Forum: Offtopic Sinn von Aderendhülsen


von Andreas G. (theandi)


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Hallo Leute,

auf Empfehlung eines Freundes habe ich mir eine Crimpzange für 
Aderendhülsen gekauft und damit mal etwas herumgespielt. Ich habe mal 
einer Litze eine passende Endhülse verpasst. Sieht auch wunderbar aus. 
Lässt sich auch wunderbar in Klemmen einsetzen, etc.

Nur dann habe ich die Endhülse in ein Relais geschraubt, bei dem der 
Hersteller ein Drehmoment von 0,5Nm vorschreibt. Aus der nahezu 
perfekten quadratischen Form ist dann ein plattes etwas geworden.

Bei einem LSS, wo der Hersteller 2,8Nm vorgibt, war es noch schlimmer.

Deshalb frage ich mich momentan so ein bissl, was denn der Sinn einer 
Aderendhülse ist.

von Uwe R. (aisnmann)


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Andreas Geheimovitsch schrieb:

>
> Deshalb frage ich mich momentan so ein bissl, was denn der Sinn einer
> Aderendhülse ist.

Primaerer Zweck:
Wenn du eine Schraube direkt auf die Litzen drehst, kneifst du 
zwangslaeufig einige Draehte ab. Diese Fliegen dann herum und tragen 
natuerlich nichtmehr zum Stromtransport bei.
Mit Aderendhuelse  wird das ganze Paket jedoch komplett in die 
gegenueberliegende Seite gepresst, und dabei natuerlich etwas verformt.

Sekundaerer Zweck:
Die Einzeldraehte befinden sich ordentlich in der Klemme, es besteht 
eine geringere Moeglichkeit das ein paar Draehte herausstehen und bei 
benachbarten Klemmen Kurzschluesse verursachen.
Das Problem ('abstehende Haare') besteht weiterhin bei Verwendung von 
Zugaefigklemmen (Fahrstuhlklemmen) oder Klemmen mit Drahtschutz, bei 
denen ein Blech unter der Schraube auf die Draehte drueckt. Die beiden 
Letztgenannten Sorten duerfen dennoch im Allgemeinen ohne Aderendhuelse 
mit feindraehtigen Leitungen bestueckt werden. Auskunft gibt das 
Datenblatt, das du aber offenbar gelesen hast ;o))

bye uwe

von Guido C. (guidoanalog)


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Hallo,

was ich mich in diesem Zusammenhang auch frage: Ist die Crimpung nach 
der Verschraubung noch gasdicht? Wie Andreas bereits beschrieben hat 
verformt sich die Aderendhülse duch das Verschrauben doch gewaltig.

Mit freundlichen Grüßen
Guido

von Michael S. (technicans)


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Guido C. schrieb:
> noch gasdicht?

Unsinn.

von Guido C. (guidoanalog)


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Hallo,

Michael S. schrieb:
> Unsinn.

@Michael
Auf was bezieht sich diese Aussage?

"Beim Crimpen entsteht bei korrekter Ausführung eine gasdichte 
Verbindung."
Zitat: http://de.wikipedia.org/wiki/Crimpen

Mit freundlichen Grüßen
Guido

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Guido C. schrieb:
> "Beim Crimpen entsteht bei korrekter Ausführung eine gasdichte
> Verbindung."
> Zitat: http://de.wikipedia.org/wiki/Crimpen

Der Wikipedia-Artikel geht folgenderfaßen weiter:

  "Durch Verformung der Crimphülse und der feindrähtigen Leitung
  entsteht eine Struktur, die weitgehend von Sauerstoff abgeschottet
  ist und somit im Inneren weitgehend vor Korrosion geschützt ist."

Für mich sind "gasdicht" und "weitgehend von Sauerstoff abgeschottet"
eigentlich zwei verschiedene Dinge. Um die Korrosion auf ein akzeptables
Maß zu reduzieren, dürfte aber letzteres ausreichend sein.

