Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schutzklasse II & Schutzleiter.


von AndreasB (Gast)


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Hallo!

Ein von einem Hersteller gebautes Gerät enthält Komponenten, die mit der 
Schutzklasse II gekennzeichnet sind. Trotzdem ist das Metallgehäuse an 
den Schutzleiter des Anschlusskabels angeschlossen, lt. Hersteller nur 
als Potentialausgleich.
Ist das so zulässig?

Andreas

von tex (Gast)


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Nochmal langsam für mich zum mitdenken.
Gegeben ist ein Metallgehäuse.
In dem Gehäuse befindet sich ein Schutzisoliertes Gerät? Vom gleichen 
Hersteller?

von Prüfer (Gast)


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@AndreasB (Gast)
Enthält das Gerät mit Metallgehäuse ausschließlich 
SchutzklasseII-Komponenten? JA: Dann muss der PE am Gehäuse nicht 
angeschlossen sein, kann aber; NEIN: Dann muß der PE am Gehäuse 
angeschlossen sein.
PE ist ein Schutzleiteranschluß und darf primär nicht als 
Potentialausgleichsanschluss (im Wortsinn) verwendet werden. Dazu ist 
ein separater (Schraub-)Anschluss am Gehäuse notwendig.

von Kai K. (klaas)


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>Ein von einem Hersteller gebautes Gerät enthält Komponenten, die mit der
>Schutzklasse II gekennzeichnet sind. Trotzdem ist das Metallgehäuse an
>den Schutzleiter des Anschlusskabels angeschlossen, lt. Hersteller nur
>als Potentialausgleich.
>Ist das so zulässig?

Kann man machen. Aber wenn das Metallgehäuse an den Schutzleiter 
angeschlossen wird, mutiert das ganze Gerät automatisch zur Schutzklasse 
I.

Die Schutzklasse II bleibt erhalten, wenn der Schutzleiter nur als 
Funktionserde in das Gerät geführt wird. Das Gehäuse darf dann aber 
nicht an den Schutzleiter angeschlossen werden und der Schutzleiter muß 
intern gehandhabt werden wie eine gefährliche Netzspannung.

von Peter (Gast)


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Kai K. schrieb:

> Die Schutzklasse II bleibt erhalten, wenn der Schutzleiter nur als
> Funktionserde in das Gerät geführt wird. Das Gehäuse darf dann aber
> nicht an den Schutzleiter angeschlossen werden und der Schutzleiter muß
> intern gehandhabt werden wie eine gefährliche Netzspannung.

Stimmt diese Aussage von 2012 noch? Kann man also für SK II Geräte mit 
Metallgehäuse auch die leichter erhältlichen 
Stecker/Schalter/Sicherungskombinationen für SK I (mit C14 Stecker) 
verwenden, wenn die obigen Bedingungen erfüllt sind?

Es geht hier um einen noch zu bauenden Audio Leistungsverstärker mit 
Metallgehäuse. SK I möchte ich - wenn es geht - wegen der Gefahr der 
Brummschleife vermeiden. Da nehme ich lieber die aufwändigere Isolation 
der Netzseite auf mich.

Grüße

Peter

von Route_66 H. (route_66)


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Peter schrieb:
> Stimmt diese Aussage von 2012 noch?

Ja.
In ein SKII-Gerät darf der PE ein- oder durchgeführt werden.
Er darf dort nicht frei "herumhängen", sondern muss wie ein Netzleiter 
behandelt werden. Also z.B. auf eine Klemme legen.
Er darf nicht an berührbare leitfähige Teile - wie das Gehäuse - 
angeschlossen werden.

Meines Wissens nach gibt es die C14-Stecker auch ohne PE-Kontakt:
das sind dann C18-Stecker

: Bearbeitet durch User
von ZF (Gast)


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Falls Du alles nach SKII auslegst, aber wegen Verfügbarkeit C14 (mit 
PE-Pin) statt C18 nimmst, den Pin aber innen offen lässt (bzw mit 
Schrumpfschlauch isolierst), dann bringe einen Hinweis an der Rückseite 
neben dem Einbaustecker an. Wenn Du das nicht machst wird Dein 
Verstärker durch die nächste Geräteprüfung fallen oder es gibt zumindest 
lange Diskussionen. Wo ein PE-Pin ist erwartet der Prüfer <0,3 Ohm zum 
Gehäuse.

von Peter (Gast)


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Danke Route 6. und ZF für eure Antworten. Dann kann ich ohne schlechtes 
Gewissen auf meine Vorräte zurückgreifen.

