Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Was für Elektronikkenntnisse/Berufserfahrung angeben?


von Absolvent (Gast)


Lesenswert?

Hi Leute,

ich habe eine ernst gemeinte Frage an euch. Und zwar geht es darum, was 
ich für "Berufserfahrung" bzw. "Elektronikkenntnisse" im Anschreiben 
bzw. Lebenslauf angeben sollte.

Zu mir:
- Kurz vorm Abschluss (Master)
- 1. Praxissemester im Bereich Automatisierung (Mathematische 
Modellierung und Systemidentifikation)
- Danach ein halbjähriges Praktikum in der Produktion von 100kW 
Wechselrichtern (Schaltschrankbau, mechanische Arbeiten, Lötarbeiten 
etc.)
- Im Master (Spezialisierung auf Leistungselektronik) ein Projekt 
gehabt, in dem ich einen Hochsetzsteller dimensioniert habe 
(Simulation/Berechnungen -> geeignete Kompenentenauswahl inkl. 
Kühlkörper, Inbetriebnahme des Wandlers)
- Jetzt in der Masterarbeit wieder die Dimensionierung eines 
Hochsetzstellers inkl. Treiberstufe und analoger Regelung

In dem Projekt habe ich vieles gelernt, was mir jetzt in der 
Abschlussarbeit zugute komme (Kühlkörper berechnen, Komponenten 
auswählen, Verluste abschätzen, Fehlersuche, Inbetriebnahme etc.). 
Gleiches gilt auch für das "nach der Abschlussarbeit", wenn ich als Ing. 
arbeiten werde. Soll heißen, ich lerne momentan viel, was mir später 
zugute kommt.

Insofern finde ich, dass ich schon wichtige Kenntnisse und Erfahrungen 
für den Beruf mitbringe. Gleichzeitig lerne ich aber täglich Neues dazu, 
was mich dann wieder in dem Glauben lässt, ich sei ein kompletter 
Neuling auf dem Gebiet :D


Natürlich möchte ich im Anschreiben bzw. Lebenslauf ehrlich sein und 
nicht maßlos übertreiben, weshalb ich jetzt am überlegen bin, wie ich es 
treffend formulieren kann.

Ich würde auf sowas wie "erste Berufserfahrungen im analogen 
Schaltungsdesign" tendieren sowie "Erweiterte Kenntnisse in der 
Auslegung von DC/DC Wandlern". Irgendwie sowas halt.


Bestätigung, Kritik, Meinungen?


Und bitte ehrlich antworten. Ich bin auch ehrlich :)

Gruß

von Facebook (Gast)


Lesenswert?

Absolvent schrieb:
> Und bitte ehrlich antworten. Ich bin auch ehrlich :)

Da mach dir mal keine Sorgen drum..

von D. I. (Gast)


Lesenswert?

Gib es ehrlich aber wohlwollend formuliert an. Verkaufe es Vorteil, die 
Leute wissen normal dass ein Absolvent nicht das Gleiche kann wie jemand 
der schon Jahre im Business ist, ABER wenn du erweiterte Kenntnisse 
angibst untermauer die dann später im Fachgespräch. Damit meine ich, 
dadurch dass du dich mit der Materie beschäftigt hast solltest du auch 
schon auf Probleme gestoßen sein und gelöst haben die über das 
Standardvorlesungsbücherwissen hinausgehen und mit sowas lässt sich dann 
sehr gut punkten im Gespräch.

Ich meine manche Absolventen verkaufen sich schon als FPGA-Designer mit 
erweiterten Kenntnissen, weil sie einen Volladdierer synthetisiert 
bekommen und mal einen FIFO im Coregen erzeugt haben. 
Interessanterweise, je mehr man als Anfänger in die Materie eintaucht 
desto weniger glaubt man zu wissen / zu können aber Tatsache ist dass 
man damit schon besser ist als 70% der Durchschnittsleute die in diesem 
Bereich nur Bücherwissen vorweisen können und damit hat man schon eine 
gute Ausgangsposition.

von Michael S. (technicans)


Lesenswert?

Absolvent schrieb:
> - Danach ein halbjähriges Praktikum in der Produktion von 100kW
> Wechselrichtern (Schaltschrankbau, mechanische Arbeiten, Lötarbeiten
> etc.)

