Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Ingenieurmangel bei GETINGE


von Bertram (Gast)


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Nachdem der schwedische Krankenhausbedarfsgrossproduzent, der eine Firma 
nach der anderen schluckt und verschlankt, die deutsche Maquet 
aufgesogen und verjüngt hat (nach Hechingen wird nun auch Hirrlingen 
platt gemacht) leiden der neue Fusionsstandort in Rastatt an chronischem 
Ingenieurmangel.

Nicht weniger als 55 Personen, darunter 17 Ingenieure haben der Firma 
schon den Rücken gekehrt und nach Jahren der schmalen Lohnsteigerungen, 
in denen sie nur ihr Haus und ihrer Feunde bei der Firma gehalten 
hatten, die Konsequenzen gezogen.

Aus den Reihen der zurückbleiben wollenden Schwaben war zu hören, dass 
man auch aus privaten Gründen nicht zu den "Drecks-Badensern" südlich 
nach Rastatt ziehen will - nebst den locker 1,5h zusätzlicher Fahrt 
täglich. (Klar, wer regelmässig zum VFB geht, der wechselt nicht nicht 
binnen Tagen zum KSC :-) )

Nun sitzt man in Rastatt und die Zeit wird knapp. Die 
Entwicklungsaufträge drängen und selbiges tun die Kunden. Also werden 
neue Leute gesucht.
Es werden aber keine gefunden.
Huch: Die neuen Ingenieure sind ja so viel teurer, als die alten - 
schrecklich aber auch. Und eingearbeitet sind sie auch nicht. Mensch, 
gibt es das?

Kostenabbau war der Grund, warum Hechingen eingestampft wurde, und die 
Kosten sind es auch, warum jetzt der gewaltige Knowhowstransfer von 
Hirrlingen nach Rastatt angeleiert wurde: Einarbeiten in Hirrlingen, den 
missmutigen und in Kündigung befindlichen Ingenieuren die 
undokumentierten Details über ihrer supi-dupi Schaltungen aus der Nase 
ziehen, sie zu Papier bringen - idealerweise gleich in Englisch und 
Französisch, damit beim nächsten Abbau der Firma in Richtung Frankreich 
oder China , nicht mehr so viele Transferierer gebraucht werde.

Erst jetzt scheint man zu merken, dass man Mitarbeiter nicht einfach so 
austauschen kann und bietet einigen wichtigen hintenrum Bleibeprämien 
an, wenn sie bis Ende 2012 durchhalten und dann mindestens 2 Jahre in 
Rastatt arbeiten. Allerdings sollen sie nicht drüber reden, damit die 
anderen nicht neidisch werden.

"Bei MAQUET ist das Schlagwort vom Mitarbeiter als wertvollstem Kapital"
Jo das ist nun mit den Kosten gleich mitabgebaut worden, wie's so 
scheint.

Also, bewerbt euch und lass euch überraschen, was es bei Maquet zu 
verdienen gibt!

von vielleicht ein Tip (Gast)


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> Nun sitzt man in Rastatt ...
> ...Abbau der Firma in Richtung Frankreich...

Rastatt ist ja fast schon in Frankreich.
Und wenn nach der Wahl dort die Eurokrise auch einschlägt wie in 
Griechenland oder Spanien, gibt es auch dort genug billige Arbeitskräfte 
aus dem Elsaß, das ja sowieso als strukturschwach beworben wird.

von Bertram (Gast)


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In einer der Stellenanzeigen wird auch deutlich auf französische 
Sprachkenntnisse hingewiesen. Das scheint mir der Clou: Man rückt die 
Firma hart an die Grenze, lässt die ausländischen Billigingenieure rein 
und profitiert dennoch vom firmenfreundlichen deutschen Steuersystem.

Da muss man eben die alten billig loswerden. Die schwedischen 
Heuschrecken wissen schon, wie sie das zu managen haben. Kontrollierter 
Personalabbau heisst das fachmänisch. Hechingen ist jedenfalls hin.

Beitrag "Re: Projekt da, dann weg, dann wieder da, jetzt komplett weg"

von vielleicht ein Tip (Gast)


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Die andere Möglichkeit ist natürlich, dass der Chef nur noch im 
Großraumflugzeug zur Arbeit kommt. Da wäre dann Hechingen natürlich zu 
weit vom Flugplatz weg. Alle anderen Standorte, die diese Firma auf 
ihrer Internetseite angegibt, sind in Flugplatznähe (mit betonierter 
Piste, kein Segelflugplatz), wie eben auch Rastatt.

Es könnte auch sein, daß für zukünftige Geschäftsmodelle dieser Firma 
Ingenieure sowieso überflüssig sein werden. Das wäre der Fall wenn sich 
die Firma auf Serviceleistungen oder Vertrieb konzentrieren wollte.

