Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Übersprechen bei DIP Baustein


von Pascal O. (raven761)


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Hallo,

ich habe eine Schaltung entwickelt mit der ich Signale auf 25MHz 
empfange und dann mit dem Radiobaustein MC3361 auf die ZF von 424kHz 
runtermische. Dazu benutze ich einen Quarz bei 24,576MHz.
Jetzt habe ich das Problem, dass ich ein Übersprechen auf dem Pin 16 
habe (also gegenüber), wo mein Eingangssignal von 25MHz in den Baustein 
eingespeist wird. Gegenüber auf Pin 1 wird der Quarz eingespeist.
Das Übersprechen liegt im liegt von etwa 25mVpp. Das Signal auf Pin 1 
wird durch den internen Oszillator auf 900mVpp verstärkt.

Ich glaube das Problem liegt auch darin, dass ich den Baustein auf einen 
Sockel platziert habe und dadurch die Pinlänge wesentlich länger wird 
und als Antenne wirkt. Mit dem Tastkopf kann ich das Signal messen, wenn 
ich nur ganz nah an den Pin 1 gehe.
Ich wollte aber fragen, welche Maßnahmen ich ergreifen kann um das 
Übersprechen so gering wie möglich zu halten bzgl. meinem Design oder 
sonst wie.
Meine erste Maßnahme wäre:
- Sockel ablöten, Baustein so nah wie möglich an die Platine ranlöten -> 
Pinlänge klein halten

Anbei ein Bild des Designs. Die rote Fläche ist die Groundplane.
Mein Design ist vielleicht nicht das beste, ich habe erst damit 
angefangen und bin im Lernprozess.

Danke schonmal!

von Purzel H. (hacky)


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Die gezeigte GND Plane sollte auch mit beliebig vielen Vias auf die 
andere Seite verbunden werden, die optimalerweise durchgehend GND hat. 
Sonst bringt ein Haufen schlecht zusammenheangender Haufen an GND 
Schnippseln wenig. HF-maessig betrachtet.

von MaWin (Gast)


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Dein IC-Chip liegt ungefähr da wo C17 ist.
Von Pin 16 geht im Plastikgehäuse ein Anschlussblech
zum diesem Chip, also lange parallel zur
Quartzoszillatorleitung. Näher dran bringt also wohl
kaum Linderung.
Sieht laso nach einem Redesign der Leiterplatte aus,
entweder eine Massefläche zwischen IC und Leitung,
oder Quartz auf die Seite Pin 8..16.

von Quarzi (Gast)


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1. Der Quarz darf natürlich so nicht plaziert werden. Er gehört an die 
Pins 1 und 2, also ganz auf die linke Seite von deinem Chip. Die eine 
Quarzleitung direkt an Pin 26 zu verlegen, ist natürlich völliger Murks!

2. Dann solltest du auf einer weiteren Ebene deiner Platine eine 
durchgehende Massefläche haben, mit der die vielen Masseschnipsel der 
Oberseite durch Vias verbunden sein sollten.

3. Du solltest das Quarzgehäuse mit Masse verbinden. Vielleicht gibt das 
schon eine Besserung.

von Werner (Gast)


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Zusätzlich zu einer vernünftigen Positionierung des Quarzes würde man 
auch dessen Gehäuse erden und evtl. als IC den MC3361BD

von Pascal O. (raven761)


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Hallo,

vielen Dank für die helfenden Beiträge.

@Werner: Wie kann ich denn das Gehäuse erden? Im Schaltplan des MC3361 
sehe ich keine Möglichkeiten, wie das gehen könnte.

Das Quarzgehäuse habe ich auf Masse gelegt, das hat schon etwas 
gebracht, danke. Eine komplett durchgehende Massefläche habe ich zu 95% 
überall gewährleistet und auch mit genügend Vias verbunden. Um und unter 
dem Baustein ist die Massefläche komplett durchgehend. Die blaue 
Verbindung im Bild ist nur eine virtuelle von VSS, die nicht benutzt 
wird.

Die Quarzleitung die bei Pin 16 liegt ist VCC. Ich werde das aber im 
Design verändern und eure Tipps befolgen. Ich hoffe das hilft, das 
Übersprechen macht mir mein empfindliches Eingangssignal nämlich total 
kaputt.

