Forum: Offtopic Maximalstrom Stromzähler


von Der H. (picasso323)


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Liebe Experten,

im Moment quält mich ein Thema, das eigentlich nicht direkt im Bereich 
Mikrocontroller angesiedelt ist. Es geht um die Strombelastbarkeit von 
Stromzählern.
Ich habe mir bei eb@y einen digitalen Hutschienen Stromzähler (mit 
Impulsausgang \o/) gekauft, der folgende Angabe enthält: 5(50)A.
Das bedeutet wohl
5A = Nennstrom
50A = Grenzstrom
In meiner Wohnung habe ich nur eine Phase, und die ist mit 32A 
abgesichert. In diesen Zweig möchte ich den Zähler gerne einsetzen.

Leider gibt es aber recht widersprüchliche Aussagen, mit welchem Strom 
der Zähler denn nun DAUERHAFT betrieben werden darf. Laut Wikipedia kann 
ein Zähler dauerhaft bis zur Grenzstromstärke betrieben werden, der 
Nennstrom ist anscheinend nur für die Eichung relevant.

Um sicher zu gehen habe ich den Hersteller (Aufdruck auf dem Zähler) 
angeschrieben. Dieser behauptet, der Zähler darf dauerhaft nur mit dem 
Nennstrom betrieben werden. Nach dem ich in der eMail Korrespondenz die 
Passage aus der Wiki zitiert habe, bekam ich eine (aus meiner Sicht) 
sehr abfällige und überhebliche Mail von der Firma, ich solle doch mal 
die Norm lesen,...,wenn mir im Garantiefall nachgewiesen werden könnte 
daß der Zähler mit mehr als 5A belastet worden sei erlischt die 
Garantie,...,ich solle mich an die Normen halten und den Zähler am 
Besten woanders kaufen,...,es sei ihnen persönlich völlig egal was ich 
darüber denke,...

hat der Herr Alt-Elektriker da eventuell seine Kompetenz in Frage 
gestellt gesehen durch das Wiki Zitat ?

Zufällig habe ich auf Arbeit Zugriff auf  die Normen EC 62053-21 und EC 
62053-22. Beim überfliegen konnte ich jedoch keine Hinweise auf die 
Dauerstrom Belastbarkeit finden, wäre auch zu schön gewesen. Die Norm 
beschreibt in großen teilen die Testverfahren von solchen Zählern.

Welchen Dauerstrom hält so ein Zähler nun also aus ?

Der Zähler im Keller, an dem meine gesamte Wohnung (einphasig) hängt ist 
so beschriftet: 10(60)A. Es kann doch nicht sein, daß das Teil nur für 
10A dauerhaft ausgelegt ist.

Jetzt seid ihr dran :)
P.S. Ich freue mich schon darauf einen AtMega an den Impulsausgang zu 
hängen und den Stromverbrauch mit LabView zu visualisieren.

von Purzel H. (hacky)


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Was ist den so schwierig? Der Hersteller will das Geraet nur auf der 
kleineren Zahl betrieben haben. Der Anlaufstrom von Geraten ist 
teilweise das Zehnfache des Nennstromes. Und das moechte man auch noch 
richtig gemessen haben.

von Paul B. (paul_baumann)


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Der Zähler verträgt dauerhaft nur den Nennstrom. Wenn das der freund-
liche Hersteller auch noch auf Anfrage so mitteilt, würde ich dem
Glauben schenken.


MfG Paul

von Der H. (picasso323)


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Paul Baumann schrieb:
> Der Zähler verträgt dauerhaft nur den Nennstrom. Wenn das der freund-
> liche Hersteller auch noch auf Anfrage so mitteilt, würde ich dem
> Glauben schenken.
>
>
> MfG Paul

Paul,
das würde bedeuten, daß der Zähler im Keller 10(60)A dauerhaft nur 10A 
aushalten würde.
Habe gerade mal gemessen:
Herd komplett an (4 Platten+Röhre), Heizlüfter an, Wasserkocher an, 
Baguette-Öfchen an, 3x60Watt Glühbirne an = 12,7 KW = 55A auf einer 
Phase. Und dieser Zustand kann durchaus an einem Kochabend mal eine 
Weile anhalten.

von Frank M. (ukw) (Moderator) Benutzerseite


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Laut

http://www.elektrikforen.de/grundlagen-der-elektroinstallation/1639-elektron-direktz-hler-5-oder-65a.html

stimmt es wohl, dass der Zähler auch mit dem Grenzstrom dauerhaft 
betrieben werden kann. Der Nennstrom hat demnach vorwiegend eine 
prüftechnische Bedeutung, da die bei der Eichung vorgeschriebenen 
Prüfpunkte in Prozent vom Nennstrom angegeben werden.