Haste kein Praktikumszeugnis erhalten? Dann lass dir eins geben.
Dann kannste so viel schleimen was das Zeugnis hergibt. Ohne
würde man dir das sonst nicht abkaufen. Ist leider so.

von Mine Fields (Gast)


Lesenswert?

Berufserfahrung hast du keine. Also kannst du auch eine angeben. Die 
Bewertung deiner Kenntnisse ("erweiterte Kenntnisse" usw.) würde ich an 
deiner Stelle vermeiden. Du merkst ja selbst, dass du das gar nicht 
einschätzen kannst.

Natürlich kannst und solltest du die Tätigkeiten in den Praktika 
angeben. Mehr als du hier geschrieben hast muss es nicht sein. Das 
reicht, um das Interesse zu wecken. Stelle dich aber auf detaillierte 
Fragen beim Vorstellungsgespräch ein.

Falls du öffentlich verwendbare Arbeiten hast (Studienarbeiten, 
Projektberichte, etc.) dann kannst du sie ja auf eine Homepage hochladen 
und die Links mit angeben. Falls der zuständige fachliche Vorgesetzte 
Interesse hat, wird er sich das anschauen, um sich ein Bild von deinen 
erworbenen Kenntnissen zu machen.

Eine Frage, die dich ganz sicher irgendwann erwarten wird ist die: Wieso 
hast du mitten im Studium ein halbes Jahr Praktikum in der Fertigung 
gemacht? Das ist sehr ungewöhnlich, denn es hat absolut keinen Bezug zu 
einem wissenschaftlichen Studium. Wenn du es richtig rüberbringst, kann 
dir das durchaus positiv angerechnet werden, aber lege dir eine wirklich 
gute Begründung dafür zurecht.

von Absolvent (Gast)


Lesenswert?

Hi D.I., Hi Mine Fields,
danke für eure beiden Beiträge. Auf beide werde ich eingehen:

D. I. schrieb:
> ABER wenn du erweiterte Kenntnisse
> angibst untermauer die dann später im Fachgespräch. Damit meine ich,
> dadurch dass du dich mit der Materie beschäftigt hast solltest du auch
> schon auf Probleme gestoßen sein und gelöst haben die über das
> Standardvorlesungsbücherwissen hinausgehen und mit sowas lässt sich dann
> sehr gut punkten im Gespräch.
Genau so lief es auch im Bewerbungsgespräch für meine Abschlussarbeit 
ab. Auf Unikurse, die für die Firma relevant waren, wurde näher 
eingegangen und ich wurde ordentlich ausgefragt. Letztendlich haben die 
mich genommen :)


Mine Fields schrieb:
> Berufserfahrung hast du keine. Also kannst du auch eine angeben. Die
> Bewertung deiner Kenntnisse ("erweiterte Kenntnisse" usw.) würde ich an
> deiner Stelle vermeiden. Du merkst ja selbst, dass du das gar nicht
> einschätzen kannst.
Danke für deinen Hinweis. Das "Beruf" in "Berufserfahrung" würde ich 
dann herausnehmen und belasse es auf "erste praktische Erfahrung" oder 
so. Wobei mich interessieren würde:
Ab wann ist Berufserfahrung definiert? Ich schreibe die 6-monatige 
Abschlussarbeit in einem Unternehmen. Na klar dauern meine Tätigkeiten 
länger als beim "richtigen" Ingenieur, aber mehr oder minder mache ich 
genau dieselbe Arbeit. Soll heißen: Wenn ich (oder ein anderer Student) 
dieses Thema nicht bearbeiten würde, so würde es mein Betreuer machen. 
Wäre meine Abschlussarbeit nicht also schon gewissermaßen 
Berufserfahrung? Ich will nicht auf das "Beruf" beharren. Es ist nur 
eine Frage, die mich interessieren würde. Wie siehst du das?

> Natürlich kannst und solltest du die Tätigkeiten in den Praktika
> angeben. Mehr als du hier geschrieben hast muss es nicht sein. Das
> reicht, um das Interesse zu wecken. Stelle dich aber auf detaillierte
> Fragen beim Vorstellungsgespräch ein.
Ja, das hast du recht. Das werde ich natürlich berücksichtigen.