Danke!

von Quarzi (Gast)


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>Eine komplett durchgehende Massefläche habe ich zu 95% überall
>gewährleistet und auch mit genügend Vias verbunden.

Nein! Ich sehe im kritischen Bereich überhaupt keine Vias! So wie im 
Anhang sollten die Vias verteilt sein: Jeder Masseschnipsel auf der 
Oberseite braucht eine Verbindung mit der durchgehenden Massefläche, 
sonst hast du keine Abschirmung, sondern das genaue Gegenteil!

von Pascal O. (raven761)


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@Quarzi

Ach so meinst du das! Mein Problem ist, dass ich einlagig unterwegs bin. 
Meine Platine wird aus einer einlagigen Kupferfläche herausgefräst. Na 
gut, dann muss ich mal eine Möglichkeit finden, wie ich eine weitere 
Lage anbringen kann.

von Quarzi (Gast)


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>Ach so meinst du das! Mein Problem ist, dass ich einlagig unterwegs bin.
>Meine Platine wird aus einer einlagigen Kupferfläche herausgefräst. Na
>gut, dann muss ich mal eine Möglichkeit finden, wie ich eine weitere
>Lage anbringen kann.

Dort wo du den Groundfill nicht mit einer "guten" Masse verbinden 
kannst, solltest du ihn besser ganz weglassen, sonst schirmt der 
Groundfill nicht, sondern koppelt!

von Pascal O. (raven761)


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1.) Hieße das dann, es wäre besser komplett meine derzeitige Groundplane 
wegzulassen als sie drinzulassen?
2.) Ist es nicht so, dass die Leitungen aber eine möglichst kleine 
Kapazität in Richtung Masse aufweisen sollten?

Wenn ich das richtig verstehe erfülle ich derzeit nur 2. und 1. 
überhaupt nicht, sondern mache es nur schlechter. In meinem Fall sollte 
ich also zwischen Pin1 und Pin16 lieber die derzeitige Massefläche 
entfernen.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Wenn das ein Layout für eine einseitige Platine ist, dann nimm doch 
einfach eine doppelseitig beschichtete Kupferplatine und fräse nur die 
eine Seite aus. Für die VIAS lötest du dann einfach nur ein Stück Draht 
auf die andere Seite der Platine, die eine durchgänge GND Plane hat.

von Pascal O. (raven761)


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Ja natürlich, das macht Sinn. Ich muss mal schauen, ob wir doppelseitige 
Kupferplatinen haben. Im Normalfall leider nicht, weil das selten 
benötigt wird.

von Quarzi (Gast)


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>1.) Hieße das dann, es wäre besser komplett meine derzeitige Groundplane
>wegzulassen als sie drinzulassen?

Nein, natürlich nicht!

>2.) Ist es nicht so, dass die Leitungen aber eine möglichst kleine
>Kapazität in Richtung Masse aufweisen sollten?

Die Leitungen sollten erst mal eine möglichst kleine Kapazität 
zwischeneinander haben. Mit einer Massefläche zwischen diesen Leitungen 
verkleinerst du dramatisch diese Kapazität, vergrößerst aber etwas die 
Kapazitäten zur Masse. Ob das erlaubt ist, entnimmst du dem Datenblatt 
des Chips. An solchen Stellen, wo es nicht erlaubt ist, ziehst du die 
Massefläche etwas weiter von den Pins bzw. Leitungen weg und entfernst 
sie eventuell auch darunter in der durchgehenden Massefläche.

von Osche R. (Gast)


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Pascal O. schrieb:

> Ach so meinst du das! Mein Problem ist, dass ich einlagig unterwegs bin.

Aua. Dann versuch mal, die Schlitze in der Massefläche mit kurzen 
Drahtstücken zu überbrücken. Zumindest 1x parallel zum Quarz und noch 1x 
zwischen der 2. und 3. Pinreihe des ICs. Das Quarzgehäuse kannst Du auf 
beiden Schmalseiten auf Masse löten, das zählt auch als Masche.

