Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Was hat die Freizügigkeit seit 2011 für Arbeitgeber gebracht ?


von Jochim (Gast)


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Seit Mitte 2011 ist die Freizügigkeit der Arbeitnehmer in Europa auch in 
Deutschland angekommen und es ging die Befürchtung um, dass Tausende 
Polen, Tcheschen und Holländer sowie andere, aus den Grenzregionen, die 
mutmasslich Deutsch können, zu uns kommen und die Arbeitsplätze 
besetzen.

Was ist davon real geworden?

Ich konnte in Abteilungen unseres Konzern seit einiger Zeit vermehrt 
russischstämmige Ingenieure im embedded Bereich ausmachen, teilweise 
eingestellt, teilweise über Dienstleister eingeliehen. Sie arbeiten im 
Bereich ucLinux und programmieren ARM Controller. Einhelliger Tenor: 
Gute Leute und billig!

Relevant viele sind es natürlich nicht, eher Einzelfälle, aber ich 
behaupte, dass auch die eher wegen des Geldes genommen wurden, weils es 
zuvor auch möglich war, jemanden zu bekommen. Deutsche IT-Leute hätte es 
sicher auch gegeben, denn die sind bestimmt nicht allesamt plötzlich 
weggestorben, zudem bin ich darüber informiert, dass wir nach wie vor 
regelmäßig Initiativbewerbungen haben.

Die Deutschen wären aber sicher etwas teurer gewesen und ich kenne die 
"Strategien" unserer globalen Konzernleitung sehr genau. Wenn irgendwo 
etwas billiger aussieht, wird's gemacht und sparen wollen die, koste es, 
was es wolle. Personalkosten sind da ein gefundenes Fressen und wenn es 
nur ein Tausender p.a ist.

von Ich (Gast)


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Jochim schrieb:
> Ich konnte in Abteilungen unseres Konzern seit einiger Zeit vermehrt
> russischstämmige Ingenieure im embedded Bereich ausmachen

Bei uns arbeiten auch einige Russen, die haben aber eher einen deuschen 
Pass (meines Wissens).

Russisch wird zur Abteilungssprache, neben Englisch und Deutsch.

Ein paar Doktoren haben wir aus Südamerika, ... die scheinen aber recht 
gut zu verdienen.


Jochim schrieb:
> Wenn irgendwo
> etwas billiger aussieht, wird's gemacht und sparen wollen die, koste es,
> was es wolle.

Das ist nichts neues, billig, billiger, pleite.
Geiz ist geil, nicht nur beim Elektromarkt.

von Marx W. (Gast)


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Sag halt wo du arbeitest und bei wem!

Allgemein konnten "begehrte Fachkräfte" aus den MO-Ländern schon vor 
Jahren hier in D-land eingestellt werden. Freizügigkeit bestand ja auch 
vollkommen bei Unternehmern (Selbstständige) aus diesen Gebieten. Der 
"Run" im Mai war wieder ne PR-Kampange um den Leuten Zukunftsängste 
einzuflössen und ihnen ihre "Unwichtigkeit" für Politik, Medien und 
Unternehmertum vor Augen zu führen.

Fazit:
Die paar Russen, Inder und Chinesen die nach D-land kommen um zu 
arbeiten und was drauf haben, haben sich einfach vertan im Land wo sie 
arbeiten.
Das korrigieren die aber innerhalb von 2-3 Jahren.

von Der Rächer der Transistormorde (Gast)


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Jochim schrieb:
> Seit Mitte 2011 ist die Freizügigkeit der Arbeitnehmer in Europa auch in
> Deutschland angekommen und es ging die Befürchtung um, dass Tausende
> Polen, Tcheschen und Holländer sowie andere, aus den Grenzregionen, die
> mutmasslich Deutsch können, zu uns kommen und die Arbeitsplätze
> besetzen.

Freizügigkeit (ein absolut bescheuerter Begriff den sich nur Politiker 
in ihrer Selbstgefälligkeit ausdenken können wobei doch per definitum 
Restriktionen wegfallen) gab und gibt es schon immer.

