Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Galvanische Trennung/ Isolation bei Messkarten?


von Andi Ü. (and0riz0r)


Lesenswert?

Oft finder man bei Messkarten zur Spannungsmessung mit mehreren Kanälen 
irgendwas in der Art:

>Galvanische Trennung/ von I/O-Signalen, Versorgung und Schnittstelle
>Isolationsspannung 1000 VDC

Heißt das, dass jeder Kanal einen vorgeschalteten DC-DC-Wandler hat, der 
die zu messende Spannung komplett entkoppelt? Geht durch diese Umsetzung 
keine Messgenauigkeit verloren? Ich brauch ja dann (falls das über einen 
Trenntrafo realisiert wird) irgendwas, das die DC-Messspannung 
moduliert...

Und warum macht man das eigentlich? Gibt es noch einen anderen Grund, 
außer um die Messkarte und das Messsystem und den Anwender vor zu hohen 
Spannungen/Strömen zu schützen (falls er irgendwelche Spannungsteiler 
falls auslegt)?

Hat das vielleicht auch etas mit Übersprechen der Kanäle untereinander 
zu tun?

Abundzu liest man auch etwas von galvanischer Isolation ZWISCHEN den 
einzelnen Kanälen - ist hiermit auch das Gleiche gemeint - also auch 
wieder DC-DC-Wandler vor jedem Kanal?

Und zurück zum Anfang: Es ist die Rede von Trennung von I/O Signalen, 
Versorgung und Schnittstelle: Heißt das wirklich, dass die Elektronik 
auf so einer Messkarte dann wirklich komplett von allen äußeren 
Einflüssen entkoppelt ist? Also sind echt überall DC-DC-Wandler verbaut? 
Oder bleibt es "nur" bei dem DC-DC-Wander am Messeingang, der natürlich 
das Messsignal von Schnittstelle und Versorgung trennt...

Danke

von STK500-Besitzer (Gast)


Lesenswert?

Andi Ü. schrieb:
> Heißt das, dass jeder Kanal einen vorgeschalteten DC-DC-Wandler hat, der
> die zu messende Spannung komplett entkoppelt? Geht durch diese Umsetzung
> keine Messgenauigkeit verloren? Ich brauch ja dann (falls das über einen
> Trenntrafo realisiert wird) irgendwas, das die DC-Messspannung
> moduliert...

Jain, man erzeugt eine Messschaltung (für jeden Kanal), die von einem 
galvanisch getrennten DC7DC-Wandler versorgt wird.
Die Datenübertragung erfolgt dann digital durch Optokoppler.

> Abundzu liest man auch etwas von galvanischer Isolation ZWISCHEN den
> einzelnen Kanälen - ist hiermit auch das Gleiche gemeint - also auch
> wieder DC-DC-Wandler vor jedem Kanal?

Das meint eher das Übersprechen, das bei höheren Spannung besser 
funktioniert...

von josef2 (Gast)


Lesenswert?


von Klaus (Gast)


Lesenswert?

Andi Ü. schrieb:
> Und warum macht man das eigentlich? Gibt es noch einen anderen Grund,
> außer um die Messkarte und das Messsystem und den Anwender vor zu hohen
> Spannungen/Strömen zu schützen (falls er irgendwelche Spannungsteiler
> falls auslegt)?

Das hat mit Schutz überhaupt nichts zu tun, sonder mit unterschiedlichen 
Potentialen. Wenn alle Kanäle getrennt sind, kann man mit jedem an 
belieger Stelle einer Schaltung messen. Also z.B. die Spannung über dem 
High-Side FET in einer Brücke und gleichzeitig die Ansteuerung der 
Low-Side. Und es spielt keine Rolle, ob der Strom-Shunt im Plus oder im 
Massepfad ist.

MfG Klaus

von Claudia (Gast)


Lesenswert?

Das macht man hauptsächlich, um Meßstörungen durch Brumm- oder 
Erdschleifen zu vermeiden. Aber Achtung, die Isolation ist oft nicht 
besonders belastbar und dient schon garnicht der Sicherheit. Es handelt 
sich in der Regel also nicht um irgendwelche Schutzisolationen. -> Genau 
die Specs lesen...

von Andi Ü. (and0riz0r)


Lesenswert?

Klaus schrieb:
> Das hat mit Schutz überhaupt nichts zu tun, sonder mit unterschiedlichen
> Potentialen. Wenn alle Kanäle getrennt sind, kann man mit jedem an
> belieger Stelle einer Schaltung messen. Also z.B. die Spannung über dem
> High-Side FET in einer Brücke und gleichzeitig die Ansteuerung der
> Low-Side. Und es spielt keine Rolle, ob der Strom-Shunt im Plus oder im
> Massepfad ist.

Das kann ich irgendwie nicht nachvollziehen. Könntest du mir das nochmal 
auf einfach erklären?

Wenn ich z. B. eine Spannung messen möchte und einen differentiellen 
Eingang meiner Messkarte verwende, dann ist doch das Potential der 
Messorte ziemlich egal, weil ja einen OPV dazwischen geschaltet ist. 
Wenn die Ausgangsspannungen aller OPVS (also für alle Kanäle) eine 
gemeinsame Masse haben, kann danach ein ADC sitzen, der alles schön 
digitalisiert - Potentialunterschiede in den eigentlichen Signalen sind 
da doch egal bzw. genau die möchte man ja messen....oder was meinst du?

Bei einer single-ended Spannungsmessung schaut das dann evtl. anders aus 
- sowas kann man vermutlich erstmal nicht galvanisch voneinander 
trennen, weil alle Signale ja die selbe Masse haben.

