Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Innere Kündigung und Verhalten der Führungskräfte


von Ländle (Gast)


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von Ländle (Gast)


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von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Ländle,

> Dem Artikelinhalt kann und will ich keinen Glauben schenken:

Die Daten kann nur überprüfen, wer selber welche hat.

Die Beschreibung der Symptome halte ich für plausibel.
Die Diagnose "die Chefs sind schuld" ist jedoch schlampig.
Wer sie gestellt hat, dem wünsche ich im Krankheitsfall einen Mediziner, 
der mit Anamnese und Verständnis vom menschlichen Organismus 
diagnostiziert.

Die Führungskräfte und Entscheider müssen mit dem Bemühen um 
Gerechtigkeit behandelt werden. Sie sind weitgehend eher Opfer als 
Täter.

Eine ähnliche Sorgfalt lässt sich hier im Forum nicht machen, aber ein 
wenig annähern.

"Wenn die Leute nicht immer per wir in Geschäftsangelegenheiten 
sprechen, nicht Gelegenheit haben, sich bei Ehren und Sorgen des 
Geschäfts beteiligt zu fühlen, so kann man kein treues Festhalten, auch 
in trüberen Zeiten, verlangen und erwarten.“ (Werner von Siemens)

Diese Zeit bezeichne ich mal als "Goldene Zeit". auch wenn mancher 
Arbeitnehmer der Siemens&Halske auch mal geflucht haben mag.

Was ist heute grundsätzlich anders? Was könnte sich verändert haben mit 
dem Resultat, das wir heute erleben?

1. Die Furcht vor ewigen Höllenqualen wegen Verstöße gegen die Zehn 
Gebote ist weitgehend verschwunden. Das christliche Wertesystem ist 
degeneriert zum Konsumgötzen. Heute zählen nur noch Zahlen, Daten und 
Fakten. Menschlichkeit finden wir vor allem in Lippenbekenntnissen - und 
in Forderungen an andere. Psychologie, Soziologie und BWL haben bisher 
keinen tauglichen Ersatz gefunden, sondern entwickeln eher im Auftrag 
derjenigen, die besser zahlen. Das heisst, sie entwickeln eher auf 
Kosten der anderen.
Beispiel: "Resilienz" - mit welchen Methoden kann man die 
Duldungsfähigkeit der Mitarbeiter erhöhen, damit sie mehr Bösartigkeiten 
aushalten, bevor sie kündigen? Dasselbe auch unter "Mitarbeiterbindung".

2. Die Qualifizierung der Mitarbeiter hat die Führungssituation völlig 
umgekrempelt. Die Führungsinstrumente, die zur Zeit des Taylorismus noch 
optimal waren, sind heute Garanten für Gegeneinander, Minderergebnisse, 
Innere Kündigung und frühzeitige Ablösung des anscheinend inkompetenten 
Bosses. Wer mit seinen qualifizierten Mitarbeitern gute Entscheidungen 
will, der braucht deren engagiertes Mitdenken. Das aber kriegt man eher 
auf eine andere Art und Weise.

3. Die Entmachtung der Führungskräfte. Ihre Aufgaben wurden aufgeteilt, 
das Persönliche an der Führung haben die Personalentwickler für sich 
reklamiert, der Führungsvorgang wird an Change Manager abgegeben. Obwohl 
mir scheint, dass diese Aufgaben ähnlich untrennbar sind wie Lenkung, 
Ganghebel, Gas und Bremsen im Auto.

Diese Liste lässt sich fast beliebig fortsetzen.

Wir erleben eine Führungskatastrophe in Deutschland, im Abendland.
Insbesondere dort, wo die Führungsfunktion an Change Manager delegiert 
wird, diese aber diesem Seufzer eher zustimmen:
Aber über 70% aller Change-Projekte scheitern an Soft-Fact-Risiken!“ 
(Entschuldigung eines Change Managers)

Die Technik hat einen gewaltigen Vorsprung in Sachen Qualität gegenüber 
dem Personalwesen.
Da ist noch eine Menge aufzuholen.
Ich bin dabei.
Unter anderem mit der Arbeitsgruppe Teambau im Württembergischen 
Ingenieurverein (VDI Stuttgart). Thema für morgen, 17:00: "Der 
schreckliche Eisberg, wie er Kapital vernichtet, Arbeitsplätze und 
Karrieren - und wie er beherrscht werden kann." Es geht dabei um das 
Eisbergmodell nach Sigmund Freuds Vorstellung der Psyche. Ein paar % 
seien uns bewusst, der Rest unbewusst. In Zusammenhang mit Zahlen, 
Daten, Fakten verunsichert das die Entscheider und lähmt sie.

Also, habe Mitleid mit Deinem Boss, aber behalte es für Dich.


Ciao
Wolfgang Horn

von MaWin (Gast)


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> Dem Artikelinhalt kann und will ich keinen Glauben schenken:

Vor der Kriese hieß noch, 70% hätten innerlich gekündigt,
und 23% wollten der Firma sogar aktiv schaden.

