Forum: Offtopic falsch bestückt was würdet Ihr machen


von nein d. (bestueckergesch)


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Hallo Forum,

ich bin gerade am grübeln wie ich mit einem Geschäftspartner verfahren 
soll und hoffe auf Euren Rat.

Folgende Ausgangssituation:

Ich habe 200 Leiterplatten fertigen lassen, die dann auch von einem 
Bestücker kommplettiert wurden.
Vorab gab es eine Freigabezeichnung der Bestückung mit Polung der 
Bauteile und eine Nullserie, beides war ohne Beanstandung.
Bei der Serie dann wurde ein Tantalelko falsch herum bestückt. Das 
Fatale, die Leiterplatten wurden verbaut und die Baugruppen 
ausgeliefert.
Nach und nach fielen die Baugruppen dann zum Teil aus, der Tantal 
schloss irgendwann einfach kurz.
Das Ding war zudem noch an einer kritischen Stelle verbaut, die direkt 
mit einem 16-Bit AD-Wandler zu tun hatte.
Der Fehler wurde erkannt, die Baugruppen zurückgerufen und reklamiert.
Der Bestücker hat dann die Baugruppen geöffnet, nen neuen Tantal nun 
richtig eingelötet, dabei noch 5 Baugruppen beschädigt. Hat nix 
gekostet.

Nach der Aktion war ich dann 4 Wochen beschäftigt die Baugruppen zu 
prüfen, neu zu kalibrieren und wieder zu verteilen.
Der Ruf des Produktes hat natürlich durch die Aktion auch ordentlich 
gelitten.

Jetzt hab ich ne neue Geschichte am Laufen beim gleichen Bestücker, bei 
der nun die Bearbeitung der Fertigungsdaten ca. 30h (a € 70,-) mehr 
brauchte als die kalkulierten und die diese auch prompt von mir 
vergolten haben möchten.

Was mir natürlich stinkt, weil ich meinen Aufwand bei der ersten 
Reklamation nicht geltend machte.

Wie würdet Ihr verfahren? Die Umbestückung ist jetzt fast ein Jahr her, 
wäre also noch innerhalb der Verjährungsfristen für Forderungen ...

von nein d. (bestueckergesch)


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PS: für ein paar Baugruppen musste ich sogar ins Ausland fliegen um die 
vor Ort zu debuggen ... Flug und Unterkunft 1300.-

von Johnny B. (johnnyb)


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nein danke schrieb:
> Jetzt hab ich ne neue Geschichte am Laufen beim gleichen Bestücker, bei
> der nun die Bearbeitung der Fertigungsdaten ca. 30h (a € 70,-) mehr
> brauchte als die kalkulierten und die diese auch prompt von mir
> vergolten haben möchten.

Wieso gab es denn diesen Mehraufwand?
Eventuell ist die Forderung ja berechtigt. Aber wenn nicht, dann 
natürlich nicht bezahlen.
Auf jeden Fall würde ich den Bestücker wechseln für das nächste mal.

von Bernd G. (Gast)


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Erster Fehler: du hättest deinem Bestücker alle aus der Fehlbestückung 
entstandenen Kosten überhelfen müssen, wobei dir allerdings der 
verdrehte Elko bei einer groben Sichtprüfung und der nachfolgenden 
Testung hätte auffallen müssen. = Grauzone

Zweiter Fehler: Für soetwas werden Werkverträge gemacht. Abrechnung nach 
Stunden geht gar nicht. Wer will das nachprüfen? Es kann auch sein, dass 
der Bestücker den Lehrling nimmt und der braucht dann eben so lange.

Dritter Fehler: Auf die Nase fallen und trotzdem immer wieder denselben 
Fehler machen.

Wechsele endlich deine Lieferanten!

von nein d. (bestueckergesch)


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Den Mehraufwand bestreite ich ja nicht, obs nun tatsächlich 30h waren 
kann ich nicht nachvollziehen, faktisch habe ich aber das Design 
anpassen müssen, damit deren AOI das auch prüfen kann, sodass die die 
Produktionsdaten 2mal durchgehen mussten.

von Bernd G. (Gast)


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>  damit deren AOI das auch prüfen kann, sodass die die
Produktionsdaten 2mal durchgehen mussten.

Er hat dir gefälligst vorher seine gesammelten Regeln zu verraten.

