Hallo, ich habe kürzlich mein Bachelorstudium an einer FH in ET (Vertiefungsrichtung Nachrichtentechnik) erfolgreich bestanden. Ich muss leider anmerken, dass ich ein absoluter Theoretiker bin und zur Zeit in Vorbereitung auf das Masterstudium ein Praxissemester ableiste, in dem ich zum ersten Mal so richtig mit hautnaher "Elektronik" in Kontakt komme und merke, dass ein Elektroniker, der "nur" eine Lehre absolviert hat, mir überlegen ist! Ich weiss, das ist wahrscheinlich traurig, aber während meines Studiums hat man NULL Praxiswissen vermittelt bekommen. Das Studium an sich ist mir nicht sooo schwer gefallen, da ich theoretische komplexe Zusammenhänge sehr gut verarbeiten kann. Mein Plan ist nun nachdem Praxissemester und während des Masterstudiums mich parallel "Praktisch" (zum Besipiel in einem Nebenjob) weiterzubilden. Meine Angst ist jedoch, dass ich überhaupt nicht weiss in was für Berufsspaten reine "Theoretiker" später unterkommen werden und welche Berufsaussichten ich haben werde. Wie gesagt ich habe in dem kommenden 1,5 Jahren während des Masterstudiums noch Zeit mir darüber Gedanken zu machen und meine Noten sind bis dato gut. Vielleicht kann mir ja jemand die Auskünfte geben in welchen Berufen auch praktisch nicht so gut ausgebildete Etechniker/Nachrichtentechniker nachdem Master unterkommen werden und wie die Berufsaussichten sind. Für irgendwas muss der 5,5 jährige E-Technik Studiengang doch gut sein, auch wenn man meiner Meinung wenig praktisches Wissen vermittelt bekommt. Ich weiss, da hätte ich mir natürlich schon viel früher Gedanken drüber machen können. Vielen Dank schon mal!
Ganz einfach: Theoretiker promovieren. Ich kenne Doktoren, die können kaum Löten und kein Simulationsprogramm a la PSpice bedienen, geschweige denn Layoutprogramme oder µC programmieren. Müssen und brauchen die auch nicht. Ein Freund hat im Bereich Quellencodierung promoviert, der könnte Dir aber nicht mal eine DVD kopieren (er hat privat auch gar keinen DVD-Player).
Frederic schrieb: > ich habe kürzlich mein Bachelorstudium an einer FH in ET > (Vertiefungsrichtung Nachrichtentechnik) erfolgreich bestanden. Dann müsstest du doch eigentlich schon mal ein Praxissemester abgeleistet haben?
Master schrieb: > Frederic schrieb: >> ich habe kürzlich mein Bachelorstudium an einer FH in ET >> (Vertiefungsrichtung Nachrichtentechnik) erfolgreich bestanden. > > Dann müsstest du doch eigentlich schon mal ein Praxissemester > abgeleistet haben? NEIN, bei uns braucht man nur ein 8-wöchiges Praktikum um sich einschreiben zu können und kann dann wählen zwischen einem 6-semestrigen Studiengang ohne Praxissemester und einem 7-semestrigen Studiengang mit Praxissemester. Für die Einschreibung zum Masterstudiengan ist das Paxissemester jedoch Pflicht und kann (wie in meinem Falle) auch nachdem Bachelorstudiengang nachgeholt werden.
Reine Theoretiker promovieren und werden oft Professor, Abteilungsleiter, Powerpointspezialisten und Excelfreaks. Das gute daran ist, Du brauchst nur noch einen Laptop und Internetzugang zum arbeiten.