Es ist also laut Welt deutlich besser geworden...

von j. c. (jesuschristus)


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Das überrascht nicht. Kann ich gut nachempfinden. Ich denke das Problem 
liegt darin, wie im Artikel auch angedeutet, dass die Führungskräfte im 
Prinzip unqualifiziert sind. Die wenigsten haben eine Ausbildung zur 
Mitarbeiterführung. Viele sehen es hingegen als Gelegenheit, den 
Alpharüden rauszuhängen. Das führt natürlich dazu, dass für so jemanden 
weniger Leute arbeiten wollen.
Einen GIGANTISCHEN Einfluss hat meiner Meinung nach aber ein zweiter 
Faktor: das sehen der Angestellten als Humankapital. Diese Denkweise hat 
Wirtschaft und Verwaltung in den letzten 20 Jahren völlig durchdrungen. 
Die Unternehmen sehen bzw. geben den Mitarbeitern zumindest den Eindruck 
sie als nutzbringendes Vieh zu sehen, von dem man sich nach Belieben 
trennt.
Und was nun zu dieser Haltung der Mitarbeiter führt, ist genau die 
Retourkutsche: das Unternehmen ist eben das Brötchenkapital, gibt Kohle 
und wenns nicht mehr passt geht man halt weg.
Fehlende Führungsqualifikation und die Sicht des Individuums als 
Kostenstelle sind die entscheidenden Faktoren!

ps: Super Beitrag Wolfgang!

von Wolfgang Horn (Gast)


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Danke, j. c.,

> Einen GIGANTISCHEN Einfluss hat meiner Meinung nach aber ein zweiter
> Faktor: das sehen der Angestellten als Humankapital.
Tja. Im Prinzip ja.
Aber wo wird die Bezeichnung aufrichtig benutzt im Sinne von "die 
Wertschöpfenden, die das tun, wofür der Kunde gern bezahlt"? Und wo ist 
sie nur Lippenbekenntnis des Recruiters? Oder eines anderen, der Talmi 
redet, weil das solide Gold einfach nicht da ist?

"Die Kunst des Managements besteht ohnehin darin, mit weniger Wissen, 
als es die Mitarbeiter haben, diese zu führen." (Bernd Pischetsrieder, 
Ex-BMW)
Der hat es begriffen gehabt. Und hörte von Piech, er sei ein Weichei.

> Und was nun zu dieser Haltung der Mitarbeiter führt, ist genau die
> Retourkutsche: das Unternehmen ist eben das Brötchenkapital, gibt Kohle
> und wenns nicht mehr passt geht man halt weg.
Das ist doch auch in Ordnung. Ich wünsche den Entscheidern aber 
Erlaubnis zu mehr Weitsicht. Denn nur wer genügend weit blickt, sieht 
den Return aus seinen Investitionen in das Miteinander.

> Fehlende Führungsqualifikation
Weniger die fehlende, als vielmehr die veraltete.
Kein Personalentwickler will sich vorwerfen lassen, er hätte notwendige
Trainings nicht organisiert.
Natürlich, wenn eine Forderung kommt, schaut er in seinen Katalog der 
üblichen Weiterbildungsmassnahmen und bestellt eine.
Wie weit kann er denn prüfen, ob die angebotenen Maßnahmen wirklich das 
bewirken, was benötigt wird?

J.C., wir Ingenieure haben einen phantastischen Vorteil, dass wir die 
Behauptungen unserer Lieferanten auch nachprüfen können. Wer einen 
HF-Verstärker angeboten bekommt mit abenteuerlich hohen IP3-Werten, der 
misst die nach. Sein Lieferant weiß, dass er nachmessen kann - und genau 
deshalb stimmen die Datenblätter wenigstens einigermaßen.

Dem Kollegen aus der Personalabteilung fehlen diese Möglichkeiten. 
Deshalb wird er vollgemüllt mit abenteuerlichen Angeboten.

Deswegen - habt Nachsicht nicht nur mit den Bossen, sondern auch mit den 
Personalern.

Ciao
Wolfgang Horn

von Hannes J. (pnuebergang)


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j. c. schrieb:
> Die Unternehmen sehen bzw. geben den Mitarbeitern zumindest den Eindruck
> sie als nutzbringendes Vieh zu sehen, von dem man sich nach Belieben
> trennt.

Das ist eine ganz bewusste Separierung des Managements von den 
Mitarbeitern. Ein Rückfall in die Zeiten der industriellen Revolution. 
Damals war der Arbeiter für das Management asozialer Dreck, bei dem es 
egal war, wenn er elendig krepiert. Dieser Einstellung versucht man 
wieder nahe zukommen.

Sich heute frühzeitig emotional von den Mitarbeitern zu entfernen, hat 
den Vorteil, dass man die berühmten harten Entscheidungen wenn nötig 
ohne weitere Gewissensbisse treffen kann. Nicht umsonst ist Leiharbeit 
das große Ding. Das ist die nahezu völlige Entkopplung des Entleihers 
vom Leiharbeiter.

Das Ergebnis, mangelnde Treue und Verbundenheit des Arbeitnehmers, ist 
vorhersehbar. Nur wird das offensichtlich an keiner MBA Schule oder in 
Führungsseminaren gelernt. Nicht umsonst warnen IT-Securityspezialisten 
davon, dass die größte Gefahr von Angriffen von Innen, von den 
Mitarbeitern, ausgeht.

von Michael S. (technicans)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Deswegen - habt Nachsicht nicht nur mit den Bossen, sondern auch mit den
> Personalern.

