Von speziellen Filtern für irgendeinen Stoff hab ich noch nie was gehört. Ich kenn die Gasmasken aus dem Militär, die haben einen Aktivkohlefilter, sind gut gegen alles, da kommt kein bisschen Geruch oder Schadstoffe von was auch immer durch. Wichtig ist, dass die Maske luftdicht anliegt und eben Aktivkohlefilter hat. Masken mit zwei Filtern sind leichter zum atmen (man muss schon kräftiger saugen durch die Filter, ist nicht so angenehm).
Johannes G. schrieb: > Von speziellen Filtern für irgendeinen Stoff hab > ich noch nie was gehört. Hier kannst du den passenden Filter wählen: http://www.rotert-os.de/produkte/atemschutz_gas/atemschutz.htm
Thilo M. schrieb: > Hier kannst du den passenden Filter wählen: > http://www.rotert-os.de/produkte/atemschutz_gas/at... Ja, es gibt aber auch einen Kombinationsfilter, der für fast alles ausgelegt ist: http://www.trebeshenning.de/detail.php?ManID=8&GroupID=3&MainID=&SubID=&StyleID=6738814 Nach der Beschreibung ist es ein Filter für: A2B2E2K2 Hg NO CO 20 P3 R D Also: - Gase und Dämpfe von organischen Verbindungen, Siedepunkt > 65 °C - Anorganische Gase und Dämpfe, z.B. Chlor, Schwefelwasserstoff, Cyanwasserstoff (Blausäure) - Schwefeldioxid, Chlorwasserstoff - Ammoniak (Mit Filterklasse II) - Quecksilber-Dampf - Nitrose Gase, einschließlich Stickstoffmonoxid - Partikel (Mit Filterklase III) Das einzige, was laut Dräger Lieferprogramm fehlt, ist "Reaktor" (Radioaktives Iod einschließlich radioaktives Iodmenthan). Da ich aber mit radioaktiven Stoffen relativ selten in Berührung komme, kann ich gerne darauf verzichten. Wenn ich es richtig verstehe, dann kann ich mit der Dräger Vollmaske und diesem Filter eigentlich mit allen möglichen Stoffen umgehen, ohne dass ich in der "sauberen Seite" etwas von dem Geruch mitbekomme. Für mich bleiben jetzt nur noch zwei Fragen übrig. 1) Wie gut kann man mit dieser Maske und dem Kombi-Filter atmen und wie lange kann man mit der Maske dann unterbrechungsfrei arbeiten? Wie ich schon sagte, habe ich die G26/1 vor kurzem problemlos bestanden. 2) Wie lange hält so ein Filter? Auf der Dräger Seite wird die Haltbarkeit ab dem Herstelldatum mit 6 Jahren angegeben. Ich kann es mir aber irgendwie nicht vorstellen, denn so ein Filter verstopft ja auch. Die HEPA Filter in der Lüftungsanlage muss ich ja auch immer austauschen, weil die verstopfen.
>Wie lange hält so ein Filter?
Die angegebene Haltbarkeit bezieht sich auf den ungeöffneten, neuen
Filter.
Die "Haltbarkeit" des Filters im Gebrauch, d.h. bis die Schadstoffe
durchbrechen, läßt sich praktisch nicht vorhersagen, dieses hängt stark
von der Belastung der eingeatmeten/ausgetauschten Luft ab.
Im professionellen Bereich werden daher entweder Masken mit
Atemluftanschluß verwendet oder die Filter werden nach jedem Gebrauch
ausgetauscht.
Kara Benemsi schrieb: > Im professionellen Bereich werden daher entweder Masken mit > Atemluftanschluß verwendet oder die Filter werden nach jedem Gebrauch > ausgetauscht. Was ist professioneller Bereich? Militär? Im Wehrdienst bekamen wir natürlich gebrauchte Gasmasken und Filter. Keine Ahnung, wie alt die waren. Der Filter schon Monate und Jahre geöffnet. Aber die Übungen in der Tränengashalle überstand man damit ausgezeichnet gut.