Wenn man sich keine Massefläche leisten kann, dann sollte man zumindest 
ein möglichst engmaschiges Netz (mesh) bauen. Lange Schlitze und große 
massefreie Stellen wirken als magnetische Antennen (sehr böse), Tentakel 
wirken als elektrische Antennen (weniger schlimm).

von Quarzi (Gast)


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>Aua. Dann versuch mal, die Schlitze in der Massefläche mit kurzen
>Drahtstücken zu überbrücken. Zumindest 1x parallel zum Quarz und noch 1x
>zwischen der 2. und 3. Pinreihe des ICs. Das Quarzgehäuse kannst Du auf
>beiden Schmalseiten auf Masse löten, das zählt auch als Masche.

Ich denke, die obere Quarzleitung liegt einfach viel zu nahe an Pin 16 
und der chipinternen Verdrahtung. Man könnte ein kleines Abschirmblech 
ausprobieren, das man zwischen Platine und Chip anordnet und mit Pin15 
verbindet. Dieses Blech sollte die obere Quarzleitung vollständig 
abschirmen und bis mindestens zur Mitte vom Chip reichen.

Das Quarzgehäuse sollte oben und unten vorsichtig mit der Massefläche 
verlötet werden. Außerdem sollte man die Verbindungen ziehen, wie im 
Anhang gezeigt.

von Pascal O. (raven761)


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Die Schlitze habe ich verkleinert indem ich eine Unterbrechung 
reingekratzt habe und den Überschuss mit Lötzinn auf Masse gezogen habe. 
Die Überbrückung zu Pin1 habe ich auch hinzugefügt, sowie die zwei 
Verbindungen an den jeweiligen Enden des Quarz. Hat immerhin 5mVpp 
gebracht. Jetzt fehlen noch die restlichen 20mVpp ;-) Das mit dem Blech 
werde ich mal probieren!
Ich habs bereits umdesigned, die zweite Version wird dann hoffentlich 
besser.

von Pascal O. (raven761)


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Da der Sockel noch drauf ist habe ich den Baustein abgezogen und auf die 
Schnelle ein Stück Draht vom einen Ende zum anderen Ende gezogen und 
jeweils mit Masse verbunden. Hat das Übersprechen nochmals um 6mVpp 
verringert!

von Pascal O. (raven761)


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Hallo,

hier mein zweiter Versuch. Unsere Werkstatt hat auch zweiseitige 
Kupferplatinen, also werde ich die nutzen.

Ich habe es umdesigned und verbessert. Leider habe ich keine bessere 
Lösung für die Versorgungsleitung unter dem Chip gefunden. Die 
Alternative wäre, die Leitung ganz drum herum zu legen. Was haltet ihr 
davon und was habt ihr für Verbesserungsvorschläge? Besser, schlechter, 
gleich schlecht?

Danke,
Pascal

von Quarzi (Gast)


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Du mußt noch Vcc vom Chip entkoppeln.

Soll das rechts oben ein Stecker sein, der die 5V zuführt? Dann mußt du 
dort die 5V nochmals entkoppeln.

von slow (Gast)


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Wieso verwendest Du so große Pads für den Quarz?
Wo ist da der Hintergrund oder der Sinn?

von Pascal O. (raven761)


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Die große Fläche rechts oben ist ein Lötpad, damit ich das ZF Filter 
besser verlöten kann. Das gilt genauso für den Quarz. Ich habe leider 
keinen SMD Quarz zur Hand, weswegen ich große Pads verwende. Das mache 
ich kurz versehe ich mit ein bißchen Lötzinn, stecke den Quarz so weit 
wie möglich rein um kurze Anschlussbeinchen zu haben und mache dann das 
Pad warm, damit eine Verbindung entsteht. Eventuell mache ich die Pads 
noch kleiner.
Wie soll ich VCC entkoppeln? 100nF nah an den Eingang?

von Quarzi (Gast)


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>Wie soll ich VCC entkoppeln? 100nF nah an den Eingang?

Ja und direkt am Quarz.

von Reinhard Kern (Gast)


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Quarzi schrieb:
> Die Leitungen sollten erst mal eine möglichst kleine Kapazität
> zwischeneinander haben. Mit einer Massefläche zwischen diesen Leitungen
> verkleinerst du dramatisch diese Kapazität, vergrößerst aber etwas die
> Kapazitäten zur Masse.

