Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Ist da ein fundamentaler Fehler im Prozess der Rekrutierung?


von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Engagierte, Interessierte und insbesondere Wissende,

bitte bestätigt mir mein Vorurteil - oder weist mir den Weg zu seiner 
Widerlegung.

Höre ich manche Klage in diesem Forum, lese Stellenanzeigen in den 
bekannten "Jobportalen", höre Klagen von Fachleuten "wir kriegen nicht 
die Bewerber, die wir brauchen", denke aber auch die Zahlen der 
"Unvermittelbaren", dann fällt mir da eine deutliche Diskrepanz mit 
meiner Erfahrung auf:

a) meine Empfindung: Mir scheint, im deutschen Personalwesen herrscht 
die Illusion vor, man könne die optimale Fachkraft einkaufen wie ein 
elektronisches Bauteil. Man bräuchte dazu nur eine Bestellsoftware, der 
Vorgesetzte im Labor bräuchte seine gewünschte Fachkraft nur genau genug 
spezifizieren, dann bräuchte man die Spezifikation nur weit genug zu 
streuen und lang genug zu suchen, und dann fände sich der optimale 
Kandidat, der ohne weitere Weiterbildung oder Einarbeitung sofort 
produktiv schaffen könne.

b) meine Erfahrung: Gute Leute kriegt man nie vom Arbeitsmarkt. Sondern 
man muss die nehmen, die man kriegen kann, und die sich dann "erziehen": 
Einarbeiten, für spezielle Arbeitsmittel auf Weiterbildung schicken, in 
die eigene Laborkultur oder Unternehmenskultur aufnehmen ("So was zu 
sagen ist hier nicht 'politisch korrekt'").

Mir scheint, der Einkauf von Fachpersonal nach "Bauteilespezifikation" 
funktioniert eher dort, wo die Absolventen "von der Stange" kommen, als 
dort, wo die Erfahrenen ein sehr persönliches Profil haben, dafür aber 
souveräner und anpassungsfähiger sind.

Wer hat Informationen über den Rekrutierungsprozess? Wer hat den 
Personalern und Arbeitgebern was versprochen?

Gibt es qualifizierte Gegenstimmen?

Ciao
Wolfgang Horn

von (prx) A. K. (prx)


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Meine Erfahrung: Eine Firma schreibt ins Anforderungsprofil alles rein, 
was sie gerne hätte - und nimmt schlussendlich jenen Bewerber, denn sie 
kriegen kann und bezahlen will. Das kann deckend sein, oder meilenweit 
auseinander. Ist mitunter eine Frage des Preises.

Weshalb man sich auch dann bewerben darf, wenn man nicht so ganz genau 
auf die Anzeige passt. Insbesondere dann, wenn der Laden grad etwas 
knausrig aufgelegt ist und man ahnen kann, dass die passenderen Leute 
aus Kostengründen schon in der Vorsortierung rausfliegen.

Und wenn sie dann nicht den kriegt, den sie gerne hätte, dann meckert 
sie eben. Das gehört auch zum Job des AG und insbesondere deren 
Verbänden und ist Teil der ganz gewöhnlichen Kakophonie.

von Tommy S. (tommys)


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Hi Wolfgang,

ganz richtig erkannt. Das ganze nahm Einzug mit der Phrase "Human 
Ressources". Genauso wie anderer Ressourcen "Material", "Energie", etc. 
ist die Ressource "Arbeitskraft" in manchen Köpfen einfach nur noch ein 
Einkaufsteil, das auch genauso behandelt wird. Der total ausgelutschte 
Satz "unsere Mitarbeiter sind unser wertvollstes Kapital" ist bei den 
meisten Unternehmen einfach nur eine leere Worthülle, lediglich ein paar 
kleine Mittelständler sind sich wirklich der Tatsache bewusst, dass 
Menschen und Maschinen doch nicht gleich funktionieren...

Ich warte eigentlich nur noch darauf, dass man auf Mitarbeiter demnächst 
auch noch ein 14-tägiges Rückgaberecht erhält. Okay, das ist ein 
bisschenüberzogen, aber ich kenne leider genügend Personaler, die genau 
so ticken.

Grüße,
TommyS

von (prx) A. K. (prx)


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Tommy S. schrieb:

> Ich warte eigentlich nur noch darauf, dass man auf Mitarbeiter demnächst
> auch noch ein 14-tägiges Rückgaberecht erhält.

Hat man schon. Ist sogar länger als 14 Tage und nennt sich "Probezeit".

von Raststätter Rater (Gast)


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Wolfgang, Du hast schon Recht mit Punkt B, aber schau mal, was ein 
Ingenieur heute können muss und kann:

Das kann man nicht so mal eben lernen kann, daher muss man den nehmen, 
der schon genug mitbringt.

von Wolfgang H. (Gast)


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Danke, A.K., Tommy, Rater,

die zeitliche Übereinstimmung mit der Sichtweise von den Human 
Ressources fällt schon auf, ja.

Wkipedia schreibt unter "Personalwesen": "Modernes Personalmanagement 
zielt – unter Einbeziehung von Aspekten der Sozial- und 
Umweltverträglichkeit – auf nachhaltigen Erfolg ab.
Dazu werden die Erkenntnisse, Methoden und Instrumente des 
Qualitätsmanagements (TQM, EFQM) und der Corporate Governance angewandt. 
Nachhaltiger Erfolg bedeutet für die Personalabteilung der Zukunft 
Werterhaltung und Wertschöpfung auf lange Sicht.
Dafür müssen sowohl die Bedürfnisse der Shareholder als auch der 
Stakeholder berücksichtigt werden.
Um Unternehmensziele zu erreichen, bedarf es zielorientierter Maßnahmen 
und Ressourcenplanung im Personalbereich und einer geeigneten 
Unternehmenskultur."

Diese Worte und Sätze klingen mir zu gut und zu edel für das, was 
ansonsten zu hören ist.
In diesen Hochglanz-Worten kann der Irrtum nicht stecken, der die 
erkennbare Inkompetenz des Personalwesens bei der Integration erfahrener 
Könner bewirkt hat.

Ich vermute eher einen Fehler in der "Fokus-Einstellung".
Wollen wir im Wald einen einzelnen Baum betrachten, dann richtet sich 
unser Fokus auf diesen einen Baum und wir ignorieren den Wald um uns 
herum.
Wollen wir dagegen den Wald als Ganzes beachten, stellen wir unseren 
Fokus auf den gesamten Wald. Dann gibt es keine individuellen Bäume 
mehr, sondern wir rechnen Holz in Festmetern, brauchbares Kernholz und 
Krone, Borke und Wurzelwerk sind Abfall.

Wer Personal als Ressource betrachtet wie "Holz", der muss einen 
ähnlichen Sprung in seinem Fokus machen. Der kennt nur noch Massenware 
"von der Stange". Dessen Denkweise und dessen Instrumente versagen, wenn 
diese Massenware nicht frisch von der Fabrik (Hochschule) kommt, frisch 
auf Normmaß "geschliffen" von den Professoren, sondern wenn die 
Erfahrung geleisteter Arbeit in ihr Ecken und Kanten erzeugt hat.

Mein Fokus bei der Arbeit, als Projektleiter und als Führungskraft liegt 
nicht beim gesamten Personal, auch nicht beim Einzelnen, sondern eher 
beim Team. Wo es überschaubar ist. Wo man einen oder mehrere gemeinsame 
Aufgabe hat (neudeutsch Projekte). Wo man sich früher gegenseitig 
ausgeholfen hat und heute vom Schreibtisch zum Schreibtisch in 
Sichtweite klugerweise nur noch Emails schreibt.

Mir scheint, eine Übertreibung der Erfolgsmethode "Projektmanagement" 
hat auch dazu beigetragen.

Gibt's weitere Ideen für die Ursache der nicht mehr leugbaren 
kollektiven Inkompetenz im Personalwesen?
Ein Personaler will das natürlich nicht hören, kein Berufsstand mag 
Flecken auf seiner weißen Weste. Aber wenn die Spitzenfunktionäre der 
Arbeitgeberverbände über Fachkräftemangel jammern und dabei dreist 
lügen, weil sehr viele erfahrene Könner als "unvermittelbar" gelten, 
dann gibt es dafür Schuldige. Und die Schuldigen müssen nicht in jedem 
Fall immer nur die Ohnmächtigen und Schwachen sein.

Ciao
Wolfgang Horn

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Rater,

> Wolfgang, Du hast schon Recht mit Punkt B, aber schau mal, was ein
> Ingenieur heute können muss und kann:
> Das kann man nicht so mal eben lernen kann, daher muss man den nehmen,
> der schon genug mitbringt.

Ich freue mich über die Leichtigkeit der Programmierung des ARM STM32F4 
Cortex M4+Floating Point+DSP mit seiner IDE.
Phantastisch. Bisher habe ich mit fit gefühlt in Atmega bis zu 128 kB 
Flash + 4kB RAM und mir schien der Sprung sehr hoch zu bis zu 1MB Flash 
und 192kB RAM.
Aber das ist nicht wirklich schwer, sondern wesentlich leichter als 
damals Assembler für den Intel 8080 oder den MOS6502. Das hat auch Spaß 
gemacht.
Es ist eigentlich keine Ingenieurarbeit, sondern "mentale Handwerkerei" 
und Zusammenklauben der Code-Schnipsel.

Oder nimm MatLab, auch das ist nicht wirklich schwer.

Zurück zum Fokus des Teams in der Entwicklung - wer da produktiv mit 
arbeiten will, der braucht keine eierlegendeWollmilchsau in seinen 
Kompetenzen zu sein, also überall gut, sondern eine der benötigten 
"Kompetenzen" reicht aus.

Zurück zum Baum im Holz der Human Ressources - dies Holz muss nicht alle 
Eigenschaften haben von Pappelholz bis zum tropischen Edelholz, bloß die 
Holzsorte, die gerade benötigt wird.
Welche das ist, das kann freilich nicht der "Human Ressource Manager" 
sagen, weil dessen persönlicher Fokus auf den ganzen Wald seines 
Unternehmens gerichtet ist.
Sondern der Teamleiter kann das sehen und muss es sehen aus seiner 
Verantwortung heraus. Nur - darf der das auch? Hat der diese 
Verantwortung noch?

Ciao
Wolfgang Horn

von (prx) A. K. (prx)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Gibt's weitere Ideen für die Ursache der nicht mehr leugbaren
> kollektiven Inkompetenz im Personalwesen?

Individuelles Handeln deckt sich nicht zwangsläufig mit den Interessen 
der Gesellschaft. Individuell gesehen ist es sinnvoll, wenn 
Arbeitskräfte fix und fertig für den Anwendungsfall ausgebildet 
eingestellt werden können. Soll doch jemand anders für die spezifische 
Ausbildung zahlen. Wenn das alle so halten, dann fällt irgendwann eine 
Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit auf.

Der Theorie zufolge löst sich das Problem von selbst, weil die 
Unternehmen gezwungen sind, ihre Ansprüche der Realität unterzuordnen. 
In der Praxis ist es jedoch billiger, lauthals zu klagen und zu hoffen, 
dass der Staat dieses Problem auf Kosten Anderer löst. Und wenn der dann 
drauf reinfällt, dann gewöhnen sich alle schnell an diese 
Problemlösungsmethode. Dieses Prinzip gilt übrigens nicht nur für 
Unternehmen, das gilt für jeden.

Die AG verhalten sich also nicht falsch oder inkompetent, nicht aus 
ihrer Sicht, sondern sie verhalten sich aus ihrer individuellen Sicht 
ökonomisch und kompetent.

von Marx W. (Gast)


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Tommy S. schrieb:
> Ich warte eigentlich nur noch darauf, dass man auf Mitarbeiter demnächst
>
> auch noch ein 14-tägiges Rückgaberecht erhält.
Gibts Doch schon und dazu noch kostenlos ausprobieren!
> Okay, das ist ein
>
> bisschenüberzogen, aber ich kenne leider genügend Personaler, die genau
>
> so ticken.
Die Personaler sind ned die wirklichen Üblen.
Den, den du jeden Tag anschleimst, der ist der schlimmste!

von Marx W. (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Zurück zum Fokus des Teams in der Entwicklung - wer da produktiv mit
>
> arbeiten will, der braucht keine eierlegendeWollmilchsau in seinen
>
> Kompetenzen zu sein, also überall gut, sondern eine der benötigten
>
> "Kompetenzen" reicht aus.