Innerhalb Deutschlands seit Generationen, trotzdem ist der "Brain-Drain" 
nur in Ausnahmefällen (z.B der DDR-> Neue Länder "Conversion") spürbar 
gewesen. Da waren alle Sprach- Kultur- Klima- Ausbildungs- usw. 
Differenzen marginal aber das Wohlstandsgefälle hoch bis sehr hoch.

Wer etwas kann hat auch Wahlmöglichkeiten. Auch wenn der Begriff 
"Arbeitslager" für Old Germany übertrieben ist hat er doch eine wahren 
Kern. Das wollen nur wenige. Die völlig verlogene unredliche und 
korrupte öffentliche Diskussionskultur eine absurde 
Ausländerfeindlichkeit und ein Ständedenken das an mittelalterliche 
Kleinstaaterei erinnert tragen da sicher auch zu bei.

Wer ein paar Länder auch beruflich kennt der weiß auch das die Kollegen 
aus diesen sehr selten auf die Idee kommen Deutschland als 
Auswanderungsland in Betracht zu ziehen. Anders als in diesem 
irrationalen Land  -in dem die sog "Elite" verblödet auf den Mensch als 
Kostenfaktor glotzt-  wahrgenommen wird herrscht internationale 
Konkurrenz. 1 Billion neue Ings. pro Jahr China oder sonstige Propaganda 
um die eigenen Leute klein zu halten ändern daran gar nichts. Dumm nur 
wenn man die eigene Propaganda glaubt, sehr dumm.

von Michael S. (technicans)


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Jochim schrieb:
> Seit Mitte 2011 ist die Freizügigkeit der Arbeitnehmer in Europa auch in
> Deutschland angekommen und es ging die Befürchtung um, dass Tausende
> Polen, Tcheschen und Holländer sowie andere, aus den Grenzregionen, die
> mutmasslich Deutsch können, zu uns kommen und die Arbeitsplätze
> besetzen.
Da diese Länder zur EU gehören war denen schon vorher die Möglichkeit
gegeben bei uns zu arbeiten. Die neue Freizügigkeit bezog sich auf
Länder die nicht zur EU gehören. Der Kosovo soll ja demnächst auch dazu
gehören wie man hörte.
> Was ist davon real geworden?
>
> Ich konnte in Abteilungen unseres Konzern seit einiger Zeit vermehrt
> russischstämmige Ingenieure im embedded Bereich ausmachen, teilweise
> eingestellt, teilweise über Dienstleister eingeliehen. Sie arbeiten im
> Bereich ucLinux und programmieren ARM Controller. Einhelliger Tenor:
> Gute Leute und billig!
Man sollte da aber differenzieren ob es richtige Russen oder 
deutschstämmige Spätaussiedler sind. Indiz dafür sind meist deutsche
Nachnamen woran man das erkennen kann. Auf einem Seminar wo ich mal
dran teilgenommen hatte, waren Zweidrittel der Teilnehmer Russen und
die meisten Deutschstämmige.
> Relevant viele sind es natürlich nicht, eher Einzelfälle, aber ich
> behaupte, dass auch die eher wegen des Geldes genommen wurden, weils es
> zuvor auch möglich war, jemanden zu bekommen. Deutsche IT-Leute hätte es
> sicher auch gegeben, denn die sind bestimmt nicht allesamt plötzlich
> weggestorben, zudem bin ich darüber informiert, dass wir nach wie vor
> regelmäßig Initiativbewerbungen haben.
>
> Die Deutschen wären aber sicher etwas teurer gewesen und ich kenne die
> "Strategien" unserer globalen Konzernleitung sehr genau. Wenn irgendwo
> etwas billiger aussieht, wird's gemacht und sparen wollen die, koste es,
> was es wolle. Personalkosten sind da ein gefundenes Fressen und wenn es
> nur ein Tausender p.a ist.

Wer billig einkauft, kauft zweimal. Da sollten sich die Entscheider
mal die Philosophie von John Ruskin durchlesen. Geld allein ist
nicht alles.

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