Forum: HF, Funk und Felder Wellenwiderstand auf Leiterbahn berücksichtigen ?


von hans K. (bussard)


Lesenswert?

Moin zusammen,

meine HF kenntnisse sind leider etwas eingrostet. Habe gerade folgendes 
Problem, und zwar will ich einen Signalverstärker mit möglichst hoher 
Bandbreite bauen. Als Verstärker kommt der AD8000 von Analog devices zum 
Einsatz. Das Signal soll am Ende an einem Oszi dargestellt werden.
Dazu geht der Ausgang des OPV´s an einen SMA stecker (wegen platzmangels 
ein SMA) und über einen adapter auf BNC. Das Angeschlossene Kabel hat ca 
2-3 Meter länge.

So wie ich das im Datenblatt des OPVs interprtiere soll ich einen 50 ohm 
widerstand zwischen OPV ausgang und Stecker schalten. Das ist mir so 
weit noch einigermassen klar. Für mich ist die Spannende Frage dabei, 
muss ich auch dafür sorgen, dass die Leiterbahn einen Wellenwiderstand 
von 50 ohm hat ? Die leiterbahn von OPV bis Stecker ist ca 2-3 CM lang. 
Kommt der 50 ohm widerstand am besten nah an den Stecker oder nah an den 
OPV?

Es sollten eigentlich ein Frequenz von 20Mhz das Ziel sein, aber es wäre 
auch mehr sehr willkommen. Wobei ich glaube das 20 Mhz für den SMA 
stecker schon ein Problem sein könnten. Wenn ich die 20 Mhz nehme komme 
ich auf ne Wellenlänge von 15 Meter, und das ganze ist unkritisch, würde 
aber gerne das maximum rausholen.

 Könnt ihr einen Hersteller für SMA Buchse, plus Kabel und adpter auf 
BNC (ich weiss auch BNC ist kein geiler HF Stecker) Empfehlen ?

Vielen Danke !

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


Lesenswert?


von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


Lesenswert?

hans Kopf schrieb:
> Für mich ist die Spannende Frage dabei,
> muss ich auch dafür sorgen, dass die Leiterbahn einen Wellenwiderstand
> von 50 ohm hat ? Die leiterbahn von OPV bis Stecker ist ca 2-3 CM lang.
> Kommt der 50 ohm widerstand am besten nah an den Stecker oder nah an den
> OPV?


Die Leiterbahn sollte so wenig wie möglich parasitäre Kapazität als auch 
Induktivität aufweisen, also kurz sein. Der Abschlusswiderstand sollte 
so nah wie möglich am Eingang des Spannungsmessers(OPV Einganges ) 
liegen.

Optimal lötest du beide direkt auf den Stecker bzw. das Kabel direkt an, 
unabhängig vom übrigen Design. Aber das sollte bei 20 Mhz unnötig sein.

von Wolfgang M. (womai)


Lesenswert?

Der Widerstand soll im prinzip möglichst nahe an den Verstärkerausgang, 
damit wird der (sehr niederohmige) Ausgang an die 50 Ohm 
Leitungsimpedanz angepasst. Solange das Leitungsstück zwischen 
OPV-Ausgang und Widerstand aber sehr kurz (<1/20) gegenüber der 
Wellenlänge ist, brauchst Du Dir aber weder wegen der Leitungslänge noch 
wegen der Impedanz den Kopf zerbrechen.

Also mit SMA brauchst Du Dir bei 20 MHz keine Sorgen machen. Das geht 
potentiell bis über 20 GHz (Giga, nicht Mega). Je nach Geschick bein 
Layout und dem genauen Übergang (egde launch ist besser als vertikal) 
sind realistisch zumindest >1 GHz auch wenn man alles falsch macht :-) 
BNC geht je nach Design bis zu ca. 2 GHz.

von W.S. (Gast)


Lesenswert?

hans Kopf schrieb:
> Es sollten eigentlich ein Frequenz von 20Mhz das Ziel sein,

Wenn es weiter nix ist.. locker.
Mit dem AD8000 kann man Verstärker bis weit über 1 GHz aufbauen, 
lediglich bei der Gegenkopplung muß man aufpassen. Wird die zu 
hochohmig, dann gibt es irgendwo um und bei 1 GHz ne Resonanzüberhöhung. 
Und den Widerstand direkt am Ausgang (nach meinem Gefühl reichen 22 Ohm 
meist aus) braucht es, weil sonst der Verstärker zusammen mit dem 
angeschlossenen Kabel einen Laufzeit-Oszillator darstellt.

Ach ja, bei 20 MHz brauchst du auf ein wellenwiderstandsgerechtes Layout 
noch nicht zu achten. Das fängt erst bei einigen hundert MHz so langsam 
an. Aber auf kurze Leitungslängen und eine saubere flächige Masse 
solltest du achten.

Und: SMA finde ich gut. Die LP-Buchsen sind besser als das, was es für 
BNC gibt.