Also, Teams setzen sich aus verschiedenen Kenntnisstufen zusammen.
Die eierlegendeWollmilchsau wird in einen "12-Mann-Team" in der 
"Zwofachausführung" schon gebraucht. Weil halt die "Spezialisten" ja 
immer nur einen Teilbereich abdecken (und auch in der Entwicklung sich 
damit auch was entwicklen läßt), aber der Gesamtüberblick nicht mehr 
sicher gestellt ist.
Anfänger in der Entwicklung sollten die Arbeitspakete bekommen, die sie 
schon  bearbeiten können, ohne die Qualität des Gesamtergebnisses 
negativ zu beeinflussen.

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, A. K.,

> Die AG verhalten sich also nicht falsch oder inkompetent, nicht aus
> ihrer Sicht, sondern sie verhalten sich aus ihrer individuellen Sicht
> ökonomisch und kompetent.

Das gilt insbesondere für die Bösen, die als böse angesehen werden, weil 
sie nur anders denken.

> Individuelles Handeln deckt sich nicht zwangsläufig mit den Interessen
> der Gesellschaft.
Das ist natürlich und unvermeidbar wie das Rauschen in Verstärkern. Das 
ist eine Randbedingung aller Planungen.

> In der Praxis ist es jedoch billiger, lauthals zu klagen und zu hoffen,
> dass der Staat dieses Problem auf Kosten Anderer löst.
Ja, auch diese billige und verantwortungslose Masche ist 
nachvollziehbar.

Allerdings frage ich, ob sie aus Sicht der Industrie auch die Beste ist 
zur Deckung des Bedarfes an Fachkräften.
Wer so flexibel ist, die Anforderungen an Absolventen von Dipl.-Ing. 
herab zu schrauben auf Bachelor, der sollte diese bewiesene Flexibilität 
auch bei Könnern nutzen können.

Ciao
Wolfgang Horn

von AscOOO (Gast)


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Was noch dazukommt ist eine ausgeprägte Obrigkeitstreue der Deutschen.

Sämtlichen Scheiß, von den Autoritäten zu ihrem persönlichen Vorteil 
veranstaltet, wird rationalisiert und als Notwendigkeit oder als harte, 
aber für die Allgemeinheit notwendige Sache wiedergegeben.

Ich bin mir sicher, es gibt noch Leute, die Schrempp & Co. ganz toll 
finden.

Und es gibt Leute, die erklären Dir haargenau, warum die aktuellen 
Rekrutierungsprozesse richtig sind. "Die Firmen" machen das, weil bla 
bla bla...

von Marc M. (macmek)


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Ja, der Einzige der die fachliche Entscheidung treffen kann, hat meist 
keine Zeit, so dass der Personaler die Vorauswahl treffen muss, und dort 
gehen die Talente verloren !
Z.B. für eine Werkstatt brauche ich einen Praktiker, aber der Personaler 
nimmt lieber den mit Studium und Fremdsprachen...

Zuviel Erfahrung ist aber auch nicht erwünscht, die Jungen glauben 
einfach was man ihnen sagt. (Umsatz und keine Kundenzufriedenheit, ja 
nichts von der Konkurrenz erwähnen, nur ich werde wieder bei dem 
Einkaufen und Weiterempfehlen, der mich gut beraten hat, aber 
Kundenbeziehung kann man ja nicht messen)

Rückgaberecht mit fast Geld-zurück = Praktika...
Nach 2 Wochen hat man die gröbsten Informationen und weiss ob der 
Kandidat was taugt, aber lieber 6 Monate billig weiterarbeiten lassen. 
Ausnützen einer Notlage trifft es eher...

Aber auch die Arbeitsämter stören die Rekrutierung, indem die 
Arbeitssuchenden soundsoviele Bewerbungen vorweisen müssen, bewerben die 
sich auf alles.
= Anstelle 10 passende Bewerbungen liegen nun 100+ auf dem Tisch.
Dies bekämpft der Personaler indem er die Anforderungen nach oben 
schraubt, z.B. Uniabschluss für die Reinigungskräfte (ist nicht so sehr 
übertrieben).

Und oft ist "Fachkräftemangel" nur die Ausrede um die Produktion ins 
billigere Ausland zu verlagern, zur "Gewinnmaximierung", meinen 1. 
erlernten Beruf hat jetzt ein Chinese, aber ich bin Schuld wenn ich 
keine Stelle im erlernten Umfeld finde, ja wer hat denn die Fabrik 
verlegt und welcher Politiker hat es erst durchgewunken und klagt nun 
über die rückläufigen Zahlen. Und tut dabei noch so überrascht !
Gewinne privatisieren und Verluste verstaatlichen...

Dazu ist es fast gesetzlich Verboten, sich Selbstständig zu machen oder 
einen neuen Betrieb aufzumachen, unser KMU wurde geopfert aber die Bank 
haben die gerettet...

von Wolfgang H. (Gast)


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Ja, AscOOO, (schrieb:)

> Und es gibt Leute, die erklären Dir haargenau, warum die aktuellen
> Rekrutierungsprozesse richtig sind. "Die Firmen" machen das, weil bla
> bla bla...
Natürlich. Denn diese Personen haben sich auch bemüht, "das Richtige" 
"richtig" zu tun.

Aber gerade im Bereich der sogenannten "Soft Facts" sind die 
Wissenslücken so groß, wie "soft" ausdrückt.

> Was noch dazukommt ist eine ausgeprägte Obrigkeitstreue der Deutschen.
Naja, Stuttgart 21 spricht dagegen. Vielleicht aber nur, weil so viel 
Demonstranten nur geringe persönliche Risiken eingegangen sind.

Das, was Du beobachtest, wird ein dickes Bündel an Ursachen haben, die 
von Person zu Person unterschiedlich sein können.
Darunter sehe ich eher diese:
1. Angst vor Vorwürfen.
2. Angst vor Fehlern.
3. Stattdessen eine Sucht, das "Richtige" und dessen "richtiges Tun" 
eher aus einem Handbuch lesen zu wollen, statt sich auf sich selbst zu 
verlassen.

> Ich bin mir sicher, es gibt noch Leute, die Schrempp & Co. ganz toll
> finden.
Zumindest Schrempp unterstelle ich guten Willen. "Shareholder Value" ist 
nicht falsch, aber auch nicht sicher gegen Perversion.

Ciao
Wolfgang Horn

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Marc, (schrieb im Beitrag #2658938)

> Ja, der Einzige der die fachliche Entscheidung treffen kann, hat meist
> keine Zeit, so dass der Personaler die Vorauswahl treffen muss, und dort
> gehen die Talente verloren !
> Z.B. für eine Werkstatt brauche ich einen Praktiker, aber der Personaler
> nimmt lieber den mit Studium und Fremdsprachen...

Arbeitsteilung ist im Prinzip gut. In der Übertreibung aber auch eine 
Perversion.
Ein gewisser Vorteil ist schon, wenn der Werkstattleiter von Aufgaben 
entbunden wird, die mit seiner Werkstatt weniger zu tun haben, sondern 
von einer Person mit Querschnittsfunktion über alle Werkstätten im 
Konzern wahrgenommen werden kann.

Aber - Du in Deiner Werkstatt denkst mit der Weitsicht auf das gesamte 
Ergebnis. Der Personaler hat zwangsläufig eine andere Sicht.

Hinzu kommt noch Folgendes: Du als Werkstattleiter hast die 
Notwendigkeit, im Sinne Deines Rufes dafür zu sorgen, dass Dein Urteil 
nachher als richtig gilt. Du hast auch die Chance, die gewählte Person 
entsprechend zu fördern.
Und die ahnt das. So sicher sie ihren Arbeitsplatz wünscht, so sehr wird 
sie sich an Dich anpassen.
All das kann der Personaler nicht.

> = Anstelle 10 passende Bewerbungen liegen nun 100+ auf dem Tisch.
Ja. Eines der Symptome.
Ein besserer Ansatz sind die "Jobbörsen" der ARGE.

> Und oft ist "Fachkräftemangel" nur die Ausrede...
Mag sein. Das heißt, oft wird es so sein.

> Dazu ist es fast gesetzlich Verboten, sich Selbstständig zu machen...
Wüsste ich so nicht. Außer als Maßnahme zur Absicherung sozialer 
Leistungen.

> ...unser KMU wurde geopfert aber die Bank haben die gerettet...
Ja, da kocht der Zorn.

Ciao
Wolfgang Horn

von Tommy S. (tommys)


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A. K. schrieb:
> Tommy S. schrieb:
>
>> Ich warte eigentlich nur noch darauf, dass man auf Mitarbeiter demnächst
>> auch noch ein 14-tägiges Rückgaberecht erhält.
>
> Hat man schon. Ist sogar länger als 14 Tage und nennt sich "Probezeit".

Ich hatte das so im Sinne von "Rückgaberecht mit Geld-zurück-Garantie" 
gemeint...

Grüße,
TommyS

von (prx) A. K. (prx)


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Tommy S. schrieb:

> Ich hatte das so im Sinne von "Rückgaberecht mit Geld-zurück-Garantie"
> gemeint...

Das würde nur greifen, wenn du dir eine private philippinische 
"Haushaltshilfe" per Katalog bestellst. Da könnte man versuchen, das 
Fernabsatzgesetz in Stellung zu bringen. Für gewerbliche Kunden besteht 
auch sonst kein Rückgaberecht.

von AscOOO (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:

> Natürlich. Denn diese Personen haben sich auch bemüht, "das Richtige"
> "richtig" zu tun.

Nein, es geht um Diskussionen, wo Leute über verscheidene 
Unverschämtheiten berichten. Als Antwort hört man häufig: "Das ist aber 
notwendig, denn bla bla bla..."

Bemüht haben sich die Personen im Personalwesen häufig überhaupt nicht.

> Das, was Du beobachtest, wird ein dickes Bündel an Ursachen haben, die
> von Person zu Person unterschiedlich sein können.
> Darunter sehe ich eher diese:
> 1. Angst vor Vorwürfen.
> 2. Angst vor Fehlern.
> 3. Stattdessen eine Sucht, das "Richtige" und dessen "richtiges Tun"
> eher aus einem Handbuch lesen zu wollen, statt sich auf sich selbst zu
> verlassen.

Auch das meinte ich nicht. Es geht um eine etwas subtilere innere 
Einstellung, die deutsch-typisch ist. Lehrer, Arzt, Professoren, Chef 
usw. sind Instanzen, die sehr auf Distanz bedacht sind und mit denen 
nicht diskutiert wird. Was die machen, ist schon richtig. Das ist in 
anderen Länder etwas anders.

Der Protest gegen S21 fand ich gut. Langsam bewegt sich was.

> Zumindest Schrempp unterstelle ich guten Willen.

Ich unterstelle ihm eher - sehr persönlichen - Größenwahl.

Tschao
AscOOO

von Egozentriker (Gast)


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Prinzipiell gibt's zwei einfache Möglichkeiten, eine Stelle zu 
ergattern:

1. Man ist ein guter Selbstdarsteller... aber außer im Vertrieb nützt 
das kaum. Fachliches Wissen schadet da häufig nur. Großspurig auftreten 
und man ist drin.

2. Beziehungen. Selbst wer fachlich schwach ist, aber einen Freund 
bereits in der Firma hat, kommt dann auch ganz leicht.


Kategorie 1 geht über die Personalabteilung (können das fachliche 
ohnehin nicht beurteilen), Kategorie  2 über die Fachabteilung (da zählt 
die Seilschaft). Beide Personengruppen schaden der Firma, leider. 
Selbstverständlich kann man auch einen Glücksgriff haben und über 1 und 
2 auch fachlich starke Leute an Land ziehen. Aber bei diesem 
Rekrutierungsprozess sind keine Mindeststandards definiert. Das ist das 
Problem.

Natürlich sind solche Probleme erkannt und dann gibt es 
Bewerbungsgespräche mit einem von der Fachabteilung (den man nicht 
kennt, der aber die fachlichen Qualitäten einigermaßen beurteilen kann) 
und mit einem aus der Personalabteilung.

Unternehmen, die stark auf Kategorie-2-Bewerber setzen, werden es später 
schwer haben, Kategorie-1-Bewerber zu integrieren. Die alten 
Seilschaften sind zu stark und das Mobbing kann die Firma zerreißen.

Wenn Unternehmen auch noch Prämien verteilen, wenn jemand einen Bewerber 
anschleppt, dann wird aus Gier sind der Qualität nach unten kaum noch 
Grenzen gesetzt.

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, AscOOO,

>> Natürlich. Denn diese Personen haben sich auch bemüht, "das Richtige"
>> "richtig" zu tun.
>
> Nein, es geht um Diskussionen, wo Leute über verscheidene
> Unverschämtheiten berichten.
Undifferenzierte Meinungsverschiedenheiten entstehen, wenn sich auch die 
andere Seite nur unklar ausdrücken kann.

