Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Linearität Spuleninstrument? (Drehzahlmesser)


von Adrian (Gast)


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Hallo,

ich habe mit einer selbstgebauten Ansteuerung für einen Fiat 
Drehzahlmesser aus den Siebzigern ein Problem mit dem Abgleich. 
Prinzipiell läuft alles wie erwartet, nur weicht das angezeigte Ergebnis 
mit steigender Drehzahl in der Anzeige nach unten ab.

Meine Ansteuerung schickt der Spule ein Rechtecksignal mit einer festen 
Pulsweite von 1,5 ms (von der Originalansteuerung übernommen), die 
Kalibrierung mache ich dann über ein Poti mit dem ich den 
Gleichspannungsanteil zwischen den Pulsen senken oder anheben kann, die 
maximale Spannung des Rechtecks ist bei etwa 6 Volt. Das funktioniert 
auch alles soweit.
Die Schaltung basiert auf einem CD4538N, der bringt einen Schmitt 
Trigger mit und braucht nur wenig zusätzliche Bauteile.

Während das Ausgangssignal (bis auf den ca 0,8V höheren Peak am Start 
des Pulssignals) mit dem der Originalplatine übereinstimmt, habe ich im 
letzten Drittel des Anzeigebereichs einen ca 5-10% niedrigeren 
Anzeigenwert. Mit der Originalplatine ist das Ergebnis fast linear, 
insofern würde ich mechanische Probleme mit dem Spuleninstrument erstmal 
ausschliessen.

Frage, ist ein Spuleninstrument per Definition linear, was den Eingang 
im Verhältnis mit der Anzeige betrifft? Gibt es ansonsten etwas 
spezielles bei der Ansteuerung von Spuleninstrumenten zu beachten?

Danke für Eure Hilfe, mir gehen gerade die Ideen bei der Fehlersuche 
aus,
Adrian

von Kai K. (klaas)


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>Frage, ist ein Spuleninstrument per Definition linear, was den Eingang
>im Verhältnis mit der Anzeige betrifft?

Ich habe mir mal ein 1mA Wisometer mit einem DVM geeicht. Dabei war die 
Anzeige alles andere als linear, falls das deine Frage beantwortet.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Du bist sicher, das das Instrument im Original auch nur mit 8 Volt 
betrieben wird? Möglicherweise muss es direkt an die Bordspannung, damit 
es obenrum besser anzeigt.

von oszi40 (Gast)


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Adrian schrieb:
> Gibt es ansonsten etwas
> spezielles bei der Ansteuerung von Spuleninstrumenten zu beachten?

1.Schau mal nach Deiner Genauigkeitsklasse am Instrument.

2.Man hat mir früher gelernt, daß Drehspulinstrumente nicht auf den 
ganzen Zeigerweg ganz genau sind. Daher sollte man möglichst im 2/3 
Bereich der Anzeige messen.

von Michael R. (mexman) Benutzerseite


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Hallo Adrian,

> Während das Ausgangssignal (bis auf den ca 0,8V höheren Peak am Start
> des Pulssignals) mit dem der Originalplatine übereinstimmt, habe ich im
> letzten Drittel des Anzeigebereichs einen ca 5-10% niedrigeren
> Anzeigenwert. Mit der Originalplatine ist das Ergebnis fast linear,
> insofern würde ich mechanische Probleme mit dem Spuleninstrument erstmal
> ausschliessen.

Das wuerde ich auch.

Wenn Du den Unterschied zwischen Deiner und der Originalplatine suchst, 
solltest Du Deinen Artikel nochmal lesen...da steht doch genau was der 
Unterschied ist und genau dieser Pieks ist eben dafuer verantwortlich, 
dass das Verhalten nicht linera ist, denn dieser Zusammenhang gilt nur 
bei rechteckfoermigem Strom -> Miss doch mal den STROM und ziehe Deine 
Schluesse

Gruss

Michael

von Zacc (Gast)


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Ein Drehspulinstrument misst den linearen Mittelwert, nicht den 
Effektivwert.
Falls man den Effektivwert haben muss, waer's ein Dreheisen Instrument

von Adrian (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:
> Du bist sicher, das das Instrument im Original auch nur mit 8 Volt
> betrieben wird? Möglicherweise muss es direkt an die Bordspannung, damit
> es obenrum besser anzeigt.