FH-Theoretiker? xD schrieb: > Fachhochschule und Theoretiker? ;-) Respekt! An meiner FH musste ich niemals einen Schraubendreher in die Hand nehmen, weil in all meinen Laboren die Schaltungen vorgefertigt waren und ich nur noch die Widerstände per Schema F ausrechnen und in die Schaltung hineinstecken musste. Soviel zur Praxisnähe... :(
an welcher FH warst du bitte??? In meinem Studium Nachrichtentechnik/Elektrotechnik hatte ich in der Woche mehr Laborstunden als Vorlesungen (zumindest ab dem 3. Semester). Das hört sich für mich alles sehr nach Uni an, was du da so erzählst. Ein Praxissemester war bei uns auch im sechs-semestrigen Bachelorstudium Pflicht. --> 6. Semester in der Industrie. Da wurde dann auch die Bachelorarbeit angefertigt.
Frederic schrieb: > NEIN, bei uns braucht man nur ein 8-wöchiges Praktikum um sich > einschreiben zu können und kann dann wählen zwischen einem 6-semestrigen > Studiengang ohne Praxissemester und einem 7-semestrigen Studiengang mit > Praxissemester. Aha, hab ich auch noch nie gehört. Aber wie gesagt wenn du Spaß an der Theorie hast würde ich an deiner Stelle nachdenken ob ein Master an einer Uni nicht sinnvoller wäre. Du bist zwar auch mit FH-Master zur Promotion berechtigt aber wenn du sagst du bist mehr an der Theorie und Hintergründen interessiert geh an ne Uni. Hab ich auch gemacht.
PS.: Als Nachrichtentechniker sollte das Aufbauen von Schaltungen, Programmierung von µC und die Arbeit mit FPGA eigentlich schon zum Hobby gehören. Ist zumindest bei mir so. Vielleicht solltest du dir einfach nen Nebenjob in nem entwickelnden Unternehmen suchen und dort während des Studiums in der Entwicklungsabteilung mitlaufen. So hab ich das während des dritten Semesters im Bachelorstudium gemacht. Theorie ist wichtig, meist aber überflüssig, da vieles in der Entwicklung ohne großartige Berechnungen gemacht wird. (Damit meine ich nicht alles)
Vielleicht habe ich es ein wenig übertreiben dargestellt. Laborpraktika usw. gehören natürlich dazu und haben bestimmt auch einiges gebracht. Es ist auch nicht so, dass ich noch nie einen Lötkolben etc. in der Hand gehalten habe. Nur beispielsweise im Vergleich zu Jemanden der eine Lehre gemacht hat fühle ich mich im Nachteil, zumindest praktisch gesehen. Für irgendwelche Berufsfelder muss so eine mindestens 10-semestrige Ausbildung doch gut sein. Ich will ja schließlich keinen reinen Lötjob, nachdem ich 5 Jahre Regelstudienzeit studiert habe. In welchen Berufen ist also so eine theoretische Ausbildung gefragt? Wer hatte vielleicht ähnliche Erfahrungen und ist dann trotzdem in einem Betrieb untergekommen, wo genau diese theoretischen Fähigkeiten gefragt sind. Oder ist es einfach die Regel, dass ein Studiumsabsolvent der E-Technik sich nebenbei auch praktisch weiterbildet und ohne praktische Fähigkeiten in der Industrie kaum Chancen hat???
Ich bin generell der Meinung, dass man als E-Technikstudent hobbymäßig in dem Bereich aktiv sein sollte. Was sonst dabei rauskommt sehe ich jeden Tag in der Arbeit :D.
Du brauchst von der Theorie später eh nur einen Bruchteil, eventuell sogar < 10%. Wenn Du der reine Theoretiker werden willst, dann geh an die Uni, mach dann eine Promotion und bleib an der Uni. Denn vieles der reinen Theorie ist derzeit praktisch noch garnicht umsetzbar und in der Industrie wird nicht nach der besten Lösung verlangt sondern nach der billigsten.