Wie kann man die Gasdichtigkeit überhaupt überprüfen?

von Wilhelm F. (Gast)


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Aderendhülsen kenne ich nur aus der Fernmeldetechnik, für 
Aderndurchmesser 0,4-0,8mm.

In Erdkabelmuffen wurden sie millionenfach eingesetzt, und waren äußerst 
zuverlässig.

Später setzte ich sie auch im Bereich von Gebäudeverdrahtung ein, obwohl 
sie für den Erdkabelbau vorgesehen waren. Das ging von der 
Arbeitsgeschwindigkeit sehr schnell, wenn man in Unterputzkästen ohne 
Anschlußleisten auf den Etagen größerer Gebäudekomplexe hochpaarige 
Kabel verbinden mußte.

Der Vorteil ist der, daß die Kabeladern nicht verschmutzen, und damit 
auch auf Dauer eine zuverlässige Verbindung machen.

Gasdicht sind sie nicht, aber haben durch die Bauform wohl einen 
verringerten Gasaustausch mit der Umwelt. Etwa einfach so betrachtet, 
wie das Innere eines Kugelschreibers. Die Gasdichtheit braucht man auch 
nicht.

Das Innenleben einer Erdkabelmuffe ist ohnehin gasdicht und mit 
Silicagel getrocknet, oder hat bei Druckluftkabeln entfeuchtete und 
gefilterte Luft mit 0% Luftfeuchtegehalt.

Die Hülse piekst den Draht durch die Isolation hindurch an, und erzeugt 
dort auch eine dauerhafte Spannkraft.

Später hatten wir im Bereich Gebäudeverdrahtung so genannte 
Scotch-Verbinder, weil sie vom Hersteller 3M waren. Genau so gut, aber 
sie wurden mit der Kombizange zugepresst. Man brauchte die extrem teuere 
Adernverbindungszange nicht mehr, die im Bereich um gut 500€ herum 
liegt. Die Zange mußte nach einer gewissen Gebrauchsdauer auch zum 
Hersteller eingesendet und neu justiert werden.

Einen Nachteil hatten die Hülsen alle, und zwar konnte man an den 
Leitungen nicht mehr messen und prüfen, ohne die Hülsen wieder 
abzuschneiden.

Früher, ohne Verwendung von Endhülsen, verdrillte man die Drähte 
miteinander. Sehr hochwertige Verdrillungen, z.B. für die TF-Technik, 
wurden auch noch spitzenverlötet.

Später gab es zur Arbeitsbeschleunigung auch größere Klemmleisten, die 
gleich in einem Arbeitsgang z.B. 100 Adern miteinander verbinden.

von Uhu U. (uhu)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Einen Nachteil hatten die Hülsen alle, und zwar konnte man an den
> Leitungen nicht mehr messen und prüfen, ohne die Hülsen wieder
> abzuschneiden.

Waren die außen isoliert? Dann sind das wohl eher keine Aderendhülsen.

von Wilhelm F. (Gast)


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Ah, Danke, Uhu.

Jetzt weiß ich, was der TO meinte. Diese metallisch blanken Hülsen für 
Litzendraht...

von Dieter W. (dds5)


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Aderendhülsen und Crimpen sind zwei Paar Stiefel, das hat nichts 
miteinander zu tun.

Durch Crimpen entsteht eine formschlüssige Verbindung, z.B. 
Rohrkabelschuh an einem Kabel, daher auch (zumindest an den 
Berührungsstellen) gasdicht.
Wenn diese Verbindung nachträglich nochmals verformt wird ist sie nicht 
mehr zuverlässig.

Aderendhülsen sind durch ihre dünne Wandstärke nicht zum Crimpen 
geeignet und außerdem werden sie in jedem Fall beim Klemmen zusätzlich 
verformt.

Das Verarbeiten von Aderendhülsen wird IMHO Ansetzen genannt und soll 
auch nur das Abrutschen vom Litzenleiter verhindern, die Klemmung 
erfolgt durch die Schraube.


