Hallo zusammen, ich grüble mal wieder an einem Experiment rum, zu dem mir leider das Werkzeug zum austesten fehlt. Es geht um den Aufbau eines Michelson-Interferometer http://de.wikipedia.org/wiki/Michelson-Interferometer Wenn man nicht wie im Artikel beschrieben einen aufgeweiteten Laser, sondern einen dünnen Laserstrahl wie aus einem Laserpointer in den Versuchsaufbau hineinschickt, dann können ja keine Interferenz-Ringe entstehen, da der Laser ja fokussiert ist. Was passiert nun aber wenn sich die optischen Weglängen gerade um Lambda/2 unterscheiden? Es müsste ja dann destruktive Interferenz auftreten. Da Licht aber Energie in sich trägt, kann es sich ja nicht einfach zu nichts auslöschen. Also wo geht die Energie der Lichtwelle hin? Danke schonmal lg Leo
Leo B. schrieb: > Also wo geht die Energie der Lichtwelle hin? Da, wo auch das Licht hingeht, wenn Du den Lichtschalter ausschaltest: Guck mal im Kühlschank nach. 1. Die Erklärung im Wiki ist etwas mißverständlich: Der Laserstrahl kann auch aufgeweitet werden, um die optischen Flächen besser auszunutzen und unempfindlicher gegenüber lokalen Fehlern auf den Spiegeln zu werden. Die Divergenz ist nur nötig für eine Betrachtung der Ringmuster auf dem Schirm, die Interferenz funktiniert auch so. 2. Der Laserstrahl ist in Deinem Fall nicht fokussiert (auf einen Punkt), sondern kollimiert (möglichst parallel ausgerichtet, ohne Divergenz). Beachte: Auch ein Laserstrahl ist nicht unendlich dünn und kann nicht unendlich klein fokussiert oder auf einen unendlich dünnen Strahl kollimiert werden. 3. Wenn die Interferenz auf dem Schirm bei kollimierten Strahl zu einem Minimum (destruktive Interferenz) führt, muss es irgendwo auch ein Maximum geben. Wenn Du Dir den Strahlengang eines MI genau anschaust, wirst Du merken, dass am Schirm nur ein Teil des eingestrahlten Lichtes ankommt. Mal angenommen, der Strahlteiler ist 50:50, und die Spiegel haben theoretische 100% Reflexion, dann... ... wird der eingehende Strahl am ST aufgeteilt in 50% A und 50% B. Von den Spiegeln zurück kommen 50% A' und 50% B'. Am Strahlteiler wird wieder aufgeteilt 50% A' zu 25% AC und 25% AD, 50% B' zu 25% BC und 25% BD. Ohne Interferenz vereinen sich im Strahlengang C 25% AC und 25% BC zu 50% C und landen auf dem Schirm. Im Strahlengang D vereinen sich 25% AD und 25% BD zu 50% D und landen - ja wo eigentlich. Bleibt ja nur einer der 4 Strahlengänge übrig: Die Lichtquelle. Ohne Beachtung der Interferenz / ausserhalb der Koherenzlänge landen also 50% des Lichtes auf dem Schirm, 50% wieder in der Lichtquelle. Mit Interferenz verschieben sich die Anteile entsprechen. Ist auf dem Schirm also gerade ein Minimum / destruktive Interferenz, hast Du in der Lichtquelle ein Maximum / konstruktive Interferenz und umgekehrt. Und nein, durch die Reflexion zurück in den Laser wird der nicht explodieren, das funktioniert nur bei MacGyver.
Timm Thaler schrieb: > Und nein, durch die Reflexion zurück in den Laser wird der nicht > explodieren, das funktioniert nur bei MacGyver. Schade ;) > 3. Wenn die Interferenz auf dem Schirm bei kollimierten Strahl zu einem > Minimum (destruktive Interferenz) führt, muss es irgendwo auch ein > Maximum geben. Das sehe ich genauso, nur suche ich eben noch nach dem Maximum. > Ist auf dem Schirm > also gerade ein Minimum / destruktive Interferenz, hast Du in der > Lichtquelle ein Maximum / konstruktive Interferenz und umgekehrt. Ist dem so? wenn die beiden reflektierten Lichtstrahlen gerade 180° Phasenverschiebung haben, dann werden sich die beiden Lichtwellen im Strahlteiler destruktiv überlagern. Wohin die wieder vereinten, oder eher vermischten, Teilstrahlen nun abgelenkt werden ist ja egal. Beide haben zur gleichen Zeit am gleichen Ort eine Phasenverschiebung von 180°... Oder nicht? Einzig wenn der Strahlteiler die Phase des "gespiegelten" Lichtanteils gegenüber der Phase des "gerade durchgelassenen" Lichtteils um +-90° verschiebt, dann hat das mit dem "Maximum am Schirm <=> Minimum in der Lichtquelle" nach meiner Logik hin. Oder nicht? Verschiebt der Strahlteiler also die Phase? Ich kann mir nicht erklären warum, und noch viel weniger, wie es gerade 90° werden sollten?!
