Forum: Offtopic Blitzableiter gefährlich?


von Sepp H. (graudsalod)


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Hallo Leute,

ich stelle mir folgende Frage:

Kann, wenn ein Blitz in einen Bitzableiter einschlägt das 
Groundpotential so anheben, dass z.B. geerdete Geräte in der Nähe unter 
Spannung stehen?

Grafisch:

Blitz -> Blitzableiter -> Erde -> Haupterdungsschiene -> Schutzleiter -> 
Gerätegehäuse

Oder ist das Groundpotential so starr dass der Blitz einfach, ja, 
"kurzgeschlossen" wird. Aber dabei würde ja der Ableiter schmelzen?

Ich würde mich über Antworten freuen

Grüße, graudsalod

von Peter L. (Gast)


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natürlich schiesst das GND Potenzial in die Höhe und wenn die 
Möglichkeit besteht, dass Ausgleichsströme fliessen können, tun sie das 
auch

von Jens G. (jensig)


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>Kann, wenn ein Blitz in einen Bitzableiter einschlägt das
>Groundpotential so anheben, dass z.B. geerdete Geräte in der Nähe unter
>Spannung stehen?

Ja - weil alles irgendeinen R hat. Und bei Blitzen kommt evtl. auch noch 
der induktive Widerstand dazu (sozusagen in der ersten µs). Du wirst 
also auch am Blitzableiter eine ordentliche Spannungsspitze sehen ...
So betrachtet dient der Bitzableiter eher nur dazu, den Blitz (sollte er 
Dein Häuschen auswählen) einzufangen, damit er nicht über irgendwelche 
undefinierte Weg (die dann hochohmiger, brandgefährdeter, empfindlicher 
sind) seinen Weg zur Erde sucht. Heist natürlich nicht, daß damit der 
induktive und kapazitive Weg der Zerstörung ausgeschlossen ist.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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von Uwe R. (aisnmann)


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Hmm, Blitzableiter sind besonders fuer landende Fallschirmspringer 
gefaehrlich... ;o)))

bye uwe

von Uhu U. (uhu)


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Nicht der Blitzableiter ist gefährlich, sondern der Blitz.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Sepp Hans schrieb:
> dass z.B. geerdete Geräte in der Nähe unter
> Spannung stehen?

Gegenüber Erde schon, aber nicht gegenüber ihrer Umgebung.  Dafür
sollte zumindest der Potenzialausgleich im Keller sorgen, d. h.
PE, Wasserleitung etc. sollten gleichmäßig in ihrer Spannung mit
angehoben werden (und übernehmen damit natürlich ihrerseits einen
Teil des Ableitstroms).

von Jeffrey L. (the_dude)


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das bedeutet also, dass bei einem Blitzeinschlag (in den Blitzableiter) 
Geräte mit Schutzkontakt eher kaputt gehen können als Geräte ohne einen 
Schutzleiter (also SK II)!?

Ich überlege hierbei, dass wenn das Gehäuse einen deutlich höhere 
Spannung als der Neutralleiter hat, hier entsprechende Ausgleichströme 
fließen können. Bei einem PEN-Leiter, bzw. einem TN-C-Netz ist die 
Gefahr dann geringer, oder?

von Wilhelm F. (Gast)


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Einer der Energietechnik-Profs war Spezi in EMV und Blitzableitern, und 
erörterte mit uns einiges.

Er zeigte auch Fotos, wo zentimeter dicke Blitzableiter an der Hauswand 
einfach weg gebrannt waren, richtig verdampft, und noch einen 
Quadratmeter Wand mit raus sprengten. Dort, wo die Leitung in Richtung 
Keller an die Erdung geht. Irgend eine Konstruktion wohl mit mehreren 
Erdungspunkten bzw. mit einem etwas verzweigten Netz... Der Schaden ist 
dann in so einem Fall unter Umständen höher, als ohne Blitzableiter, 
wenn das Erdgeschoß aufgesprengt wird, und es dort ganz sicher gleich 
brennt.

Wie kann denn das passieren?