> Bemüht haben sich die Personen im Personalwesen häufig überhaupt nicht.
Das kann ich so nicht bestätigen. Sicher ist das Engagement nicht nur 
unter Entwicklern ungleichmäßig vertreten, sondern auch in anderen 
Berufen.
Aber ich sehe keinen Anlass für ein pauschales Urteil.
Wohl aber bedaure ich alle "Soft-Fact"-Fachleute. Weil dort, wo wohl 
jede These als wahr gilt einschließlich ihrer drei Dutzend Antithesen, 
keine Orientierung sein kann und auch niemand wirklich "vom Fach". Nur 
Chaos kann da sein. Aber denen, die sich darüber beschweren, müssen 
diese armen Leute etwas sagen, das glaubhaft sein soll. Zumindest muss 
es die Beschwerde abstellen.
Ich bin froh, dass sich meine vier Maxwell'schen Gleichungen seit meinem 
Studium nicht verändert haben. rot und div sind zwar nicht besonders 
verständlich, aber zuverlässig.


>> Das, was Du beobachtest, wird ein dickes Bündel an Ursachen haben, die
>> von Person zu Person unterschiedlich sein können.
>> Darunter sehe ich eher diese:
>> 1. Angst vor Vorwürfen.
>> 2. Angst vor Fehlern.
>> 3. Stattdessen eine Sucht, das "Richtige" und dessen "richtiges Tun"
>> eher aus einem Handbuch lesen zu wollen, statt sich auf sich selbst zu
>> verlassen.
>
> Auch das meinte ich nicht. Es geht um eine etwas subtilere innere
> Einstellung, die deutsch-typisch ist. Lehrer, Arzt, Professoren, Chef
> usw. sind Instanzen, die sehr auf Distanz bedacht sind und mit denen
> nicht diskutiert wird.
Doch genau das habe ich auch gemeint - und die Ursachen beschrieben, die 
ich dazu diagnostiziere.
Genauer: Mancher, der Angst vor Vorwürfen empfindet, fragt nach 
geschriebenen Regeln und neigt zur deren buchstabengetreuer Befolgung. 
Im Falle eines Falles kann er dann immer noch den Ehrengruß der 
Karikatur des preußischen Beamten machen: "Ich bin nicht schuld, ich 
habe alles genau so gemacht, wie nach Qualitätsmanagementhandbuch 
vorgeschrieben ist!!"

Die Kunst, selbst zu denken, sich selbst zu vertrauen, gar souverän zu 
sein - die hängt nicht nur von der Person ab, sondern auch von ihrem 
Umfeld - und ganz besonders von ihrem Vorgesetzten.

Dann nimm noch die Zeitnot hinzu. Der Hausarzt darf sich heute nicht 
mehr die Zeit nehmen, die er für das persönliche Gespräch mit seinem 
Patienten für notwendig hält. Aber weil er seinen Ruf als unfehlbarer 
Arzt verteidigen muss, wird er halt "kurz angebunden". Mancher mag auch 
"ruppig" sagen.

Ciao
Wolfgang Horn

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Egozentriker,

> 2. Beziehungen. Selbst wer fachlich schwach ist, aber einen Freund
> bereits in der Firma hat, kommt dann auch ganz leicht.
>
Sieh auch die andere Seite der Medaille:
Wenn der Kandidat einen Kumpel in der Firma hat, dann haftet der Kumpel 
mit seinem Ruf für ihn mit. Der Kandidat ahnt das zumindest.
Der Kandidat mit Kumpel bemüht sich dann etwas mehr, seine Empfehlung zu 
rechtfertigen und ein guter Arbeitnehmer zu sein.

> Aber bei diesem Rekrutierungsprozess sind keine Mindeststandards definiert. Das 
ist das Problem.
Ich verfolge ein etwas anderes Problem: Mindeststandards sind gar keine
Hilfe,
1. wo der Chef das letzte Wort spricht, wem er vertrauen will.
2. Wo der Chef im Sinne seiner persönlichen Glaubhaftigkeit alles tut, 
damit seine Auswahl auch noch nach Jahren als gut anerkannt wird,
3. Der Kandidat sich bemüht im Sinne der Zukunft seines Einkommens, des 
Arbeitsplatzes seiner Wahl und für möglichst leichte und angenehme 
Arbeit.

Mir scheint sogar, die Personalauswahl im klassischen Handwerk ist 
bedeutend effizienter und effektiver als die in Konzernen - wenn man 
über den Tellerrand des Personalers hinaus denkt an den Gesamterfolg.


Ciao
Wolfgang Horn

von AscOOO (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:

> Undifferenzierte Meinungsverschiedenheiten entstehen, wenn sich auch die
> andere Seite nur unklar ausdrücken kann.

Hilfeeeeee ! (sorry, musste aber sein)

>Das kann ich so nicht bestätigen. Sicher ist das Engagement nicht nur
>unter Entwicklern ungleichmäßig vertreten, sondern auch in anderen
>Berufen.
>Aber ich sehe keinen Anlass für ein pauschales Urteil.

Es gibt gute und schlechte Personaler. Allerdings sind deutsche 
Personaler in der Masse so, wie sie nunmal sind. Warum? Ausbildung, 
Kultur, Beruf nicht attraktiv für engagierte Leute, Reputation, 
"Geschichte" der Industrie usw.

> Dann nimm noch die Zeitnot hinzu. Der Hausarzt darf sich heute nicht
> mehr die Zeit nehmen, die er für das persönliche Gespräch mit seinem
> Patienten für notwendig hält. Aber weil er seinen Ruf als unfehlbarer
> Arzt verteidigen muss, wird er halt "kurz angebunden". Mancher mag auch
> "ruppig" sagen.

Wir hatten anlässlich der Rückkehr eines Kommilitonen aus Kanada eine 
Diskussion, warum die Profs in Deutschland so kühl (möglichst wenig 
persönlicher Kontakt mit Studenten) sind und in Canada so freudlich 
(z.B. Einladung nach Hause zum Abendessen) sind.

Da fing unserer Prof sehr ausführlich zu erklären, warum hierzulande das 
Verhalten der Profs so ist wie es ist. Argumente über Argumente und viel 
blabla, warum die "Unfreundlichkeit" absolut notwendig ist.

Und die Argumente sind alle richtig gewesen. Nur, hätte der gute Prof es 
gewollt (innere Einstellung), dann hätte er sehr wohl "freundlich" sein 
können. Und ihm hätten genauso zig pro-Freundlichkeit Argumente 
einfallen können (denn anderswo scheint das auch zu funktionieren).

Tschao
AscOOO

von Carsten H. (Gast)


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AscOOO schrieb:
> Lehrer, Arzt, Professoren, Chef
> usw. sind Instanzen, die sehr auf Distanz bedacht sind und mit denen
> nicht diskutiert wird. Was die machen, ist schon richtig. Das ist in
> anderen Länder etwas anders.
In welchen ist das anders?

Schon mal in Frankreich gearbeitet?
- wenn Du dort den Chef einmal nicht fragst, egal, wegen was, bist Du 
weg vom Fenster

Schon mal in Austria gearbeitet?
- wenn Du dort einmal den Herrn Dipl.-Ing- nicht mit seinem Titel 
ansprichst, ist Essig. Noch schlimmer bei den Professoren.

von AscOOO (Gast)


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Carsten H. schrieb:
> Schon mal in Frankreich gearbeitet?
> - wenn Du dort den Chef einmal nicht fragst, egal, wegen was, bist Du
> weg vom Fenster

> Schon mal in Austria gearbeitet?
> - wenn Du dort einmal den Herrn Dipl.-Ing- nicht mit seinem Titel
> ansprichst, ist Essig. Noch schlimmer bei den Professoren.

Das stimmt, es gibt Länder, wo die kollektive Unterwürfigkeit noch 
krasser ist, na und?

Tschao
AscOOO

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, AscOOO,

> Hilfeeeeee !
Ja, verständlich. Schon beim Schreiben war mir unwohl, keinen besseren 
Ausdruck gefunden zu haben als diese "Politikersprache", der a) 
einigermassen das sagt, was ich meine, und b) nicht sofort einlädt, den 
Finger hinein zu stecken und zu bohren.
Unter vier Augen kann man sich besser ausdrücken als in einer 
Öffentlichkeit mit vielen Möchtegern-Heckenschützen.

> Es gibt gute und schlechte Personaler.
[Tonfall Loriot] "Ach!"

> Allerdings sind deutsche Personaler in der Masse so, wie sie nunmal
> sind. Warum? Ausbildung, Kultur, Beruf nicht attraktiv für engagierte
> Leute, Reputation, "Geschichte" der Industrie usw.
Wären wir beide in den Beruf "Personalwirt" hineingeboren / 
hineingeraten von der Schule aus, würden wir uns wohl genauso verhalten.

Ich war doch gerade in der Gedenkstätte Dachau. Ich halte für 
wahrscheinlich, wäre ich 1933 in die Hitlerjugend gekommen, wie mein 
Onkel damals, hätte ich vielleicht auch zu den Prüglern von Dachau 
gehört. Und zwar aus Überzeugung.
Dem Gruppendruck ist schwer zu entfliehen. Vor allem dem Gruppendruck 
der verführerischen Art.

> Da fing unserer Prof sehr ausführlich zu erklären, warum hierzulande das
> Verhalten der Profs so ist wie es ist. Argumente über Argumente und viel
> blabla, warum die "Unfreundlichkeit" absolut notwendig ist.
Originalton meines ehemaligen Mathelehrers: "Mir hat die Schule damals 
Spass gemacht. Ich bedaure die Lehrer von heute - denn wenn die Noten 
nicht alle so herausragend sind wie erwünscht, dann genügt der geringste 
Anlass, und schon klagt der Anwalt."
Ein Anwalt hielt die Rechtsschutzversicherung für die Ursache der 
überflüssigen Klagen, war ihr aber auch dankbar.
Einen Schüler bevorzugt zu behandeln - ist das nicht Diskriminierung 
aller anderen Schüler und damit ein Grund zur Klage?

Ähnliche Zwänge haben die Personaler heute. Wählerstimmengeile 
Populisten, meiner Meinung nach, haben "gut gemeinte" Gesetze zum Schutz 
des Individuums erlassen, deren Schattenseite aber alle Arbeitnehmer 
belastet.
„Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut gemeint.“ (Kurt 
Tucholsky)
An solchen dummdreisten Populismen geht noch mal die Demokratie kaputt.

Die Furcht vor Arbeitsklagen wegen Verstoß gegen Gleichbehandlung oder 
Diskrimierung ist doch einer der Gründe für das Outsourcing der 
Personalauswahlentscheidung. Weil dummdreiste Politiker das so gewollt 
haben. Die Schande - wer hat die gewählt? Wir.

Ich will aber nicht die Inkompetenzen des politischen Systems als 
wesentliche Ursache des Übels in der Personalwirtschaft ansehen müssen. 
Das wäre mir zu simpel.

Cioa
Wolfgang Horn

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Carsten,

> Schon mal in Austria gearbeitet?
> - wenn Du dort einmal den Herrn Dipl.-Ing- nicht mit seinem Titel
> ansprichst, ist Essig. Noch schlimmer bei den Professoren.
Ja, natürlich hast Du Recht. Wer gegen Gewohnheiten verstößt, der hat 
die Folgen zu tragen. Unter Umständen entlädt sich bei ihm eine 
gespannte Atmosphäre.

Mir schien immer, dieser "Wiener Schmäh" ist als Karikatur gemeint. Wie 
wenn der bauernschlaue Soldat Schwejk "Herr Oberleutnant" sagt und den 
doch für einen eingebildeten Trottel hält. Oder mich halt für einen 
Piefke.

Mit den hiesigen Seminaren in "sozialen Kompetenzen" scheint mir das 
ähnlich zu sein. Personaler: "Die bringen eigentlich gar nichts. Unsere 
Leute haben nur gelernt, ihre Dolche im Samthandschuh zu verstecken und 
mit einem Lächeln zuzustechen".

Wenn Höflichkeiten eben nicht "von Herzen" kommen, sondern aus Kalkül 
oder aus Pflicht, dann verschwenden sie nur Zeit.

Ciao
Wolfgang Horn

von Ich (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Die Schande - wer hat die gewählt? Wir.

Wir, bis auf die NICHT-Wähler.
Aber unschuldig sind die auch nicht an der Situation.

von Stolzer REP-Wähler (Gast)


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Ich schrieb:
> Wolfgang Horn schrieb:
>> Die Schande - wer hat die gewählt? Wir.
>
> Wir, bis auf die NICHT-Wähler.