PS.: ich kenne die Firma nicht, aber die Regionen um Hechingen und um 
Rastatt kenne ich, deswegen habe ich hier gepostet.

von ??? (Gast)


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@Bertram


"Zitat
Kostenabbau war der Grund, warum Hechingen eingestampft wurde, und die
Kosten sind es auch, warum jetzt der gewaltige Knowhowstransfer von
Hirrlingen nach Rastatt angeleiert wurde
"

Die Standorte Hechingen und Hirrlingen sind nicht wirklich Stuttgart 
nah.
Ist das Lohngefüge dort so viel höher als in Rastatt?
In Rastatt sind die Löhne wohl allgemein höher (Daimler!) als in 
Hechingen. Als normaler Bandarbeiter kriegt man bei Daimler im 3 
Schichtbetrieb ca. 50-55000Eur.
Liegt es alleine daran, das Lohnkosten im Ingenieursbereich gespart / 
gedrückt werden sollen oder gibt es andere Gründe wieso man das 
Entwicklungspersonal in Rastatt konzentrieren möchte.

Das man Personal nicht einfach so von einem Standort zum nächsten 
befehlen kann, sollte jedem halbwegs klar denkenden Personaler bewusst 
sein. Schon gar nicht, die mit Familie , Freundeskreis und Haus.

Was hat die Leitung mit dem Standort in Rastatt vor?

Spielte einige Zeit mit dem Gedanken mich bei Maquet in Rastatt zu 
bewerben. Ein Freund von mir hat den Techniker und arbeitet bei Maquet 
in Rastatt. Der ist 35 Jahre alt, ist schon seit der Ausbildung dort und 
kriegt im Monat ca. 2800Eur Brutto!?!.
Erzählt mir auch von hoher Fluktuation in Rastatt.

Verdient man im Bereich Medizintechnik allgemein eher an der unteren 
Kante?
Was hat die Leitung mit dem Standort Rastatt vor?

von Raststätter Rater (Gast)


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> Ist das Lohngefüge dort so viel höher als in Rastatt?
Sowas kann ich mir nicht vorstellen, es ist eher anders herum. Der 
Spareffekt beruht auch nicht darauf billigere Leute einzustellen, 
sondern auf dem Weg von A nach B einige "zu verlieren". Das ist aber ein 
probates Mittel in den Konzernen heute.

> Verdient man im Bereich Medizintechnik allgemein eher an der unteren
> Kante?
Nein, eher oben, denn in der MED bestand jahrelag Kapitalüberhang und 
eine hohe Rendite. Die Branche ist stabiler, als die meisten anderen und 
es wurde dort auch vermehrt Ingenieure gesucht. Seit es aber spezielle 
Studiengäge in MED gibt und jeder Hansdampf in die Medizintechnik will, 
nachdem Solar und ASIC gepatzt hatten, ist der Bereich total überlaufen.

> Was hat die Leitung mit dem Standort Rastatt vor?
Was mir ein Kollege erzeählt hat, der in Rastatt arbeitet, soll der 
STandort expandieren. Das bedeutet aber nur, dass:

a) Leistungen, die zuvor in Hech und Hirr abgewickelt wurden dort wieder 
hochgezogen werden, allerdings nicht voll ersetzt werden

b) Gfs die Expansion mit Kostensenkung ausgeglichen werden soll und muss


Ich behaupte, dass es eher politische Gründe sind, die einen Standort 
bevorzugen. Meisten ist es so, dass der Standort aufgerüstet wird, wo 
die meisten der Konzernleitung Genehmen sitzen, bzw es genug Lobbyarbeit 
gab, weil einige einen besseren Draht zum CEO haben.

Für mich ist die Zugehörigkeit einer Firma zu einer Schwedischen AB 
immer ein Alarmsignal, weil das Muster, nachdem diese Firmen agieren, 
praktisch immer dasselbe ist. Die ausländische Tochter muss schneller 
geschrumpft werden, als die Umsätze durch die Schrumpfung 
zusammenbrechen. Dann steigt die Rendite entsprechend an.

Man muss sich das vorstellen, wie beim Auto oder Flugzeug: Man lupft 
etwas das Gaspedal (d.h. man kürzt die Neuentwicklung von Produkten und 
Investitionen in die Zukunft)  und fährt mit langamer werdender 
Geschwindigkeit oder im Sinkflug und hat immer noch richtig Tempo drauf, 
obwohl man wenig Benzin verbraucht. Die Technik, das Auto mit 3l zu 
bewegen, führt aber am Ende zu Tempo 50 im 5. Gang = vollkommener 
Reaktionslosigkeit. Daher wird eben nur eine kurze Zeit das Gas 
reduziert und man bremst von 150 nur auf 130 ab, was für jeden Investor 
super rentabel aussieht.

So mit gehen die meisten der fremdgesteuerten Firmen druch einen 
kontrollierten Sterbeprozess langsam die Bach hinunter und die Manager 
haben noch eine schöne Zeit, zum Verdienen.

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