Edit
Was Wilhelm da beschreibt klingt für mich wie Schneidklemmtechnik

von Uhu U. (uhu)


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Der Sinn von Aderendhülsen ist doch eigentlich nur, Litzeenden sicher zu 
einem einzigen Leiter zusammenzufassen, der - anders als verlötete Enden 
- mechanisch stabil ist.

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Ich hatte vor ein paar Jahren mal ein Problem bei einer SPS von WAGO. 
Zwar sind die Klemmen so gebaut, dass dort auch Litzen eingeführt werden 
können, allerdings berührten sich unglückliherweise irgendwo zwei 
"Haare" und führten immer wieder zu einem Kurzschluss.

Seitdem verwende ich Adernendhülsen. Und kA ob es jetzt Crimpen heißt 
oder nicht, aber ich habe mir eine Crimpzange gekauft:
http://www.knipex.de/index.php?id=1216&L=0&page=group_detail&parentID=1299&groupID=1308

So ein Teil kostet übrigens rund 120 Euronen, also kein billiger Spaß. 
Aderendhülse auf das Kabel drauf und dann ab in die SPS. Zwar wende ich 
viel Zeit und Kraft für das Crimpen auf, allerdings kann ich das Kabel 
dann einfach reinstecken.

Ich halte mich übrigens auch an die Herstellervorgaben, was irgendwelche 
Drehmomente beim Anschrauben angeht. Die Aderendhülse verliert dann zwar 
ihre Form, sitzt aber immer noch fest auf der Litze. Die Aderendhülse 
kann ich auch ein zweites Mal Crimpen, dann ist sie wieder in Form.

von Wilhelm F. (Gast)


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Dieter Werner schrieb:

> Edit
> Was Wilhelm da beschreibt klingt für mich vie Schneidklemmtechnik

Ja, sorry, ich hatte mich etwas vertan.

Aber Schneidtechnik ist das so richtig auch nicht. Die 
Adernverbindungshülsen (nicht Aderendhülsen, jetzt ist es richtig!) 
hatten innen ein fein perforiertes Kupferblech.

Es wurden bei der Herstellung einfach scharfkantige Ecken in ein 
Kupferblech gestanzt, feine dreieckige Spitzen, die aus dem Blech heraus 
schauen, also nicht komplett ausgestanzt.

Damit werden zwei Adern bei der Pressung gleich an vielen Punkten 
verbunden.



Uhu Uhuhu schrieb:

> Der Sinn von Aderendhülsen ist doch eigentlich nur, Litzeenden sicher zu
> einem einzigen Leiter zusammenzufassen, der - anders als verlötete Enden
> - mechanisch stabil ist.

Sind sie bei Elektrokabeln nicht Pflicht, und dürfen Litzen, z.B. zur 
Verschraubung in einer Lüsterklemme, nicht mehr einfach nur verlötet 
werden, wie man es gelegentlich früher mal machte?

Verlötete Litze ist sowieso ein zweischneidiges Schwert. Bruchgefahr vor 
der Lötstelle.

von Michael S. (technicans)


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Guido C. schrieb:
> Auf was bezieht sich diese Aussage?

"Gasdicht" und "weitestgehend vor Sauerstoff geschützt" widersprechen
sich bzw. ist keine eindeutige Aussage.
Gasgeschützt würde ich ja noch akzeptieren, aber sicher
nicht Gasdicht. Bisschen Schwanger gibts schließlich auch nicht.
Außerdem wäre das nur dann der Fall wenn die Adern kalt verweißt
wären wofür man aber sicherlich mehrere Tonnen Druck bräuchte.
Ich frage mich manchmal wer im Wiki so einen Blödsinn verzapft.

