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Ferchau nimmt Metall-Tarif zum Maßstab
Entgelt: Bei der Able-Gruppe, zu der auch der Ingenieur-Dienstleister
Ferchau gehört, orientiert sich ab Juli 2013 das Entgelt für alle
Projektmitarbeiter am Metall-Tarif Nordrhein-Westfalen.
Able-Geschäftsführer Frank Ferchau, Able-Personalleiter Joachim Lalla
und der IG-Metall-Bevollmächtigte Werner Kusel sagen, warum sie diesen
Tarifvertrag geschlossen haben.
VDI nachrichten, Düsseldorf, 20. 4. 12, has
VDI nachrichten: Die gleiche Bezahlung von Leih- oder Zeitarbeitern und
Stammbeschäftigten ist seit Jahren ein Thema. Warum haben Sie sich jetzt
entschlossen, einen Tarifvertrag zu vereinbaren?
Ferchau: Wir hatten bereits seit 2004 einen Haustarif mit der IG Metall.
Da wir gute Erfahrungen mit der IG Metall gemacht hatten, haben wir uns
mit der Gewerkschaft darauf verständigt, Equal-Pay tarifvertraglich zu
gestalten. Außerdem hatte das Bundesarbeitsministerium den Tarifparteien
eine Frist bis Ende März 2012 gesetzt, um eine Equal-Pay-Regelung zu
vereinbaren. Ferchau ist unseres Wissens das erste Unternehmen, das es
geschafft hat, innerhalb dieser Frist eine solche Regelung zu
vereinbaren.
Was bringt der Equal-Pay-Tarifvertrag den Projektmitarbeitern?
Kusel: Ab dem 1. Juli 2013 gilt das Prinzip der gleichen Bezahlung für
nahezu alle Beschäftigten des Able-Konzerns, zu dem auch Ferchau gehört
– unabhängig davon, ob sie gerade eingestiegen sind oder ob sie schon
lange bei Ferchau arbeiten und unabhängig davon, ob sie in den
Technischen Büros arbeiten oder im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung
oder eines Werkvertrags eingesetzt sind. Es spielt zudem auch keine
Rolle, in welchen Branchen die Auftraggeber tätig sind, bei denen sie
eingesetzt werden. Es gilt: ein Konzern, ein Tarifvertrag. Wenn
Betriebsvereinbarungen in den Einsatzbetrieben bessere Bedingungen
vorsehen, haben diese Geltung.
An welche Gehälter gleichen Sie das Entgelt ihrer Mitarbeiter an?
Lalla: Der Maßstab, an dem wir uns orientiert haben, ist der
Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie
Nordrhein-Westfalen. Das Referenzgehalt für Ingenieure ist die
Entgeltgruppe 11.
Wie viel ist das?
Lalla: Derzeit sind das 3521 € im Monat, inklusive der Zuschläge. Diese
Zuschläge werden vom ersten Arbeitstag an bezahlt und steigen von 165 €
auf 659 € nach zwölf Monaten. Hinzu kommen Sonderzahlungen wie Urlaubs-
und Weihnachtsgeld oder individuell vereinbarte Qualifikationszulagen,
wie sie der Tarifvertrag vorsieht.
Kusel: Die Arbeitnehmer können zwischen einer 35- und einer
40-Stundenwoche wählen, ohne Nachteile befürchten zu müssen. Allerdings
wird auch entsprechend unterschiedlich bezahlt.
Warum gibt es die volle tarifliche Entlohnung erst ab dem zwölften
Beschäftigungsmonat?
Ferchau: Neue Kollegen sind, wenn sie bei uns anfangen, nicht sofort so
produktiv wie die Kollegen, die ihren Job schon länger machen. Wir haben
uns mit der IG Metall darauf verständigt, dass es angemessen ist, nach
einem Jahr das volle Entgelt zu zahlen.
Wenn der ERA-Tarifvertrag den Maßstab bildet: Wird darin nicht schon die
unterschiedliche Produktivität Jüngerer und Älterer abgebildet?