Ja, nachdem dieses Pack aus dem Verkehr gezogen wurde und zwar für 
immer.
Wie das schon auf dem Arbeitsmarkt abläuft ist doch Beweis genug das
da mal ein paar Köpfe rollen müssten.

von Andi (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Unter anderem mit der Arbeitsgruppe Teambau im Württembergischen
> Ingenieurverein (VDI Stuttgart). Thema für morgen, 17:00: "Der
> schreckliche Eisberg, wie er Kapital vernichtet, Arbeitsplätze und
> Karrieren - und wie er beherrscht werden kann." Es geht dabei um das
> Eisbergmodell nach Sigmund Freuds Vorstellung der Psyche. Ein paar %
> seien uns bewusst, der Rest unbewusst. In Zusammenhang mit Zahlen,
> Daten, Fakten verunsichert das die Entscheider und lähmt sie.

Bis Du VDI Funktionär oder ist das was Selbstorganisiertes nach 
Feierabend?

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Andi,

>> Unter anderem mit der Arbeitsgruppe Teambau im Württembergischen
>> Ingenieurverein (VDI Stuttgart). Thema für morgen, 17:00: ...

> Bis Du VDI Funktionär oder ist das was Selbstorganisiertes nach
> Feierabend?

So ganz selbstorganisiert ist die AG Teambau nicht.
Nach einem Abendvortrag "Scheitern eines Change Managements, 
ingenieurmäßig analysiert" im Württembergischen Ingenieurverein (VDI 
Stuttgart) wollte die Diskussion nicht enden. Also bildeten die 
hitzigsten Diskutanten die AG Teambau und treffen sich seither 
monatlich.
Wir erkunden die Vorteile der Anwendung von Ingenieurkompetenzen abseits 
der Technik.
Der WIV unterstützt uns mit Räumlichkeiten und Infrastruktur. Er fühlt 
sich dabei nicht ganz wohl, weil wir eben keine Technikthemen behandeln.

Wie beispielsweise die Anwendung von Systemdenken auf soziale Systeme. 
Funktioniert prächtig. Vor allem, wenn man die Systemelemente, die 
Menschen, realistisch modelliert und eben nicht als "biomechanische 
Werkzeugmaschinen".

Wie beispielsweise die Anwendung der Frage "wie funktioniert das?" auf 
das Change Mangement mit der Antwort: "Das kann eigentlich nie 
funktionieren!" Außer, ein hinreichend Mächtiger schützt seine Change 
Manager vor höherrangigen Führungskräften, wie Jack Welch das tat. Das 
wiederum erzeugt fürchterliche Kollateralschäden, die freilich erst beim 
Nachfolger so richtig spürbar werden.

Derzeit haben wir die Rätsel von Mobbing und Burnout als Folgen von 
Führungsschwäche gelöst. Würden Pädagogen und Manager nicht laufend 
gegen ihre gesetzliche Fürsorgepflicht gegenüber Arbeitnehmern 
verstoßen, gäbe es weder Mobbing, noch Burnout.
Leider meint die veröffentlichte Meinung, die Schuld läge an den Opfern 
und diese müssten aufwändig psychotherapiert werden.
Hier rätseln wir noch, wie wir die Redakteure gewinnen können, unsere 
Skripten nicht nur abzulehnen.

Ciao
Wolfgang Horn

von Kara B. (Firma: ...) (karabenemsi)


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@Wolfgang Horn,

>Vor allem, wenn man die Systemelemente, die Menschen, realistisch
>modelliert

Wie sieht den ein realistisches Modell des Menschen aus? Sind die 
Probleme der KI bereits gelöst?

>Derzeit haben wir die Rätsel von Mobbing und Burnout als Folgen von
>Führungsschwäche gelöst.

Mit den Begriffen "Mobbing" und "Führungskräfte" finde ich in allein mit 
Bing 49.400 Treffer. Welcher revolutionär neue Ansatz steckt hinter 
eurer Lösung?

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Kara,

> Wie sieht den ein realistisches Modell des Menschen aus?

Zunächst mal, wie es nicht ausschauen sollte:
1. Keine Forderungen, gar nach dem Muster "du sollst!" Auch keine 
Appelle.
2. Keine persönlichen Ziele oder Absichten.
3. Ja nicht kompliziert. Sondern simpel.
4. Ja nicht ideologisch begründet.

"Wie konnten unsere Urahnen schon gemeinsam sammeln und jagen zu einer 
Zeit, als deren Schädel viel zu winzig waren für Begriffe oder gar 
Managementlehren?" ergaben sich diese logischen Folgerungen:
1. Was unsere Urahnen damals beherrschten, aber nicht lernen konnten, 
das muss ihnen wohl angeboren gewesen sein.
2. Ihre Erfolgsfaktoren haben sie vererbt.
3. Was älter ist als Begriffe, das gehört in den Bereich der Intuition 
und der Gefühle. Es wird sich nur schwer in Begriffe fassen lassen.

Wie könnte man es dennoch versuchen? Diese Erklärung war die bisher 
beste: Allen Menschen, jedem, sind die folgenden Grundfähigkeiten (GF) 
eher angeboren als deren Gegenteil:
1. Streben nach Glück ist unser höchster persönlicher Zweck allen 
Denkens und Handelns. Jede Person engagiert sich letztlich für die 
Realisierung ihrer eigenen Wünsche. (1. Priorität)
2. Ökonomisches Denken und Handeln. Jede Person meidet Mühen, die sie 
für unnütz hält für die Realisierung ihrer eigenen Wünsche. (2. 
Priorität)
3. Körpersprache der Gefühle: Mitfühlen und Mitfühlen-Lassen steigern 
unser Wohlgefühl: “Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freud ist 
doppelte Freud”.