EDIT: Googeln nach "zähler nennstrom grenzstrom" bringt noch einige 
weitere Links, wo das bestätigt wird.

von Paul B. (paul_baumann)


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@Chris
Der Zähler in Deinem Keller wird wohl ein herkömmlicher 
(Ferraris)-Zähler
sein, der in Strom- und Spannungspfad über Spulen verfügt. Der wird 
seine
Wärme auch besser los als so ein kleiner Zähler für die Hutschiene.

Ich habe einen solchen in der Garage und der ist auch mit 5 Ampere 
angeben.
Wenn ich dort einen Heizlüfter mit 1 KW anschließe, dann wird der 
Kollege
Zähler auch schon sehr schön warm. (Nein, das liegt nicht an lockeren 
Klemm-
stellen :-))

Ich würde mir nicht trauen, einen höheren Strom fließen zu lassen.

MfG Paul

von Andreas H. (kupferblau)


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Böser Hersteller, böser Hersteller, will dir den Dauerbetrieb mit 
Maximalstrom nicht erlauben.

Wenn du mir sagst, du kannst für eine Minute die Luft anhalten, aber 
nicht länger - bist du dann einverstanden, dass ich deinen Kopf für zehn 
Minuten unter Wasser halte? Ich habe nämlich in irgendeiner Wiki 
gelesen, dass du das problemlos aushältst.

von Christian B. (luckyfu)


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Nun, die Dauerlast sind 55A sicher genausowenig wie der Standard eine 
1Phasige Zuleitung zu haben.
Nichtsdestotrotz finde ich die Reaktion, mit irgendwelchen Normen um 
sich zu werfen als mehr oder weniger Flucht, in der Hoffnung, daß der 
Anfragende keinen Zugang zu selbigen hat. Für den normalen Bürger ist es 
ja auch nicht so einfach da ran zu kommen.
Außerdem sind Normen Empfehlungen, nicht wie früher die TGL, ein Gesetz. 
D.h. sich auf eine Norm zu berufen und zu vermelden, daß es so sein muss 
weil es die Norm verlangt ist prinzipiell falsch.

Man kann für eine Zulassung auch an einer Norm vorbeigehen, wenn man 
entsprechende Argumente hat.

Wenn eine Spitzenlast angegeben ist so muss auch definiert sein, wie 
lange und mit welcher Anstiegs- / Abfallzeit diese anliegen darf. Diese 
Angaben sollten im Datenblatt stehen. Dementsprechend hätte eine 
kompetente Antwort auf den entsprechenden Passus des Datenblattes 
hingewiesen.
Möglicherweise mit einem Zusatz wie: Die Angaben im datenblatt sind der 
Arbeitsbereich der Gesichtert ist, für alle Abweichenden 
Betriebsbedingungen wird keine Haftung übernommen o.ä.

von Der H. (picasso323)


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@Paul: Danke für den Tip mit der Wärmeabgabe, ich werde "Ihm" während 
des nächsten Kochabends ab und zu die Hand auflegen und fühlen ;) Was 
die Beschriftung angeht gehe ich schon davon aus, daß die Angaben direkt 
miteinander vergleichbar sind. Eventuell lässt sich der elektronische 
Zähler deutlich niederohmiger realisieren als sein dicker, alter Vater 
"Ferraris" im Keller und bliebt dadurch cooler bei großen Strömen?