> Falls du öffentlich verwendbare Arbeiten hast (Studienarbeiten,
> Projektberichte, etc.) dann kannst du sie ja auf eine Homepage hochladen
> und die Links mit angeben. Falls der zuständige fachliche Vorgesetzte
> Interesse hat, wird er sich das anschauen, um sich ein Bild von deinen
> erworbenen Kenntnissen zu machen.
Habe ich auch schon daran gedacht. Allerdings habe ich mich nie mit 
Webseiten befasst, ergo besitze ich keine eigene. Oder wie würdest du 
das machen?

> Eine Frage, die dich ganz sicher irgendwann erwarten wird ist die: Wieso
> hast du mitten im Studium ein halbes Jahr Praktikum in der Fertigung
> gemacht? Das ist sehr ungewöhnlich, denn es hat absolut keinen Bezug zu
> einem wissenschaftlichen Studium. Wenn du es richtig rüberbringst, kann
> dir das durchaus positiv angerechnet werden, aber lege dir eine wirklich
> gute Begründung dafür zurecht.
Guter Hinweis. Für das Praktikum habe ich eine gute Begründung. Ob das 
der Fachverantwortliche auch so sieht, sei mal dahin gestellt :)

Noch mal an euch beide:
Vielen Dank für das Feedback.

Gruß

von Mine Fields (Gast)


Lesenswert?

Absolvent schrieb:
> Ab wann ist Berufserfahrung definiert? Ich schreibe die 6-monatige
> Abschlussarbeit in einem Unternehmen. Na klar dauern meine Tätigkeiten
> länger als beim "richtigen" Ingenieur, aber mehr oder minder mache ich
> genau dieselbe Arbeit.

Berufserfahrung zählt ab Abschluss. Eine Diplomarbeit (bzw. 
Masterthesis) ist eine ganz andere Arbeitssituation, die sich völlig vom 
Berufsalltag unterscheidet.

Absolvent schrieb:
> Habe ich auch schon daran gedacht. Allerdings habe ich mich nie mit
> Webseiten befasst, ergo besitze ich keine eigene. Oder wie würdest du
> das machen?

Das ist kein Hexenwerk und sollte für einen Ingenieur problemlos zu 
bewältigen sein.

Absolvent schrieb:
> Guter Hinweis. Für das Praktikum habe ich eine gute Begründung. Ob das
> der Fachverantwortliche auch so sieht, sei mal dahin gestellt :)

Dann denke lieber noch einmal darüber nach, ob diese Begründung taugt.

von Steel (Gast)


Lesenswert?

Dieses Praktikum in der Produktion wundert mich auch ganz stark. 
Mich´würde auch die Begründung interessieren?

von Master (Gast)


Lesenswert?

Mine Fields schrieb:
> Eine Diplomarbeit (bzw.
> Masterthesis) ist eine ganz andere Arbeitssituation, die sich völlig vom
> Berufsalltag unterscheidet.

Na ja völlig is ein bisschen übertrieben.

von Absolvent (Gast)


Lesenswert?

Okay Männer, danke für eure Hinweise.

Mine Fields schrieb:
> Berufserfahrung zählt ab Abschluss. Eine Diplomarbeit (bzw.
> Masterthesis) ist eine ganz andere Arbeitssituation, die sich völlig vom
> Berufsalltag unterscheidet.
Okay, überzeugt. :)

> Absolvent schrieb:
> Das ist kein Hexenwerk und sollte für einen Ingenieur problemlos zu
> bewältigen sein.
Bin ich ja noch nicht :P
Nein nein, wenn Zeit und Interesse vorhanden ist, werde ich mich damit 
beschäftigen (hatte ich ohnehin seit langer Zeit vor). Momentan stehen 
uC als Hobby auf der Tagesordnung.

> Dann denke lieber noch einmal darüber nach, ob diese Begründung taugt.

Gut, da Steel auch interessiert daran ist:
Das Praktikum wurde zwischen Bachelor und Master absolviert. 
7-semestrigen Bachelor in Regelstudienzeit (bei mir somit im Frühjahr) 
abgeschlossen. 4-semestriger Wunschmaster wurde erst zum Herbst 
angeboten -> somit entstanden 6 Monate Leerlauf, die ich mit einem 
Praktikum gefüllt habe.

Gruß

von Mine Fields (Gast)


Lesenswert?