Wer diesen ersten drei Grundfähigkeiten eher zustimmt, wird auch der 
logischen Ableitung eher zustimmen:
4. Charisma, natürliches: Wir orientieren uns gern nach dem, der uns 
dorthin führt, wo wir selbst hin wollen (1. GF) – wenn wir meinen, unter 
seiner Leitung sparen wir mehr Mühen (2. GF) als unter der jedes 
anderen, der verfügbar ist.

Das war das wertedynamische Verhaltensmodell des Berufstätigen.

Die 4. GF ist die Lösung der jahrtausendelangen Suche nach der 
legendären Gabe olympischer Götter an ihre Lieblinge, mit der diese mit 
"leichter Hand" führten.
Wir erleben die 4. GF auf del Bolzplatz, in der Freizeit, in der 
Familie, und auch im Beruf, wo die Umstände das gestatten. Was leider 
sehr selten ist, in Familienunternehmen eher als im Konzern.

Aus dem Verhaltensmodell lassen sich nun logisch die Maßnahmen ableiten, 
mit denen eine Führungskraft Miteinander schaffen kann, um ihre 
Mitarbeiter dann "mit leichter Hand" führen zu können, statt kurz vor 
dem Burnout.

Gleichfalls lässt sich aus dem Verhaltensmodell die Machbarkeit 
untersuchen, welche Randbedingungen dafür vorhanden sein müssen. Leider 
sind das sehr viele, sogar der Aufsichtsrat muss welche erfüllen.
In der Regel sind gleich mehrere notwendige Voraussetzungen nicht 
erfüllt. Aber wer sie kennt, der kann seine Situation verbessern und 
bessere Ergebnisse erzielen als seine Kollegen.

Workshop mit Kurzvotrag und Übung dazu:
http://www.vdi.de/8198.0.html?&tx_vdiregionalevent_pi1[showUID]=1042221
"Wieviel Charisma ist in Ihnen verborgen? Wie können Sie es hervorholen, 
um Ihre Ziele zu erreichen?", Termin: 17.04., 18:00, Karlsruhe.
Ermäßigte Kostenbeteiligung für VDI-Mitglieder und Studenten.

> Sind die Probleme der KI bereits gelöst?
Künstliche Intelligenz? Wer einen Apparat mit KI konstruieren wollte, 
welcher auf der CeBIT Respekt erntet, der müsste davor verstanden haben, 
wie "Intelligenz" funktioniert.
So lange es keine bessere Definition für Intelligenz gibt als 
"Intelligenz ist das, was ein Intelligenztest misst" ist da noch einige 
Jahre zu warten.

>>Derzeit haben wir die Rätsel von Mobbing und Burnout als Folgen von
>>Führungsschwäche gelöst.
>
> Mit den Begriffen "Mobbing" und "Führungskräfte" finde ich in allein mit
> Bing 49.400 Treffer. Welcher revolutionär neue Ansatz steckt hinter
> eurer Lösung?
Hihi, gar kein neuer. Überhaupt nicht. Sondern die Wiederentdeckung 
einer altbewährten Praxis - und einer gesetzlichen Forderung: Die 
gesetzliche Fürsorgepflicht der Schule / des Arbeitgebers gegenüber 
ihren Schülern / seinen Arbeitnehmern.

Angenommen, Du, Kara, leitest ein Team. Ihr steht unter hohem Druck. 
Angenommen, Du beobachtest, wie sich eines Deiner Teammitglieder 
engagiert bis zum Umfallen. Natürlich wirst Du als mitfühlender Mensch 
die Arbeitslast neu verteilen. Dann "brennst" Du vielleicht mit Deinem 
ganzen Team gleichzeitig "aus", aber kein Einzelner allein.

Die Probleme kommen dann mit der Frage, ob Du das überhaupt darfst. Oder 
ob Dein Vorgesetzter die Arbeit zuteilt und Dich nur als Teamleiter 
ernannt hat, damit er einen Sündenbock auf Abruf hat?

Kara, Du bist Ingenieur oder zumindest mit Systemdenken und der Frage 
"wie funktioniert das?" vertraut? Dann wende diese Fähigkeiten auf Dein 
Team an, betrachte es als soziales System und frage "wie müsste es 
funktionieren? Wie könnte es noch besser funktionieren?" - und mit 
einiger Wahrscheinlichkeit findest Du Forderungen an Deine Vorgesetzten, 
die erfüllt sein müssen, damit Du als Teamleiter das erreichen kannst, 
was die von Dir wollen.

Möglicherweise stößt Du dabei auf das Problem der Trockenduscher 
("Duscht mich, aber mach mich nicht nass!"), das sich in der 
Öffentlichkeit gar nicht lösen lässt.
Aber - die Anwendung von Ingenieurfähigkeiten auf soziale Systeme löst 
bisher unlösbare Probleme.