Nein, nicht wir. Du.

von Wolfgang H. (Gast)


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Klar, "Stolzer",

>>> Die Schande - wer hat die gewählt? Wir.
>>
>> Wir, bis auf die NICHT-Wähler.
>
> Nein, nicht wir. Du.

Klar. Die Demokratie, das bist du.

Ciao
Wolfgang Horn

von Desktop (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Wenn Höflichkeiten eben nicht "von Herzen" kommen, sondern aus Kalkül
> oder aus Pflicht, dann verschwenden sie nur Zeit.

Ach was, mir ist die amerikanische oberflächige Freundlichkeit viel 
lieber als die deutsche oberflächige Unfreundlichkeit.

von Ich (Gast)


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Desktop schrieb:
> Ach was, mir ist die amerikanische oberflächige Freundlichkeit viel
> lieber als die deutsche oberflächige Unfreundlichkeit.

Naja, bei deutscher Unfreundlichkeit weiss ich wo ich dran bin und suche 
mir in geschäftlichen Dingen jemanden anderes.

Wie ein Kollege so schön sagte: Vorsicht bei Amerikanern, die lächeln 
immer, auch mit einem Messer hinter dem Rücken.

Der Versuch Bewerber nach Bewertungsnormen einzuordnen geht schief.

Erinnere mich ganz dunkel an eine Veranstaltung während meiner Lehrzeit 
1984 (alter Sack) zum Energieanlagenelektroniker.

Gruppenarbeit:
Auswahl eines Bewerbers im Bereich Entwicklungshilfe anhand von 
Fähigkeiten.
Berufserfahrung (Ingenieur mit 10 Jahren im Ausland, Techniker mit 15 
Jahren, etc.)
Sprachkenntnisse (Suaheli, Awngi, Wumbvu, ...)
etc.

Je mehr desto besser, egal ob das nun zu dem Job passt, war unsere 
Einschätzung.

Bewerbung: Ich mache Werbung für mich.

Suaheli: Klar Grundkenntnisse - Habari za leo? Was gibt es neues - kein 
Problem (Damit hören die Grundkenntnisse auf)

Englisch prima - kein Problem (mir eine Tasse Tee zu bestellen).

Welcher Personaler kann das bei einer Bewerbung erkennen?
Eben keiner!

Die etwas tiefstapeln, eigentlich statt Grundkenntnissen in Englisch 
einigermaßen eine Unterhaltung / Fachgespräch ohne groß zu stottern 
führen können fliegen raus.

Die angeben sehr gute Englisch-Kenntnisse zu haben, dabei Mühe hätten 
eine Tasse Tee zu bestellen und bei jedem Datenblatt überfordert wären, 
sind ggf. weiter im Rennen.

Die lieben Realisten, die Bodenständigen bleiben auf der Strecke, ohne 
Chance auf ein Vorstellungsgespräch.
Die Blender landen beim Personaler im Gespräch.

Und die Moral von der Geschicht' ?

Bewerbung kommt von Werbung!

Wer glaubt schon alles was in der Werbung kommt ohne es zu hinterfragen?
Fettfreie Gummibärchen (war da jemals Fett drin?), Nur so sauber wäscht 
Lenor (der Rest wäscht besser), ...

Ich trinke jetzt das beste Bier aller Zeiten - Prost!

von Carsten H. (Gast)


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Ich schrieb:
> Die Blender landen beim Personaler im Gespräch.
So einfach ist das nicht. Es werden zunächst die Randbedingungen 
abgesteckt, und das sind in eurem Fall Technische. Erst, wer da passt, 
gelangt zum Vorstellungsgespräch und Blender werden heutzutage radikal 
aussortiert.

Die Firmen, die keine Personalprofis am Start haben, bekommen dann den 
Stall voller Blender und sind dem Untergang geweiht.

Natürlich bedeuet das, dass man als fähiger Entwickler seinen Stall 
wechseln muss, sobald man merkt, dass die Blender die Oberhand gewinnen.

von Ich (Gast)


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Carsten H. schrieb:
> So einfach ist das nicht. Es werden zunächst die Randbedingungen
> abgesteckt, und das sind in eurem Fall Technische.

Mag sein, nur selbst bei großen Unternehmen sitzen externe 
Personalauswahlunternehmen zwischen Bewerbern und einem 
Vorstellungsgespräch.

Wer da zu tiefstapelt, hat verloren!
Etwas mehr Schein als Sein ist da eher angesagt.

von Falk B. (falk)


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@  Ich (Gast)

>Wie ein Kollege so schön sagte: Vorsicht bei Amerikanern, die lächeln
>immer, auch mit einem Messer hinter dem Rücken.

Da verwechselst du was, das sind die Asiaten.

Die Amis sind die größten Plaudertaschen und Selbstdarsteller der Welt. 
Krokodilskrankheit. Großes Maul, kleine Ohren. In allen Lebensbereichen. 
;-)

von Desktop (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
>>Wie ein Kollege so schön sagte: Vorsicht bei Amerikanern, die lächeln
>>immer, auch mit einem Messer hinter dem Rücken.
>
> Da verwechselst du was, das sind die Asiaten.

Ok, aber die Deutschen haben ständig eine Beerdigungs-Miene auf, egel ob 
mit Messer oder doch mit einer Blume hinter dem Rücken.

Da sind mir die Asiaten lieber.

Mir ist z.B. nie aufgefallen, dass eine asiatische Verkäuferin mich 
erdolchen wollte. Jetzt kommt wahrscheinlich ein Experte und erklärt 
mir, warum die Freundlichkeit der Verkäuferin (die mir letzendlich nur 
eine Dose Cola mit einem Lächeln verkauft hat) etwas ganz schlimmes ist.

Und Deutsche mit einem Messer gibt es auch mehr als genug, und welche, 
die einem nur Besch...n wollen. Mehr als genung.

von Falk B. (falk)


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@  Desktop (Gast)

>> Da verwechselst du was, das sind die Asiaten.

>Ok, aber die Deutschen haben ständig eine Beerdigungs-Miene auf, egel ob
>mit Messer oder doch mit einer Blume hinter dem Rücken.

Wohl leider wahr 8-0

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, "Ich",

> ...Suaheli: Klar Grundkenntnisse ...
Mit solchen Schwindeleien muss jeder rechnen, der im Prozess der 
Einstellung engagiert ist.

> Die lieben Realisten, die Bodenständigen bleiben auf der Strecke,...
Die sollte er mit einiger Erfahrug auch erkennen können.

Er sucht ja auch keine 100%ige Treffsicherheit, sondern macht eine 
Vorauswahl wie die Tauben bei Aschenputtel: "Die Guten ist Töpfchen, die 
Schlechten ins.." Wobei sich "gut" und "schlecht" hinterher definieren 
nach dem Ort, wo sie gelandet sind.

Der nächste Entscheider im Prozess bekommt immer noch eine Mischung von 
"gut" und "schlecht" vorgesetzt - und muss nun mit mehr Kompetenz und 
mehr Mühe und deshalb größerer Treffsicherheit noch mal sieben.

Hi, Carsten,

> Die Firmen, die keine Personalprofis am Start haben, bekommen dann den
> Stall voller Blender und sind dem Untergang geweiht.
Dagegen werden sie sich abgesichert haben. Das wird so schon recht gut 
gelöst sein. Daher vermute ich ausgerechnet diesen mehrstufigen 
Siebprozess nicht als die Ursache für die vermutete Inkompetenz.

Hat nicht doch jemand so etwas wie die Beschreibung des Auswahlprozesses 
mit den Entscheidungskriterien?

Cioa
Wolfgang Horn

von Carsten H. (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Dagegen werden sie sich abgesichert haben.

Das sehe ich nicht, wie denn?

Ich könnte jetzt eine Reihe von Grossfirmen nennen, wie Siemens, Bosch, 
Conti beim Automotivebereich oder auch im Bereich der Medizintechnik, 
wie MAQUET, ROCHE, die sich alle verkleinern und schrumpfen und dabei 
ganze Produktlinien, Bereich oder gar Standorte verlieren, weil sie 
schon seit Jahren nicht auf Personen mit Qualität und Substanz - sondern 
auf billige Leute gesetzt haben, die sich einfach gut verkaufen konnten.

Die fahren die Produktivität langsam runter, veranlassen gute Leute zur 
Kundigung und ziehen dann weiter, weil sie sich selber gegenseitig die 
Zeugnisse schreiben.

Eine der o.g. Firmen hat vor nicht langer Zeit einen ganzen Haufen an 
Neulingen angestellt, die eine Art Knowhow-Transfer leisten sollten: 
Einarbeiten, Verstehen, Managen und das ganze am neuen Standort wieder 
aufbauen. Leider sind die z.t. jungen Leute, die da genommen wurden 
nicht in der Lage, das zu leisten. Die machen das 1-2 Jahre und ziehen 
dann weiter.

Ganz oben in den Zentralen wird das zwar gesehen, aber man hat durch die 
Schliessung eines Standorts oder eines Bereiches sehr viel Geld gespart, 
was auch dort wieder jemandem zu Gute kommt.

Das alles ist zwar nicht auf Langfrisitigkeit ausgelegt, aber diese 
Firmen haben kein Interesse mehr, an Wachstum: Es geht nur noch um die 
Darstellung, die Repräsentation, die Aktion und das Blenden der 
Aktionäre.

Und da sind junge dynamische Chefs um die 30 genau das Richtige!

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Carsten,

>> Dagegen werden sie sich abgesichert haben.
>
> Das sehe ich nicht, wie denn?
Nun, ich habe nur Personal gesprochen, die überzeugt waren von dem, was 
sie taten.
Da habe ich meine Zweifel höflich für mich behalten.

Natürlich ist eine falsche Personalpolitik eine sehr sichere Abrißbirne 
für tüchtige Unternehmen.
Wenn die Gesellschafter und Aktionäre ihr Geld vernichten wollen, sie 
haben das Recht dazu.

Ciao
Wolfgang Horn

von (prx) A. K. (prx)


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Falk Brunner schrieb:
>>Ok, aber die Deutschen haben ständig eine Beerdigungs-Miene auf, egel ob
>>mit Messer oder doch mit einer Blume hinter dem Rücken.
>
> Wohl leider wahr 8-0

Versucht man aber, ihre Miene aufzuhellen, dann werden sie richtig 
sauer, direkt unglücklich.

von (prx) A. K. (prx)


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Falk Brunner schrieb:
>>Ok, aber die Deutschen haben ständig eine Beerdigungs-Miene auf, egel ob
>>mit Messer oder doch mit einer Blume hinter dem Rücken.
>
> Wohl leider wahr 8-0

Versucht man aber, ihre Miene aufzuhellen, dann werden sie richtig 
sauer, direkt unglücklich. Miesepetrigkeit und Gemecker sind Teil des 
urdeutschen Lebensglücks.

von retired TL (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Hi, Carsten,
>
> Nun, ich habe nur Personal gesprochen, die überzeugt waren von dem, was
> sie taten.
> Da habe ich meine Zweifel höflich für mich behalten.
>
> Natürlich ist eine falsche Personalpolitik eine sehr sichere Abrißbirne
> für tüchtige Unternehmen.

Sehe ich auch so: vor einigen Jahren bin ich in unserer Fa. Teamleiter 
im technischen Bereich geworden. Da war noch Innovation und auch echte 
Motivation unter den Mitarbeitern. Inzwischen, nach rasantem Wachstum, 
wird hier wie funktioniert wie in jeder großen Firma.
Erklärtes Ziel "von oben": die Teamleiter sollen nichts mehr von Technik 
verstehen (bei einer Teamgröße von 5-10 Mitarbeitern!), sie sollen nur 
noch "führen" und verwalten. Die soll die Mitarbeitermotivation und die 
Produktivität erhöhen. Das führte dazu, dass ca. 20% von den Teamleitern 
(wie ich auch) "zurück in die Linie" gegangen und neue gekommen sind.


Ausgang des Experiments: offen (ich bin mitten drin ...)

von IInterasierter (Gast)


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Cool

Eine sehr interessante, bis jetzt sachliche, und nüchterne Diskussion in 
so einem Thema?

Ohne Geflame, Ausraster und persönlichen Beleidigungen!

Top.

Macht Spass mitzulesen!

von Wolfgang H. (Gast)


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Was für ein Quatschm retired TL,

was Du da beschreibst!

> Erklärtes Ziel "von oben": die Teamleiter sollen nichts mehr von Technik
> verstehen (bei einer Teamgröße von 5-10 Mitarbeitern!), sie sollen nur
> noch "führen" und verwalten.