Das ist die halbe Wahrheit - nämlich dann wenn die Fläche tatsächlich 
mit Masse verbunden ist. Ist sie das nicht, dient sie praktisch als 
Verkürzung des Abstands der Leitungen, mit einer frei floatenden Fläche 
wird also das Übersprechen massiv verstärkt! Solche Flächenstücke müssen 
unbedingt vermieden werden, auch wenn das Layout dann nicht mehr so 
quasi-professionell aussieht. HF-Funktion hat Vorrang vor Schönheit.

Deswegen ist auch bei CAD-Systemen vernünfigerweise Voreinstellung, 
nicht verbundene Flächen wegzulassen.

Gruss Reinhard

von Quarzi (Gast)


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>Das ist die halbe Wahrheit - nämlich dann wenn die Fläche tatsächlich
>mit Masse verbunden ist. Ist sie das nicht, dient sie praktisch als
>Verkürzung des Abstands der Leitungen, mit einer frei floatenden Fläche
>wird also das Übersprechen massiv verstärkt! Solche Flächenstücke müssen
>unbedingt vermieden werden, auch wenn das Layout dann nicht mehr so
>quasi-professionell aussieht. HF-Funktion hat Vorrang vor Schönheit.

Genau das habe ich gemeint, als ich weiter oben geschrieben habe:

>Dort wo du den Groundfill nicht mit einer "guten" Masse verbinden
>kannst, solltest du ihn besser ganz weglassen, sonst schirmt der
>Groundfill nicht, sondern koppelt!

von slow (Gast)


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>Die große Fläche rechts oben ist ein Lötpad, damit ich das ZF Filter
>besser verlöten kann. Das gilt genauso für den Quarz. Ich habe leider
>keinen SMD Quarz zur Hand, weswegen ich große Pads verwende. Das mache
>ich kurz versehe ich mit ein bißchen Lötzinn, stecke den Quarz so weit

Wenn ich das richtig verstanden habe, hast Du die Leiterbahnen und 
Bauteile auf der gleichen Seite der Platine, hast aber keine 
Durchkontaktierungen und hoffst beim Löten, daß das Zinn auch da 
hinfließt, wo es soll?

Warum legst Du nicht wie bei allen einseitigen Platinen die Bauteile und 
Leiterbahnen auf verschiedene Seiten der Platine und lötest vernünftig? 
Smd dann halt auf der Unterseite.

von Pascal O. (raven761)


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> Wenn ich das richtig verstanden habe, hast Du die Leiterbahnen und
> Bauteile auf der gleichen Seite der Platine, hast aber keine
> Durchkontaktierungen und hoffst beim Löten, daß das Zinn auch da
> hinfließt, wo es soll?
Ich hoffe nicht, es funktioniert auch :-) Aber ist ein guter Einfall, 
werde ich so machen. Dann spare ich mir auch die breiten Pads.

Morgen oder übermorgen schicke ich die Platine fort, mal kucken wie sich 
dann das Übersprechen geändert hat. Bin mal sehr gespannt, werde es hier 
auf jedenfall posten!

von Quarzi (Gast)


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Lege doch Q1 auf die Unterseite und löte die Anschlüsse auf der 
Oberseite fest. Dann kannst du auch das Quarzgehäuse bequem mit einem 
Drahtbügel fixieren und erden. Die Lötpunkte für die Quarzanschlüsse 
machst du so klein wie möglich, nicht größer als die von IC1.

Vergiß nicht die beiden Entkoppelcaps! Den einen machst du direkt beim 
Quarz dran, den anderen kannst du unter IC1 setzen, direkt an den 
Vcc-Pin.

von Pascal O. (raven761)


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Habe die Änderungen wie von euch gesagt übernommen. Quarz kommt dann auf 
die Unterseite, Entkoppelkondensatoren am Quarz und an der Versorgung 
des Bausteins hinzugefügt, Pads am ZF Filter und dem Quarz massiv 
verkleinert.

Danke :-)

von Pascal O. (raven761)


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Platine ist gefräst, bestückt und in Betrieb genommen. Keinerlei 
Übersprechen mehr. Danke Jungs!

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