Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Frage zum IR2111: Versorgungsspannung


von Klaus (Gast)


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Hi Leute,

ich möchte einen Hochsetzsteller (HSS) betreiben, bei dem ich die Diode 
durch einen weiteren FET austausche. Dazu habe ich mir das IC IR2111 
herausgesucht, das aus einem PWM Signal zwei macht, wovon eines logisch 
invertiert ist.
Das Datenblatt findet ihr hier:
www.irf.com/product-info/datasheets/data/ir2111.pdf

Ich habe das IC gemäß Anhang auf einer Lochrasterplatine aufgebaut und 
mit einer Versorgungsspannung von 15V in Betrieb genommen. Die Ausgänge 
sind entgegen meiner Zeichnung zunächst unbelastet - ich habe das IC 
also ohne HSS getestet. Der HSS im Bild dient nur der 
Vollständigkeithalber, was ich mit dem IC IR2111 zu realisieren gedenke.

Bei einer Spannung von 15V funktioniert auch alles super. Ich habe an 
den beiden Ausgängen das gewünschte Signal mit der gewünschten Totzeit. 
Erhöhe ich die Ausgangsspannung jedoch auf 18V, brechen die Ausgänge 
ein. An beiden Ausgängen messe ich dann ein konstantes LOW Signal. Die 
Versorgungsspannung kommt aus einem Netzteil.

Den Eingang für das PWM Signal speise ich mit einem Funktionsgenerator. 
Das Rechtecksignal hat eine Amplitude von 5V und eine Frequenz von 1kHz.


Ich frage mich nun, warum das IC bei 15V Versorgungsspannung einwandfrei 
funktioniert, bei 18V jedoch die Ausgänge zusammenbrechen.


Steinigt mich bitte nicht. Ich arbeite zum ersten Mal mit diesem IC.


Ich danke euch.

von nicht "Gast" (Gast)


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Mit der Diode (die du weggelassen hast) zwischen VCC und VB und dem 
Kondensator von VB nach VS wird die Versorgungsspannung für den 
Highside-Treiber generiert (natürlich nur wenn man einen Eingangstakt 
hat).

Bei Vout=15V mag der "obere" MOSFET noch einigermaßen angesteuert 
werden, aber bei 18V geht es halt nicht mehr aus...

von Falk B. (falk)


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@  Klaus (Gast)

>Ich habe das IC gemäß Anhang auf einer Lochrasterplatine aufgebaut und

Falsch. Die Verbindung VCC-VB ist eine NO-GO!
Vin und Vout sind vertauscht!
Schau dir das Datenblatt an! Was ist an dem Bild auf der 1. Seite 
unklar?
Bau es GENAU so auf und es wird funktionieren!

>Ich frage mich nun, warum das IC bei 15V Versorgungsspannung einwandfrei
>funktioniert,

Zufall und Glück.

MfG
Falk

von Falk B. (falk)


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Ach ja, der IR2111 hat KEINEN 5V Logikeingang, sondern einen 
VCC-abhängigen CMOS-Eingang. Bei 15V an VCC hätte er gern mindesten 
12,6V als High, siehe Datenblatt Seite 3 unten.

von Klaus (Gast)


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Hallo,

danke schon mal.

Aus dem Blockdiagramm auf Seite 4 habe ich es jedoch so interpretiert, 
dass der obere Treiber und der untere Treiber quasi "unabhängig" 
voneinander sind.
Aber so wie ich dich verstehe, funktioniert mein Ansatz aus der 
Zeichnung vom Eingangspost nicht.

Ich kann also nicht auf die Diode geschweige denn den Kondensator 
verzichten?

Was mich an der ganzen Sache verwirrt, ist, dass die Last am HSS ja am 
Drain des FETs liegt. Entgegen einer Halbbrücke, bei der die Last am 
Mittelpunkt angesetzt wird.

Ist der Halbbrückentreiber für meine Zwecke ungeeignet?

Gruß

von Klaus (Gast)


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Hallo Falk,

danke für deinen Beitrag. Ich werde mich an der ersten Seite 
orientieren.

Was daran unklar ist/war?