Frederic schrieb: > Nur beispielsweise im Vergleich zu Jemanden der eineLehre gemacht hat > fühle ich mich im Nachteil, zumindest praktischgesehen. Ach was. Wirklich? > Vielleicht habe ich es ein wenig übertreiben dargestellt. Ich glaube, du machst dir zu große Sorgen Du absolvierst jetzt ein Praxissemest und lernst einiges. Dann hast du während der Masterarbeit noch mal die Chance, 6 Monate in einem Unternehmen zu sein und dich dort im Labor auszutoben. Meinst du nicht, dass dir diese Zeit reicht, um dich anschließend als Berufsanfänger selbstbewusst behaupten zu können? Wenn du theoretische Jobs haben willst, geh halt an die Uni. Wobei auch das kein Garant dafür ist. Ich finde, du solltest dir vielleicht neben dem Suchen nach praktischen Erfahrungen gleich noch ein Rückrad mitsuchen. Nicht böse gemeint, ich war in derselben Situation. Alles halb so schlimm Gruß
Axel schrieb: > Als Nachrichtentechniker sollte das Aufbauen von Schaltungen, > Programmierung von µC und die Arbeit mit FPGA eigentlich schon zum Hobby > gehören. Was ihr mit eurer Programmierung von Microcontrollern immer habt. Kommunikationstechnik ist wesentlich mehr als das. Als Hobby sollte man sich meiner Meinung etwas komplett anderes suchen als sowas, wenn man schon beruflich damit zu tun hat braucht mans privat nicht auch noch. Frederic schrieb: > Wer > hatte vielleicht ähnliche Erfahrungen und ist dann trotzdem in einem > Betrieb untergekommen, wo genau diese theoretischen Fähigkeiten gefragt > sind. Die Theorie ist sogar sehr wichtig wenn man an wirklich komplexen Problemen arbeitet wie zum Beispiel am Desgin von Antennen, Hohlleitern und ähnlichem, oder modernster Messtechnik (Spektrumanalyse oder Netzwerkanalyse). Tja schrieb: > Ich bin generell der Meinung, dass man als E-Technikstudent hobbymäßig > in dem Bereich aktiv sein sollte. Quatsch.
Master schrieb: > Was ihr mit eurer Programmierung von Microcontrollern immer habt. > Kommunikationstechnik ist wesentlich mehr als das. Ähhm ganz einfach: Als Nachrichtentechniker solltest du evtl. nicht nur ne Antenne designen können (das unterscheidet dich ja vom "normalen" ETler) sonder die komplette Schaltung drumherum ebenfalls. Ich habe schon lange kein Design mehr gesehen, in dem kein Controller enthalten war. Master schrieb: > Die Theorie ist sogar sehr wichtig wenn man an wirklich komplexen > Problemen arbeitet wie zum Beispiel am Desgin von Antennen, Hohlleitern > und ähnlichem, > oder modernster Messtechnik (Spektrumanalyse oder Netzwerkanalyse). Glaub mir, die Hochfrequenz-Sachen sind was für absolute Theoretiker. Meist wird das aber nicht gefordert, weil meist fertige Sachen verbaut werden. Antennen designen musste ich bis jetzt ganz selten, nur wenn nichts passendes (technisch/preislich) zu finden war. Auch wenn ich es gern viel öfter tun würde
Axel schrieb: > Ich habe schon lange kein Design mehr gesehen, in dem kein Controller > enthalten war. Und ich hab noch nie ein Speisenetzwerk gesehn wo ein Controller drinn war. So hohe Frequenzen kann man damit auch gar nicht verarbeiten. Axel schrieb: > Glaub mir, die Hochfrequenz-Sachen sind was für absolute Theoretiker. Total falsch. In vielen Branchen (Rüstung etc.) ist dieses Wissen sehr gefragt und wesentlich besser bezahlt als eure Bitschieberei. Axel schrieb: > Meist wird das aber nicht gefordert, weil meist fertige Sachen verbaut > werden. Antennen designen musste ich bis jetzt ganz selten, nur wenn > nichts passendes (technisch/preislich) zu finden war. Dann bist du auch kein Hochfrequenzingenieur. Die Kommunikationstechnik hat viele Facetten.
Wenn man es mit der handwerklichen Praxis nicht so hat, kann man ja als Elektrotechnik-Ingenieur auch Software entwickeln, das macht auch sehr viel Spaß.