Die Originalschaltung hat einen 180Ω Widerstand und danach eine 8.2 
Zener im Eingang (mich wundert, daß ein Teil mit so wenig Eingangsfilter 
40 Jahre im Auto überlebt hat).

Michael Roek schrieb:
> Hallo Adrian,
> Wenn Du den Unterschied zwischen Deiner und der Originalplatine suchst,
> solltest Du Deinen Artikel nochmal lesen...da steht doch genau was der
> Unterschied ist und genau dieser Pieks ist eben dafuer verantwortlich,
> dass das Verhalten nicht linera ist, denn dieser Zusammenhang gilt nur
> bei rechteckfoermigem Strom -> Miss doch mal den STROM und ziehe Deine
> Schluesse

Danke, mache ich als nächstes!

Grüsse,
Adrian

von Adrian (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Adrian schrieb:
>> Gibt es ansonsten etwas
>> spezielles bei der Ansteuerung von Spuleninstrumenten zu beachten?
>
> 1.Schau mal nach Deiner Genauigkeitsklasse am Instrument.

Hat das Instrument leider nicht, Fahrzeugtechnik aus den frühen 
Siebzigern...

von Harald W. (wilhelms)


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Adrian schrieb:

> Frage, ist ein Spuleninstrument per Definition linear, was den Eingang
> im Verhältnis mit der Anzeige betrifft?

Im Prinzip schon, Drehspulinstrumente mit 1% Linearität waren
durchaus üblich, wenn auch nicht ganz billig. Diese Linearität
lässt sich ja auch leicht mit einer Gleichspannungsquelle und
einem vorgeschaltetem Poti überprüfen (Parallel zu einem Digital-
Multimeter.).
Gruss
Harald

von Michael R. (mexman) Benutzerseite


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> Danke, mache ich als nächstes!

Oszilloskop anschliessen, Weitermessen mit Augenmerk auf R3, R4 Q1 
(evtl. Transistor mit falscher Stromverstaerkung genommen?), ggf. 
kleinen Kondenstor ueber Instrument und/oder R4 probieren.

Gruss

Michael

von Paul Baumann (Gast)


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Laß auch an CMOS-Schaltkreisen keine Eingänge in der Luft hängen. Das 
kann
auch wilde Effekte hervorrufen.

MfG Paul

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Adrian schrieb:
> oszi40 schrieb:
>> Adrian schrieb:
>>> Gibt es ansonsten etwas
>>> spezielles bei der Ansteuerung von Spuleninstrumenten zu beachten?
>>
>> 1.Schau mal nach Deiner Genauigkeitsklasse am Instrument.
>
> Hat das Instrument leider nicht, Fahrzeugtechnik aus den frühen
> Siebzigern...

Da war die Genauigkeitsklasse auch schon auf den Instrumenten zu sehen. 
Im Kfz-Bereich lauten die Angaben nur anders oder sind generell 
gesetzlich vorgegeben (z.B. beim Tacho). Wird sich finden lassen.

von Anja (Gast)


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Adrian schrieb:
> Frage, ist ein Spuleninstrument per Definition linear,

Für Gleichspannung ja.
Bei PWM mit Freilaufdiode: nur wenn die Frequenz bzw. Tastverhältnis 
hoch genug ist.

Vermutlich hast du bei niedrigen Frequenzen "lückenden" Betrieb der 
Spule. Da ist der Strommittelwert quadratisch zum Tastverhältnis.