Ciao
Wolfgang Horn

(Und wenn es für Dich nach Karlsruhe zu weit sein sollte - vielleicht 
hast Du ja einen Bekannten dort und er berichtet Dir später!)
Weitere Informationen auch in der Xing-Gruppe "Moderne und förderliche 
Unternehmenskzltur".
W.H.

von Kara B. (Firma: ...) (karabenemsi)


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Das was ich jetzt schreibe, ist nicht abwertend gemein, wenn es so rüber 
kommt, täte es mir leid. Dein beschriebener Ansatz überzeugt mich aus 
folgenden Gründen nicht:

In der letzen Zeit werden in einschlägigen (Manager)magazinen regelmäßig 
Erkenntnisse von „Beratern“ veröffentlicht, wie Führung verbessert 
werden kann.
Besonders, wenn neue Begriffe wie früher „emotionale bzw. soziale 
Intelligenz“ oder jetzt“ Burnout“ als neue Säue durchs Dorf getrieben 
werden.

Ich kann abgesehen von der Verwendung des Begriffs „Systemdenken“ das 
speziell ingenieurstypische nicht erkennen

Du stützt dich mit der Aussage, daß Charisma/Führungsverhalten uns von 
unseren Altvorderen vererbt wurde, im wesentlichen auf die Biologie bzw. 
Genetik statt Ingenieurswissenschaften ab.
Für die Vererbung dieser Eigenschaften gibt es keinen Beweis, nur deine 
Aussage. Selbst wenn diese Eigenschaften vererbt würden, gibt es bei 
jedem Menschen unterschiedliche Ausprägungen wie z.B. bei der 
Körpergröße die bei Erwachsenen näherungsweise zwischen 1,50 und 2,10m 
schwanken kann.

In meiner beruflichen Laufbahn habe ich schon in und mit mehreren Teams 
gearbeitet und festgestellt, daß die Stimmung völlig unterschiedlich 
war, ohne daß dieses offensichtlich auf Führungsversagen zurückzuführen 
war. Dazu sind Menschen und Teams individuell einfach zu 
unterschiedlich.

Von daher halte ich deinen ansatz sogar für "gefährlich". Anstatt mich 
mit den Menschen konkret auseinanderzusetzen, wende ich einfch 
irgendwelche Modelle an und komme so problemlos zum erfolg.

Und wenn das alles nicht klappt, kann ich immer noch meine Chefs für die 
Probleme verantwortlich machen.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Kara,

> In der letzen Zeit werden in einschlägigen (Manager)magazinen regelmäßig
> Erkenntnisse von „Beratern“ veröffentlicht, wie Führung verbessert
> werden kann.
Klar. Denn so, wie es jetzt geht, kann es nicht weiter gehen.

> Ich kann abgesehen von der Verwendung des Begriffs „Systemdenken“ das
> speziell ingenieurstypische nicht erkennen
Wir funktioniert das?" ist unsere berufstypische Fragestellung. Denn wir 
werden bezahlt, wenn unsere Maschinen besser laufen als die der 
härtesten Konkurrenz.
Die Fragen "Wie konnten unsere Urahnen schon gemeinsam sammeln und 
jagen..." oder "wie funktioniert Charisma" sind unüblich bis ketzerisch, 
wo traditionell "was ist das Charaktermerkmal 'Charisma'?" gefragt wird 
und in Stellenanzeigen nach "Teamfähigkeit" und Duldungsfähigkeit.

> Du stützt dich mit der Aussage, daß Charisma/Führungsverhalten uns von
> unseren Altvorderen vererbt wurde, im wesentlichen auf die Biologie bzw.
> Genetik statt Ingenieurswissenschaften ab.
Weniger Biologie oder Genetik, als vielmehr schlichte Logik. Denn in der 
kennen sich Ingenieure und Systemdenker aus, häufig besser. Da können 
sie selbst nachprüfen. Das gibt mehr Sicherheit und Souveränität.

Übrigens, Du hattest keine Einwände gegen die Grundfähigkeiten? Fein.

> Für die Vererbung dieser Eigenschaften gibt es keinen Beweis, nur deine
> Aussage.
Und wohl das Ausbleiben Deines Protestes gegen eine oder mehrere der 
Grundfähigkeiten.
Ansonsten, solch einen Beweis gibt es schon, allerdings ist der zu lang 
und zu dröge für ein Forum wie dieses.

> gibt es bei jedem Menschen unterschiedliche Ausprägungen..
Deshalb habe ich im Verhaltensmodell "eher..als" geschrieben. Genau das, 
was ich logisch beweisen kann, aber nicht mehr.

> In meiner beruflichen Laufbahn habe ich schon in und mit mehreren Teams
> gearbeitet und festgestellt, daß die Stimmung völlig unterschiedlich
> war, ohne daß dieses offensichtlich auf Führungsversagen zurückzuführen
> war.
Erstens kommt es drauf an, was man unter "Führungsversagen" versteht.
Zweitens, was man unter "intakter Führung" im Miteinander versteht. Vor 
allem in Situationen höchsten gemeinsamen Druckes.

> Von daher halte ich deinen ansatz sogar für "gefährlich". Anstatt mich
> mit den Menschen konkret auseinanderzusetzen, wende ich einfch
> irgendwelche Modelle an und komme so problemlos zum erfolg.
Ähnlich wenig wie im Straßenverkehr. Die Straßenverkehrsordnung gibt das 
Modell des "Verhaltens des braven Kfz-Lenkers" vor, aber ohne Garantie 
von Erfolg oder gar Mühelosigkeit. Blinken und Lenken muss jeder selbst, 
die Zahl der Geisterfahrer ist erfreulich niedrig.