Diese Vorstellung beruht auf falschem Verständnis.
Die Pathogenese:

1. Im "gesunden Zustand des Handwerks" leitete der Meister seine 
Gesellen und Lehrlinge. Der Meister war resultatverantwortlich, 
personalverantwortlich, und verantwortlich für das Wie. (Modern: 
Prozesse.)
Der Zimmermannsmeister werkelte mit seinen Gesellen und Lehrlingen. er 
verwaltete seine Mitarbeiter nicht nur, sondern das war echte 
"Mit-Arbeit".

2. Frederick W. Taylor steigerte die Produktivität in der 
Serienfertigung mit seinem Organisationsprinzip "Trennung von Kopf- und 
Handarbeit". Er ernannte die Facharbeiter zu Vorarbeitern ("Manager"), 
die Arbeitsanweisungen schrieben und die Arbeit kontrollierten. Zur 
Ausführung stellte er billige "Hände" ein, die keine besonderen 
Qualifikationen brauchten.

3. Die "Köpfe" brauchten eine spezielle Ausbildung zur besseren 
Beherrschung der "Hände". Eine Ausbildung, die man den "Händen" nicht 
geben konnte, die hätten Gegenmaßnahmen entwickelt gegen Beherrschung 
und Manipulation. Also wurde die Trennung erfunden in 
"Führungskräftelaufbahn" und "Fachkräftelaufbahn". Wechsel nicht 
vorgesehen. Bei der Einstellung wird entschieden, wer in den 
"Goldfischteich" des Führungskräftenachwuchses kommt und in die Kaste 
der Führungskräfe, und wer Handarbeiter bleibt. (Die Kopfarbeit der 
qualifizierten Fachkräfte verwischt die Begriffe etwas.)

4. Problematisch ist der Fachdilettantismus der Führungskräfte. Sie 
haben zwar genug gelernt über Techniken zur Beherrschung und 
Manipulation, sind aber fachliche Nullen. Die Folge: Sie haben keine 
Mitarbeiter mehr, denn sie arbeiten ja selbst nicht mehr. Sie haben auch 
keine natürliche Autorität mehr gegenüber ihren Mitarbeitern, sondern 
werden mehr oder weniger nur geduldet wie die Kälte im Winter.
Schlimme Folge: Fehlentscheidungen, weil der Entscheider keine Ahnung in 
der Sache hat und von seinen "Händen" nicht unterstützt, sondern eher 
heimlich ausgelacht wird.

5. Gegenreaktion nenne ich die Vertiefung des Grabens zwischen 
"Führungs-" und Fachkräften. Elitäres Gehabe. Abgrenzung. Verachtung. 
Die teuflische Mitt-Romney-Bösartigkeit. Im Zuge dieser Gegenreaktion 
wird die Not zur Tugend erklärt, kommen Vorstellungen auf wie die, die 
Du genannt hast: "Die Führungskraft braucht keine Fachkenntnisse mehr." 
Dummerweise braucht sie diese doch, um wenigstens persönlich anerkannt 
zu sein seitens der Fachkräfte. Sie braucht das für eine minimale Chance 
für Miteinander. Andernfalls verkommt das Wir-Gefühl im Team zum "jeder 
für sich, jeder gegen jeden, und unser Boss gegen alle." Mit der 
Ergänzung: "...bis er abgelöst wurde wegen ständig roter Zahlen oder 
wegen Burnout, was immer eher kommt." Mit der exponentiellen Zunahme der 
Burnout-Plage wird Management zum Synonym für multilateralen Selbstmord, 
das Management bringt sich selbst um. Kein Wunder, warum so gute 
Absolventen lieber Fachkräfte bleiben wollen.

6. Weitere Folge: Das Kastenwesen nimmt indische Züge an - keine 
Kommunikation mehr zwischen "Führungs-" und Fachkräften, allenfalls noch 
eine Scheinkommunikation mit der kollektiven Lüge "wir sind ja so ein 
tolles Team".

Ein Gegenmittel hat Toyota in der US-amerikanischen Automobilfirma NUMMI 
demonstriert. General Motors hat NUMMI dicht gemacht wegen anhaltend 
roter Zahlen. Toyota hat es im Joint Venture mit GM wieder aufgemacht, 
nur die erste Führungsebene mit eigenen Leuten besetzt, alle Entlassenen 
wieder engestellt, nach der Unternehmenskultur "The Toyota Way" geführt 
- und NUMMI zum profitabelsten Automobilunternehmen in den USA gemacht.

Ich vermute, diese Watsch'n hat den US-amerikanischen Automobilmanagern 
das Rückgrat gebrochen.

Gegenmittel sind auch hierzulande bekannt. Allerdings eher in kleinen 
und mittleren Unternehmen, insbesondere Familiengeführten. Wo der 
Unternehmer aus purem Egoismus die Kunst des Miteinander praktiziert und 
durchsetzt.

Mein spezielles Gegenmittel ist die Entdeckung von Führungsfähigkeiten, 
die allen Menschen angeboren sind. Mein Vorbild ist Herr Z., der das 
Vertauen seiner Mitarbeiter war und eine Art Meister im 
Industrieunternehmen. Er führte wie ein Handwerksmeister im Miteinander.
Und wurde in den Ruhestand gedrängt, weil es ihm an Führungsfähigkeiten 
fehle.

Das aber, was die US-amerikanische Autoindustrie ruiniert hat, und das 
auch bei uns überaus schädlich wirkt, ist etwas anderes als das, was ich 
suchte und suche - was läuft bei der Rekrutierung in D schief?


Ciao
Wolfgang Horn

von Wolfgang H. (Gast)


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Danke im Namenn aller, "IInterasierter",

> Eine sehr interessante, bis jetzt sachliche, und nüchterne Diskussion in
> so einem Thema?

Aber das wird sich ändern. Irgendwann wird der erste Frustrierte seinen 
verbitterten Kommentar ablassen, dann weitere.
Das ist unvermeidlich in einem Internet-Forum, wo die Anonymität 
grenzenlose Bösartigkeiten erlaubt.

Ciao
Wolfgang Horn

von Dipl.- G. (hipot)


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Desktop schrieb:

> Ach was, mir ist die amerikanische oberflächige Freundlichkeit viel
> lieber als die deutsche oberflächige Unfreundlichkeit.


Die deutsche oberflächliche Unfreundlich ist nicht oberflächlich, 
sondern zutiefst im Umgang der Deutschen miteinander drin. Die 
amerikanische oberflächliche Freundlichkeit ist nicht so oberflächlich, 
wie sich das die unfreundlichen teutschen Herrenmenschen herbeireden 
möchten.

Ahoi

von Dipl.- G. (hipot)


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Ich schrieb:

> Wie ein Kollege so schön sagte: Vorsicht bei Amerikanern, die lächeln
> immer, auch mit einem Messer hinter dem Rücken.

Dein "Kollege" ist ein Schwachmat, aber was für einer.
So einen Unfug kann man nur daherfaseln, wenn man vom amerikanischen 
Arbeitsmarkt keinerlei Langzeiterfahrung hat. Fragt sich, wer 
oberflächlich ist. Die aufgeschlossenen Amis oder der verbiesterte 
Herrenmensch aus Teutschland, der sich noch immer einbildet, der Nabel 
der Welt zu sein und daß die anderen auf dem Planeten nur Idioten sein 
können.

Lächerlich.


Ahoi

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, "Dipl.- Gott",

> Die deutsche oberflächliche Unfreundlich ist nicht oberflächlich,
> sondern zutiefst im Umgang der Deutschen miteinander drin.

Nein, nein, nein.

Sondern einer unserer Erfolgsfaktoren, der "Made in Germany" zur 
Erfolgsmarke gemacht hat, ist die Sorgfalt, die Gewissenhaftigkeit.

Wir drehen jede Medaille um, wir wollen erst ihre Rückseite gesehen 
haben, bevor wir sie geschenkt nehmen. Mit "Nach Nebenwirkungungen und 
Risiken fragen sie ihren Arzt oder Apotheker" berieselt uns das TV alle 
paar Minuten.

Je begeisterter unser Kollege einen Sachverhalt berichtet, desto weniger 
stimmen wir in diese Begeisterung ein, sondern machen ihn auf die 
Schattenseite seines Sachverhalts aufmerksam.
Wer mit "sozialen Kompetenzen" auf harmoniesüchtig geeicht wurde, der 
empfindet das als unfreundlich.

Nein, im Beruf kommt es auf den Erfolg an. Auf bestmögliche 
Entscheidungen.
Und die sind leichter im Dissens zu erreichen:
„Tragfähiger Konsens entsteht nicht aus allgemeinem Harmoniestreben, 
sondern nur aus ausgetragenem Dissens.“ (Prof. Malik)

Ciao
Wolfgang Horn

von DrTech (Gast)


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Carsten H. schrieb:
> AscOOO schrieb:
>> Lehrer, Arzt, Professoren, Chef
>> usw. sind Instanzen, die sehr auf Distanz bedacht sind und mit denen
>> nicht diskutiert wird. Was die machen, ist schon richtig. Das ist in
>> anderen Länder etwas anders.
> In welchen ist das anders?
>
> Schon mal in Frankreich gearbeitet?
> - wenn Du dort den Chef einmal nicht fragst, egal, wegen was, bist Du
> weg vom Fenster
>
> Schon mal in Austria gearbeitet?
> - wenn Du dort einmal den Herrn Dipl.-Ing- nicht mit seinem Titel
> ansprichst, ist Essig. Noch schlimmer bei den Professoren.

Richtig, ich bin zB. Österreicher und verdiene es, mit meinem 
akademischen Titel (Dr.) angesprochen zu werden.

Das passiert mir immer wieder im Wiener Kaffeehaus bei einem kleinen 
"Braunen", im Wartezimmer des Zahnarzts, auf der Gemeindeverwaltung, und 
sonstigen Ämtern. Auch meine Nachbarn reden mich so an.

Etwas Ständesdünkel gehört halt schon her, meine Herren. Immerhin waren 
wir eine Monarchie gewaltigen Ausmaßes (Österreich-Ungarn) bis hinunter 
zur Adria!

von Seppl (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Wer mit "sozialen Kompetenzen" auf harmoniesüchtig geeicht wurde, der
> empfindet das als unfreundlich.

Der Punkt ist doch nicht die (recht deutsche) Eigenschaft, Probleme 
gewissenhaft auszudiskutieren und Dinge sorgfältig zuende zu denken. Das 
Problem ist vielmehr, daß so mancher erst einmal Gegenstände in sein 
Rektum eingeführt haben muss, um ein wenig von seiner arroganten und 
widerlichen Art zu reflektieren. Oder anderes herum: wer gerne tritt, 
macht sich auch nichts daraus, getreten zu werden. DAS ist typisch 
deutsch.
Wie oft, wenn ich eine für eine Zeit im Ausland weile, die Menschen nett 
und freundlich sind, (Denn das kostet nichts!) werde ich auf den Boden 
der Tatsachen zurückgeholt von irgendsoeinem nöligen Krauti. Gar nicht 
so einfach, in solchen Situationen nicht die Nerven zu verlieren.
Ich denke "Dipl.- Gott" (Wie kommt man nur auf so einen Nick?) könnte 
das nachfühlen.


Aber lasst Euch nicht das Wochenende verderben....

von Kritiker (Gast)


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DrTech schrieb:
> Etwas Ständesdünkel gehört halt schon her, meine Herren. Immerhin waren
>
> wir eine Monarchie

ist alles abgeschafft und wie ihr Österreicher zu euren Titeln kommt, 
ist allseits bekannt.

von Thomas1 (Gast)


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Ich schrieb:
> Wie ein Kollege so schön sagte: Vorsicht bei Amerikanern, die lächeln
> immer, auch mit einem Messer hinter dem Rücken.


Na da gehts ja noch. Bei Türken/Arabern hast du da schon ein Messer im 
Rücken.

von Caramba (Gast)


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Egozentriker schrieb:
> Prinzipiell gibt's zwei einfache Möglichkeiten, eine Stelle zu
> ergattern:
>
> 1. Man ist ein guter Selbstdarsteller... aber außer im Vertrieb nützt
> das kaum. Fachliches Wissen schadet da häufig nur. Großspurig auftreten
> und man ist drin.
>
> 2. Beziehungen. Selbst wer fachlich schwach ist, aber einen Freund
> bereits in der Firma hat, kommt dann auch ganz leicht.
>
>
> Kategorie 1 geht über die Personalabteilung (können das fachliche
> ohnehin nicht beurteilen), Kategorie  2 über die Fachabteilung (da zählt
> die Seilschaft). Beide Personengruppen schaden der Firma, leider.
> Selbstverständlich kann man auch einen Glücksgriff haben und über 1 und
> 2 auch fachlich starke Leute an Land ziehen. Aber bei diesem
> Rekrutierungsprozess sind keine Mindeststandards definiert. Das ist das
> Problem.