Ganz einfach. Ich habe das Blockschaltbild auf Seite 4 missverstanden. 
Und da ich keine Halbbrücke verwende, sondern einen HSS, bei der die 
Last nicht am Pin Vs gepackt wird, dachte ich, mein Ansatz würde gehen.


Tut mir Leid, dass ich falsch gedacht habe.

von Klaus (Gast)


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Eine Frage hätte ich aber noch an dich, Falk:

Du sagst, Vin und Vout seien vertauscht. Können wir versuchen, die 
selben Wörter zu verwenden. Was genau ist bei dir Vout? Bei mir gibt es 
LO und HO.


Gruß

von nicht "Gast" (Gast)


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Klaus schrieb:
>
> Aus dem Blockdiagramm auf Seite 4 habe ich es jedoch so interpretiert,
> dass der obere Treiber und der untere Treiber quasi "unabhängig"
> voneinander sind.
> Aber so wie ich dich verstehe, funktioniert mein Ansatz aus der
> Zeichnung vom Eingangspost nicht.

Der Treiber ist zwar weitgehend "unabhängig", benötigt aber trotzdem 
eine ausreichende Versorgungsspannung. Überlege einmal: Soll der "obere" 
MOSFET eingeschaltet werden, so werden an S und D Vout (bspw. 18V) 
liegen. Um voll eingeschaltet zu sein, muss die Gatespannung 15V 
gegenüber der Sourcespannung sein - also rd. 33V. Diese generiert sich 
der IC selber, benötigt dazu jedoch die periodischen Potential-Sprünge 
an der Brückenmitte und die Diode+Kondensator.

Dabei sehe ich gerade: VS hast du auch falsch angeschlossen - der Pin 
muss auf die Brückenmitte!

von Falk B. (falk)


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@  Klaus (Gast)

>dass der obere Treiber und der untere Treiber quasi "unabhängig"
>voneinander sind.

Jain. Die Stromversorgung von oben funktioniert nur im Zusammenhang mit 
dem unteren Schalter.

>Aber so wie ich dich verstehe, funktioniert mein Ansatz aus der
>Zeichnung vom Eingangspost nicht.

Hmm, kann sein.

>Ich kann also nicht auf die Diode geschweige denn den Kondensator
>verzichten?

nein.

>Was mich an der ganzen Sache verwirrt, ist, dass die Last am HSS ja am
>Drain des FETs liegt. Entgegen einer Halbbrücke, bei der die Last am
>Mittelpunkt angesetzt wird.

Eben.

>Ist der Halbbrückentreiber für meine Zwecke ungeeignet?

Gute Frage. Vielleicht könnte es klappen, aber nur mit der Diode und 
Kondensator.

  Klaus (Gast)
Datum: 03.05.2012 10:34

>Du sagst, Vin und Vout seien vertauscht.

Ich hatte deinen Hochsetzsteller übersehen.

> Können wir versuchen, die
>selben Wörter zu verwenden. Was genau ist bei dir Vout?

Das, was in deiner Skizze als Vout bezeichnet ist ;-)

MFG
Falk

von Klaus (Gast)


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Aaaaah, jetzt bin ich ganz verwirrt :D

Lass uns noch mal bei 0 anfangen. Ich habe einen Hochsetzsteller. Dieser 
Hochsetzsteller soll eine Ausgangsspannung von 500V haben.

Ich möchte gerne die Diode vom HSS gegen einen weiteren FET tauschen. 
Ergo brauche ich "irgendwas", das aus einem PWM Signal zwei PWM Signale 
macht. Eines davon muss logischerweise invertiert sein, damit die beiden 
FETs nicht gleichzeitig eingeschaltet sind.

Ich habe noch mal die Schaltung eingefügt.

Meine Frage nun an euch:
Wie kann ich das realisieren? Ich hatte an den IR2111 gedacht, weil er 
eben aus einem Signal 2 macht und eines davon invertiert ist. Dadurch, 
dass ich das Blockschaltbild missverstanden habe, dachte ich, dass das 
eine elegante Lösung sei. Gibt es eine elegantere Lösung für mein 
Vorhaben?