> Und wenn das alles nicht klappt, kann ich immer noch meine Chefs für die
> Probleme verantwortlich machen.
Dieser bequemen Ausrede konnte sich schon immer jeder bedienen.


Kara, Du hast hier die Situation eines Kritikers angenommen. Du hast 
mein Verhaltensmodell gegen irgendwas verglichen, von dem Du nichts 
erzählt hast. Vermutlich etwas Ideales. Da kommen realistische Modelle 
immer zu kurz.

Nun mal angenommen, Du bist noch Fachkraft und Dir wird eine Position 
mit Führungsverantwortung angeboten. Wie willst Du Dich darauf 
vorbereiten? Mit Tayloristischem Organisationsprinzip "Trennung von 
Kopf- und Handarbeit"? Oder fragst Du Dein Team, was es machen will in 
der Hoffnung, Dein Vorgesetzter würde das auch wollen? Sicher gäbe es 
noch eine dritte und vierte Variante, aber das ist wie in der Flirtshow 
"Herzblatt", irgendwann heisste es "nun, mein lieber Kara, musst du dich 
entscheiden..."

Du kennst wohl das Vorgehen bei einer Investitionsentscheidung. Die 
Frage "auf welche Art und Weise will ich mit meinen Mitarbeitern 
zusammen arbeiten?" ist wichtiger als die über manche Werkzeugmaschine.

Ciao
Wolfgang Horn

von Rosa-Kleidchen (Gast)


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@Wolle
>"Wie konnten unsere Urahnen schon gemeinsam sammeln und jagen zu einer
>Zeit, als deren Schädel viel zu winzig waren für Begriffe oder gar
>Managementlehren?" ergaben sich diese logischen Folgerungen:
>1. Was unsere Urahnen damals beherrschten, aber nicht lernen konnten,
>das muss ihnen wohl angeboren gewesen sein.
>2. Ihre Erfolgsfaktoren haben sie vererbt.
>3. Was älter ist als Begriffe, das gehört in den Bereich der Intuition
>und der Gefühle. Es wird sich nur schwer in Begriffe fassen lassen.
Wolle, Managementlehren mag es vielleicht geben aber prinzipiell ist 
"Führung" eine Frage der Soziologie. Wie verhalten sich einzelne 
Individuen untereinander. Wie sind Gesellschaftsformen organisiert und 
was hält sie zusammen? Ein Team ist mikroskopisch betrachtet eine 
soziale Gruppe mit speziellen Merkmalen und genau da habe ich bis jetzt 
die Erfahrung gemacht, dass vielen "Führungskräften" die Grundkenntnisse 
der Soziologie und Psychologie (Wissenschaft der einzelnen Individuen) 
schlicht fehlt.
Rosa

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Rosa,

> Managementlehren mag es vielleicht geben aber prinzipiell ist
> "Führung" eine Frage der Soziologie.
So haben sich die verschiedenen wissenschaftlichen Richtungen ihre 
Arbeit geteilt.
Ich Ingenieur erkenne die Vorreiter-Rolle der Mathematiker in Sachen 
Mathematik so gern an, wie diese Kollegen aus meiner Sicht gute Arbeit 
machen.

> Wie verhalten sich einzelne Individuen untereinander. Wie sind
> Gesellschaftsformen organisiert und was hält sie zusammen?
Klar. Soziologen betrachten diese Fragen aus ihrem Blickwinkel, mit 
ihren gewohnten und selbstverständlichen Denkweisen.

Rosa, jeder Beruf hat jeweils diejenigen Denkweisen optimiert, die er 
zur Bewältigung seiner wichtigsten Aufgaben braucht.
Solange er seine Aufgabe tadellos erledigt, ist kein Anlass für Zweifel 
an Beruf und seiner Denkweise.

„Aber über 70% aller Change-Projekte scheitern an Soft-Fact-Risiken!“ 
(Entschuldigung eines Change Managers, GPM-Regionalgruppe München)

Aber diese gefühlten 70% beweisen ein Debakel. Psychologen und 
Soziologen, wer immer den Change Managern und ihren Auftraggebern das 
hätte geben sollen, was ich als Ingenieur "mein (zerfleddertes) 
Tabellenbuch" kenne, hat darin versagt.
Dasselbe gilt für solche Übel wie Mobbing und Burnout.

Das nicht existierende "soziologische Tabellenbuch" hat außerordentlich 
schwere Mängel. Die Kapital vernichten, Arbeitsplätze und Gesundheit bis 
zur Körperverletzung.
Bei diesen ausgewiesenen Inkompetenzen ist Selbsthilfe nicht nur 
verständlich, sondern notwendig.

> Ein Team ist mikroskopisch betrachtet...
Korrekt. Das "ist" in "Ein Team ist" bezeichnet die vorherrschende 
Denkweise, die mit ihren schweren Mängeln.

Ich denke anders, nämlich wertedynamisch, und frage "wie funktioniert 
ein Team?" und komme daher auf diese Definition:
Team: Die Menge aller Personen und Wesen, deren engagiertes Tun oder 
wohlwollendes Lassen notwendig ist für das Erreichen eines gemeinsamen 
Ziels.