Ich glaube, dass das Kind bereits im Brunnen liegt.

von nein d. (bestueckergesch)


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Bernd G. schrieb:
> Erster Fehler: du hättest deinem Bestücker alle aus der Fehlbestückung
> entstandenen Kosten überhelfen müssen, wobei dir allerdings der
> verdrehte Elko bei einer groben Sichtprüfung und der nachfolgenden
> Testung hätte auffallen müssen. = Grauzone

Da hast Du im Prinzip recht, die Leiterrplatten wurden aber 
überlackiert, wodurch die Falschpolung nur sehr sehr schlecht auffiel. 
Schlussendlich hat ein Wärmebild der Baugruppe den Fehler entlarvt.

>
> Zweiter Fehler: Für soetwas werden Werkverträge gemacht. Abrechnung nach
> Stunden geht gar nicht. Wer will das nachprüfen? Es kann auch sein, dass
> der Bestücker den Lehrling nimmt und der braucht dann eben so lange.

Wurde ursprünglich pauschal angeboten, nur die Nachforderung machen die 
nun an ihren Stundensätzen fest. Im Angebot war kein Stundenansatz 
aufgeführt.
>
> Dritter Fehler: Auf die Nase fallen und trotzdem immer wieder denselben
> Fehler machen.
>
> Wechsele endlich deine Lieferanten!

Darauf wirds hinaus laufen ... die Geschichte ausfechten und 
abschließen.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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nein danke schrieb:
> Jetzt hab ich ne neue Geschichte am Laufen beim gleichen Bestücker,

Warum nur bist du nochmal zum selben Bestücker gegangen?

> Wie würdet Ihr verfahren? Die Umbestückung ist jetzt fast ein Jahr her,
> wäre also noch innerhalb der Verjährungsfristen für Forderungen ...

Wie immer bei solchen Sachen: Anwalt fragen.

Um es deutlich zu sagen, du scheinst ein bisschen naiv zu sein. Naiv 
nochmal den gleichen Bestücker zu bemühen. Naiv im Internet bei so Typen 
wie uns eine Rechtsberatung haben zu wollen. Und keine Eier in der Hose, 
die selbigen deines Bestückers in den Schraubstock zu spannen. Bist du 
sicher, dass du das richtige Zeug für dein Geschäft hat?

von nein d. (bestueckergesch)


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Hannes Jaeger schrieb:
> nein danke schrieb:
>> Jetzt hab ich ne neue Geschichte am Laufen beim gleichen Bestücker,
>
> Warum nur bist du nochmal zum selben Bestücker gegangen?

zum Einen weil er räumlich in der Nähe ist,
zum Anderen weil ich persönlich auf dem Standpunkt stehe, dass wo 
Menschen arbeiten auch Fehler passieren, die dann eben gelöst werden 
müssen.

>
>> Wie würdet Ihr verfahren? Die Umbestückung ist jetzt fast ein Jahr her,
>> wäre also noch innerhalb der Verjährungsfristen für Forderungen ...
>
> Wie immer bei solchen Sachen: Anwalt fragen.

kann man im HGB und BGB nachlesen

>
> Um es deutlich zu sagen, du scheinst ein bisschen naiv zu sein. Naiv
> nochmal den gleichen Bestücker zu bemühen. Naiv im Internet bei so Typen
> wie uns eine Rechtsberatung haben zu wollen.

keine Rechtsberatung ... nur Meinungen

> Und keine Eier in der Hose,
> die selbigen deines Bestückers in den Schraubstock zu spannen. Bist du
> sicher, dass du das richtige Zeug für dein Geschäft hat?

Naiv ... nungut, kann sein, eben auch Mensch ... errare humanum est

von nein d. (bestueckergesch)


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Bernd G. schrieb:
>>  damit deren AOI das auch prüfen kann, sodass die die
> Produktionsdaten 2mal durchgehen mussten.
>
> Er hat dir gefälligst vorher seine gesammelten Regeln zu verraten.
>
> Ich glaube, dass das Kind bereits im Brunnen liegt.