Kusel: Der ERA-Tarifvertrag richtet sich nach den Aufgaben, die den
Beschäftigten übertragen werden. Eine Steigerung nach
Beschäftigungsdauer gibt es im ERA-Tarifvertrag nur noch in den
Entgeltgruppen 12, 13 und 14. Natürlich hätten wir gerne mehr
rausgeholt, für uns war aber wichtig, dass es von Anfang an eine Zulage
gibt. Da ist dieser Tarifvertrag weiter als die öffentliche Debatte über
Equal-Pay. Und für viele junge Ingenieure ist Ferchau ein Sprungbrett.
Es gibt kaum ein Unternehmen, das so viele Chancen bietet, sich in
unterschiedlichen Arbeitsfeldern zu testen. Das sagen mir Ingenieure,
die in der IG Metall organisiert sind. Ferchau gilt nicht als billige
Leiharbeitsbude.
Der Equal-Pay-Tarifvertrag macht Leih- oder Zeitarbeit wie auch
Werkverträge teurer. Was haben Ihre Kunden davon?
Ferchau: Das wird sicher etwas kosten, aber das wird durch den Vorteil
aufgewogen, den die damit gewonnene Rechtssicherheit bietet.
Können Sie das erklären?
Lalla: Die Gerichte haben Zeitarbeitstarifverträge von christlichen
Gewerkschaften rückwirkend für unwirksam erklärt. Damit tritt
automatisch die Equal-Pay-Regelung in Kraft. Das heißt:
Verleihunternehmen müssen unter Umständen die Lohndifferenz noch
entrichten und Entleiher im Rahmen der Subsidiärhaftung die
Sozialversicherungsbeiträge. Vergleichbare Risiken bestehen beim
Abschluss von Pro-Forma-Werkverträgen, die geschlossen werden, um
Equal-Pay zu umgehen. Mit einem Equal-Pay-Tarifvertrag, wie wir ihn
jetzt abgeschlossen haben, sind die Kunden auf der sicheren Seite. Sie
haben einen echten Mehrwert.
Hat Ferchau Probleme, Ingenieure zu finden?
Ferchau: Sicherlich gibt es zurzeit für Ingenieure viele Optionen. Man
muss sich Mühe geben, aber dieser Tarifvertrag wird uns dabei helfen.
Die Attraktivität eines Arbeitgebers bemisst sich auch nicht nur an der
Entlohnung. Die ist wesentlich, aber nicht entscheidend.
Was zählt noch?
Ferchau: Wir bieten höchst interessante Aufgaben in unterschiedlichen
Branchen und dazu vielfältige Chancen, sich zu qualifizieren und sich
weiterzuentwickeln. Im Schnitt bleiben unsere Mitarbeiter zweieinhalb
bis drei Jahre, dann wechseln sie in der Regel zu einem
Kundenunternehmen. Das zeigt, dass unsere Auftraggeber die Qualität
unserer Mitarbeiter schätzen. Ferchau ist eher mit einem herkömmlichen
Ingenieurbüro zu vergleichen und weniger mit der
Einsatz-Wechseltätigkeit, wie sie in der Arbeitnehmerüberlassung typisch
ist.
Es gibt Branchengespräche zwischen der IG Metall und den
Arbeitgeberverbänden der Zeitarbeit. Wie ist der Stand?
Kusel: Die Verbände zeigen sich sperrig. Mit diesem
Equal-Pay-Tarifvertrag haben wir eine Vorreiterrolle übernommen und ich
bin überzeugt, dieser Abschluss ist ein Signal in die richtige Richtung.
HAS
Thomas1 schrieb:> Warum gibt es da nach über 20 Jahren noch einen Ost-Tarif? Sowas ist> auch Dikriminierung.
Finde ich auch! Weg mit dem Solidaritätszuschlag!
IngeM schrieb:> Bei der Able-Gruppe, zu der auch der Ingenieur-Dienstleister>> Ferchau gehört,...
Zur Info:
Ferchau hat sich als Dachholding den Namen ABLE GROUP gegeben.
O-Ton:
"2010 Gründung der ABLE Management Services GmbH und Zusammenführung der
Konzerngesellschaften unter dem Dach ABLE GROUP."
Der Rest des Artikels ist eine einzige dauerfeuernde
Nebelkerzenbatterie!