Gruß Anja

von Michael R. (mexman) Benutzerseite


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A> Da war die Genauigkeitsklasse auch schon auf den Instrumenten zu 
sehen.
> Im Kfz-Bereich lauten die Angaben nur anders oder sind generell
> gesetzlich vorgegeben (z.B. beim Tacho). Wird sich finden lassen.

Dennoch liegt Adrian nicht so falsch...solche Nichlinearitaeten habe ich 
noch keine gesehen (ausser, wie bei Tachos beabsichtigt)


Gruss

Michael

von Kai K. (klaas)


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>Wenn Du den Unterschied zwischen Deiner und der Originalplatine suchst,
>solltest Du Deinen Artikel nochmal lesen...da steht doch genau was der
>Unterschied ist und genau dieser Pieks ist eben dafuer verantwortlich,
>dass das Verhalten nicht linera ist, denn dieser Zusammenhang gilt nur
>bei rechteckfoermigem Strom

Das dachte ich auch zuerst. Aber zeigt nicht auch das Originalsignal 
diesen Peak im Oszillogramm?

von Adrian (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Da war die Genauigkeitsklasse auch schon auf den Instrumenten zu sehen.
> Im Kfz-Bereich lauten die Angaben nur anders oder sind generell
> gesetzlich vorgegeben (z.B. beim Tacho). Wird sich finden lassen.

Es gibt auf dem Gehäuse einen Stempel "27000 Imp.", die Zahl entspricht 
den maximal verarbeitbaren Pulsen pro Minute (27K=450 Hz*60 Sec=9000 
RPM). Das ist alles, was ich dazu entdecken konnte.

Harald Wilhelms schrieb:
> Im Prinzip schon, Drehspulinstrumente mit 1% Linearität waren
> durchaus üblich, wenn auch nicht ganz billig. Diese Linearität
> lässt sich ja auch leicht mit einer Gleichspannungsquelle und
> einem vorgeschaltetem Poti überprüfen (Parallel zu einem Digital-
> Multimeter.).

Anbei das Ergebnis von dem Test (die leichten Knicke bitte ignorieren, 
Meßartefakte). Das sieht nicht so linear aus, zur Mitte sinkt der 
Strombedarf für den korrekten Anzeigewert. An der Meßposition 12 (höchte 
Abweichung zur Linearkurve) ist der Zeiger auf der ein Uhr Position, 
vielleicht korrigiert die Rückholfeder das Gewicht von dem Zeiger nicht 
richtig?

Anja schrieb:
> Bei PWM mit Freilaufdiode: nur wenn die Frequenz bzw. Tastverhältnis
> hoch genug ist.
>
> Vermutlich hast du bei niedrigen Frequenzen "lückenden" Betrieb der
> Spule. Da ist der Strommittelwert quadratisch zum Tastverhältnis.

Die Frequenz ist tatsächlich sehr niedrig, 50-450Hz, um den gesamten 
Anzeigebereich nutzen zu können. Ich bin bisher davon ausgegangen, daß 
die Trägheit des mechanischen Werks die niedrige Pulsfrequenz 
kompensiert?

Als nächstes schaue ich mir wie von Michael vorgeschlagen man die 
Ausgangsstufe und den Strom genauer an.

Danke!
Adrian

von Timm T. (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Drehspulinstrumente nicht auf den
> ganzen Zeigerweg ganz genau sind. Daher sollte man möglichst im 2/3
> Bereich der Anzeige messen.

Das ist aber im Stadtverkehr nur bedingt akzeptabel und könnte höhere 
Kosten verursachen.

von Kai K. (klaas)


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>Anbei das Ergebnis von dem Test (die leichten Knicke bitte ignorieren,
>Meßartefakte). Das sieht nicht so linear aus, zur Mitte sinkt der
>Strombedarf für den korrekten Anzeigewert. An der Meßposition 12 (höchte
>Abweichung zur Linearkurve) ist der Zeiger auf der ein Uhr Position,
>vielleicht korrigiert die Rückholfeder das Gewicht von dem Zeiger nicht
>richtig?