Sehr gut erkannt.
Habe anfang der 80er eine Lehrstelle gesucht da gabs in größeren 
Betrieben noch Eignungstests. Für die Vergabe der Lehrstelle scheinen 
diese Tests aber nur von sehr untergeordneter Bedeutung gewesen zu sein. 
Man könnte also den damaligen Personalern ins Zeugnis schreiben: 
immerhin man hat sich bemüht

Sehr problematisch wird es wenn ein Betrieb nach gleichem Prinzip 
Vorgesetzten-Positionen besetzt. Kein fachlich guter Mitarbeiter wird 
sich von Selbstdarstellern und Leuten mit einfach nur guten Beziehungen 
bevormunden und ausbeuten lassen.

von Til (Gast)


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Caramba schrieb:
> Kein fachlich guter Mitarbeiter wird
> sich von Selbstdarstellern und Leuten mit einfach nur guten Beziehungen
> bevormunden und ausbeuten lassen.

Wenn er keine andere Wahl hat, wird er doch. Haus und Kinder müssen 
bezahlt werden, also...

von Michael S. (technicans)


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Der fundamentale Fehler in diesem Prozess sind die
gegensätzlichen Standpunkte. Der Bewerber wirbt auch nicht,
sondern er steht in der Auswahl vor dem Richter(Arbeitgeber)
um gerichtet zu werden, ob der Bewerber dem Anspruchsdenken
genügt. Da soll der Bewerber natürlich alles in aller bester
Qualität können und beherrschen und selbstverständlich auch
genau wissen wer im Rudel der Alpha ist. Manchmal (oder auch
meist) kommt mir das ganze wie eine Gehirnwäsche vor um ja nur
leichtes Spiel zu haben wenn es an die Vertragsbedingungen geht.
Eine wirklich seriöse Tätigkeitsbeschreibung bekommen die
wenigsten auf Arbeitgeberseite hin, weil das dann ja wieder
Nachteile hätte. Mit den Möglichkeiten die die Bewerber bieten
und dem weitreichendem Weisungsrecht lässt sich als Arbeitgeber
doch prima leben.
Der Bewerber ist als Mensch eigentlich eh nur ein Störfaktor
und eine Maschine wäre einem wohl da auch lieber, aber die ist,
falls überhaupt realisierbar dann wieder zu unökonomisch.
Wer es noch nicht bemerkt hat, die Sklaverei ist nicht abgeschafft,
sie ist über die Jahrhunderte nur verfeinert und subtiler
geworden, aber man ist und bleibt der Willkür eines Herren
ausgeliefert und man bemerkt es nur nicht. Klar, man hat
die freie Wahl(nicht wirklich), aber nur um sich von den
Händen seines Herrn in die Hände eines anderen zu begeben.

von genervt (Gast)


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Und da Michael S. vom Richter wegen fachlicher und menschlicher 
Insolvenz schuldig gesprochen wurde, gibt es jetzt die "Höchststrafe": 
Hartz-4 Lebenslänglich!

von Wolfgang H. (Gast)


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Danke, Michael,

für Deine Suche nach  "gegensätzlichen Standpunkten":

> Der fundamentale Fehler in diesem Prozess sind die
> gegensätzlichen Standpunkte.

Die sind aber nicht die greifbare Ursache, sondern allenfalls deren 
Symptom.
Solch eine Gegensätzlichkeit finden wir wohl in jedem Verkaufsgespräch.

> Der Bewerber ist als Mensch eigentlich eh nur ein Störfaktor
> und eine Maschine wäre einem wohl da auch lieber,
Dieser "Störfaktor" ist interessant. Denn sollte ein Personaler sein 
"Handelsgut" für einen Störfaktor halten, wäre er genauso schief 
gewickelt wie ein Vertriebler, der seine Kunden für Störfaktoren hält.

Ciao
Wolfgang Horn

von Michael S. (technicans)


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genervt schrieb:
> wegen fachlicher und menschlicher
> Insolvenz schuldig gesprochen wurde

Das nimmst du an, aber ist kein Beweis, nicht mal ein Indiz,
weil es dafür an jeder Nachvollziehbarkeit fehlt. Gäbe es das,
könnte man versuchen es zu ändern, aber so ist das kaum möglich.
Man ist eben nur Opfer gewissenloser unverantwortlicher
Machenschaften auf Gedeih oder Verderb der Herrenrasse ausgeliefert.
Da müssten schon ein paar Köpfe rollen um das zu verändern
oder von Arbeitgeberseite die Verpflichtung geben mindestens
genau so viele Informationen in der Breite wie Tiefe zurück zu
erhalten wie man selbst beigesteuert hat. Das AGG lässt aber
anscheinend jeden Personaler zu einen verängstigten Kaninchen
mutieren.

von Backflow (Gast)


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>Das nimmst du an, aber ist kein Beweis, nicht mal ein Indiz,

Ein Geisterfahrer? Nein hunderte!!!!

Schlimm, wohin soziale Isolation führen kann.

von Vn N. (wefwef_s)


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Carsten H. schrieb:
> Schon mal in Austria gearbeitet?
> - wenn Du dort einmal den Herrn Dipl.-Ing- nicht mit seinem Titel
> ansprichst, ist Essig. Noch schlimmer bei den Professoren.

Eigenartig, dass das meist nur diejenigen wissen, die noch nie in 
Österreich waren.

von Benjamin K. (benjamin92)


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Hat er aber recht, ich war in Österreich und bin nach Deutschland 
gegangen. Hier in Deutschland sind die Leute auf Arbeit bei weitem nicht 
so eingebildet, wie in Österreich.

von nicht_audi (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Dieser "Störfaktor" ist interessant. Denn sollte ein Personaler sein
> "Handelsgut" für einen Störfaktor halten, wäre er genauso schief

Personaler werden sehr wohl auch nach ihrem Output beurteilt. Der Output 
sind jene Personen, die sie der Fachabteilung als moegliche Kandidaten 
zur Verfuegung stellen.  Wenn da beständig die falschen ausgewählt 
werden dann w

Aber: ein Personaler will in seiner Rolle als Filter auch "Kompetenz" 
beweisen. Er kann dies mehrfach tun.
1) Zum Einen durch das Prüfen jener Kriterien, die er auch selber 
verstehen und nachvollziehen kann. Eine unvollständige Liste hierzu:
Notenschnitt, Alter, Fremdsprachen, ansprechendes Äußeres (Foto!), 
Lücken im Lebenslauf,...

2) Durch "Matchen" der Schlüsselwörter im Bewerbungsschreiben, die jenem 
der Ausschreibung entsprechen sollten.

Bei Schritt 1 fallen schon die meisten Kandidaten raus.
Wo hat der Kandidat die Angelegenheit selber in der Hand?
Notenschnitt, Fremdsprachen, akzeptables Foto (das kostet eben!), Lücken 
im Lebenslauf, Matchen der Schlüsselwörter zu größtmöglichem Grad

Wo hat der Kandidat die Angelegenheit nicht in der Hand?
Alter, Anzahl der Konkurrenzbewerbungen -> und das ist teuflisch in 
Krisenzeiten (btw, Krisen gibt es wohl jedes Jahrzehnt mehrere..., es 
geht heute nur schneller rauf und runter)

Freakige Kreativbewerbungen nützen nur bei Kleinunternehmen, wo der Chef 
selber die Bewerbungen sieht und auswählt, und es quasi keine 
"Personalstelle" gibt.

Und ob der Mensch zählt? Meine Herren, es ist Arbeit. Wenn ich familiäre 
Strukturen will muss ich ins Kleinunternehmen ODER selber meine Firma 
aufmachen. In Mittel und Großunternehmen ist man als Arbeitnehmer eine 
Nummer. Das hat aber auch Vorteile.

von Michael S. (technicans)


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nicht_audi schrieb:
> Bei Schritt 1 fallen schon die meisten Kandidaten raus.

Und irgendwann hat man dann keine Lust mehr dazu zugehören.
Gibt ja noch reichlich Griechen, Spanier, ...

> Und ob der Mensch zählt? Meine Herren, es ist Arbeit.
Eigentlich nicht, es ist eher eine moderne Form der Leibeigenschaft.

von Marx W. (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> a) meine Empfindung

Ist subjektiv, das Personalwesen ist halt auch nur eine 
Unternehmensabteilung. Die sich halt gerne, als "MEGA-Wichtig"-Abteilung 
darstelllt, dabei  sehr viele Prozesse aber Outgesourced hat.
Z.b. wird das Recruitment (plus Vorauswahl) großer Firmen über 
Online-Plattformen von Dienstleistern abgewickelt.
Was nicht heisen soll, dass in den großen Unternehmen nur über diesen 
Weg eingestellt wird. Da wird soviel über die Hintertür eingestellt mit 
viel Schmu und Hilfe von Freunden, was sich  im direkten Wettbewerb 
nicht halten könnte!

Wolfgang Horn schrieb:
> b) meine Erfahrung:

Geb dir Recht, aber die guten mit BE kosten halt was.
Die Unternehmensentscheider wollen halt immer "billig,billig".
(Bei sich selbst ist davon aber dann nix zu sehen!)
Solang die Wirtschaft nicht stark wuchs, konnte man sich ja auch über 
den Sekundärmarkt der Arbeitslosen und Leihbuden die Leute billig in die 
Hüttte holen.
Ferner ist bei den Fach- und Personalverantwortlichen eine ausgeprägte 
Risikoscheue vorhanden. Nur nix entscheiden, was irgendwie hinterfragt 
werden kann und einen als Schwäche oder Fehler ausgelegt wird.
So ist deren Richtschnurr.
Mit der  fahren die auch noch gut im Job!


Zum Schluß noch.

Verabschiede dich vom Gedanken der altruistischen Firmengemeinschaft die 
sich einen höheren Zweck verpflichtet fühlt.
Damit biste nämlich ziemlich neben dem Stand der Unternehmensforschung.

Lies lieber mal was über Organisationslehre oder Verhalten in 
Organisationen, da wird dir manches klarer.

von nicht_audi (Gast)


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Michael S. schrieb:
> Eigentlich nicht, es ist eher eine moderne Form der Leibeigenschaft.

Nun, immerhin kann man sich ein wenig aussuchen, wer sein Herr sein 
darf. Als Angestellter stellt man seine Arbeitskraft zur Verfügung, 
trägt aber kein Risiko (idr nur jenes entlassen zu werden wenn die Firma 
schlecht läuft). Es gibt kein "Recht" auf Angestelltensein - wozu auch? 
Ich will hier nicht über die mangelnde Gründerkultur in unseren 
Breitengraden philosophieren. Der Einstellungsprozess ist 
durchanalysiert und man kann sich - soviel Zynismus muss sein - nach 
Recherche bestmöglich darauf einstellen als Bewerber. Denn die 
Arbeitswelt folgt nur einem Ziel:

Verkaufen, verkaufen, verkaufen! Weil das bringt Geld. Eine Firma hat 
nur den Zweck Geld für die Eigentümer zu generieren. Ich als Bewerber 
muss zeigen können, wieso die Firma mit mir mehr verdient als ohne mich!

Wenn uns als Gesellschaft dieses Dogma widerstrebt, muss mehr kommen von 
den geistigen Eliten. Vor allem das Bürgertum sollte sich angesprochen 
fühlen. Solange hier nur kraftlos gemault wird kann sich niemals etwas 
ändern. Dann ist es nur ehrlich gleich ins Investmentbanking zu gehen, 
denn die sind die Essenz unserer wirtschaftlichen Tagespolitik.

von Ulrich S. (voodoofrei)


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Michael S. schrieb:
>> Und ob der Mensch zählt? Meine Herren, es ist Arbeit.
> Eigentlich nicht, es ist eher eine moderne Form der Leibeigenschaft.

Das klingt so anklagend, aber das glaub ich bei dir nicht.

von Wolfgang H. (Gast)


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Das wird schon so sein, "nicht_audi",

> Personaler werden sehr wohl auch nach ihrem Output beurteilt.
o.k.,

> ... "Kompetenz" beweisen. Er kann dies mehrfach tun.
> 1) Zum Einen durch das Prüfen jener Kriterien, die er auch selber
> verstehen und nachvollziehen kann....
> 2) Durch "Matchen" der Schlüsselwörter im Bewerbungsschreiben...
> Und ob der Mensch zählt? Meine Herren, es ist Arbeit. Wenn ich familiäre
> Strukturen will muss ich ins Kleinunternehmen ODER selber meine Firma
> aufmachen.
Exakt, das war schon in der Armee des römischen Imperiums so. Die 
disziplnierten Legionäre "von der Stange" waren den undisziplinierten 
Germanen halt weit überlegen.