Thomas1 schrieb:> Warum gibt es da nach über 20 Jahren noch einen Ost-Tarif? Sowas ist> auch Dikriminierung.
dann würden sich aber viele Münchner auch gerne Ostmieten wünschen ! da
kann man reden was man will, diese sind erheblich günstiger ! auch
Hauspreise. Wo man in München schon Führungskraft sein muss um sich ein
Reihenhaus leisten zu können, kann das der Ostdeutsche schon mit einem
mittleren Einkommen.
Das ist richtig, denn zum einen macht Ferchau nichts anderes, als sie
müssen und zum anderen sind Tarifverträge sowieo nicht bindend und wenn,
führen sie nicht zu mehr Geld!
1.) Ingenieure bekommen in der Regel erheblich mehr, als das
Tarifminimum, daher ist das Einigen auf das Tarifminimum ein
sinnentleerter Vorgang.
2.) Zeitarbeiter bekommen oft zusaätlziche variable zuschüsse zu den
Fahrten und Unterküften, also kann man darüber wieder sparen.
"Eqal Pay" ist daher für die AG nichts anderes als "egal pay" und mm
Übrigen sogar ein Pluspunkt, denn er verhindert auf absehbare Zeit, dass
ein Ausgleichszahlungssystem wie in Frankreich eingeführt werden könnte,
das vorsieht, das Zeitarbeiter 10% mehr bekommen müssen.
Für mich ist Zeitarbeit schon lange "evil pay",
ENDLICH!!!
Ich hoffe, die Geschichte hat Signalwirkung, sodass andere Dienstleister
dem Beispiel von Ferchau folgen.
Ein Dienstleister ist immer 2. Wahl. Wenn man beim Mittelständler aber
1000 € im Monat weniger verdient als beim Dienstleister, lohnt sich ein
Wechsel u. U. doch!
check schrieb:> Ich hoffe, die Geschichte hat Signalwirkung, sodass andere Dienstleister> dem Beispiel von Ferchau folgen.
m(
Das einzige was Signalwirkung hat, sind die Zahlen aus der Buchhaltung.
Ferchau hat vermutlich nur gemerkt, dass sie mehr Verkaufen können, als
sie Leute bekommen.
Da jammern über den "Fachkräftemangel" offenbar nichts gebracht hat,
muss man eben andere Wege gehen!
Haustarif hin, Haustarif her, Equal Payment, das muß aber auch nur dann
angewandt werden, wenn eine Leihkraft in einen IGM-Betrieb verliehen
wird, und dieser Entleihbetrieb selbst auf Equal Payment besteht. Leider
ist der Verleih in einen tarifgebundenen Betrieb aber nicht die Regel,
eher die Ausnahme. In meinem Fall wäre es ein bekannter ausländischer
Automobilkonzern gewesen, der auch LKW und Baumaschinen herstellt, und
Arbeitsbedingungen noch groß schreibt.
Sowas hatte ich Ende letzten Jahres, das Tätigkeitsprofil passte dann
leider nicht. Ich sollte Catia V exzellent beherrschen, was natürlich
nicht der Fall ist. Aber ich bekam die Dinge drum herum genauer erklärt.
Somit hätte ich als Leihkraft die gleichen Arbeitsbedingungen wie die
Festangestellten bekommen, und Reisen und Unterkunft entfiel bei der
kurzen Entfernung auch. Einziger Wermutstropfen wäre wirklich nur die
Befristetheit des Verleihs gewesen. Also hätte ich die Stelle
angenommen, wenn das Profil gepasst hätte. Einarbeiten wollte jedoch
niemand. Die Catia-V-Spezis scheinen aber woanders sicher vom Himmel zu
fallen.
Die "Tool-Fixiertheit" ist wirklich ein Problem. Meiner Meinung nach,
geht dies aber eher von den Personalern aus und nicht unbedingt von den
Fachvorgesetzten. Diese bekommen die Kandidaten gar nicht erst zu sehen.
Ludwig schrieb:> dann würden sich aber viele Münchner auch gerne Ostmieten wünschen ! da> kann man reden was man will, diese sind erheblich günstiger ! auch> Hauspreise.
Vergleich doch mal mit Emden oder Leer. Das ist realistischer. Im Osten
sind Nebenkosten deutlich teurer. Natürlich bei kleinerem Einkommen.