Und auf dem Gerät bringe ich noch den Hinweis an. Gute Idee, dann ist 
das eindeutig.

Grüße

Peter

von Textmarker (Gast)


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Unter welchen Umständen müssen denn eigentlich Geräte mit dem Symbol für 
die Schutzklasse 1, 2 oder wahlweise auch 3 gekennzeichnet werden?

Ich habe hier zum Beispiel ein mobiles Oszilloskop von Fluke, in dem ein 
Akku verbaut ist. Die Schutzklasse ist aber nicht aufgedruckt.

Und dann hätte ich hier noch einen Solarregler für's Wohnmobil. Da 
können Solarpanels mit 60V angeschlossen werden. Ist aber auch keine 
Schutzklasse draufgedruckt. Am Panel auch nicht.

Oder müssen die Symbole garnicht auf's Gerät, sondern allenfalls in eine 
Anleitung?

Nur interessehalber... habe damit eigentlich nix am Hut. ;)

von Michael B. (laberkopp)


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Peter schrieb:
> Und auf dem Gerät bringe ich noch den Hinweis an

Noch besser wäre ein Schalter "Ground lift".

Damit lässt sich die Anlage mit dem Schutzleiter verbinden, wenn es 
nicht schon an einer anderen Stelle im System so ist.

Denn:

Wenn sekundär völlig isoliert ist, bei allen Geräten, die Trafos bis 
2.5kV isolieren, und nun jemand die Sekundäre Verkabelung statisch 
auflädt (Teppich, Kunststoffschuhe und Funken beim Anfassen) auf über 
2.5kV, dann schlagen die Trafoisolierungen durch, denn es gibt ja keinen 
Potentialausgleich.

von Ralph B. (rberres)


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Man kann aber bei einem Audiogerät das Metallgehäuse und die von außen 
zugänglichen Metallbedienelemente von dem Ground des Audiogerätes 
isolieren und stattdessen mit dem Schutzleiter verbinden.

Von mir aus kann man zusätzlich zwischen Schutzleiter ( und dem damit 
verbundenen Gehäuse ) und dem Audiogerät den besagten Groundliftschalter 
anordnen.

Ralph Berres

von MaWin (Gast)


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Textmarker schrieb:
> Ich habe hier zum Beispiel ein mobiles Oszilloskop von Fluke, in dem ein
> Akku verbaut ist. Die Schutzklasse ist aber nicht aufgedruckt.
>
> Und dann hätte ich hier noch einen Solarregler für's Wohnmobil. Da
> können Solarpanels mit 60V angeschlossen werden. Ist aber auch keine
> Schutzklasse draufgedruckt

Keine Netzstromversorgung, keine Schutzklasse.

von Zippi (Gast)


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> Keine Netzstromversorgung, keine Schutzklasse.

Das kann man so aber nicht unbedingt sagen.
Die Schutzklasse III z.B. gilt ja unter anderem für Geräte,die mit 
elektro-chemischen Spannungsquellen versorgt werden. Also Akkus oder 
Batterien z.B....

An Netzstrom sind solche Geräte also nicht unbedingt gebunden, eine 
Schutzklasse haben sie trotzdem.

Wann und unter welchen Umständen allerdings eine Kennzeichnungspflicht 
herrscht, weißich leider auch nicht.

von Jemand (Gast)


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Hallo

"Die Schutzklasse II bleibt erhalten, wenn der Schutzleiter nur als
Funktionserde in das Gerät geführt wird. Das Gehäuse darf dann aber
nicht an den Schutzleiter angeschlossen werden und der Schutzleiter muß
intern gehandhabt werden wie eine gefährliche Netzspannung."