Yalu X. schrieb:
> Wie kann man die Gasdichtigkeit überhaupt überprüfen?
Warum sollte man das denn überhaupt prüfen wollen?
Theoretisch würde ich einen Prüfling in einem Prüfraum oder einer 
Prüfkammer unter Sauerstoffatmosphäre und konstanter hoher 
Luftfeuchtigkeit setzen, sowie über einen Stromkreis einen konstanten 
(Mess-)Strom fließen lassen und einen Klimawechsel simulieren.
So alle 24 Stunden von -50°C -+50°C (als Beispiel) ca. 30 Tage
vor sich hin schwitzen lassen und im Milliohmbereich den
Widerstand permanent messen.
Wenn der nach dieser Tortur sich nicht ändert, dürfte das ganze
wirklich weitgehend Gasdicht sein, aber an der Übergangsstelle
wo die Isolation endet, wirds und auch dem offenen Ende natürlich
korrodiert sein. Schon mal 30-50 Jahre alter Kupferkabel aus
nem Altbau gesehen?
Die sind da schön schwarz geworden und in der Regel auch
unter der Isolierung, die man als Gasdicht annehmen sollte,
es aber in Wirklichkeit gar nicht ist.

Dieter Werner schrieb:
> Aderendhülsen und Crimpen sind zwei Paar Stiefel, das hat nichts
> miteinander zu tun.

Das eine ist eine plastisch konstruktive Verformung und das andere
eine Faltung.

Uhu Uhuhu schrieb:
> Waren die außen isoliert? Dann sind das wohl eher keine Aderendhülsen.

Es gibt Aderendhülsen ohne und mit Kunststoffkragen.
Den genauen Grund, was der Kragen bringen soll, hat sich bei mir
noch nicht erschlossen. Könnte ein Knickschutz sein damit die Litze
nicht über den Hülsenrand gekerbt oder geknickt wird.

Uhu Uhuhu schrieb:
> Waren die außen isoliert? Dann sind das wohl eher keine Aderendhülsen.

Hört sich ein bisschen nach Quetschverbinder an, die ich aus dem
KFZ-Bereich her kenne.

von Uhu U. (uhu)


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Michael S. schrieb:
> Es gibt Aderendhülsen ohne und mit Kunststoffkragen.

Die sind aber niemals si isoliert, daß man daran nicht mehr messen, wie 
Wilhelm beschrieben hatte.

Der Kunststoffkragen hat wohl weniger den Sinn, da was zu isolieren, als 
vielmehr eine halbwegs steife Verbindung zwischen der Isolierung der 
Ader und dem Metallteil der Aderendhülse herzustellen - damit die Litze 
nicht am Austritt aus der Hülse abbricht, wie es bei gelöteten Enden 
gerne passierte. Es werden damit also gleich zwei Schwächen der 
verlöteten Enden behoben.

von Wilhelm F. (Gast)


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Michael S. schrieb:

> Uhu Uhuhu schrieb:
>
>> Waren die außen isoliert? Dann sind das wohl eher keine Aderendhülsen.
>
> Hört sich ein bisschen nach Quetschverbinder an, die ich aus dem
> KFZ-Bereich her kenne.

Das betraf ja meine Beschreibung zu Adernverbindungshülsen aus der 
Fernmeldetechnik. Das sind außen kunststoffisolierte ovale Hülsen, etwa 
3cm lang, und etwa 3mm Durchmesser. Innen befindet sich ein perforiertes 
Blech, welches beim Pressen zwei isolierte Telefonadern an vielen 
Punkten miteinander verbindet. Die Verbindungszange muß eine hohe 
Preßkraft aufbringen, und ist aber justiert, damit der vom Hersteller 
fest gelegte Enddurchmesser der gepreßten Hülse immer gleich bleibt.



Uhu Uhuhu schrieb:

> Die sind aber niemals si isoliert, daß man daran nicht mehr messen, wie
> Wilhelm beschrieben hatte.

Die Hülsen aus der Fernmeldetechnik haben ein paar mm Kunststoffrand, 
der über das innere metallische Teil hinaus ragt. Man kann schon noch 
messen und prüfen, aber unter Zuhilfenahme von Stecknadeln oder dünnem 
Draht. Also nicht mehr mit Bananenstecker oder Krokoklemmen oder 
Prüfspitzen. Dauerhaft befestigen kann man eine Prüfverbindung dabei 
nicht, man muß die Verbindung schon mit den Händen andrücken und fest 
halten. Und gelegentlich muß man so eine Telefonverbindung eben auch 
auftrennen. Das geht dann nur mit Abschneiden und ein paar cm 
Drahtverlust.