Ich danke euch.

gruß

von Klaus (Gast)


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Hier das Bild

von Falk B. (falk)


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@  Klaus (Gast)

>Hochsetzsteller soll eine Ausgangsspannung von 500V haben.

>Ich möchte gerne die Diode vom HSS gegen einen weiteren FET tauschen.

Kann man machen, bringt aber nicht viel.

>Wie kann ich das realisieren? Ich hatte an den IR2111 gedacht, weil er
>eben aus einem Signal 2 macht und eines davon invertiert ist.

Könnte klappen.

>eine elegante Lösung sei. Gibt es eine elegantere Lösung für mein
>Vorhaben?

Einfach die Diode lassen. Rechne mal nach wieviel Wirkungsgrad du da 
vielleicht gewinnen kannst.

von Klaus (Gast)


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Hi Falk,

über Sinn oder Unsinn meines Vorhabens möchte ich ungerne diskutieren. 
Denn genau das soll eine Teilkonklusion meiner Arbeit sein. :D

Ergo "muss" ich meine Idee erstmal realisieren, durchmessen und dann 
sagen, ob das Kosten/Nutzen Verhältnis gegeben ist oder nicht.

Ich bitte dich, dies zu berücksichtigen. Ich bin im wahrsten Sinne des 
Worten nämlich bereits mitten in der Arbeit. Hier jetzt abzubrechen mit 
dem Argument "Bringt eh nichts" wäre ein unsauberer Abgang meinerseits.

Ich bin dir natürlich nach wie vor sehr dankbar, wenn du einen Tipp 
hättest, wie ich meine Idee umsetzen kann.

Gruß

von Falk B. (falk)


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@  Klaus (Gast)

>Ich bin dir natürlich nach wie vor sehr dankbar, wenn du einen Tipp
>hättest, wie ich meine Idee umsetzen kann.

Hab ich das nicht bereits? Nimm die Schaltung aus dem Datenblatt Seite 1 
und bau sie so nach. Einziger Unterschied. Deine Eingangsdrossel kommt 
an den Mittelpunkt der Brücke, deine Ausgangsspannung an den Drain des 
oberen FETs, so wie ind deiner Skizze.

MFG
Falk

von al3ko (Gast)


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Hi Falk,

ich danke dir für deine Hilfe. Ich werde deinen Tipp so mal weiter im 
Auge behalten.

Eine (theoretische) Frage hätte ich aber noch. Lös dich dazu mal bitte 
von dem Gedanken, dass das IC zwei FETs ansteuern soll. Ich werde keinen 
HSS an das IC ranpacken. Ich werde das IC also schlichtweg dazu 
missbrauchen, um aus einem PWM Signal zwei PWM Signale zu generieren, 
die zueinander invertiert sind und eine Totzeit besitzen. Ginge das?

Meine Idee wäre die folgende, wie man sie auch im Anhang finden kann. 
Und hier, was ich erwarte:

Die Versorgungsspannung versorgt den unteren Treiber. Das PWM Signal ist 
im Initialzustand 0V. Der untere Treiber gibt ein 0V Signal aus und 
zieht den Kondensator C2 auf Masse. Dieser lädt sich nun über die Diode 
D1 auf die Versorgungsspannung (18V) auf. Jetzt kommt die logische 1 vom 
PWM Signal (z.B. 15V). Der Ausgang vom unteren Treiber springt auf 15V. 
Die Spannung am Kondensator bleibt konstant, hebt sich aber um 15V an. 
Dadurch fängt die Diode D1 an zu blocken. Der obere Treiber wird mit 
18V+15V am positiven Versorgungspin und mit 15V am negativen 
Versorgungspin versorgt. Der Ausgang des oberen Treibers ist low. Der 
Kondensator wird durch den Treiber entladen.

Ist eine Periodendauer vorüber, beginnt das Spiel von vorne. Ich habe 
also aus einem PWM Signal zwei PWM Signale erzeugt, die zueinander 
invertiert sind und eine Totzeit besitzen.