Welchen Brunnen meinst Du?

von j. c. (jesuschristus)


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>was würdet Ihr machen

wechseln

von Andreas M. (elektronenbremser)


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Das ganze lief doch nach Angebot/ Kostenvoranschlag.
Ist das nicht bindend wie im Privatleben?
Da sind es ja soviel ich weiss max. 10% nach oben.

von Purzel H. (hacky)


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Zu Lernen gaeb's da was zum Thema Endpruefung... Die Endpruefung muss 
natuerlich saemtliche bekannten und erahnten Fehler einschliessen.

von Peter L. (Gast)


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Ich bin mir sicher, dass der Bestücker in seinen AGBs eine Klausel drin 
hat, dass er nicht für solche Fehler haftbar ist.
Deine Platinen könnten in einem AKW oder in einem Spielzeug verbaut sein 
(muss der Bestücker ja nicht wissen).
Der defekte Tantal also Kosten von ? oder ? verursachen.

von nein d. (bestueckergesch)


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Peter L. schrieb:
> Ich bin mir sicher, dass der Bestücker in seinen AGBs eine Klausel drin
> hat, dass er nicht für solche Fehler haftbar ist.
> Deine Platinen könnten in einem AKW oder in einem Spielzeug verbaut sein
> (muss der Bestücker ja nicht wissen).
> Der defekte Tantal also Kosten von ? oder ? verursachen.

Kann ich nicht sagen, AGBs wurden mir nie vorgelegt und dementsprechend 
nie gegengezeichnet.
Normalerweise sollte ne Elektronikfertigung auch ne Produkthaftpflicht 
haben, oder?

von Christoph B. (christophbudelmann) Benutzerseite


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nein danke schrieb:
> Normalerweise sollte ne Elektronikfertigung auch ne Produkthaftpflicht
> haben, oder?

Nein, ist meiner Erfahrung nach eher unüblich, gerade bei kleineren 
Bestückern. Deren Haftung beschränkt sich (soweit nicht vertraglich 
anders vereinbart) auf die gelieferte Baugruppe an sich. Sprich der 
Austausch der Komponenten ist deren Sache, Rückrufaktionen, etc. nicht 
mehr. Die Qualitätskontrolle hat der Abnehmer zu leisten. Was ich nicht 
verstehe ist, warum ein solcher Fehler nicht in der AOI aufgefallen ist 
- die macht man aus gutem Grund vor dem Lackieren/Vergießen/was auch 
immer. Spricht alles nicht unbedingt für den Bestücker.

von Michael S. (technicans)


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Vorsicht bei Geschäften zwischen Firmen(B2B), da gilt das
Verbraucher-Gewährleistungsrecht gewöhnlich nicht weil das
dann ein B2C-Regelung ist. Da wirkt eher das Vertragsrecht
nach HGB (aber nicht unbedingt).
Man sollte sich mal die allgemeinen Geschäftsbedingungen
des Lieferanten durchlesen ob der Haftungsansprüche beschränkt
oder ausschließt. Ich würde da auf Risiko des Geschäfts-Kunden
arbeiten und wenn der meine Arbeit ungeprüft abnimmt gilt die
dann auch als okay.
Da hätte der TO eben noch eine Baugruppenprüfung (Funktionstest oder
Inciruittest o.a.) in Auftrag geben müssen um sicher zu sein.
Da wird man mit Anwalt kaum was machen können, es sei denn der
Bestücker hätte grob fahrlässig oder vorsätzlich Murks gemacht.

Einzige Möglichkeit die ich sehe, mit den Leuten mal reden, die
Problematik schildern, Wohlwollen zeigen und die Bereitschaft
weiterhin  mit denen zusammen zu arbeiten. Evtl. ist man ja kulant.
Übrigens dürfte es im Moment nicht so leicht sein einen anderen
Bestücker zu finden der freie Resourcen hat. Das würde ich in
die Überlegung mal übernehmen.

von Falk B. (falk)


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@nein danke (bestueckergesch)

>Bei der Serie dann wurde ein Tantalelko falsch herum bestückt. Das
>Fatale, die Leiterplatten wurden verbaut und die Baugruppen
>ausgeliefert.

Ähh, OHNE Funktionsprüfung? Ohne Nachmessen der wesentlichen Parameter, 
Spannungen? Wenn ja, sportlich . . .

>Nach und nach fielen die Baugruppen dann zum Teil aus, der Tantal
>schloss irgendwann einfach kurz.
>Das Ding war zudem noch an einer kritischen Stelle verbaut, die direkt
>mit einem 16-Bit AD-Wandler zu tun hatte.

Und der fiel erst nach und nach aus? Oder wurden die Baugruppen eher 
nach und nach erst benutzt? Ich hatte vor kurzem einen verpolten Tantal 
an 15V, der was SOFORT heiß, logisch. Die +15V waren auch nicht das, was 
sie sein sollten. Bei 3V3 oder so kann das natürlich deutlich länger 
dauern.

>Nach der Aktion war ich dann 4 Wochen beschäftigt die Baugruppen zu
>prüfen, neu zu kalibrieren und wieder zu verteilen.