Wieso ein Strom-Shunt? Gerade hast du doch von Spannungsmessung geredet.

von Claudia (Gast)


Lesenswert?

>Das kann ich irgendwie nicht nachvollziehen. Könntest du mir das nochmal
>auf einfach erklären?

Naja, du hast doch die Meßkarte in einem PC stecken. Dann hättest du 
ohne galvanische Trennung des Eingangs der Meßkarte schon mal eine 
zusätzliche Erdverbindung...

von STK500-Besitzer (Gast)


Lesenswert?

Eine galvanisch getrennte Messkarte verhält sich wie ein paar 
batteriebetriebene Digital Multimeter.

Ist die Messkarte nicht galvanisch getrennt, benutzt man zwei OPV als 
Eingangsverstärker, an deren nichtinvertierenden Eingänge die zu 
messende Spannung angelegt wird.
Die Spannung nach den OPV wird entweder elektronisch subtrahiert (noch 
ein OPV) oder durch einen AD-Wandler digitalisiert (dessen Eingang 
zwischen den beiden OPV umgeschaltet wird) und dann die Differenz 
ausgerechnet.

Wie du sicher erkennen kannst, handelt es sich dabei um zwei 
single-end-Messungen.


[OT]
Wieso kommt mir diese Problematik nur so bekannt vor?
[/OT]

von Dietrich L. (dietrichl)


Lesenswert?

Andi Ü. schrieb:
> Wenn ich z. B. eine Spannung messen möchte und einen differentiellen
> Eingang meiner Messkarte verwende, dann ist doch das Potential der
> Messorte ziemlich egal, weil ja einen OPV dazwischen geschaltet ist.

Das ist nicht ziemlich egal, sondern nur etwas egal!
Die Spannungen müssen immer noch im erlaubten Gleichtaktbereich des OPVs 
bleiben, und das geht (üblicherweise) im günstigsten Fall bis zur 
Versorgungsspannung der OPVs (ja, es gibt auch exotische Ausnahmefälle, 
wo es weiter geht...).

Gruß Dietrich

von Klaus (Gast)


Lesenswert?

Andi Ü. schrieb:
> Das kann ich irgendwie nicht nachvollziehen. Könntest du mir das nochmal
> auf einfach erklären?
>
> Wenn ich z. B. eine Spannung messen möchte und einen differentiellen
> Eingang meiner Messkarte verwende, dann ist doch das Potential der
> Messorte ziemlich egal,

Solange beide im zulässigen Bereich beider Messeingänge sind.

Als Beispiel: Strommessung über Shunt gegen Ground, Bereich < 1V, und 
Spannung am Highside FET(IGBT)-Gate: < 20V, 0 bis 400V über Ground je 
nach Schaltzustand der Ansteuerung oder Phase der Netzspannung.

Natürlich kann man die Gatespannung via Spannungsteiler auf einen 
niedrigen Wert runtersetzen, man verliert dabei aber Auflösung bei der 
Messung. Wenn man beide potentialfrei misst, ist für den einen Kanal 1 V 
volle Auflösung, den anderen Kanal 20V, und die 0 bis 400v (je nach 
Schaltzustand der Brücke) spielen keine Rolle. Das hilft auch beim 
Verständniss, einen FET interessiert nur die Spannung zwischen Gate und 
Source, und nicht zwischen Gate und Ground.

MfG Klaus

P.S. das ist wie zwei Multimeter, die voneinander isoliert sind, an zwei 
beliebigen Stellen einer Schaltung.

von Andi (Gast)


Lesenswert?

Ok...ok...also man kann damit Messungen ohne Rücksicht auf irgendeinen 
Bezugspunkt machen. Danke Klaus!

Hm...ich verstehe auch, dass es einem Trenntrafo (sowas ist ja in 
galvanisch getrennten DC/DC-Wandlern) egal ist, ob die 10 Volt an seinem 
Eingang von einer Potentialdifferenz zwischen 390 und 400 oder 0 und 10 
Volt herrühren.

Nur wie macht man die hierfür nötige Modulation. Das kann ja dann auch 
nur irgendwie galvanisch getrennt erfolgen. Ist also das einfach nur ein 
An- und Ausschalten des Stromkreises?


Von Highside Strommessung über Shunts und IGBTs hab ich keine Dunst. 
Kann mich noch besinnen, dass es hierbei vermutlich um elektrische 
Antriebstechnik bzw. deren Regelung geht.... :)

von STK500-Besitzer (Gast)


Lesenswert?

Andi schrieb:
> Nur wie macht man die hierfür nötige Modulation. Das kann ja dann auch
> nur irgendwie galvanisch getrennt erfolgen. Ist also das einfach nur ein
> An- und Ausschalten des Stromkreises?

Wie meinen?

von Andi Ü. (and0riz0r)


Lesenswert?

STK500-Besitzer schrieb:
> Wie meinen?

Was für einen Typ von DC-DC Wandlern nimmt man denn für sowas?

von Dietrich L. (dietrichl)


Lesenswert?

Andi Ü. schrieb:
> Was für einen Typ von DC-DC Wandlern nimmt man denn für sowas?

Den DC/DC-Wandler nimmt man üblicherweise zur Versorgung der 
Elektronik auf der potenzialgetrennten Seite. Das zu messende Signal 
wird gewandelt (z.B. in eine Frequenz, in serielle Daten, ...) und dann 
z.B. per Optokoppler auf die andere Seite übertragen.

(Es gibt allerdings auch andere Lösungen, z.B. analoge Optokoppler, ...)

Gruß Dietrich

von Andi (Gast)


Lesenswert?

ah - achso...ok :)
danke!

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.