Einst ging das "Matchen" über die Körpergröße - kleinwüchsige Rekruten 
kamen in die Panzertruppe, die Recken zu den Pionieren...

So weit erzwingen die Umstände die Auswahl des Bewerbungsverfahrens.

Aber in all dem, was da "gematcht" werden kann, ist eine große Lücke.

Die Leistungsfähigkeit eines Teams ist nicht die Summe der 
Leistungsfähigkeiten seiner Mitglieder. Falls ja, müßte der VFL 
Wolfsburg einen weit höheren Tabellenplatz besetzt haben.

„Drei Prozent der Probleme lassen sich durch Zahlen ausdrücken, bei 
siebenundneunzig Prozent geht dies nicht.“ (Dr. Edwards Deming, 
Qualitätspapst)

Einen ähnlichen Zusammenhang vermute ich auch für die Personalauswahl.

Ich vermute ferner: Gutes Personal kriegt man nie vom Arbeitsmarkt. 
Sondern besser fährt, wer sich einigermassen gutes Personal nimmt und 
dieses dann gut macht. Aber welcher Teamleiter darf das noch?


Ciao
Wolfgang Horn

von nicht_audi (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Aber welcher Teamleiter darf das noch?

Meiner :) Der wurde sogar Gruppenleiter jetzt. Denn die Personaler hat 
er dank seiner Auffassungsgabe und Durchsetzungsfähigkeit im Griff. Und 
er ist sehr, sehr wählerisch bei der Auswahl der Leute...

von Michael S. (technicans)


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nicht_audi schrieb:
> sehr wählerisch bei der Auswahl der Leute...

Der soll bloß aufpassen, das sein Schicksal nicht mal zur Disposition
steht.

Wolfgang Horn schrieb:
> Gutes Personal kriegt man nie vom Arbeitsmarkt.

Das beantwortet aber nicht deine Threadthemafrage.
Die Problematik ist halt, das der Bewerbungsprozeß mittlerweile
nur noch wie eine Einbahnstraße verläuft. Gegenverkehr, oder Duplex
wie die Kommunikationskomiker sagen, gibts da so gut wie gar nicht.
Man kann sich zwar bewerben, aber bei den geringsten Mangel fliegt
man raus ohne auch nur die kleinste Chance zu haben, mal ein gutes
Gehalt zu verdienen, ganz abgesehen und daran was zu ändern
und als wenn diese Spaßbremse nicht reicht, bekommt man von den
Ämter dann auch noch Druck, obwohl man genau weiß, das der Zug
längst weg ist. Jahre der Ausbildung und Qualifizierung für die
Tonne. Im boomenden Zeiten dürfte das noch nicht so schlimm
sein aber alles ändert sich, nur die Einstellungskriterien der Firmen
bleiben. Wenn man das in einen Software-Algorithmus schreiben müsste,
kämme am Ende wohl immer der Ruf nach Fachkräfte aus dem Ausland, weil
es hier ja angeblich keine mehr gibt. Die gibt es schon, sind nur
eben hier chancenlos gemacht worden.
Ich hab mir mal einige Profile von Mitstreitern in der Jobbörse
angeschaut und mit meinem verglichen. So schlecht ist meiner da
gar nicht. Da sind andere sogar übler dran. Techniker, die schon
Jahre Techniker sind aber noch nie als Techniker beschäftigt waren,
dafür aber Jobs als Helfer haben. Das gleiche bei einigen Ingenieuren.
Bei manchen laufen die Jobs in den nächsten Monaten aus und daher
stehen die da auch als Sucher drin. Nutzen tut die Jobbörse allerdings
gar nichts. Jedenfalls hat da (außer zwei weit entfernte DL) nie eine
Firma mal Interesse signalisiert. Das übliche Konzept der
Kandidatensuche ist ja auch vieeeel bequemer.

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Marx W.

>> a) meine Empfindung
>
> Ist subjektiv,
Richtig, genau deshalb schreibe ich das.

> das Personalwesen ist halt auch nur eine Unternehmensabteilung. Die sich
> halt gerne, als "MEGA-Wichtig"-Abteilung darstelllt

Verständnis:
Gerade aus einer anderen Diskussion anderen Ortes zu einem ähnlichen 
Thema:

„Als ich Psychologie studiert habe, bin ich mit ca. 200 verschiedenen 
Theorien von Motivationen und ähnlich hohen Zahlen von 
Persönlichkeitstheorien konfrontiert worden. Das ist etwa so, als wenn 
es 200 verschiedene Theorien über den freien Fall und die 
Gravitationskraft gibt, sich viele davon widersprechen und die 
Wissenschaft der Psychologie im Mainstream der Universität es bis heute 
nicht geschafft hat, nach wissenschaftlichen Kritieren zu definieren, 
was denn ihr zentrales Gegenstandsverständnis ist." (Name ist Tabu)

Personaler sind auf die Grundlagen "der Psychologie" angewiesen wie ich 
Nachrichtentechniker auf meinen Meinke/Gundlach, Yasnik, Kraus 
(Antennentechnik) und ähnliche. Die Professoren meiner Profession haben 
ihren Job deutlich besser gemacht als die ab Sigmund Freud.

Der Personaler empfindet das Tohuwabohu in seinen Grundlagen deutlich 
stärker als sein Personal. Der Personaler wird doch ständig bombardiert 
mit Erfolgsrezepten, die ab morgen schon wieder überholt sind. Der ist 
zutiefst verunsichert - oder hat sich eine Bärenhaut zugelegt.


> dabei  sehr viele Prozesse aber Outgesourced hat.
Großer Fehler. Denn das Personal ist ein Produktionsfaktor, der zum 
Unternehmen passen muss und das Unternehmen zu ihm. Richtig war mal die 
Besetzung des Vorstands nach Produktionsfaktoren.
Aber wer sich nicht wehren kann, der verliert an Einfluss, Personal und 
Einkommen. Wer keine glaubhaften Grundlagen für seine Arbeit vorweisen 
kann, der kann sich nicht wehren. So geht der Personalvorstand und 
irgendwann ist die Arbeit seiner Abteilung nach Weissrussland 
ausgelagert.

> Ferner ist bei den Fach- und Personalverantwortlichen eine ausgeprägte
> Risikoscheue vorhanden.
Verständlich bei dem Tohuwabohu.

> Verabschiede dich vom Gedanken der altruistischen Firmengemeinschaft die
> sich einen höheren Zweck verpflichtet fühlt.
Das ist 'eh Vergangenheit aus der Zeit eines allwissenden und 
allgerechten Gottes mit Paradies und ewigen Höllenqualen.

> Damit biste nämlich ziemlich neben dem Stand der Unternehmensforschung.
Dieser Unternehmensforschung bin ich deutlich voraus, und zwar mit der 
Erschließung der Unterseite des Eisbergmodells der Psyche.
Da steckt der Erfolgsfaktor des Miteinander.

Gegen den Strom zu schwimmen ist eine der Schwächen meines 
Geschäftsmodells. Aber zugleich auch eine Stärke.

> Lies lieber mal was über Organisationslehre oder Verhalten in
> Organisationen, da wird dir manches klarer.
Oh, da habe ich selber Besseres.

Ciao
Wolfgang Horn

von Wolfgang H. (Gast)


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Da hast Du Recht, Michael,

>> Gutes Personal kriegt man nie vom Arbeitsmarkt.
>
> Das beantwortet aber nicht deine Threadthemafrage.
Richtig.

> Die Problematik ist halt, das der Bewerbungsprozeß mittlerweile
> nur noch wie eine Einbahnstraße verläuft. Gegenverkehr, oder Duplex
> wie die Kommunikationskomiker sagen, gibts da so gut wie gar nicht.
Tja, ich hatte mein erstes Gespräch über einen Job mit dem 
Vertriebsmann, das zweite mit dem Entwicklungsleiter, und nur zu 
Unterschrift kam der Personalchef vorbei. Wo gibt's das noch?

> Man kann sich zwar bewerben, aber bei den geringsten Mangel fliegt
> man raus
Nun, das ist eine Folge der Taylorisierung der Personalarbeit. Die erste 
Person, die eine Bewerbung zu Gesicht bekommt, hat Null Verständnis von 
der Aufgabe, sondern prüft nur eine Art Datenblatt gegen Vorgaben. 
Basta.

Ich bin ziemlich sicher, würde Werner von Siemens wiedergeboren werden, 
die Personaler von Siemens würden ihn pflichtgemäß abweisen wegen seiner 
Eigenwilligkeit. (Das Genie dahinter sieht halt nur derjenige, der 
selbst fast eines ist.)

> Firma mal Interesse signalisiert. Das übliche Konzept der
> Kandidatensuche ist ja auch vieeeel bequemer.

„Zweiter Grundsatz wirksamer Führung: Es kommt darauf an, einen Beitrag 
zum Ganzen zu leisten.“ (Prof. Fredmund Malik, St. Gallen)

Seit langem ist das Problem der "Suboptima" bekannt. Der Verstoß gegen 
Maliks 2. Grundsatz zur Optimierung der eigenen Tantiemen.

Ciao
Wolfgang Horn

von Caramba (Gast)


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Til schrieb:
> Caramba schrieb:
>> Kein fachlich guter Mitarbeiter wird
>> sich von Selbstdarstellern und Leuten mit einfach nur guten Beziehungen
>> bevormunden und ausbeuten lassen.
>
> Wenn er keine andere Wahl hat, wird er doch. Haus und Kinder müssen
> bezahlt werden, also...

Stimmt aber unter diesen Umständen ist man halt innerlich gekündigt oder 
man passt sich eben an, da kommen halt keine Lösungsvorschläge mehr die 
über das hinausgehen was sowiso in jedem Lehrbuch steht. Der Chef 
verdient mehr also muss er auch die besseren Ideen haben. In so einem 
Laden ist fachliche Kompetenz eben nicht gefragt ja sogar manchmal 
gefählich.

Das schlimme ist dass viele das nicht merken oder einfach so hinnehmen. 
Nur dadurch können sich solche Strukuren so lange halten.

von Wolfgang H. (Gast)


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Ja, Caramba,

> Stimmt aber unter diesen Umständen ist man halt innerlich gekündigt oder
> man passt sich eben an
Der Boss bestimmt die Musik im Orchester - und den Ton.

Regelrecht dumm ist derjenige Boss, der solche Unfairness zuläßt, 
toleriert oder gar fördert. Weil er sich dadurch selbst Verschlechterung 
der Ergebnisse einhandelt und zusätzliche Mühen.

Andererseits ist der Anteil dieser Dummheiten weit größer als der Anteil 
der Autofahrer, die den Personalparkplatz anfahren mit toleriertem 
Kurbelwellenschaden. Da scheint jeder aufzupassen.

Natürlich darf sich nur derjenige der ehrenvollen Bezeichnung "Chef" 
erfreuen, der diese Fairness unter sich und seinen Mitarbeitern 
herstellt und bewahrt.

Fairness ist keine Bringschuld des Arbeitnehmers. Sondern sein 
Teamleiter hat dafür zu sorgen oder gehört abgemahnt.

Ciao
Wolfgang Horn

von ohne Worte (Gast)


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> > Ferner ist bei den Fach- und Personalverantwortlichen eine ausgeprägte
> > Risikoscheue vorhanden.
> Verständlich bei dem Tohuwabohu.
die wissen aber ausnahmslos, daß das Jobcenter schön subventioniert bei 
Einstellung und dieser Bonus wird natürlich immer gern mitgenommen.
Risiko ist praktisch marginal.

> b) meine Erfahrung: Gute Leute kriegt man nie vom Arbeitsmarkt. Sondern
> man muss die nehmen, die man kriegen kann, und die sich dann "erziehen":
Tja, man muß dann nur noch genug Dumme finden, die sich wie ein Hund 
dressieren lassen - ein guter Bewerber wird sich sowas dauerhaft nicht 
bieten lassen, sondern sich lieber verbessern.
Insofern mußt Du warten auf Goddot, was hierzulande ja auch geht.

von Fil (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Fairness ist keine Bringschuld des Arbeitnehmers. Sondern sein
> Teamleiter hat dafür zu sorgen oder gehört abgemahnt.

Von wem denn?

Darauf basiert doch das ganze beschissene System:

Angst (vor Arbeitslosigkeit, H4, sozialem Abstieg, dass der Nachbar mehr 
Karriere macht usw.)

und Verpflichtungen (Haus abzahlen, Kinder müssen ernährt werden, Eltern 
sollen nicht enttäuscht sein usw.)

und Desinformation (Medien usw.)

Was einem glücklich macht interessiert kein Schwein.