Und das Funktionsprinzip bzw. die Physik dahinter ändert sich? - Wenn 
einer der Netzspannung führenden Leiter es dann doch schafft am 
Metallgehäuse zu gelangen (obwohl es ja nach Vorschrift her unmöglich 
ist...) geschieht nichts und das Aussengehäuse steht unter Spannung?

Wohl eher weniger.

Wieder mal ein schönes Beispiel warum so mancher beim Begriff VDE, ÖVE, 
UL... die Augen verdreht.

Na ja Hauptsache der richtige Aufkleber ist am Gerät, das Gerät ist in 
der richtigen Datenbank registriert und wird im beruflichen Umfeld alle 
Jahre kostenpflichtig, natürlich von einen Techniker, besser noch einen 
Ingenieur (die dann entsprechend motiviert sind denn dafür haben sie 
sich Jahrelang mit entsprechenden Stoff auseinander gesetzt) überprüft 
und hat einen neuen, schönen, Aufkleber und seinen Eintrag in eine 
weitere Datenbank erhalten...

von Peter (Gast)


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Ralph B. schrieb:

> Man kann aber bei einem Audiogerät das Metallgehäuse und die von außen
> zugänglichen Metallbedienelemente von dem Ground des Audiogerätes
> isolieren und stattdessen mit dem Schutzleiter verbinden.

Habe ich das richtig verstanden: Gerät gem. SK I aufbauen, aber Ground 
der Elektronik vom Gehäuse isolieren? Dann müsste der Trafo die sichere 
Trennung  von Netzspannung zur Elektronik garantieren. Also Trafo 
vorbereitet für SK II verwenden. Richtig?

von ZF (Gast)


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Jemand schrieb:
> Hallo
>
> "Die Schutzklasse II bleibt erhalten, wenn der Schutzleiter nur als
> Funktionserde in das Gerät geführt wird. Das Gehäuse darf dann aber
> nicht an den Schutzleiter angeschlossen werden und der Schutzleiter muß
> intern gehandhabt werden wie eine gefährliche Netzspannung."
>
> Und das Funktionsprinzip bzw. die Physik dahinter ändert sich? - Wenn
> einer der Netzspannung führenden Leiter es dann doch schafft am
> Metallgehäuse zu gelangen (obwohl es ja nach Vorschrift her unmöglich
> ist...) geschieht nichts und das Aussengehäuse steht unter Spannung?
>
> Wohl eher weniger.

Die Schutzisolierung bei SKII soll sicherstellen, dass genau dies nicht 
passiert - und tut dies in der Regel auch. Über Jahrzehnte hat dies ganz 
brauchbar funktioniert, guck Dir CD-Spieler, Tape-Decks, Tuner, 
Verstärker im 44cm Raster an.

Sicherheit ist immer eine Abwägung von Szenarien und Umständen, deren 
Wahrscheinlichkeit und möglichen Gegenmaßnahmen. Auch bei SKI können 
ziemlich gefährliche Situationen entstehen. Allgemein gilt: SKIII ist 
sicherer als SKII und SKII ist sicherer als SKI.


> Wieder mal ein schönes Beispiel warum so mancher beim Begriff VDE, ÖVE,
> UL... die Augen verdreht.
>
> Na ja Hauptsache der richtige Aufkleber ist am Gerät, das Gerät ist in
> der richtigen Datenbank registriert und wird im beruflichen Umfeld alle
> Jahre kostenpflichtig, natürlich von einen Techniker, besser noch einen
> Ingenieur (die dann entsprechend motiviert sind denn dafür haben sie
> sich Jahrelang mit entsprechenden Stoff auseinander gesetzt) überprüft
> und hat einen neuen, schönen, Aufkleber und seinen Eintrag in eine
> weitere Datenbank erhalten...

In der Tat ist es Arbeit das alles nachzuhalten. Für den Bereich den ich 
überblicke kann ich grob sagen, dass geschätzt vielleicht 1% der 
Prüflinge berechtigt durchfallen. Meist Kaltgeräteleitungen oder 
Steckdosenleisten, also Sachen, die (bei uns) nicht in der Datenbank 
stehen. An Oszilloskopen, Tischmultimetern etc. gibt es selten was zu 
bemängeln.

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