Na also WENN das wirklich so eine HighTec Platte ist, MUSS das bei der 
Funktionsprüfung auffallen!

>Was mir natürlich stinkt, weil ich meinen Aufwand bei der ersten
>Reklamation nicht geltend machte.

Und das solltest du auch nicht nachträglich mit reinrühren. Wenn es was 
zu beanstanden gibt, dann sollte man das unmittelbar tun.

MfG
Falk

von Georg A. (georga)


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> Na also WENN das wirklich so eine HighTec Platte ist, MUSS das bei der
> Funktionsprüfung auffallen!

Das würde ich gerade bei Tantals nicht unterschreiben wollen...

von nein d. (bestueckergesch)


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Die Spannungen waren beim Funktionstest bei Inbetriebnahme alle OK, die 
Schaltungen liefen problemlos. Nach und nach fielen dann vereinzelt 
Baugruppen aus ... zum Teil nach 3 Monaten Dauerbetrieb, rund 90% 
garnicht.

Die unlackierte Nullserie wurde sichtgeprüft, war alles am rechten 
Platz. Hab mich dann drauf verlassen, das die Serie eben gleich bestückt 
wird vor der Lackierung.

Von High Tec hab ich nix geschrieben, aber ein Schluss an zentraler 
Stelle setzt sie eben außer Gefecht. Ist n Massendurchflusssensor mit n 
paar Zusatzfunktionen.

Ich habe den Vorgang noch nicht abgeschlossen weil seitens meines 
Vertriebsweges noch die Endaufstellung fehlt ... werd ich nun eben 
vorbehaltlich dieses Postens nachholen ... und auch weil ich mich 
vermutlich etwas doof angestellt.

von Falk B. (falk)


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@  nein danke (bestueckergesch)

>Baugruppen aus ... zum Teil nach 3 Monaten Dauerbetrieb, rund 90%
>garnicht.

Hmm, bei welcher Spannung war der Tantal verpolt?

>Die unlackierte Nullserie wurde sichtgeprüft,

Das ist eine unscharfe Bezeichung? Wurden ALLE größeren, eindeutlich 
identifizierbaren Bauteile detailiert geprüft oder nur ein grober Blick 
drauf geworfen?

http://www.quins.de/Software/QE_Software/Q-easy-Software.html

Coole Sache, AOI Low Cost. Wenn gleich das ein Job für den Bestücker 
ist.

>Platz. Hab mich dann drauf verlassen, das die Serie eben gleich bestückt
>wird vor der Lackierung.

Und warum kam der Dreher drauf? Rolle im Automaten verdreht? 
Bestückungsfehler bei Handbestückung? Die Nullserie lief ja anscheinend.

MFG
Falk

von Michael S. (technicans)


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Falk Brunner schrieb:
> http://www.quins.de/Software/QE_Software/Q-easy-So...
>
> Coole Sache, AOI Low Cost. Wenn gleich das ein Job für den Bestücker
> ist.

Einen falschen Wert oder Verpolung dürfte da wohl auch durchgehen, oder?

von Peter D. (peda)


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Die Frage ist, willst Du den Bestücker wechseln oder nicht.
Einen anderen Bestücker zu finden, der gut und günstig ist, ist keine 
leichte Aufgabe. Die stehen nicht an jeder Straßenecke.

Daß der Bestücker keine Folgekosten übernimmt, dürfte selbstverständlich 
sein. Es hat ja schließlich Deine Eingangskontrolle versagt.

Ehe sich die Fronten verhärten, einfach mal persönlich mit ihm sprechen.


Peter

von Falk B. (falk)


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@  Michael S. (technicans)

>Einen falschen Wert oder Verpolung dürfte da wohl auch durchgehen, oder?

Schon mal einen Tantalkondensator in SMD in der Hand gehabt? Schon mal 
den Strich auf dem Gehäuse gesehen? Ok, bei einigen ist die 
(Laser)beschriftung teilweise schwetr zu erkennen, aber mit einer guten 
Beleutung geht es. Natürlich hat AIO im Allgmeinen und dieses System im 
Speziellen seine Grenzen, vor allem bei kleinen, unerschrifteten 
Bauteilen.

MfG
Falk

von Michael S. (technicans)


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Falk Brunner schrieb:
> Schon mal einen Tantalkondensator in SMD in der Hand gehabt?

Wer hat was von SMD gesagt? Nur von Tantalkondensator war bisher
die Rede.

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