W.S.

von Helmut S. (helmuts)


Lesenswert?

>  Könnt ihr einen Hersteller für SMA Buchse, plus Kabel und adpter auf
BNC (ich weiss auch BNC ist kein geiler HF Stecker) Empfehlen ?


Mir fallen spontan diese beiden Hersteller ein.

http://www.rosenberger.de/de/index.php

http://www.hubersuhner.de/co-de-tk/de/products/hs-p.htm

von Ralph B. (rberres)


Lesenswert?

Bis ca 1GHz ist BNC kein Problem, solange du es nicht an einen 
vektoriellen Netzwerkanalyzer verwenden möchtest.

SMA Buchsen sind bis weit in den Mikrowellenbereich spezifiziert, man 
muss aber darauf achten, das man SMA Buchsen renomierter Hersteller, wie 
Rosenberger usw. verwendet. Bei SMA Buchsen , welche ich von Reichelt 
bezogen habe, musste ich schon mal feststellen, das sie bei 2GHz nur 
noch eine Rückflussdämpfung von 3db hatten, somit also unbrauchbar 
waren.

Zu Leiterbahnbreite kann ich folgendes sagen. Bis 200 MHz sicherlich 
unkritisch, darüber sollte man allmählich über Mikrostripline 
nachdenken.

Das sind Leiterbahnen bestimmter Breite, die links und rechts genügend 
Abstand zum Rest der Welt haben, und auf der Unterseite der Platine 
vollständige Massefläche haben. Bei FR4 Material ( Epsylon ca 4,7 ) 
Materialdicke 1,6mm und 0,035um Kupferdicke kommen etwa 2,8mm 
Leiterbahnbreite für 50 Ohm Wellenwiderstand raus. Bei dieser 
Leiterbahnbreite ist die genaue Breite noch recht unkritisch. 2,5mm oder 
3mm funktionieren auch noch.

Ab ca 2GHz sollte man aber kein FR4 Material mehr nehmen, sondern HF 
taugliches Material, weil die dielektrischen Verluste sonst zu hoch 
werden.
Hier müssen die Leiterbahnbreiten neu berechnet werden, da das Epsylon 
niedriger ist. Auch werden dann gerne dünner Leiterplatten genommen.
( 0,8mm oder gar 0,5mm ).

Aber bei 20MHz ist das alles noch vollkommen unkritisch. Das kann man 
fast wie Gleichstrom behandeln.

Ralph Berres

von Andreas (Gast)


Lesenswert?

Was wäre denn hier als günstiges HF taugliches Platinenmaterial, 
beispielsweise für eine 2,4GHz Anwedung zu empfehlen?

von Thomas K. (alerte)


Lesenswert?

Andreas schrieb:
> Was wäre denn hier als günstiges HF taugliches Platinenmaterial,
> beispielsweise für eine 2,4GHz Anwedung zu empfehlen?

Günstig ist relativ ;)
Rogers Substrate wären eine Möglichkeit, z.B. Rogers 4003, aber 
natürlich deutlich teurer als FR4. Weiß auch gar nicht, wie gut man da 
als Privatmensch drankommt.

Bei FR4 sind ja nicht nur die Verluste das Problem, sondern auch die 
großen Unterschiede des Dielektrikums. Das EpsilonR variiert nicht nur 
von Hersteller zu Hersteller von knapp unter 4 bis knapp unter 5, 
sondern auch auf ein und der selben Platine. Wenn man eine möglichst 
exakte 50 Ohm-Leiterbahn haben möchte, steht man dann u.U. dumm da.

HF-Substrate sind deutlich verlustärmer, haben kleinere Toleranzen und 
verhalten sich wesentlich homogener, was das EpsilonR innerhalb des 
Materials angeht.

von Andreas (Gast)


Lesenswert?

Gibts dazu Literatur die so ein Thema behandelt?

Ich habe bei elektropraxis mal von einer Art Thermoplat gelesen, was mit 
dem Rogers Material vergleichbar war, aber nur die Hälfte gekostet hat, 
finde den Artikel aber momentan nicht.

von Ralph B. (rberres)


Lesenswert?

Andreas schrieb:
> Ich habe bei elektropraxis mal von einer Art Thermoplat gelesen, was mit
>
> dem Rogers Material vergleichbar war, aber nur die Hälfte gekostet hat,
>
> finde den Artikel aber momentan nicht.

Das von dir angesprochene Material kenne ich nicht.

Man sollte bei der Auswahl des materials aber auch darauf achten, das 
man als Hobbyist es auch noch vernünftig verarbeiten kann, sprich etwa 
die gleichen mechanischen Eigenschaften wie FR4 hat.

Es nützt einen nämlich nichts, wenn man z.B. butterweiches 
Trägermaterial hat, welches sich weder vernünftig schneiden, noch bohren 
läßt.

Das Roger Material $003 scheint mir da noch am geeignesten zu sein.