Leo B. schrieb: > Verschiebt der Strahlteiler also die Phase? Ich kann mir > nicht erklären warum, und noch viel weniger, wie es gerade 90° werden > sollten?! Ja, aber um 180°, die wird also gespiegelt. Ich hab aber vergessen wie das heisst, und mein Optikscript ist leider nicht elektrisch durchsuchbar. Edit: Gefunden, nennt sich Phasensprung. http://de.wikipedia.org/wiki/Phasensprung
Mit 180° klappt das aber schon wieder nicht mehr. Gehen wir davon aus, dass der Phasensprung immer bei der reflektierten Welle im Strahlenteiler auftritt. Bei der gerade durchgelassenen Welle tritt dann kein Phasensprung auf. Das kombiniere ich mir zumindest aus dem Wiki-Artikel und mein Schulwissen. L = Laser S1 = Spiegel 1 S2 = Spiegel 2 T = StrahlTeiler S = Schirm Die Phasenverschiebung auf der Strecke Laser-Strahlteiler symbolisiere ich durch (L-T) usw. Die optische Weglänge (T-S2-T) sei nun soviel länger, dass eine Phasenverschiebung gegenüber (T-S1-T) von x° auftrete. Weiter sei S1 soweit von T entfernt dass (T-S1-T) = 0° Dann ist die Phasenverschiebung vom Laser zum Schirm über Spiegel 1 (L-T) + 180° + (T-S1-T) + 0° + (T-S) = ^ Phasenverschiebung durch Spiegelung im Strahlteiler (L-T) + 180° + 0° + 0° + (T-S) = (L-T) + (T-S) + 180° Die Phasenverschiebung vom Laser zum Schirm über Spiegel 2 (L-T) + 0° + (T-S2-T) + 180° + (T-S) = (L-T) + (T-S) + 180° + x° Die Phasenverschiebung vom Laser zurück in den Laser über Spiegel 1 (L-T) + 180° + (T-S1-T) + 180° + (T-L) = 2*(T-L) + 360° Die Phasenverschiebung vom Laser zurück in den Laser über Spiegel 2 (L-T) + 0° + (T-S2-T) + 0° + (T-L) = 2*(T-L) + x° Abhängig von x tritt also "im Laser" und am Schirm immer ein Maximum oder Minimum auf. Allerdings ist z.B. für x=0° sowohl im Laser als auch am Schirm ein Maximum. Für x=180° entsteht nach meiner Rechnung in beiden Punkten ein Minimum. Wo ist der Fehler?
Leo B. schrieb: > Gehen wir davon aus, > dass der Phasensprung immer bei der reflektierten Welle im > Strahlenteiler auftritt. Tut er nicht: http://psi.physik.kit.edu/128.php Zitat: "Entscheidend ist, dass die Welle bei Reflexion an einer Grenzfläche zu einem optisch dichteren Medium hin einen Phasensprung um 180° erfährt, bei Reflexion an einer Grenzfläche zu einem optisch dünneren Medium hin keinen Phasensprung erfährt. Bei Transmission findet in keinem Fall ein Phasensprung statt. Nun müssen die Strahlteiler genauer betrachtet werden: Ein einfacher Strahlteiler ist eine Glasplatte, allerdings wird hier ein Großteil des Lichts transmittiert, nur ein kleiner Bruchteil reflektiert, für das Mach-Zehnder-Interferometer benötigt man jedoch Strahlteiler welche die Hälfte des Lichts transmittieren und die andere Hälfte reflektieren. Das Aufbringen einer dünnen Metallschicht auf eine Seite der Glasplatte erhöht den reflektierten Anteil auf das gewünschte Maß, nun muss man jedoch darauf achten, wie der Strahlteiler in den Strahlengang eingebracht wird. Befindet sich die Metallschicht auf der Seite des einfallenden Lichts, wird das Licht am optisch dichteren Material reflektiert, es findet wie oben beschrieben ein Phasensprung von 180° statt. Befindet sich die Metallschicht hingegen auf der entgegengesetzten Seite wird das Licht am optisch dünneren Medium gebrochen, es findet kein Phasensprung statt." Siehe Bild, rot ist der unverschobene oder um 2 x 180° verschobene Strahl, grün der um 180° verschobene Strahl. Im Bild tritt destruktive Interferenz am Schirm (unten), konstruktive Interferenz am Eintritt (links) auf. Bei Strahlteilerwürfeln wird die Reflexion nicht durch eine Metallbedampung, sondern durch eine Interferenzschicht erzeugt, da ist die Betrachtung der Phasenschiebung etwas schwieriger. Hier kann es durchaus sein, dass sich Phasenschiebungen von ungleich 180° ergeben, weil die "Reflexion" an sich ja schon auf Interferenz beruht.
Nu gugge, bei Verwendung eines Strahlteilerwürfels mit 50:50-Teilung scheint der Phasenunterschied tatsächlich 90° zu sein: http://www.forphys.de/Website/qm/gloss/g32.html Damit ist die Welt auch hier in Ordnung, da die 90° bei jeder Reflexion in jede Richtung auftreten. Witzigerweise sind die Strahlen, die interferieren sollen, dann erstmal um 90° verschoben; um konstruktive und destruktive Interferenz zu erreichen, muss bei einem Strahlteilerwürfel also prinzipiell ein Offset zwischen den Interferometerarmen von lambda/4 bestehen, bei einer Strahlteilerplatte nicht.
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.