Der Blitzableiter hat auch Blindwiderstand, ist ein komplexer 
Widerstand, der bei einem Blitz gerne mal besonders wirksam wird. Ein 
Blitzableiternetz ist ja ein Gebilde aus vielen passiven elektronischen 
Bauelementen, genau betrachtet. Vielleicht passieren da bei einem 
Blitzeinschlag Transformationsvorgänge, so ähnlich, wie bei Resonanz 
eines Parallelschwingkreises, mit der Stromüberhöhung zwischen den 
beiden Energiespeichern. So was könnte auf den gezeigten Fotos passiert 
sein, die Transformation der Blitzspannung in außerordentlich hohen 
Strom innerhalb des Ableitungsgebildes. Die Materie ist mitunter nicht 
ganz einfach, und die Klärung durch Gutachter ebenfalls nicht.

Der Blitz alleine hat keine solchen Ströme, die zentimeter dicke 
Stromschienen direkt durch brennen.

von Sepp H. (graudsalod)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Sepp Hans schrieb:
>> dass z.B. geerdete Geräte in der Nähe unter
>> Spannung stehen?
>
> Gegenüber Erde schon, aber nicht gegenüber ihrer Umgebung.  Dafür
> sollte zumindest der Potenzialausgleich im Keller sorgen, d. h.
> PE, Wasserleitung etc. sollten gleichmäßig in ihrer Spannung mit
> angehoben werden (und übernehmen damit natürlich ihrerseits einen
> Teil des Ableitstroms).


Die Antwort verstehe ich nicht, wie sollen Geräte gegenüber Erde unter 
Spannung stehen, wenn sie das gleiche Potential wie Erde haben?
Unter Umgebung verstehen ich Erde?


Aus Winfrieds Pdf habe ich jetzt folgende Info:

Man bekommt keinen eigentlich Stromschlag weil ja der Boden geerdet ist 
und das Gehäuse auch. Eigentlich gleiches Potential. Aber es entstehen 
in der Praxis hier doch auch wieder Potentialunterschiede durch die 
verschiedenen Widerstände?
Boden vom Haus -> Erde = hoher Widerstand
Gerätegehäuse -> Erde = niedriger Widerstand

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Sepp Hans schrieb:

> Die Antwort verstehe ich nicht, wie sollen Geräte gegenüber Erde unter
> Spannung stehen, wenn sie das gleiche Potential wie Erde haben?
> Unter Umgebung verstehen ich Erde?

Ich meinte mit "Umgebung" dabei die unmittelbare Umgebung des
Geräts, mit "Erde" die Bereiche, die weiter entfernt sind (außerhalb
des Einflussbereichs des Blitzstroms).

> Aber es entstehen
> in der Praxis hier doch auch wieder Potentialunterschiede durch die
> verschiedenen Widerstände?
> Boden vom Haus -> Erde = hoher Widerstand
> Gerätegehäuse -> Erde = niedriger Widerstand

Du hast den Sinn des Pozenzialausgleichs nicht verstanden.  Solange
dieser es schafft, dass das "Erd"potenzial innerhalb des Gebäudes an
allen Stellen (ungefähr) gleich ist, es es egal, wie hoch dieses
Potenzial gegenüber der "richtigen" (also der weit entfernten) Erde
ist.  PE, N, Blitzableiter, Wasserleitung, Heizungsrohre, sie alle
sollten einfach nur das gleiche Potenzial haben.

Den Blitzableiter selbst solltest du natürlich beim Einschlag nicht
anfassen.  Nicht nur, dass er durch den hohen Blitzstrom und nur
endlich kleinen Widerstand eine deutliche Potenzialdifferenz zum
Potenzialausgleich haben dürfte, außerdem kann der wohl durchaus so
dimensioniert sein, dass er für einen Moment zum Glühen kommt.  Naja,
irgendwer muss ja die Blitzenergie auch vernicht^Wähem, umwandeln.

von Maik H. (Gast)


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Erhellend sind auch die Entsprechenden VDE Normen zum Thema.
Dabei ist auch statistisch erhoben, wie so ein Blitz aussieht.
Anstigszeiten, Strom... ist ganz interessant.

Schlimm ist wohl auch der magnetische Feldanteil, der sich dann bei 
ungünstig / schleifenförmig verlegten Verkabelungen im Gebäude als hohe 
induizierte Spannung um die angeschlossenen Geräte kümmert.

Desweiteren natürlich das Problem verschiedener Potentiale bei großen 
Gebäuden. Gibt da auch einen netten Aufsatz von der Firma Dehn.

vg

Maik

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