Stimmst du mir in meiner Ausführung überein oder habe ich einen 
gravierenden Gedankenfehler?

Der Grund meines Anliegens ist, dass ich gerne eine galvanische Trennung 
hätte und deshalb gerne an die beiden Ausgänge des IR2111 jeweils einen 
Optokoppler ACPL-332j dranhängen möchte. Das Problem ist nun, dass ich 
aus einem PWM Signal zwei Signale benötige, die zueinander invertiert 
sind. Und eine Totzeit wäre auch nice.

Über ein Feedback freue ich mich.

Danke

von Ingo (Gast)


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Weißt du was ein Inverter ist? Mit sowas kann man sich solche 
Schaltsignale erzeugen. Mit einem RC und ner Diode bekommt man dann eine 
Totzeit.
Einen Treiber nur für eine invertierung zu nutzen ist schlichtweg nur 
out.

Also mal nicht so kompliziert denken, der 40106 währe schonmal ein 
Inverter.



Ingo

von Al3ko -. (al3ko)


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Oh grandios, Ingo! Ich hatte das IR2111 verwendet, weil mir keine andere 
Möglichkeit einfiel. Dass es auch wesentlich einfacher geht, freut mich 
sehr!

Ich muss allerdings gestehen, dass ich die Aufgabe der Diode noch nicht 
ganz sehe. Das RC Glied wird ein simpler Tiefpass sein? Die 
Ausgangsspannung nimmt dann den üblichen Verlauf der Ladekurve an, so 
dass das High Signal ein wenig später erreicht ist. Magst du das noch 
mal ein wenig näher erklären?

Alternativ habe ich gerade eine Variante in meinem Buch gefunden, die 
ich wenigstens verstehe :P

Das Bild stammt aus dem Buch

"Switch-Mode Power Supplies" und ist geschrieben von "Christophe Basso". 
Die ISBN Nummer lautet 0071508589 Das Urheberrecht des Bildes liegt bei 
ihm.

So, jetzt müsste ich mich rechtlich abgesichert haben :D

Die Idee mit den UND Gattern und den RC Tiefpass kann ich 
nachvollziehen.


Trotzdem bin ich über deine Variante neugierig.

Vielen Dank!

von Falk B. (falk)


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@  al3ko (Gast)

>HSS an das IC ranpacken. Ich werde das IC also schlichtweg dazu
>missbrauchen, um aus einem PWM Signal zwei PWM Signale zu generieren,
>die zueinander invertiert sind und eine Totzeit besitzen. Ginge das?

Wahrscheinlich schon.

>also aus einem PWM Signal zwei PWM Signale erzeugt, die zueinander
>invertiert sind und eine Totzeit besitzen.

Dazu braucht man aber keine Bootstrapschaltung, da reicht eine direkte 
Verbindung von VB und VCC.

>aus einem PWM Signal zwei Signale benötige, die zueinander invertiert
>sind. Und eine Totzeit wäre auch nice.

Kann man wie bereits gesagt auch ohne so einen Treiber machen.

>Ich muss allerdings gestehen, dass ich die Aufgabe der Diode noch nicht
>ganz sehe.

ganz einfach. SCHNELL ausschalten, verzögert einschalten -> Totzeit.

> Das RC Glied wird ein simpler Tiefpass sein?

Ja.

>Die Ausgangsspannung nimmt dann den üblichen Verlauf der Ladekurve an, so
>dass das High Signal ein wenig später erreicht ist. Magst du das noch
>mal ein wenig näher erklären?

Man sollte NANDs mit Schmitt-Trigger Eingängen nutzen, ala 74HC132.

von Al3ko -. (al3ko)


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Lieber Falk, lieber Ingo,

ich möchte euch ganz herzlich danken. Ich habe den Totzeitgenerator 
heute auf Lochrasterplatine aufgebaut. Er funktioniert soweit. Jetzt 
muss ich nur noch mal ein wenig mit dem Widerstand und dem Kondensator 
herumspielen, um die passende Totzeit zu erhalten. Aber das sollte nun 
das geringste Problem sein.

In diesem Sinne:
Euch ein schönes WE


Gruß

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