>Was ist professioneller Bereich? Militär?
Du fragst wirklich, ob das in der Wehrpflicht angesiedelte Militär zum
ernstzunehmenden professionellen Bereich gehört?
Kara Benemsi schrieb: >>Was ist professioneller Bereich? Militär? > > Du fragst wirklich, ob das in der Wehrpflicht angesiedelte Militär zum > ernstzunehmenden professionellen Bereich gehört? Ja, sicher. Professionell ist, was im Notfall Menschenleben rettet. Im Ernstfall möchte ich mit der Maske z.B. vor Senfgas geschützt sein.
Wilhelm Ferkes schrieb: > Ja, sicher. Professionell ist, was im Notfall Menschenleben rettet. Im > Ernstfall möchte ich mit der Maske z.B. vor Senfgas geschützt sein. ... oder nach ner Bohnensuppe in der Kaserne....
>Professionell ist, was im Notfall Menschenleben rettet.
Und warum trägt dann die Feuerwehr auch bei Chemie-Ensätzen Atemgeräte
statt Filter?
Kara Benemsi schrieb: > Und warum trägt dann die Feuerwehr auch bei Chemie-Ensätzen Atemgeräte > statt Filter? Wenn man nicht weiß, welche Stoffe zu erwarten sind, dann geht man mit Pressluftatmer auf Nummer sicher. Dann kippt auch kein Filter um und die Einsatzzeit ist berechenbar. Im Privatbereich kann man den Bereich ja schnell verlassen, wenn man merkt dass der Filter erschöpft ist, das ist was Anderes.
Kara Benemsi schrieb: > Und warum trägt dann die Feuerwehr auch bei Chemie-Ensätzen Atemgeräte > statt Filter? Na, weil es etwa 70000 Chemikalien gibt. Die Zahl mag nicht genau stimmen, ich schnappte die mal aus dem Chemiebereich so auf. Im Kriegseinsatz reduziert sich deren Anzahl auf effektive Stoffe, um Menschen relativ schnell kampfunfähig zu machen, oder ganz auszuschalten. Gezielt, Lunge und Augen verätzen, oder das Blut nicht mehr aufnahmefähig für den Sauerstofftransport machen. Da gibt es spezielles verschiedenes.
Ich habe sowohl ABC-Schutzmasken als auch Atemgeräte getragen, Du brauchst mir nicht zu erklären, wann diese eingesetzt werden. Möchtest Du uns jetzt deine Bundeswehrgeschichten aus der Eifel erzählen?
Kara Benemsi schrieb: > Und warum trägt dann die Feuerwehr auch bei Chemie-Ensätzen Atemgeräte > statt Filter? Na, weil es etwa 70000 Chemikalien gibt. Die Zahl mag nicht genau stimmen, ich schnappte die mal aus dem Chemiebereich so auf. Im Kriegseinsatz reduziert sich deren Anzahl auf effektive Stoffe, um Menschen relativ schnell kampfunfähig zu machen, oder ganz auszuschalten. Wie beispielsweise das Senfgas. Gezielt, Lunge und Augen verätzen, oder das Blut nicht mehr aufnahmefähig für den Sauerstofftransport machen (Blausäure). Da gibt es spezielles verschiedenes. Der Krieg findet ja nicht beim Brand im Chemiewerk statt, nicht wahr! Ob die Gasmaske wohl funktioniert? Jedenfalls hatte ich immer ein G3 dabei, mit 3 Magazinen zu je 20 Schuß, also 60 Schuß scharfer Munition. Ja, richtig echte. Keine Platzpatronen. Ist das auch nur ein Fantasiegebilde? Für den Notfall hätten wir in der Gasmaskentasche 3 Atropin-Spritzen bekommen. Die lagen bereit.
Kara Benemsi schrieb: > Möchtest Du uns jetzt deine Bundeswehrgeschichten aus der Eifel > erzählen? Wie seriös! Ja, so liebe ich es... ;-)
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