Auf mich wirkt das wie das ganz normale Verhalten eines Klasse 3.0 
Wisometers.

Ein Drehzahlmesser ist ja auch eigentlich kein Präzisionsmeßgerät. Viele 
Autos haben nicht mal einen.

von Trottel (Gast)


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Adrian schrieb:
> Frage, ist ein Spuleninstrument per Definition linear, was den Eingang
> im Verhältnis mit der Anzeige betrifft? Gibt es ansonsten etwas
> spezielles bei der Ansteuerung von Spuleninstrumenten zu beachten?
Alte Hasen wissen natürlich, dass, wenn man Drehspulinstrumente in 
Frontplatten aus (magnetisierbarem) Stahl einbaut, sich die 
Anzeigegenauigkeit negativ verändern kann. Das ist hier wohl aber nicht 
gegeben.

von Frank (Gast)


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Auch wenn es zunächst oversized erscheint - aber statt da stunden- und 
Tagelang mit Widerständen und Ähnlichem zu experimentieren ... sowas 
schreit nach einer digitalen Lösung mit Mikrocontroller:

Vorne die Impulse zeitlich messen/zählen oder nach Integration per ADC 
messen. Dann eine LUT (look up table) zur Linearisierung und hinten raus 
PWM fürs Messgerät.

Über die LUT lässt sich jede Kurve (ohne Umkehrstellen) anpassen. Mt 
einem geeigneten Mini-Betriebssystem ist es evtl. sogar möglich, die 
Stützpunkt-Werte ohne Neuprogrammierung ins Flash zu übertragen (Poti 
für Anzeigewert plus "Merktaste"), die Zwischenwerte werden 
interpoliert. So ein Tiny oder Mega ist evtl. eine richtige Marktlücke 
...

von Hinz (Gast)


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Um die Nichtlinearität des Instruments sollte man sich keinen zu großen 
Kopf machen. Einen kleinen µC einzulöten sollte nicht wesentlich mehr 
Aufwand sein, als die Gatterlogik. Die Kalibierkurve kann man im µC 
ablegen, so dass sich die Anzeige dann wie gewünscht verhält.

von Adrian (Gast)


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Mir ist bewusst, das man das über einen MCU mit HW 
Interrupt/Eingangsfrequenz timen und über Tabelle die Pulsbreite 
anpassen gut lösen kann, da reicht z.B. ein Attiny4 schon aus. Aber es 
soll bewusst eine analoge Lösung mit Standardbauteilen werden, damit 
sich die Schaltung auch ohne MCU Fachwissen/Programmer problemlos 
nachbauen lässt.

Grüsse,
Adrian

von andreas6 (Gast)


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Hallo,

als rein analoge Lösung bietet sich ein LM2907 oder LM2917 an. Da ist 
alles drin, der arbeitet linear. Vorn die Drehzahlimpulse rein, hinten 
kommt die Gleichspannung raus.

MfG. Andreas

von Adrian (Gast)


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Der Tip mir mal den Strom genauer anzusehen war zusammen mit der 
Stromkurve sehr hilfreich. Auf Basis der Abweichung habe ich den 
Drehzahlmesser jetzt mal in der Senke (5000 RPM) kalibriert, statt bei 
den 3000 RPM die ich sonst als Kalibrierungspunkt genommen habe. Das 
sieht nun deutlich besser aus, die Abweichung bis auf die letzten 10% 
der Skala (die eh tief im roten Bereich liegen) liegt jetzt bei maximal 
4-6%. Anscheinend kompensiert das Werk die Abweichung im ersten Drittel 
des Anzeigebereichs, die sieht man bei der nachfolgenden Messung nicht 
mehr (siehe Graphik).

von Adrian (Gast)


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p.s. Dateiname ist falsch, Kalibrierung war bei 5000, nicht 6000 RPM.

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