Absolvent schrieb:
> Gut, da Steel auch interessiert daran ist:
> Das Praktikum wurde zwischen Bachelor und Master absolviert.
> 7-semestrigen Bachelor in Regelstudienzeit (bei mir somit im Frühjahr)
> abgeschlossen. 4-semestriger Wunschmaster wurde erst zum Herbst
> angeboten -> somit entstanden 6 Monate Leerlauf, die ich mit einem
> Praktikum gefüllt habe.

Darauf kommt die Frage, wieso du dir kein Praktikum im Ingenieursbereich 
gesucht hast.

von berndl (Gast)


Lesenswert?

Mine Fields schrieb:
> Darauf kommt die Frage, wieso du dir kein Praktikum im Ingenieursbereich
> gesucht hast.

Och, da kann man sagen/schreiben: 'Ich war jung und brauchte das Geld'

Ohne Witz, ganz ernst gemeint

von Absolvent (Gast)


Lesenswert?

Mine Fields schrieb:
> Darauf kommt die Frage, wieso du dir kein Praktikum im Ingenieursbereich
> gesucht hast.
Darauf kommt meine Antwort:

Weil ich das vergeblich getan habe. Zwei Firmen begründeten gleich:
Als fertiger Ingenieur zum Praktikantenlohn arbeiten machen die nicht, 
weil ich
1. Einblicke in deren Technologien und Spezialwissen bekomme und dann 
für 2 Jahre (oder immer) weg bin. Salopp gesagt: Ich muss "eingelernt" 
werden; ergo muss man mich betreuen und Zeit für mich opfern. Kaum 
verstehe ich deren Technik, Technologien etc. hau ich wieder ab
2. Würde ich bei einem Ingenieurslohn wesentlich mehr Sozialabgaben 
zahlen. Stellen die mich (fertiger Akademiker) als Praktikanten für 
deren Ingenieurstätigkeiten ein, müssten die (so sagten sie mir 
ausdrücklich) die Differenz an den Staat zahlen was die Rentenbeiträge 
angeht.



Gruß

von Mine Fields (Gast)


Lesenswert?

berndl schrieb:
> Och, da kann man sagen/schreiben: 'Ich war jung und brauchte das Geld'
>
> Ohne Witz, ganz ernst gemeint

Das könnte man gelten lassen, ist aber trotzdem eine schlechte 
Begründung.

Es hieß aber auch Praktikum und nicht Ferienjob. Ich gehe also davon 
aus, dass es kein oder nur wenig Geld für die Tätigkeit gab.

von Absolvent2 (Gast)


Lesenswert?

Mine Fields schrieb:
> Das könnte man gelten lassen, ist aber trotzdem eine schlechte
> Begründung

Ich bin jetzt auch fertig mit dem Bachelor. Master an meiner Wunschuni 
ist ebenfalls nur zum Wintersemester möglich.
Ich habe mich für ein Praktikum in einer sozialen Einrichtung 
entschieden, (war ursprünglich als Bundesfreiwilligendienst geplant, 
aber es kam der Einstellungsstop dazwischen)
weil ich denke das es ganz gut ist mal was anderes zu sehen und zu tun 
als ständig nur komplizierte Technik.
Andere machen halt ein Jahr vor dem Studium ein FSJ oder 
Bundesfreiwilligendienst oder was auch immer ich machs zwischen Bachelor 
und Master, was soll.

von D. I. (Gast)


Lesenswert?

Mine Fields schrieb:
> Es hieß aber auch Praktikum und nicht Ferienjob. Ich gehe also davon
> aus, dass es kein oder nur wenig Geld für die Tätigkeit gab.

Industriepraktika für angehende Ingenieure sind meistens schon 
vernünftig bezahlt.

Habe damals bei der IBM 1125+260 Wohnpauschale / Monat bekommen und 
Kommilitonen bei anderen größeren Firmen auch im Bereich von 1000 Euro / 
Monat.

Und auf die Frage warum man mal in der Fertigung oder woanders Praktikum 
gemacht hat kann man auch sagen, dass man auch mal was anderes sehen 
wollte um seinen Horizont zu erweitern. Wenn das jemand negativ auslegen 
will, dann hätte ich schon kein Bock dort bei verbohrten Fachidioten zu 
arbeiten.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.