Das wertedynamische Team umfasst weit mehr Personen, unter Umständen 
auch Haustiere wie Spürhunde und Zugpferde, als das, was der 
Projektmanager in seinem Organigramm stehen hat.
Deshalb weicht diese Definition von der soziologischen vielleicht ab, 
(falls es die überhaupt gibt), aber sie zweckmäßiger für den 
Projektmanager.

> ...dass vielen "Führungskräften" die Grundkenntnisse
> der Soziologie und Psychologie (Wissenschaft der einzelnen Individuen)
> schlicht fehlt.
Klar. Volle Zustimmung zu diesen Worten.
Zwischen Deinen Worten lese ich aber den Appell "diese Grundkenntnisse 
sind gut und notwendig für den Ingenieur oder Projektmanager in seinem 
Beruf" - und das habe ich mit den 70% widerlegt.

Rosa, die Aufklärung seit Galilei und Descartes ist dort zum hektischen 
Stillstand gekommen, wo unsere Eitelkeit sie gestoppt hat und mit "Soft 
Facts" eine aufklärungsfreie Zone pflegt.
Wenn Psychologen, Soziologen, Pädagogen und andere die Pflege der 
Eitelkeiten für richtig halten - angesichts der immensen Kosten, 
Verluste und Qualen für Berufstätige ich nicht.

Ciao
Wolfgang Horn

von Rosa-Kleidchen (Gast)


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>Ich denke anders, nämlich wertedynamisch, und frage "wie funktioniert
>ein Team?" und komme daher auf diese Definition:
>Team: Die Menge aller Personen und Wesen, deren engagiertes Tun oder
>wohlwollendes Lassen notwendig ist für das Erreichen eines gemeinsamen
>Ziels.
Gut, das Erreichen eines Ziels ist ein Merkmal von vielen. Ein 
gemeinsames Bewusstsein auch. Und da gehts mit der im Titel bemerkten 
inneren Kündigung los bzw. ist schon das Kind in den Brunnen gefallen.

>Zwischen Deinen Worten lese ich aber den Appell "diese Grundkenntnisse
>sind gut und notwendig für den Ingenieur oder Projektmanager in seinem
>Beruf" - und das habe ich mit den 70% widerlegt.
Jaein. Es schadet grundsätzlich niemandem, im sozialen Bereich sich zu 
engagieren oder sich zu interessieren. Es kann und wird vom Vorteil 
sein, auch solche Erfahrungen in sein Tun und Handeln einfliessen zu 
lassen. Das Umfeld wird es honorieren.

>Rosa, jeder Beruf hat jeweils diejenigen Denkweisen optimiert, die er
>zur Bewältigung seiner wichtigsten Aufgaben braucht.
>Solange er seine Aufgabe tadellos erledigt, ist kein Anlass für Zweifel
>an Beruf und seiner Denkweise.
Solange in der Tat keine Zweifel aufkommen. Verkorkste Projekt müssen 
sich gefallen lassen, auch führungstechnisch beleuchtet zu werden und 
das geschieht erfahrungsgemäß sehr sehr selten.

Rosa

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Rosa,

> Gut, das Erreichen eines Ziels ist ein Merkmal von vielen.
Nicht nur.
„Einer für alle, alle für einen!" (Alexandre Dumas, die Drei Musketiere)
Wo so etwas gewünscht wird, da braucht es sogar ein "gemeinsames 
höchstes Ziel" wie "rettet unsere liebreizende Königin! und empfangt 
deren holdes Lächeln als Dank (und vom König Titel und Fürstentum...", 
damit jeder der Vier gewiss ist - jeder seiner Handschläge, den er 
spontan tut für einen Kameraden, dient genauso gut auch seinen eigenem 
Ziel.
Nur dann tut er ihn spontan und gern, nur dann kommt das Miteinander mit 
dieser hohen Qualität auf.

> Und da gehts mit der im Titel bemerkten
> inneren Kündigung los bzw. ist schon das Kind in den Brunnen gefallen.
Richtig, viel mehr braucht es dazu auch nicht.
Die wichtigsten Probleme in der Arbeit und im Leben, Rosa, gehören in 
die Kategorie "simpel und doch verflucht schwer".

Die Innere Kündigung eines Arbeitnehmers ist die Antwort auf sein 
Empfinden, sein Arbeitgeber gewähre ihm empfindlich weniger Lohn als 
den, den der Arbeitnehmer als gerecht empfindet für seine Mühen.

Zur Problematik der kurzfristig Beschäftigten: Ein gehöriger Anteil 
dieses Lohnes ist die Aussicht auf gesichertes Einkommen in der Zukunft, 
auf die Sicherheit des Arbeitsplatzes der eigenen Wahl.
Wenn ein Quartalsdenker meint, er könne Stundenlöhne quartalsweise 
miteinander vergleichen, der ruiniert seine Firma.