@Andreas... nach 2 Minuten siehst du etwas wild zappelndes am 
Beckenboden, dann steigen keine Luftblasen mehr auf :/

@Christian: Die ganze Thematik mit den Normen finde ich auch sehr 
fragwürdig. Die Einhaltung für den Inverkehrbringer von Waren zwar zu 
fordern, die Normen aber nicht offen zu legen, sondern teuer zu 
verkaufen dient bestimmt einzig und alleine der "Sicherheit von 
Produkten". Mal ganz abgesehen davon, dass die gleichen Normen ständig 
geändert werden und neu gekauft werden müssen. Ein Schelm, wer dabei 
Böses denkt.
Nichts desto Trotz konnte ich keine Angabe zum Dauerlaststrom in der 
Norm finden.

Das Datenblatt habe ich angehängt (das JPG), leider sind keine 
Anstiegszeiten oder eine Maximaldauer für IMax angegeben.

Grundsätzlich fand ich die Reaktion auf meine Anfrage mehr als daneben. 
Man wendet sich schließlich an einen Fachmann und fachliche Information 
zu erhalten. Rückfragen sollte der Fachmann als Chance nutzen, den 
Sachverhalt richtig zu erklären und nicht als Angriff auf seine 
Kompetenz werten. Und...auch wenn es den Normenjunkies nicht gefällt, 
die Wikipedia ist nun mal die erste Anlaufstelle für Otto Normalbürger 
um gut aufbereitete Informationen zu finden.

Inzwischen habe ich noch andere Firmen gefragt und bereits eine Antwort 
von Celsa erhalten (Datenblatt ist angehängt):

> Sehr geehrter Herr xxx,
> anbei das Datenblatt des WH6151. Dieser Stromzähler hat einen
> Messbereich von 0,04-65A.
> Das heißt Sie können Diesen direkt bis 65A dauerhaft betreiben.
> Mit freundlichen Grüßen,
> xxx

von Michael K. (charles_b)


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Chris Moeller schrieb:
> Paul Baumann schrieb:
>> Der Zähler verträgt dauerhaft nur den Nennstrom. Wenn das der freund-
>> liche Hersteller auch noch auf Anfrage so mitteilt, würde ich dem
>> Glauben schenken.
>>
>>
>> MfG Paul
>
> Paul,
> das würde bedeuten, daß der Zähler im Keller 10(60)A dauerhaft nur 10A
> aushalten würde.
> Habe gerade mal gemessen:
> Herd komplett an (4 Platten+Röhre), Heizlüfter an, Wasserkocher an,
> Baguette-Öfchen an, 3x60Watt Glühbirne an = 12,7 KW = 55A auf einer
> Phase. Und dieser Zustand kann durchaus an einem Kochabend mal eine
> Weile anhalten.

Der Herd hängt also auf einer Phase und im Keller ist eine 
55-A-Sicherung für diese Phase?

Frage: Welche Kabelquerschnitte wurden verwendet?

von Michael K. (charles_b)


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Chris Moeller schrieb:

> Inzwischen habe ich noch andere Firmen gefragt und bereits eine Antwort
> von Celsa erhalten (Datenblatt ist angehängt):
>
>> Sehr geehrter Herr xxx,
>> anbei das Datenblatt des WH6151. Dieser Stromzähler hat einen
>> Messbereich von 0,04-65A.
>> Das heißt Sie können Diesen direkt bis 65A dauerhaft betreiben.
>> Mit freundlichen Grüßen,
>> xxx


...find ich jetzt aber doch eigenartig. Wozu wird dann der Nennstrom 
angegeben?

Ne andere Frage wäre, was der Zähler anzeigt, wenn man MEHR als 65A 
fließen lässt.

von Der H. (picasso323)


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>Der Herd hängt also auf einer Phase
Richtig (Abgesichert mit 25A Schraubsicherung

>und im Keller ist eine 55-A-Sicherung für diese Phase?
Hier in der Wohnung ist eine 63A Hauptsicherung. Danach geht's auf die 
einzelnen Schraubsicherungen

>Frage: Welche Kabelquerschnitte wurden verwendet?
1 Phase 4mm² vom Keller kommend

> Ne andere Frage wäre, was der Zähler anzeigt, wenn man MEHR als 65A
> fließen lässt.
Anscheinend sollen zeigen die Zähler dann zwar schon noch Werte 
anzeigen, die sollen sich aber nicht mehr im Bereich der angegebenen 
Genauigkeit befinden.

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