Bei den Scotch-Verbindern kam man auch mit einer Stecknadel von der 
offenen Seite nicht mehr an metallisch blanke Stellen heran, dort half 
grundsätzlich nur Abschneiden.

von Sönke G. (nebukad)


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Also die Scotch Verbinder hießen bei uns nur Pfuscherperlen. Es sieht 
halt nicht wirklich schön aus, besonders wenn man damit sehr viele Adern 
z.B. in einer Muffe verbinden muss. Und für den Endkunden siehts auch 
nicht wirklich vertrauenserweckend aus.

Zumindestens die normalen weißen Pfuscherperlen haben oben ein Loch mit 
ca. 1mm Durchmesser, durch das man eigentlich messen kann. Wie das bei 
der gelgefüllten Version, welche in die Muffen kommt aussieht kann ich 
aber nicht sagen.

von Wilhelm F. (Gast)


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Sönke G. schrieb:

> Also die Scotch Verbinder hießen bei uns nur Pfuscherperlen. Es sieht
> halt nicht wirklich schön aus, besonders wenn man damit sehr viele Adern
> z.B. in einer Muffe verbinden muss. Und für den Endkunden siehts auch
> nicht wirklich vertrauenserweckend aus.

Pfuscherperlen, das kannte ich noch nicht.

Ich bin immer noch ein Freund der soliden Verdrillung zweier Adern, habe 
das so gelernt. Brauche da eigentlich keine Hilfsmittel wie spezielle 
Verbinder. Für die Spleißung hunderter Doppeladern an einem Erdkabel mit 
Bleimantel und papierisolierten Adern lernte ich sogar noch eine 
spezielle Technik, damit das zeitlich schnellstens geht. Drei Zentimeter 
stramm mit richtiger Technik verdrillen, und da kamen 5cm Papierhülse 
oder im Gebäudebereich Isolierschlauch drauf, der gegen Abfallen in der 
Mitte umgeknickt wird. Verbindung immer zugänglich für Messungen, etc.. 
Leider kann man da vieles falsch machen, und manche Kollegen 
beherrschten auch später im Kundendienst die richtige 
Verdrillungstechnik nicht. Man muß es wenigstens ein mal richtig 
verstanden haben, wie die richtige Verdrillung funktioniert. Der Draht 
hat bei falscher Verdrillung dann keine Spannkraft, ist etwa so, wie 
zwei ineinander gesteckte Kugelschreiberfedern: Die Drähte lassen sich 
bei falscher Verdrillung immer noch gegeneinander verdrehen, haben keine 
zuverlässige Verbindung, Spannkraft. Und mancher Kollege hatte auch 
Schweißhände, was es nur noch schlimmer macht. Nach einem Monat ist der 
Kupferdraht schwarz, korrodiert. Das ergibt nicht unbedingt ein 
komplettes Versagen der Technik, oder eine Störung, aber vielleicht mal 
leichtes bis stärkeres Rauschen in Telefonleitungen, weiß der Teufel.

Ich hasse unsolide Arbeit.

> Zumindestens die normalen weißen Pfuscherperlen haben oben ein Loch mit
> ca. 1mm Durchmesser, durch das man eigentlich messen kann. Wie das bei
> der gelgefüllten Version, welche in die Muffen kommt aussieht kann ich
> aber nicht sagen.

Nein, in Erdkabelmuffen wurden garantiert keine Pfuscherperlen 
eingesetzt, sondern die Aderverbindungshülsen, die ich nannte. Auf Grund 
der Tatsache, daß sie die isolierte Ader an sehr vielen Punkten 
kontaktieren, galten sie als äußerst zuverlässig. Das mußte absolut 
solide sein. Ist die Muffe zu, sind die Leitungen so bald nicht mehr 
zugänglich.