Diese HF Materialien sind aber ohne Fotoschicht.

Man kann sich aber bei der Fa Bungart die Platten Fotobeschichten 
lassen. Das lohnt aber nur bei großen Platten, weil bis zu einer 
gewissen Größe der Beschichtungspreis unabhängig von der Platinenfläche 
ist. ( ich meine so um 50cm *50cm )  Der Preis ist garnicht mal so 
extrem teuer. Eventuell auf Vorrat kaufen oder sich mit Mitstreitern 
teilen. Die Qualität der Beschichtung wird meines Wissens für ein jahr 
garantiert, hält aber wesentlich länger.


Ralph Berres

von Wolfgang M. (womai)


Lesenswert?

Wee kritisch 2.4 GHz ist, haengt auch von der Laenge der Leiterbahn ab. 
Bis zu etlichen cm kann da FR-4 durchaus funktionieren, bevor die 
Verluste zu schlim werden. Ich hab z.B. ein Reflektometer gebaut, bei 
dem die effektive Bandbreite ebenfalls ueber 2 GHz ist, die Leiterplatte 
ist dabei ganz einfach aus FR-4. Natuerlich hat FR-4 groessere 
Toleranzen bei dert Dielektrizitaetskonstant und ist auch nicht so 
homogen wie z.B. Rogers, aber das ist bei zweilagigen Platinen (mit 
Leiterbahnbreiten von fast 3mm fuer 50-Ohm Impedanz bei Dicke 1.6mm, 
oder 1.5mm bei 0.8mm Dicke) nicht merkbar, weil das Faserdurchmesser und 
Faserabstand deutlich kleiner sind als die Leiterbahnbreite - in dem 
Massstab sieht also alles sehr homogen aus. Und sogar 10% Toleranz bei 
der Impedanz bedeutet nur 5% Reflexion.

Ich zweifle, dass in irgendeinem 2.4 GHz Router o.ae. Rogers verbaut ist 
- das waere viel zu teuer - und trotzdem funktionieren die alle.

von Andreas (Gast)


Lesenswert?

Gemeint habe ich folgendes Material: 
http://www.elektronikpraxis.vogel.de/leiterplatten/articles/275021/

Allerdings habe ich keine Preise dazu finden können.

von mato (Gast)


Lesenswert?

Andreas schrieb:
> Gemeint habe ich folgendes Material:
> http://www.elektronikpraxis.vogel.de/leiterplatten...
>
> Allerdings habe ich keine Preise dazu finden können.

Notfalls mal bei der beteiligten Firma anfragen? Link steht unten 
drunter.

Das sieht mir aber eher nach noch laufender Forschung als nach 
marktreifem Produkt aus.

von Wolfgang M. (womai)


Lesenswert?

Als etwas preiswertere Alternative zu Rogers 4003 oder 4350 kann man 
auch Nelco 4000-13 SI ins Auge fassen (Achtung, es gibt auch 4000-13 
ohne "SI", das meine ich aber nicht). Ca. 3x geringere dielektrische 
Verluste als FR-4 und wesentlich besser kontrollierte 
Dielektrizitätskonstante (die auch wenig ueber die Frequenz variiert).

von Andreas (Gast)


Lesenswert?

Hast du für das 4000-13 SI einen Link mit einem Angebot, kann bei RS 
oder Farnell nichts finden.

Also ich fertige meine Prototypen nach diesem Prinzip: 
http://www.gerold-online.de/cms/uc-projekte/platinen-herstellen.html

Das müsste dann auch mit dem Nelco Material gehen. Also es sollte dann 
über eine Fotoschicht verfügen, oder muss ich noch andere Sachen 
beachten?

Am Ende soll eine kleine (50x25mm) Bluetooth Platine (inkl. 
Print-Antenne) rauskommen, große Ausdehnungen, bzw. oder lange 
Leiterbahnen sind also nicht zu erwarten, ist die Frage in wie weit die 
dielektrischen Verluste wahrnehm- bzw. messbar sind.

von Andreas (Gast)


Lesenswert?

Nichts?

von Wolfgang M. (womai)


Lesenswert?

Fuer die Leiterplattengroesse und angesichts der Fertigungstoleranzen, 
die Du beim Selberaetzen ohnehin hast, wuerde ich einfach 
Wald-und-Wiesen-FR-4 verwenden. Alles andere macht's nur teurer und 
komplizierter ohne wirklichen Nutzen.

von Andreas (Gast)


Lesenswert?

Wo ist denn das Nelco 4000-13 SI erhältlich? Kann nix finden. ;(

von Wolfgang M. (womai)


Lesenswert?

Andreas schrieb:
> Wo ist denn das Nelco 4000-13 SI erhältlich? Kann nix finden. ;(

Das haben seinerzeit immer die Leiterplattenfertiger besorgt (und das 
war während meiner Zeit in den USA) - selber geätzt habe ich damit nie.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.