Zurück zur Inneren Kündigung: Der Arbeitnehmer hat einen Arbeitsvertrag 
unterschrieben und ist bereit zu arbeiten, um sich seine persönlichen 
Wünsche erfüllen zu können. Welche immer das waren.
Die Mühen, die er dafür für angemessen hält, die leistet er gern und 
sogar mit etwas Freude.
Jetzt wandelt sich seine Firma zum Ausbeuterbetrieb, vielleicht auch nur 
sein Boss zum Ausbeuter. Vielleicht entsteht nur die subjektive 
Empfindung. Wie auch immer. Nach 2. Grundfähigkeit jedenfalls meidet er 
ab nun erst recht alle Mühen, aus denen er keinen Return erwartet für 
die Erfüllung seiner persönlichen Wünsche. Er reduziert seine 
Arbeitsmoral auf die eines Soldaten Schwejk: "Genug Dienst nach 
Arbeitsvertrag, um nicht gekündigt zu werden, aber keinen Handschlag 
mehr."

Ist es nicht plauibel? Warum muss die Erklärung komplizierter sein 
müssen?
(Gelegentlich muss sie das, weil simples, aber echtes Know how weniger 
honoriert wird als die größte Abzocke mit Blendwerk.)


> Jaein. Es schadet grundsätzlich niemandem, im sozialen Bereich sich zu
> engagieren
Da ist eine Doppeldeutigkeit. Ich meine kein "Engagement für den 
sozialen Bereich, indem man Freizeit opfert und sich als Schülerlotse 
anstellen läßt". Auch nicht durch Teilnahme an einer der Schwafelrunden 
namens "Selbsthilfe...".
Sondern: Du wirst nach Deinem Erfolg im Beruf bezahlt. Du willst Deine 
Ziele erreichen. Du willst Deine Gegner auf Distanz halten. Du willst 
eher erkennen als andere, ob Dein Arbeitgeber mit dem Eisberg kollidiert 
wie einst die Titanic. Du willst eine überdurchschnittliche 
Menschenkenntnis und Kenntnis von Organisationen. Und zwar nicht nur 
eine eingebildete, sondern eine, die etwa so gut ist wie Deine 
Fachkenntnisse.

Dazu hilft es, wenn man die simplen Dinge auch simpel sehen kann.

> Das Umfeld wird es honorieren.
Verlass ist darauf aber nicht. Aber gute Aussicht, dass die besseren es 
etwas besser haben werden - weil sie selbst an den "richtigen 
Stellschrauben" gedreht haben.


> ...Verkorkste Projekt müssen
> sich gefallen lassen, auch führungstechnisch beleuchtet zu werden und
> das geschieht erfahrungsgemäß sehr sehr selten.
Logisch. Erstens gelten erste und zweite Grundfähigkeit auch für 
Entscheider. Zweitens brauchen sie zur Erfüllung ihrer fernen 
persönlichen Ziele den Ruf von Perfektion und Unfehlbarkeit.
Deshalb wird kein höherer Vorgesetzter einen Projektmanager öffentlich 
anklagen, sondern ihm eher unter vier Augen "die Leviten lesen" und ihn 
sich so moralisch verpflichten. Das ist ihm viel wertvoller als das, was 
er schon längst erkannt und "unter der Hand" gelöst hat.
(Es sei denn, er rechnet sich von der Anklage einen höheren Nutzen aus.)

Übrigens scheitern wohl weit mehr Projekte wegen Randbedingungen, die 
ein höherer Vorgesetzter zu verantworten hat, als an Fehlern des 
Projektmanagers. An beruflichen Selbstmord würde es grenzen, wenn der 
Abteilungsleiter öffentlich das Scheitern eines Projektes untersucht und 
dabei die Schuld des Geschäftsführers offensichtlich werden würde.

Zur Auflösung des Falles mit der Inneren Kündigung:
1. An Arbeitsverträge halten. Auch auf Seiten des Arbeitgebers.
2. Auch an den ungeschriebenen Teil.
3. In schlechten Zeiten die Firma als Schicksalsgemeinschaft ansehen 
(Lohnkürzung nur bei fairer Kürzung der Bezüge aller Führungskräfte) - 
die Schicksalsgemeinschaft in den späteren guten Zeiten aber 
beibehalten!
4. So sehr sich der Teamleiter zu bestmöglichen Teamergebnissen 
verpflichtet hat, muss er seine dafür verfügbaren Ressourcen auch 
ausschöpfen. Das heißt insbesondere: Miteinander schaffen, sicher 
weniger extrem als bei den drei Musketieren, aber gut genug für 
aufrichtig gute Zusammenarbeit, bei der auch mal herzliches Gelächter zu 
hören ist. Insbesondere muss er sich bemühen, dass seine Mitarbeiter ihm 
nach 4. Grundfähigkeit vertrauen können. (Ob sie es tun, ist auch etwas 
Glück.) Dann werden die im Gegeneinander blockierten Kräfte wirklich für 
das Miteinander frei - und alle profitieren davon. Aufklärung tut halt 
gut ;-).

Besonderer Vorteil: Dies Vorgehen erfordert keinerlei Spezialkenntnisse. 
Sondern im Prinzip nur das, was wir schon als Schulkinder beherrscht 
haben.

Ciao
Wolfgang Horn

von Carsten H. (Gast)


Lesenswert?

>Die meisten verlassen nicht das Unternehmen, sondern ihre Führungskraft“,
Das ist absolut so. Jeder dritte hat an seinem Chef etwas auszusetzen 
und jeder zweite davon zieht die Konsequenz und kündigt.

3 von 4 Arbeitern und noch 2 von 3 Ingenieuren macht nur noch Dienst 
nach Vorschrift - vor allem, wenn er sich blockiert fühlt.

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