Die Pfuscherperlen lernte ich in den letzten zwei Jahren meiner 
Tätigkeit noch kennen. Ich kann nichts negatives sagen, aber meine 
Handverdrillung ging fast genau so schnell, wenn man das schon 10.000 
mal machte. Die Kollegen favorisierten sie, wie auch Heißkleber zum 
Kabel an die Wand kleben, während ich immer noch Kabelschellen und 
solide Arbeit gerne bevorzugte.

von Uhu U. (uhu)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Man muß es wenigstens ein mal richtig verstanden haben, wie die richtige
> Verdrillung funktioniert.

Ich habe als Knirps mal zugesehen, wie zwei Telefonkabel gespleißt 
wurden: zuerst wurde eine Papphülse auf ein Endes geschoben, dann die 
Papierisolierung an beiden Enden abgerissen, die Enden parallel in die 
Hand genommen und zu einer kleinen Kurbel gebogen.

Dann wurden mit der einen Hand die papierisolierten Enden gefaßt, mit 
der anderen der "Griff" der Kurbel und einige Umdrehungen gekurbelt, im 
die Drähte zu verdrillen.

Zum Schluß wurde der "Griff" abgeschnitten und die Verdrillung parallel 
zum Leitungsstrang gebogen und die Papphülse darüber geschoben.

Meinst du das mit "richtig"?

von Wilhelm F. (Gast)


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Uhu: Exakt getroffen. So auf diese Art bekommt der Draht auf jeden Fall 
Spannkraft. Es gibt aber Leute, die nehmen beide Drähte in die Hand, so 
daß beide Enden 180° gegenüber stehen, und drehen dann einfach. Das ist 
falsch.

von Timm T. (Gast)


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Das mit der Kurbel kannte ich noch nicht. ;-) Allerdings hab ich bei 
Verdrillung immer Bauchschmerzen wegen abbrechender Drähte.

Wenn ich bei meinen Kunden mit Verdrillung anfangen würde, sähe das nach 
Pfusch aus. Die Pfuscherperlen dagegen machen einen professionellen 
Eindruck. Und man spart sich das Abisolieren, was bei beengten 
Platzverhältnissen auch nicht zu unterschätzen ist.

Kann man mit Pfuscherperlen auch zuverlässig feindrähtige Litze (0.14² 
bis 0.34²) verbinden? Ich kenne die Herstellerangaben, aber was sagt die 
Praxis?

von Björn W. (bwieck)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Uhu: Exakt getroffen. So auf diese Art bekommt der Draht auf jeden Fall
> Spannkraft. Es gibt aber Leute, die nehmen beide Drähte in die Hand, so
> daß beide Enden 180° gegenüber stehen, und drehen dann einfach. Das ist
> falsch.

Ich habe mir zu diesem Zweck mal eine Hilfe aus einem Pinselstiel 
gebastelt weil ich mal irgendwann die Aufgabe hatte reichlich viele DA 
wiederzuverbinden...
Drähte 2 cm abisolieren und durchs Loch stecken so das hinten noch so 
5mm rausgucken und diese umbiegen.
dann die Adern in den Schlitz einlegen ohne diese anzufassen und den 
Stiel leicht gezogen drehen bis sich das umgebogene Ende selbst aus dem 
Loch zieht.

Klappt nach 3 Übungen Super und hat den Vorteil das man den blanken 
Draht ausser die letzten 5mm nicht mit den Fingern anfässt.

Meiner Meinung nach ich die Verdrillung OK wenn sie sich wie eine Feder 
anfühlt.

von Uhu U. (uhu)


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Die Jungs damals in dem Loch unter dem Zelt haben das ohne Werkzeug 
gemacht.

von Wilhelm F. (Gast)


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Timm Thaler schrieb:

> Das mit der Kurbel kannte ich noch nicht. ;-) Allerdings hab ich bei
> Verdrillung immer Bauchschmerzen wegen abbrechender Drähte.