Erst mal vielen Dank für die ganzen Ratschläge. Gerade den Tipp mit dem Nebenjob in einer Entwicklungsfirma finde ich sehr gut. Vielleicht mache ich mir auch einfach zu viele Sorgen (an der Sache mit dem Rückrat mag auch was dran sein). Habe halt noch überhaupt keine Ahnung was ich mit meinem angeeigneten Wissen anfangen kann und ob dies überhaupt gefragt ist und wenn ja in welchen Bereichen. Diese Sorgen hat Jemand der aus der PRaxis kommt sicherlich nicht. Deswegen hat mich "Anfängers" Post auch ein Stück weit beruhigt. Vielen Dank dafür. Frage mich halt wenn ich als FHler schon diese Bedenken hab, wie das dann bei einem UNI-Absolventen ist. Da wird es doch sicherlich auch zig Theoretiker geben, die niemals alle promovieren werden, also auch irgendwann ins "kalte Wasser" geschmissen werden. Trotzdem muss das Studium ja für igendwas gut sein. Denke also, dass es ein Stück weit normal ist, wenn man vor dem Einstieg ins Berufsleben noch keine Ahnung hat wie man das Erlernte anwenden kann und dass es vermutich nicht nur mir so geht. Das sollte mich natürlich nicht davon abhalten mir zusätzlich praktische Kenntnisse anzueignen!!
also das was du beschrieben hast, ist völlig weit weg von meinen kenntnissen. ich studiere an einer FH (mittlerweile ja normale hochschule) masterstudiengang und habe im bachelor ein praktikum machen MÜSSEN und habe daraus auch meine BA-Arbeit angefertigt. und praxis hatte ich genug durch labore und das anschließende praktikum!! vllt kannst du auch die zusammenhänge einfach nicht zusammen ordnen hehe... in meiner studi-ausbildung hab ich gelernt schaltungen zu designen, die platine entsprechend zu bestücken und zu testen. hinzukommt uC-programmierung in assembler, C oder auch normale C++ programmierung. dann haben wir auch schaltungen simuliert oder reglungstechnische abläufe simuliert. also eigentlich sollte man an einer FH im studium eine menge lernen(auch praktisch). ratsam wäre eh ein werksstudentenjob ! wenn du theoretiker bist, dann solltest du eine uni aufsuchen :-)
Frederic schrieb: > Frage mich halt wenn ich als FHler schon diese Bedenken hab, wie das > dann bei einem UNI-Absolventen ist. Geh einfach in irgendeine Firma und laufe neben dem Studium mit. Du wirst merken, dass du mehr kannst, als du denkst. Der Vergleich mit den Uni Absolventen ist schwierig. Wenn diese nicht selbst irgendwas anstellen stehen die meist ziemlich dumm da (zumindest für die ersten paar Monate). Danach relativiert sich der Unterschied.
Und zudem sollte man vielleicht auch nicht vergessen, dass man schließlich auch sein ganzes Leben lang lernt und eine Hochschulausbildung einem nicht alles beibringen/zeigen kann.
Lass Dich von solchen Aussagen wie von TIM (hervorragend) nicht bangemachen ! Bei uns an der FH war der Praxisanteil auch nicht so hoch wie dort beschrieben. Ich selbst war vorher schon "Bastler" und Amateurfunker, viele Komilitonen hatten aber keine großartige Erfahrung. Trotzdem ist mir nichts zu Ohren gekommen, dass die nichts bekommen hätten. Vielleicht ist eine größere Firma, wo man nicht als Allrounder gleich alles können sollte, besser für Dich. Dazu hast Du ja einen anderen / besseren theoretrischen Unterbau als die Leute aus der Praxis. Du musst das ganze nicht gleich sofort aufbauen können und alles kennen - aber im Zweifelsfall die theoretischen Grundlagen haben, um dich einzuarbeiten oder Fehlerquellen zu analysieren und eher das große Ganze zu sehen. Das wird Maik
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