Deshalb lassen sich die Leute knechten und sind im Hamsterrad gefangen.

von Wolfgang H. (Gast)


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Oh je, "ohne Worte",

>> b) meine Erfahrung: Gute Leute kriegt man nie vom Arbeitsmarkt. Sondern
>> man muss die nehmen, die man kriegen kann, und die sich dann "erziehen":
> Tja, man muß dann nur noch genug Dumme finden, die sich wie ein Hund
> dressieren lassen
Aber nicht doch. Das wäre doch primitiv, barbarisch.
Das, was ich mit "erziehen" beschrieben habe, ist die Delegation von 
Aufgaben und Verantwortung und die Unterstützung.
Das Ganze im Miteinander, weil das für jeden besser ist als 
Gegeneinander.

Ciao
Wolfgang Horn

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Fil,

>> Fairness ist keine Bringschuld des Arbeitnehmers. Sondern sein
>> Teamleiter hat dafür zu sorgen oder gehört abgemahnt.
>
> Von wem denn?
Nich "von wem", sondern "durch wen".
Ein sehr bekanntes Beispiel sind die Schiedsrichter im Fußball. 
Natürlich wird um jede Rote Karte gerechtet, aber die sind allemal 
besser als ein Mini-Bürgerkrieg auf dem Rasen mit erst 22 Schlägern und 
dann vielen Schwerverletzten.

Allerdings fordert das Umsetzen einer persönlichen Fairness-Garantie 
erstens Mut, zweitens Mut, alle Beschimpfungen zu ertragen, und drittens 
Mut, dafür keinerlei Dank zu erwarten.

> Darauf basiert doch das ganze beschissene System:
"Das Ganze"? Dagegen kann der Einzelne nicht viel tun.
Aber die einzelne Führungskraft kann, wie das früher schon immer ging.

„Wenn die Leute nicht immer per wir in Geschäftsangelegenheiten 
sprechen, nicht Gelegenheit haben, sich bei Ehren und Sorgen des 
Geschäfts beteiligt zu fühlen, so kann man kein treues Festhalten, auch 
in trüberen Zeiten, verlangen und erwarten.“ (Werner von Siemens)

Das war kein dummer Spruch. Auch in manchen Unternehmen, eher kleinen 
und mittleren Unternehmen (KMU), gibt es "Wir-Gefühl". Eher in 
überschaubaren Familienunternehmen als in Konzernen. Wären die Büroflure 
der Konzerne nicht mit unsichtbaren Fallstricken übersät, hätten die KMU 
kaum Chancen gegen ihre Übermacht.

"Führen" ist eben nicht nur Entscheiden nach Vorschrift oder im Sinne 
des maximalen Beitrags zum Quartalsgewinn. Sondern auch die Pflege zum 
Entfernen von Hindernissen in der Zusammenarbeit, wie beispielsweise der 
Ursachen für Gegeneinander.

Die Menschheit hatte das Thema schon mehrfach. Ich lese gerade mal 
wieder über die Französische Revolution, als der Adel es mal wieder 
übertrieben hatte und das Volk ihn unter der Guilliotine dezimierte. Das 
droht jeder ausbeuterischen Bevölkerungsschicht. Deswegen ist das 
Dummheit.


Ciao
Wolfgang Horn

von ohne Worte (Gast)


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> Das, was ich mit "erziehen" beschrieben habe, ist die Delegation von
> Aufgaben und Verantwortung und die Unterstützung.
so kann man es natürlich auch formulieren - Delegation sind Aufgaben, 
die man selbst nicht übernehmen möchte aus was für Gründen auch immer ?!
Sicherlich mag es gute Gründe geben, deshalb nennt sich das Ganze auch 
Hierachie - aber das jetzt als Miteinander verkaufen zu wollen ist 
ungefähr so wie die Sprechstunde beim Arzt.

> Das Ganze im Miteinander, weil das für jeden besser ist als
> Gegeneinander.
es gilt das Hierachieprinzip, alles andere ist nur eine 
Verschleierungstaktik, die über die wahren Sachverhalte hinwegtäuschen 
soll.
Daß das Hierachieprinzip gilt beweist die Tatsache, daß es erhebliche 
Lohnunterschiede gibt und das steht immer konträr zu Deinem Miteinander 
-das geht immer nur bis zu einem bestimmten Level und nicht weiter.

> Auch in manchen Unternehmen, eher kleinen und mittleren Unternehmen
> gibt es "Wir-Gefühl".
Bis zu einem gewissem Maße im Sinne von Loyalität zum Unternehmen ist 
das ja okay, aber wenn es auf so eine Art Familienersatz hinauslaufen 
soll (und das wird z.T. angepeilt) bzw. auf ewige Bindung, dann wird der 
intelligente Arbeitnehmer das auf Dauer nicht ertragen können.
Die Eigenständigkeit der Mitarbeiter bzw. deren Eigeninteressen sind 
nicht conform mit der Firmenphilosophie - deshalb ist z.B. eine 
Eigenschaft wie Ehrgeiz nur begrenzt erwünscht.

von Michael S. (technicans)


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ohne Worte schrieb:
> deshalb nennt sich das Ganze auch
> Hierachie

Auch wenn es nur ein Tippfehler ist heißt es korrekt:
"Hierarchie".(Hab das auch ne Zeitlang immer falsch geschrieben).
An für sich darf man Hierarchien als ein Kastensystem verstehen,
je nach Bildungsgrad, Sozial- oder Machtstellung, etc.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hierarchie

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, "ohne Worte",

> es gilt das Hierachieprinzip,
Genau. Außer in Genossenschaften in der Genossenschaftsversammlung. Bis 
zur nächsten aber wieder der das letzte Wort, den die Genossen als ihren 
Geschäftsführer gewählt haben.

Wenn Du Dein eigenes Vermögen zur Verfügung stellst, darfst Du gern 
Deinen Mitarbeitern freie Hand lassen über dessen Verwendung.

Nach der Vollendung der von Dir selbst verursachten "Ausbeutung des 
Arbeitgebers durch seine eigenen Arbeitnehmer" regt sich darüber dann 
keiner mehr auf.

Ciao
Wolfgang Horn

von genervt (Gast)


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Michael S. beutet doch lieber alle Arbeitnehmer auf einmal aus und das 
ohne jedes Risiko für das eigene "Kapital".

von Michael S. (technicans)


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@genervt

Kannst du dir nicht mal ein anderes Opfer für deinen Spott suchen?
Wird ja langsam langweilig dieses ewige Arbeitgebergesülze. Du kannst
dich eh drehen und wenden wie du willst, du zahlst weiter deine Abgaben,
ganz egal ob ich davon was abbekomme oder nicht.

von genervt (Gast)


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Michael S. schrieb:
> Kannst du dir nicht mal ein anderes Opfer für deinen Spott suchen?

Dazu bist du zu sehr Täter, als das du Opfer sein könntest.

von Backflow (Gast)


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>Ich lese gerade mal wieder über die Französische Revolution, als der
>Adel es mal wieder übertrieben hatte und das Volk ihn unter der
>Guilliotine dezimierte. Das  droht jeder ausbeuterischen Bevölkerungs-
>schicht. Deswegen ist das Dummheit.

Bist du eigentlich schon bei der Stelle angekommen, wo sich die 
Revolutionäre gegenseitig an die Gurgel gehen und alte Rechnungen im 
allgemeinen Terror beglichen werden?

Was machst du nur, wenn du mal an Leute gerätst, die ein wenig 
Allgemeinbildung haben, und deine schiefen Bilder mal coram publico 
auseinandernehmen?

Für dein Posie-Album:
"Gefährlich wird die Halbbildung erst dann, wenn sie ihre eigene Natur 
als Bruchteil verkennt und sich hochmütig einbildet, bereits Bildung 
geworden zu sein (Franz von Holtzendorff).

Ich warte übrigens immer noch auf deine Referenzliste erfolgreich 
beratener Unternehmen.

von Das ist mir jetzt egal (Gast)


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ohne Worte schrieb:
>> Das Ganze im Miteinander, weil das für jeden besser ist als
>> Gegeneinander.
> es gilt das Hierachieprinzip, alles andere ist nur eine
> Verschleierungstaktik, die über die wahren Sachverhalte hinwegtäuschen
> soll.
> Daß das Hierachieprinzip gilt beweist die Tatsache, daß es erhebliche
> Lohnunterschiede gibt und das steht immer konträr zu Deinem Miteinander
> -das geht immer nur bis zu einem bestimmten Level und nicht weiter.



Wolfgang Horn schrieb:
> Wenn Du Dein eigenes Vermögen zur Verfügung stellst, darfst Du gern
> Deinen Mitarbeitern freie Hand lassen über dessen Verwendung.
>
> Nach der Vollendung der von Dir selbst verursachten "Ausbeutung des
> Arbeitgebers durch seine eigenen Arbeitnehmer" regt sich darüber dann
> keiner mehr auf.
>
> Ciao

Was Sie hier beschreiben gibt es nur in sehr wenigen Ausnahmefällen. In 
Kleinbetrieben wo der Chef Geschäftsführer und Eigentümer der Firma ist.

In der Regel sind in Betrieben Geschäftsführer nicht in nennenswertem 
Umfang Eigentümer der Firma und Ihre Haftung ist sehr beschränkt.

Dl hat sich eben in den letzten 2 Jahrzehnten zur Klassen-gesellschaft 
entwickelt. Mit entsprechenden Klassenschranken. Oberklasse 
Obere-Mittelschicht Untere-Mittelschicht Unterschicht. Kann sich jetzt 
jeder selbst einsortieren. Und da wird man einsortiert wenn man sich 
z.B. um einen Job bewirbt.

von Das ist mir jetzt egal (Gast)


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Backflow schrieb:
> Bist du eigentlich schon bei der Stelle angekommen, wo sich die
> Revolutionäre gegenseitig an die Gurgel gehen und alte Rechnungen im
> allgemeinen Terror beglichen werden?

Selber dabei gewesen? Oder bei Guido Knopp aufgeschnappt?

von JaJa (Gast)


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Backflow schrieb:
>>Ich lese gerade mal wieder über die Französische Revolution, als der
>>Adel es mal wieder übertrieben hatte und das Volk ihn unter der
>>Guilliotine dezimierte. Das  droht jeder ausbeuterischen Bevölkerungs-
>>schicht. Deswegen ist das Dummheit.

Das Risiko ist sehr gering und in Deutschland gleich Null.
Mid dänne känschd no nidemol ä Scheisshäusle stürme.
Meist wird die Sache dann über einen Krieg bereinigt rein historisch 
betrachtet.

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Backflow,

> Bist du eigentlich schon bei der Stelle angekommen, wo sich die
> Revolutionäre gegenseitig an die Gurgel gehen
"Septembermorde". Klar.

> Allgemeinbildung haben, und deine schiefen Bilder mal coram publico
> auseinandernehmen?
Da ist nix Schiefes dran.
Im Gegenteil. Schief ist der derzeit allgemeine Glaube an das 
Eisbergmodell der Psyche - und das ist falsch. Aber dieser Glaube trägt 
bei zum derzeitigen Biztalk von Zahlen, Daten und Fakten und der 
Vernachlässigung menschlicher Werte wie Vertrauen, Miteinander, 
Wir-Gefühl und "Einsatz für die gemeinsame Sache".
Sowie der Stellhebel dafür. Aber wer die vernachlässigt, der wandelt das 
Wir-Gefühl in das "Jeder für sich, Jeder gegen Jeden, und unser Boss 
gegen alle. Wegen der Verluste im Gegeneinander muss dann halt härter 
geschuftet werden.

Das erkennt aber kein Flachlochbohrer, auch kein Selbstgerechter, erst 
Recht kein Dogmatiker, sondern da muss man etwas tiefer bohren.

Ciao
Wolfgang Horn

von Backflow (Gast)


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>Im Gegenteil. Schief ist der derzeit allgemeine Glaube an das
>Eisbergmodell der Psyche - und das ist falsch.

Was hat jetzt die Französische Revolution mit dem Eisbergmodell zu tun?
Aber Hauptsache abgelenkt.

>Das erkennt aber kein Flachlochbohrer, auch kein Selbstgerechter,

Wie gut daß du keiner von beiden bist.

Was ist übrigens ein Flachlochbohrer? Der deutsche Duden kennt dieses 
Wort nicht. Oder meinst du "Dünnbrettbohrer"?


Wie gesagt, an deinen Metaphern bzw. Bildern mußt du noch kräftig 
arbeiten, wenn du mal vor ernsthaftem Publikum bestehen möchtest und 
nicht hier bei den Frustrierten hier im Forum um Beifall bittest.

Was war jetzt noch mit der Referenzliste?

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