Du kannst das auch so machen, wie ich mit dem Seitenschneider: Ich 
klemmte bei Gebäudeinstallationen die parallelen abisolierten Drähte mit 
0,4 oder 0,6mm Durchmesser immer in den Seitenschneider, und drehte. Ist 
genau so gut wie die Kurbelei früher an Papieradern und Kabelmuffen. Den 
Seitenschneider natürlich nicht feste zu drücken, nur leicht einklemmen. 
Für unbeholfene Anfänger anstatt des Seitenschneiders besser eine kurze 
Flachzange, aber man gewöhnt sich schnell an den Seitenschneider.

Für die Anzahl der Windungen hatte ich einfach ein gutes Handgefühl, und 
das Auge, irgendwann bei Übertreibung bricht die Verdrillung nämlich 
garantiert. Die gesunde Verdrillung hat etwa um die 30-40° Steigung, 
grob geschätzt, das sieht man schon mit dem bloßen Auge sofort, wann man 
besser aufhört. Die Grenzen hat man als Handwerker mit der Zeit aber 
raus, Brüche entstehen da irgendwann gar nie mehr.

Von Drahtdurchmessern über 0,8mm und Litzen habe ich kaum praktische 
Ahnung. Das ist Starkstrom.



Björn Wieck schrieb:

> Ich habe mir zu diesem Zweck mal eine Hilfe aus einem Pinselstiel
> gebastelt weil ich mal irgendwann die Aufgabe hatte reichlich viele DA
> wiederzuverbinden...

Als geübter Handwerker kannst du das ohne Pinselstiel, mit dem 
Seitenschneider, wie ich gerade beschrieb.

Aber die Verdrillungen auf dem Foto sehen super aus, dem gibt es nichts 
hinzu zu fügen. Alle Achtung. Die unterste längere bevorzugte ich. Für 
einen Drahtdurchmesser von 0,6mm waren 3cm Verdrillung empfohlen.

Für qualitativ besonders hochwertige Verbindungen in der 
Fernmeldetechnik, Z.B. TF-Kabel, Fernleitungen, wurden zusätzlich noch 
die Spitzen der Verdrillung verlötet.

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


Angehängte Dateien:

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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Aber die Verdrillungen auf dem Foto sehen super aus, dem gibt es nichts
> hinzu zu fügen. Alle Achtung. Die unterste längere bevorzugte ich. Für
> einen Drahtdurchmesser von 0,6mm waren 3cm Verdrillung empfohlen.

Japp, da hast du wohl recht, wobei ich dann doch eher auf die moderne 
Technik setze.

von Manuel W. (manuel_w727)


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Finde es immer toll, wenn Fragen von der Baustelle auch in speziellen 
Foren wie z.B. hier auftreten. Habe dadurch auch wieder einiges gelernt.

Wenn Du übrigens erfahren willst, wie Du innerhalb 5min lernst, 
Aderendhülsen richtig zu crimpen, dann schau Dir einmal mein Video an: 
https://youtu.be/6BXnmV5E9nY


LG Manu - von der "Energiespar-Formel"

von Wolle G. (wolleg)


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Manuel W. schrieb:
> Wenn Du übrigens erfahren willst, wie Du innerhalb 5min lernst,....

Mit wem sprichst Du?

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Uwe R. schrieb:
> Andreas Geheimovitsch schrieb:
>
>>
>> Deshalb frage ich mich momentan so ein bissl, was denn der Sinn einer
>> Aderendhülse ist.
>
> Primaerer Zweck:
> Wenn du eine Schraube direkt auf die Litzen drehst, kneifst du
> zwangslaeufig einige Draehte ab. Diese Fliegen dann herum und tragen
> natuerlich nichtmehr zum Stromtransport bei.
Doch doch, die tragen dann sehrwohl zum Stromtransport bei, nur halt 
über Potentiale an denen vom Erfinder kein Stromtransport gewünscht war.
...bzzzz....smoulder... ignite.

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